Titel: | Ueber den Fortschritt des eisernen Oberbaues der Fahrbahnen in Deutschland; von Friedrich Bömches, Ingenieur. |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. V., S. 27 |
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V.
Ueber den Fortschritt des eisernen Oberbaues der
Fahrbahnen in Deutschland; von Friedrich Bömches, Ingenieur.
Vorgetragen in der Wochenversammlung des
nieder-österreichischen Gewerbevereins vom 25. Januar 1867. – Aus den
Verhandlungen und
Mittheilungen dieses nieder-österreichischen Gewerbevereins Vereines , Nr. 7.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Bömches, über den Fortschritt des eisernen Oberbaues der Fahrbahnen
in Deutschland.
Ich habe vor zwei Jahren im nieder österreichischen Gewerbeverein einen Vortrag
gehalten, in welchem ich die Wichtigkeit des eisernen Oberbaues in technischer, in gewerblicher
und in volkswirthschaftlicher Beziehung hervorhob.
In diesem Vortrage gedachte ich der wichtigen Verbesserungen, welche die Locomotive
seit dem Beginne der Eisenbahnen erhalten und wies auf die Nothwendigkeit hin, daß
mit der Verbesserung der Maschine consequenter Weise auch die Bahn, auf welcher
diese fährt, d.h. die Schiene, verbessert werden müsse.
Denn nicht nur wiegt die heutige Riesenlocomotive von Engerth nahezu das 14fache der ersten von Stephenson gebauten Maschine, sondern brausen auch unsere Schnellzüge mit
einer Geschwindigkeit von 7–10 Meilen in der Stunde dahin, während anfänglich
Personenzüge mit 2–3 Meilen, der Geschwindigkeit unserer Güterzüge, befördert
wurden.
Die Entwickelungsphasen der Schiene wurden besprochen und die heute fast allgemein
angenommene Vignole-Schiene einer besonderen
Erörterung unterzogen. Hierbei stellte sich heraus, daß die Vortheile derselben in
der leichten Manipulation bei dem Legen des neuen Geleises auf geraden Strecken und
in Curven, bei dem Umlegen des alten Geleises in Bahnhöfen, bei dem Auswechseln der
schadhaften Schienen bestehen, daß hingegen die Nachtheile des heutigen
Querschwellensystems in dessen Elementen liegen, welche beide das Gepräge der
raschen Zerstörung an sich tragen. Die faulenden Querschwellen müssen
durchschnittlich in 9–10 Jahren ausgewechselt und die oft nur am Kopfe
beschädigten Schienen nach einer kaum längeren Zeit durch neue ersetzt werden
– Umstände, welche außer den Kosten der neuen Materialien noch die einer sehr
theuren Erhaltung der Bahn selbst nach sich ziehen.
Die Nachtheile des heutigen Schwellensystems führten zu dem eisernen Oberbau, d.h. zur Herstellung einer Fahrbahn, welche mit
Ausschluß des vergänglichen Holzes ganz aus Eisen hergestellt wird – eine
Reform des Eisenbahnwesens, welche seit zwei Decennien in England, Frankreich und
Deutschland auf das Eingehendste ventilirt und um so eifriger studirt wird, als die
Einführung desselben dem Staate selbst wichtige Vortheile verschafft.
In erster Linie sind es die Bahnunternehmungen, welche
durch den Wegfall des Holzes und die geringen Erhaltungskosten der Fahrbahn ihren
Conto für Ausgaben um ein Bedeutendes erleichtert sehen.
Dann folgen die Eisen- und Holzindustrie, welche viel gewinnen; erstere, weil der eiserne Oberbau per Meile circa 4000 Ctr.
mehr Eisen erfordert als die heutige Vignole-Schiene, und letztere, weil große Mengen vortrefflichen
Nutz- und Bauholzes, statt in den Bahnkörper begraben zu werden, den anderweitigen
Bedürfnissen des Gewerbes und der Industrie erhalten bleiben. Ein einfacher Calcul
ließ uns vor zwei Jahren finden, daß der zehnjährige
Holzbedarf der österreichischen Bahnen – unter der Annahme der
neunjährigen Dauer der Querschwellen und eines jährlichen Zuwachses von nur 5 Meilen
neuer Bahnen – die große Menge von 28 1/2 Millionen Kubikfuß Holz erfordere,
welches einem Werthe von 17,100,000 fl. entspricht.
In dritter Linie erscheint der Staat selbst, dessen
volkswirthschaftliche und finanzielle Interessen gehoben würden.
Dieses in wenigen Worten die Grundzüge meines Vortrages im Jahre 1865.
Indem ich nun zum eigentlichen Thema meines heutigen Vortrages übergehe, betone ich
vor Allem die große Aufmerksamkeit, welche der wichtigen Frage des eisernen
Oberbaues seit mehr als einem Jahrzehnt in den fachmännischen Kreisen Deutschlands
geschenkt worden ist.
Zum kräftigsten Ausdrucke ihrer Wichtigkeit gelangte die Reformfrage auf der Conferenz der Techniker deutscher Eisenbahnverwaltungen,
welche im September 1865 zu Dresden abgehalten wurde.
Der Verein deutscher Bahnverwaltungen, deren Abgeordnete die erwähnten Techniker
waren, umfaßt mit Einschluß Oesterreichs 20,178 Kilometer (2660 Meilen) und hat zur
Aufgabe, die möglichste Einigung in den Grundzügen der Sicherheitsanordnungen und
den Vorschriften für den durchgehenden Verkehr zu erzielen und dadurch die möglich
größte Vereinfachung der Geschäftsgebahrung in den gegenseitigen Beziehungen
anzubahnen.
Die Thätigkeit des Vereines findet ihren Ausdruck in den Resultaten der
Monatversammlungen, welche seit dem Bestehen des Vereines schon viermal getagt
haben: im Jahre 1850 in Berlin, 1857 in Wien, 1860 in Salzburg und
1865 in Dresden.
Die Resultate der Dresdener Versammlung sind bei weitem wichtiger als die der
vorhergegangenen; sie sind geradezu epochemachend für die einheitliche Gestaltung
des deutschen Eisenbahnwesens. Denn nicht nur wurden die Vereinsvorschriften einer
gründlichen Revision unterzogen, sondern gelangte auch eine große Zahl technischer
Fragen zu eingehender Discussion und Beantwortung. Diese Fragen beziehen sich sowohl
auf Bau als auf Betrieb der deutschen Eisenbahnen und machten umfangreiche
Vorarbeiten von Comités nothwendig, welche während der ersten Hälfte des
Jahres 1865 in Hamburg, Berlin und Nürnberg ihre Vorberathungen hielten.
Die Aufstellung der Fragen, die Zuweisung zur Beantwortung an die betreffenden
Bahnverwaltungen, die Redaction der eingelaufenen Antworten u.s.w. waren Aufgabe
dieser Comités, während die definitive Feststellung der Antworten in Dresden
selbst stattfand, unter der Theilnahme und dem Beisitze der ersten deutschen
Capacitäten auf dem Felde des technischen Wissens; Namen wie Funk, Klingel, Hoffmann, Weber, Buresch, Heusinger v. Waldegg, und von den
österreichischen Technikern v. Burg, v. Engerth, v. Stummer waren
hierbei vertreten.
Unter diesen Fragen, deren Zahl sich auf 74 belief, befindet sich auch eine auf den
eisernen Oberbau Bezug habende und lautet wie folgt:
Welche Versuche sind bis jetzt mit der in neuerer Zeit
vielfach besprochenen eisernen Oberbau-Construction ohne Holzschwellen
und Steinwürfel gemacht und erscheint es rathsam, Versuche dieser Art mehrfach
anzustellen?
Welche Construction ist zu solchen Versuchen vorzugsweise zu
empfehlen?
Nach den von 19 Bahnverwaltungen eingelaufenen Berichten hält die Mehrzahl der
Verwaltungen die Anstellung von Versuchen mit einem eisernen Oberbau im Interesse
des ganzen Eisenbahnwesens für wünschenswerth, und demnach wird von sämmtlichen
Bahnverwaltungen der Beschluß gefaßt:
Wegen der unzweifelhaft stets steigenden Holzpreise und der
längeren Zeit, welche ein solches neues Constructionssystem erfordert, um zur
Vollkommenheit ausgebildet zu werden, ist die Ausführung möglichst vielseitiger
Versuche mit solchen Constructionen zu empfehlen.
Dieser Beschluß gibt Zeugniß von der hohen Wichtigkeit, welche die deutschen
Eisenbahnverwaltungen dieser Reform des Oberbaues
schenken, und es ist daher nicht zu wundern, wenn wir heute schon sechs Bahnen in
Deutschland begrüßen, welche Versuchsstrecken mit eisernem Oberbau ausgeführt haben. Diese Bahnen sind:
1) die braunschweigischen Bahnen,
2) die rheinische Bahn,
3) die Cöln-Mindener Bahn,
4) die hannoverische Staatsbahn,
5) die nassauische Staatsbahn,
6) die württembergische Staatsbahn,
7) die österreichische Südbahn-Gesellschaft.
Die von den verschiedenen Bahnen zu Versuchsstrecken benutzten Profile sind in den beigegebenen
Zeichnungen (1/5 Naturgröße) veranschaulicht, welche einen Schnitt senkrecht auf die
Achse des Geleises darstellen.
Fig. 13 und
14,
Profil der braunschweigischen Bahnen von Baurath Scheffler.
Fig. 15
Profil der hannoverischen und Cöln-Mindener Bahn.
Fig. 16
Profil der nassauischen Staatsbahn von Baurath Hilf.
Fig. 17
Profil von Ober-Ingenieur Köstlin und Ingenieur
Battig, patentirt in Oesterreich im Jahre 1861.
Fig. 18
Profil der württembergischen Staatsbahn von Ober-Ingenieur Köstlin und Ingenieur Battig.
Fig. 19
Profil der österreichischen Südbahn-Gesellschaft von Ober-Inspector
Paulus.
Ohne auf die Dimensionen der einzelnen Theile der Constructionen überzugehen, sehen
wir, daß mit Ausnahme des von Nassau adoptirten Pofiles alle anderen dem gleichen Principe huldigen.
Ganz verschieden von dem heutigen Systeme, welches aus Schienen und Querschwellen
besteht, bildet jeder Schienenstrang ein fortlaufendes Gestänge, welches aus drei
Theilen construirt ist, den zwei Tragschienen T und
einer Laufschiene L, während die Verbindung der beiden
Stränge durch Querbänder Q, ebenfalls aus Eisen,
bewerkstelligt wird.
Diese Combination der das neue System bildenden Elemente bietet mehrere wesentliche
Vortheile vor jener des alten.
In erster Reihe sey der fortlaufenden Unterstützung der Laufschienen gedacht und als
deren unmittelbare Folge die günstige Rückwirkung auf Erhaltung der Bahn sowie der
Fahrbetriebsmittel bezeichnet. Die Kosten für beide werden geringer.
In zweiter Linie folgt das auf das Minimum reducirte Gewicht der Laufschiene, welches
nicht nur ein günstiges Moment für die Entlastung des Schienenconto's bildet,
sondern auch die Verwendung von Bessemerstahl zuläßt und damit deren Dauer auf das
Maximum erhöht.
Der wichtigste Factor jedoch für die ökonomische Verwaltung der Bahnerhaltung bei dem
eisernen Oberbau wird durch die Entfernung des vergänglichen Holzes auch für die
tragenden Theile und deren Verbindung, also hier für die Tragschienen T und die Quereisen Q
geschaffen. Dieser Umstand verhindert das heute periodisch wiederkehrende Aufwühlen
des Erdkörpers, um an die Stelle der verfaulten Schwellen gesunde zu setzen, und
streicht dadurch eine bedeutende Summe, welche jährlich für die Erhaltung des
heutigen Oberbaues ausgegeben wird, man kann sagen, gänzlich. Der in die Erde gesenkte Eisenkörper bleibt – nach
stattgefundener Consolidirung – während vielleicht 20 und 30 Jahren, ja noch
länger unberührt (außergewöhnliche Ereignisse abgerechnet), und nur die Laufschiene
ist es, welche, dienstunfähig geworden, durch eine neue ersetzt wird. Auch dieses
geschieht beinahe, ohne einen Stein des Kiesgerölles zu entfernen.
Betrachten wir nun die Elemente der verschiedenen Profile genauer, so finden wir, daß
die Laufschiene bei allen nahezu die gleiche ist, während
die Tragschienen mehrfache Abweichungen zeigen.
Die starke Neigung des württembergischen Profiles (Fig. 17) hat
offenbar den Zweck, unter der Basis einen festen Kiesrücken zu bilden, welcher dem
seitlichen Verschieben des Geleises mehr entgegenwirken soll, während die größere Höhe bei der Cöln-Mindener und der
hannoverischen Bahn, sowie der braunschweigischen Construction das Bestreben zeigt,
dem Gestänge theils eine größere Widerstandsfähigkeit zu geben, theils aber die
Basis möglichst tief in die Kiesbettung zu bringen, um dadurch das Aufrühren des
Geleises und den Einfluß des Frostes thunlichst zu verhindern.
Die Querverbindungen, welche, zur Erhaltung der Spurweite dienend, bei den
verschiedenen Bahnen in verschiedenen Entfernungen von einander angebracht werden,
zeigen auch Verschiedenheiten. Während sie hier unter den
Tragschienen in Form eines einfachen oder doppelten T
angebracht sind, befinden sie sich dort zwischen
denselben als hochkantige Querbänder, in welchem Falle dann an den Stößen der
Winkeleisen flache oder Tförmige Verbindungsplatten zur
Verwendung kommen.
Zur Verbindung der einzelnen Theile unter einander werden hier Schraubenbolzen, dort
Niete, oft beide bei den gleichen Profilen benutzt.
Zu bemerken ist noch, daß die Form der Schienenlöcher, durch welche die Bolzen
gesteckt werden, oval ist, um der Ausdehnung des Eisens bei wachsender Temperatur
gerecht zu werden, und ferner daß die Stoßfugen der Lauf- und Tragschienen
auf Verband sind, d.h. verwechselt werden.
So viel von dem constructiven Theile der ausgeführten Profile. Und nun zu den Resultaten, welche mit denselben erzielt worden sind. Von
diesen verdienen hauptsächlich die der braunschweigischen Bahnen Berücksichtigung,
da die ausgeführte Versuchsstrecke schon vor mehr als zwei Jahren gelegt worden
ist.
Hier wurden die in Fig. 13 und 14 dargestellten
Constructionen zu Versuchen angewendet, welche beide von Baurath Scheffler herrühren. Diese, in Dimensionen und Anwendung
verschieden, wurden in der doppelten Absicht gewählt, einmal, um eine Vergleichung
bezüglich der
zweckmäßigsten Lage der Querverbindungen anstellen zu
können, und dann, um Erfahrungen über die Minimaldimensionen der Unterschienen zu sammeln. Während das Profil Fig. 13
per laufenden Meter 354 Zollpfund wiegt, so wiegt das in
Fig. 14
dargestellte Profil nur 295.
Die beiden Geleisstrecken liegen in gerader zweigeleisiger
Bahn neben einander, und zwar auf die halbe Länge in
grobem und durchlässigem Kiesgerölle, zur anderen Hälfte
in feinkörnigem und undurchlässigem Kiese.
Jedes der beiden Geleise wird von durchschnittlich 25
Zügen befahren (Schnell-, Personen-, Kohlen-,
Güter-Züge) und hat sich bisher auf das Beste bewährt, selbst in dem strengen
Winter 1864.
Die Nacharbeiten waren geringer als bei anderen Geleisen. Nur nach Anfang des
Frostwetters zeigten sich bei der mit lehmiger Erde stark gemengten Kiesbettung
einige Versenkungen und Ausbiegungen, auf der ganzen anderen Strecke jedoch, wo
durchlässiger Kies war, war weder bei der einen noch bei der anderen Construction
ein Nachrücken nöthig.
Dabei ist nicht die geringste Seitenverschiebung
beobachtet worden und sämmtliche Bestandtheile des eisernen Oberbaues befinden sich
in ursprünglich gutem Zustande; weder Niete noch Schraubenbolzen sind lose
geworden.
Die Oberschienen zeigen gar keinen Rost, während die
unteren eine ganz geringe Rostschichte zeigten, jedoch
geringer als bei den nicht befahrenen Schienen.
Ein Vorzug der einen Construction vor der anderen endlich
hat sich nicht gezeigt.
Auf das in Fig.
15 dargestellte Profil übergehend, bemerke ich vor Allem, daß nach
demselben Versuchsstrecken auf der hannoverischen
Staatsbahn und der Cöln-Mindener Bahn ungefähr
gegen Ende 1865 ausgeführt worden sind und noch keine genügenden Resultate über die
Erprobung des Systemes vorliegen.
Was die Construction betrifft, so finden wir eine Combination des Profiles Fig. 14 der
braunschweigischen und des Profiles Fig. 17 der
württembergischen Staatsbahn, von dem der ersten die Querverbindung zwischen den
Trägerschienen, und von dem Profil Fig. 17 die sattelförmige
Abdachung der Winkeleisen; statt der Verbindungsplatte P
unter der Basis des Gestänges bei Profil Fig. 14 finden wir ein
TEisen. Außer der gleichzeitigen Anwendung von
Nieten und Schraubenbolzen ist endlich des keilförmigen Bolzens B zu erwähnen, welcher, wie ersichtlich, zum festeren Aufsitzen der
Fahrschiene auf die Lagerflächen der Winkeleisen dient.
Das nächste Profil, Fig. 16, nach dem Entwurfe des Baurathes Hilf
in Nassau ausgeführt, zeigt Elemente, welche von denen
der bereits betrachteten Profile des eisernen Oberbaues wesentlich verschieden
sind.
Anzuerkennen sind die Längenunterstützung, welche durch einen fortlaufenden, mit
Rippen verstärkten, unten offenen Kasten K gebildet, und
ferner das geringere Gewicht des Systems. Es wiegt per
Meter nicht mehr denn 280 Zollpfund, während das leichtere Profil Fig. 14 von Braunschweig
295 Zollpfund wiegt.
Diese Vortheile abgerechnet, vermissen wir bei dem Hilf'schen Profile gerade diejenigen Elemente, welche die besprochenen
auszeichnen, die Elemente der dreitheiligen Schiene, und erkennen in deren
Abwesenheit die nahezu gleichen Uebelstände, welche die Erhaltung des heutigen
Oberbaues so kostspielig machen, als da sind der große Verlust an Material und das
Aufwühlen des Erdkörpers bei dem Auswechseln der Schienen.
Ich komme nun zu dem in Württemberg ausgeführten Profile
Fig. 17.
Die Erfinder desselben sind die Herren Ober-Ingenieur Köstlin und Ingenieur Battig, beide Beamte der
österreichischen Staatsbahn, und ist von denselben auf das Original-Profil
Fig. 18
im Jahre 1861 in Oesterreich ein Patent genommen worden.
Es sey mir gestattet, diese Thatsache aus dem Grunde zu betonen, weil dieselbe den
Erfindern außer dem Rechte auf ihre geistige Arbeit noch den Ruhm der Priorität in
der wichtigen Reformfrage des eisernen Oberbaues sichert. Baurath Scheffler hat erst im Jahre 1862,In dem „Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens.“
auf die Wichtigkeit dieser Reform hinweisend, die Techniker Deutschlands zu
eingehendem Studium des eisernen Oberbaues eingeladen, ohne jedoch ein fertig
dastehendes Profil zur Annahme zu empfehlen. Es muß daher unseren österreichischen
Erfindern zur besonderen Befriedigung gereichen, wenn sie sehen, daß das von ihnen
zuerst aufgestellte System der dreitheiligen Schiene von sämmtlichen anderen
Constructeuren (mit Ausnahme Hilf's) adoptirt worden
ist.
Das Patent ist, wie erwähnt, im Jahre 1861 genommen worden. Vom Nehmen des Patentes
jedoch bis zur Ausführung dauerte es volle fünf Jahre, obgleich den Erfindern nicht
der Vorwurf gemacht werden kann, die Hände lässig in den Schooß gelegt zu haben.
Beinahe jedes Jahr berichtet von den im Interesse der Erfindung gemachten
Schritten.
Im Jahre 1862 erschien das neue Profil des eisernen Oberbaues auf der Londoner
Ausstellung, ohne jedoch irgend eine Beachtung gefunden oder eine Auszeichnung
erhalten zu haben. Ursache hiervon war leider die Unwissenheit der österreichischen
Jurors, von denen keiner Kenntniß von dem neuen System hatte. Die fremden
Preisrichter erklärten das ausgestellte Profil fälschlich für eine Barlow-Schiene, welche bekanntlich schon vor 10
Jahren von französischen Ingenieuren ausgeführt worden ist. Die natürliche Folge
hiervon war, daß der Erfindung weiter keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Im gleichen Jahre überreichten die Herren Köstlin und Battig dem damaligen Handelsminister Hrn. Grafen v. Wickenburg eine Broschüre, welche das neue System des
eisernen Oberbaues ausführlicher behandelt. Derselbe verfehlte nicht, die große
Tragweite des Systems in gewerblicher und volkswirthschaftlicher Beziehung
anzuerkennen und bethätigte das der Sache geschenkte Interesse durch ein
Rundschreiben an die Bahnverwaltungen Oesterreichs mit der dringenden Einladung,
diesem wichtigen Gegenstande die verdiente Aufmerksamkeit zu schenken.
Freiherr v. Kalchberg, Nachfolger des Hrn. Grafen v. Wickenburg und Leiter des Handelsministeriums, dem im
Jahre 1864 auch eine Broschüre überreicht wurde, anerkannte ebenfalls die
Wichtigkeit der Sache, bedauerte jedoch, bei dem Umstande, daß der Staat keine
Bahnen mehr besitze, der Sache keinen weiteren Vorschub leisten zu können.
In dem gleichen Jahre geschah die Eingabe der Broschüre an den österreichischen
Ingenieur-Verein. Die sich daran knüpfende Kritik konnte trotz der von
verschiedenen Seiten erhobenen Bedenken nicht umhin, in der Schlußfassung der
Discussion sich für das neue System auszusprechen, und nahm sich auf's Wärmste der
Erfinder an, die zugleich Mitglieder des Vereines sind.
Eine Zuschrift wurde an die österreichischen Bahnverwaltungen gerichtet, in welcher
der Verein, mit Hinweisung auf die in Deutschland vorbereiteten Versuche mit dem
eisernen Oberbau, ersuchte, Versuchsstrecken nach dem Köstlin- und Battig'schen Systeme
ausführen zu lassen. Das Ersuchen wartet heute noch in gleicher Weise einer
erledigenden Beantwortung, wie das im Jahre 1862 vom Handelsminister an die
Gesellschaften in Oesterreich gerichtete Schreiben.
Ein ständiges Comité für den eisernen Oberbau wurde ferner im Schooße des
Vereines mit der Aufgabe gebildet, die Fortschritte dieser wichtigen Reform mit
Aufmerksamkeit zu verfolgen und von Zeit zu Zeit Bericht darüber zu erstatten.
Das Jahr 1866 brachte endlich die Ausführung des von den Herren
Köstlin und Battig erfundenen
eisernen Oberbaues, aber leider nicht in dem Lande der Erfindung, sondern in dem
kleinen, aber strebsamen Württemberg.
Schon im Jahre 1863 hatte sich die württembergische Staatsverwaltung an die Erfinder
gewandt und um die Zeichnung eines eisernen Oberbaues ersucht, bei welchem sie
jedoch – mit Rücksicht auf die stärkeren Constructionen der
braunschweigischen und hannoverischen Bahnen – eine Gewichtsvermehrung des
Originalprofiles Fig. 17 um 10 bis 15 Proc. per Längeneinheit
der Bahn als zulässig erkannte.
In Folge dessen wurde die Tragschiene um 1/3'' erhöht und fand eine geringe
Vermehrung der Fleischdicke an Hals und Winkeleisen statt; es entstand das in der
gedachten Weise verstärkte Profil Fig. 18, dessen
Ausführung für das beabsichtigte Schienengeleis dem königlichen Hüttenwerke in Wasseralfingen übertragen wurde.
Mancherlei Verzögerungen traten ein und wurden nur durch das energische Eingreifen
des neuen Ministers der Verkehrsanstalten, des Freih. v. Varnbüler, soweit behoben, daß die Legung des eisernen Oberbaues im
October 1866 auf eine Länge von 2560 Metern (1/3 Meile) stattfinden konnte. Die
eingeleisige Strecke befindet sich auf der Bahn nach Ellwangen und Nördlingen zwischen Wasseralfingen und Goldshöfe.
Interessant sind die Wahrnehmungen, welche der Erfinder persönlich an Ort und Stelle
gemacht hat. Sie beziehen sich auf:
1. die hüttenmännische Erzeugung,
2. die Legung des neuen Oberbaues,
3. die commissionelle Erprobung der Geleisstrecke.
1. a) Die Walzung der Fahrschiene gieng ohne Anstand vor sich; sie wurde aus
einer härteren Sorte, dem sogenannten Feinkorneisen,
dargestellt.
b) Das Walzen der
Winkeleisen mit den ziemlich ungleichen Schenkeln machte dem Walzwerke
anfänglich in so weit Schwierigkeiten, als das
aus der Schlußwalze kommende Stück in nicht unbedeutendem Maaße verändert und
verdreht erschien. Diesem Uebelstande wußte man dadurch zu begegnen, daß das
Walzstück während des Durchganges durch die Kaliber öfter gewendet wurde.
c) Die Quereisen boten gar keine Schwierigkeit und wurde das Umbiegen der T Eisen in die entsprechende Sattelform leicht
vollzogen.
Die ganze Manipulation hatte überhaupt so wenig den Charakter einer außergewöhnlichen
Arbeit und nahm einen so guten Verlauf, daß der Werksverwalter der Regierung für den Fall größerer
Bestellungen solche Preise offerirt hat, welche den eisernen
Oberbau künftighin nicht theurer machen werden, als den gegenwärtigen Oberbau
mit Holz.
Die Versuchsstrecke war incl. Legen vom Hüttenwerke um den Preis von 7 fl. rh. (südd.
Währ.) per laufenden Fuß Geleise übernommen, wobei ein
Erzeugungspreis von circa 8,5 fl. per Centner zu Grunde gelegt war, während der alte Oberbau mit
Holzschwellen dort nur 6 fl. rh. zu stehen kommt.
2. Das Legen in der Geraden und
in der Curve.
Die Operation des Legens geht so leicht und vielleicht
noch leichter vor sich, als bei dem heutigen Querschwellensystem, und besteht in
Kurzem in Folgendem:
Auf der Oberfläche des Schotters wird die Bahnachse
markirt. Hierauf werden die Quereisen in der bestimmten Entfernung von
einander gelegt, darauf kommen die Winkeleisen über die Sättel
der Quereisen und werden verschraubt, nun wird die Laufschiene eingelegt
und ebenfalls verschraubt.
Ist das Geleise auf eine gehörige Länge vorgelegt und verschraubt, so wird die
Richtung geprüft, das Steigungsverhältniß controlirt und nun gerückt, wo es nöthig ist, und dann unterkrampt.
Das Rücken und Unterkrampen
gehen sehr leicht von statten. Die die beiden Stränge der Winkeleisen
zusammenhaltenden Quereisen machen ein unzertrennliches Ganze aus, welches durch
Hebeisen sehr leicht, und ohne irgendwie verschoben zu werden, verändert werden
kann.
Das Unterkrampen wird durch die Neigung der Schienenbasis
sehr begünstigt, da sich der Schotter nicht nur leicht in dieselbe hineinfügt, sondern auch nicht mehr jenseits ausweichen kann.
In der Geleisstrecke befindet sich eine Curve von 948 Metern (3000') Radius.
Bei dem Legen der Curve hat sich gezeigt, daß das Legen des eisernen Oberbaues in der
Curve und für späteres etwaiges Verändern entschieden noch
einfacher ist als bei dem heutigen Schwellensysteme; – ganz entgegen
den Meinungen der Fachmänner, welche für das Curvenlegen fast unübersteigbare
Schwierigkeiten prophezeiht hatten.
Die hierbei gemachten Erfahrungen sind:
„Der lange, auf das flache Schotterbrett
vorgelegte Strang ist biegsam genug, um in jede Curvenform gerückt oder gedrückt
zu werden. Nach der Natur der Zusammensetzung der Schienen aus einzelnen Theilen
mit verwechselten
und klaffenden Fugen, mit Spielraum in den Verschraubungen, wird die Curve von
selbst eine fließende werden und nichts Polygonales
zeigen. Die einzige Vorkehrung, welche bei knapperen, d.h. engeren
Curven etwa vorhergehend zu beobachten ist, ist die kürzere Ablängung der
Schienentheile des inneren, daher kürzeren Schienenstranges. Da man die Länge
jeder Curve in der Bahn schon vorher genau kennt, so ist es keine Erschwerung,
die entsprechende Anzahl Schienentheile schon im Walzwerke um das leicht zu
ermittelnde Maaß kürzer abschneiden zu lassen. Bei flachen
Curven mit großem Radius erfüllt schon der ohnedem gegebene Spielraum
in den Fugen und in den Schraubenverbindungen den Zweck. Die Spurerweiterung ist
durch die entsprechende Verlängerung des Mittelstückes der Quereisen zu
geben.“
Dieses sind die Worte des Erfinders selbst, welcher sich über die erste probeweise
Befahrung, die in Gesellschaft des Hrn. Baurathes Morlok
auf einer Güterzugslocomotive gemacht wurde, folgendermaßen äußert:
„Die erste Befahrung fand statt, als noch der kleinste Theil der Strecke
vollständig eingeschottert war, als sonach die Schiene ohne allen seitlichen
Halt einfach auf dem unterstopften Kiesrücken obenauf lag.“
„Das Befahren läßt in Folge der Continuität der Unterlage und der
vorzüglichen Stoßverbindung keinerlei Ungleichmäßigkeit verspüren.“
„Nach der Fahrt stiegen wir ab und ließen die Maschine vorüberfahren, um
von Außen das Geleise unter der Belastung zu beobachten. Eine feine Sandstreu
auf der schrägen bloßliegenden Vorfläche der Unterschiene bot den geeignetsten
Anhalt zur Beobachtung. Nicht ein Sandkörnchen kam in
Bewegung. Irgend eine lockere Einbiegung der Schiene unter der Last der
Maschine, wie sie auch sonst mit dem Auge nicht beobachtet werden konnte, hatte
also ganz gewiß nicht stattgefunden, ja nicht einmal ein Vibriren, kurz nichts,
was an die freiliegenden elastischen Träger à
la
Vignole-Schiene erinnern könnte.“
Gleich befriedigend fiel die Fahrt aus, welche der Minister v. Varnbüler im Beiseyn einer technischen Commission vorgenommen hat. Diese
bestand aus den Herren Baurath Morlok, Bauinspector Glocker, Bergrath Erhardt und
Maschinenmeister Lorenz. Die Eindrücke, welche der
Minister von dieser Probefahrt mitgenommen, sind ausgedrückt und niedergelegt in der
entschiedenen Betonung seines Entschlusses gegenüber den
württembergischen Technikern, daß er hinfort den permanenten
Oberbau, nämlich den eisernen, auf den württembergischen Bahnen einführen und
alles Holz aus
der
Bahn entfernen wolle. Dabei hatte der Minister im Auge, neben dem ganz aus
Eisen hergestellten Oberbau auch einen solchen aus Stein und Eisen zur Anwendung zu
bringen (Benutzung von Steinwürfeln).
Auf Grund der in Württemberg gemachten Erfahrungen haben die Erfinder eine
vergleichende Kostenzusammenstellung für das Schwellensystem einerseits und
andererseits für den eisernen Oberbau gemacht, wobei sie mit fachmännischer
Sachkenntniß und der größten Gewissenhaftigkeit jeden, auch den kleinsten Factor
beobachtet haben, der in Rechnung zu ziehen ist.
Nach dieser Zusammenstellung betragen die Herstellungskosten
per Meile
für den eisernen Oberbau
107,925 fl. ö. W.
für das Schwellensystem (Vignole-Schiene)
107,615 fl. ö. W.
–––––––––––––
somit kostet eine Meile eiserner Oberbau nur um 310 fl. mehr
als eine solche mit Vignole-Schienen.
Deßgleichen beziffern sich die Erhaltungs- und Erneuerungskosten
per
Meile und Jahr
bei dem
Schwellensystem mit
4187 fl.
bei dem
eisernen Oberbau mit
1145 fl.
––––––
somit eine Ersparung zu Gunsten des
neuen Systems mit
3041 fl. per Jahr und Meile.
Ich komme nun auf den originellen Versuch eines eisernen Oberbaues zu sprechen,
welcher von der österreichischen Südbahn-Gesellschaft gemacht worden ist
– originell, weil zu dem hierzu verwendeten Profile Fig. 19 nur
Ausschußschienen verwendet worden sind, und zwar ohne irgend eine Aenderung des
ursprünglichen Querschnittes erlitten zu haben.
Die im Februar 1866 ausgeführte Versuchsstrecke ist eingeleisig, hat eine Länge von
drei Geleisstoßen (63' = 19,91 Meter) und befindet sich auf dem Bahnhofe von Graz in
einem der befahrensten Geleise.
Die Initiative hierzu ergriff Hr. Oberinspector Paulus,
welcher, selbst ein großer Freund und Anhänger des eisernen Oberbaues, einen solchen
– ohne der Gesellschaft irgendwie nennenswerthe Kosten zu verursachen
– auch in Oesterreich zur Ausführung bringen wollte, um auf Grund der dabei
gesammelten Erfahrungen im Interesse der angestrebten Reform weiter fortbauen zu
können. Als bestes und billigstes Material zu diesem Versuche erkannte der erfahrene
Techniker die alten, aus dem Betriebe gezogenen Schienen, welche in dem Grazer
Walzwerke zu neuen umgearbeitet werden.
Das hierzu gewählte Profil huldigt auch dem Principe der dreitheiligen Schiene und
zeigt, daß sowohl die Querverbindung als auch die zwei Winkeleisen der früher
besprochenen Profile aus alten Schienen hergestellt worden sind. Eine auf den Kopf
gestellte Schiene Q bildet die erste und nimmt auf der
ebenen Fläche ihres Fußes zwei flach gelegte Schienen T,
T auf, deren Füße die zum Einlegen der Fahrschiene L dienende Rinne bilden. Letztere ist aus Bessemerstahl verfertigt.
Bei der Herstellung der Geleisstrecke beschränkte sich die Neuanschaffung bloß auf
die Fahrschiene L, die Blechstreifen B und die nöthigen Bolzen, während die verwendeten alten
Schienen nur geringe Umarbeitung erforderten, nämlich die Zurichtung und Biegung der
Verbindungsschiene, sowie das Abstoßen derjenigen Flächen der flach gelegten
Schiene, auf welche die Laufschiene zu liegen kommt. In Folge dieser ganzen
Umarbeitungen stellten sich die Herstellungskosten für das Profil aus alten Schienen
billiger als für jedes der früher genannten.
Was die Kritik des Profiles betrifft, so wird jeder Fachmann in demselben eine große
Verschwendung von Material erkennen, besonders gegenüber den übrigen Profilen.
Während nämlich das hannoverische Profil per lauf. Fuß
92
Zollpfund,
das
braunschweigische
Profil
per
laufenden
Fuß
95
„
„
nassauische
„
„
„
„
88
„
„
württembergische
„
„
„
„
72
„
wiegt, beträgt das Gew. des österr. Profiles per lauf. Fuß
127
„
eine Thatsache, die unbestreitbar ist, jedoch durch das Bestreben der möglichst
billigen Herstellung vollkommen gerechtfertigt wird, da jede Umänderung des
ursprünglichen Schienenprofiles in eines der früheren Systeme selbstverständlich die
Kosten bedeutend vermehrt hätte.
Was die Resultate betrifft, so hat die kurze Geleisstrecke während des nun
einjährigen Befahrens keine Reparatur oder Nachhülfe erfordert, sogar die
Schraubenbolzen waren nicht anzuziehen. Außer dem anfänglichen Nachstopfen von Kies,
welches bei der gewöhnlich in den ersten Wochen des Betriebes stattfindenden kleinen
Senkung nothwendig wird, sind keine Erdarbeiten erforderlich gewesen. Der einzige
Uebelstand hat sich in dem Längenriß einer Laufschiene gezeigt, welche daher durch
eine neue ersetzt werden mußte. Zur Erklärung dieses Vorkommnisses diene die
Erwähnung, daß es eben nur provisorische Walzen waren, welche zur Verfertigung der
Laufschienen gedient haben.
Die Resultate sind demnach günstige zu nennen, und schließen sich den in den
deutschen Staaten gemachten vollkommen an.
Schließlich sey es mir gestattet, der Aussichten zu gedenken, welche sich dem
eisernen Oberbau in Oesterreich eröffnen.
Die Nordbahn war schon im vorigen Jahre entschlossen, eine
längere Strecke eisernen Oberbaues zu legen, wurde aber an der Ausführung des
Entschlusses durch die Wirren des österreichisch-preußischen Krieges
verhindert, ohne jedoch die Sache fallen gelassen zu haben.
Die österreichische Staatsbahn ist bereit, nach dem
Antrage des Hrn. Baudirectors v. Ruppert auf einer ihrer
neuen Linien eine längere Versuchsstrecke (circa
4–5 Meilen) nach dem Köstlin'schen Systeme legen
zu lassen.
Dieser Entschluß der österreichischen Staatsbahn zeugt ebenso für die Huldigung
überhaupt, welche den Reformen auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens gezollt wird, als
sie das lobenswerthe Bestreben kund gibt, die Verdienste der Erfinder des neuen
Systemes, welche wie erwähnt, zu ihren Beamten gehören, anzuerkennen und dieselben
durch die Ausführung einer Versuchsstrecke gebührend zu ehren.
Möchte dieser Vorgang der österreichischen Staatsbahn ein Wink für die anderen Bahnen
seyn, das gegebene Beispiel nachzuahmen; namentlich wäre dieses für die zahlreichen
neuen Bahnen vortheilhaft, welche, schon concessionirt, zum großen Theile sich im
Bau befinden.