Titel: | Ueber den Feuerlöschapparat von Dawson und Broadbent. |
Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. CXIXCXX., S. 467 |
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CXIXCXX.
Ueber den Feuerlöschapparat von Dawson und Broadbent.
Aus dem Mechanics' Magazine December 1866, S.
386.
Mit einer Abbildung auf Tab. IX.
Dawson und Broadbent's Feuerlösch-Apparat.
Vor mehreren Jahren stellten die HHrn. Dawson und Broadbent, Eigenthümer der Milnsbridge Chemical Works bei Huddersfield, zahlreiche Versuche über das
Löschen von Feuersbrünsten zu dem Zwecke an, um wo möglich die geeigneten Mittel zu
entdecken, mittelst deren sich rasch und ohne große Mühe und Kosten in Fabrikräumen
Niederlagen, Dampfschiffen etc. die atmosphärische Luft durch Gase verdrängen läßt,
welche keinen freien Sauerstoff enthalten und somit die in solchen Räumen
vorhandenen Materialien mit einem Medium umgeben, worin sie nicht verbrennen können.
Diesen Zweck haben die Genannten jetzt erreicht und das von ihnen ersonnene und auch
praktisch eingeführte Verfahren läßt sich mit einer kaum glaublichen Leichtigkeit
zur Anwendung bringen.
Wie die Erfahrung zeigte, war es leicht, durch Einpressen des enormen Volums der bei
der Verbrennung von gewöhnlichem Brennmaterial in Dampfkesselöfen etc. sich
entwickelnden Gase zunächst in einen Kühlraum – und aus diesem in die zu
schützenden Räume – letztere von der äußeren Atmosphäre vollständig
abzuschließen (indem die eingepreßten Gase fortwährend durch alle vorhandenen
Oeffnungen, wie zerbrochene Fenster Spalten etc. austreten), gleichzeitig aber in
denselben eine so mäßige Temperatur zu erhalten, daß selbst das zarteste, darin
befindliche Material und die feinsten Maschinen und Apparate unverletzt bleiben.
Zahlreiche Versuche, welche mit den unter verschiedenartigen Umständen aus Essen
aufgefangenen Gasen angestellt wurden, haben den Beweis geliefert, daß sich diese
Gase sehr leicht von einer zu diesem Zwecke geeigneten Beschaffenheit erhalten
lassen. Dawson und Broadbent
haben nämlich gefunden, daß bei gewöhnlicher guter Feuerung mit bedeckten Rosten der
Sauerstoff der Atmosphäre von dem Brennmaterial vollständig verzehrt wird, ja daß
die Gase selbst dann noch feuerschützend wirken, wenn sie
ein Drittel ihres Volums an atmosphärischer Luft beigemischt enthalten.
Der von den Erfindern zur praktischen Verwerthung ihres Principes benutzte
(patentirte) Apparat ist in Fig. 14 abgebildet. A ist der Dampfkessel; B der
Canal, durch welchen die Feuergase in die Esse abziehen;
C das auf diesem Canale befestigte und mit ihm
verbundene conische Rohr; D ein mit dem Kessel in
Verbindung stehendes Dampfrohr; E ein Hahn zum Absperren
des Dampfes; F ein Rohr, um die Gase in die
Abkühlungskammer oder den Kühlraum G zu leiten, welcher
entweder hinter dem Kessel oder an einer anderen passenden Stelle angebracht und mit
einer hohlen eisernen Decke H versehen ist, in deren
Bodenplatte Löcher zur Vertheilung feiner Wasserstrahlen in dem Kühlraume angebracht
sind. Das dazu erforderliche Wasser wird durch das Rohr J aus der Cisterne M zugeführt, und sein
Zufluß kann durch das mit dem Hebel L versehene Ventil
K geregelt werden. Das Rohr N leitet das Wasser aus dem Kühlraume ab. O
ist ein Canal, welcher die Gase aus dem Kühlraume zu den verschiedenen Stockwerken
und den einzelnen Räumen des Gebäudes leitet; P¹,
P², P³,
P⁴ sind die Ventile, durch welche die
feuerlöschenden Gase zu diesen Räumen zugelassen werden; diese Ventile können
gesondert durch die Hebel G¹, G², G³, G⁴ Thätigkeit gesetzt werden.
Unter den vielfachen anderen Vorzügen, welche diese Feuerlöschmethode kennzeichnen,
ist besonders der Umstand zu erwähnen, daß der Apparat, sobald er einmal aufgestellt
worden, permanent bleibt und Reparaturen nicht unterworfen ist; derselbe kann
jederzeit sofort in Thätigkeit gesetzt werden und man hat, um ihn anwenden zu
können, nicht nöthig, das Gebäude selbst zu betreten; er erstickt die Flamme fast
augenblicklich und in allen Theilen des Gebäudes gleichzeitig, ohne daß Waaren,
Materialien oder Maschinen im Geringsten beschädigt werden, und bei und nach seiner
Anwendung bleibt Alles trocken, so daß die Arbeit beinahe unmittelbar nach der
Erstickung des Feuers wieder beginnen kann. Dabei sind die zu diesem Löschapparate
nothwendigen Materialien reichlich vorhanden, billig und zugleich überall zur Hand.
Die Leistungsfähigkeit des Apparates ist wahrhaft merkwürdig; derselbe vermag
Feuersbrünste zu löschen, gegen welche die Anwendung von Wasser wirkungslos bleibt,
wie z.B. die von leicht entzündlichen Oelen und ähnlichen feuergefährlichen
Substanzen herrührenden Brände.
Als Beweis für letztere Thatsache theilen wir den am 25. Juli 1866 auf den Milnsbridge Works abgeführten Versuch mit. Die HHrn. Dawson und Broadbent ließen,
um den Werth ihrer Erfindung klar vor Augen zu führen, in Gegenwart von mindestens
1000 Personen als Zeugen, eines ihrer zahlreichen Gebäude in einem oberen Raume in
Brand setzen, in welchem ein großer Haufen Holz und Späne lag, nachdem dieses
Material vorher mit Weingeist und anderen leicht entzündlichen Substanzen bespritzt
worden war. Der etwa 100 Fuß lange und 20 Fuß tiefe Raum wurde gleichzeitig an mehreren
Stellen angesteckt und sehr bald schlugen helle, lichte Flammen empor, welche von
allen Anwesenden deutlich wahrgenommen wurden. Es konnte Niemand darüber in Zweifel
seyn, daß das Feuer festen Fuß gefaßt hatte und daß, falls die Erfindung sich nicht
bewähren würde, das in Brand gesetzte Fabrikgebäude binnen kurzer Zeit gänzlich
niedergebrannt seyn müsse. Hierauf eilte ein Angehöriger des Hauses zu dem Apparate
und setzte denselben in Thätigkeit. Nach Verlauf von kaum einer Minut war das Feuer,
welches in Folge der Leichtentzündlichkeit des in dem Fabriklocal aufgestapelten
Materiales in jedem Augenblicke an Heftigkeit zugenommen hatte, erstickt und es
blieb nicht eine Spur von demselben zurück, außer dem geschwärzten Dache und den
angerauchten Seitenmauern des Gebäudes, nebst den angekohlten Holzstücken und
Spänen.