Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. , S. 162 |
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Miscellen.
Miscellen.
Vorrichtung bei Locomobilen zur Nutzbarmachung des verlorenen
Dampfes.
Bei Locomobilen hat der Maschinenfabrikant Bosson in Eupen
eine solche Vorrichtung angebracht, welche zu empfehlen ist.
Im Wesentlichen besteht solche aus einem kupfernen Schlangenrohre, welches in einem
Behälter aus Eisenblech senkrecht befestigt ist. Das eine Ende desselben steht mit
dem Kessel, das andere Ende mit der Speisepumpe in Verbindung, so daß die dem Kessel
zugeführten Speisewässer erst dieses Rohr Passiren müssen. Der verlorene Dampf tritt
in den eisernen Behälter ein, umspielt das Schlangenrohr und entweicht sodann in die
Atmosphäre. Auf diese Weise werden die Speisewässer durch Benutzung des verlorenen
Dampfes vorgewärmt und von 20° auf 50° Celsius gebracht. Sowohl auf
den Bergwerken Georg und Diepenlinchen bei Stolberg, als auch auf anderen Werken,
hat sich diese Vorrichtung als vortheilhaft erwiesen. (Berggeist, 1866, Nr.
103.)
Lärmsignale in Eisenbahnzügen.
Auf den amerikanischen Eisenbahnen ist (nach dem Scientific American, September 1866, S. 198) die
Communication zwischen den Passagieren und dem Locomotivführer einfach durch
Glockenzüge hergestellt, welche in die einzelnen Wagen eingehängt sind und in jede
Wagenabtheilung einmünden. Ob diese Anordnung ohne alle Störung, namentlich bei
langen Zügen, mit Sicherheit ihren Zweck erfüllt, mag wohl in Zweifel gestellt
werden dürfen.
Auf den englischen Eisenbahnen ist (derselben Quelle
zufolge) ein elektromagnetisches Communicationssystem in der Weise in der Ausführung
begriffen und theilweise schon durchgeführt, wie wir es bei einer früheren
GelegenheitPolytechn. Journal Bd. CLXXXI S.
166. erörtert haben. Trotzdem scheint es, daß man die Sicherheit in
Eisenbahnzügen durch anderweitige Mittel noch zu erhöhen beabsichtigt, da
bekanntlich bei den Trains der englischen Bahnen jeder Wagen von den übrigen
vollständig isolirt ist. Ein einfaches System hierfür wurde (Mechanics' Magazine, October 1866, S. 241) von Stephens in Liverpool vorgeschlagen; dasselbe soll auf der Eisenbahn von
Lancashire nach Yorkshire der Untersuchung unterworfen worden seyn. Durch Anziehen
einer Kette wird ein Schieber zwischen den Abtheilungen der Wagen geöffnet, und in
Folge dieser Einwirkung werden zwei in einer auf dem Dache des Wagens angebrachten
Büchse enthaltene Pulverladungen oder Raketen (rockets)
gesprengt; hierdurch wird direct dem Locomotivführer die Weisung zum Anhalten
gegeben. Der Deckel der Büchse, die roth angestrichen ist, bleibt geöffnet, und man
kann so die Wagenabtheilung, von welcher aus das Lärmsignal gegeben worden ist,
erkennen. Obgleich die Versuche gut gelungen seyn sollen, so muß dennoch die Annahme
dieses (übrigens nicht neuen) Systemes in Zweifel gestellt werden, da es den
Vortheilen gegenüber, welche die neuesten elektromagnetischen Systeme darbieten, mit
diesen nicht concurriren kann.
Die Anwendung von Wilde's
magneto-elektrischen Apparaten in der Photographie.
Die magneto-elektrischen Apparate von Wilde
Polytechn. Journal Bd. CLXXXII S.
177. werden bereits mit befriedigendem Erfolge für photographische Zwecke in
Manchester angewendet. Namentlich ist es das Atelier von Woodbury, welches bei seinem sinnreichen photographischen
DruckverfahrenMitgetheilt im polytechn. Journal Bd.
CLXXIX S. 138. zu allen Zeiten das magneto-elektrische Licht benutzt; die Abdrücke
sollen hierbei weit schärfer werden, als bei Sonnenlicht. Die Vortheile sollen
überhaupt dem letzteren gegenüber überwiegend für die Anwendung des
magneto-elektrischen Lichtes seyn, abgesehen davon, daß man es zu jeder
Jahreszeit, bei jeder Witterung, sowie bei Tag und Nacht in gleicher Weise erhalten
kann. Als der einzige Nachtheil (wenn man den Kostenpunkt nicht berücksichtigen
will) sey zu erwähnen, daß der Lärm, den die Thätigkeit des
magneto-elektrischen Apparates verursacht, einigermaßen störend einwirkt; ein
Besucher des Woodbury'schen Etablissements vergleicht
denselben mit dem Geräusche, dem man bei der letzten großen Ausstellung in dem
Maschinenraume begegnete. Ebenso wenig als am Bord eines Dampfschiffes während eines
Sturmes eine Unterhaltung gepflogen werden kann, könne man in dem Raume, wo der
magneto-elektrische Apparat arbeitet, das Gesprochene verstehen. Auch das
Etablissement von Saxon und Comp. in Manchester wendet die Wilde'schen
Apparate an; dieselben sind hier permanent bei Tag und Nacht in Thätigkeit, und es
wird deßhalb auch für die Herstellung der genauen Abdrücke innerhalb 24 Stunden
garantirt. (Mechanics' Magazine, October 1866, S.
241.)
Ueber Benutzung der Transparenz der Metalle für Brillengläser;
von Prof. Melsens.
Der Verfasser litt, seiner Mittheilung zufolge, an einer ziemlich bedeutenden
Photophobie (Lichtschen), welche in Folge einer Augenentzündung eingetreten war, die
durch einen in seinem Laboratorium erlittenen Unfall verursacht wurde, und trug aus
diesem Grunde eine Brille mit blaßblauen Gläsern, welche mit einem einfachen,
mechanisch auf ihnen befestigten Gold- oder Silberblatte bedeckt waren. Das
durch diese Gläser einfallende Licht zeigte eine ganz besondere Milde, namentlich
das durch die mit Gold belegten Gläser eindringende. Das im Handel vorkommende
Blattgold zeigt bei durchfallendem Lichte zwei ganz verschiedene Farben: das gelbe
Gold läßt grünes, das grüne Gold hingegen (eine Goldsilberlegirung) ein blaues Licht
hindurch, dessen Abstufungen den relativen Mengen der die Legirung bildenden beiden
Metalle entsprechend variiren.
Melsens ist nun der Ansicht, daß die Anwendung von
Brillen mit vergoldeten oder versilberten Gläsern bei Photophobie ersprießliche
Dienste Kisten kann, und daß es für die Industrie eine leichte Aufgabe seyn wird,
vergoldete und versilberte oder mit einer Goldsilber-Legirung überzogene Gläser zu
liefern. Obgleich er selbst von dieser Art von Brillen einen nur sehr beschränkten
Gebrauch machte, so hat er sich doch von der Reinheit der Farben und der Klarheit
des Sehens ohne jede Anstrengung der Augen überzeugt; er macht dabei die Bemerkung,
daß seine Beobachtungen über diesen Gegenstand mit den von Foucault gemachten übereinstimmen. Dieser Forscher beschäftigte sich mit
derselben Frage; das Objectiv eines astronomischen Fernrohrs versilberte er, um ohne
Nachtheil für das Sehorgan die physische Beschaffenheit der Sonne untersuchen zu
können. (Comptes rendus, durch den Bulletin de la Société d'Encouragement,
October 1866, S. 625.)
Ueber das Brechen von Uhrfedern.
Das Springen von Uhrfedern soll theilweise daher rühren, daß die Federn durch
unmittelbare Berührung mit der Hand nach und nach, wenn sie vor dem Einsetzen nicht
sorgfältig gereinigt worden sind, rosten, da gerade das Brechen an derartigen
verletzten Stellen bei den (in Amerika) untersuchten Federn eintrat; theils aber
soll die unrichtige Behandlung beim Einölen das Springen der Federn wesentlich
begünstigen. (Scientific American, September 1866, S.
198.)
Die sogenannte Grenage oder glänzend körnige
Vergoldung.
Zur sogenannten Grenage, der glänzend körnigen Vergoldung von Uhrentheilen, wird nach
einer Mittheilung in der Berliner polytechnischen Gesellschaft, in der Schweiz
folgendes Verfahren angewendet. Die Messingtheile werden zuerst flach geschliffen,
mit der Kratzbürste gekratzt, schwach vergoldet und hierauf gekörnt, indem man die
Stücke mit einem Brei von 1 Theil Silberpulver, 6 Theilen Kochsalz und 3 Theilen
Weingeist bürstet; je länger man bürstet, desto gröber wird das Korn, eine Minute
ist ausreichend. Man kratzt dann wieder, um eine glänzende Oberfläche zu erzielen,
und vergoldet zuletzt galvanisch.
Ueber die Befreiung der Schwefelsäure von Salpetersäure durch
Holzkohle; von W. Skey.
Zu manchen analytischen Operationen, sowie auch für galvanische Batterien, ist die
Anwendung einer von Salpetersäure ganz freien Schwefelsäure nothwendig. Diese
letztere gänzlich von der ersteren zu befreien, ist ziemlich schwierig und erfordert
sehr umständliche und zeitraubende Methoden. Verdünnte
Schwefelsäure läßt sich indessen durch ein mehrere Minuten lang fortgesetztes
Schütteln mit etwas frisch ausgeglühter gepulverter Holzkohle und nachheriges
Filtriren von ihrem Salpetersäuregehalte befreien. Die auf diese Weise behandelte
Schwefelsäure gibt keine Reaction auf Salpetersäure mehr, wenn sie mit einem
Eisenvitriolkrystall in Berührung gebracht wird, mag auch vor der Behandlung mit
Holzkohle die Reaction noch so deutlich gewesen seyn.
Wird dagegen concentrirte Schwefelsäure, welche immer nur
sehr wenig Salpetersäure beigemischt enthält, mit Holzkohle geschüttelt, so zeigt
sich selbst nach längerer Berührung mit dieser letzteren, daß ein hineingebrachter
Krystall von Eisenvitriol sich ebenso rasch mit einer röthlichbraun gefärbten Zone
umgibt, als wenn gar keine Holzkohle angewendet worden wäre. (Chemical News, 1866, vol. XIV p. 217.)
Ueber Selbstentzündung von Feuerwerkssätzen.
Die Selbstentzündung von Feuerwerkssätzen, welche mit chlorsaurem Kali angefertigt
sind, ist eine für die Sicherheit des Lebens, wie des Eigenthums gleich gefährliche
Erscheinung. R. T. Clarke theilt in der Chemical News mehrere hierher gehörige, von ihm selbst vor einigen
Jahren beobachtete Fälle dieser Art mit, welche wohl dazu geeignet seyn dürften,
über den wahrscheinlichen Ursprung mehrerer furchtbaren Feuersbrünste, die in London
in den Häusern verschiedener Feuerwerker ausgebrochen waren, einiges Licht zu
verbreiten.
Gemenge von salpetersaurem Strontian (oder Baryt), Schwefel und chlorsaurem Kali
entzünden sich, wenn sie aus frisch bereiteten und zugleich scharf getrockneten
Materialien dargestellt sind, ganz gewiß innerhalb weniger Stunden von selbst,
namentlich, wenn sie an einem etwas feuchten Orte aufbewahrt werden. Diese
Entzündung, welche Clarke zweimal zu überwachen und genau
zu beobachten die Geduld hatte, beginnt mit der Entwickelung eines orangefarbigen
Gases; dann zerfließt die Masse an mehreren Stellen; ein zischendes Geräusch wird
hörbar, gleichzeitig wird die Entwickelung der gasförmigen Substanz stärker und der
Satz entzündet sich. Merkwürdigerweise wird das Auftreten dieser Erscheinungen durch
den Zusatz einer geringen Menge von Schwefelantimon verhindert; ob auch Holzkohle
diese Wirkung hat, ist noch nicht ganz festgestellt. Bringt man ferner solche
Feuerwerkssätze, welche feucht geworden sind, um sie zu trocknen, zu nahe an eine
Wärmequelle, so treten dieselben Erscheinungen ein, selbst wenn die. Gemenge
Schwefelantimon enthalten.
Auch Compositionen für Purpurfeuer, welche mit schwarzem Kupferoxyd bereitet worden,
sind ganz sicher einer früher oder später, zu einem ganz unbestimmten Zeitpunkte
eintretenden Selbstentzündung unterworfen, gleichviel, ob sie an einem feuchten oder
an einem trockenen Orte aufbewahrt werden. Deßhalb sollte für diese Zwecke anstatt
des schwarzen Kupferoxyds stets das kohlensaure Kupferoxyd angewendet werden. (Mechanics' Magazine, November 1866, S. 342.)
Schwefelkohlenstoff ein gewöhnlicher Begleiter des Petroleums
und Benzols.
Obgleich Petroleum und Benzol vielmals chemisch untersucht und ihre Bestandtheile
verschiedentlich erforscht sind, so ist man nie auf einen Gehalt von
Schwefelkohlenstoff gestoßen, obgleich diese Substanz ein unzertrennlicher Begleiter
dieser pyrogenen Stoffe zu seyn scheint. Der sogenannte Petroleumäther, das bei + 50
bis 80° Cels. gewonnene Destillationsproduct aus dem amerikanischen Petroleum
ist am reichsten an Schwefelkohlenstoff; das über 80° Cels. destillirende
enthält unbedeutende Spuren davon, und das Brennpetroleum, welches bei 120 bis
200° Cels. gewonnen wird, ist völlig frei davon. In den Sorten
Steinkohlen- und Braunkohlenbenzol, welche mir zu Gebote standen, fand ich
nur unbedeutende Spuren, so auch in dem rectificirten Petroleum unserer
Apotheken.
Nach meinem Dafürhalten ist Schwefelkohlenstoff ein hier ungehöriger Bestandtheil und
als eine Verunreinigung anzusehen. Petroleumäther und Benzol wird oft zu
analytischen Arbeiten und zu Einreibungen, das officinelle Petroleum zum Aufbewahren
von Leichtmetallen und auch zum therapeutischen Gebrauch verwendet. Für alle diese
Zwecke ist eine Verunreinigung mit Schwefelkohlenstoff störend, und es liegt daher
nahe, diese Verunreinigung zu beseitigen. Der einfachste Weg hierzu ist, den
betreffenden Kohlenwasserstoff einigemale und kräftig mit Quecksilber zu schütteln,
zwei Tage in Ruhe absetzen zu lassen und dann zu decantiren und zu rectificiren. Zur
Darstellung des officinellen rectificirten Petroleums wäre das rohe Oel zuvor mit
concentrirter Schwefelsäure, dann mit Quecksilber zu behandeln, um nun durch
Rectification ein reines Präparat zu gewinnen. (Hager, in
seiner pharmaceutischen Centralhalle, 1866 S. 393.)
Einfache Reinigungsmethode des Solaröls und Petroleums.
Solaröl und Petroleum verlieren ihren penetranten Geruch, wenn man sie etwa zwei bis
drei Tage hindurch mit einem geringen Zusatz von Chlorkalk in Berührung läßt. Nach
Ablagerung des Kalks kann das Oel klar abgegossen werden. Durch dieses Mittel wird
die Leuchtkraft nicht vermindert und der Geruch des Oels ist nur ein ätherischer.
(Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1867, Nr.
1.)
Das Raffiniren des Rüböls; von E. F. Richter.
Bei dem allgemein angewendeten Verfahren, das durch Pressen erhaltene Rüböl mittelst
Schwefelsäure zu entfärben, zeigt das Oel nach dem Zusatz der Säure sofort eine
intensiv blaugrüne Färbung, die erst nach längerem Umrühren unter Zutritt der Luft
verschwindet, indem sich dann schwarze Flocken ausscheiden, die zuerst in dem
entfärbten Oele schwimmen und sich schließlich zu Boden setzen. Die Wirkung der
Schwefelsäure erstreckt sich hierbei nicht nur auf die in dem Oele enthaltenen
Schleimtheile, sondern es wird auch schwefelhaltiges ätherisches Oel von der
Schwefelsäure aufgenommen und findet sich letzteres ebenfalls, wenn nicht zerstört,
so doch wesentlich verändert, und wahrscheinlich mit der Schwefelsäure chemisch
verbunden, in dem Bodensatze. Bei dem mit Schwefelkohlenstoff extrahirten Rüböl,
welches völlig schleimfrei ist, aber das ätherische Oel nebst etwas Harz enthält,
bewirkt Schwefelsäure ganz dieselben Erscheinungen, wie beim Raffiniren des
gepreßten Oels: der Säurezusatz färbt das Oel blaugrün, es trübt sich bei
Luftzutritt und Umrühren, und endlich scheiden sich Flocken ab, die erst eine graue,
später eine schwarze Farbe annehmen und sich zu Boden setzen. Wenn man diesen
schwarzen Niederschlag mit Wasser behandelt, so zersetzt er sich und scheidet sich
dabei ein ätherisches Oel ab, welches unähnlich dem ursprünglich im Rüböl
vorhandenen, nunmehr einen krautartigen Geruch besitzt.
Beim Raffiniren des Rüböls hat man nun die größte Sorgfalt darauf zu verwenden,
durch gehöriges Absitzenlassen und vorsichtiges Abziehen des Oels nichts von dem
schwarzen Bodensatze in das Oel gelangen zu lassen. Ein Oel, welches sich nicht
gehörig von letzterem geklärt, scheidet sich nach dem Waschen schwer, das von der
Schwefelsäure auf's Neue getrennte ätherische Oel mischt sich wieder mit dem Oele,
ertheilt letzterem Krautgeruch und gelbliche Farbe und macht, daß der Docht beim
Brennen des Oels kohlt und hart wird. Beim gepreßten Oele scheiden sich die Flocken
schneller ab, indem sie durch den im Oel enthaltenen Schleim, der ebenfalls zu Boden
sinkt, beschwert und mitgerissen werden. Die durch Schwefelsäure ausgeschiedenen
Theile betragen beim gepreßten Oele 3 Procent, beim extrahirten nur 1/5 Proc. Beim
Entfärben des Rüböls mit chromsaurem Kali und Schwefelsäure oder Salzsäure wird das
ätherische Oel in anderer Weise verändert, es geht nicht in den Bodensatz über und
nimmt einen dem Fischthran täuschend ähnlichen Geruch an, der sich dem ganzen Rüböl
mittheilt. Es wird sogar ein so behandeltes Oel in betrügerischer Absicht neuerdings
als Thran verkauft.
Versucht man Rüböl mit Chlorzink zu raffiniren, so nimmt das ätherische Oel des
ersteren zwar keinen besonderen Geruch an, das Rüböl klärt sich aber nach dem
Waschen schlecht, erhält eine bräunliche Färbung und macht den Docht beim Brennen
hart. – Die Reinigung des Rüböls, in oben angegebener Weise mit Schwefelsäure
ausgeführt, bleibt bis jetzt die beste. (Jacobsen's
chemisch-technisches Repertorium, 1866, 1. Halbjahr, S. 22.)
Verfahren, die Muffeln, Haut- und Quetschformen der
Gold- und Metallschläger mittelst einer Luftpumpe auszutrocknen; von E. F.
Bazin und A. M. Daude in
Paris.
Alle Gold- und Metallschläger wissen, wie schwer es ist, die Muffeln,
Haut- und Quetschformen, deren man sich zur Verfertigung von Blattgold,
Blattsilber und plattirter Bronze bedient, im vollständig trockenen Zustande
herzustellen und zu erhalten. Die thierischen Stoffe (Därme, Goldschlägerhäutchen,
Pergament etc.), aus denen diese Geräthe bestehen, ziehen die Feuchtigkeit sehr
stark an; will man sie daher für diesen Zweck geeignet haben, d.h. so, daß sie sich
zwischen den übereinander gelegten Blättern beim Ausschlagen nicht verschieben,
sondern sich unter dem Hammer regelmäßig strecken, was man mit dem Kunstausdruck
„Aussaugen“ bezeichnet, so muß man diese Feuchtigkeit
heraustreiben. Hierzu bringt man die Häutchen unter Pressen, welche auf irgend eine
Art erhitzt sind, und wenn so alle Blätter bis auf 70 oder 80° C. erhitzt
sind, nimmt der Arbeiter sie aus der Presse heraus, und ertheilt ihnen mit einem
Blasebalge oder einem Handfächer eine Lüftung, bis sie vollkommen abgekühlt sind.
Diese Behandlung muß manchmal 2 bis 5 Mal wiederholt werden, um die Häutchen ganz
brauchbar zu machen.
Wir vereinfachen das soeben beschriebene Austrocknungsverfahren, indem wir durch die
Luftpumpe einen luftleeren Raum erzeugen. Wenn das Häutchen in einer Temperatur von
40, 50, 60, 70 oder 80° C. aus der Presse kommt, so bringt man es unter die
Glocke der Luftpumpe und pumpt die Luft bis zur Hälfte, dem Drittel, dem Viertel,
oder ganz, je nach dem Feuchtigkeitszustand der Atmosphäre und der thierischen
Stoffe aus; der Dampf schlägt sich an den Wandungen der Glocke in kleinen Tropfen
nieder, wozu wenige Minuten genügen. Dann nimmt man die Häutchen aus dem Recipienten
heraus, und kühlt sie durch einmaliges Zufächeln ab, womit sie präparirt sind.
Die Stellung, in welche man die Häutchen unter dem Recipienten der Luftpumpe beim
Auspumpen bringt, ist hierbei nicht gleichgültig. Das Austrocknen kann nur dann
rasch erfolgen, wenn sie flach oder senkrecht eingelegt, durch Schrauben zwar
festgehalten, jedoch nicht so gedrückt werden, daß das Vacuum sich nicht mehr auf
jedem einzelnen Blatte erzeugt.
Die Anwendung der Luftpumpe gewährt noch einen anderen Nutzen.
Wenn der Goldschläger während der Arbeit merkt, daß seine Gerätschaften sich durch
die Abtrocknung schwächen, d.h. daß das Dünnermachen und Strecken nicht in der
gewöhnlichen Zeit und auf passende Art erfolgt, so ist es nöthig, dem Werkzeuge
seine frühere Stärke wieder zu ertheilen, indem man es im Hammer erhitzt, unter den
Recipienten der Lustpumpe bringt und das Vacuum wie bei der ersten Zubereitung
erzeugt. Indem der Goldschläger hierauf sein Häutchen wieder aufnimmt, selbst ohne
es abkühlen zu lassen, bemerkt er sofort eine Verbesserung, die ihm gestattet, das
begonnene Ausschlagen rasch zu Ende zu bringen. Dieses findet Anwendung auf Muffeln,
Haut und Quelschformen.
Die Vortheile, welche diese Anwendung der Luftpumpe im Vergleich mit der bisherigen
Abtrockenart gewährt, sind folgende:
1) Ersparniß an Zeit, Handarbeit und Wärme;
2) größere Sicherheit der Zubereitung;
3) Ersparniß an Anlage-Capital, indem man für gleiche Leistung mit einer weit
geringeren Anzahl von Häutchen ausreicht;
4) die Instrumente dauern länger, denn sie gehen nach unserer Methode für Muffeln und
Hautformen nur einmal durch die Presse, und für Quetschformen, welche keines so
hohen Hitzegrades bedürfen, zwei- oder dreimal;
5) man kann die Häutchen einen Tag vorher präparirenpräpiren, weil sich ihr Feuchtigkeitszustand vor Ablauf von 40–50 Stunden
nicht ändert. (Patentirt in Bayern am 12. April 1865. – Aus dem bayerischen
Kunst- und Gewerbeblatt, 1866 S. 661.)
Anwendung des Wasserglases zu Fußbodenanstrichen.
Ein Fußboden, der mit einem solchen Anstrich versehen werden soll, muß vorher gut
gereinigt seyn; alle Breterfugen sollen verkittet werden; zu diesem Zwecke macht man
sich einen steifen Teig aus Wasserglas und Kreidepulver oder Gypsmehl, welcher Teig
mittelst einer Holz-, Eisen- oder Beinspatel in die Fugen gedrückt
wird.
Der so vorbereitete Boden wird nun mit Wasserglas überstrichen. Hierauf wird der
Farbenanstrich aufgetragen, den man dem Fußboden zu geben beabsichtigt. Derselbe
kann einfarbig oder gemustert seyn, je nach Geschmack, nur sind ausschließlich
Erdfarben zu wählen, da die meisten Pflanzenfarben durch die Alkalien des
Wasserglases zersetzt werden.
Die Farben, welche man zu den Anstrichen benutzt, müssen mit einer Mischung von
gleichen Theilen Wasser und abgerahmter Milch angerieben werden.
Hat der Fußboden auf diese Weise den gewünschten Farbenton erhalten, wobei man
berücksichtigen muß, daß die Farben durch das Wasserglas bedeutend nachdunkeln, so
werden schließlich mehrere Wasserglasanstriche gegeben, bis der gewünschte Glanz
erzielt ist.
Will man den Anstrich sehr schön herstellen, so schleift man ihn schließlich ab, und
läßt ihn etwas mit Oel ein; er erhält dadurch einen politurähnlichen Glanz.
Da das Wasserglas, welches mit einem steifen Borstenpinsel aufgetragen wird, sehr
schnell trocknet, so kann man nach je einer halben Stunde einen neuen Anstrich
machen.
Nach Vollendung der Anstriche läßt man zur vollkommenen Erhärtung des Wasserglases,
den Fußboden mehrere Stunden unbetreten; nach Verlauf dieser Zeit ist derselbe
fertig, und kann mm benutzt werden.
Ein auf diese Weise hergestellter Fußboden ist nun sehr hübsch, und kann den theuren
lackirten Böden ganz gut an die Seite gestellt werden; er ist ferner sehr dauerhaft,
denn das erhärtete Wasserglas wird weder durch Nässe, noch durch das stärkste
Begehen angegriffen; ist derselbe staubig oder sonst schmutzig geworden, so kann er
mit einem nassen Tuche aufgewischt und gereinigt werden; ein mit einem solchen
Fußboden ausgestattetes Zimmer kann auf diese Weise beinahe staubfrei erhalten
werden, da bei dem Aufwischen mit einem feuchten Tuche der Staub nicht wie bei dem
Auskehren oder trockenen Aufwischen im Zimmer umhergewirbelt, sondern wirklich
entfernt wird.
Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vortheil dieses Anstriches ist die
Feuersicherheit desselben; etwa auf den Boden fallende Funken oder Brände, was
insbesondere bei von Innen zu heizenden Oefen oder in Küchen vorkommen kann, machen
keine Brandflecke, weil das unverbrennbare Wasserglas die Breter vor dem Entzünden
schützt.
Es ist leicht einzusehen, welche Vortheile ein solcher Bodenanstrich nicht nur für
Privatwohnungen, sondern auch für andere Räume darbietet, die bisher wegen Mangel
eines dauerhaften Anstriches sich mit dem rohen unangestrichenen Fußboden begnügen
mußten.
Alle öffentlichen Aemter und Kanzleien, Kaufläden, Gast- und
Kaffeehauslocalitäten u.s.w., in welchen überall ein starker Verkehr ohne Rücksicht
auf den Fußboden, und mit den verschiedensten Fußbekleidungen stattfindet, können
sich mit Vortheil des Wasserglasanstriches bedienen, der nebst einem hübschen
Aussehen beinahe die Dauerhaftigkeit des Steines hat.
Zu den beschriebenen Fußbödenanstrichen verwendet man das im Handel vorkommende
66gradige Wasserglas. Dasselbe ist wasserhell und beinahe syrupdick; als Anstrich
muß es einen lackähnlichen Glanz annehmen. (Hamburger Gewerbeblatt, 1867, Nr.
1.)
Vorschrift zu Glanzleder-Wichse.
Bekanntlich hat die Wichse den Zweck, dem damit zu überziehenden Leder rasch ein
schönes, glänzendes und tiefschwarzes Ansehen zu ertheilen, ohne übrigens die
Elasticität, Weichheit und Dauerhaftigkeit desselben zu beeinträchtigen; überdieß
darf eine gute Wichse nicht schmutzen, sondern soll vielmehr das Leder möglichst
undurchdringlich für Wasser machen.
Die von E. Lutz in München erfundene
Glanzleder-Wichse besitzt diese sämmtlichen Eigenschaften und wird auf
folgende Weise bereitet:
6 Loth gute Potasche werden in 6 Pfund reinem Wasser aufgelöst und der kochenden
Lösung 12 Loth gelbes Wachs in kleinen Stücken zugegeben und unter Ersatz des
verdampfenden Wassers so lange gekocht, bis das Wachs vollends gelöst ist. Diese
Lösung wird nun heiß mit 20 Pfd. reinem Beinschwarz innigst vermengt, dann setzt man
5 Pfd. engl. Schwefelsäure und 1/4 Pfd. Salzsäure unter Umrühren bei, und nach
einigen Stunden fügt man unter beständigem Rühren 10 Pfd. Thran und 10 Pfd. Syrup
hinzu.
Die so erhaltene Wichse ist glänzend, tief schwarz, für alle Arten Leder anwendbar,
conservirt die Elasticität und Schmiegsamkeit des Leders und macht dieses, da die
Wichse nicht abschmutzt, in Folge der höchst feinen Vertheilung des Wachses für
Wasser undurchdringlich. (Patentirt in Bayern am 8. September 1863. – Aus dem
bayerischen Kunst- und Gewerbeblatt, 1866 S. 701.)