| Titel: | Ansell's Wetter-Indicator oder Apparat zur Nachweisung schlagender Wetter in Bergwerken. | 
| Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. CXVIIICXIX., S. 459 | 
| Download: | XML | 
                     
                        CXVIIICXIX.
                        Ansell's
                           Wetter-Indicator oder Apparat zur Nachweisung schlagender Wetter in
                           Bergwerken.
                        Nach der Chemical News, vol. XV p. 13; Januar
                              1867.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IX.
                        Ansell's Wetter-Indicator für Steinkohlengruben.
                        
                     
                        
                           Die in der letzteren Zeit auf englischen Steinkohlengruben vorgekommenen, durch die
                              Explosion schlagender Wetter verursachten Unglücksfälle haben der im polytechn.
                              Journal Bd. CLXXIX S. 185 mit beigegebenen
                              Abbildungen beschriebenen Erfindung des Hrn. Ansell,
                              Beamten der königl. Münze in London, von Neuem großes Interesse zugewendet. Jene
                              Beschreibung war zu ihrer Zeit ganz richtig, der Erfinder blieb aber bei der
                              damaligen Form des Apparates nicht stehen, da er die Instrumente in den Gruben bei
                              ihrer Aufstellung zum praktischen Gebrauche selbst zu beobachten sehr häufig
                              Gelegenheit hatte. Dieselben entsprachen zwar vollkommen dem Zwecke, zu welchem er
                              sie empfohlen hatte – nämlich zur Erkennung schlagender Wetter, wo sich
                              dieselben langsam oder rasch ansammeln; es wurden jedoch diesen Apparaten von
                              Männern der Praxis Uebelstände vorgeworfen, was den Erfinder veranlaßte, für sein Instrument
                              eine einfachere, für jeden Bergarbeiter von nur gewöhnlicher Intelligenz faßliche
                              Einrichtung zu ermitteln, was ihm auch gelungen ist.
                           Zum besseren Verständnisse der Einrichtung und Wirkungsweise dieses Instrumentes
                              wollen wir zunächst einige Bemerkungen über das Princip, welches ihm zu Grunde
                              liegt, machen, bevor wir seine Beschreibung geben. Es ist eine längst bekannte
                              Thatsache, daß zwei verschiedene, in zwei besonderen, durch ein enges Rohr mit
                              einander verbundenen oder durch poröse Scheidewände (Diaphragmen) von einander
                              getrennten Gefäßen enthaltene Gase sich allmählich mit einander mischen, bis sie in
                              beiden Gefäßen ein gleichmäßiges Gemisch bilden. Diese Diffusion der Gase – wie die Erscheinung bezeichnet wird –,
                              welche zuerst von Priestley beobachtet, später (i. J.
                              1825) von Berthollet und Döbereiner zum Gegenstande eingehender Untersuchungen gemacht und in
                              neuerer Zeit namentlich von Graham und Anderen näher
                              studiert worden ist, findet mit einer, jedem Gase eigenthümlichen Geschwindigkeit
                              statt, welche dieselbe bleibt, mag nun das betreffende Gas in einen leeren oder in
                              einen mit einem anderen Gase erfüllten Raum eindringen. Graham wendete bei seinen früheren Diffusionsversuchen ein einfaches
                              Instrument, ein Diffusiometer an, welches in einem
                              geraden, cylindrischen, an seinem einen Ende mit einer porösen (aus Gyps, Graphit
                              oder ähnlichem Materiale bestehenden) Platte verschlossenen Glasrohre besteht, das
                              mit dem auf sein Diffusionsvermögen zu prüfenden Gase gefüllt und mit seinem offenen
                              Ende in ein mit Wasser oder Quecksilber gefülltes Gefäß eingesenkt wird. Füllt man
                              ein solches Diffusiometer mit Steinkohlengas (Grubengas, leichtem
                              Kohlenwasserstoffgas) und stellt sein unteres Ende in ein Wasser enthaltendes Gefäß,
                              so diffundirt das Gas nach Außen – in die Atmosphäre – mit weit
                              größerer Geschwindigkeit als die atmosphärische Luft von Außen durch das poröse
                              Diaphragma in den Cylinder eindringt, so daß das Wasser binnen wenigen Minuten in
                              dem letzteren mehrere Zoll hoch emporsteigt. Diese Erscheinung ist es, welche Ansell bei der Construction seines „Indicators für schlagende Wetter“ benutzt
                              hat. Derselbe fand nämlich bei seinen Untersuchungen, daß die Gase nicht allein
                              durch Substanzen hindurch diffundiren, die als porös bekannt sind, sondern auch
                              durch solche Körper, welche, wie z.B. Kautschuk, bis ganz neuerlich für vollkommen
                              homogener Natur gehalten wurden. Noch merkwürdiger ist die von ihm gemachte
                              Beobachtung, daß selbst Kohlensäure ebenso rasch durch
                              Kautschuk hindurch diffundirt, als die leichteren Gase.
                           
                           Bei den früheren (a. a. O. beschriebenen) Formen seines Instrumentes benutzte Ansell diese Eigenschaft des Kautschuks; indessen hat er
                              jetzt die Verwendung dieser Substanz aufgegeben, und bei der Modification seines
                              Indicators, welche im Nachfolgenden beschrieben wird und die neueste Form desselben
                              darstellt, benutzt er andere Substanzen, nämlich Thon und
                              Marmor, als Diaphragma.
                           In Steinkohlengruben kommen leider noch immer allzuoft Unfälle vor, welche durch das
                              plötzliche Auftreten schlagender Wetter, dieses
                              gefährlichen Gemisches von (leichtem) Kohlenwasserstoffgas (Grubengas) mit
                              atmosphärischer Luft, verursacht werden. Diese plötzliche und heftige Entwickelung
                              schlagender Wetter (meistens aus den sogen. Bläsern,
                              Klüften im Kohlensandsteine und Schieferthone) findet zuweilen in solcher Ausdehnung
                              statt, daß die Atmosphäre der Grubenbaue binnen wenigen Minuten bis auf eine (engl.)
                              Meile Entfernung hin explosiv wird. Es sind sogar einige Fälle in noch frischer
                              Erinnerung, in denen ein ungeheurer Raum binnen wenigen
                                 Secunden in dieser Weise gefährdet wurde. Gewöhnlich aber entwickelt sich
                              das explosive Gasgemisch in Folge eines Firstenbruches, eines Eingehens des
                              Hangenden, eines Bruches in den Seitenstößen oder im Liegenden einer Strecke oder
                              eines Abbaupunktes, oder aus Klüften, Rücken, Verwerfungen und anderen Störungen der
                              Flötze, sowie aus Höhlungen in den letzteren, aus Ablösungen des Nebengesteins und
                              aus der Kohle selbst, und macht durch Beimischung zu gewöhnlichen guten Wettern
                              einer Grube die ganze Atmosphäre derselben schlagend. Ein solches Gasgemisch breitet
                              sich mit dem Wetterzuge langsam, aus, bis es auf eine ungeschützte Flamme trifft und
                              vernichtet dann, möglicherweise kaum eine Stunde nach seiner Entwickelung, manches
                              Menschenleben.
                           Für alle derartigen Fälle empfiehlt Ansell die Anwendung
                              seines neuen Wetter-Indicators, von welchem Fig. 15 eine
                              Skizze gibt. Derselbe besteht aus einem metallenen – gewöhnlich eisernen
                              –, mit einem aus dem gleichen Materiale angefertigten Uförmig gebogenen Rohre verbundenen Trichter. Am freien Ende dieses Rohres
                              ist mittelst einer Messingfassung ein kurzes Stück Glasrohr befestigt, mit welchem
                              der eine Poldraht einer galvanischen Batterie verbunden wird. Das Glasrohr isolirt
                              zugleich eine an seinem oberen Ende aufgekittete Messingkappe, durch welche eine
                              Stellschraube hindurchgeht, an deren unterem Ende ein kurzer, mit einer Platinspitze
                              versehener Kupferdraht angelöthet ist. In den eisernen Trichter wird Quecksilber
                              gegossen, bis dasselbe in dem Glasrohre einen angemessenen Stand erreicht hat; es
                              kann zu dieser Höhe
                              steigen, sobald beim Aufstellen des Instrumentes ein zu diesem Zwecke angebrachtes
                              Ventil geöffnet wird.
                           Als Diaphragma dient ein aus verglühtem Steinzeug (Wedgewood-Masse)
                              angefertigter Deckel, welcher die Mündung des Trichters verschließt. Derselbe wird
                              am besten mit gutem Siegellack festgekittet. Der zweite Poldraht der Batterie wird
                              mit dem Trichter in Verbindung gesetzt – während der erste, wie schon
                              bemerkt, mit der die Stellschraube mit dem Platindrahte tragenden Messingkappe zu
                              verbinden ist – so daß, sobald die Diffusion eintritt, das Quecksilber gegen
                              die Platinspitze gepreßt und dadurch die Kette geschlossen wird. In die Kette wird
                              eine elektrische Lärmglocke eingeschaltet, welche, so lange die Spitze des
                              Platindrahtes über dem Niveau des Quecksilbers bleibt, also mit dem letzteren nicht
                              in Berührung kommt – so lange demnach die Kette noch nicht geschlossen ist
                              – ruhig bleibt. Wird nun das Instrument in eine Grubengas enthaltende
                              Atmosphäre gebracht, so dringt dieses Gas durch das poröse Diaphragma rascher in den
                              Trichter, als die in demselben vorhandene Luft nach Außen entweicht; in Folge dessen
                              entsteht in dem Trichter ein Druck, durch den das Quecksilber in dem unmittelbar an
                              demselben befindlichen Schenkel des gebogenen Rohres nieder- und im anderen
                              Schenkel emporgepreßt wird, so daß die Oberfläche des Quecksilbers mit der
                              Platinspitze in Berührung kommt. Sobald dieß geschieht, wird natürlich die Kette
                              geschlossen und die Glocke läutet. Nach Ansell's eigenen
                              Beobachtungen gibt dieß Instrument innerhalb vier
                                 Secunden, wenn das Gasgemisch noch unter dem Explosionspunkt ist, d.h. wenn
                              es noch nicht so viel leichten Kohlenwasserstoff enthält, daß es in Folge seiner
                              Zusammensetzung bei der Berührung mit einem brennenden Körper explodiren muß, solche
                              Warnungssignale; stellt man indessen die Platinspitze so ein, daß zwischen ihr und
                              der Oberfläche des Quecksilbers – beim Normalstande des letzteren –
                              ein Raum nur von der Dicke eines Shilling (Viergroschenstückes) bleibt, so meldet
                              der Indicator eine gefährliche Irruption schlagender Wetter schon binnen zwei Secunden.
                           Eine Quelle großer Gefahr bildet jener Zustand der Grubenwetter, welcher durch das
                              allmähliche Hervordringen des Gases aus der Kohle
                              verursacht wird. Beim Befahren eines solchen Baues hört man fortwährend ein
                              knisterndes, dem Zirpen eines Heimchens entfernt zu vergleichendes Geräusch. In
                              manchen Gruben kann ein diesem eigenthümlichen Geräusche (dem sogen. „Krebsen“) ähnlicher Ton allerdings auch
                              durch das Niederfallen von Schieferbruchstückchen oder vom Zerspringen der Kohle
                              hervorgebracht werden; allein ein geübtes Ohr erkennt den Unterschied sehr bald.
                              Sollten im freien Wetterwechsel irgend welche Störungen oder Hindernisse auftreten,
                              so werden die Wetter in Folge dieser langsamen Gasentwickelung (des Blutens, bleeding, der
                              Steinkohle, wie der nordenglische Kohlenbergmann sich ausdrückt) sehr allmählich vom
                              Nullpunkte – d.h. vom normalen oder vom Zustande der Reinheit – bis
                              zum Explosionspunkte – also bis zu der Beschaffenheit, bei welcher sie
                              schlagend werden – verdorben; oder es ist auch möglich, daß in Folge einer
                              durch allmähliches Fallen des Barometers sich kundgebenden Veränderung im
                              atmosphärischen Drucke ein allmähliches Hervordringen von Grubengas aus einem
                              Firstenbruche oder einem Setzen des Hangenden, aus Klüften und Ablösungen etc.
                              stattfindet, was dann, wenn diese Erscheinung auch scheinbar noch so unbedeutend
                              ist, in solcher Ausdehnung der Fall seyn kann, daß die ganzen Wetter eines Baues
                              schlagend werden, wenn auf demselben nicht ein sehr guter, lebhafter Wetterwechsel
                              stattfindet. An manchen Abbaupunkten und auf manchen Strecken eines und desselben
                              Baues kann in einem derartigen Falle eine solche Anhäufung Wagender Wetter schon
                              binnen einer halben Stunde eintreten, während es an anderen Stellen derselben Grube
                              mehrere Stunden währt und an noch anderen ein ganzer Tag vergeht, bevor ein
                              explosives Gasgemisch sich bildet. Für Fälle dieser Art hat Ansell, wie oben bemerkt wurde, einen Kautschukballon angewendet (vergl. polytechn. Journal Bd. CLXXIX S. 185, und Fig. 46 Tab. IV);
                              dieser war jedoch, obschon seinem Zwecke ganz entsprechend, zu sehr der Zerstörung
                              ausgesetzt. Deßhalb gieng er von dieser Einrichtung ab und benutzt jetzt Platten von
                              weißem sicilianischem Marmor als Diaphragmen. Durch eine
                              angemessene Regulirung der Dicke dieser Platten vermeidet er den Uebelstand der
                              Effusion in solchem Grade, daß er mittelst dieser Vorrichtung in der Grube jene
                              allmählichen Anhäufungen von Kohlenwasserstoffgas genau nachzuweisen im Stande ist.
                              Er hat sich Herzeugt, daß sich mit der Anwendung einer einen Viertelzoll starken
                              Marmorplatte anstatt des oben erwähnten, aus Wedgewood-Masse bestehenden
                              Deckels (Fig.
                                 15) das Vorhandenseyn eines seit einer halben Stunde, und mittelst einer
                              halbzölligen Marmorplatte die Gegenwart eines seit zwei Stunden entstandenen und in
                              dieser Zeit vom Nullpunkte bis zum Schlagendwerden veränderten Gasgemisches
                              zuverlässig nachweisen läßt. In allen diesen Fällen können Warnungssignale gegeben
                              werden, bevor die Wetter schlagend geworden sind, und diese Signale können längere
                              Zeit fortgesetzt werden, selbst wenn die Wetter nicht noch mehr verderben, wobei
                              freilich nicht außer Acht gelassen werden darf, daß dieselben Umstände, unter denen
                              die normalen Wetter einer Grube sich mit 10 Proc. Kohlen- oder Grubengas mischen können,
                              auch gestatten, daß 50 Proc. von letzterem und darüber von den Wettern aufgenommen
                              werden. Die Instrumente selbst müssen in der Strecke, beziehungsweise an dem zu
                              untersuchenden Abbaupunkte etc. hoch, der Firste ziemlich nahe, aufgestellt werden,
                              wo ungeachtet des Diffusionsgesetzes Anhäufungen des Gases stattfinden; denn es ist
                              durchaus keine ungewöhnliche Erscheinung, wenn zunächst der Firste 30 Proc., sechs
                              Zoll tiefer 20 Proc. und fünfzehn Zoll unterhalb der Firste gar kein
                              Kohlenwasserstoffgas sich nachweisen läßt. Den Grund dieser Erscheinung werden wir
                              bei einer anderen Gelegenheit näher erörtern.
                           Es wird empfohlen, zwei Indicatoren, den einen zur Nachweisung langsam und den andern für die Entdeckung plötzlich stattfindender Gasanhäufungen, neben einander aufzustellen, und
                              dazu besondere, zu diesem Zwecke in den gußeisernen, zur Unterstützung des Daches
                              oder des Hangenden dienenden Stempeln angebrachte Löcher zu benutzen, welche durch
                              die Stempel ganz hindurchgehen, so daß das Gas oder vielmehr das Gemisch desselben
                              mit den Grubenwettern die Instrumente vollständig umgibt und ungehindert über
                              dieselben hinwegstreichen kann. Denn das Kohlengas zeigt oft ein gar seltsames
                              Verhalten und pflegt wohl in Folge von sehr geringfügigen Ursachen von einem Orte zu
                              einem anderen so „abzustreichen,“ daß dieß kaum zu bemerken
                              ist. In den gedachten Ausschnitten der eisernen Stempel würden die Instrumente auch
                              vor Beschädigung durch Steinschlag oder durch eingehende Wände wohl geschützt seyn,
                              und an den Seiten dieser Stempel könnten Rinnen zur Aufnahme der Telegraphen-
                              oder Signaldrähte beim Gießen angebracht werden.
                           Zum Ueberfluß bemerken wir hier noch, daß die Ansell'schen
                              Instrumente Schutzmaßregeln anderer Art keineswegs verdrängen sollen, indem sie nur
                              zur Erkennung des Vorhandenseyns schlagender Wetter bestimmt sind.
                           Zur Nachweisung des Vorhandenseyns von Kohlensäure
                              („bösen Wettern“) in
                              Grubenbauen erhält der beschriebene Indicator eine für diesen Zweck nothwendige
                              Modification, von welcher Fig. 16 eine Abbildung
                              gibt. Dieselbe bedarf kaum einer näheren Beschreibung; man erkennt auf den ersten
                              Blick, daß die Kette geschlossen wird, sobald das Quecksilber in dem vom
                              Trichterhalse gebildeten abgeschlossenen Raume bis zu dem Drahte aufsteigt. Man
                              adjustirt das Instrument durch Neigen des dasselbe tragenden Fußes, indem dann ein
                              Kork auf ein Ledersäckchen drückt und dadurch das Quecksilber bis zu der
                              erforderlichen Höhe emporpreßt. Es liegen noch keine Erfahrungen darüber vor, ob Marmor gegen die
                              Einwirkung des Kohlensäuregases dauerhaft genug ist; nöthigenfalls würde sich dieses
                              Material durch ein Diaphragma aus einer anderen porösen Substanz ersetzen lassen.
                              Ansell empfiehlt diese Form seines Indicators zur
                              Anwendung in solchen Gruben, in denen die Gesundheit oder gar das Leben der
                              Bergarbeiter durch Auftreten von Kohlensäuregas gefährdet wird. Die französischen
                              Weinproducenten benutzen dieses Instrument bereits
                              zur Bestimmung des Zeitpunktes, in welchem die Gährung des Mostes beginnt;
                              wahrscheinlich wird dasselbe demnächst auch von den englischen Bierbrauern zu einem ähnlichen Zwecke angewendet werden.
                           Für den Fall, daß durch die Angaben der Indicatoren oder durch das Verhalten der
                              Sicherheitslampen die Gegenwart von schlagenden Wettern in einer Grube mit
                              Sicherheit erkannt worden ist, empfiehlt Ansell die
                              Anwendung einer anderen Form seines Instrumentes, des im polytechn. Journal Bd. CLXXIX S. 186 beschriebenen und in Fig.
                              48, Tab. IV abgebildeten Apparates, sowie für den Bergmann, den Grubenaufseher und
                              dessen Stellvertreter den Gebrauch des a. a. O. (S. 187) erwähnten
                              Aneroid-Indicators, eines leicht zu handhabenden
                              Taschen-Aneroidbarometers, zur Bestimmung des Gehaltes
                                 der Grubenluft an beigemischtem Grubengase. Manche Leute, welche es nicht
                              der Mühe für werth gehalten haben, sich mit dem Zwecke, zu welchem letzteres
                              Instrument bestimmt ist, näher vertraut zu machen, schreiben demselben gar seltsame
                              Eigenschaften zu. Wir bemerken deßhalb ausdrücklich, daß dieses eigenthümliche
                              Instrument keineswegs zur Nachweisung oder Entdeckung von Kohlenwasserstoffgas in
                              der Grube angewendet werden, sondern daß dasselbe, wie soeben angedeutet wurde, zur Bestimmung des Procentgehaltes der Grubenwetter an
                                 Grubengas oder an Kohlensäuregas dienen soll, nachdem das Vorhandenseyn
                              dieser Gase erkannt worden oder sobald ihre Gegenwart vermuthet wird. Zu diesem
                              Behufe muß der kleine Apparat strenge nach den Vorschriften der ihm beigegebenen
                              Gebrauchsanweisung angewendet werden. Dieser Aneroid-Indicator muß, noch mit
                              der schützenden Metallkapsel versehen, in die Nähe des wetterverdächtigen Punktes
                              gebracht und dort so lange gelassen werden, bis er die an dieser Stelle herrschende
                              Temperatur angenommen hat, wozu gewöhnlich nur einige (etwa fünf) Minuten
                              erforderlich sind. Darauf wird das Ventil geöffnet, so daß das Quecksilber den
                              wahren Nullpunkt der bez. Höhe des Ortes einnehmen kann; dann schließt man dieses
                              Ventil wieder und beobachtet den Zeiger einige Secunden lang, um sich zu überzeugen,
                              daß er stationär bleibt. Ist dieß der Fall, so nimmt man die Messingkapsel ab, hält
                              das Instrument an
                              der wetterverdächtigen Stelle die auf der Gebrauchsanweisung angegebene Zeit
                              hindurch (etwa eine Minute lang) an seinem Handgriffe in die Luft, und liest dann
                              ab.
                           Wir müssen hier noch bemerken, daß bei einem und demselben Procentgehalte der
                              Grubenwetter an Kohlenwasserstoffgas die Diffusion des letzteren durch das
                              Diaphragma eines und desselben Instrumentes in verschiedenen Gruben eine
                              verschiedene Zeitdauer beansprucht. Die Ursache dieser Erscheinung ist bis jetzt
                              noch nicht ergründet worden, doch ist Ansell mit
                              speciellen Untersuchungen über diesen Gegenstand beschäftigt. Diese Zeitdauer
                              schwankt zwischen 45 und 60 Secunden; in einer und derselben Grube aber bleibt sie
                              constant, so daß, wenn sie einmal bestimmt worden, eine Wiederholung der Beobachtung
                              nicht nöthig ist. Daß diese auffällige Erscheinung auf einer dem Gase
                              eigenthümlichen Eigenschaft beruht, wird durch die Thatsache bewiesen, daß Wetter
                              mit einer Beimischung von 10 Procent Grubengas auf einer Grube bisweilen mit weit
                              größerer Heftigkeit explodiren, als Wetter mit demselben Procentgehalt an
                              Kohlenwasserstoff auf einer anderen Grube. Die Steiger auf den englischen
                              Kohlenbergwerken bezeichnen die erstere Art von Wettern als „scharfe,“ und die letztere als
                              „träge“ oder „matte“ Gase. Man kann diesen Unterschied
                              ganz deutlich wahrnehmen, wenn man in einer Atmosphäre von solchen Wettern die
                              Sicherheitslampe einige Zeit lang genau beobachtet.
                           Zur Herbeiführung eines guten, kräftigen Wetterwechsels in einer Grube muß derselben
                              fortwährend so viel frische atmosphärische Luft zugeführt werden, daß eine selbst
                              ganz plötzliche Anhäufung von schlagenden Wettern sich rasch bis gehörig unter den
                              Explosionspunkt verdünnen kann. Ein Wetterwechsel, welcher nur für gewöhnliche
                              Zustände des Abbaufeldes hinreicht, ist als durchaus ungenügend zu betrachten.
                           (Es mag hier noch die Bemerkung stattfinden, daß sämmtliche Ansell'sche Apparate von den HHrn. Marratt und
                              Short, King
                                 William-street, London, in bester Qualität angefertigt werden.)
                           
                              H.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
