| Titel: | Ueber Gas-Schweißöfen mit Regeneratoren; von Albert Pütsch. | 
| Autor: | Albert Pütsch | 
| Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. XCIXC., S. 368 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XCIXC.
                        Ueber Gas-Schweißöfen mit Regeneratoren;
                           von Albert Pütsch.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII und VIII.
                        Pütsch, über Gas-Schweißöfen mit Regeneratoren.
                        
                     
                        
                           Die in Stockholm erscheinenden Jernkontorets Annaler
                              enthalten im vierten Heft vom Jahre 1866 die Beschreibung und Beurtheilung eines von
                              Hrn. J. Lundin auf dem Eisenwerke Munkfors in Wermland in
                              Schweden erbauten Regenerativ-Gas-Schweißofens, welcher sich von den
                              bisher bekannten Regenerativ-Gasöfen dadurch unterscheidet, daß
                           
                              1) sowohl für die Gaserzeugung, als auch für die Zuführung der
                                 Verbrennungsluft ein Gebläse angewendet wird, und
                              2) zur Abkühlung der Gase und Entfernung der in denselben
                                 befindlichen Wasserdämpfe ein Condensator eingeschaltet ist.
                              
                           Der in Frage stehende Aufsatz ist ein officieller Bericht, welchen die Herren Rinman und Westman an ihre
                              Dienstbehörde, das bekannte Jernkontor in Stockholm
                              einreichten und wird derselbe von einem Artikel des Hrn. Professors Eggertz von der Bergschule in Fahlun begleitet. Die
                              Folgerungen, welche genannte Herren aus den Versuchen auf Munkfors gezogen haben,
                              sowie die in den erwähnten Artikeln niedergelegten Bemerkungen über den dortigen
                              Ofen im Speciellen und Regenerativ-Oefen im Allgemeinen veranlassen mich nun
                              darauf näher einzugehen und namentlich die Betriebsresultate der Lundin'schen Construction mit früheren von mir sowohl in
                              Schweden als anderswo erbauten Regenerativ-Gas-Schweißöfen ohne Gebläse und Condensator zu vergleichen.
                           So weit mir bekannt, ist außer dem auch in diesem JournalSeite 19 in diesem Bande. mitgetheilten Referate des Hrn. P. Tunner in der
                              österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen vom 5. November 1866
                              Genaueres über die Construction des Hrn. Lundin nicht
                              veröffentlicht und gebe ich im Folgenden zunächst die Zeichnung und Beschreibung des
                              Apparates, indem ich außerdem auf den erwähnten Aufsatz des Hrn. Tunner verweise.
                           Der Lundin'sche Apparat besteht aus folgenden Theilen:
                           A dem Gas-Generator,
                           B dem Condensator,
                           C dem Vorwärmofen,
                           D dem Schweißofen,
                           E dem Schornstein.
                           Auf Tab. VII zeigt Fig. 1 den Längenschnitt und Fig. 2 den Grundriß der
                              ganzen Anlage; Fig.
                                 5–12 zeigen den Vorwärm- und Schweißofen selbst in größerem
                              Maaßstabe in den verschiedenen Durchschnitten.
                           Der Gas-Generator A, Fig. 1, ist wie alle
                              Gas-Generatoren ein Schachtofen, welcher von oben gefüllt wird. Das
                              Brennmaterial wird durch den Füllcylinder a
                              eingeschüttet, welcher durch einen Conus verschlossen wird. Auf dem Füllcylinder
                              liegt eine Platte, welche die Ausströmung der Gase beim Niedergehen des Conus auf
                              ein Minimum reduciren soll.
                           Wie erwähnt, wird Gebläsewind zur Gaserzeugung angewendet, und gelangt die nöthige
                              atmosphärische Luft durch das Rohr b in die Kammer c, aus welcher sie sowohl unter die horizontalen Roste
                              d, als auch die geneigten e tritt. f ist eine Reinigungsthür, deren zwei
                              vorhanden sind.
                           Die gebildeten Gase strömen vom Gaserzeuger durch das 1 1/2 Fuß weite gußeiserne Rohr
                              in den Condensator B. Dieser Condensator hat den Zweck,
                              die Gase durch Abkühlung von den in ihnen enthaltenen Wasserdämpfen zu befreien,
                              sowie die aus dem Generator mit übergerissenen Staub- und Aschentheilchen,
                              nebst den bei der Gasbildung entstandenen Theerdämpfen niederzuschlagen.
                           Die Gase können bei einer bestimmten Temperatur nur eine gewisse Menge Wasserdämpfe
                              enthalten, und je geringer diese Temperatur ist, desto geringer wird auch die in
                              ihnen enthaltene Dampfmenge seyn. Kühlt man nun die Gase bis auf eine bestimmte
                              Temperatur ab, so wird so lange Wasserdampf niedergeschlagen, bis der für diese
                              Temperatur bestehende Sättigungsgrad der Gase erreicht ist, von wo ab eine weitere
                              Condensation nicht mehr eintritt. Um diese Abkühlung und daraus folgende Trocknung
                              der Gase zu erreichen, ist der Condensator in die Gasleitung eingeschaltet. Derselbe
                              besteht aus zwei Theilen g und h. In g werden die Gase von feinzertheilten Wasserstrahlen
                              getroffen, während h mit einem Gitterwerk von Eisen
                              versehen ist, auf welches fortwährend von oben Wasser läuft, so daß die Gase auf
                              ihrem Wege durch dasselbe die letzte Spur Unreinigkeit, Asche oder Theerdämpfe
                              verlieren. Der Condensator wirkt so kräftig, daß die vom Gas-Generator mit
                              einer Temperatur von circa 350° C. eintretenden
                              Gase den Condensator mit einer Temperatur von 23° C. verlassen, wobei jedoch
                              zu bemerken ist, daß das Condensationswasser nur 2° warm war. Im Sommer, bei
                              höherer Temperatur des Condensationswassers, von etwa 20°, würden sich die
                              Gase nur bis 40° abkühlen lassen, und selbst größere Quantitäten Wasser
                              höchstens die Temperatur auf 30° herunterdrücken, womit jedoch ein
                              Sättigungsgrad erzielt würde, der fast das Doppelte an Dampfgehalt zeigt, wie bei
                              23° Temperatur der Gase (Jernkontorets Annaler,
                              1866 S. 222).
                           Das für die Condensation nöthige Wasserquantum wird durch das Rohr i zugeführt, welches sowohl mit dem Rohr k als l in Verbindung steht.
                              Durch k tritt das Wasser in die Einspritzvorrichtungen
                              m, durch l in die Kammer
                              h. Durch Ventile kann das Wasserquantum sowohl für
                              k als l regulirt werden.
                              Die Einspritzvorrichtungen, von welchen zwei in jeder Reihe vorhanden sind, haben
                              die in Fig. 3
                              und 4 in 1/2
                              natürlicher Größe angegebene Einrichtung. Das Wasser tritt durch die feine Oeffnung
                              a aus und strömt mit Heftigkeit gegen die der
                              Ausströmungsöffnung gegenüberstehende Metallspitze b,
                              und wird dadurch nach allen Seiten hin fein vertheilt. Durch Stellung der
                              Stellschraube c kann die Entfernung der Spitze von der
                              Ausströmungsöffnung regulirt werden. Der die Stellschraube tragende Ring hat einen
                              die Vertheilung nicht hindernden keilförmigen Querschnitt. Diese sehr hübsche
                              Einrichtung dürfte sich auch für andere Condensationszwecke eignen.
                           Bei dieser Gelegenheit scheint jedoch die Bemerkung am Platze zu seyn, daß die Idee,
                              Gase durch directes Einspritzen von kaltem Wasser von ihren Wasserdämpfen zu
                              befreien, durchaus nicht neu ist. Hr. Tunner theilt in
                              seinem erwähnten Referat mit, daß schon 1859 in Böhmen Glasöfen mit Gasfeuerung und
                              Condensation betrieben wurden, und daß ferner Hr. Uhlig
                              sich eine ähnliche Construction in Oesterreich hat patentiren lassen. Außerdem aber
                              hat der Ingenieur Venini zu Tione (italienisches Tirol)
                              in Frankreich ein Patent, datirt vom 3. Januar 1857, auf Glasöfen mit Gasfeuerung
                              und Condensatoren genommen; interessant ist Venini's
                              Construction noch dadurch, daß er nicht nur die Verbrennungsluft, sondern auch die
                              getrockneten Gase, ehe sie zur Verbrennung kommen, durch die abgehende Flamme des
                              Glasofens vorwärmt; sein
                              Apparat ist im polytechn. Journal Bd. CLIX S.
                                 423 mit beigegebener Zeichnung ausführlich beschrieben. – Neu und
                              eigenthümlich an Lundin's Condensator ist die
                              Einspritzung, und wurde deßhalb hier specieller mitgetheilt.
                           Die im Condensator gereinigten und gekühlten Gase gelangen durch das Blechrohr n in den Ventilkasten o,
                              welcher drei Ventile enthält, p, q und r. Das Ventil p führt nach
                              dem Schweißofen D, q nach dem Vorwärmofen C und r nach dem Rohr s. Das letztere hat den Zweck, die Gase beim Anfeuern
                              des Gaserzeugers zunächst in die freie Luft entweichen zu lassen, und zwar so lange
                              bis alle atmosphärische Luft aus dem Gas-Generator und dem Condensator
                              entfernt ist. Sobald dieß geschehen ist, wird das entsprechende Ventil r geschlossen und die nach dem Schweiß- und
                              Vorwärmofen führenden Ventile p und q werden geöffnet.
                           Aus dem Ventilkasten gehen alsdann die Gase nach dem Schweiß- und Vorwärmofen.
                              Diese beiden sind die bekannten sogen. Siemens'schen
                              Regenerativ-Gasöfen und geben Fig. 5–12 die
                              verschiedenen Durchschnitte in größerem Maaßstabe. Da die Regenerativ-Oefen
                              bereits vielfach beschrieben und besprochen sind, so erscheint ein näheres Eingehen
                              auf dieselben überflüssig, umsomehr, da die Zeichnungen alle Verhältnisse klar und
                              deutlich angeben. Die Canäle s, t und u führen die Verbrennungsproducte sowohl des
                              Vorwärm- als des Schweißofens der gemeinschaftlichen Esse E zu.
                           Die Vortheile, welche diese Vereinigung des Regenerativ-Principes mit einem
                              Condensator bieten soll, hat Hr. Tunner in dem erwähnten
                              Referat klar dargethan. Ob aber diese Vortheile wirklich
                                 vorhanden sind, ist eine andere Frage und veranlassen mich sowohl die in
                              den Jernkontorets Annaler von den Berichterstattern
                              mitgetheilten, als auch die von Hrn. Lundin privatim
                              durch Umdruck veröffentlichten Betriebsresultate etwas näher auf letztere
                              einzugehen.
                           Hr. Lundin theilt in seinem Berichte mit, daß in dem von
                              ihm erbauten Gas-Schweißofen mit Gebläse und Condensation 11073,65 Ctr. Eisen
                              mit einem Brennmaterialverbrauch von 2 Tonnen Sägespäne per 1 Ctr. Eisen ausgereckt werden.
                           Auf theoretischem Wege, durch ziemlich künstliche Rechnung, kommen die Herren Rinman und Westman zu dem
                              Resultat, daß 2 Tonnen Sägespäne im Wärme-Effect gleich 4/5 Tonnen Holzkohlen
                              sind, und stellt sich darnach der Brennmaterialverbrauch im Lundin'schen Ofen zu 0,72 Tonnen Holzkohlen per 1 Ctr. Stabeisen, was im Verhältniß zu den früher auf Munkfors
                              betriebenen Ekman'schen Gas-Schweißöfen eine
                              Ersparniß von 1/7 ergeben würde.
                           Zu diesen Resultaten muß zunächst bemerkt werden, daß der Kohlenverbrauch in dem Ekman'schen Gas-Schweißofen jedenfalls ein sehr
                              hoher war; Hr. Lundin gibt denselben selbst zu 0,88
                              Tonnen Holzkohlen per 1 Ctr. Stabeisen an.
                           Hierbei ist jedoch zu bemerken, daß alles Eisen doppelt geschweißt wurde; leider aber
                              ist in dem ganzen Berichte nicht angegeben, welche Eisensorte verarbeitet wurde.
                           Auf dem mir durch längeren Aufenthalt genau bekannten Eisenwerk Sälboda, welches von
                              dem intelligenten Besitzer Hrn. Baron Fleetwood
                              persönlich geleitet wird, war der mir von demselben mitgetheilte
                              Brennmaterialverbrauch im Ekman'schen Ofen nur 0,78
                              Tonnen Holzkohlen per 1 Ctr. Eisen, so daß schon im
                              Vergleich hiermit der Verbrauch im Lundin'schen Ofen nur
                              wenig geringer erscheint.
                           Ferner gibt Hr. Tunner in seinem Buche „das
                                 Eisenhüttenwesen in Schweden“ S. 65 den Brennmaterialverbrauch bei
                              einem mit Holz gefeuerten Gas-Schweißofen in Lesjöfors zu 4 1/2–5 1/2
                              Kubikfuß Holz per 1 Ctr. Eisen an, was einem
                              Holzkohlenquantum von 0,50 Tonnen entspricht. Freilich war dieses Holz gedörrt; da
                              jedoch die abgehende Hitze des Schweißofens dazu benutzt wurde, so kommen zur
                              Berechnung der Betriebsresultate in Geld nur die Abnutzung der Darrkammern, sowie
                              die etwaigen Transportkosten des Holzes in Betracht, welche jedoch gewiß durch die
                              Ersparniß von 0,22 Tonnen Holzkohlen per 1 Ctr.
                              gegenüber der Lundin'schen Construction mehr als gedeckt
                              werden.
                           Noch anders aber erscheinen die von Hrn. Lundin erzielten
                              Resultate, wenn man dieselben mit denjenigen vergleicht, welche in
                              Gas-Schweißöfen mit Regeneratoren aber ohne Gebläse und Condensation erreicht
                              worden sind, und bin ich in der Lage dasselbe officielle Organ, worin die Herren Rinman und Westman ihre
                              Erfahrungen niedergelegt haben, nämlich „Jernkontorets Annaler“ als Beleg anführen zu können;
                              außerdem stelle ich diesen Herren, welche Beamte der Jernkontorets sind, ihre Collegen, die Herren Director Fahlström in Filipstad, sowie Hrn. Lindegrén als meine Gewährsmänner gegenüber.
                           Als ich mich im Jahre 1861 behufs Anlegung von Regenerativ-Gasöfen für
                              Glasfabrication in Schweden aufhielt, erregten die auf der Glashütte Eda in Wermland
                              erbauten Gasöfen die Aufmerksamkeit des Hrn. Baron Fleetwood, und wurde 1862 auf dessen Eisenwerk Sälboda ein
                              Gas-Schweißofen mit Regeneratoren ohne Gebläse für Reckhämmer erbaut.
                              Zunächst wurde versucht, die Vorwärmung der Masseln zu umgehen, doch zeigte sich
                              dieß unausführbar, und wurde deßhalb der auf dem Werke befindliche Ekman'sche Holzkohlengas-Schweißofen als
                              Vorwärmofen benutzt. Im Beiseyn des Directors Fahlström
                              wurden Probeschmieden angestellt, und veranlaßten die Resultate derselben genannten
                              Herrn dazu, einen Bericht, datirt Filipstad December 1862, an das Jernkontor abzusenden, welcher mir durch die Güte des
                              Hrn. Baron Fleetwood mitgetheilt wurde, und dem ich die
                              wichtigsten Punkte entnehme:
                           
                              „Nachdem ich in Folge des Auftrages von Seiten der Herren Directoren vom
                                 2. Januar den Dienstbesuch auf dem Werke Sälboda abgestattet, sehe ich mich
                                 verpflichtet, den Herren Directoren die bei dieser Gelegenheit gemachten
                                 Beobachtungen in Beziehung auf die Leistungsfähigkeit des dort aufgeführten
                                 Schweißofens für nasse ungetrocknete Brennmaterialien mittelst Siemens'scher Wärmapparate mitzutheilen.“
                              
                           
                              „Das Schweißen und Probeschmieden, welches während meiner Anwesenheit
                                 stattfand, bezeugt nämlich auf das Vollkommenste nicht allein die Zweckmäßigkeit
                                 des Principes, sondern auch die der praktischen Construction zur Erreichung von
                                 voller Schweißhitze für das am schwersten schweißbare Persbergs-Eisen,
                                 ohne jegliches Funkensprühen und oberflächliches Schweißen, ferner ohne daß
                                 irgend eine beschwerliche Flamme mit Kohlenfunken aus den Arbeitsöffnungen des
                                 Ofens herausdrang, Vortheile, welche dieser Ofen einzig mit den
                                 Kohks-Schweißöfen zu theilen scheint. Der große Wassergehalt des
                                 Brennmateriales, welches aus vollständig nassen Sägespänen und nassen Schwarten
                                 bestand, ungefähr von jedem die Hälfte, scheint nicht den geringsten Einfluß auf
                                 die Schweißhitze des Ofens zu haben, welcher, wie es scheint, 3 Reckhämmer in
                                 Gang halten kann, sobald der Ofen mit vorgewärmten Schmelzstücken bedient
                                 wird.“
                              
                           
                              „In dieser Beziehung scheint für die Ofenconstruction doch noch ein
                                 Problem gelöst werden zu müssen, nämlich Anbringung einer passenden Vorwärmung,
                                 ohne welche das Schweißen periodisch oder nur hitzweise stattfindet, nicht
                                 successiv oder ununterbrochen, welches doch für Hammerwerke das Zweckmäßigste
                                 ist. Kalte, nicht vorgewärmte Masseln, direct in den Schweißraum gebracht,
                                 senkten die Temperatur, so daß ein längerer oder kürzerer Aufenthalt im Recken
                                 eintrat, ein Uebelstand, der jedoch sofort aufhörte, sobald der Schweißofen mit
                                 bis auf Braunroth erwärmten Masseln bedient wurde. Um diese zu erhalten, mußte
                                 während des Probeschmiedens ein Kohlengas-Schweißofen gleichzeitig in
                                 Gang erhalten werden, was eine genaue Bestimmung des Verbrauches von nassem
                                 Brennmaterial per Schiffpfund fertig gerecktes
                                 Stabeisen verhinderte.“
                              
                           
                           
                              „Um diesen Uebelstand zu beseitigen, ist eine Constructionsveränderung
                                 nothwendig, und zu diesem Zwecke muß, um den nöthigen Platz zu gewinnen, ein
                                 großer Theil des Baues abgerissen und umgebaut werden, und gestützt auf das
                                 bereits erhaltene Resultat sehe ich mich verpflichtet, dieses
                                 Schweißofen-Princip als werth der Aufmerksamkeit und Unterstützung dem
                                 „Gewerken-Verein“ zu empfehlen, um so mehr, da
                                 es, wenigstens für Hammerwerke, noch nicht als ganz zweckmäßig für unbedingte
                                 Nachahmung angesehen werden kann.“
                              
                           
                              „Die Vortheile, welche das Princip darbietet, und auf Grund deren ich
                                 diese Mittheilung den Herren Directoren zur Beherzigung empfehle, sind
                                 folgende:
                              
                           
                              1) Die lange Dauer des aus feuerfesten Steinen construirten Wärmapparates,
                                 welcher weniger empfindlich für Ueberhitzung sowohl als Temperaturveränderung
                                 ist als die bisher angewendeten, welche dadurch theils springen, theils in Wärme
                                 nicht leitenden Glühspan verwandelt werden.
                              
                           
                              2) Die Einfachheit und Dauer des
                                    Ventilsystemes, ohne daß dasselbe mit Wasser gekühlt zu werden
                                 braucht.
                              
                           
                              3) Unabhängigkeit von dem Trockenheitsgrade des Brennmateriales und besonderer
                                 Trocknung desselben, welche, wenn auch für Holz und Torf leicht ausführbar, doch
                                 immer mit Kosten verknüpft ist.
                              
                           
                              4) Anwendung eines bisher unanwendbaren, nur zur Last liegenden Brennmateriales,
                                 nämlich nasser Sägespäne.
                              
                           
                              5) Die vollständige Verbrennung mit dem möglich geringsten Wärmeverlust,
                                 angedeutet durch die absolute Rauchfreiheit und geringe Wärme der abziehenden
                                 Schornsteinluft.“
                              
                           Aus diesem Bericht, welcher zu deutlich für sich selbst spricht, als daß ich nöthig
                              hätte noch etwas hinzuzufügen, geht also die Anwendbarkeit der Regeneration ohne
                              Gebläse und sonstigen Anhang für Schweißöfen klar hervor, und weist derselbe mit
                              Recht auf die Nothwendigkeit einer passenden Vorwärmung hin. Im folgenden Jahre
                              wurde alsdann auch die ganze Anlage umgebaut und ein specieller Vorwärmofen,
                              ebenfalls mit Regeneratoren versehen, aufgeführt.
                           Auf Tab. VIII gibt Fig. 1 die Anlage im Grundriß, Fig. 3–6 den
                              Schweiß- und Vorwärmofen im Durchschnitt. Der Generator A ist aus Fig. 1 und Fig. 2 ersichtlich. Die
                              zur Gaserzeugung nöthige atmosphärische Luft tritt bei a
                              ein, und die gebildeten Gase verlassen den Generator bei b, um durch die Canäle c und d den Schweiß-, resp. Vorwärmofen zuzufließen.
                              Die Anordnung der Ventile sowie die Verbindung derselben mit den Regeneratoren und
                              dem Schornstein ist
                              genau ersichtlich, und ist für beide Oefen eine gemeinschaftliche Esse vorhanden.
                              Interessant dürfte dabei die Notiz seyn, daß dieser gemeinschaftliche Schornstein
                              von 45' Höhe von Grund aus ungebrannten Sägespänziegeln
                              erbaut, und nur von außen zum Schutz gegen Nässe mit Kalk berappt war.
                           Der Schweißofen hatte 6 Arbeitslöcher, während der Vorwärmofen mit 3 ordentlichen
                              Arbeitsthüren versehen war. Die Masseln wurden in dem Vorwärmofen auf Braunrothgluth
                              erhitzt und dann im Schweißofen auf Schweißhitze gebracht. Das verarbeitete Eisen
                              war das allen Hüttenleuten wohlbekannte Persbergseisen, welches zu den am schwersten
                              schweißbaren aller schwedischen Eisensorten gezählt wird. Sämmtliches Eisen wurde
                              zweimal geschweißt und ließ die Sauberkeit der Arbeit nichts zu wünschen übrig.
                           Der einzige Unterschied gegenüber der Construction von Hrn. Lundin, natürlich abgesehen vom Gebläse und Kondensator, liegt darin, daß
                              Hr. Lundin die Gas-Generatoren sowohl im
                              Schweiß- als Vorwärmofen weiter entfernt vom Arbeitsraum gelegt hat als die
                              Luft-Regeneratoren, sowie er denselben auch einen größeren Querschnitt als
                              den Luft-Regeneratoren gegeben hat. Hr. Lundin hat
                              den Grund dieser von ihm als Verbesserung bezeichneten Abweichung nicht näher
                              angegeben, und scheint von dem Gedanken ausgegangen zu seyn, eine energische
                              Mischung von Gas und Luft hervorzubringen, dadurch daß er das Gas hinter der Luft in
                              den Ofen treten läßt; doch würde dieser Zweck besser durch eine passend gewählte
                              Feuerbrücken-Construction erreicht werden. Bei der jetzt von ihm gewählten
                              Anordnung der Regeneratoren wird die Flamme um die ganze Breite des
                              Luft-Regenerators zu früh gebildet und somit dem Schweiß- resp.
                              Vorwärmherde entzogen.
                           Mein Vorwärmofen unterscheidet sich außerdem von dem auf Munkfors erbauten dadurch,
                              daß die Regeneratoren, um Platz zu gewinnen, theilweise unter den Ofen gelegt sind,
                              und sodann daß der Vorwärmherd aus solidem Mauerwerk besteht. Da im Vorwärmofen eine
                              Schlackenbildung nie eintreten kann, so ist eine Kühlung des Herdes durch Luft, wie
                              Hr. Lundin gethan, nach meiner Ansicht ein Fehler, indem
                              dadurch die Ausstrahlungsfläche unnöthig vergrößert wird.
                           Während der ersten Wochen leitete mein Bruder Hermann Putsch im Beiseyn des Ingenieurs Hrn. Lindegrén den Betrieb. Hr. Lindegrén war vom Jernkontor nach
                              Sälboda zur Ueberwachung resp. Berichterstattung deputirt worden, und gebe ich im
                              Folgenden die Resultate, wie sie in dem officiellen Organe des schwedischen
                              Hüttenwesens „Jernkontorets
                                    Annaler“ veröffentlicht sind.
                           
                           Zunächst enthalten die „Jernkonto rets
                                    Annaler“ vom Jahr 1863 S. 245 folgende Notiz:
                           
                              „Als Brennmaterial wurden sowohl Abschnitte und sonstige Abfälle der
                                 Sägemühle, als auch lufttrockenes Stammholz (kleinere ungespaltene Stämmchen in
                                 Stücken von 1 bis 1 1/2 Fuß Länge abgesägt) angewendet.“
                              
                           
                              „Sägabfall konnte jedoch nur höchstens zur Hälfte angewendet werden, da
                                 sonst die Temperatur im Ofen sich merkbar senkte.“
                              
                           
                              „Der letzte dem Jernkontor eingesandte
                                 Wochenbericht enthält die Resultate der ersten Woche des Novembers. In dieser
                                 Woche wurden 841 Ctr. Masseln gereckt, aus welchen man 730,60 Ctr. Stangeneisen
                                 erhielt und zwar mit einem Brennmaterialverbrauch von 832 Kubikfuß Abfallholz
                                 und 1980 Kubikfuß Stammholz, alles mit Zwischenräumen gemessen.“
                              
                           
                              „Zu einem Centner Stangeneisen wurden also verbraucht 1,15 Ctr. Masseln
                                 und 3,85 Kubikfuß Holz, welches auf Kohlen reducirt einem Kohlenverbrauch von
                                 nicht mehr als 0,38 Tonnen entspricht.“
                              
                           An diesen Bericht schließe ich die Resultate derjenigen Arbeitswochen, in welchen der
                              Ofen persönlich von meinem Bruder geleitet wurde:
                           
                              
                                 
                                 1863.
                                 
                              
                                 11–17
                                 October wurden gereckt 716,05 Ctr. Masseln, erhalten 621,85 Ctr. Eisen
                                    mit2707 Kubikfuß Holz, Abbrand 13,15 Proc.
                                 
                              
                                 25–31
                                 October wurden gereckt 781,95 Ctr. Masseln, erhalten 679,40 Ctr. Eisen
                                    mit2879 Kubikfuß Holz, Abbrand 13,12 Proc.
                                 
                              
                                   1–  7
                                 November wurden gereckt 841 Ctr. Masseln, erhalten 730,60 Ctr. Eisen
                                    mit2812 Kubikfuß Holz, Abbrand 13,13 Proc.
                                 
                              
                           Als Mittel stellt sich folgendes Resultat heraus:
                           Zu einem Centner doppelt geschweißten Eisens sind erforderlich bei einem Abbrand von
                              13,13 Proc. an Brennmaterial 4,13 Kubikfuß Holz oder auf Holzkohlen reducirt nur
                              0,40 Tonnen.
                           Aus diesen Betriebsresultaten ist ganz deutlich zu ersehen, daß die Production des
                              Ofens sich bei Verminderung des Brennmateriales erhöhte, trotz der Schwierigkeiten
                              welche sich sofort beim Betriebe zeigten.
                           Schon beim Anstecken des Ofens erwies es sich, daß die vorhandene 45' hohe Esse für
                              beide Oefen, d.h. Vorwärm- und Schweißofen nicht ausreichte, und dennoch
                              gelang es die Production bis auf eine Höhe von 730,60 Ctr. fertig gerecktes, doppelt
                              geschweißtes Eisen zu bringen, während die gewöhnlichen Schweißöfen nach Ekman'schem Princip, wie sie Hr. Lundin auf Munkfors betrieben hat (Jernkontorets
                                 Annaler) 1866 S. 228), nur 530 Ctr. per Woche
                              liefern, so daß mein Regenerator-Gasofen 200 Ctr. Eisen oder 37 1/2 Proc.
                              mehr producirte als die Ekman'schen
                              Gas-Schweißöfen, ein jedenfalls höchst beachtenswerthes Resultat.
                           Der Abbrand von 13,12 Proc. erklärt sich aus der bedeutenden Temperatur des Ofens und
                              der Ungeübtheit der Arbeiter in Beurtheilung derselben. Dieselben ließen gewöhnlich
                              das Eisen zu lange im Ofen, so daß dasselbe mitunter fast breiig unter die Hämmer
                              kam.
                           Uebrigens ist dieser Abbrand doch nicht ungewöhnlich hoch. Hr. Tunner gibt in seinem Werke „das Eisenhüttenwesen in
                                 Schweden“ S. 66 in der Anmerkung den Abbrand auf Lesjöfors zu 13,7
                              Procent an.
                           Anschließend hieran, gebe ich die Resultate, welche ich an anderen Orten mit
                              Regenerativ-Gas-Schweißöfen, ebenfalls ohne Gebläse und Condensation,
                              und zwar in Walzwerken erreicht habe.
                           Im Jahre 1860 baute ich für fremde Rechnung im Königreich Polen auf dem Eisenwerke
                              Dombrowa einen Gas-Schweißofen und es wurde in Gegenwart einer aus
                              Hüttenbesitzern und Ingenieuren bestehenden Commission unter dem Vorsitz des
                              damaligen Directors der kaiserlichen Bergwerke in Polen, Generalmajor v. Jossa, eine Reihe genau controllirter Versuche mit den
                              verschiedenartigsten Brennmaterialien angestellt, welche folgende Daten ergaben. Es
                              wurde geschweißt:
                           1 Pud Eisen mit 0,086 Korzec Steinkohlen,
                           1 Pud Eisen mit 0,12   Korzec Torf,
                           1 Pud Eisen mit 0,72   Kubikfuß Holz,
                           welches auf schwedisches Maaß und Gewicht reducirt,
                              ergibt:
                           1 Ctr. Eisen mit 0,60 Ctr. Steinkohlen,
                           1 Ctr. Eisen mit 1,56 Kubikfuß Torf,
                           1 Ctr. Eisen mit 2,02 Kubf. Holz oder 0,20 Tonnen Holzkohlen.
                           Holz sowohl wie Torf waren wochenlang vor den Versuchen den Einflüssen der Witterung
                              ausgesetzt gewesen. Analysen in Bezug auf Aschengehalt des Torfes, ordinärer
                              Stichtorf von mittlerer Qualität, wurden nicht angestellt, nur will ich ferner
                              hervorheben daß das dortige etwas rothbrüchige Eisen in der Regel zweimal geschweißt
                              werden mußte. Der Abbrand stellte sich auf circa 12
                              Proc.
                           Ferner gebe ich die Resultate einer späteren Betriebswoche, wo dieß Arbeiterpersonal
                              sich bereits an die Manipulation des Ofens gewöhnt hatte, sowie auch die Qualität
                              des zu schweißenden Eisens eine zweimalige Hitze weniger oft verlangte, und füge ich
                              zum Vergleich auch den Kohlenverbrauch des gleichzeitig mit meinem Ofen in Betrieb
                              befindlichen Schweißofens mit directer Feuerung bei.
                           
                           
                              
                                 Gas-Schweißofen
                                       mitRegeneratoren.
                                 Schweißofen mit
                                       directerFeuerung.
                                 
                              
                                 
                                 Tagschichten.
                                 Kohlenverbr.
                                 Tagschichten.
                                 Kohlenverbr.
                                 
                              
                                 Montag
                                 239
                                 Pud
                                 25
                                 Pfd. Eisen
                                 10
                                 Korzec
                                 210
                                 Pud
                                 24
                                 Pfd. Eisen
                                 24
                                 Korzec
                                 
                              
                                 Dienstag
                                 250
                                 „
                                 25
                                 „    
                                    „
                                 15
                                 „
                                 250
                                 „
                                 –
                                 „    
                                    „
                                 24
                                 „
                                 
                              
                                 Mittwoch
                                 142
                                 „
                                 25
                                 „    
                                    „
                                 10
                                 „
                                 195
                                 „
                                 15
                                 „    
                                    „
                                 24
                                 „
                                 
                              
                                 Donnerstag
                                 183
                                 „
                                 –
                                 „    
                                    „
                                 11
                                 „
                                 256
                                 „
                                 11
                                 „    
                                    „
                                 24
                                 „
                                 
                              
                                 Freitag
                                 131
                                 „
                                 10
                                 „    
                                    „
                                 10
                                 „
                                 176
                                 „
                                 5
                                 „    
                                    „
                                 19
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 Nachtschichten.
                                 Kohlenverbr.
                                 Nachtschichten.
                                 Kohlenverbr.
                                 
                              
                                 Montag
                                 166
                                 „
                                 30
                                 „    
                                    „
                                 12
                                 „
                                 185
                                 „
                                 –
                                 „    
                                    „
                                 22
                                 „
                                 
                              
                                 Dienstag
                                 246
                                 „
                                 –
                                 „    
                                    „
                                 11
                                 „
                                 240
                                 „
                                 –
                                 „    
                                    „
                                 21
                                 „
                                 
                              
                                 Mittwoch
                                 226
                                 „
                                 5
                                 „    
                                    „
                                 10
                                 „
                                 210
                                 „
                                 –
                                 „    
                                    „
                                 22
                                 „
                                 
                              
                                 Donnerstag
                                 168
                                 „
                                 30
                                 „    
                                    „
                                 10
                                 „
                                 212
                                 „
                                 –
                                 „    
                                    „
                                 23
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summe derProduct.
                                 1754
                                 Pud
                                 30
                                 Pfd. Eisen
                                 99
                                 Korzec.
                                 1935
                                 Pud
                                 15
                                 Pfd. Eisen
                                 203
                                 Korzec.
                                 
                              
                           Hieraus folgt bei 12 1/2 Proc. Abbrand ein Kohlenverbrauch:
                           im Schweißofen mit directer Feuerung   per Ctr. Eisen 0,12   Korzec = 84 Pfd.
                           im Gas-Schweißofen mit Regeneratoren per Ctr. Eisen 0,065 Korzec = 45 1/2 Pfd.
                           Wie bekannt, sind, was die Materialien betrifft, die Verhältnisse der polnischen
                              Steinkohlenwerke fast identisch mit denen der Hütten in Oberschlesien.
                           Stellt man nun der leichteren Uebersicht wegen die oben angegebenen und auf
                              Holzkohlen reducirten Betriebsresultate nochmals zusammen, so ergibt sich
                              Folgendes:
                           
                              
                                 Gas-Schweißofen mit Regeneratoren
                                    ohne    Gebläse u. Condensation, für
                                    Walzwerkbetrieb    zu Dombrowa
                                 per 1 Ctr. Eisen 0,20 Tonnen Holzkohlen
                                 
                              
                                 Gas-Schweißofen mit Regeneratoren
                                    ohne    Gebläse und Condensation, für
                                    Reckhämmer    auf Sälboda
                                 per 1 Ctr. Eisen 0,40 Tonnen Holzkohlen
                                 
                              
                                 Gas-Schweißofen von Hrn. Lundin mit    Regeneratoren,
                                    Gebläse und Condensation,    zu
                                    Munkfors
                                 per 1 Ctr. Eisen 0,72 Tonnen Holzkohlen.
                                 
                              
                           Es stellt sich also die Thatsache heraus, daß der Ofen des Hrn. Lundin zu Munkfors gut das 3fache des Ofens zu Dombrowa und das 1 3/4fache
                              des Ofens zu Sälboda gebraucht.
                           Daraus folgt, daß die von den Herren Lundin, Westman und
                              Rinman als ausgezeichnet aufgestellten Resultate der
                              Lundin'schen Construction trotz Gebläse und
                              Condensator nichts weniger als glänzend sind.
                           
                           Der Unterschied zwischen den Oefen zu Sälboda und Dombrowa im Brennmaterialverbrauch
                              erklärt sich dadurch, daß der erstere für Hämmerbetrieb, der zweite für ein Walzwerk
                              arbeiten mußte.
                           Es drängt sich nun unwillkürlich die Frage auf, woher es kommt, daß der Ofen des Hrn.
                              Lundin, welcher doch auch ein Regenerativ-Ofen
                              ist, soweit hinter den übrigen zurückgeblieben ist, und liegt die Erklärung dieser
                              eigenthümlichen Erscheinung in Folgendem.
                           Zunächst ist es eine feststehende Thatsache, daß bei Gaserzeugung durch Gebläse stets
                              mehr Kohlensäure erzeugt wird als in solchen Generatoren, welche mit Schornsteinzug
                              arbeiten. Die größere Kohlensäurebildung ist aber von vornherein ein
                              Brennmaterialverlust.
                           Ein zweiter ebenso schädlich wirkender Umstand kommt gerade durch die Anwendung des
                              Kondensators zur Geltung, nämlich die Condensirung sämmtlicher bei der Gasbildung
                              erzeugten Theerdämpfe, welche bei einem ohne Condensator arbeitenden
                              Regenerativ-Ofen dem Ofen direct zu Gute kommen. Die Quantitäten
                              Brennmaterial, welche auf diese Weise verloren gehen, sind gar nicht unbedeutend,
                              und es läßt sich behaupten, daß der Lundin'sche Ofen nur
                              mit Kohlenoxydgas mit unbedeutenden Mengen von Grubengas vermischt arbeitet, und nur
                              in Folge der angebrachten Regeneratoren gegenüber den Holzkohlengas-Oefen von
                              Ekman einen kleinen ökonomischen Vortheil bietet.
                           Um Hrn. Lundin aber gerecht zu werden, muß man die
                              Verhältnisse seines Vaterlandes Schweden berücksichtigen, wo fast alle großen oder
                              kleinen Eisenwerke eine Sägemühle, wenn auch nur für eigenen Bedarf haben. Die
                              größeren Eisenwerke besitzen aber mitunter Sägewerke, welche so massenhaft Sägespäne
                              produciren, daß die Besitzer dieselben auf jede nur irgend mögliche Weise los zu
                              werden suchen, was gar nicht so leicht ist, da ihnen gesetzlich verboten ist, die
                              Sägespäne in das Wasser zu werfen. Ueber die colossalen Mengen von Sägespänen,
                              welche einige Sägemühlen liefern, macht Prof. Eggertz
                              folgende Mittheilung: Im Sägewerk Domnarf werden täglich zweitausend Tonnen
                              Sägespäne producirt und sind 10 bis 12 Personen ausschließlich mit dem
                              Beiseiteschaffen dieses Abfalles beschäftigt. Um diese Quantitäten los zu werden,
                              hat man dort einen besonderen Ofen erbaut, dessen Anlage 10000 Reichsthlr. (3700
                              Thlr. preutz. Cour.) kostete, und dessen Unterhaltung ausschließlich Bedienung auf
                              jährlich 200 preuß. Thaler veranschlagt werden muß. Dergleichen Sägewerke gibt es
                              aber zu Duzenden und ist auch Munkfors, wie mir aus persönlicher Anschauung bekannt,
                              mit einer ähnlichen Schneidmühle versehen.
                           Daß unter solchen Umständen eine Methode, welche überhaupt nur eine nützliche Verwendung eines
                              bisher nicht nur werthlosen, sondern sogar lästigen Abfalles gestattet, einen
                              gewissen Werth hat, ist wohl selbstredend, namentlich wenn die zu derselben
                              erforderlichen Wasserquantitäten überreichlich vorhanden sind. Munkfors z.B. liegt
                              am Claraelf, welcher dort einen von Touristen vielfach besuchten Wasserfall bildet,
                              von welchem nur ein kleiner Bruchtheil für die Werke zur Anwendung kommt; wenn daher
                              zur Condensation täglich mehrere Tausend Kubikfuß Wasser dem Flusse mehr entzogen
                              werden, so ist dieß von gar keiner Bedeutung.
                           Daß die Wasserconsumtion aber ein wohl zu berücksichtigender Factor ist, geht aus den
                              Angaben der Herren Rinman und Westman hervor.
                           Um den Theer für nur einen Schweißofen niederzuschlagen,
                              sind per Minute 2,7 Kubikfuß Wasser von 2° C.
                              erforderlich, oder in 24 Stunden das bedeutende Quantum von 3884 Kubikfuß, eine
                              Wassermasse welche genügt um eine Dampfmaschine von 200 Pferdekräften in Gang zu
                              erhalten. Dieß gilt jedoch nur für die kalten Jahreszeiten. Für den Sommer stellt
                              Hr. Professor Eggertz einen Wasserverbrauch von 0,1
                              Kubikfuß per Secunde in Aussicht (Jernkontorets Annaler, 1866 S. 222), was in 24 Stunden den enormen
                              Verbrauch von 8640 Kubikfuß Wasser für nur einen Schweißofen ergibt. Es folgt daraus
                              für viele, namentlich mit Dampf betriebene Eisenwerke die factische Unmöglichkeit,
                              abgesehen von anderen Umständen, mit Hrn. Lundin's
                              Condensator zu arbeiten.
                           Hr. Lundin und sämmtliche Herren Deputirten des Jernkontorets, welche über seine in vieler Hinsicht ganz
                              hübsche Zusammenstellung verschiedener Patente, sowohl
                              was Regeneration als Condensation betrifft, berichteten, haben sich auf einen kaum
                              haltbaren Standpunkt gestellt, indem sie nicht einfach dabei geblieben sind, daß es
                              sich um einen Sägespän-Ofen handelt. Als Sägespän-Ofen hat Lundin's Ofen eine gewisse nicht abzuläugnende
                              Berechtigung, aber nur als solcher. Sobald die Herren Lundin,
                                 Westman, Rinman und Prof. Eggertz aber die Idee
                              verallgemeinern und für alle Brennmaterialien anwenden wollen, so kommen sie, wie
                              oben durch Erfahrungszahlen gezeigt wurde, auf nicht mehr ökonomische Resultate.
                           Mit einem Worte, Hrn. Lundin's Zusammenstellung hat nur
                              Werth für Schweden, und selbst da nur für Sägespäne. Wenn ferner Hr. Lundin die Möglichkeit in Aussicht stellt, mit Hülfe des
                              Condensators Stichtorf allein als Brennmaterial für Schweißöfen zu verwenden, so
                              ergibt sich aus dem früher Mitgetheilten, daß ich dieß bereits vor 7 Jahren
                              ausgeführt habe, und zwar ohne Condensation und Gebläse, und mache ich beiläufig darauf aufmerksam, daß
                              einige von meiner Firma erbaute Glashütten bereits mehrere Jahre hindurch
                              ausschließlich mit Stichtorf betrieben werden.
                           Im Obigen glaube ich durch factische Zahlen, mit Beiseitesetzung jeder theoretischen
                              Speculation, die ungünstigen Folgen der Anwendung von Gebläse und Condensator,
                              namentlich des letzteren, bei Regenerativ-Gasöfen gezeigt zu haben, und es
                              bleibt mir noch übrig, einige Worte über verschiedene Aeußerungen der Herren Rinman und Westman über
                              Regenerativ-Gasöfen im Allgemeinen hinzuzufügen.
                           Die genannten Herren sagen in ihrem Berichte Folgendes:
                           
                              „Die Versuche, welche auf Sälboda mit diesen Regeneratoren gemacht wurden,
                                 erwiesen bedeutende Schwierigkeiten in Bezug auf die Ventile, und kann man wohl
                                 sagen, daß die Wärmeregeneratoren, oder wie man sich gewöhnt hat sie zu nennen,
                                 die Siemens'schen Regeneratoren, erst durch Lundin's Condensator in Schweden Anwendbarkeit
                                 gefunden haben.“
                              
                           Ferner sagt Prof. Eggertz S. 225:
                           „An der Anwendbarkeit dieser Regeneratoren war man vorher fast
                                 verzweifelt, in Folge der Schwierigkeiten, welche man mit dem Betriebe und der
                                 Dauer dieser Ventile gehabt hat, indem dieselben theils durch die von den
                                 Regeneratoren kommenden heißen Gase litten, theils in ihrer Beweglichkeit durch
                                 Ruß, Theer etc. gehindert wurden.“ Ferner sagt er S. 213:
                              „daß man, um Kohlenersparniß zu erzielen, Regeneratoren beschaffen
                                 müsse; um aber diese benutzen zu können, brauche man Ventile, und um mit diesen
                                 arbeiten zu können, sey Lundin's Condensator
                                 erforderlich.“
                              
                           Zunächst drängt sich mir die Frage auf, woher es kommt daß bei dem von Hrn. Lundin erbauten Regenerativ-Gasofen die aus den
                              Regeneratoren den Ventilen zuströmenden Verbrennungsproducte eine geringere
                              Temperatur besitzen als bei den von mir erbauten, namentlich wenn man bedenkt, daß,
                              wie auch der Vergleich der Zeichnungen ergibt, die Höhenverhältnisse in beiden
                              dieselben sind und Hr. Lundin in den betreffenden Canälen
                              einen Condensator nicht eingeschaltet hat. Hr. Professor Eggertz ist die Erklärung dieser Thatsache schuldig geblieben. Doch
                              abgesehen hiervon verweise ich die Herren Berichterstatter auf Jernkontorets Annaler, 1864 S. 196, wo ihr College Hr.
                              Lindegrén in seinem Bericht ausdrücklich
                              sagt:
                           
                              „Die Ventile zu den Luft- und Gascanälen wurden alle zehn Minuten
                                 gewechselt, ohne andere Schwierigkeit als daß sie durch angesammelten Theer oder Ruß
                                 mitunter schwer giengen, was jedoch ohne sonderliche
                                    Störung für das Recken leicht zu beseitigen war.“
                              
                           Selbst diese geringen Uebelstände der Ventile sind aber auch in demselben Jahre,
                              freilich nicht auf Sälboda, von mir verbessert worden, und zwar durch eine
                              veränderte Construction derselben. Allerdings habe ich diese
                              Constructionsveränderung dem Jernkontor nicht
                              mitgetheilt, und zwar aus Gründen, die zu erörtern hier nicht der Platz ist. Es
                              erscheint aber ganz klar, daß Hr. Lundin des Theeres
                              halber mit den Ventilen, wie sie Hr. Siemens zuerst
                              angegeben hat, nicht arbeiten konnte, und er statt rationelle Ventile zu
                              construiren, lieber den Theer aus den Gasen auswäscht, während der von mir
                              eingeschlagene andere Weg, den Theer zu benutzen und die Ventile der Natur der Gase
                              anzupassen, der richtigere zu seyn scheint.
                           Ferner trifft die Behauptung, daß erst der Condensator die Regenerativ-Gasöfen
                              in Schweden möglich gemacht hat, in keiner Weise zu, da seit 1861, also seit 6
                              Jahren, die von mir auf der Glashütte Eda in Wermland erbauten
                              Regenerativ-Gasöfen für Glasfabrication in ununterbrochenem guten Betrieb
                              sind.
                           Wenn man nun schließlich den Inhalt der Berichte der Herren Lundin, Westman, Rinman und Prof. Eggertz
                              betrachtet, sowie die Zeichnungen des Lundin'schen Ofens
                              mit denen von meinem Ofen vergleicht, so kommt man zu dem Resultat, daß jene Herren
                              insgesammt mit einem nationalen Enthusiasmus referirt haben, der ihnen nicht
                              gestattete, von früher in Schweden durch deutsche Ingenieure ausgeführten
                              Constructionen und erlangten Resultaten auch nur die geringste Notiz zu nehmen, ein
                              Ausdruck, der um so gerechtfertigter ist, da sämmtliche von mir mitgetheilte Zahlen
                              und Angaben, sowie die beigegebenen Zeichnungen in den Jernkontorets Annaler officiell veröffentlicht wurden.
                           Sieht man von der Anwendbarkeit der Lundin'schen Anordnung
                              für Sägespäne ab, so ist seinem Ofensystem in allen Ländern, wo keine schwedischen
                              Verhältnisse obwalten, nur eine sehr geringe Zukunft zu prophezeihen, da dasselbe
                              nur eine Methode ist, um auf künstlichem Wege durch kostspielige Apparate
                              Brennmaterial zu verschleudern.
                           Berlin, im Januar 1867.
                           
                        
                     
                  
               
