Titel: | Verbessertes Walzwerk, von John Spencer und Mac Corkindale. |
Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. XCIXCII., S. 345 |
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XCIXCII.
Verbessertes Walzwerk, von John Spencer und Mac Corkindale.
Aus Armengaud's Génie industriel, Januar 1867, S.
3.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Spencer's Walzwerk.
Das Walzwerk mit sogenanntem Sicherheitsdruck, welches von
Spencer und Corkindale auf
dem Phönix-Eisenwerke zu Coatbridge in Schottland eingeführt wurde, lieferte
bei der Prüfung durch zahlreiche, unter den verschiedensten Umständen angestellte
Versuche stets die besten Resultate. Der Zeitverlust und die Unkosten, welche bei
den gebräuchlichen Walzwerken in Folge des so oft vorkommenden Bruches gewisser
Verbindungsstücke veranlaßt werden, lassen sich durch den sehr einfachen Apparat der
Genannten vermeiden, indem derselbe diese Brüche unmöglich macht.
Dieser Apparat besteht in der Anwendung von Hebeln mit Gegengewichten (oder Federn
etc.), welche einen starken Druck auszuüben vermögen, aber doch hinreichend
Elasticität besitzen, um der oberen Walze zu gestatten in die Höhe zu gehen, wenn
das eingelassene Metallstück einen Widerstand darbietet, der den Druck
überschreitet, welchen sie ausüben soll und wofür ihre Dimensionen berechnet
sind.
Abgesehen davon, daß die neue Anordnung den regelmäßigen Betrieb eines Walzwerkes
sichert, sind noch andere Vortheile derselben hervorzuheben.
Die Arbeit ist dabei beträchtlich erleichtert, indem die Walzen gar keine Verzögerung
ihrer Bewegung erleiden, wenn man die Schrauben anzieht um den vollen Druck zu
geben. Dieser Umstand ermöglicht das Metallstück zu walzen, während es noch heiß
ist, und es wird dadurch eine größere Regelmäßigkeit in der Dicke des Bleches und
ein vollkommenes Auswalzen erzielt, überdieß die Leistungsfähigkeit des Walzwerkes
um 10 bis 20 Procent erhöht.
Man erhält bei Anwendung dieses Walzwerkes auch viel weniger Ausschuß als bisher. Da
dasselbe das eingelassene Eisen schneller verarbeiten kann als die gewöhnlichen, so
ist man der Nothwendigkeit des zu starken Anziehens der Schrauben überhoben, welches
erforderlich ist wenn das Eisen erkaltet.
Die Schwierigkeiten, welche sich manchmal dem Walzen von langen und schmalen Platten
entgegenstellen, sind beträchtlich vermindert; und da der Druck gleichmäßig
ausgeübt wird, so kann das eingelassene Metallstück nicht mehr das Bestreben haben,
sich, trotz der in gleicher Höhe mit den Walzen angebrachten Tische, zu
verschieben.
Da ein übermäßiger Druck vermieden wird, so bleiben die Zapfen der Walzen kalt,
wodurch man 50 Procent an Lagermetall und Schmiere ersparen kann.
Beschreibung des Apparates.
Die Figuren 34
und 35
stellen ein mit dem neuen Apparat versehenes Blechwalzwerk in der Längenansicht und
im Querschnitt dar.
Bei den Walzwerken gewöhnlicher Construction sind die Walzen A und A' so adjustirt, daß man die Entfernung
zwischen ihnen mittelst der verticalen Schrauben a
reguliren kann, welche in die in den Köpfen der Ständer C des Gestelles befestigten Muttern e
eingelassen sind. Diese Verbindungsweise ist aber zu starr, denn wenn eine Platte
oder Barre, welche zwischen den Walzen hindurchgeht, an irgend einer Stelle ihrer
Oberfläche eine größere Dicke oder Härte besitzt, und das Walzwerk dieses Hinderniß
nicht zu bewältigen vermag, so muß einer seiner Theile brechen.
Der neue Apparat hat, wie erwähnt, insbesondere den Zweck, diesem Uebelstande
abzuhelfen, indem er den Walzen gestattet sich von einander zu entfernen, wenn der
Widerstand den bestimmten Druck, welchen sie ausüben sollen, überschreitet.
In der abgebildeten Anordnung sind die Muttern e, durch
welche die Schrauben a gehen, im Kopf der Ständer C so montirt, daß sie im verticalen Sinne frei gleiten
können, und sie werden nur, um das Heben zu vermeiden, durch die Deckel b gehalten, welche sich auf zu diesem Zweck am oberen
Theile der röhrenförmigen Muttern angebrachte Schultern stützen. Diese Deckel sind
durch lange Bolzen oder Stangen c, welche durch hierzu
in den Ständern des Gestelles angebrachte Oeffnungen gehen, mit den unter der
Grundplatte der Maschine angeordneten Traversen d, d'
verbunden.
Auf diesen Traversen ruhen, ein wenig außerhalb ihres Drehpunktes e', die Hebel L, L'.
Die Bolzen, auf welchen die Hebel drehbar sind, gehen durch die mit der Grundplatte
zusammengegossenen Lager f, f hindurch.
Die Traversen und die Hebel L, L' sind an den
Berührungsstellen mit Stahl garnirt, und am Ende jedes Hebels ist ein Kasten P mit Gegengewichten angehängt.
Selbstverständlich ist im Fundament ein Raum zur Aufnahme der Hebel und ihrer
Gewichte frei gelassen.
Aus den beschriebenen Anordnungen geht hervor, daß die Schrauben die Druckwirkung
begrenzen, damit die Entfernung zwischen den Walzen und folglich die Dicke des zu
walzenden Metalles die gleiche bleibt, während der Widerstand, welcher überwunden
werden muß, sich auf den von den Gewichten an den Hebeln L,
L' ausgeübten beschränkt und daher niemals überschritten werden kann.
Die Hebel werden erfahrungsgemäß belastet und wenn die Walzen auf einen Widerstand
stoßen, welcher größer als der dem Gewicht der Hebel entsprechende ist, so heben sie
sich, und die obere Walze A gibt nach, um sofort nach
dem Durchgang des Hindernisses ihre frühere Stellung wieder einzunehmen.
Natürlich wird der Druck durch dieses Anheben nicht geändert oder vermindert,
derselbe wirkt fortwährend auf die Walzen, ungeachtet ihrer momentanen
Entfernung.