Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. , S. 70 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die Patente in England und in Preußen.
Im Jahre 1865 wurden in England 3386 Patentgesuche
angenommen und mit dem vorläufigen Schutze (provisional
protection) versehen; von diesen vorläufig geschützten Erfindungen wurden
2186 schließlich patentirt. 70 Procent hiervon erloschen alsbald wegen
Nichtbezahlung des 50 Pfund-Stempels. Nach den bisherigen Erfahrungen
überdauern nur 10 Procent von dem Rest, also ungefähr 64 Stück, sieben Jahre, indem
nur für diesen kleinen Theil der am Ende des siebenten Jahres fällige 100
Pfund-Stempel entrichtet wird. Nach den Ansichten der Mitglieder der
Patent-Commission sind die angeführten Kostenbeträge nicht zu hoch gegriffen,
indem sie das Entnehmen von nutzlosen und reinen Speculations-Patenten
beschränken.
In Preußen wurden in den letzten Jahren durchschnittlich
zwischen 60 und 70 Patente auf's Jahr ertheilt, also ungefähr gerade so viele, als
in England die siebenjährige Stempelprobe bestehen. (Verhandlungen des Vereins zur
Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1866 S. 169.)
Die Kohlenfrage in England.
Die Grundlage für Englands materielle Entwickelung bildet die in großen Massen
auftretende und billig zu gewinnende Steinkohle. Der Handel mit Kohlen ist es im
Binnenverkehr, welcher die ackerbautreibenden und die erzreichen Gegenden mit den
kohlenführenden und
industriellen verbunden und dadurch ein Eisenbahnnetz und eine Canalverbindung in
England hervorgerufen hat, wie sie noch in keinem anderen Lande vorhanden sind. Für
den englischen Exporthandel ist die Kohle das einzige Rohmaterial, welches
ausgeführt wird, das aber mit den Handelsproducten, welche mit seiner Hülfe auf den
Hüttenwerken und sonstigen Industrieanlagen dargestellt werden, die ganze Masse der
eingeführten Rohproducte aufwiegt; allein in Europa waren im Jahre 1862 580
englische Kohlenhäfen vorhanden, wozu noch 203 in den übrigen Erdtheilen kommen, so
daß in 783 Hafenplätzen die englische Kohle Gegenstand des überseeischen Verkehres
war. Nimmt man hierzu noch, daß mit den Kohlen zusammen meistens Eisenerze,
feuerfeste Thone und Kalksteine auftreten, deren Gewinnung dadurch eine
verhältnißmäßig billige wird, und hierin zugleich die Grundlage für die so bedeutend
entwickelte Eisen-Industrie Englands gegeben ist,
so ergibt sich, daß nicht bloß der ganze Handel, sondern auch die gesammte Industrie
Englands abhängig von dem dortigen Vorkommen der Kohlen ist.
Die Gewinnung der Steinkohle hat in Folge dessen schon seit langer Zeit in
ausgedehntem Maaße stattgefunden, ungeheure Massen sind schon gewonnen und größere
Massen werden mit dem keinen Stillstand duldenden Fortschritt der Entwickelung noch
gefördert werden müssen. Ob und wie lange dagegen die
englischen Steinkohlenlager diesen gleichmäßig weiter steigenden Bedarf werden
befriedigen können, ist eine Frage, deren Erörterung nicht bloß für den englischen
Handel und die dortige Industrie, sondern auch für die concurrirenden
Kohlenproducenten des Auslandes nicht ohne Interesse seyn dürfte.
In England selbst hat man schon lange an die Möglichkeit einer Erschöpfung der Kohlenwerke gedacht, ohne jedoch für „die
Wahrung der Nachhaltigkeit“ auch nur das Geringste zu thun. Einer der
ersten, welche den Werth der Kohlen zu würdigen wußten und die Folgen voraussahen,
welche deren Mangel einst hervorrufen würde, war Hr. John Williams, welcher bereits in seiner 1789 veröffentlichten
„Geschichte des Mineralreichs“ auf die beschränkte Masse
von Kohlen in England aufmerksam macht und vor deren Verschleuderung warnt. Später
haben Sir John Sinclair, Robert Bald 1812, Dr. Buckland 1830 und 1835 M'Culloch in
verschiedenen Schriften dieselbe Frage behandelt. In neuerer Zeit wurde bei
Gelegenheit der Debatten über den französischen Handelsvertrag die öffentliche
Aufmerksamkeit wieder auf diesen Gegenstand hingelenkt, in Folge dessen Hr. Hüll veranlaßt wurde, 1861 eine besondere Beschreibung
der englischen Kohlenfelder mit Abschätzung ihres Totalinhaltes zu liefern; weitere
Mittheilungen desselben Autors über diesen Gegenstand sind im Journal of science enthalten. In eingehender Weise hat sich zuletzt Hr.
St. Jevons mit der Ausbeutung der englischen Kohlenwerke
beschäftigt und in seiner „Coal Question, London
and Cambridge 1865“ die Production und den Verbrauch an
Kohlen in früheren Jahren zusammengestellt, daraus den Bedarf an Kohlen bei
gleichmäßiger Steigerung für die Zukunft berechnet und nach Abschätzung der noch
anstehenden Kohlen die Zeit zu bestimmen gesucht, in welcher die englische
Kohlenproduction ihre jetzige Bedeutung verlieren würde. Wenngleich Jevons in seinem Werke auch im Allgemeinen seine
Befürchtungen zu weit gehen läßt und die Kohlenfrage nach allen nur denkbaren Seiten
hin mit etwas zu großer Weitschweifigkeit behandelt, so stützen sich doch seine
Berechnungen auf richtige oder doch annähernd richtige Zahlen, und – Zahlen
beweisen! Die wichtigsten Angaben desselben sind daher in Folgendem
zusammengestellt.
Was zunächst die Steigerung des Kohlenverbrauchs Englands
in früheren Jahren anbelangt, so können für die
Feststellung desselben mit einiger Sicherheit die Mengen zu Grunde gelegt werden,
welche auf dem Newcastler und Londoner Kohlenmarkte bewegt wurden. Nach T. J. Taylor's, Archaeology of the Coal
Trade, wurden von Newcastle und den benachbarten Häfen verschifft:
im Jahre
1609
251,764
Tonnen
d. i. mehr
„
1660
537,000
„
110
Proc.
„
1700
650,000
„
27
„
„
1750
1,193,467
„
84
„
„
1800
2,520,075
„
111
„
„
1863
16,813,146
„
351
„
Der steigende Verbrauch von London in den letzten zwei Jahrhunderten ergibt sich
dagegen nach ziemlich genauer Berechnung:
im Jahre
1650 zu
216,000
Tonnen,
d. i. mehr
„
1700
428,100
„
98
Proc.
„
1750
688,700
Proc.
61
Proc.
„
1800
1,099,000
Proc.
60
Proc.
„
1850
3,638,883
Proc.
231
Proc.
„
1863
5,119,887
Proc.
272
Proc.
Es ergibt sich aus diesen Zusammenstellungen, daß der Kohlenverbrauch an den
genannten Orten in den früheren Jahrhunderten kaum 1/4–1/3 von dem des
jetzigen betragen hat.
Für die Kohlenförderung der neueren Zeit sind sehr genaue
Angaben in den Bergwerksberichten und den statistischen Zusammenstellungen
enthalten, welche seit dem Jahre 1854 von Robert Hunt
unter Beihülfe des Regierungs-Inspectors der Kohlenwerke und unter Mitwirkung
der Kohlenbergbau-Gesellschaften herausgegeben werden. Die hier angegebene
Kohlenförderung in ganz England betrug:
1854
64,661,401
Tonnen
1855
61,453,079
„
1856
66,645,450
„
1857
65,394,707
„
1858
65,008,649
„
1859
71,979,765
„
1860
80,042,698
„
1861
83,635,214
„
1862
81,638,338
„
1863
86,292,215
„
1864
92,787,873
„
(Hunt's
Merch. Mag. 6.)
Die Menge der klaren Kohlen, welche noch immer in großen Massen von den Gruben auf
die Halden gefahren werden, ist in dieser Zusammenstellung nicht mitenthalten und
dürfte auch durch Abschätzung kaum annähernd richtig angegeben werden können.
Nach den obigen Angaben haben in den Jahren 1854 und 1859 Fördermaxima stattgefunden,
während von letzterem Jahre ab die Zunahme eine stetige wird; im Ganzen beträgt die
durchschnittliche Mehrbeförderung von einem Jahre zum anderen 2,403,424 Tonnen oder
3,26 Proc., während dieselbe sich zwischen den beiden Maximaljahren auf 3,7 Proc.
stellt, so daß man die Förderung eines Jahres auf rund 3 1/2 Proc. mehr von dem des
Vorjahres rechnen kann. Mit einiger Sicherheit kann man nun auch annehmen, daß diese
Zunahme von 3 1/2 Proc. pro Jahr wenigstens von der Zeit
ab datirt, wo die Dampfmaschinen, die Kohks-Hohöfen und die
Baumwollenspinnereien eingeführt wurden, also von 1781 an, für welche Jahre sich die
Förderquanta in ganz England dann folgendermaßen berechnen würden:
1781
5,139,000
Tonnen
1791
7,249,000
„
1801
10,225,000
„
1811
14,424,000
„
1821
20,346,000
„
1831
28,700,000
„
1841
40,484,000
„
1851
57,107,000
„
so daß die ganze wahrscheinliche Förderung beträgt:
von 1781–1853
1,436,991,000
Tonnen.
Vergleicht man hiermit die Förderung
von 1853–1864
726,751,516
„
–––––––––––––––––––––
Summa
2,163,742,516
Tonnen,
so ergibt sich, daß die Production und der Verbrauch an Kohlen
in diesen letzten 10 Jahren wenigstens halb so groß ist als in den ganzen 72 Jahren
vorher.
In gleichem Maaße wie die Kohlenförderung hat sich auch die Anzahl der dabei
beschäftigten Bergleute und die der Kohlenwerke selbst vermehrt:
im Jahre
1851
waren
183,389 Mann,
„
1861
„
246,613 „
beim Kohlenbergbau beschäftigt, so daß die Anzahl derselben in
diesen 10 Jahren um 34,4 Proc. oder jährlich circa um 3
Proc. gestiegen ist; die Anzahl der Kohlenwerke betrug im Jahre
1854
2397
1855
2613
1856
2829
1857
2867
1858
2958
1859
2949
1860
3009
1861
3025
1862
3088
1863
3180
1864
3268,
hat sich also auch um circa 3,1
Proc. pro Jahr vermehrt.
Ueber die Kohlenpreise früherer Jahre läßt sich Bestimmtes
nicht ermitteln; für das Jahr 1860 dagegen ergeben sich dieselben nach Hunt's Mineralstatistik zu folgenden Höhen:
per Tonne
Newcastle
HauskohleMaschinenkohleGaskohle und zum Verkohlen
9 Sh.8 „5 „
– P.– „6 „
Derbyshire
Beste KohleGewöhnliche Kohle
9 „6 „
– „6 „
North Staffordshire
Beste KohleGewöhnliche Kohle
9 „6 „
2 „– „
Lancashire
Beste KohleSchlechtere Kohle
6 „5 „
3 „6 „
Southwales undMonmouthshire
StückkohleKlare Kohle
6 „4 „
6 „6 „
Schottland im Durchschnitt
4 „
– „
wobei die Gewinnungskosten
in Derbyshire
5 „
– „
in North Staffordshire
2 „
6 „
in Schottland
2 „
8 „
betrugen, so daß dieselben in ganz England zu 4 Sh. 10 P. per Tonne oder circa 2 1/2
Sgr. pro Zoll-Centner angenommen werden können.
Diese angegebenen Preise dürften auch jetzt noch bei der Beurtheilung des Werthes
von Englands Kohlenproduction maßgebend seyn.
Die Schlüsse aus diesen Zusammenstellungen der bisherigen
Kohlenproduction Englands ergeben ganz eigenthümliche Resultate für die Zukunft. Im Allgemeinen kann man annehmen, daß auch die
zukünftige Kohlenproduction Englands mit der
fortschreitenden Entwickelung des industriellen Lebens immer gleichen Schritt halten
wird und, analog der früheren Zeit, auch für die kommenden Jahre die berechnete
Normalzunahme der Production von 3 1/2 Proc. zu Grunde gelegt werden kann. Bei
dieser Annahme würde man für ein Jahrhundert, von 1861 an gerechnet, die folgenden,
nicht ganz unbedeutenden Förderquanta erhalten:
1861
83,6
Millionen Tonnen
1871
117,9
„
1881
166,3
„
1891
234,7
„
1901
331,0
„
1911
466,9
„
1921
658,6
„
1931
929,0
„
1941
1310,5
„
1951
1848,6
„
1961
2607,5
„
und für eine Förderung von 100,000 Millionen Tonnen würde bei
einiger Abrundung der zu Grunde gelegten Production von 1861 dann noch ein Zeitraum
von 110 Jahren nothwendig seyn. Es kommt also darauf an festzustellen, ob und wie
lange die in England vorhandenen Kohlenlager im Stande sind einer derartigen
Production zu genügen.
Bei seiner Abschätzung der englischen Kohlenfelder im Journal
of science vom Jahre 1864 nimmt Hr. Hull an, daß
es physisch noch möglich seyn wird, die Kohlen bis zu einer Tiefe von 4000 Fuß
(englisch) abzubauen, indem für maschinelle Anlagen bei einer solchen Tiefe die
entgegenstehenden Schwierigkeiten wohl zu bewältigen seyn würden und nur die
zunehmende Wärme einem tieferen Eindringen Einhalt geböte. Bei deßhalb angestellten
Beobachtungen stieg im tiefen Monkwearmouth-Schachte die Temperatur um
1° Fahrenh. auf 60 Fuß, und im Dukinfield-Schachte um 1° F. auf
83', so daß Hr. Hull als Durchschnitt 1° Fahr.
Temperaturzunahme auf 50' Tiefe annehmen zu können glaubt; es würde darnach von 50'
Tiefe ab, wo eine gleichmäßige Temperatur von 50° Fahr. herrscht, die Zunahme
derselben in folgender Weise stattfinden:
Tiefe
Temperaturzunahme
Temperaturder Erde
bei
50 Fuß
0°
50° Fahr.
1000 „
14°
64° „
2000 „
28°
78° „
3000 „
42°
92° „
4000 „
56°
106° „
5000 „
70°
120° „
Nun ergibt sich zwar aus einer Zusammenstellung über die Gesundheit der Bergleute in
England, daß in einem Cornischen Bergwerke noch bei einer Temperatur von
110–1200 Fahr. (43–49° Cels.) gearbeitet wurde, daß aber die
Arbeiter dieß nur 20 Minuten hintereinander, ganz nackend und indem Wasser über sie
gegossen wurde, aushielten, so daß eine so hohe Wärme eine größere Gewinnung
unmöglich machen würde. Jedenfalls wird man über 1000 F. (38° Cels.) nicht
hinausgehen können, was einer Abbaugrenze von 4000 Fuß Tiefe im Maximum entsprechen
würde. Für diese Tiefe ergeben sich nach Hull's
Schätzungen noch folgende Kohlenmengen:
In der Kohlengruppe
Kohlenfeldin Quadrat-Meilen
KohleninhaltMillion Tonnen
von
Schottland
1920
25,300
Newcastle
1845
24,000
Lancashire etc.Staffordshire
535
7,594
South Wales
1094
26,560
Cumberland
25
90
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
in Summa 5419
Quadrat-Meilen
83,544
Millionen Tonnen Kohlen. Nach Hull
würde diese Menge hinreichen, den Kohlenbedarf Englands noch auf 1100 Jahre zu
decken, wenn derselbe wie 1859 jährlich nur 72 Millionen Tonnen betrüge und weiter
keine Steigerung erführe. Nach der oben ausgeführten Berechnung, nach welcher
100,000 Millionen Tonnen nur noch für 110 Jahre ausreichen, werden dagegen die
Kohlenfelder Englands in weniger als 100 Jahren bis zu einer Tiefe von 4000 Fuß
bereits vollständig abgebauet seyn, wenn die Zunahme der Consumtion jährlich 3 1/2
Proc. beträgt. Hierin liegt die tiefe Bedeutung der Kohlenfrage für England. Die
vielfach für unerschöpflich gehaltenen Kohlenlager würden also nur noch für einen
sehr beschränkten Zeitraum zureichen, um den an sie zu stellenden Ansprüchen zu
genügen, und diese Zeit bis zur völligen Erschöpfung wird für den Export der
englischen Kohle durch die Concurrenz des Auslandes noch bedeutend verkürzt werden.
Noch lange bevor sämmtliche Kohlen Englands abgebauet sind, wird dasselbe England,
welches noch jetzt durch die große Billigkeit seiner Kohlen den ausländischen
Producenten in deren eigenen Ländern Concurrenz macht, aufgehört haben, ein
kohlenproducirendes Land von nur einiger Bedeutung zu seyn. Mit der zunehmenden
Tiefe werden naturgemäß auch die Selbstkosten steigen, und da die bis jetzt am
tiefsten bauende Grube immer noch 1500' bis zur möglichen Abbaugrenze hat, während
die billiger producirenden Gruben ihren Betrieb in höheren Teufen haben, so werden
die
durchschnittlichen Selbstkosten ihren bisherigen Betrag mit der Zeit bedeutend übersteigen. Diese steigenden Kosten werden bald höher
stehen als die Productionskosten kohlenreicherer Länder und dem gleichmäßigen
Fortschreiten des Verbrauches von englischer Steinkohle wird dadurch zunächst im
Auslande, dann aber auch in England selbst ein Ziel gesetzt werden. Von diesem
Zeitpunkte ab wird dann auch der Handel Englands an Bedeutung verlieren, und
kohlenreichere Länder, besonders das damit in Ueberfluß gesegnete Nordamerika werden England aus seiner jetzigen Stellung
in der Herrschaft über Welthandel und Weltmeer verdrängen. (Berggeist, 1866, Nr. 96
und 97.)
Dampfmaschine in der Braunkohlengrube zu Brennberg in
Ungarn.
Bei dem Kohlenbergbaue zu Brennberg wurde durch Hrn. Heinrich Drasche eine Dampfmaschine von 8 Pferdekräften in der Grube selbst
aufgestellt, welche zur Förderung, aus einem unter 30 Grad niedergebrachten
tonnlägigen Gesenke bis auf die jetzige Fördersohle, benützt wird. – Diese
Dampfmaschine bezieht den Dampf durch eine 3 1/2zöllige gußeiserne, 130 Klafter
lange Dampfleitung aus den über Tags aufgestellten Dampfkesseln. Diese Dampfleitung
ist zuerst in einer Länge von 24 Klafter über Tags auf einem Gerüste im Freien
geführt, läuft dann durch einen 40 Klafter tiefen Schacht in die Grube und gelangt
vom Schachte durch mehrere Strecken in verschiedenen Windungen in einer Länge von 66
Klaftern zur Maschine. – Der abziehende Dampf wird in den 35 Klafter von der
Maschine entfernten Wassersumpf geleitet, und hier ohne mindeste Belästigung
condensirt. Die Dampfröhren sind gut verwahrt, indem dieselben über Tags in mit
Asche gefüllten Butten liegen, in der Grube aber mit Hanf umwickelt und sodann
sorgfältig mit Lehm beschlagen sind. Ueberdieß ist die Wetter-Circulation in
der Grube derart eingeleitet, daß auch im Winter die Wetter aus der Grube durch den
Schacht, in welchem die Dampfleitung angebracht ist, auszuziehen genöthigt sind. Der
Dampfdruck hat sich bei dieser Länge der Dampfleitung bis jetzt nur um 1 Pfund
gegenüber dem Drucke im Kessel vermindert. – Die Maschine, seit mehreren
Wochen im Betriebe, hat bis jetzt dem Zwecke vollkommen entsprochen.
(Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, December 1866, S.
413.)
Amerikanische Monitors.
Den Monitor „Miantonomoh,“ welcher die außerordentliche
amerikanische Gesandtschaft nach St. Petersburg geleitet hat, beschreibt der
Copenhagener Correspondent des „Kr. B.“ in folgender Weise: Die
Gestalt des Monitors ist äußerst originell. Sein Deck ragt im Ganzen nur 34 Zoll
über die Wasserlinie hervor; seine Länge beträgt 259, seine Breite 24 Fuß. Der Bord
ist mit einem 7 1/2 Zoll dicken Panzer bedeckt, der noch eine hölzerne Unterlage von
3 1/2 Fuß Dicke hat. Das Deck ist mit 1/2 Zoll dicken Eisenplatten belegt, die auf
einer 9 Zoll dicken Unterlage ruhen. Von diesem Deck erheben sich zwei drohende
eiserne Thürme von 9 Fuß Höhe, deren Wände 11 Zoll dick sind. In jedem Thurme
befinden sich zwei Geschütze mit einem Kaliber von 15 Zoll. Das Gewicht jedes
Geschützes beträgt 21 Tonnen, das jedes Geschosses 480 Pfd. und zur Ladung werden
30, 50 und 60 Pfd. Pulver gebraucht. Jeder Thurm dreht sich mit den Geschützen
zusammen auf einer verticalen Achse; diese Bewegung wird durch Hülfe zweier
Dampfmaschinen erreicht. Zur Bedienung jedes Geschützes gehören 10 Mann. Außer den
beiden Geschützthürmen befindet sich auf dem Decke noch der Thurm für den
Steuermanns- und Wachtofficier. Der einzige kleine Mast des Monitors dient
nur zum Aufziehen der Signalflaggen, Der Compaß befindet sich in einer Höhe von 10
Fuß über dem Centrum des Steuermannsthurmes. Ueber den Thürmen und dem Deck,
ungefähr 12 Fuß oberhalb des letzteren, sind drei Brücken angebracht, von denen eine
der Länge und zwei der Breite nach geführt sind. Wenn sich der Monitor in See
befindet, gehen die Wellen beständig über das Deck und um die Thürme bilden sich
Brandungen, aber die Brücken werden von keiner Spritzwelle erreicht. Die
Schwankungen des Monitors sind auch bei der größten Aufregung des Meeres so gering,
daß sie höchstens 5 Grad getragen. Der englische Lootse wunderte sich sehr, es beim
starken Wellengange in der Cajüte so ruhig zu finden, als wenn das Fahrzeug im Hafen
vor Anker läge. In den Cajüten sind reichlich Ventilatoren zur Erneuerung der Luft
und Dampfventile zur Heizung angebracht. Die Luft wird durch 6 Dampfmaschinen
eingepumpt; 4 Maschinen von 800 Pferdekräften setzen die beiden Schrauben in
Thätigkeit. Außerdem sind 3 Maschinen zum Auspumpen des Wassers da. Im Ganzen hat
der Monitor 17 Dampfmaschinen, die sämmtlich auf der Fabrik Esterwood's in Amerika erbaut sind. Die augenscheinliche Festigkeit des
Baues und die Erzählungen der Officiere lassen annehmen, daß die Fahrten auf
demselben sicherer und angenehmer sind, als auf hölzernen Schiffen. Der
„Miantonomoh,“ 1865 in New-York erbaut, ist am 6.
Juni von St. Johns auf New-Foundland abgegangen und am 16. Juni in Queenstown
in Irland, d.h. nach 10 Tagen, angekommen, hat also 10 1/2 Knoten in der Stunde
zurückgelegt. Da die Schnelligkeit auf 11 1/2 Knoten erhöht werden kann, ist die
mittlere Schnelligkeit auf 11 Knoten anzunehmen. Wie ungeheuer der
„Miantonomoh“ aber auch sey, er erreicht noch lange nicht
die Maaße der beiden amerikanischen Monitors „Dictator und
„Dunderberg.“ Letzterer wurde 1865 auf dem Werft des Hrn.
Webb in New-York fertig. Die Länge desselben
mißt 381, die Breite 73 Fuß. Er enthält 5000 Tonnen und entwickelt eine Dampfkraft
von 6000 Pferdekräften, ist mit 4 15 zölligen und 12 11 zölligen Geschützen
bewaffnet und hat 7 Mill. Frcs. gekostet. Dieses Fahrzeug wird für das mächtigste
gehalten, das noch je in's Wasser gelassen worden. (Berggeist, 1866, Nr. 69.)
Die neue Thurmuhr in der Tyng's Kirche zu
New-York.
Im Mechanics' Magazine vom 5. October 1866, S. 215, ist
nach einer Mittheilung im Scientific American in
allgemeinen Umrissen eine große Thurmuhr beschrieben, welche von dem amerikanischen
Uhrmacher A. S. Hotchkiß construirt wurde, und die als
ein in vielen Beziehungen vollendetes Werk betrachtet werden soll. Das aus Gußeisen
angefertigte, von vier Säulen getragene Gestell der Uhr hat eine Höhe von 7 (engl.)
Fuß; das Stundenrad hat einen Durchmesser von 3 Fuß, während das Minutenrad 27 Zoll
im Durchmesser hat. Das Echappementrad von 8 1/2 Zoll Durchmesser macht in 3
Secunden eine Umdrehung, und der an ihm angebrachte Zeiger gibt springend die
Secunden an. Sowohl an dem Minuten- als auch an dem Stundenrade sind die zur
Auslösung des Schlagwerkes angebrachten Organe eigenthümlich eingerichtet; an der
Außenfläche eines jeden dieser beiden Räder sind die entsprechenden Ziffern für die
Minuten und Stunden aufgetragen, welche der zugehörige Zeiger dann angibt, so daß
also auf dieser Seite das Zifferblatt entbehrlich wird. Hotchkiß scheint die gewöhnliche Stiftenhemmung dabei angewendet zu haben,
bei welcher aber die Stifte des Echappementrades eigenthümlich geformt und so
angeordnet seyn sollen, daß sie immer genügend eingeölt bleiben, ohne daß das Oel
dabei abtropfen oder auf das Rad abfließen kann. Die Räder sind aus Geschützbronze,
die Zapfen aus dem besten Stahl und die Pfannen aus dem feinsten Achat gefertigt.
Das Pendel hat eine Schwingungdauer von 3 Secunden; seine Länge, nämlich die Distanz
des Schwingungsmittelpunktes von der Drehungsachse, beträgt 29 Fuß 6 Zoll, und seine
ganze Länge 31 Fuß (engl.), während das Gewicht der Linse 300 Pfd. beträgt. Die von
dem Constructeur angewendete Compensation soll ganz neuer und eigenthümlicher Art
seyn, während das Schlagwerk mancherlei Vereinfachungen enthält. Trotz der
bedeutenden Dimensionen von Uhr- und Schlagwerk sind die dabei als Motoren
angewendeten Gewichte von geringerem Betrage als bei den gewöhnlichen Thurmuhren;
das Gewicht für die Uhr ist nur 150 Pfd., und das Treibgewicht für das Schlagwerk
250 Pfd. schwer. Die ganze Uhr wiegt gegen 2700 Pfd. und kostete 5000 Dollars
(beiläufig 12600 fl.).
Rasche Ausbesserung beschädigter submariner Kabel.
In Folge der in der zweiten Hälfte vom September 1866 stattgehabten Stürme sind die
drei submarinen Kabel, welche England und Frankreich, sowie Belgien mit England
verbinden, beschädigt worden, so daß die telegraphische Communication aufhörte. Es
ist bemerkenswerth, daß die Ausbesserung dieser drei Kabel bei der guten Witterung,
wie sie nach den Stürmen eintrat, innerhalb einer Woche vollständig hergestellt und
die Linie dem Verkehr wieder übergeben werden konnte. (Mechanics' Magazine, 5. October 1866, S. 216.)
Elektrisches Curiosum.
Als der Ingenieur der Atlantic Telegraph Company bei der
neulichen Zurückkunft des „Great Eastern“ von seiner
glücklichen Expedition das Ende des Kabels vom Jahre 1865 – das, nebenbei
gesagt, nunmehr auch dem Betriebe übergeben worden ist – mit dem freien Ende
des Kabels vom Jahre 1866 metallisch in Verbindung setzte, stellte er provisorisch
eine Gesammt-Kabellänge von 3700 Seemeilen her; durch diese ungeheure
Telegraphenlinie soll es ihm gelungen seyn, bei bloßer Anwendung eines sogenannten
Fingerhutapparates, wobei nämlich statt einer Volta'schen
Batterie kleine Stäbchen von Zink und Kupfer in einen silbernen, mit etwas Säure
versehenen Fingerhut gebracht wurden, in einer Zeit von etwas mehr als einer Secunde
Signale zur neuen Welt zu übersenden. (Mechanics'
Magazine, 5. October 1866, S. 216.) – (Es wäre interessant zu
erfahren, ob dieser merkwürdige Versuch nicht auch noch später öfters wiederholt
worden und dabei so glücklich gelungen ist wie der erste. Auch wäre es weiter von
Interesse, zu erfahren, in welcher Weise die Indicatoren des atlantischen
Telegraphen durch den Erdstrom afficirt werden, und zu welchen Zeiten und mit
welcher Stärke der letztere in jenen submarinen Linien beiläufig auftritt.)
Verfahren zur Fabrication von Eisenvitriol mit
Hohofenschlacken; von C. Mène.
Die (pulverisirten) kieselerdehaltigen Schlacken werden mit verdünnter Schwefelsäure
behandelt, und die so erhaltene Masse wird in einem Ofen auf 150° C. erhitzt,
um die Gegenwart der gallertartigen Kieselerde zu vermeiden, welche den
Flüssigkeiten nicht gestatten würde sich für die Krystallisation zu klären; man
braucht letztere Masse nur mit heißem Wasser auszuwaschen und die Flüssigkeit zur
Krystallisation abzudampfen. Dieses Verfahren liefert einen Eisenvitriol, welcher
die in den Färbereien geschätzten Eigenschaften besitzt.
Ein analoges Verfahren gestattet das salzsaure und salpetersaure Eisenoxyd zu einem
viel niedrigeren Preise herzustellen als nach den bisherigen Methoden. (Comptes rendus, t. LXIII p.
931; November 1866.)
Ueber Bereitung von Salpetersäure; von Prof. Dr. R. Wagner.
Seit einigen Jahren hat der Verbrauch der Salpetersäure dergestalt zugenommen, daß
die chemische Fabrikindustrie der Consumtion kaum zu folgen im Stande ist. Die
Bereitung des Nitrobenzols und der Arsensäure für die Theerfarbenfabriken, die der
Schießwolle, des Sprengöls und ähnlicher explosiven Präparate, des salpetersauren
Silberoxyds für photographische Zwecke u.s.w. consumiren enorme Quantitäten von
Salpetersäure. Mit der Entwickelung der Anwendungen derselben hat nun aber die der
Darstellungsart nicht Schritt gehalten und noch immer bereitet man in den chemischen
Fabriken die Salpetersäure durch Zersetzen von Natronsalpeter mittelst
Schwefelsäure. Daß diese Methode keine rationelle ist, bedarf keiner
Auseinandersetzung; das werthvolle Natron des Natronsalpeters wird dabei in Bisulfat übergeführt, für
welches, wenn man von den neuerdings aufgetauchten Vorschlägen der Benutzung dieser
Verbindung zur Bereitung von rauchender Schwefelsäure und zum Aufschließen von
Kryolith absieht, nicht immer eine entsprechende und lohnende Verwendung vorhanden
ist. Die von F. Kuhlmann gemachten Vorschläge,
Salpetersäure durch Glühen von Natronsalpeter mit Manganchlorür oder gewissen
Sulfaten (Bittersalz, Kieserit, Zinkvitriol) darzustellen, so beachtenswerth sie
auch sind, leiden an dem Uebelstande, daß sie nur local Anwendung finden können und
daß bei ihnen das Natron des Salpeters als Chlornatrium oder als Sulfat
auftritt.
Seitdem die Kryolith- und die Bauxitindustrie Thonerdehydrat massenhaft und
billig zu liefern vermögen, scheint es an der Zeit, auf die vollständige und leichte
Zerlegbarkeit des Natronsalpeters durch Glühen mit Thonerdehydrat aufmerksam zu
machen. Es entweicht ein Gemisch von Salpetersäuredämpfen mit Untersalpetersäure,
welches auf die von Kuhlmann angegebene Weise in
käufliche Salpetersäure umgewandelt wird, während Thonerde-Natron
zurückbleibt, welches entweder für sich Anwendung findet oder durch Kohlensäuregas
in Soda und in Thonerdehydrat zersetzt wird, welches von Neuem zum Zerlegen von
Natronsalpeter dient. Anstatt des Thonerdehydrates kann, wie directe Versuche
gelehrt haben, auch die aus Wasserglas abgeschiedene oder durch Zerlegen von
Fluorsilicium mit Wasser erhaltene Kieselsäure angewendet werden. Letztere hat vor
der Thonerde den großen Vorzug, daß sie bei weit niedrigerer Temperatur das Nitrat
zersetzt. Ein Gemenge von Thonerdehydrat und Kieselsäure, eben so
Thonerdehydrosilicat zersetzen den Salpeter ebenfalls. Ist ja die Darstellung der
Salpetersäure aus Salpeter durch Erhitzen desselben mit feuchtem Thon eine der
ältesten Methoden des Scheidewasserbrennens. (Aus des Verfassers:
„Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie,
Jahrgang XI S. 249.)
Zur Kenntniß der Pikrinsäure; von Carey Lea.
Der Verfasser hält nur diejenigen Methoden der Reindarstellung der Pikrinsäure für
zweckmäßig, welche auf der Unlöslichkeit der Pikrinsauren Alkalien in alkalischer
Flüssigkeit beruhen. Er sättigt die Säure genau mit kohlensaurem Natron und legt in
die vom Harze abfiltrirte Lösung einige Krystalle desselben Salzes, worauf beim
Erkalten das pikrinsaure Natron fast vollständig auskrystallisirt. Die durch
Zersetzen des Salzes mit überschüssiger Schwefelsäure erhaltene Pikrinsäure wird
durch mehrmaliges Umkrystallisiren aus Alkohol gereinigt.
Das beste Reagens auf Pikrinsäure ist eine ammoniakalische Lösung von Kupfervitriol,
welche einen grünen Niederschlag gibt. Die Lösung eines Schwefelalkalis in
überschüssigem Alkali oder die eines Alkalicyanürs in Ammoniak gibt beim Erwärmen
mit Pikrinsäure eine rothe Färbung (in Folge der Bildung von Isopurpursäure); doch
zeigt diese Reaction nur 1/4000 der Säure an, während das erstere Reagens noch
1/5000 nachweist.
Die Pikrinsäure ist in Schwefelsäure löslich, wenn auch nur in geringer Menge; bei
einer gewissen Verdünnung erreicht die Löslichkeit ihr Maximum (mit 11 Volumen
Wasser verdünnte Schwefelsäure löst am meisten). Die Lösungen sind jedoch nicht
gefärbt, worauf wahrscheinlich auch die Angabe beruht, daß die Pikrinsäure in
Schwefelsäure unlöslich sey. Reducirende Substanzen wirken auf eine alkoholische
Lösung von Pikrinsäure in verschiedener Weise ein. Eisenfeile und Essigsäure,
gemeinsam angewandt, färben bei 100° C. eine solche Pikrinsäurelösung blau,
violett oder grünlich, es entsteht nach kurzer Zeit ein schwarzer Niederschlag und
die Flüssigkeit färbt sich braun. Das Filtrat wird durch Säuren nicht verändert,
durch Alkalien entfärbt. Wurde Pikrinsäure, welche einige Zeit mit Schwefelsäure und
Zink digerirt worden war, mit Alkohol gefällt, so erhielt man eine Flüssigkeit,
welche sich mit doppelt-kohlensaurem Kali tief blauviolett färbte; die Farbe
gieng bald in Schmutzigbraun über und es setzte sich ein in Säuren lösliches, in
Alkalien unlösliches Pulver ab. (Aus Silliman's
American Journal, durch das chemische Centralblatt.)
Anilinschwarz, als waschechte schwarze Zeichentinte; von Dr. E. Jacobsen.
Diese Zeichentinte bereitet man aus einer auf folgende Weise zusammengesetzten Kupferlösung und Anilinlösung.
1) Kupferlösung: 8,52 Grm. krystallisirtes Kupferchlorid,
10,65 Grm. chlorsaures Natron und 5,35 Grm. Chlorammonium werden in 60 Grm.
destillirtem Wasser gelöst. 2) Anilinlösung: 20 Grm.
salzsaures Anilin werden in 30 Grm. destillirtem Wasser gelöst und dazu 20 Grm.
einer Lösung von arabischem Gummi (1 Gummi, 2 Wasser) und 10 Grm. Glycerin gemischt.
4 Theile der Anilinlösung mit 1 Theil der Kupferlösung in der Kälte gemengt, geben
eine grünliche Flüssigkeit, welche direct zum Zeichnen der Wäsche verwendet werden
kann, sich aber nur einige Tage lang unzersetzt erhält, weßhalb es nöthig ist, die
Flüssigkeiten 1) und 2) getrennt aufzubewahren und erst kurz vor dem Gebrauche zu
mischen. Das Zeichnen selbst kann sowohl mit der Feder, als mit Schablone und Pinsel
geschehen. Sollte die Flüssigkeit nicht gehörig aus der Feder fließen, so kann man
sie mit etwas Wasser verdünnen, ohne befürchten zu müssen daß dadurch die Intensität
der Farbe beeinträchtigt würde. Die Zeichnung erscheint auf dem Gewebe zuerst
blaßgrün, wird aber bei längerem Liegen an der Luft schwarz; sie schwärzt sich
augenblicklich, wenn man die Rückseite des Gewebes mit einem heißen Plätteisen
überfährt, oder die Zeichnung über einer Spiritusflamme erwärmt. Da durch trockene
Hitze die gezeichneten Stellen leicht brüchig werden, so thut man besser, die
Zeichnung dicht über ein Gefäß zu halten, in welchem sich heftig siedendes Wasser
befindet. Die Temperatur der entweichenden Wasserdämpfe genügt, um fast
augenblicklich die Reaction (es entsteht Anilinschwarz) eintreten zu lassen. Nach
dem Dämpfen wäscht man die gezeichnete Stelle leicht in warmem Seifenwasser, wodurch
die Farbe schön blauschwarz nuançirt wird. Die Farbe widersteht Säuren und
Laugen, und hat man Sorge getragen, daß die Zeichenflüssigkeit die Faser wirklich
durchdrungen, d.h. daß die Zeichnung auch auf der verkehrten Seite des Gewebes
sichtbar geworden, so ist ein Verblassen in der Wäsche nicht zu befürchten. (Aus des
Verfassers „Chemisch-technischem Repertorium,“ 1866, 1.
Halbjahr, S. 2.)
Verfahren zur Darstellung verschiedenartig gefärbter
Photographien; von J. A. Gatty.
Mein Verfahren gründet sich auf die Eigenschaft des Kaliumeisencyanids (rothen Blutlaugensalzes), mit gewissen Metallsalzen
klare Lösungen zu bilden, welche unlösliche Verbindungen geben, sobald sie mit einem
Desoxydationsmittel in Berührung kommen. Als ein solches wirken die Sonnenstrahlen;
daher bildet sich auf Papier oder anderem Material, welches mittelst der genannten
Lösung präparirt worden, durch Einwirkung des Sonnenlichtes ein vollkommener
Niederschlag.
Ich präparire das Papier mit einer concentrirten Lösung von gleichen Theilen
Kaliumeisencyanid und salpetersaurem Bleioxyd, weil ich
gefunden habe, daß letzteres Salz nicht allein als Mittel zur Erzeugung eines
Niederschlags, sondern auch als Hülfsmittel zur Hervorrufung zahlreicher
verschiedener Farben, seinem Zwecke sehr wohl entspricht. Nach dem Trocknen wird das
Papier etwa eine halbe Stunde lang der Einwirkung der Sonnenstrahlen exponirt und
darauf in Wasser ausgewaschen, um sämmtliche nicht angegriffene Theile des
Kaliumeisencyanids und salpetersauren Bleioxyds zu entfernen. Meiner Beobachtung
zufolge wirkt die Sonne weit rascher, wenn etwas Feuchtigkeit vorhanden ist. Deßhalb
bringe ich ein feuchtes, zwischen zwei bis drei Lagen Papier gelegtes Tuch unter das
präparirte Papier. Nach dem Auswaschen bleibt das photographirte Bild als ein
blaßgrünlicher Niederschlag zurück, welcher sich leicht verschiedenartig färben
läßt, wie die nachstehenden Versuche zeigen.
Nr. 1. Blau. Das Bild wurde etwa zehn Minuten lang in eine
schwache Lösung von salpetersaurem Eisenoxyd eingetaucht
und dann mit Wasser ausgewaschen.
Nr. 2. Grün. Das auf ganz dieselbe Weise behandelte Bild
wurde nach dem Eisenbade noch in eine schwache Lösung von zweifach-chromsaurem Kali gebracht.
Nr. 3. Röthlichbraun. Das Bild wurde in eine Lösung von
salpetersaurem Kupferoxyd getaucht und dann
ausgewaschen.
Nr. 4. Braun. Diese Farbe wurde durch Eintauchen des
Bildes in ein Gemisch aus einer schwachen Lösung von salpetersaurem Eisenoxyd und
einer solchen von salpetersaurem Kupferoxyd entwickelt.
Nr. 5. Dunkelbraun. Wurde gleichfalls durch Behandlung des
Bildes mit einem Gemisch von salpetersaurem Eisenoxyd und salpetersaurem Kupferoxyd
erhalten, in welchem jedoch das erstere Salz seiner Menge nach vorwaltete.
Diese wenigen Versuche werden zeigen, daß durch Anwendung von verschiedenen Salzen
und von Gemischen derselben zum Entwickeln der Photographien eine große Anzahl von
Farbenabstufungen erzeugt werden kann. Eine weitere Farbenreihe läßt sich durch Zerstörung des Blau mittelst Aetzkali hervorbringen,
indem letzteres nach dem Auswaschen Eisen- und Bleioxyd hinterläßt, welche
sich mit pflanzlichen Farbstoffen verschiedentlich färben lassen.
Diese sämmtlichen Versuche wurden schon vor vier Jahren
gemacht, was sehr für die Dauerhaftigkeit der Farben spricht. (Vorgetragen in der
Versammlung der British Association zu Nottingham.
– Aus der Chemical News October 1866, S.
202.)
Verwerthung abgearbeiteter Weinhefen zu Leuchtgas und
vorzüglicher Hefenkohle für Druckerschwärze.
Hierüber enthält die kürzlich erschienene Fortsetzung von Dr. L. Elsner's
„chemisch-technischen Mittheilungen“ (Berlin 1867)
folgende Mittheilung von Ed. Schlamp, technischem
Chemiker in Nierstein a. Rh. Bei der Weinsteinfabrication aus Weinhefen wird die
abgearbeitete Hefe, woraus bereits Weinstein, Sprit und Drusenöl, sogen.
Oenanthäther gewonnen worden ist, in Ballen geformt und auf dem Dampfkessel, in der
Sonne oder auf der Oberfläche eines Gasofens getrocknet. Zur Erzeugung von Leuchtgas
aus diesem Material werden nun, je nach der vorräthigen Menge desselben, eine, zwei
oder drei etc. Retorten eines Gasofens mittelst einer Ladschaufel, welche 1 Ctr.
trockener Hefe faßt, rasch beschickt und zwar so, daß ein zweiter Arbeiter mit einem
geschmierten Retortendeckel in den Händen bereit steht, um die Retorte
augenblicklich zu schließen, sowie die Schaufel entleert aus der beschickten Retorte
herausgenommen ist, wodurch eine größere Ausbeute von Leuchtgas erzielt wird. In
einer Stunde ist die trockene Destillation vollständig beendigt und wird sodann das
Ausziehen der Retorten ähnlich bewerkstelligt wie in den Holzgasfabriken. Die in den
Retorten befindlichen glühenden Kohlen werden direct in Eisenblechkästen ausgezogen
und ein mit Lehm geschmierter Deckel aufgesetzt, um die Oeffnung möglichst luftdicht
zu schließen. Der mit Kohlen gefüllte Kasten bleibt sich so lange selbst überlassen,
bis dieselben abgekühlt sind. Das producirte Gas enthält als wesentliche
Verunreinigung Kohlensäure und Ammoniak. Es wird dessen Reinigung am zweckmäßigsten
dadurch vorgenommen, daß man den Eingang des Reinigers mit staubförmig frisch
gelöschtem Kalk und den Ausgang des Reinigungsapparates mit Laming'scher Masse beschickt. Schlamp erhielt
aus 1 Ctr. Hefen 400–450 Kubikf. engl. Leuchtgas, welches mit einem 4 1/2
Kubikfußbrenner per Stunde, und einer Wachskerze, wovon
4 Stück = 1 Pfd., auf dem Bunsen'schen Photometer eine
Lichtstärke zeigte von 10–12 Wachskerzen. Aus circa 6–7 Ctr. Hefe werden bei der Destillation auf Leuchtgas je
nach ihrer Güte 1 Ctr. Kohlen gewonnen, welche sogleich nach ihrer Abkühlung an
Schwärzefabrikanten verkäuflich sind.
Chloroform auf eine Beimischung von Alkohol zu prüfen.
Ein einfaches Mittel, um Chloroform auf eine Beimischung von Alkohol zu prüfen,
besteht nach Prof. F. J. Otto
Dessen ausführliches Lehrbuch der Chemie, Bd. II, Abth. 1, 4. Aufl. S. 770
Anmerkung. darin, daß man zu dem fraglichen Chloroform ein Stück Chlorcalcium gibt, um
das Wasser zu entfernen, und dann Jod hinzusetzt. War das Chloroform frei von
Alkohol, so erscheint es roth gefärbt, andernfalls aber
braun.
Bei Anstellung dieser Reaction fand C. D. Braun, daß
dieselbe ebenso elegant wie sicher ist. Derselbe empfiehlt indeß noch folgendes
Verfahren: Man gibt 2 bis 3 Kubikcentimeter des zu prüfenden Chloroforms in ein
Probirglas und läßt dann ein kleines, etwa linsengroßes Kryställchen von Fuchsin
einfallen und schüttelt etwas um. Das Kryställchen schwimmt auf der Oberfläche des
Chloroforms umher und erscheint bei auffallendem Lichte an einzelnen Kanten und
Flächen schön blau. Ist das Chloroform nun im geringsten alkoholhaltig, so erscheint
die Flüssigkeit, je nach der Menge des vorhandenen Alkohols tief rosaroth bis carminroth gefärbt; ist das
Chloroform aber chemisch rein, so erscheint es durch Fuchsin nur ganz blaßroth, etwa wie eine mäßig concentrirte Auflösung
von Manganchlörür.
Gibt man zu solchem blaßroth gefärbten Chloroform (in welchem das Fuchsinkryställchen
noch schwimmt) einen Tropfen Alkohol und schüttelt, so hängen sich intensiv roth
gefärbte Tröpfchen an die Wandungen des Glases an, und lösen sich erst bei einem
größeren Zusatze von Alkohol zu einer carminroth gefärbten Flüssigkeit. Aether
bringt diese Erscheinungen nicht hervor, es entsteht keine carminrothe Färbung,
sondern nur eine blaß rosenrothe. Da nun auch Aether
ebenso gut wie Alkohol die oben von Otto angegebene
Reaction zeigt, die von Braun empfohlene aber nur mit
Alkohol eintritt, so kann, wenn man beide combinirt, sowohl Aether wie Alkohol im
Chloroform auf höchst einfache Weise nachgewiesen werden. (Zeitschrift für
analytische Chemie, Jahrgang V, S. 253.)
Die im Betriebsjahr 1865/66 zur Zuckerproduction im Zollverein
verwendete Rübenmenge.
In dem Betriebsjahr vom 1. September 1865 bis 31. August 1866 ist in den Staaten des
deutschen Zollvereins folgende Menge roher Runkelrüben in der nachgenannten Anzahl
von Fabriken zur Zuckerfabrication verarbeitet worden, während in dem unmittelbar
vorangegangenen Betriebsjahr vom 1. Sept. 1864 bis 31. August 1865 die ebenfalls
nachstehend angegebene Menge von Rüben verarbeitet worden ist. Die Mengen sind
Zollcentner:
in
Fabriken.
Betriebsjahr
Fabriken.
Betriebsjahr.
Unterschied.
1864/65.
1865/66.
1865/66.
Preußen
234
35,823,805
252
36,154,873
331,068
mehr.
Luxemburg
–
–
–
–
–
Bayern
6
363,071
5
345,770
17,301
weniger.
Sachsen
1
84,400
1
68,310
16,090
weniger.
Hannover
1
126,020
3
436,240
310,220
mehr.
Württemberg
6
1,104,408
6
1,331,559
227,151
mehr.
Baden
1
1,085,371
1
840,814
244,557
weniger.
Kurhessen
1
29,376
1
36,289
6,913
mehr.
Thüringen
2
211,055
2
204,626
6,429
weniger.
Großh. Hessen
–
–
–
–
–
Braunschweig
18
2,813,698
24
4,034,291
1,220,593
mehr.
Oldenburg
–
–
–
–
–
Nassau
–
–
–
–
–
Frankfurt
–
–
–
–
–
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
zusammen
270
41,641,204
295
43,452,772
1,811,568
mehr.