Titel: | Ueber die Verstärkung der Kraft eines Magnetes durch die Reaction der von ihm selbst erzeugten inducirten Ströme; von C. Wheatstone. |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. II., S. 15 |
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II.
Ueber die Verstärkung der Kraft eines Magnetes
durch die Reaction der von ihm selbst erzeugten inducirten Ströme; von C. Wheatstone.
Nach der Chemical News, Februar 1867, S.
89.
Wheatstone, über die Verstärkung der Kraft eines
Magnetes.
Die magneto-elektrischen Maschinen, welche wir kennen, entnehmen ihre
elektromotorische Kraft entweder von einem permanenten Magneten oder von einem
Elektromagneten, dessen Spirale der Schließungsleiter eines eigenen Rheomotors ist.
Im Folgenden beabsichtige ich zu erörtern, daß, wenn man einem Elektromagneten nur
die geringste Polarität beibringt, derselbe die stärkste magnetische Kraft annehmen
kann, wenn man ihm gestattet, inducirte Ströme zu erzeugen, die auf ihn sodann
wieder zurückwirken. Zu dem Ende gebe ich die Beschreibung der Anordnung des
Elektromagnetes, den ich für meine Versuche verwendet habe; man wird finden, daß
diese Anordnung mit derjenigen übereinkommt, welche Wilde
für den elektromagnetischen Theil seines (im polytechn. Journal Bd. CLXXXII S. 177 beschriebenen) Apparates
benutzt hat.
Den Kern des Elektromagnetes bildet eine sehr dünne hufeisenförmige Platte von
weichem Eisen, die einen halben (engl.) Zoll breit ist und eine Gesammtlänge von 15
Zoll hat. Senkrecht zur Längenachse ist um jeden Schenkel die elektrodynamische
Spirale gewickelt, welche aus einem Kupferdahte von 640 Fuß Länge und 1/2 Zoll
Durchmesser besteht. Die Armatur besteht nach der sinnreichen Construction von Siemens
Vermuthlich wie bei dem Inductor des magneto-elektrischen Apparates
von Siemens und Halske.Der Ref. aus einem rotirenden Cylinder, der selbst wieder einen Elektromagneten
bildet; auf diesen Cylinder, der zu diesem Zwecke an zwei entgegengesetzten Seiten
ausgehöhlt ist, ist longitudinal ein Draht derselben Sorte, wie beim
Elektromagneten, von 80 Fuß Länge als Inductionsspirale gelegt.
Wenn nun in die Spirale des Elektromagnetes ein Rheomotor eingeschaltet wird, der
einen Strom von unveränderlicher Richtung liefert, so werden, wenn der als Anker
wirkende Inductor in Drehung versetzt wird, in der Spirale des letzteren bei jeder
halben Umdrehung secundäre Ströme von entgegengesetzter Richtung inducirt, die je
nach Willkür als alternirende Ströme benutzt werden können, oder die nach einem und
demselben Sinne einen
Schließungsleiter circuliren können, je nachdem man beim Schließen der Kette dieses
Inductors keinen Commutator anwendet oder einen solchen Apparat einschaltet.
Bleibt nun der Inductor in Rotation, während auch seine Kette geschlossen bleibt, und
wird hingegen der Rheomotor aus der Kette, welche die Spirale des Elektromagnetes
enthält, genommen, so kann man sich überzeugen, daß, namentlich wenn die
Rotationsgeschwindigkeit des Inductors bedeutend ist, in der Kette des letzteren die
Stromerzeugung in gleicher Weise wie vorher stattfindet, da ein in diese Kette
eingeschaltetes Galvanometer oder irgend ein anderes Rheoskop die Anwesenheit von
inducirten Strömen anzeigt, so lange der Inductor rotirt. Die Stärke dieser Ströme
nimmt zwar mit dem remanenten Magnetismus des Elektromagnetes, der vorher in
Thätigkeit war, zu, steigert sich dabei jedoch nicht auf eine beträchtliche
Größe.
Werden hingegen die Enden der beiden Spiralen zu einer einzigen Kette durch
Einschaltung eines Commutators so vereinigt, daß die aus der Inductionsspirale in
die Spirale des Elektromagnetes übergehenden Ströme nach einer und derselben
Richtung die Kette passiren, und zwar so, daß die von dem Elektromagneten
angenommene Polarität dieselbe wird, die er im ruhenden Zustande vermöge seines
remanenten Magnetismus hatte, so wird der Effect ein ganz anderer. Die bewegende
Kraft (Wheatstone verwendete zwei Mann, um den Apparat in
Bewegung zu versetzen), welche nunmehr erfordert wurde, war weit größer als vorher,
und der in der Kette auftretende Strom, dessen Stärke an einem eingeschalteten
Galvanometer beobachtet werden konnte, war von solcher Größe, daß ein Platindraht
von 4 Zoll Länge und 0,0067 Zoll Durchmesser zum Glühen gebracht wurde, ein großer
Elektromagnet zur Thätigkeit gebracht, Wasserzersetzung in einem elektrolytischen
Apparate eintreten konnte u.s.w.
Diese Erscheinungen können wohl in folgender Weise ihre Erklärung finden: Da der
Elektromagnet, wenn seine Spirale aus der Kette des Rheomotors genommen wird,
bekanntlich immer noch einen geringen Grad von remanentem Magnetismus behält, so
vertritt derselbe daher auch unter gewöhnlichen Umständen die Stelle eines, wenn
auch schwachen permanenten Magnetes. Bleibt nun der Inductor – die Armatur
nämlich – in Rotation, so muß offenbar durch die Einwirkung jenes schwachen
permanenten Magnetes die Entstehung der inducirten Ströme in der Spirale des
Inductors andauern, und erhalten diese Ströme bei ihrem Austritte aus der Spirale
des Inductors mittelst des Commutators eine und dieselbe Richtung, während der Strom
von da aus durch die Spirale des Elektromagnetes in dem vorher genannten Sinne geführt wird, so wird,
wenn die Rotationsgeschwindigkeit des Inductors bedeutend ist, der Elektromagnet
zwar von schwachen, aber von einer sehr bedeutenden Zahl unmittelbar aufeinander
folgender Ströme dieser Art angeregt, und seine elektromagnetische Kraft kann daher
bis zu dem Maximum der Stärke anwachsen, die seiner Anordnung entspricht. Diese
magnetische Kraft ist es nun vorzugsweise, welche vermöge der Wechselwirkung auch in
der Spirale des in Drehung befindlichen Inductors alternirende secundäre Ströme von
bedeutender Stärke zu erzeugen vermag.
Wird hingegen die Kette aus den beiden Spiralen in der Art gebildet, daß der aus dem
Inductor und durch den Commutator austretende Strom von constanter Richtung durch
die Spirale des Elektromagnetes so geht, daß die Polarität des letzteren in die
entgegengesetzte derjenigen verwandelt wird, die er vermöge seines remanenten
Magnetismus als permanenter Magnet hatte, so hören die Stromeswirkungen auf. Daß der
remanente Magnetismus des Elektromagnetes die eigentlich bestimmende Ursache jener
bedeutenden Wirkungen seyn muß, geht also hieraus schon hervor. Man kann sich aber
zu jeder Zeit überzeugen, daß hierin der Grund jener Erscheinungen gesucht werden
muß, denn wenn man einen Strom einer Volta'schen Batterie
oder einer magneto-elektrischen Maschine oder aus einem anderen Rheomotor
durch die Spirale des Elektromagnetes gehen läßt, so daß bald der Strom eine solche
Richtung hat, daß er den Elektromagneten nach einem Sinne und dann eine solche
Richtung, daß er denselben in entgegengesetztem Sinne polarisirt, so werden die
Wirkungen immer am stärksten ausfallen, wenn die Polarität dieselbe ist, die der
Elektromagnet im ruhenden Zustande schon vermöge seines remanenten Magnetismus
hatte.
Im Uebrigen muß bemerkt werden, daß wenn die alternirenden Ströme, nämlich die von
wechselnder Richtung, unmittelbar aus dem Inductor in die Spirale des
Elektromagnetes übergehen, die Stromeswirkungen in der Kette entweder ganz
ausbleiben oder wenigstens auf eine sehr geringe Größe reducirt werden; eine
Anhäufung von magnetischer Kraft in dem Kerne des Elektromagnetes ist ja in diesem
Falle auch nur in einem äußerst geringen Betrage möglich.
Es muß nun weiter bemerkt werden, daß die Stromeswirkungen im Augenblicke des
Schließens der vorher beschriebenen Kette am stärksten sind, während dieselben, wenn
die Kette geschlossen bleibt, nach und nach beträchtlich abnehmen. Wurde der Apparat
in Rotation versetzt und in die Kette ein Platindraht von 4 Zoll Länge
eingeschaltet, so kam dieser im Momente des Schließens der Kette zum Rothglühen;
letzteres verschwand hierauf als die Kette geschlossen blieb, und es konnte dabei nur mehr noch ein
Platindraht derselben Dicke von etwa 1 Zoll Länge im rothglühenden Zustande erhalten
werden. Die Verminderung dieser Wirkung war dabei zugleich von einer bedeutenden
Zunahme des Widerstandes, den die Bewegung der Maschine bot, begleitet. Die Ursache
jener momentan starken Wirkung ist wohl darin zu suchen (?), daß der Inductor beim
Beginne der Rotation noch während einiger Secunden seine größere lebendige Kraft
beibehielt, während dieselbe bei andauerndem Schließen der Kette, obgleich von da an
ein stärkerer Motor nothwendig war, abnahm. Die Wirkungen zeigten sich in der
gleichen Weise, wenn, während die Maschine in Thätigkeit war, die Kette unterbrochen
und jedesmal hierauf wieder hergestellt wurde.
Bei derselben Anordnung der Kette, wie sie oben beschrieben wurde, wurde in dieselbe
die primäre Spirale eines Ruhmkorff'schen Inductoriums
eingeschaltet; in der secundären Spirale kam dabei kein Funke zum Vorschein. Es war
daher der Widerstand, der jetzt dem Strome durch Hinzufügung der primären Spirale
des Inductionsapparates beträchtlich vergrößert wurde, für den Arbeitsstrom viel zu
groß, als daß derselbe vermöge seiner unzureichenden Quantität in dem Inductorium
Wirkungen hervorzubringen vermochte. Wurde hingegen der aus dem rotirenden Inductor
und dem Commutator des letzteren austretende Strom verzweigt, so daß nur ein kleiner
Antheil desselben durch die Spirale des Elektromagnetes, der andere Zweigstrom aber
durch den Kern des Inductors und einen Zweigdraht gehen mußte, und wurden von diesem
letzteren Zweigstrome die Wirkungen beobachtet, so waren nunmehr diese bedeutend
stärker als in den vorher beschriebenen Fällen. Der 4 Zoll lange Platindraht blieb
nämlich, so lange die Kette geschlossen war, andauernd im rothglühenden Zustande, am
Inductorium erhielt man 1/2 Zoll lange Funken, die elektrolytischen Wirkungen wurden
bedeutender, und alle anderen Stromeswirkungen wurden in gleichem Grade erhöht.
Die Ursache dieser eigenthümlichen Erscheinungen mag wohl darin zu suchen seyn, daß
selbst der schwache Zweigstrom, welcher durch die Spirale des Elektromagnetes unter
den unveränderten Umständen – nämlich bei gleichbleibender
Rotationsgeschwindigkeit des Inductors – ging, noch hinreichend starke
inducirte Ströme im letzteren zu erzeugen vermochte; die elektromotorische Kraft
wurde zwar geringer, aber die Hauptsache war, daß der Widerstand, der dem
Arbeitsstrome hierbei dargeboten wurde, in noch weit höherem Grade dabei vermindert
ward, so daß also die Stromeswirkungen auch entsprechend größer ausfallen mußten.
Uebrigens muß bemerkt
werden, daß der Widerstand in dem Zweigdrahte auf einer bestimmten Größe erhalten
bleiben muß, wenn man das Maximum der Stromeswirkungen erlangen will. Ist nämlich
dieser Widerstand zu klein, so werden die zur Anregung des Elektromagnetes
abgeleiteten Zweigströme viel zu gering, als daß der Elektromagnet eine hinreichende
Quantität von Magnetismus aufzunehmen im Stande ist, und wird jener Widerstand zu
groß, so wird zwar die elektromagnetische Kraft vermehrt, aber die Stromeswirkungen
in der Zweigleitung müssen dabei verringert werden, wenn diesem Strome ein zu großer
Widerstand dargeboten wird.
Wendet man als Zweigleitung bloß den Querdraht an – wie er vermuthlich bei der
bekannten Wheatstone'schen Brücke vorkommtDiese Anordnung wurde wohl nur deßhalb gewählt, um mit der gehörigen
Präcision den Widerstand in der Zweigleitung reguliren zu können.Der Refer. –, so werden die Stromeswirkungen den vorhergenannten gegenüber viel
beträchtlicher. Unter Benutzung derselben Triebkraft wurden 7 Zoll des genannten
Platindrahtes in den Zustand des Rothglühens versetzt, und an dem Entlader des
Inductoriums erhielt man Funken von 2 1/2 Zoll Länge. Während der Thätigkeit des
Apparates zeigten sich dieselben Erscheinungen, von denen oben die Rede war. Man
fand nämlich, daß bei jeder Stromunterbrechung der Rotation ein bedeutend größerer
Widerstand sich entgegensetzte als beim Schließen des Stromes, und wurde der
Stromunterbrecher am Inductorium ganz unthätig gemacht, so daß also der Zweigstrom
beständig durch die Zweigleitung und die primäre Rolle passiren mußte, so ward der
Widerstand, der sich der Umdrehung entgegensetzte, beträchtlich geringer; während
nämlich bei jeder Stromunterbrechung der ganze Strom unverzweigt durch die Spirale
des Elektromagnetes ging, so war also in diesem Falle die elektromagnetische
Anziehung gegen den rotirenden Anker, folglich auch der Widerstand, der sich der
Umdrehung des letzteren entgegensetzte, bedeutend größer als in dem Falle, wo der
Zweigstrom bloß durch den Querdraht und die primäre Rolle gehen konnte.
Bei den genannten Stromeswirkungen zeigte sich überhaupt, daß – unter sonst
gleichen Umständen – eine Vergrößerung des Widerstandes in der Spirale des
Elektromagnetes einen weit geringeren Einfluß ausübte, als wenn man an irgend einer
anderen Stelle der Kette den Widerstand änderte. Als die primäre Rolle in der
Zweigleitung eingeschaltet und der Stromunterbrecher des Inductoriums in Thätigkeit
war, wurden die Widerstände ermittelt, die man in verschiedenen Theilen
einzuschalten hat, um die
Länge der Inductionsfunken auf 3/4 Zoll zu reduciren. Diese Wirkung kam zum
Vorschein, wenn man von dem feinen Platindrahte entweder 5 1/4 Zoll in die
Zweigleitung allein, oder wenn man in die Spirale der Armatur 5 Zoll, oder endlich
wenn man in die Spirale des Elektromagnetes 4 Fuß jenes Drahtes einschaltete.
Wurde an keinem Theile der Kette ein besonderer Widerstand eingeschaltet, und war die
Zweigleitung, welche der Querdraht allein bildete, beiläufig einige Fuß (von jenem
Platindrahte?) lang, so verhielt sich die Stärke des durch die Spirale des
Elektromagnetes gehenden Stromes zu derjenigen des Zweigstromes wie 1 : 60; wurde
hingegen in die Zweigleitung noch außerdem die primäre Spirale des Ruhmkorff'schen Inductoriums eingeschaltet, so war das
Verhältniß der Stärken der ebengenannten zwei Ströme wie 1 : 42.
Zum Schlusse meiner Betrachtungen muß ich nun erwähnen, daß die Analogie zwischen den
eben erörterten magneto-elektrischen Erscheinungen und denjenigen, welche bei
den Elektrisirmaschinen für statische Elektricität, wie solche in neuerer Zeit von
Holtz u.a. zum Vorschlage kamen, hervorgebracht
werden, als evident angenommen werden kann; bei meinen Untersuchungen hat sich
gezeigt, daß durch die geringe Zunahme der Kraft eines schwachen Magnetes –
wenn jene Vergrößerung in unmittelbarer und rascher Aufeinanderfolge stattfindet
– in reciproker Weise eine bedeutende inductive Action erzeugt werden kann,
während bei der neuen Elektrisirmaschine (nämlich bei der nach Holtz's Principien construirten) durch Aufwand einer sehr geringen Menge
von Elektricität bedeutende Inductions- (Influenz-) Wirkungen
hervorgebracht werden, vermöge welchen die Leistungsfähigkeit dieser neuen
Elektrisirmaschine, welche seit kurzer Zeit eine so große Aufmerksamkeit erregt hat,
nicht bloß derjenigen der Maschinen der älteren Construction gleichkommt, sondern
diese sogar bedeutend übertrifft.
Nachtrag.
Die schätzbaren Untersuchungen Wheatstone's, welche wir
nach der oben angeführten Quelle im Vorstehenden unverkürzt zur Erörterung gebracht
haben, liefern offenbar einen wichtigen Beitrag zur Herstellung einer Theorie der
magneto-elektrischen Apparate, wie solche im vorigen Jahre von Wilde construirt wurden. – Die Analogie zwischen
den auf die genannte Weise erzeugten magneto-elektrischen Erscheinungen und
der Thätigkeit der Holtz'schen Elektrisirmaschine stellt
sich wenigstens bezüglich der Erzeugungsart dieser Erscheinungen um so mehr heraus,
als, einer neuern Nachricht zufolge, die wir dem Mechanics'
Magazine
(vom 8. März 1867, S. 141) entnehmen, von Wheatstone bei seinen Versuchen ein ganz ähnliches Mittel (außer den
bereits oben genannten) angewendet wurde, um magneto-elektrische Ströme zu
erzeugen, wie solche zur Entwickelung von statischer Elektricität bei der
Influenz-Elektrisirmaschine benutzt werden. Während nämlich zur Entwickelung
dieser Erscheinungen es ausreichend ist, einen schwach elektrisirten Körper im
isolirten Zustande temporär der Condensator- oder der rotirenden Scheibe
anzunähern, und hierauf den Apparat seiner eigenen Thätigkeit zu überlassen, so hat
Wheatstone bei seinem magneto-elektrischen
Apparate unter Anderem auch dadurch jene kräftigen Wirkungen, von denen oben die
Rede war, hervorgebracht, daß er, während der Inductor in Drehung sich befand, auf
den Elektromagneten – vermuthlich durch Anlegen an die Polflächen des
letzteren – einen permanenten Magneten einwirken ließ, und diesen hierauf
wieder entfernte; der hierbei im Eisenkerne des Elektromagnetes erzeugte remanente
Magnetismus war also ausreichend, um jene Erscheinungen in derselben Weise
hervorzubringen, als ob vorher der Elektromagnet durch irgend eine Stromquelle
angeregt worden wäre. Die Untersuchungen von Wheatstone
haben nun diese Erscheinungen auf eine sachgemäße physikalische Grundlage
zurückgeführt; nur möchten wir erwähnen, daß die Vorgänge der Magnetisirung und
Entmagnetisirung im Eisenkern des als Anker dienenden und rotirenden Inductors bei
der Erklärung jener Erscheinungen mit in Rücksicht gezogen werden dürften, da diese
Vorgänge hierbei eine Rolle spielen, welche wohl nicht unterschätzt werden darf.
Die praktische Bedeutung der neuen Untersuchungen und Anordnungen kann nicht in
Zweifel gestellt werden, wenn gleichwohl neuere Stimmen sich dagegen aussprechen.
Durch die in Rede stehenden Arbeiten ist der Forschung in verschiedenen Gebieten der
Elektricitätslehre und des Elektromagnetismus ein neues Feld eröffnet, dessen
Bebauung für die praktischen Anwendungen der Elektricität einen bedeutenden Ertrag
mit der Zeit liefern kann.
Es erscheint uns von einigem Interesse, die Ansichten zum Schlusse noch
hervorzuheben, mit welchen die eben citirte Quelle (Mechanics' Magazine vom 8. März 1867) die neuen Untersuchungen über
magneto-elektrische Inductionsapparate beurtheilt. Bezüglich der Wilde'schen Maschine wird erwähnt, daß man bei
Beurtheilung des Nutzeffectes dieses neuen Apparates von einer Täuschung sich leiten
ließ; man habe bloß die Thatsache in's Auge gefaßt, daß durch Anwendung eines
permanenten Magnetes von 40 Pfund Tragkraft elektrische Ströme erzeugt werden
können, die in ihrer Wechselwirkung mit der elektromagnetischen Kraft, magneto-elektrische
Ströme zweiter Ordnung hervorzubringen im Stande seyen, um durch diese einen
Elektromagneten von 1800 Pfund Tragkraft herzustellen. Nunmehr habe aber die Praxis
herausgestellt, daß der den Apparat in Thätigkeit versetzende Motor in demselben
Verhältnisse verstärkt werden müsse, in welchem die Differenz aus der Tragkraft des
Elektromagnetes und derjenigen des permanenten Magnetes der Maschine zunehmen soll.
Hier sey also eine wirkliche Verwandlung von mechanischer Arbeit in elektrische und
magnetische Kraft nachweisbar, natürlich unter gleichzeitiger Anwendung von
magnetischer Kraft, da kein Ding allein ein neues Agens zu erzeugen vermöge.
Dasselbe Raisonnement sey nun auch auf die von Wheatstone
getroffenen Anwendungen anwendbar. Die eigentliche Ursache der Erscheinungen bei
diesen neuen Apparaten aber, vermöge welcher man mit Anwendung einer geringen
magnetischen Kraft Ströme von bedeutender Wirksamkeit zu erzeugen vermag, sey
lediglich in dem Umstande zu suchen, daß zur Magnetisirung und Entmagnetisirung des
Eisenkernes eines Elektromagnetes eine gewisse, wenn auch kleine Zeit gehört,
während inducirte Ströme fast momentan entstehen, und ebenso zu ihrem Verschwinden
ein Zeitintervall erfordern, das äußerst klein demjenigen gegenüber sey, während
welchem die Vorgänge der Sättigung und des Verschwindens des Magnetismus in einem
Elektromagneten stattfinden. Die große Anzahl von inducirten Strömen also, die wegen
der ungeheuer raschen Rotation der rotirenden Inductoren in schneller
Aufeinanderfolge innerhalb kurzer Zeitintervalle zu Stande kommen, sey es, denen
jene bedeutenden Wirkungen zuzuschreiben seyen, da während der Dauer der Vorgänge
des Magnetisirens und Entmagnetisirens fortwährend die Veranlassung zur Entstehung
von inducirten Strömen gegeben ist. So interessant auch für die Wissenschaft diese
neuen Eroberungen seyn müssen, so könne doch vorläufig die ökonomische Seite noch
keine wesentlichen Erfolge von denselben erwarten.