Titel: | Ueber Verstärkung der Mannlöcher der Dampfkessel mit Mundstücken; von L. E. Fletcher, Ober-Ingenieur des Vereins zur Verhütung von Dampfkessel-Explosionen in Manchester. |
Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. CXICXII., S. 438 |
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CXICXII.
Ueber Verstärkung der Mannlöcher der Dampfkessel
mit Mundstücken; von L. E.
Fletcher, Ober-Ingenieur des Vereins zur Verhütung von
Dampfkessel-Explosionen in Manchester.
Aus dem Practical Mechanics' Journal, December 1866, S.
284.
Mit einer Abbildung auf Tab. IX.
Fletcher, über Mannloch-Mundstüke für
Dampfkessel.
Wie wichtig es ist, die Mannlöcher mit Mundstücken zu verstärken, hat die Thatsache
herausgestellt, daß in der letzten Zeit (in England) neun Explosionen, wodurch
vierzehn Personen getödtet und sieben verwundet wurden, bei Kesseln vorkamen, bei
denen diese Vorsichtsmaßregel unterlassen war. Bei allen diesen Explosionen gieng
der erste Riß vom Mannloch aus, und obgleich in einigen Fällen der Dampfdruck
beträchtlich höher war, als er hätte seyn sollen, so daß die Explosionen theilweise
diesem übermäßigen Druck zuzuschreiben waren, so wurden sie doch wesentlich durch
die schwächende Wirkung der nichtverstärkten Mannlöcher befördert, welche letztere
bei anderen Kesseln die alleinige Ursache der Explosion war.
Der schwächende Einfluß, welchen ein nicht verstärktes Mannloch auf den Kessel ausübt, ist
hauptsächlich der Wirkung des Deckels zuzuschreiben. Der Deckel ist gewöhnlich innen
angebracht und wird sowohl durch den Dampfdruck als durch ein Paar Stehbolzen mit
Muttern, welche an gekrümmten Bügeln aufgehängt sind, an den Kessel gedrückt; wenn
nun die Oberfläche der Platten an der Verbindungsstelle nicht glatt gearbeitet
wurde, sondern rauh blieb, so ist eine bedeutende Anspannung der Bolzen
erforderlich, um die Fugen dampfdicht zu machen, besonders wenn der Deckel nicht
genau zur Krümmung des Kessels paßt. Somit hat der Dampfdruck in Verbindung mit der
Wirkung der Bolzen das Bestreben, den Deckel durch das Mannloch zu drücken und den
Kessel aufzuspalten. Bei einigen Kesseln wurde dieser Umstand noch rechtzeitig
entdeckt, um eine Explosion zu verhüten, während andere kurze Zeit, nachdem die
Mannloch-Deckel gedichtet worden waren, zersprangen. Es ist aber sehr leicht,
die Mannlöcher zu verstärken, was auch bei allen, durch gute Fabriken ausgeführten
Kesseln geschieht; auch an alten Kesseln, an welchen keine
Mannloch-Verstärkungen angebracht sind, können dieselben mit geringer Mühe
befestigt werden.
Das in Fig. 20
dargestellte Mannloch-Mundstück ist ein äußeres, besteht aus Gußeisen und hat
die Gestalt eines kurzen Cylinders, welcher oben und unten mit einem Flansch
versehen ist. Der untere Flansch ist so gebogen, daß er auf die Schweifung des
Kessels paßt, auf welchen er genietet wird; der obere Flansch ist flach und mit
einem Deckel versehen, welcher durch Schrauben und Muttern festgehalten wird. Der
Deckel und der obere Flansch sind gut zusammengepaßt und ersterer ist am Rande 4
Zoll breit abgedreht, um für die Muttern eine gute Auflage zu bilden. Um den Deckel
bequem abheben zu können, sollte an demselben in der Mitte ein schmiedeeiserner
Bolzen mit einem Vorstecker angebracht werden. Die Höhe des Mundstückes muß der Art
seyn, daß sie das Einführen der Bolzen zwischen den Flanschen zur Befestigung des
Deckels gestattet; die Oeffnung desselben muß weit genug seyn (etwa 15 Zoll), daß
ein Arbeiter leicht einsteigen kann. Für die Wandstärke ist bei 60 Pfd. Dampfdruck 1
1/4 Zoll genügend, während die Schraubenbolzen einen Zoll stark seyn und beiläufig 6
Zoll von einander stehen sollen. Es ist zu empfehlen, den oberen Flansch durch
Rippen zu verstärken, wie es die Abbildung zeigt; man kann auch den Deckel durch
Rippen versteifen. Einige Kesselfabrikanten machen die Flanschen bis 1 1/2 Zoll
dick. Für einen beträchtlich höheren Dampfdruck als 60 Pfd. per Quadratzoll werden die Mundstücke meistens aus Schmiedeeisen gemacht.
– Zur Dichtung der Deckelfuge ist kein Hanfring, sondern nur etwas Mennige
mit Oel erforderlich; wenn der untere Flansch gut auf den Umfang der Kesselmündung
paßt, ist auch hier nur eine geringe oder gar keine Verpackung nöthig.
Das beschriebene, außen angebrachte Mannloch-Mundstück ist das
gebräuchlichste; viele hundert Kessel, besonders in der Nachbarschaft von
Manchester, sind mit demselben versehen. Einige Kesselfabrikanten ziehen jedoch ein
innen angebrachtes Mannloch-Mundstück vor.
Schlammloch-Mundstück. – Bei Kesseln mit
doppelter Feuerung bildet das Schlammloch – welches am Boden der Endplatte
und unter den Feuerungen angebracht ist – ein zweites Mannloch und sollte
ebenfalls mit einem Mundstück versehen seyn. Wird dieß unterlassen, so tritt
gewöhnlich an der Verbindung ein Lecken ein, welches nicht nur den Kessel
verunstaltet, sondern auch ein Zerfressen veranlaßt, das so bedeutend werden kann,
daß die Endplatte reparirt werden muß. Durch ein gutes, gehörig aufgepaßtes
Mundstück wird diese Gefahr vermieden.
Die Montirung für Schlammlöcher ist der oben für Mannlöcher empfohlenen sehr ähnlich,
aber bei der Lage unter den Oefen ist nicht Raum genug für ein cylindrisches
Mundstück von genügender Weite um einen Mann durchzulassen, daher man dasselbe oval
machen muß. Gleich dem beschriebenen Mannloch-Mundstück ist bei diesem der
eine Flausch an den Kessel angenietet, der andere mit einem durch Schrauben und
Muttern befestigten Deckel versehen. Es ist wichtig, daß die Verbindungsflächen gut
aufeinander gepaßt sind und es ist besser die Dichtung mit etwas Mennige und Oel,
als mit einem Hanfzopf zu machen. Von einigen Kesselfabrikanten werden innere
Mundstücke für Schlammlöcher den äußeren vorgezogen.