Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. , S. 408 |
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Miscellen.
Miscellen.
Der See-Tunnel bei Chicago.
Der See-Tunnel bei Chicago, welcher am 6. Januar d. J. eingeweiht wurde, ist
wohl eines der merkwürdigsten Bauwerke der Neuzeit. Chicago hatte seit langer Zeit
stark durch den Mangel guten Trinkwassers zu leiden, da die Ufer des
Chicago-Flusses mit der Zeit von Branntweinbrennereien, Schlachthäusern u.
dgl. Anstalten besetzt worden waren, aus denen der Fluß mit allen Arten von
Unreinigkeiten gefüllt ward, welche in den See geführt wurden, und so auch dessen
Wasser längs den Usern, wo die Wasserwerke schöpften, fast ganz ungenießbar machten.
Allerhand Plane wurden vorgeschlagen um dem Uebel abzuhelfen, bis man zuletzt, trotz
des Widerspruches bedeutender Ingenieure, welche das Werk für unmöglich erklärten,
beschloß einen Tunnel 2 Meilen weit unter dem Bette des Michigan-Sees
hinauszutreiben, dort einen Schacht einzusetzen und so der Stadt ein reines und
gesundes Trinkwasser aus den krystallhellen Fluthen des Sees zu verschaffen. Die
Hauptschwierigkeit war eben dieser Schacht, denn man mußte für denselben erst eine
feste Basis, eine Insel, in den oft stürmisch erregten Wogen schaffen. Die Chicagoer
bauten ein seltsames Ungethüm, „Crib“ genannt, welches bestimmt
war den Seeschacht zu schützen. Es ist 40 Fuß hoch, mit 5 Seiten, von denen jede 58
Fuß lang ist, so daß der Durchmesser etwa 90 Fuß beträgt. Es hat drei parallel
laufende Wände, die äußere, mittlere und innere Wand, jede aus 12zölligen Balken
bestehend, und fest wie Schiffswände zusammengefügt. Das Innere enthält 15
wasserdichte Abtheilungen. In der Mitte befindet sich ein cylindrischer Brunnen, 25
Fuß im Durchmesser. Die Ecken sind gegen das Eis durch dritthalbzöllige Eisenplatten
geschützt. Im Juni 1865 wurde dieses seltsame Fahrzeug vom Stapel gelassen und an
seinen Bestimmungsort geschleppt. Hier wurden die wasserdichten Abtheilungen mit
Steinen gefüllt, bis das Ganze fest auf dem Boden des Sees ruhte, wo es noch zum
Ueberfluß fest verankert ward. Das Wasser ist dort 36 Fuß tief, so daß der Gipfel 5
Fuß über dem Seespiegel hervorragt. Dann wurde ein 64 Fuß langer eiserner Cylinder,
aus dritthalbzölligem Eisen bestehend und 203,000 Pfd. wiegend, in die Mitte
eingelassen. Als der Cylinder auf dem Boden des Sees angekommen war, sank er vermöge
seiner eigenen Schwere durch die paar Zoll Sand, welche die aus festem Thon
bestehende Unterlage bedecken. Es galt nun ihn bis zu der gehörigen Tiefe in diese
einzutreiben, und dieß geschah mittelst der Luftpumpe. Nachdem erst das Wasser
ausgepumpt war, ward nämlich eine mittelst Dampfkraft getriebene mächtige Luftpumpe
an dem vorher luftdicht verschlossenen Cylinder angebracht, und so stark war die
Macht mit welcher die Atmosphäre auf die schwere Eisenmasse drückte, daß es gelang
den Cylinder tief in den zähen Lehm einzutreiben. Unterdessen war am Ufer bereits
ein Schacht angelegt worden, und ward 70 Fuß tief unter dem Spiegel des Sees ein im
Lichten 5 Fuß weiter Tunnel in der Richtung der „Crib“ gegraben
und mit Backsteinen ausgemauert. Jetzt begannen die Arbeiten auch von dem Seeschacht
aus und schritten ohne Unfall weiter, bis die Arbeiter von beiden Enden auf einander
fließen, und am 6. December v. J. die feierliche Einweihung erfolgte. Die Arbeit
hatte am 17. März 1864 begonnen, nahm also beinahe 2 Jahre und 9 Monate in Anspruch.
Die „Crib,“ wie sie jetzt besteht, ist nur eine temporäre
Aushülfe. Man wird die losen Steine aus ihren fünfzehn wasserdichten Abtheilungen
noch einmal herausnehmen und mit solidem Mauerwerk aus Granitblöcken ersetzen.
Dieses Mauerwerk wird sich mehrere Fuß über den Seespiegel erheben und auf seiner
Spitze einen Leuchtthurm tragen. Das Wasser wird in den Cylinder mittelst künstlich
angebrachter Thore eingelassen und am Ufer durch mächtige Dampfpumpen in die
Wasserwerke hinaufgepumpt. Es soll das beste Trinkwasser seyn, welches irgend einer
Stadt auf der Erde zu Gebote steht. Die Gesammtkosten, einschließlich der nöthigen
Veränderungen an den Wasserwerken, belaufen sich nahezu auf eine Million Dollars.
(Deutsche Auswanderer-Zeitung.)
Hebung von Lasten mittelst des Giffard'schen Einspritzers.
In der Borsig'schen Locomotivfabrik in Berlin befindet
sich ein (in Wiebe's Skizzenbuch beschriebenes)
hydraulisches Hebezeug zum Heben der zu versendenden Locomotiven auf die Ebene des
etwas höher als die Fabriksohle liegenden Bahngleises. Die Druckkolben des
Hebewerkes werden aus einem hochliegenden Wasserbehälter gespeist, dem das Wasser
durch einen Einspritzer zugeführt wird. Bei einer kürzlich vorzunehmenden Hebung
einer neuen ganz außergewöhnlich schweren Locomotive zeigte sich der Wasserdruck aus
dem Hochbehälter nicht ausreichend. Der mit der Hebung beschäftigte Ingenieur ließ
darauf das vom Hochbehälter kommende Zugangsventil schließen, und alsdann den
Einspritzer wieder Wasser in das Steigrohr treiben, worauf die Hebung sofort gelang.
Dieser glückliche Kunstgriff verdient Beachtung für alle solche Fälle, wo zeitweilig
Wasserdruck in Hebezeugen und ähnlichen Einrichtungen, also Krahnen,
Schleusenthorwinden u.s.w., gebraucht wird, und wo ein Hochbehälter bisher in der
Regel für unentbehrlich gehalten wurde. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung
des Gewerbfleißes in Preußen, 1866 S. 213.)
Eine elektrische Flinte.
Das Journal de Seine-et-Oi-e
berichtete kürzlich, daß in einer Sitzung der Société des sciences naturelles de
Seine-et-Oi-e der Commandant und Professor der
Artillerie Martin de Brettes ein Gewehr nach dem Systeme
Flobert vorzeigte, bei welchem die Patrone durch
Elektricität gezündet wird. Zwei kleine elektrische Ketten – vermuthlich eine
kleine Batterie, aus zwei Volta'schen Elementen
zusammengesetzt – befinden sich im Gewehrkolben eingeschlossen; ihre
Polardrähte gehen bis zur Oberfläche des Bodenstückes und können nach Belieben mit
den Enden eines Platindrahtes in Contact gesetzt werden, der durch die Patrone geht.
Ein einfacher Druck mit dem Daumen gegen den Drücker schließt die Kette, der
Platindraht kommt zum Weißglühen, und das Pulver wird entzündet. Während die
Patronen der Zündnadel-Gewehre schon ihren Zündsatz enthalten, der durch
einen Stoß zur Explosion gebracht werden kann, wodurch manche Mißlichkeiten
herbeigeführt werden könnten, so bedarf das neue System keines solchen empfindlichen
Zündsatzes für die Ladung; seine Anwendung kann daher auch keine Gefahr
herbeiführen, auch ist dasselbe gar nicht kostspielig. Daß man zum Abfeuern der
Kanonen schon längst ein ähnliches Verfahren in Anwendung gebracht hat, ist bekannt.
(Les Mondes, t. XIII p.
45; Januar 1867.)
Verbesserungen in der Ziegelfabrication; von Fr. Xav. Kukla.
Wie in der neuesten Zeit Alles Verbesserungen erfahren hat, bemühte man sich auch,
die Ziegelfabrication zu verbessern. Mit diesen Verbesserungen hat man aber ein mehr
oder weniger schlechteres Product erzielt, denn in früheren Zeiten hat man den Lehm
viel fester gehalten und in die Formen mit Gewalt eingedrückt oder vielmehr, so zu
sagen, eingeschlagen, weßhalb man die dabei angestellten Personen Ziegelschläger
nannte, und die Ziegel waren sehr fest. Jetzt verwendet man das Material flüssiger,
das ist weicher, streicht dasselbe mit Leichtigkeit in die Ziegelform, und hat dabei
den Vortheil, mit weniger Anstrengung in kurzer Zeit viel Ziegel aus der Hand zu
bringen. Die früheren, das heißt die aus festerer Masse erzeugten Ziegel, waren sehr
fest, wie man dieß beim Abbrechen unserer alten Mauerwerke findet, die jetzigen
Ziegel hingegen sind poröser mit weniger Zusammenhang und Tragkraft. Noch schlechter
sind jene Ziegel, welche durch Ziegelmaschinen erzeugt werden, indem die Masse noch
weicher gehalten werden muß, um aus den Maschinen wie aus einer Wurstspritze
herausgeschoben werden zu können.
Aus dem Gesagten ist zu ersehen, daß die bis jetzt gemachten Neuerungen in der
Ziegelerzeugung durchaus keine Verbesserungen zu nennen sind, da sogar die
Maschinenziegel dem
Fabrikanten in der Erzeugung um 1 fl. österr. Währg. per
1000 Stück höher zu stehen kommen. Dieß Alles berücksichtigend, machte ich es mir
zur Aufgabe, durch eine völlige Reform der Ziegelfabrication wieder ein festes,
dauerhaftes und billigeres Baumaterial einzuführen, und hoffe, die Interessenten
sowohl mit der Güte, als auch mit der Schönheit und Billigkeit meiner privilegirten
Ziegel zu überraschen.
Mein Verfahren ist folgendes: Es wird der Tegel oder Lehm, wie er gegraben ist, in
eine starke eiserne, genau gearbeitete und inwendig glatte Form mit einem
beweglichen Boden gefüllt und unter einer Presse zusammengedrückt, wo dann der so
entstandene Ziegel nach Entfernung der unteren Platte der Presse sammt dem
beweglichen Boden durch einen nochmaligen Druck nach unten fällt und als fertig
entfernt wird. In diesem Zustande ist der Ziegel so hart, daß man ihn sogleich in
der Trockenhütte aufstellen kann, ohne daß er verdrückt wird. Diese Ziegel haben die
Eigenschaft, bevor sie noch gebrannt sind, so scharf an der Luft zu trocknen, daß
sie klingen. Es wird dem rohen Materiale durchaus nichts beigemischt, dabei läßt
sich eine trockenere Masse besser behandeln als eine zu feuchte. Es wird Jedermann
leicht einsehen, daß es einen sehr großen Vortheil darbietet, wenn man Ziegelöfen
auch dort anlegen kann, wo gar kein Wasser ist, was heutzutage eine große Frage
ausmacht, wenn man gezwungen ist, das Wasser durch Maschinen in die Gruben bringen
zu müssen.
Der Ziegel bedarf bloß einiger Tage, um in der Luft so getrocknet zu werden, daß er
zum Brennen taugt. In einen Ofen zum Vorwärmen können die Ziegel aber gleich, wie
sie von der Presse kommen, geschlichtet werden.
Die Beseitigung aller bis jetzt üblichen Vorarbeiten und der Umstand, daß man nicht
von der Witterung abhängig ist, macht die Erzeugung der Ziegel bedeutend billiger;
viel billiger stellt sich aber der Preis der Ziegel durch das zweckmäßige Brennen in
dem von mir construirten Ofen, indem man die Hälfte an Brennmaterial erspart und
nach Belieben mit Holz, Kohle oder Kohle mit Kohks gemischt, ja sogar mit Torf
heizen kann. Da die Heizung von unten nach oben wirkt, die Glühhitze aber von oben
nach unten ihren Lauf zu nehmen gezwungen wird, geht nicht die geringste Wärme
verloren und jener Rauch, der mit der Flamme durch den in der Mitte des
Brennofenraumes angebrachten Schlauch aufsteigt, verbrennt sogleich zu Kohlensäure,
sobald die erste Schichte der Ziegel in's Glühen kommt, daher dieser Ofen als ein
Rauchverzehrer und somit als Hitzemultiplicator mit einem geringen Aufwande von
Brennmaterial die Ziegel gehörig auszubrennen im Stande ist. Die Vortheile dieses
Brennofens sind schon in dieser Hinsicht sehr groß, noch größer aber werden sie
dadurch, daß man keine angeschmolzenen Ziegel erhält, weil keine Flugasche, welche
das Schmelzen verursacht, mit den Ziegeln in Berührung kommt. Es ist auch sehr viel
werth, daß diese trocken gepreßten Ziegel im Ofen, sowie beim Auf- und
Abladen, nicht so leicht brechen. Dieselben sind zwar ihrer Dichtigkeit wegen per Stück um 8–9 Loth schwerer als die
gewöhnlichen, welches den Transport bei 800 Stück per
Wagen um 200 Pfd. erschwert; sie haben jedoch für den Verbrauch unschätzbare
Vorzüge, denn sie sind scharfkantig und nicht verzogen, machen weniger Mühe beim
Mauern, geben ein schöneres und festeres Mauerwerk, lassen sich auch besser behauen
als irgend ein anderer Ziegel, sie greifen vortrefflich in den Mörtel und lassen
viel Ersparniß desselben zu, weil die Ziegel beim Legen eine sehr kleine Fuge
lassen; sie ziehen 2 Pfd. Wasser per Stück an und werden
nach erfolgtem Wiederaustrocknen zähe und fester. Auf eingemauert gewesenen Ziegeln
haftet der Mörtel sehr energisch, weil die Oberfläche derselben durch den
aufgelösten Aetzkalk, der in dieselbe eindringt, eine momentane chemische Verbindung
eingeht, was bei Ziegeln, aus mit Wasser angemachtem Lehm hergestellt, in viel
geringerem Grade geschieht. Auch nur zur Hälfte gebrannte Ziegel sind sehr haltbar
und erweichen im Wasser nicht mehr.
Ich glaube daher nicht nur für die Solidität der Bauten und die Schönheit des
Mauerwerkes, sondern auch für die Billigkeit des betreffenden Baumateriales, sowie
nicht minder für Schonung der Gesundheit der beim Anmachen des Lehmes angestellten
Arbeiter sehr viel geleistet zu haben. (Vorgetragen in der Wochenversammlung des
nieder-österreichischen Gewerbevereines vom 15. Februar 1867. – Aus
den Verhandlungen und Mittheilungen dieses Vereines, Nr. 7.)
Verwendung der Scherben zerbrochener Steinkrüge für feuerfeste
Steine.
Die Scherben, welche an den Mineralbrunnorten aus den zerbrochenen Steinkrügen
erübrigt werden und namentlich an den bedeutenderen Quellen, wie derjenigen des
weltberühmten Selterswassers, in ziemlich erheblichen Quantitäten entstehen, wurden
früher als unnützer Schutt betrachtet und in Gruben aufgestürzt, oder zur
Verbesserung der Landwege, auch zu Verzierungen der Wege in Gärten und Anlagen
benutzt. Heute und schon seit längerer Zeit hat sich aber die Industrie dieser
Scherben bemächtigt, dieselben werden sorgfältig gesammelt, zerstampft, gemahlen und
als Zusatz dem Thonteige für feuerfeste Steine
beigemengt. Der Ort, wo dieses vorzugsweise geschieht, ist Dillenburg und werden dorthin die Scherben per
Eisenbahn dirigirt. Man sagt, daß dieses Scherbenmehl eine ausgezeichnet plastische
Eigenschaft nach der Befeuchtung annehme und auf die Feuerbeständigkeit der Steine
einen vortrefflichen Einfluß ausübe. (Berggeist, 1867, Nr. 14.)
Ueber einen natürlichen Cement in der Grafschaft Glatz; von
Justus Fuchs.
Bei dem außerordentlichen Aufschwunge, welchen die Cement-Industrie in neuerer
Zeit entwickelt, dürfte die Mittheilung nicht ohne Interesse seyn, daß unter den
hydraulischen Kalkarten, an welchen Schlesien ziemlich reich ist, sich in neuester
Zeit ein Kalkstein gefunden hat, welcher durch genügendes Brennen einen den
englischen und deutschen künstlichen Fabricaten fast vollständig entsprechenden
Cement liefert. In Mittelsteine, in der Grafschaft Glatz, auf den Besitzungen des
Baron Lüttwitz daselbst, wird ein Kalkstein von
ausfallend festem und dichtem, dem Basalte ähnlichen Gefüge bergmännisch gefördert,
welcher in seiner chemischen Zusammensetzung den englischen Cement-Steinen
gleicht und beim Brennen seinen Kohlensäure-Gehalt nur unter Anwendung
andauernder sehr hoher Temperatur verliert. Nach dem vollständigen Brennen zeigt
derselbe die den Cementsteinen eigenthümliche Eigenschaft, sich weder löschen zu
lassen, noch auch an der Luft zu zerfallen. Erst nach längerer Berührung mit
feuchter Luft findet eine allmähliche Aufnahme von Wasser und Kohlensäure statt, in
Folge deren ein langsames Zerbröckeln eintritt. Wie die nachfolgend mitgetheilte
Analyse ergibt, unterscheidet sich der Mittelsteiner-Cement von dem
englischen Portland-Cement hauptsächlich dadurch, daß ein Theil der
Kieselerde des letzteren durch Thonerde und ein Theil des Kalkes durch Bittererde
ersetzt ist. Im seingemahlenen Zustande und frisch verarbeitet, verlangt der
Mittelsteiner-Cement einen verhältnißmäßig höheren Zusatz von Wasser, wie die
künstlichen Cemente und wiederholt angestellte praktische Versuche ergaben, daß der
frische Cement nicht sofort nach dem Anmachen verarbeitet werden darf, wenn er seine
volle, dem künstlichen Cement in keiner Weise nachstehende Bindekraft und Härte
sowohl an der Luft, wie im Wasser erreichen soll, sondern mindestens eine halbe
Stunde vor seiner Anwendung mit der nöthigen Wassermenge angerührt werden muß. Die
Farbe, sowohl des Cements wie des damit dargestellten Mortels ist bräunlich
grau.
Der Besitzer der betreffenden Kalksteingruben, Baron Lüttwitz, hat bereits die nöthigen Einrichtungen getroffen, um durch
entsprechendes Brennen und Mahlen des geförderten Cementsteines ein Product zu
liefern, welches geeignet seyn dürfte, den künstlichen Cementen wirksame Concurrenz
zu machen, und es steht zu erwarten, daß, sobald die betreffenden
Eisenbahnverbindungen hergestellt seyn werden und somit die noch etwas
unverhältnißmäßig hohe Fracht für den Transport von Mittelsteine bis zur Bahn in
Wegfall kommt, der Mittelsteiner-Cement dazu beitragen wird, die
Cement-Preise so weit zu erniedrigen, daß dessen Verwendung eine noch
bedeutendere Ausdehnung finden dürfte, als er bei den jetzigen noch immer ziemlich
hohen Preisen besitzt. Ich hatte Gelegenheit, sowohl den ungebrannten Cementstein,
sowie auch daß daraus dargestellte Cement-Pulver chemisch zu untersuchen und
ergab die Analyse des rohen Mittelsteiner-Cementsteines:
3,0200
Proc.
Wasser,
18,6311
„
unlöslichen Rückstand (Thon und Sand),
4,3021
„
Thonerde und Eisenoxyd,
2,1533
„
lösliche Kieselsäure,
56,8337
„
kohlensauren Kalk,
12,4425
„
kohlensaure Bittererde,
0,8318
„
Kali und Natron,
0,6422
„
Schwefel.
–––––––––––
98,8567
Der gebrannte und pulverisirte Mittelsteiner-Cement enthält:
0,9555
Proc.
Wasser,
2,8650
„
unlöslichen Rückstand,
12,1335
„
lösliche Kieselsäure,
18,2601
„
Thonerde,
4,0224
„
Eisenoxyd,
45,6394
„
Kalk,
8,4621
„
Bittererde,
2,6733
„
Kohlensäure,
1,0443
„
Kali und Natron,
2,0142
„
Schwefelsäure.
–––––––––––
98,0688
(Breslauer Gewerbeblatt, Februar 1867, Nr. 24.)
Porzellanglasur mit irisirendem oder regenbogenfarbigem
Schimmer.
Diese neue Glasur, eine Erfindung der HHrn. Anthoine und
Genoud, welche sehr hübsche Effecte gibt, wird auf
nachstehende Weise dargestellt. Man löst gleiche Theile Platin und Aluminium in Königswasser auf, um
ein Doppelsalz von Chloraluminium mit Platinchlorid zu erhalten, und mengt dieses
mit fein gemahlener Limogesglasur.Diese Glasur ist bekanntlich ein Kalithonerdeglas und wird aus reinem
Pegmatit (einem aus Quarz und Feldspath bestehenden Gestein) von St.
Yriaix-la-Perche bei Limoges dargestellt.H. Soll nun ein Stück glasirt werden, so trägt man das Gemenge nach dem
gewöhnlichen Verfahren auf und bringt das Stück in den Glattofen, in welchem es
durch die Wirkung der Hitze, wahrscheinlich auch durch die der reducirenden
Ofengase, an seiner Oberfläche einen eigenthümlichen Metallglanz erhält.
Ein ähnliches Verfahren läßt sich auch bei Fayence-Waaren anwenden.
Die Erfinder mengen auch das genannte Doppelsalz mit verschiedenen Emails oder
Dritten, und stellen aus dieser Masse Stäbe dar, die zum Formen von kleineren, einen
besonderen metallischen Schimmer zeigenden Gegenständen, sowie zur Nachahmung natürlicher Perlen dienen. Zu diesem Zwecke werden die
fertig geformten Stücke in sehr verdünnte Fluorwasserstoffsäure getaucht, wodurch
sie eine matte Oberfläche erhalten; darauf verfährt man wie gewöhnlich und brennt.
In dieser Weise hat man es in seiner Gewalt, mittelst leichter Abänderungen des
Verfahrens auf der Oberfläche von Poterien und Emails schillernde und irisirende
Farbentöne hervorzurufen, indem man die auf angegebene Weise glasirten Gegenstände
unter die Muffel einsetzt und in dem Augenblicke, in welchem der Brand fertig ist,
Zinnchlorid in den Ofen wirft, dessen Dampf in
Berührung mit der glasirten Oberfläche den gewünschten Effect hervorbringt. (Annales
du Génie civil, December 1866, S. 847.)
Vortheilhafteste Aufbewahrung von Natrium; von Dr. Rudolph Wagner.
Im ersten Februarheft dieses JournalsS. 252 in diesem Bande. wird zur Aufbewahrung des Natriums Kohlenöl (Paraffinöl) anstatt des bisher
üblichen Steinöles empfohlen. Meiner Erfahrung nach verdient aber das Paraffin vor dem Paraffinöl bei weitem den Vorzug.
Begreiflicherweise kann hierzu nur reines und durch längere Zeit fortgesetztes
Schmelzen im Wasserbad völlig entwässertes Paraffin und nicht das der Kerzen,
welches außer der Palmitinsäure auch noch andere sauerstoffhaltige Substanzen
enthält, Anwendung finden. Ich habe mich eines Paraffins, aus sächsischer Braunkohle
gewonnen und bei 50° C. schmelzend, zum Aufbewahren des Natriums bedient. Das
zu conservirende Natrium wird wiederholt in das im Wasserbade geschmolzene, und
nicht höher als bis auf 55° C. erwärmte Paraffin eingetaucht und dadurch mit
einer beliebig dicken Paraffinschicht überzogen, welche das eingeschlossene Metall
vor der Oxydation bewahrt und das Natrium in Holz- und Pappkästen aufzuheben
gestattet. Beim Versenden größerer Natriummengen wird das Natrium in Holz-
oder Blechgefäßen mit Paraffin umgossen. Dadurch ist jedem Verlust an Natrium
vorgebeugt. Da das Natrium erst bei 95–96° C. schmilzt, das Paraffin
dagegen schon bei 50–60° (je nach seinem Ursprunge) flüssig wird, so
läßt sich beim Gebrauch das Paraffin mit Leichtigkeit vom Natrium trennen.
Würzburg, den 26. Februar 1867.
Goldbad für violett-schwarze Töne der
Photographien.
Für prächtige violett-schwarze Töne empfehle ich folgende, seit einigen
Monaten von mir erprobte Vorschrift:
1000 Gramme Wasser,
1 Gramm
Chlorgold,
4–5 Gramme bezoesaures Ammoniak.
Dieses Bad ist eine Abänderung des Lea'schen, aber viel
einfacher zu bereiten. Das Bad ist sehr constant. P. S. (Hamburger Gewerbeblatt,
1867, Nr. 6.)
Geschliffene Achate mit künstlichen Zeichnungen in
verschiedenen Farben zu versehen.
Bekanntlich haben die geschliffenen Achate auf ihrer Oberfläche bisweilen natürliche
Zeichnungen, welche Bäume, Kräuter, Früchte, Thiere und andere Dinge vorstellen.
Man kann diese Zeichnungen in verschiedenen Farben auch künstlich nachahmen und zwar
gelingt dieses am Besten bei den grauen Achaten (Chalcedon).
Will man nun irgend ein Bild auf einen geschliffenen Achat bringen, so löst man zu
diesem Zwecke Silber in Salpetersäure auf und zeichnet mit einer Feder (Gansfeder)
auf den Stein, läßt die Zeichnung an der Sonne trocken werden und wiederholt dieses
einigemale. Die Zeichnung wird Anfangs eine braune Farbe, nach wiederholtem
Aufstreichen und Abtrocknen aber eine röthliche Farbe haben.
Eine Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd mit 12 1/2 Procent Kienruß und 12 1/2
Procent Weinstein gemengt, gibt graubraune Farben.
Violett erhält man durch eine Vermischung von 1 Theil Alaun mit 3 Theilen einer
Lösung von salpetersaurem Silberoxyd.
Gold, in Königswasser aufgelöst, gibt lichtbraune Farben.
Weiße und undurchsichtige Zeichnungen erhält man durch eine Auflösung von Wismuth in
Salpetersäure.
Alle diese verschiedenen Farben verhalten sich gegenüber den Einflüssen der
Atmosphäre vollkommen ächt, widerstehen dem Wasser, ja selbst den Säuren, da sie
wohl, mit Säuren behandelt, scheinbar verschwinden, beim Trocknen an der Sonne
jedoch wieder erscheinen, und können nur durch große Hitzegrade zum gänzlichen
Verschwinden gebraucht werden. (Hamburger Gewerbeblatt, 1867, Nr. 6.)
Verfahren zur Enlevage der Anilinfarben, von Dangevillé und Gautin
in Lyon.
Zur Enlevage (Wegätzen, Zerstören) der Anilinfarben hat man bisher allgemein
reducirende Agentien, z.B. Zinkpulver,Nach L. Durand, man s. polytechn. Journal Bd. CLXXVIII S. 387. angewandt, welche die Rosanilinsalze in Leukanilinsalze überführen. Es
trifft sich aber häufig, daß das Gewebe nicht vollständig von den gebildeten
Leukanilinsalzen befreit werden kann, welche sich dann in Berührung mit der Luft
wieder zu Rosanilinsalzen oxydiren.
Die Genannten ließen sich in Frankreich ein Verfahren patentiren, wornach sie die
Anilinfarben durch Oxydation zerstören; das Agens, welches sie anwenden, ist die
Uebermangansäure, welche sie dadurch darstellen, daß sie eine Lösung von käuflichem
übermangansaurem Kali mit verdünnter Schwefelsäure in geringem Ueberschuß versetzen.
Soll eine solche Lösung auf die gefärbten Gewebe gedruckt werden, so kann man sie
mit Kaolin, Pfeifenerde oder gallertartiger Kieselerde verdicken. Die Reaction
erfolgt bei diesem Verfahren sehr schnell, indem farblose Stoffe und Mangansuperoxyd
entstehen; um letzteres vollständig zu beseitigen braucht man die Gewebe nur durch
ein schwaches Bad von schwefliger Säure zu nehmen. (Moniteur
de la teinture, Februar 1867, Nr. 4.)
Ueber eine eigentümliche Gasentwickelung des gebrannten und
gemahlenen Kaffee's; von Babinet.
Uebergießt man gemahlenen gebrannten Kaffee, wie derselbe zur Bereitung des beliebten
Getränkes durch Infusion (mit kochendem Wasser) angewendet wird, mit kaltem Wasser, so entwickelt sich eine beträchtliche
Menge Gas, welches wahrscheinlich aus atmosphärischer Luft besteht und dessen Volum
dem Volum des angewendeten Kaffeepulvers gleichkommt. Füllt man eine Flasche oder
einen großen Kolben zur Hälfte mit solchem Kaffeepulver, und gießt dann so viel
kaltes Wasser darauf, daß letzteres bis an den Pfropfen – der dem Gase keinen
Ausweg lassen darf, – reicht, so entsteht eine starke Explosion, welche den
Pfropfen weit hinwegschleudert und den Kolben sogar zu zersprengen vermag, wenn der
Schluß zu dicht ist, wie H. Sainte-Claire Deville
bei einer Wiederholung meines Versuches zu beobachten Gelegenheit hatte.
Es war längst bekannt, daß Holzkohle und andere poröse Köper, namentlich
Platinschwamm, vermöge ihrer Capillarität viel Gas absorbiren können. Saussure fand, daß die Buchsbaumkohle absorbirt an:
Ammoniakgas
das 90fache
ihres
Volums,
Schwefligsäuregas
das 65
„
„
Schwefelwasserstoffgas
das 55
„
„
Kohlensäuregas
das 35
„
„
Sauerstoffgas
das 9,25
„
„
Stickstoffgas
das 7,50
„
„
Wasserstoffgas
das 1,75
„
„
Dieser Eigenschaft verdankt die zum Rothglühen erhitzte und dann bei Luftabschluß
erkaltete Holzkohle ihre desinficirende Wirkung.
Der gebrannte und gemahlene Kaffee kann nun wohl mit einer Kohle, welche
atmosphärische Luft absorbirt hat, verglichen werden; aber das Neue des gedachten
Versuches liegt in
der Wirkungsweise des Wassers, welches das Pulver
durchdringt und das in demselben enthaltene Gas mit einer bedeutenden Kraft
austreibt. Schon Saussure hatte beobachtet, daß die
Kohle, die ein Gas absorbirt hat, wenn sie in ein anderes Gas gebracht wird, auch
dieses aufnimmt, welches dann das vorher absorbirte Gas zum Theil austreibt; man
hatte aber bisher nicht beobachtet, daß Wasser oder jede andere Flüssigkeit, indem
sie in Folge der Capillarität in einen von Luft erfüllten schwammigen Körper
eindringt, diese Luft mit großer Kraft verdrängt. (Comptes
rendus, 1866, t. LXIII p. 726.)
Ueber den amerikanischen Tannin-Extract.
Der Tannin-Extract, welcher neuerdings von Amerika nach Europa importirt wird,
ist aus der Rinde der weißen Hemlock- oder Schirlingstanne gewonnen, hat eine
braune Farbe und syrupartige Consistenz. Sein Preis ist 1/2 Dollar = 1 fl. 15 kr.
der Gallon. Anderthalb Gallons (circa 6 Liter) Tannin
sollen, nach amerikanischen Angaben, einem Centner Eichenrinde in der Wirkung
gleichkommen.
Hr. Dr. Neßler in Carlsruhe
theilt über den Werth dieses Gerbmaterials das Folgende mit: nach den Analysen
enthält der Syrup' 61,1 Proc. Wasser, 14,3 Proc. Gerbstoff und 24,6 Proc. sonstige
nicht flüchtige Stoffe. Gute Eichenrinde enthält 13,2, schlechtere Sorten 7,8 Proc.
Gerbstoff. Es ist demnach nur ein Unterschied von 1 1/10 Proc. Gerbstoff zwischen
dem Tanninextract und guter Eichenrinde; an die Stelle der Holzfaser in letzterer
ist in jenem Extract Wasser getreten. Bleibt auch in der Lohe stets eine gewisse
Menge Gerbstoffs zurück, so dürfte doch für eine praktische Anwendung das Tannin,
dessen schon aufgelöster Gerbstoff vollständig von der Haut aufgenommen werden kann,
in seinem Preis für gleiches Gewicht nicht viel über dem von guter Lohrinde stehen.
(Badische Gewerbezeitung, 1867, Nr. 2.)
Die Anwendung von Borax als Waschmittel.
Die holländischen und belgischen Wäscherinnen, welche bekanntlich eine Wäsche von der
trefflichsten Weiße liefern, wenden, anstatt Soda, raffinirten
Borax als Waschpulver an, und zwar nehmen sie eine tüchtige Handvoll des
gepulverten Salzes auf ungefähr 10 Gallons (45 1/2 Liter) kochenden Wassers. Sie
ersparen dadurch beinahe die Hälfte der Seife. In allen größeren Waschanstalten
befolgt man dasselbe Verfahren. Zum Waschen von Spitzen, von Batist, Muslin etc.
wird eine größere Boraxmenge angewendet; zu Crinolinen, Unterröcken etc., welche
gesteift werden müssen, ist eine starke Lösung des Salzes erforderlich. Der Borax
verursacht den Geweben nicht den geringsten Nachtheil; er macht das härteste Wasser
weich und sollte deßhalb auf keinem Toilettentische fehlen.
Er dient auch zum Reinigen des Haares und ist ein
vortreffliches Zahnpulver; in heißen Ländern wird er in
Verbindung mit Weinsäure und zweifach-kohlensaurem Natron zur Bereitung eines
kühlenden Getränkes angewendet. Bekanntlich läßt sich
mit hartem Wasser ein guter Thee nicht bereiten; indessen
kann man alles Wasser durch Boraxpulver (einen Theelöffel voll auf einen Kessel von
gewöhnlicher Größe), welches in ihm durch Kochen gelöst werden muß, weich machen und
erspart auf diese Weise mindestens ein Fünftel an Thee. (Druggist's Circular; durch die Chemical News,
vol. XIV p. 287, December 1866.)
Neue chemische Spielerei.
Die „Pharaoschlangen“ und der „vesuvische
Thee“ haben einem neuen „chinesischen Wunder“,
nämlich „Farrnkräutern, die aus brennendem Papier
emporwachsen“, den Weg gebahnt.
Der neuen Spielerei beigegebenen Vorschrift zufolge soll man die dazu zu benutzenden
gelb gefärbten Papierstücke so einschneiden oder zusammenlegen, daß sie in aufgefaltetem Zustande
zickzackförmig erscheinen. Ein solches Papierblatt stellt man aufrecht auf einen
Teller und zündet es an seiner oberen Kante an zwei oder drei Stellen an, doch so
daß es keine Flamme gibt. Es brennt dann rothglühend langsam nieder, wobei es einen
angenehmen Geruch verbreitet, während die Asche des Papiers höchst phantastische,
dendritische, grün gefärbte Formen annimmt, welchen Vorgang eine lebhafte
Einbildungskraft wohl mit dem Emporsprießen von Farnen oder Moosen vergleichen
kann.
Es gelang uns ohne Schwierigkeit, diesen Effect nachzuahmen, indem wir dünnes
Patronenpapier zunächst mit einer alkoholischen Lösung von Benzoë sättigten
und nach dem Trocknen mit einer wässerigen Lösung von zweifach-chromsaurem
Ammoniak behandelten. Die Zersetzung dieses Salzes durch die Hitze bei Berührung mit
dem brennenden Papiere gibt die Erklärung der beobachteten Erscheinung. Crookes. (Chemical News, vol.
XV p. 13; Januar 1867.)
Ueber das Vorkommen von Phosphorit in der Lahn- und
Dillgegend (Nassau).
Ueber das Vorkommen von phosphorsaurem Kalk in der Lahn- und Dillgegend,
besonders bei Staffel im Amte Limburg, theilen die Jahrbücher des Vereins für
Naturkunde in Nassau, Bd. XIX und XX, eine ausführliche Abhandlung von Stein mit, welcher wir Folgendes entnehmen.
Schürfversuche auf Braunstein führten im Jahre 1864 in der Nähe von Staffel zur
Entdeckung einer ausgedehnten Ablagerung von Phosphorit, und weitere Nachforschungen
ergaben, daß dieses Mineral an der Lahn und an der Dill noch an mehreren Orten
auftritt. Bei Staffel findet es sich in Nieren oder stalaktitisch, oder als Ueberzug
auf zersetztem Kalkstein und Dolomit, auch als Bindemittel von Breceien und in
feinen, bis zu 1 Zoll starken Lagen zwischen Dolomitschichten. Die Farbe des
Minerals ist in der Regel gelblichbraun, doch auch weiß, grau, gelb, braun. Es kommt
bei Staffel in ausgedehnten, langgestreckten, nahe zusammenliegenden Nestern über
dolomitischem Stringocephalenkalk vor, meist von plastischem Thon bedeckt. Die
Mächtigkeit der Ablagerung steigt bis zu 4 und 6 Fuß. Bald ist die Masse so dicht
geschlossen, daß sie nur mit Schießarbeit gewonnen werden kann, bald ist sie von
Höhlungen durchzogen. Die reichlichsten Vorkommnisse sind in den Districten Fußhohl
und Weißenstein in der Gemarkung Staffel. Auf den Staffeler Gruben sind innerhalb
eines Jahres bereits über 50,000 Ctr. dieses Phosphorits gewonnen worden. –
Das Vorkommen der anderen nassauischen Fundorte entspricht dem von Staffel, nur daß
man im District Dexertgraben und an einigen anderen Orten über dem Phosphorit
Schalstein gefunden hat. Am Beselicher Kopf bei Obertiefenbach erscheint er sogar
gangartig im sogen. Palagonitgestein. – Genetisch ist nach dem Verf. dieses
ganze Phosphoritvorkommen wahrscheinlich als das Product einer Auslaugung aus dem
Nebengestein zu betrachten. – Mit Recht wird in der Abhandlung auch auf die
hohe industrielle Wichtigkeit dieser Ablagerungen hingewiesen. Auch für die
Landwirthschaft sind sie von der größten Bedeutung. Wir möchten hier noch
hinzufügen, daß der Phosphorit in Deutschland gewiß viel verbreiteter ist, als
bisher angenommen wurde, und daß es wohl nur der eifrigen Nachforschung nach diesem,
erst in neuester Zeit wichtig gewordenen Mineral bedarf, um es bei uns ebenso
reichlich aufzufinden, wie in England. (Berggeist, 1866, Nr. 89.)
Der Guanovorrath der peruanischen Inseln.
Nach einer Mittheilung der Ostseezeitung aus London hat eine neuere Untersuchung der
peruanischen Guanoinseln ergeben, daß der dortige Bestand an Guano auf 7 Millionen
Tonnen zu schätzen ist. Bei gleichmäßiger Fortdauer der Versendungen, welche in den
letzten Jahren monatlich 43,000 Tonnen betragen haben, würde der Vorrath noch auf
circa 14 Jahre ausreichen.