Titel: | Zymotechnische Miscellaneen; von Dr. J. C. Lermer, Brau-Techniker. |
Autor: | Johann Karl Lermer [GND] |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. XXXVIII., S. 160 |
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XXXVIII.
Zymotechnische Miscellaneen; von Dr. J. C. Lermer,
Brau-Techniker.
(Fortsetzung von Bd. CLXXXII S. 168.)
Lermer, über das Alkaloid des Bieres.
IX. Notiz über das Alkaloid des
Bieres.
Die physiologischen Wirkungen des Bieres deuten mit größter Wahrscheinlichkeit auf
das Vorhandenseyn einer geringen Menge eines wirksamen Alkaloids in demselben. Der
Minimalgehalt davon in einem ohne Vergleich vorwiegenden Quantum Bierextract mochte
wohl um so mehr den bisherigen Nachforschungen entgehen, als die Natur der übrigen
Bierbestandtheile seiner Abscheidung ohnehin besondere Schwierigkeiten in den Weg
legt.
Dieses bestimmte mich im Laufe des verwichenen Sommers zu einer Reihe von Versuchen,
behufs Auffindung dieses Trägers eines großen Theiles der wesentlichen Eigenschaften
des Bieres, in größeren Mengen desselben. Es ist mir auf diesem Wege gelungen,
wenigstens einige Fingerzeige zu gewinnen, welche genügen dürften, die Existenz
eines solchen Alkaloides im Biere darzuthun, und die als Directive zu weiteren
Versuchen, welche mich noch beschäftigen, zu dienen im Stande sind.
Mein Verfahren zur Abscheidung des Alkaloides war folgendes:
Bierextract wurde zunächst mit kalihaltigem Alkohol ausgezogen, der Alkohol zum
größten Theil abdestillirt, aus dem Rückstand das Harz durch Wasser ausgefällt, und
die klare filtrirte braune Lösung mit Phosphormolybdänsäure niedergeschlagen.
Hierbei erhielt ich einen mißfarbig grünlichgelben Niederschlag, der bei
fortgesetztem Auswaschen auf dem Filter sich zu zersetzen anfieng. Ich rieb
denselben mit Magnesia zusammen, trocknete dann bei gelinder Wärme, extrahirte die
trockene, erdfarbige Masse mit Aether und ließ die Lösung freiwillig verdunsten. Es
hinterblieb ein gelblicher nicht krystallinischer Rückstand. Beim Behandeln
desselben mit Wasser ließ dieses noch eine Partie Harz ungelöst, das durch Filtriren
entfernt wurde. Das wässerige Filtrat schmeckte bitterlich, reagirte schwach alkalisch und
gab beim Verdunsten einen stark hygroskopischen Rückstand.
Die wässerige Lösung zeigte, nachdem sie mit Salzsäure versetzt und deren Ueberschuß
durch Verdunsten wieder entfernt war, gegen die üblichen Reagentien folgendes
Verhalten:
reine und kohlensaure Alkalien
keine Veränderung,
Phosphormolybdänsäure
gelblicher Niederschlag,
Kaliumbijodid
brauner „
Quecksilberchlorid
gelblicher flockiger Niederschlag,
Goldchlorid
Platinchlorid
salpetersaures
Palladiumoxydul
deßgleichen.
Der mir in diesen Versuchen gebliebene Rest der salzsauren Lösung hinterließ bei der
spontanen Verdunstung eine nicht krystallinische hygroskopische Masse.
Eine etwas beträchtlichere Menge des salzsauren Alkaloides fällte ich noch mit
Quecksilberchlorid, zerlegte den ausgewaschenen Niederschlag mit
Schwefelwasserstoff, und überließ das Filtrat der freiwilligen Verdunstung. Es
hinterblieb hierbei eine bitter schmeckende bräunliche Kruste warzenförmiger
Krystalle, welche demnach das krystallisirte salzsaure Alkaloid zu seyn scheint.