Titel: | Ueber die Absorption des Wasserstoffs und des Kohlenoxyds durch schmelzendes Kupfer; von H. Caron. |
Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. CICII., S. 384 |
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CICII.
Ueber die Absorption des Wasserstoffs und des
Kohlenoxyds durch schmelzendes Kupfer; von H. Caron.
Aus den Comptes rendus, t. LXIII p. 1129; December
1866.
Caron, über Absorption von Wasserstoff und Kohlenoxyd durch
flüssiges Kupfer.
Verschiedene beim Raffiniren oder Hammergarmachen des Kupfers sich zeigende
ErscheinungenMan s. polytechn. Journal Bd. CLIV S.
193, Bd. CLXIV S. 438. brachten mich auf den Gedanken, daß dieses Metall im geschmolzenen Zustande
die Fähigkeit besitzen müsse, gewisse Gase zu absorbiren, und daß es in Folge dieser
Absorption in seinen Eigenschaften modificirt werden könne.
Die zur Feststellung dieser Thatsache erforderlichen Versuche waren sehr einfach und
bestanden darin, das Kupfer in Atmosphären von verschiedenen Gasen einzuschmelzen,
die einzelnen Stadien der Operation genau zu beobachten und schließlich die
Eigenschaften und Unterscheidungsmerkmale des erkalteten Metalles zu ermitteln.
Die ersten Versuche stellte ich mit reducirend wirkenden
Gasen an. Ich erhitzte einen 150 bis 200 Grm. schweren Zain von gutem Kupfer in
einem aus glasirtem Porzellan bestehenden Schiffchen, welches in einem Rohre aus
demselben Material enthalten war, in einem Strome von gut gereinigtem Wasserstoffgase bis zu einer etwas über dem Schmelzpunkte
des Kupfers liegenden Temperatur. An dem Ende des Rohres, aus welchem das Gas
entweicht, wird eine mit zwei weiten Tubulaturen versehene Glaskugel angebracht,
mittelst deren die Vorgänge im Inneren des Apparates sich leicht beobachten lassen.
So lange das Kupfer seinen starren Aggregatzustand behält, ist nichts zu bemerken;
in dem Augenblicke jedoch, in welchem es zu schmelzen beginnt, bläst es sich auf (es
„steigt“) und an seiner
Oberfläche treten zahlreiche Blasen auf, wie dieß beim Schmelzen eines
wasserhaltigen Salzes der Fall ist. In demselben Momente zeigt sich eine
beträchtliche Bildung von Wasserdampf, welcher sich in dem kugelförmigen
Glasvorstoße verdichtet. Bei sämmtlichen Kupfersorten, welche ich in dieser
Beziehung untersuchte, trat diese Erscheinung constant auf und dieß dürfte wohl zu
der Annahme berechtigen, daß das im Handel vorkommende Kupfer allgemein etwas Oxydul
enthält.
Sobald das Kupfer ganz in Fluß gerathen und das Oxydul vollständig reducirt ist,
erscheint die Oberfläche des eingeschmolzenen Metalles blank und beweglich, wie bei
reinem Quecksilber und wallt bei dem leisesten Stoße gegen den Apparat auf, wird
jedoch bald vollkommen unbeweglich, was darauf schließen läßt, daß die Einwirkung
des Gases auf das Metall ganz aufgehört hat oder wenigstens nicht mehr wahrnehmbar
ist. Man läßt jetzt das Feuer abgehen und den Apparat langsam erkalten. Kurz vor dem
Erstarren fängt die spiegelnde Metallfläche an, sich heftig zu bewegen; sie sprudelt
auf und das entweichende Gas streut eine Menge feiner Kupfertröpfchen umher (das
Kupfer „spreuet,“
„sprühet“ oder „regnet“), welche, zu glänzenden Tröpfchen
erstarren, zurückfallen und die Wandungen des Schiffchens und des Porzellanrohres
auskleiden. Beim Aufhören dieses Aufkochens bläht sich das Metall auf (es
„steigt“) und bei seinem
Erstarren zeigt sich noch ein unvollständiges Aufschießen (das Kupfer „spratzt“), indem sich an einem oder
mehreren Punkten seiner Oberfläche auswuchsähnliche Erhöhungen bilden.
Untersucht man nach dem vollständigen Erkalten des Apparates den Metallkönig oder
Zain genauer, so bemerkt man an seiner unteren Fläche große, tiefe Höhlungen oder
Blasen, von denen er zuweilen ganz durchsetzt ist. Die obere Fläche erscheint matt,
ohne wahrnehmbare Krystallbildung und zeigt die erwähnten Auswüchse. Auf dem Bruche des
Metallkönigs sind gleichfalls zahlreiche innere Hohlräume oder Blasen wahrzunehmen,
in denen das Wasserstoffgas eingeschlossen war. Das specifische Gewicht dieses
Kupfers beträgt zuweilen nur 7,2, anstatt 8,8, welche letztere Dichte das Metall vor
der Operation besaß.
Aus diesem Versuche ergibt sich, daß das schmelzende Kupfer Wasserstoffgas zu
absorbiren vermag und daß dieses Gas in dem Augenblicke, in welchem das Metall
erstarrt, ausgetrieben wird, jedoch nicht rasch genug, daß im Inneren desselben
nicht ein beträchtlicher Antheil eingeschlossen zurückbleibt, welcher die
zahlreichen Blasen veranlaßt, durch deren Vorhandenseyn die Eigenschaften des
Kupfers verändert werden.
Wendet man anstatt des Wasserstoffes Kohlenoxyd an, so
treten ganz dieselben Erscheinungen ein, nur rührt in diesem Falle das gleichfalls
im Augenblicke des Schmelzens auftretende Kochen von der Bildung von Kohlensäure her. Das Kupfer zeigt nach dem Erkalten
dieselbe schwammige oder blasige Beschaffenheit und eine ebenso bedeutende
Verminderung des specifischen Gewichtes. Derselbe Vorgang findet bei Anwendung von
Ammoniakgas und von Kohlenwasserstoffgas statt, die Erscheinung ist dann aber complicirter;
ich werde auf dieselbe später zurückkommen.
Noch eine andere Beobachtung verdient mitgetheilt zu werden. Ich habe oben erwähnt,
daß man beim Einschmelzen von Kupfer in einem Schiffchen von glasirtem Porzellan und in einer Atmosphäre von Wasserstoff-
oder Kohlenoxydgas einen sehr blasigen und deßhalb ein geringes specifisches Gewicht
zeigenden Regulus oder Zain erhält. Anders ist es bei Anwendung eines aus Kalk angefertigten Schiffchens; das Gas, welches
allerdings auch in diesem Falle absorbirt wird, entweicht nicht erst im Augenblicke
des Erkaltens, man bemerkt kein Aufkochen und schließlich erhält man einen
blasenfreien Kupferregulus, dessen specifisches Gewicht um ein Geringes höher ist,
als das des gewöhnlichen gegossenen Kupfers. Bei Anwendung eines aus Gaskohle (Retortengraphit) angefertigten Schiffchens
erhält man ähnliche Resultate.
Wenn man anstatt des aus glasirtem oder nicht glasirtem, dabei aber scharf gebranntem
Porzellan bestehenden Schiffchens ein solches aus sehr porösem und nur schwach
gebranntem oder verglühtem Porzellan bestehendes anwendet,Zur Darstellung derartiger poröser Schiffchen präparire ich mir eine Masse
aus gleichen Raumtheilen Kaolin und Zuckerkohle, welche letztere ich aus dem
fertigen Schiffchen durch Ausglühen desselben unter einer Muffel
entferne. so erhält man ebenso dichte Zaine oder Kupferkönige als mit Schiffchen aus Kalk oder
Graphit; indessen erreicht die Dichte des auf diese Weise umgeschmolzenen Kupfers
doch niemals das Maximum, welches man beim Umschmelzen in Retortengraphit oder Kalk
erhält.
Der Unterschied in den Resultaten, welche man mit einem aus sehr scharf gebranntem
und undurchdringlichen Porzellan hergestellten Schiffchen und mit einem aus
demselben Materiale bestehenden, aber sehr porösen und nur schwach gebrannten
Schiffchen erhält, könnte zu der Annahme führen, daß hierbei die Porosität des
Materials, mag dasselbe nun in Kalk, Graphit oder Kaolin bestehen, die Hauptrolle
spielt. Diese porösen Substanzen verhalten sich jedoch gegen andere Gase nicht immer
auf gleiche Weise; so z.B. wird Sauerstoff von Silber absorbirt, wie Wasserstoff von
Kupfer; das Silber gibt, wie das Kupfer, das aufgenommene Gas im Augenblicke des
Erstarrens wieder ab, und dennoch spratzt das Silber in einem aus Kalk bestehenden
Gefäße gerade so wie in glasirtem Porzellan. Ich muß mich daher vorläufig auf die
Mittheilung der im Vorstehenden aufgeführten Thatsachen beschränken, ohne eine
Erklärung derselben zu versuchen.
Diese Eigenschaft des Kupfers, beim Schmelzen Wasserstoff- und Kohlenoxydgas
zu absorbiren, besitzen nicht alle Metalle. Wasserstoffgas veranlaßt ein Sprechen des Antimons; bei Silber und Zinn dagegen ruft es eine derartige Wirkung nicht hervor. Die einzige
Wirkung dieses Gases auf die letzteren beiden Metalle besteht in einer geringen
Erhöhung ihres specifischen Gewichtes (ohne Zweifel durch die Entfernung der in
ihnen gewöhnlich enthaltenen geringen Sauerstoffmenge veranlaßt), sowie in der
Erscheinung, daß diese Metalle unter seinem Einflüsse ungewöhnlich große Krystalle
bilden.
In einer späteren Mittheilung werde ich die Resultate meiner Versuche über die
Einwirkung der Kohlenwasserstoffe und der Kohle auf das schmelzende Kupfer
veröffentlichen.