Titel: Ueber Dampfkessel-Heizung mit Petroleum.
Fundstelle: Band 184, Jahrgang 1867, Nr. XXI., S. 111
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XXI. Ueber Dampfkessel-Heizung mit Petroleum. Aus dem Mechanics' Magazine, Februar 1867, S. 79. Mit einer Abbildung auf Tab. III. Ueber Dampfkessel-Heizung mit Petroleum. Praktische, und in großem Maaßstabe angestellte Versuche, lassen keinen Zweifel übrig, daß sich das Petroleum, als Surrogat der Kohle, zur Heizung von Dampfkesseln ganz vorzüglich eignet. Diese Ueberzeugung erlangten wir vor Kurzem durch die sorgfältige Untersuchung eines Apparates, welcher zu dem erwähnten Zwecke an einem Dampfkessel (auf einem bedeutenden Werke in Lambeth) neuerdings angebracht worden ist. Dieser patentirte Apparat ist die Erfindung der Herren Wise und Field in London und des Hrn. Aydon. Er ist, wie die meisten Erfindungen von praktischem Werth, sehr einfacher Natur. Im Principe besteht die Erfindung in der Anwendung von Petroleum oder anderem flüssigem Brennmaterial, welches mittelst überhitztem Dampf in den Ofen derart eingespritzt wird, daß es in demselben über die ganze Fläche des Feuers ausgebreitet wird und seine Verbrennung vollkommen erfolgt. In Figur 33 ist der angewandte einfache Apparat abgebildet; er besteht aus einem Injector, zu welchem der überhitzte Dampf durch das Rohr i gelangt. Die Zuströmung des Dampfes wird bei i² durch den Stöpsel i' regulirt. Das Petroleum gelangt durch die verstellbare Röhre j zum Injector. Eine entsprechende Menge Luft, welche durch die Oeffnung k einströmt, mischt sich während des Durchganges durch die Röhre k² mit dem Dampf und dem Petroleum; ihre Zuströmung kann durch Heben und Senken der Röhre j regulirt werden. Wir haben nun einen Strahl, welcher aus überhitztem Dampfe, Luft und Petroleum besteht, und durch ein über der Feuerthür einmündendes Rohr in den Ofen eingespritzt wird. Dieser Strahl schlägt gegen eine Brücke aus feuerfestem Thon, welche einige Fuße von der Feuerthür entfernt aufgestellt ist. Die Roststäbe sind mit einer Eisenplatte bedeckt, auf welcher eine kleine Menge Kohle, zum Entzünden des Petroleumstrahles, in Brand erhalten wird. Die Luft zum Verbrennen des Petroleums wird, da durch den Rost keine Löcher gehen, durch Oeffnungen in der Feuerthür zugeführt. Im vorliegenden Falle wurde der Apparat an einem gewöhnlichen Corwallkessel angebracht. Hierzu ist, außer einigen in die Feuerthür zu bohrenden Löchern, keine Aenderung an dem Heizraume der Dampfkesselanlage erforderlich. In einer halben Stunde kann der Apparat weggenommen und die alte Steinkohlenfeuerung wieder fortgesetzt werden. Bei den von uns mit Petroleum angestellten Versuchen war die Verbrennung eine sehr vollkommene. Eine intensiv violette Flamme erfüllte den Raum jenseits der Brücke, den Beweis liefernd von der durchgängig stattgefundenen Zersetzung des Brennstoffes, während die völlige Abwesenheit von Rauch und unverbrannter Kohle, ein weiteres Zeugniß für die Richtigkeit der der Erfindung zu Grunde liegenden Principien abgaben. Das Resultat des Versuches, welcher zwei Stunden dauerte, war die Verdampfung von 19 1/2 Pfund Wasser auf jedes Pfd. des eingespritzten Oeles. Während des Versuches lieferte der Kessel Dampf mit einer Spannung von 35 Pfd. per Quadratzoll einer Dampfmaschine, welche die verschiedenartigen Maschinen des ganzen Werkes in ununterbrochener Thätigkeit erhielt. Das angewandte Oel war von der geringsten Sorte, welche gewöhnlich als unverkäuflich ausgemustert wird. Der Apparat selbst erfordert nur wenig Aufmerksamkeit. Die Flamme kann augenblicklich durch Reguliren des Dampf- oder Petroleumzuflusses verstärkt oder abgeschwächt werden. Die Verdampfungsresultate mit der besten Steinkohle sind allgemein bekannt. Wenn wir dieselben in einem für Steinkohle eingerichteten Ofen bei Anwendung von Petroleum nun schon mehr als verdoppelt finden, welches werden erst die Resultate seyn, bei einem für Petroleumheizung eigens eingerichteten Ofen und Kessel? Bei den vielen Vorzügen, welche das Petroleum als Dampferzeuger bietet, können wir daher das Prognostikon stellen, daß mit einer vollkommenen Entwickelung des Principes und einer modificirten Form der Kessel, seine Anwendung sehr rasch sich verbreiten wird.

Tafeln

Tafel Tab. III
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