Titel: | Mittheilungen über Swan's photographischen Kohledruck. |
Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. CVIICVIII., S. 400 |
Download: | XML |
CVIICVIII.
Mittheilungen über Swan's photographischen Kohledruck.
Swan's photographischer Kohledruck.
Im Anschluß an die Angaben im vorigen Jahrgange des polytechn. Journals, Bd. CLXXXII S. 482, theilen wir nach der Photographic: News (aus dem photographischen Archiv,
Februar 1867, S. 44) folgende Details über den Swan'schen
Kohledruck mit, wie er in der Anstalt zu Newcastle im Großen ausgeübt wird.
Das mit gefärbter Gelatine überzogene Papier wird auf einer Auflösung von 1 Theil
doppelt-chromsaurem Kali in 12 Theilen Wasser sensitirt. Diese Lösung darf
nur kalt verwendet werden, da sonst die Gelatine sich erweicht und ablöst. Man gießt
eine reichliche Menge davon in eine flache Schale und taucht das Papier,
Gelatineseite oben, ganz hinein, am besten, indem man eine Ecke in die Flüssigkeit
steckt und den ganzen Bogen nachzieht. Es darf sich oben keine Luftblase anhängen;
auf der Rückseite ist dieß schwer zu vermeiden. Man wendet daher sofort den Bogen
um, entfernt die Blasen mit einem Pinsel, und bringt dann die rechte Seite wieder
nach oben. Man zieht das Papier mehrmals unter die Flüssigkeit, bis es eine gewisse
Weichheit erlangt hat.
Dann befestigt man zwei Ecken an amerikanischen Holzklammern und zieht den Bogen
langsam und vorsichtig aus dem Gefäß, so daß die Lösung gleichmäßig abfließt. Wenn
der Bogen groß ist, befestigt man am oberen Ende durch die Klammern eine Holzleiste
daran, oder legt ihn mit der Rückseite nach unten auf ein aufgespanntes Stück dünnes
Mousselin. Gewöhnlich bleibt das Papier zwei Minuten im Bad. Nimmt man es zu früh
heraus, so ist es wenig empfindlich; läßt man es zu lange schwimmen, so wird es so
weich und schwer, daß man es gar nicht aufhängen kann. Das Empfindlichmachen muß im
Dunkeln geschehen, da das Papier dreimal so empfindlich als Silberpapier ist. Es muß
auch im Dunkeln und vor Staub geschützt, getrocknet werden. Es ist wesentlich, daß
das Trocknen rasch geschieht, aber es darf keine Wärme angewendet werden. Am besten
legt man das Papier in einen Trockenkasten mit Chlorcalcium oder Kalk. Wenn das
Papier Abends sensitirt wird, muß es am nächsten Morgen trocken seyn, besser noch
eher.
Das Papier muß, bevor man es auf das Negativ legt, durchaus trocken seyn, damit es
nicht am Negativ anhaftet. Um ganz sicher zu gehen, pinsele man es mit fein
gepulverter Kreide ein, diese zeigt sofort an, ob es noch Feuchtigkeit enthält. Die
Kreide muß natürlich vor dem Exponiren möglichst wieder entfernt werden. Man druckt
am besten im zerstreuten Licht, weil in der Sonne die Gelatine leicht erweicht und
sich an, das Negativ anhängt. Nach der Belichtung gießt man benzolische
Kautschuklösung (12 Gran zur Unze) in eine Schale und zieht die belichtete Seite
darüber. Auf die Rückseite darf die Lösung nicht kommen. Man hängt dann das Papier
auf und läßt es eine Stunde oder länger trocknen; den äußersten Rand des Bildes
schneidet man in einer Breite von 1/8 Zoll ab. Das Papier muß möglichst wenig mit
den Fingern angefaßt werden.
Sodann legt man die gelatinirte Seite des Papiers auf ein Stück mit Kautschuk
überzogenes Papier und bringt die beiden Oberflächen so in Contact, daß keine Luft
eingeschlossen ist. Beide Papiere läßt man durch eine photographische
Satinirmaschine gehen, wobei das gelatinirte Papier auf der Stahlplatte, und auf dem
Kautschukpapier ein Filztuch liegt. Wird kein sehr starker Druck angewendet, so
entstehen beim Entwickeln Blasen. Das Entwickeln geschieht in lauwarmem Wasser,
worin man das Packet zehn Minuten liegen läßt. Dann zieht man das Papier, welches
die Gelatineschicht getragen, ab. War das Papier frisch und rasch getrocknet, so
geht dieß sehr leicht. Nach Entfernung dieser Unterlage entwickelt sich das Bild
rasch, meistens in einigen Minuten. Es dürfen nicht zu viel Bilder in einer Schale
gleichzeitig entwickelt werden. Während des Entwickeins muß die Bildseite nach unten
gerichtet seyn. Jeder Abdruck muß ganz eingetaucht und es darf keine Luftblase
darunter seyn. Sobald das Bild klar wird, taucht man es in kaltes Wasser und
berücksichtigt zunächst die etwas kurz exponirten Abdrücke. Wie lange dieselben im
kalten Wasser bleiben, ist ziemlich gleichgültig. Man lasse sie etwa drei Stunden
darin, damit sich alle Chromsalze lösen, und spüle sie zuletzt in lauwarmem Wasser
eben aus. Ist der Abdruck etwas dunkel, so läßt man ihn in lauem Wasser liegen, bis
er hell genug geworden. Dann hängt man zum Trocknen auf. Ueberbelichtete Bilder
werden oft durch längeres Liegenlassen in heißem Wasser gerettet. Aber nur in diesem
Fall darf heißes Wasser angewendet werden. Je geringer die Temperatur, bei der die
Entwickelung geschehen kann, um so kürzer braucht man zu belichten. Abdrücke, die
bei 38° C. sich ganz auflösen, können bei 30° sich sehr schön
entwickeln.
Die trockenen Abdrücke läßt man auf einer Lösung von 4 Theilen Gelatine, 1 Thl.
Glycerin und 40 Thln. Wasser schwimmen. Die Flüssigkeit muß natürlich heiß seyn, und
es ist Sorge zu tragen, daß der Ueberzug gleichmäßig und frei von Luftblasen
ist.
Wenn der Ueberzug trocken ist, sind die Bilder zum Rückübertragen bereit. Man legt
das Bild mit der Vorderseite auf ein Stück feuchtes Papier und zieht es damit durch
eine Presse. Die gelatinirte Oberfläche darf man vorher nicht mit den Fingern
berühren. Nach dem Pressen wird der zwischen zwei Papieren befindliche Abdruck in
Alaunlösung gelegt, und zum Trocknen aufgehängt. Dann befeuchtet man das Papier
schwach mit Benzol und zieht es gleich ab. Vorher zieht man ein Messer zwischen
einem Rande des Bildes und dem Papier durch. Sind Luftblasen in der Gelatineschicht,
oder ist diese mit den Fingern berührt worden, so reißen diese Stellen beim Abziehen
des Kautschukpapiers auf.