Titel: | Ueber eine neue elektromagnetische Maschine und über die Beurtheilung des Nutzeffectes und der Betriebskosten solcher Maschinen im Allgemeinen; von Prof. Dr. A. v. Waltenhofen |
Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. CIXCX., S. 417 |
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CIXCX.
Ueber eine neue elektromagnetische Maschine und
über die Beurtheilung des Nutzeffectes und der Betriebskosten solcher Maschinen im
Allgemeinen; von Prof. Dr. A. v. Waltenhofen
v. Waltenhofen, über eine neue elektromagnetische Maschine und über
die Beurtheilung des Nutzeffectes und der Betriebskosten solcher Maschinen.
Bei der dießjährigen Pariser Industrie-Ausstellung wird eine vom Mechaniker
Hrn. Johann Kravogl in Innsbruck erfundene und
construirte elektromagnetische Maschine (Motor) ausgestellt seyn, welche
hinsichtlich des Nutzeffectes die besten bisher construirten Maschinen dieser Art so
weit übertrifft, daß es mir angezeigt scheint in diesem Journal darauf aufmerksam zu
machen, damit jene Besucher der Industrie-Ausstellung, welche sich für neue
Erfindungen in dieser Richtung interessiren, die Gelegenheit nicht verabsäumen, das
Modell von J. Kravogl zu besichtigen, – zumal
dasselbe auch wegen der sinnreichen Einfachheit seiner ganz originellen Construction
sehenswerth ist.
In die Beschreibung der Construction einzugehen, muß ich mir noch vorbehalten, weil
der Erfinder dieselbe jetzt noch nicht veröffentlicht wissen will.
Nichtsdestoweniger dürfte die Mittheilung der Resultate von Interesse seyn, welche
ich bei der Untersuchung der mechanischen Leistungsfähigkeit des mir zur Prüfung
übergebenen Modelles erhalten habe.
Die Arbeitskraft der Maschine wurde mittelst eines Prony'schen Baumes (Bremsdynamometer) gemessen und mit dem theoretischen
Effecte verglichen, welcher aus der gleichzeitig beobachteten Stromstärke mit
Rücksicht auf die elektromotorische Kraft und Anzahl der Batterie-Elemente in
der späterhin angegebenen Weise berechnet wurde.
Die auf solche Art ermittelten Nutzeffecte – ich meine die Quotienten der
wirklichen Effecte durch die betreffenden theoretischen Effecte – wurden
sodann mit den bei anderen elektromagnetischen Maschinen bisher erreichten
Nutzeffecten verglichen.
Die Anhaltspunkte, welche ich zu diesen Vergleichungen benutzte, waren einerseits die
Angaben von William Petrie (On the
application of electricity and heat as moving powers) über die Nutzeffecte
der besten elektromagnetischen Maschinen, wie er sie theils aus eigenen
Untersuchungen, theils nach den Angaben Anderer berechnet hatte, – und andererseits die
Resultate, welche sich aus Müller's Versuchen mit einer
Stöhrer'schen Maschine nach meinen Berechnungen
ergeben haben. – Vergleichungen mit der Maschine von d'Heureuse und Dub (Glockenmagnet) und mit
jener von Grüel (oscillirender Anker) waren nicht
ausführbar, weil von ersterer keine Kraftmessungen vorliegen, während die
vorliegenden Angaben über die Leistungen der letzteren, wie ich nachweisen werde,
offenbar auf einem Irrthum beruhen müssen. – Hinsichtlich der Maschine von
Page fehlt es bekanntlich auch an den zur
Beurtheilung ihres Nutzeffectes erforderlichen Daten. Uebrigens ist mit Rücksicht
auf die Construction aus theoretischen Gründen von vornherein einleuchtend, daß sie
der Maschine von Kravogl jedenfalls weit nachstehen
müsse, wovon man sich, sobald die Construction der letzteren veröffentlicht seyn
wird, leicht überzeugen wird.
Bevor ich auf die Besprechung der neuen elektromagnetischen Maschine und ihre
Vergleichung mit anderen näher eingehe, will ich eine kurze
und einfache Darlegung der Principien vorausgehen lassen, nach welchen
überhaupt die Nutzeffecte solcher Maschinen zu beurtheilen sind. Ich glaube damit
insbesondere jenen Lesern, welche nicht Physiker von Fach sind, dienlich zu seyn,
nachdem jene Grundsätze noch nirgends mit einer einigermaßen gemeinfaßlichen
Klarheit und Uebersichtlichkeit dargestellt worden sind. – Es wird daraus
zugleich ersichtlich werden, daß die meisten Berichte über die Leistungen
elektromagnetischer Maschinen so mangelhaft abgefaßt sind, daß sie keine
Beurtheilung des Nutzeffectes gestatten, – und auf welche Versuche und
Angaben es vielmehr ankommt, wenn man die Berechnung des Nutzeffectes ermöglichen
will und somit auch ein Urtheil über den Werth einer Maschine dieser Art.
Wenn in einem Schließungskreise vom Widerstande w ein
elektrischer Strom von der Stärke s circulirt, so
repräsentirt derselbe eine Arbeitskraft a, welche
bekanntlich desto größer ist, je größer einerseits der Widerstand und je größer
andererseits das Quadrat der Stromstärke ist. Hieraus geht die Formel hervor:
a = k . s²w,
worin k ein constanter Factor ist,
dessen Zahlenwerth von den Einheiten abhängt, nach welchen man die Größen a, s und w messen will.Der Factor k kann also nach Umständen auch = 1
seyn. Dieß ist z.B. der Fall, wenn man als Einheit der Arbeit die Hebung der
mit der Acceleration eines Millimeters gravitirenden Masse eines
Milligrammes auf die Höhe eines Millimeters per
Secunde annimmt, während man für die übrigen Größen die Weber'schen elektromagnetischen Einheiten
benutzt. Hieraus läßt sich dann auch k für
beliebige andere Einheiten berechnen. (Siehe Holtzmann in Poggendorff's Annalen Bd.
XCI S. 260).
Wir wollen uns also zunächst über die Wahl dieser Einheiten verständigen und als Einheit der Arbeitskräfte das Kilogrammmeter per Secunde, d. i. diejenige Arbeitskraft
annehmen, welche in jeder Secunde ein Kilogramm einen Meter hoch zu heben vermag.
– Als Einheit der Stromstärken soll die Jacobi'sche
gelten, nämlich ein Strom, der, wenn er Wasser zersetzt, in jeder Minute
einen Kubikcentimeter Knallgas entwickelt; – die
Widerstände endlich wollen wir nach Siemens-Einheiten, entsprechend
dem Widerstande eines Quecksilberprismas von 1 Quadratmillimeter Querschnitt und 1
Meter Länge, messen. – Unter Voraussetzung dieser Einheiten fand ich
k = 0,0008784.
Die Formel a = k . s²w kann, mit
Rücksicht auf die Ohm'sche Formel s = e/w, wobei e die elektromotorische Kraft der Stromquelle
bezeichnet, auch in der Gestalt
a = k . e²/w
geschrieben werden, oder endlich, wegen e = sw, in der Gestalt
a = k . se.
Wir wollen bei dieser letzten Formel stehen bleiben und uns gegenwärtig halten, daß
nach Maaßgabe der bereits gewählten Einheiten die Einheit für
die elektromotorischen Kräfte sich von selbst ergibt, nämlich als
diejenige, welche, wenn w = 1 wäre, eine Stromstärke s = 1 liefern würde.
Wir wollen uns ferner vorstellen – was in der Regel der Fall seyn wird
– unsere Stromquelle von der elektromotorischen Kraft e sey eine Batterie, welche aus n Elementen
von der elektromotorischen Kraft η
zusammengesetzt ist. Unter dieser Voraussetzung ist e =
nη, wobei es offenbar gleichgültig ist,
ob die n Elemente einzelne Zellen sind, oder aus
mehreren, mit den gleichnamigen Platten verbundenen
Zellen bestehen. Demnach geht die Formel a = k . se über in a = k . snη oder
a = kη . ns.
Diese Formel dient zur Berechnung des theoretischen
Effectes eines eine elektromagnetische Maschine bewegenden Stromes, wobei
η die elektromotorische Kraft, n die Zahl der Batterie-Elemente und s die während des Ganges der
Maschine gemessene Stromstärke bedeutet.
Zur Messung der Stromstärken dient am besten eine Weber'sche oder Gaugain'sche Tangentenbussole.
– Durch vorläufige Versuche. (wobei man einen Strom durch die
Tangentenbussole und gleichzeitig durch einen Wasserzersetzungsapparat gehen läßt)
kann man leicht den Reductionsfactor ρ ausfindig
machenEine nähere Erläuterung dieses Verfahrens findet man in Müller's Lehrbuch der Physik, 6te Auflage, Bd. II S. 223., mit welchem man jedesmal die Tangente des Ablenkungswinkels ρ multipliciren muß, um die Stromstärke
nach Jacobi'schen Einheiten zu erfahren. Man hat dann,
wegen s = ρ tg
ω
a = kη . nρ tg ω
Der Werth von η ist (wie ich in diesem Bande des polytechn. Journals S. 209 nachgewiesen habe) für die
Daniell'sche Kette = 12, für die Platinzink-
und Kohlenzinkketten aber = 20; man hat daher für kη im ersten Falle den Werth 0,01054, im zweiten Falle den Werth
0,01757 in Rechnung zu bringen.
Wenn wir jetzt auf die Berechnung der theoretischen Effecte aus Müller's Versuchen mit der Stöhrer'schen Maschine übergehen, so erreichen
wir den doppelten Zweck, einerseits das bisher Gesagte durch Beispiele zu erläutern
und andererseits Daten zu ermitteln, die wir späterhin zur Berechnung der
Nutzeffecte dieser Maschine benöthigen werden.
Müller hat die besagten Versuche im zweiten Bande seines
Lehrbuches (6te Auflage, Seite 366) mitgetheilt.
Mit Uebergehung des ersten Versuches, wobei die Maschine ohne Belastung war, finden
wir beim zweiten, dritten und vierten die Ablenkungswinkel an der Tangentenbussole
beziehungsweise = 22° 30' 27° 30' und 29° 45'. Der
Reductionsfactor dieser Tangentenbussole ist = 70 angegeben. Die Stromstärken waren
demnach:
70 × tg 22° 30' =
28,99
70 × tg 27° 30' =
36,44
70 × tg 29° 45' =
40,01.
Als Stromquelle diente eine Batterie von drei doppelten Kohlenzinkelementen. Es war
daher η = 20, somit kη = 0,01757 und n = 3. Sonach ergibt
sich für die drei angeführten Versuche
a =
0,01757 × 3 × 28,99 = 1,5280,01757 × 3 ×
36,44 = 1,9200,01757 × 3 × 40,01 = 2,108
Kilogrammeter.
für die theoretischen Effecte der zum Betriebe der Maschine
verwendeten Ströme.
Um nun zu erfahren, wie viele Procente von der aufgewendeten Betriebskraft die
elektromagnetische Maschine (als „Nutzeffect“) wiedergibt und
wie viele Procente verloren gehen (durch Erwärmung einzelner Theile des
Schließungskreises und durch Ueberwindung von Bewegungshindernissen in der
Maschine), muß die wirkliche Arbeitskraft der Maschine ausgemittelt werden.
Bei den bezüglichen Versuchen von Müller wurde die Zeit
gemessen, binnen welcher die Maschine ein bestimmtes Gewicht auf eine bestimmte Höhe
hob. Bei den oben angeführten drei Versuchen wurden die Belastungen 0,9, 2,9 und 3,9
Pfund beziehungsweise binnen 24, 50 und 162 Secunden auf eine Höhe von 6 Fuß
gehoben. Rechnet man das (badische) Pfund zu 0,5 Kilogramm und den (badischen) Fuß
zu 0,3 Meter, so ergeben sich hieraus per Secunde die
Arbeiten
(0,9 × 0,5 × 6 × 0,3)/24(2,9 × 0,5
× 6 × 0,3)/50(3,9 × 0,5 × 6 ×
0,3)/162
= 0,03375= 0,05220= 0,02165
Kilogrammmeter
Vergleicht man diese Leistungen der Stöhrer'schen Maschine mit den oben berechneten theoretischen Effecten, so
ergeben sich die Nutzeffecte
0,03375/1,528 = 1/45,3 oder 2,21 Procent,
0,05220/1,920 = 1/97,3 oder 2,72 Procent,
0,02165/2,108 = 1/97,3 oder 1,03 Procent.
Nimmt man aus diesen Zahlen das günstigste Resultat, welches zwischen 1/36 und 1/37
des theoretischen Effectes liegt, so stimmt dasselbe sehr gut mit der Angabe von
William Petrie (polytechn. Journal Bd. LXIX S. 424), daß
die besten elektromagnetischen Maschinen 1/38 bis 1/32 des theoretischen
Effectes leisten, also im günstigsten Falle circa 3 Procent
Nutzeffect liefern. – Nach Petrie's
Angaben, auf deren Begründung ich später zurückkommen werde, gehört also die Stöhrer'sche Maschine immerhin zu den besten dieser Art.
– Aus Stöhrer's eigenen Angaben über die
Leistungen seiner
Maschine ließe sich dieß nicht beurtheilen, weil sie zur Bestimmung des Nutzeffectes
nicht ausreichen. Er gibt nämlich nur an, daß die Maschine bei Anwendung von
1
Kohlenzinkelement
1 3/4
Pfund
in 4
Secunden,
2
„
3
„
in 3
„
3
„
5
„
in 2 1/2
„
4
„
6
„
in 2
„
5
„
5 3/4
„
in 1 1/2
„
einen Fuß hoch gehoben habe. – Mit solchen Angaben ist
aber nicht gedient, denn eine Maschine, welche bei der angeführten Anzahl von
Batterie-Elementen die angeführten Leistungen vollbringt, kann sehr gut, kann
aber auch sehr schlecht seyn. Es kommt eben auch auf die Stromstärke an, welche jene Elemente liefern müssen, während die Maschine
diese Arbeiten verrichtet. Diese StromstärkenNatürlich die Stromstärken während des Ganges der
Maschine.
sollten daher immer angegeben werden und zwar nach einer
absoluten allgemein gangbaren Einheit (z.B. nach der oben erwähnten Jacobi'schen Einheit), weil bloß relative Messungen nach
irgend einer willkürlichen Einheit oder nach Graden der Ablenkung ebenfalls
unbrauchbar sind, wenn die zur Umrechnung auf absolute Einheiten erforderlichen
Daten fehlen.
Hat man den Nutzeffect einer elektromagnetischen Maschine in der angegebenen Weise
ermittelt, so ergibt sich daraus auch der zu ihrem Betriebe erforderliche Materialverbrauch in der Batterie. Auch dieser Punkt wird
häufig unklar oder unrichtig aufgefaßt, weßhalb mir eine kurze Erläuterung desselben
um so mehr zweckdienlich scheint, als die bezüglichen Grundsätze in den
nachfolgenden Erörterungen zur Anwendung kommen und auch den Angaben von Petrie, von welchen theils schon die Rede war, theils
späterhin noch die Rede seyn wird, zu Grunde liegen.
In der obigen Formel
a = kη . ns
bedeutet s die Anzahl der
Kubikcentimeter Knallgas, welche der gemessene Strom durch Wasserzersetzung per Minute zu liefern vermag. Dieser Strom wird also
nothwendig in jedem der n
Batterie-Elemente eine jener Knallgasmenge äquivalente Zinkmenge per Minute consumiren (d. i. der Oxydation zuführen). Um
diese zu berechnen, erwäge man, daß für jeden Kubikcentimeter Knallgas 1/1870 Gramm
Wasser erforderlich ist und daß die Atomgewichte von Zink und Wasser bezugsweise 32,53 und 9 sind. Es
kommt daher auf jeden Kubikcentimeter Knallgas die Zinkmenge 1/1870 × 32,53/9
= 0,001933 Gramm. Sonach beträgt die Zinkconsumtion bei der Stromstärke s in allen n Elementen
0,001933 × s × n Gramme.
Da nun dieser Strom, wie gesagt, eine Arbeitskraft von a = kη. ns Kilogrammmet. besitzt, so erfordert die
Arbeitskraft eines Kilogrammmeters die Zinkmenge (0,001933 × ns)/(kη.
ns) = 0,001933/kη = 2,2006/η Gramme in jeder
Minute. Hiernach ist es leicht, den Zinkbedarf Z per
Pferdekraft (= 75 Kilogrammmeter) und Stunde zu berechnen. Er beträgt offenbar Z = (2,2006 × 75 × 60)/η Gramme, das ist
Z = 9903/η
Hieraus ergibt sich zunächst die wichtige Folgerung, daß die
einer bestimmten Arbeitskraft entsprechende Zinkconsumtion von der
Beschaffenheit der Batterie-Elemente abhängig und zwar der
elektromotorischen Kraft derselben verkehrt proportional ist. Bei Anwendung
einer Daniell'schen Batterie ist η = 12, folglich die stündliche Zinkconsumtion per Pferdekraft 9903/12 = 825 Gramme. Dagegen ist bei
Anwendung einer Grove'schen oder einer Kohlenzinkbatterie
η = 20, somit jener Zinkverbrauch nur 9903/20
= 495 Gramme.
Es entsprechen daher einem und demselben Quantum Zink sehr
ungleiche Arbeits-Aequivalente, je nachdem es in dieser oder jener
Batterie consumirt wird.
Wir haben bisher nur das theoretische Verhältniß zwischen Arbeit und Zinkconsumtion
im Auge gehabt. Um die wirkliche Zinkconsumtion beim
Betriebe einer elektromagnetischen Maschine zu bestimmen, muß deren Nutzeffect in
Rechnung gebracht werden. Beträgt derselbe p Procente,
so hat man den theoretischen Zinkbedarf Z mit 100/p zu multipliciren, um den wirklichen Zinkbedarf Z¹ zu finden, also
Z¹ = 100/p . 9903/η.
Hieraus folgt zugleich, daß man den Nutzeffect einer elektromagnetischen Maschine
auch dadurch ermitteln kann, daß man die Zinkconsumtion Z ¹ ausfindig macht, welche sie bei Anwendung einer bestimmten
Batterie per Pferdekraft und Stunde erfordert. Es folgt
nämlich aus der obigen Gleichung
p = 100/Z ¹ .
9903/η.
Hierauf beruhen die bereits erwähnten Angaben von William
Petrie (polytechn. Journal, 1851, Bd. CXIX S. 428) über die Nutzeffecte elektromagnetischer Maschinen. Er berechnete nämlich
zuerst die theoretische Zinkconsumtion Z per Pferdekraft
und Stunde, und fand dafür, unter Voraussetzung einer Daniell'schen Batterie, den Betrag von 1,56 Pfunden.Rechnet man das englische Pfund = 453,6 Gramme, so würde sich dafür nach
meiner Formel ein größerer Betrag, nämlich 1,82 Pfunde ergeben. Damit verglich er die theils von ihm selbst, theils von Anderen gemachten
Erhebungen über die wirkliche Zinkconsumtion Z¹,
welche bei den besten elektromagnetischen Maschinen 50 bis 60 Pfunde (also das
32- bis 38 fache) per Pferdekraft und Stunde
betrug. Hieraus ergibt sich eben ein Nutzeffect von 1/38 bis 1/32 des theoretischen
Effectes, was auch mit dem oben für die Stöhrer'sche
Maschine gefundenen von etwas mehr als 1/37 ganz gut übereinstimmt.
Ich wollte damit auch noch die Maschine von Grüel (mit dem
oscillirenden Anker) vergleichen, fand jedoch nur eine einzige und unvollständige
Angabe darüber vor, und selbst diese stellte sich bei näherer Betrachtung als eine
irrthümliche – weil unmögliche – heraus.
Grüel (Poggendorff's Annalen,
Bd. LXXXIX S. 156) sagt nämlich von seiner Maschine: daß die vorläufig bei der
geringen Stromkraft von zwei kleinen Zinkeisenelementen von 14 Quadratzoll wirksamer
Oberfläche „taxirte“ Kraftleistung 0,03 Pferdekraft betrug.
– Der Umstand, daß die Stromstärke nicht angegeben ist, würde eine Berechnung
des Nutzeffectes selbst dann unmöglich machen, wenn gesagt wäre: was für Zinkeisen-Elemente, deren es bekanntlich
mehrere von sehr verschiedenen elektromotorischen Kräften gibt, benutzt worden sind.
Nimmt man jedoch an, es wäre die wirksamste von allen Zinkeisenketten benutzt
worden, nämlich die aus Gußeisen in Salpetersäure und Zink in Schwefelsäure
zusammengesetzte, welche nach Buff (Annalen der Chemie
und Pharmacie, Bd. CI S.
13) im Vergleiche mit der Daniell'schen Kette die
elektromotorische Kraft 1,775, also nach unseren Einheiten die elektromotorische
Kraft 12 × 1,775 = 21,3 besitzt, so stellt sich jene Kraftschätzung dennoch
als irrthümlich heraus, wenn man die beigefügten Angaben über die im
Schließungskreise vorhandenen Drahtmassen in Betracht zieht. Der stromleitende
Kupferdraht auf den vier Schenkeln der Elektromagnete war nämlich 1,5 Millimeter
dick und 4 3/8 (preußische) Pfunde = 2,163 Kilogramme schwer. Er mußte daher, wenn
man das specifische Gewicht des Kupfers = 8,95 annimmt, die Länge von 136,77 Metern
und daher den Widerstand eines 136,77/(1,5)² = 60,79 Met. langen und 1
Millimeter dicken Kupferdrahtes, also einen Widerstand von mindestens 2 Siemens-Einheiten gehabt haben. – Die von
beiden Elementen entwickelte Stromstärke konnte daher selbst bei stillstehender
Maschine und bei gänzlicher Vernachlässigung des Kettenwiderstandes den Grenzwerth
(21 3 × 2)/2 = 21,3 nicht überschreiten und ihn noch weniger während des
Ganges der Maschine erreichen. Aber selbst wenn die Stromstärke 21,3 gewesen wäre,
hätte der theoretische Effect nach der Formel a = k
η . ns nur
0,0008784 × 21,3 × 2 × 21,3 = 0,797 Kilogrammmeter, also nur
0,0106 Pferdekraft betragen können. Die obige Schätzung auf 0,03 Pferdekraft, welche
sonach den theoretisch möglichen Grenzwerth im nahezu dreifachen Betrage überbietet,
stellt sich daher als ein offenbarer Irrthum oder
Druckfehler heraus.
Hinsichtlich der Maschine von Page (polytechn. Journal
Bd. CXXIV S. 18) habe ich bereits
erwähnt, daß keine Daten vorliegen, nach denen man ihren Nutzeffect beurtheilen
könnte. (Siehe Dub,
„Elektromagnetismus“ S. 469.) – Die Behauptung, daß
die Maschine in ökonomischer Beziehung mit Dampfmaschinen concurriren könne, läßt
sich aber auch ohne die Kenntniß ihres Nutzeffectes leicht widerlegen, und zwar mit
Hülfe der in diesem Aufsatze bereits entwickelten Principien und mit Rücksicht auf
den Umstand, daß Page als Betriebsquelle eine Grove'sche Batterie voraussetzt, also eine Batterie, bei
welcher – abgesehen vom Capitalwerthe des Platins, welches sich allenfalls
durch Kohle ersetzen ließe – vornehmlich die Konsumtion an Salpetersäure in
Betracht kommt.
Ich habe oben nachgewiesen, daß bei Anwendung einer Batterie, deren Elemente –
wie es bei dem Grove'schen der Fall ist – die
elektromotorische Kraft = 20 haben, der Zinkverbrauch per Stunde und Pferdekraft 495 Gramme betragen würde, wenn eine
elektromagnetische Maschine den ganzen theoretischen Effect, d. i. 100 Proc. Nutzeffect abwerfen
könnte, was natürlich niemals auch nur annähernd erreicht werden kann. Nun kommen
aber bekanntlich auf 32,53 Gewichtstheile Zink 63 Gewichtstheile Salpetersäure
(erstes Hydrat), also auf 495 Gramme Zink 495 × 63/32,53 = 959 Gramme dieser
Salpetersäure, wovon die gewöhnliche käufliche Salpetersäure vom specifischen
Gewichte 1,33 sehr nahe 50 Proc. enthält. Es beträgt daher das theoretische
Erforderniß an ordinärer Salpetersäure das Doppelte, nämlich über 1900 Gramme per Pferdekraft und Stunde. Rechnet man das Kilogramm
Salpetersäure zu 6 Silbergroschen, so würde der Kostenaufwand
an Salpetersäure allein über 1/3 Thaler
per
Pferdekraft und Stunde betragen. Dabei ist immer nur vom
theoretischen Minimum des Verbrauches die Rede, welches sich bei 100 Proc.
Nutzeffect herausstellen würde und daher in Wirklichkeit immer weit überschritten
wird. Es kann daher von einer Concurrenz der Page'schen
Maschine mit einer Dampfmaschine wohl nicht entfernt die Rede seyn, wenn man erwägt,
daß man die Betriebskosten einer Dampfmaschine per
Pferdekraft für sechs Stunden oft unter 1/3 Thaler
veranschlagt. (Siehe den Aufsatz von Dr. H. Schwarz über die Lenoir'sche
Gasmaschine im polytechn. Journal Bd. CLVII S.
326.)
Die Kosten der Maschine von Page werden von Dub auf mindestens 24 Thaler per Tag und Pferdekraft geschätzt. Er gelangt zu diesem Resultate durch
die Vergleichung der Page'schen Maschine mit der
Glockenmagnetmaschine von Dub und d'Heureuse.
(Siehe Dub, „Elektromagnetismus“
Seite 640). Mit dieser sind zwar keine Kraftmessungen vorgenommen worden, doch
konnte Dub aus Vorversuchen mit dem Glockenmagnet und aus
den Dimensionsverhältnissen des Modelles die Leistungsfähigkeit und die
Betriebskosten einer im großen Maaßstabe ausgeführten Maschine dieser Art
beurtheilen, wobei er zu dem Resultate gelangt: daß diese Maschine – im
Vergleiche mit welcher jene von Page
„sicherlich nur die halbe Kraft bei gleichem Verbrauche haben
konnte“ – per Pferdekraft und
Stunde mindestens 4 Pfunde Salpetersäure erfordern würde; das wären, das preußische
Pfund zu 468 Grammen gerechnet, 1872 Gramme, also weniger als das oben nachgewiesene
theoretische Minimum (1900 Gramme) bei 100 Procent Nutzeffect. Dieser Widerspruch
erklärt sich aus dem Umstande, daß Dub, um die Behauptung
von Page desto sicherer zu widerlegen, Annahmen gemacht hat, die er selbst als viel zu günstig
bezeichnet, – und, daß der zu Grunde gelegte Schluß von der am
Modell beobachteten Geschwindigkeit auf die Geschwindigkeit, welche sich bei der Ausführung im Großen
herausstellen würde, sehr problematisch ist.
Aus dem Gesagten geht hervor, daß weder die Angaben über die Grüel'sche Maschine, noch jene über die Maschine von Page, sowie von d'Heureuse und Dub, über die bei denselben erreichbaren Nutzeffecte
Aufschluß geben. Ueber die ökonomischen Verhältnisse anderer elektromagnetischer
Maschinen neuerer Art habe ich gar keine bemerkenswerten Notizen gefunden.
Ich sehe mich daher bei der beabsichtigten Vergleichung
der Maschine von Kravogl auf die oben angeführten
Nachweisungen von W. Petrie und auf die damit
übereinstimmenden Ergebnisse, welche ich aus Müller's
Versuchen mit der Stöhrer'schen Maschine berechnet habe,
hingewiesen.
Diese Anhaltspunkte lassen sich in dem Ausspruche zusammenfassen, daß die besten bis jetzt construirten elektromagnetischen
Maschinen, von deren ökonomischen Verhältnissen überhaupt vergleichbare Angaben
vorliegen, circa drei Procente Nutzeffect
liefern.
Die Arbeitskraft des Kravogl'schen Modelles wurde, wie
gesagt, mittelst eines Prony'schen Zaumes gemessen, der
an der Welle des Schwungrades angebracht war. Dabei war die Hebelversetzung = 14,86,
das auf den Aufhängungspunkt der Waagschale reducirte Gewicht des (hölzernen) Hebels
= 10 Gramme, und das Gewicht der kleinen Waagschale selbst = 25 Gramme; wenn sonach
die Waagschale mit q Grammen belastet wurde, betrug der
tangentiell zur Welle des Schwungrades wirksame Druck (q
+ 35) × 14,86 Gramme, d. i. (q + 35)/1000
× 14,86 Kilogramme. – Der Umfang der Welle betrug 2π × 14 Millimeter = 0,088 Meter. Bei R Umdrehungen des Schwungrades in der Secunde betrug
demnach die Arbeit
1 = q + 35/1000 × 14,86
× 0,088 × R = (q + 35)/1000 × 1,307 × R
Kilogrammmeter per Secunde, oder, wenn wir die
Gesammtbelastung im Aufhängungspunkte (q + 35)/1000 =
Q setzen, 1 = 1,307 QR. – Gleichzeitig wurde die Stromstärke s gemessen, durch Beobachtung des Ablenkungswinkels ω einer Tangentenbussole, deren Reductionsfactor ρ = 4,9 ist, so daß s
= 4,9 tg ω zu rechnen war. – Zum Betriebe
des Apparates dienten zwölf constante Kohlenzinkelemente, welche zu sechs
Doppelelementen verbunden wurden, weil auf diese Art, wie sich aus den vorausgegangenen
Widerstandsmessungen ergab, der Widerstand innerhalb der Batterie dem Widerstande
außerhalb der Batterie möglichst gleich gemacht und daher die vortheilhafteste
Combination der verfügbaren Zellen erzielt wurde. Da sonach die Batterie aus 6
Elementen von der elektromotorischen Kraft 20 bestand, so betrug der theoretische
Effect a bei der Stromstärke s nach der Formel a = kη . ns
bei diesen Versuchen a = 0,0008784 × 20 ×
6 × 4,9 tg ω oder a = 0,516 tg ω und daher der Nutzeffect
N = 1/a = (1,307 QR)/(0,516 tg
ω) = 2,53 QR/tg
ω, oder, in Procenten, p = 253 QR/tg ω.
– Auf diese Art ergaben sich die in der folgenden Tabelle zusammengestellten
Versuchsresultate, wobei ich nur noch bemerken will, daß die Umdrehungszahl R mittelst eines Chronometers in der Art ermittelt
wurde, daß die zu einer bestimmten Anzahl – in der Regel 50 –
Umdrehungen erforderliche Secundenzahl abgelesen wurde.
Die Procente sind nur in ganzen Zahlen angegeben, wobei die Bruchtheile unter 1/2
fortgelassen und jene über 1/2 für eine Einheit gerechnet wurden, was durch eine
fette (stärkere) Ziffer ersichtlich gemacht ist.
Nr.
Umdrehungen
R
Belastung
Q
Arbeit
l
Ablenkung
ω
Stromstärke
s
Theoret.Effect
a
Nutzeffectin Proc.
p
1
1,33
0,335
0,582
83° 0'
39,91
4,206
14 Proc.
2
1,66
0,285
0,621
83° 15'
41,40
4,364
14 „
3
2,17
0,275
0,780
82° 15'
36,00
3,740
21 „
4
2,50
0,285
0,931
82° 5'
35,24
3,714
25 „
5
3,57
0,125
0,584
80° 2'
27,91
2,942
20 „
6
3,85
0,100
0,504
79° 35'
26,65
2,809
18 „
7
4,17
0,075
0,409
79° 30'
26,44
2,787
13 „
8
5,00
0,100
0,654
80° 35'
29,55
3,114
21 „
9
5,50
0,185
1,330
82° 30'
37,22
7,846
17 „
10
6,15
0,050
0,403
79° 20'
26,02
2,742
15 „
Aus diesen Versuchen ist zunächst ersichtlich: die bei allen elektromagnetischen
Maschinen mehr oder weniger hervortretende Abhängigkeit der
Nutzeffecte von der Geschwindigkeit, eine Abhängigkeit, welche aus
theoretischen Gründen immer stattfinden muß, worauf wir hier nicht weiter eingehen
wollen.
Als die vortheilhafteste Geschwindigkeit erscheint hier jene, bei welcher das
Schwungrad 2 1/2 Umdrehungen in der Secunde macht. Bei dieser Geschwindigkeit
erreicht der Nutzeffect 25 Proc., also mehr als das Achtfache
im Vergleiche mit den besten bisher construirten Maschinen dieser Art. Bei
größeren Geschwindigkeiten tritt eine Abnahme bis auf 15 Proc. und bei noch größeren
Geschwindigkeiten wieder eine Zunahme bis auf 21 Proc. ein, wobei bemerkenswerth
ist, daß dieses zweite Maximum des Nutzeffectes bei einer Geschwindigkeit (5
Umdrehungen) eintritt, welche gerade das Doppelte von derjenigen ist, bei welcher
das erste Maximum des Nutzeffectes stattfand. Hierauf nehmen die Nutzeffecte wieder
ab, jedoch – soweit die Beobachtungen reichen – nicht unter 15 Proc.,
was noch immer das Fünffache im Vergleiche mit den bisherigen besten Leistungen
elektromagnetischer Maschinen ist. – Nur bei sehr langsamen Bewegungen
– unter 2 Umdrehungen per Secunde –
stellen sich kleinere Nutzeffecte heraus, welche bei immer langsamerer Bewegung eine
rasche Abnahme zeigen, während die Winkelgeschwindigkeit des Schwungrades eine
periodisch ungleichförmige wird und daher sichere Messungen mittelst des Prony'schen Baumes nicht mehr gestattet, sondern die
(auch beim Stöhrer'schen Apparate angewendete) Methode der directen Belastung durch angehängte Gewichte
nothwendig macht. – Die unter so ungünstigen Verhältnissen ausgeführten
Versuche glaube ich um so eher übergehen zu können, als die Maschine schon vermöge
ihrer inneren Einrichtung auf die Anwendung so geringer Geschwindigkeiten nicht
berechnet ist. – Ich beschränke mich daher auf die Bemerkung, daß auch unter
den geringsten Nutzeffecten, welche sich dabei herausgestellt haben, kein einziger so klein gewesen ist, wie das von den besten
bisherigen elektromagnetischen Maschinen erreichte Maximum von 3 Proc.
Das Mittel der Nutzeffecte bei den Geschwindigkeiten
innerhalb des großen Intervalles von 2 bis 6 Umdrehungen per Secunde beträgt über 18 Proc., nahezu 19 Proc.,
also mindestens das Sechsfache im Vergleiche mit den bisherigen besten Maschinen
dieser Art.
Nachdem durch die Erfindung dieser neuen Maschine ein so bedeutender Fortschritt
gemacht worden ist, tritt die vielfach ventilirte
Frage nach der Möglichkeit den Elektromagnetismus als bewegende Kraft nutzbar
zu machen, neuerdings in den Vordergrund, wobei es sich zunächst darum
handelt: wie weit man es überhaupt durch fortgesetzte Vervollkommnung dieser
Maschinen in der Steigerung ihres Nutzeffectes wird bringen können.
Der Erfinder des in diesem Aufsatze besprochenen Modelles hegt die Hoffnung, durch
bereits entworfene Verbesserungen seines Apparates den Nutzeffect desselben auf das
Doppelte zu steigern, was also ein Maximum von etwa 50 Proc. in Aussicht stellen
würde. – Viel mehr, meine ich, dürfte sich in dieser Richtung überhaupt nicht
erreichen lassen, wenn man den unter allen Umständen sehr bedeutenden Kraftverlust
durch Reibung gehörig in Betracht zieht, welchen Page
zwar nur auf 15 Procent, Dub aber
(„Elektromagnetismus“ S. 478) viel eher auf 50 Procent
veranschlagt, – und welchen man, um einigermaßen sicher zu gehen, in einem
Voranschlage immerhin nicht unter 30 Proc. ansetzen darf.
Wenn es also gelingt, was allerdings nicht unwahrscheinlich ist, durch die
projectirten Verbesserungen der Maschine von Kravogl die
Hälfte des theoretischen Effectes zu erzielen, so dürfte
damit auch die Grenze der Leistungsfähigkeit
elektromagnetischer Maschinen so ziemlich erreicht seyn, – und alle
weiteren Bestrebungen den Elektromagnetismus als
bewegende Kraft nutzbar zu machen, müßten fernerhin der
ökonomischen Verbesserung der zum Betriebe dienenden galvanischen Batterien
zugewendet werden.
Um die Gesichtspunkte festzustellen, welche dabei in erster Linie im Auge zu behalten
sind, erwäge man Folgendes:
Nach den oben entwickelten Formeln ist der Materialverbrauch bei gleicher
Arbeitskraft desto kleiner, je größer die elektromotorische Kraft der
Batterie-Elemente ist. Dieser Umstand würde den mit Salpetersäure geladenen
Ketten, z.B. den Kohlenzinkketten, den Vorzug einräumen, wenn nicht eben die
Kostspieligkeit der Salpetersäure, welche – wie oben gezeigt wurde –
bei 100 Proc. Nutzeffect auf 1/3, somit bei 50 Proc. Nutzeffect auf 2/3 Thlr. per Pferdekraft und Stunde zu veranschlagen ist, ihre
Anwendung im Großen unmöglich machte. Diese Kosten würden bei Anwendung der von mir
vorgeschlagenen Ladungsflüssigkeiten (polytechn. Journal Bd. CLXIV S. 427), bei welchen die
Salpetersäure zum Theile durch Schwefelsäure ersetzt ist und welche eine bedeutend
größere elektromotorische Kraft liefern, allerdings erheblich vermindert werden,
aber doch nicht in dem Maaße, um die Anwendung einer solchen Batterie rentabel zu
machen. – Die Dering'schen Ladungsflüssigkeiten
(stehe meine oben citirte Abhandlung) – Lösungen von Kali- oder
Natron-Salpeter in Salzsäure – sind schon aus dem Grunde nicht
praktisch, weil die damit geladenen Ketten eine viel zu rasche Abnahme der Wirkung
zeigen. Es kommt also erstens darauf an, ein entsprechendes
Surrogat der Salpetersäure ausfindig zu machen (welches vor Allem eine
sauerstoffreiche, gut leitende und wenig kostspielige Flüssigkeit seyn müßte).
Die Zinkconsumtion kommt überall weniger in Anschlag, weil dieselbe durch den als
Nebenproduct abfallenden Zinkvitriol wenigstens
großentheils gedeckt wird.
Andererseits kommt aber die Gesammtfläche der
Erreger-Platten und beziehungsweise die Anzahl der Zellen (nicht zu
verwechseln mit der Anzahl der Elemente), aus welchen die Batterie zusammengesetzt
ist, in Betracht und ist nicht nur für die räumlichen Verhältnisse und
Herstellungskosten, sondern ganz besonders für die mehr oder weniger umständliche,
zeitraubende und kostspielige Bedienung der Batterie bei ihrer Zerlegung, Reinigung,
Zusammenstellung, Füllung, Reparatur u.s.w. maaßgebend.
Was nun diese Plattenfläche (beziehungsweise Zellen-Anzahl) der Batterie
betrifft, so läßt sich leicht nachweisen, daß dieselbe bei gleicher
elektromotorischer Kraft und bei gleicher Arbeitsleistung, folglich auch bei
gleichem Materialverbrauch eine sehr verschiedene seyn kann, indem sie auch noch vom Widerstande abhängt, welcher in den Zellen auf einen
bestimmten Flächenraum der Plattengröße entfällt.
Um diese Abhängigkeit ersichtlich zu machen, nehmen wir an, es handle sich um die
zweckmäßige Anfertigung einer zum Betriebe einer elektromagnetischen Maschine,
welche eine Pferdekraft Arbeit liefern soll, bestimmten Batterie, unter der
Voraussetzung, daß der Widerstand außerhalb der Batterie auf den Betrag w veranschlagt werden könne. – Hinsichtlich der
Batterie nehmen wir an, daß mit Rücksicht auf die Wahl der Erregerplatten und
Ladungsflüssigkeiten auf eine elektromotorische Kraft η in jeder Zelle zu rechnen sey, während man andererseits durch
vorläufige Versuche ausgemittelt habe, daß der auf die Flächeneinheit (Quadratmeter) der Plattengröße entfallende Widerstand in
jeder Zelle, mit Rücksicht auf die beabsichtigte Form, Plattendistanz und
Diaphragmen derselben, mit dem Betrage u in Voranschlag
gebracht werden könne. – Es soll nun die erforderliche Anzahl n und Plattengröße f der
anzufertigenden Zellen berechnet werden, die – zu einer Batterie von n Elementen an einander gereiht – den verlangten
Effect zu liefern vermögen, wobei wir die bereits erwähnte vortheilhafteste
Anordnung der Widerstände voraussetzen wollen, indem wir die Batterie so einrichten, daß der
Widerstand innerhalb derselben dem Widerstande außerhalb derselben gleich
ausfällt.
Da der Widerstand einer Zelle von der Plattengröße f
offenbar u/f, also für n Zellen n u/f ist; da wir uns ferner n
und f so gewählt denken, daß n
u/f = w ist, so
wird sich eine Stromstärke s = nη/(2n u/f)
= f
η/2u ergeben.
Andererseits ist nach einer früheren Formel der theoretische Effect a = k
η . ns also
hier a = kη .
nfη/2u = kη ²/2u . nf woraus folgt
nf = 2a/kη ² . u,
oder, wenn die Maschine p Procent
Nutzeffect liefert
nf = 100/p . 2a/kη ² . u
Dieses nf bedeutet offenbar die gesammte
PlattenflächePlattenfäche
der Batterie, – und diese ist daher dem Widerstande
u (der Plattenfläche = 1) proportional.
Für eine Pferdekraft ist a = 75 anzusetzen; für eine
Kohlenzinkkette ist η = 20. Man erhält unter
dieser Voraussetzung 2a/kη ² = 427, also nf = 427
. u, – und, wenn die Maschine p Proc. Nutzeffect gibt, nf = 100/p × 427 . u.
Nach meinen Erfahrungen geht bei Kohlenzinkketten mit Thonzellen u selten bis auf den Betrag 0,005 herab; nehmen wir also
z.B. an u = 0,01 und p = 50
Proc., so erscheint für eine Pferdekraft eine Batteriefläche nf = 2 × 427 × 0,01 = 8,54, also von
mehr als 8 1/2 Quadratmetern erforderlich.
Aus der obigen Annahme n u/f
= w folgt f = nu/w; dieß in der Gleichung
nf = 2a/kη ² . u
substituirt, gibt n ² u/w = 2a/kη ² . u, also
n ² = 2a/kη ² . w,
somit
n = √(2a/kη ²) . √w
und wegen nf = 2a/kη ² . u folgt hieraus
f = √(2a/kη ²) . u/√w
oder, wenn die elektromagnetische Maschine p Procent Nutzeffect gibt, in welchem Falle auf einen
theoretischen Effect 100/p . a angetragen werden muß
n = √(100/p) . √(2a/kη²) . √w
f = √(100/p) . √(2a/kη²) . u/√w.
Hieraus ist ersichtlich, daß auch die erforderliche Plattengröße f der einzelnen Elemente mit jenem Widerstande der
Flächeneinheit im geraden Verhältnisse steht.
Zieht man es vor, anstatt jedem einzelnen Elemente die Plattengröße f zu geben, jedes dieser Elemente durch mehrere kleinere
Plattenpaare, deren gleichnamige Platten miteinander verbunden sind, zu ersetzen, so
wird offenbar deren Anzahl r für jedes Element und somit
auch deren Gesammtanzahl nr für die ganze Batterie
ebenfalls desto größer ausfallen, je größer jener Widerstand der Flächeneinheit ist.
In solchen Fällen ist also dieser Widerstand auch für die
Anzahl der Zellen in der Batterie maßgebend.
Die möglichste Verkleinerung dieses Widerstandes in den Zellen ist also der zweite
Zielpunkt, der bei der Verbesserung der zum Betriebe elektromagnetischer Maschinen
bestimmten Batterien im Auge behalten werden muß. – Er findet seine
Berücksichtigung theils in der Wahl von gut leitenden Ladungsflüssigkeiten, theils
in einer zweckmäßigen Form der Zellen, welche – ohne den Rauminhalt für einen
hinreichenden Vorrath der Ladungsflüssigkeiten zu beeinträchtigen – doch
gestattet, die Erregerplatten einander möglichst nahe zu bringen, und insbesondere
in der Beschaffenheit der porösen Diaphragmen.
Die Kostspieligkeit und geringe Dauerhaftigkeit der Thonzellen von geringem
Widerstande macht es sehr wünschenswerth, daß es gelingen möge, ein anderes Material
diesem Zwecke dienstbar zu machen, welches die Herstellung von hinreichend porösen und dauerhaften
Diaphragmen mit geringen Kosten gestattet, wie es z.B. im Kleinen bei der
Platinkette von Jedlick durch Anwendung von eigens zu
diesem Zwecke präparirtem Papier versucht worden ist.
Wenn es auch nicht erreichbar ist, die elektromagnetische Maschine im Allgemeinen zu
einer Concurrenz mit der Dampfmaschine zu befähigen, so ist doch, nach den neuesten
Erfolgen, welche die Herstellung elektromagnetischer Maschinen von 50 Proc.
Nutzeffect erwarten lassen, die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß es durch die
angedeuteten Verbesserungen der galvanischen Batterien (insbesondere entsprechende
Surrogate für Salpetersäure und Thonzellen) dahin gebracht werden könne, die
elektromagnetische Maschine für manche kleinere Betriebe, wo sie für die
Mehrauslagen im Vergleiche mit der Dampfmaschine manche erwünschte Bequemlichkeiten
bieten würde, erschwinglich zu machen, – wenn es eben gelingt, die Oekonomie
der galvanischen Batterien so einzurichten, daß die dabei abfallenden Nebenproducte eine vortheilhafte Verwendung oder
Verwerthung finden können.
Das Problem, die galvanischen Batterien wohlfeil zu machen, welches die Lebensfrage
des Elektromagnetismus als bewegende Kraft in sich schließt, dürfte auch nur auf
diesem Wege seine Lösung finden, nämlich durch eine wesentlich auf die Ausbeute
brauchbarer Nebenproducte berechnete Einrichtung und Oekonomie, auf welche daher bei
den oben angedeuteten Verbesserungen der galvanischen Batterien zugleich Bedacht zu
nehmen wäre.
Meine Absicht bei der Verfassung dieses Aufsatzes war zunächst dahin gerichtet,
diesem Zweige der physikalischen Technik neuerdings die Aufmerksamkeit von
Praktikern zuzuwenden und denjenigen, welche nicht Physiker von Fach sind, die
Uebersicht und die Beurtheilung der dabei in Betracht kommenden Erfahrungen und
theoretischen Verhältnisse zu erleichtern.
Innsbruck, am 24. Februar 1867.