Titel: | Ueber eine neue Extractionsmethode kupferhaltiger Schlacken mittelst verdünnter Schwefelsäure; von Ingenieur Carl Aubel. |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. XXXIII., S. 137 |
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XXXIII.
Ueber eine neue Extractionsmethode kupferhaltiger
Schlacken mittelst verdünnter Schwefelsäure; von Ingenieur Carl Aubel.
Aus dem Berggeist, 1867, Nr. 27.
Aubel, über Extraction kupferhaltiger Schlacken mittelst
Schwefelsäure.
Das hier in Kürze mitzutheilende Verfahren der Extraction kupferhaltiger Schlacken
ist von mir bereits im Jahre 1861 zu Nischnei-Tagilsk auf den uralischen Werken des Fürsten Demidoff versuchsweise ausgeführt worden, und zwar an
Hunderten von Centnern alter Schlacken, die noch von den Anfängen der dortigen
Kupferverhüttung herrührten. Meine Methode beruht darauf, daß beim oxydirenden Rösten der Schlacke im feingepulverten Zustande in einem
Flammofen: 1) der Gehalt an Eisenoxydul (in dem
untenstehend berührten Falle 43,2 Proc.) fast vollständig in Eisenoxyd, welches
bekanntlich im stark geglühten Zustände in schwachen Säuren unlöslich ist,
übergeführt wird, und 2) der Kupfergehalt, welcher nicht schon als Oxyd und Oxydul,
also sicher mit Schwefel verbunden in Gestalt von Steintheilchen in der Schlacke
vorhanden, in diese von Säuren leicht zersetzbare Form übergeführt wird.
Das Verhalten der SchlackeDie Durchschnittsprobe der fein gepulverten Schlacke wurde vor dem
Abröstungsproceß einer genauen chemischen Analyse unterworfen, welche in 100
Theilen ergab:Kieselerde37,02Thonerde8,35Magnesia2,50Kalk4,73Eisenoxydul43,20Eisenoxyd0,26Kupfer2,00Schwefel1,67–––––– 99,73Die von einem alten Haldensturz genommene Schlacke stammte sicher sowohl vom
Roh- als Kupfersteinschmelzen, woher sich auch der hohe Kupfergehalt
datirt. im fein vertheilten Zustand beim oxydirenden Rösten in einem Flammofen ist
aus nachstehender tabellarischer Zusammenstellung über den Verlauf des Röstprocesses
ersichtlich.
Dauerder Röstzeit.
Kupfergehalt, bestimmt durchBehandlung
der Probe mit
Eisengehalt in Formvon
Salpetersalzsäure.
verdünnterSchwefelsäurevon8°
Baumé
kochendemWasser.
OxydulFeO
OxydFe²O³
Unabgeröstete Schlacke
0,02
–
–
0,432
0,0026
Abgeröstet 1/2 Stunde
0,018
–
0,00125
0,375
0,064
„ 1
St.
0,0180
Theil Eisen
0,0015
0,311
0,135
„ 1
1/2 St.
0,0195
deßgl.
0,00175
0,294
0,157
„ 2
St.
0,019
–
0,001
0,281
0,168
„ 2
1/2 St.
0,0185
0,005
0,00075
0,261
0,191
„ 3
St.
0,0185
0,0145
–
0,217
0,240
„ 3
1/2 St.
0,0195
0,0125
–
0,182
0,280
„ 4
St.
0,0195
0,015
–
0,137
0,325
„ 4
1/2 St.
0,0195
0,017
–
0,128
0,338
„ 5
St.
0,020
0,018
–
0,120
0,346
„ 6
St.
0,020
0,019
–
0,105
0,365
Todtgeröstete Schlacke 7 St.
0,021
0,019
–
0,093
0,377
Die Kupferbestimmungen wurden nach der colorimetrischen
Methode von Heine ausgeführt, wobei meine 12 Normalgläser
(Typen) von à 250 Kubikcentimeter Inhalt, mit
welchen ich die zu bestimmende Kupferprobe verglich, folgende Gehalte zeigten:
Gramme Kupfer
Gramme Kupfer
Gramme Kupfer
1) 0,0010
5) 0,0030
9) 0,0060
2) 0,0015
6) 0,0035
10) 0,0070
3) 0,0020
7) 0,0040
11) 0,0085
4) 0,0025
8) 0,0050
12) 0,0100
Es verdient besonders hervorgehoben zu werden, daß, um geringe Kupfergehalte zu
bestimmen, diese Reihenfolge der Normal-Probegläser äußerst praktisch ist,
und kann der Fehler bei einiger Uebung höchstens 0,0015
betragen; auch ist von der zu untersuchenden Erz- oder Schlackenprobe die
Menge von 1 Gramm völlig ausreichend.
Die Eisenbestimmungen wurden nach Margueritte's Methode, durch Titrirung mit übermangansaurem Kali
ausgeführt, und zwar der Oxydulgehalt durch Auflösung der Probe bei Luftabschluß mit
Hülfe eines Kautschukventils und Austreibung der Luft mittelst Kohlensäure in
concentrirter Salzsäure, der Oxyd- resp. ganze Eisengehalt deßgleichen,
jedoch nach vorheriger Reduction mit Zink.
Die Schwefelbestimmung wurde dreifacher Controle halber zunächst nach der Methode von Plattner mit titrirter Chlorbaryum-Lösung
ausgeführt, dann aber zur Sicherheit ein Ueberschuß derselben zugesetzt, der
schwefelsaure Baryt abfiltrirt und gewogen, im Filtrat aber schließlich das
überschüssige Chlorbaryum mit kohlensaurem Ammoniak ausgefällt und der so
entstandene kohlensaure Baryt mit Normal-Salpetersäure zurücktitrirt. Alle
diese verschiedenen Bestimmungsmethoden stimmten sehr gut überein und ergaben im
Mittel 1,67 Proc. Schwefel.
Die anderen Bestandtheile der Schlacke wurden auf dem gewöhnlichen Wege der
analytischen Chemie bestimmt.
Aus unserer Tabelle ist vor Allem ersichtlich, daß eine 6stündige Röstzeit, wobei die
Post nur in Heller Rothgluth gehalten zu werden braucht, vollkommen genügend ist, um den Kupfergehalt der Schlacke für die Auflösung in nur
8° Baumé starker Schwefelsäure geeignet zu
machen. Obgleich zwar alsdann noch nicht alles Eisenoxydul in Oxyd übergeführt ist
und somit auch bei der Extraction noch ein kleiner Theil desselben in Lösung gehen
wird, so steht dieses doch, da man nach dem Niederschlage des Kupfers mittelst Eisen
die Lösung so wie so auf Eisenvitriol versiedet und resp. verwerthet, in keinem
Verhältniß mit den Kosten des Brennmaterials, welche ein weiterer Röstproceß
verursachen würde. Die Auflösung der nur kurze Zeit abgerosteten Schlacke in
kochendem Wasser stellte ich an, um zu erfahren, ob nicht vielleicht schon auf diese
Welse der ganze Kupfergehalt derselben in Form von CuO, SO³ in Lösung zu
bringen sey, da nach Le Play die Kupferschlacken stets
für eine gewisse Kupfermenge mehr Schwefel enthalten, als der gleichzeitig mit der
Schlacke erfolgende Stein. Wenngleich auf diese Weise, wie die Tabelle zeigt, von 2
Proc. nur 0,175 Kupfer in wässerige Lösung gebracht werden konnte, so möchte es
dennoch sehr gut möglich seyn, durch einen passenden Zusatz von Schwefelkies den
Zweck vollkommen zu erreichen. Mir gestattete es meine Zeit nicht, die Versuche in
dieser Weise anzustellen.
Nach unserer vorstehend beschriebenen Behandlung entspricht also die Schlacke allen Anforderungen, welche an ein zur Extraction
taugliches Kupfererz nur gestellt werden können. Es ist der Kupfergehalt in der Form
vorhanden, daß er von der verdünnten Säure leicht und schnell aufgelöst wird. Sodann
ist der Eisengehalt fast vollständig in das unlösliche Eisenoxyd übergeführt. Ferner
enthält das Röstgut keine störenden Erdarten, resp. Basen, wie Kalk, Thon etc., die
beim Extractionsproceß zunächst mit Säuren gesättigt werden müßten, um eine
„Wieder-Ausfällung“
des in Lösung gegangenen Kupfers zu verhindern. Endlich ist, namentlich durch
letztgenannten Umstand bedingt, das Röstgut sehr leicht wegen seines feinen,
sandartigen Zustandes zum Auslaugen, beziehungsweise Filtration geeignet.
Das Wesentlichste bei dem Abröstungsproceß besteht in der Anwendung einer rein oxydirenden Flamme, die ohne Mühe durch Gebrauch von
Reisigholz zu erzielen steht, weil sich sonst einestheils durch Umwandlung, resp.
Reduction des Eisenoxyds (Fe²O³), leicht metallisches Eisen bilden
könnte (welches das bei der darauffolgenden Behandlung des Röstgutes mit verdünnter
Schwefelsäure in Lösung gebrachte Kupfer direct wieder niederschlagen würde), und
anderntheils sich auch ein Theil Kupferoxydul (Cu²O) bilden könnte, das sich
nach der Formel: Cu²O + SO³ = CuO, SO³ + Cu Oxydsalz und
metallisches Kupfer umsetzt und so der Extraction entgienge.