Titel: | Pyrotechnische Rundschau; von C. Schinz. |
Autor: | C. Schinz |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. XLIX., S. 239 |
Download: | XML |
XLIX.
Pyrotechnische Rundschau; von C. Schinz.
(Fortsetzung von S. 61 dieses Bandes.)
Schinz, pyrotechnische Rundschau.
XIV. Ueber den Lundin'schen Gas-Schweißofen.
Herr Albert Pütsch hat in
diesem Journal Bd. CLXXXIII S. 368 eine
Beschreibung des Lundin'schen Gas-Schweißofens mit
Gebläseluft, Wärme-Regeneratoren und einem Condensator nach beigegebenen
Zeichnungen mitgetheilt; dieser Aufsatz war noch nicht zu meiner Kenntniß gelangt,
als ich meine Ansichten über den Lundin'schen Ofen in der
Rundschau Nr. XII niederschrieb. Dieselben sind großentheils auch diejenigen des
Hrn. Pütsch und namentlich
sind wir darin einig, daß die Lundin'sche Construction
lediglich für die Anwendung von Sägespänen als Brennmaterial geeignet seyn kann.
Ueber den Brennstoffverbrauch, welchen Hr. Pütsch für die von ihm construirten Gas-Schweißöfen mit
Regeneratoren (aber ohne Gebläse und Condensator) angibt, kann ich kein Urtheil
fällen, da die Bestimmungen nicht in einheitlichen Maaßen gemacht worden sind;
unbegreiflich erscheint mir aber, daß mit einem solchen Ofen zu Dombrowa (für
Walzwerkbetrieb) per 100 Pfd. Eisen der Consum 0,20
Tonnen Holzkohlen und zu Sälboda (für Reckhämmer) 0,40 Tonnen Holzkohlen seyn soll,
wenn beide Constructionen identisch sind.
Die von Hrn. Pütsch
aufgestellte Behauptung: „es ist eine feststehende Thatsache, daß bei
Gaserzeugung durch Gebläse stets mehr Kohlensäure erzeugt wird als in
Generatoren welche mit Schornsteinzug arbeiten,“ muß durchaus
bestritten werden.
Es wäre sogar das Gegentheil zu behaupten; Kohlensäure wird nur dann erzeugt, wenn
die Wind- oder Luftmenge größer ist als die Gesammt-Contactfläche des
im Generator enthaltenen Brennstoffes sie erfordert; ist aber die Luftmenge kleiner,
so bringt dieß gar keinen Nachtheil.
In einem durch Ansaugen betriebenen Gasgenerator ist es daher nothwendig, den
Widerstand der Brennstoffschicht so klein als möglich zu machen, damit es an der
erforderlichen Kraft nicht fehle um die nöthige Luftmenge zuzuführen; findet
hingegen die Luftzuführung unter controllirbarem Drucke statt, so ist es möglich die
Brennstoffschicht je nach der Größe der Stücke hinlänglich groß zu machen um sicher
zu seyn, daß keine Kohlensäure aus dem Generator austritt. Daher ist auch das
Gebläse das geeignete Mittel um Brennstoffe kleinen Aggregatzustandes zu
verwerthen.
Indem Hr. Pütsch der Lundin'schen Construction den Vorwurf macht, daß sie
durch Condensation sämmtlicher Theerdämpfe bedeutenden Brennstoffverlust veranlasse,
gibt er also zu, daß die Theercondensation Verlust bringe, ein Vorwurf welchen ich
stets den Siemens'schen Constructionen machte.
Hr. Pütsch sagt: „Hr.
Prof. Eggertz sey die
Erklärung der Thatsache schuldig geblieben, daß die Ventile bei dem Lundin'schen Regenerativ-Gasofen auch vor dem
Condensator functionirt hätten, während er (Prof. E.) behaupte daß durch den
Condensator die Siemens'schen Regeneratoren erst
anwendbar wurden.“
Höchst wahrscheinlich ist aber die erwähnte Thatsache vollkommen richtig, denn
feuchte Sägespäne müssen nothwendig die Temperatur der Gase so herunterdrücken, daß
die Ventile nicht mehr durch hohe Temperatur verzogen werden.
XV. Heizkraft-Bestimmungen
österreichischer Steinkohlen.
Der nieder-österreichische Gewerbeverein hat seine Section für Mechanik
beauftragt, Heizkraft-Bestimmungen mit den in Oesterreich am meisten
verwendeten Kohlengattungen durchzuführen, wobei das Versuchsquantum von jeder
Kohlensorte für den mit Zeh's
beweglichem Etagenroste versehenen Dampfkessel im Minimum 50 Pfund zu betragen habe.
Kürzlich hat der Verein die bei diesen Versuchen mit den Kohlen von 61 Fundorten
erhaltenen Resultate bekannt gemacht.Verhandlungen und Mittheilungen des nieder-österreichischen
Gewerbevereins, März 1867, Nr. 13.
Wir begrüßen mit Freude diese Versuchsreihe als die erste, wobei die evacuirten
Verbrennungsproducte analysirt wurden.
Nur die Berücksichtigung zweier Punkte ist zu wünschen übrig geblieben.
Statt nämlich die Analysen der Verbrennungsproducte nach der Bunsen'schen Methode vorzunehmen, wäre es weit besser gewesen, sie nach
dem Gewichte auszuführen, wodurch man den Vortheil erlangt hätte,
Durchschnitts-Resultate für die ganze Dauer des Versuches zu bekommen. Denn
die Zusammensetzung der Verbrennungsproducte kann keineswegs eine gleichförmige
bleiben, weil die Menge des auf dem Roste sich verzehrenden Brennstoffes von dem
Momente an abnimmt, wo frischer Brennstoff aufgegeben wird, indem letzterer eine
momentane Abkühlung bewirkt, wodurch die Wirkung des Kamines geschwächt wird, welche
nur allmählich wieder auf ihr Maximum kommt.
Bei diesen Analysen hat sich auch ein bedeutender Fehler dadurch eingeschlichen, daß
die größte Menge des Wasserdampfes der Gase in einer mit Baumwolle gefüllten Röhre
zurückgehalten wurde; denn da die latente Wärme des Wasserdampfes eine sehr große
Zahl ist, so wird der Dampfgehalt der Verbrennungsproducte ein bedeutender Factor
der Summe von Wärme-Einheiten seyn, welche durch diese Producte entführt
werden.
Ferner wäre es zur Controlle wünschenswerth gewesen, auch die chemische
Zusammensetzung der in Betracht genommenen Brennstoffe zu kennen, da die Summe ihrer
brennbaren Elemente, multiplicirt mit den Wärme-Aequivalenten, gleich seyn
muß der Wärmeproduction, welche die vorliegenden Versuche bestimmen sollen.
Die Temperatur der evacuirten Verbrennungsproducte scheint nicht genau bestimmt
worden zu seyn, da sie in vielen Fällen niedriger angegeben ist als diejenige des
Dampfes im Kessel. Es ist doch gewiß nicht wahrscheinlich, daß die
Verbrennungsproducte sich an den Kesselwandungen unter die Temperatur der letzteren
abkühlen; dieß ließe sich nur dann erklären, wenn der Dampfkessel mit Vorwärmern
versehen wäre; einerseits ist aber darüber nichts angegeben und andererseits mußte
dann die Temperatur der Verbrennungsproducte stets niedriger seyn als diejenige des
Dampfes, was keineswegs der Fall ist.
Zur Bestimmung des Wärmeproductions-Vermögens verschiedener Brennstoffe würde
der Apparat von Dulong und Petit (beschrieben in meiner „Wärme-Meßkunst“
S. 84, Art. 105) nicht nur genauere Resultate als Dampfkessel-Heizversuche
geben, sondern auch viel bequemer seyn, besonders wenn man diesem Apparate eine
Größe geben würde, welche gestattet darin 500 Grm. Brennstoff innerhalb 30 Minuten
zu verbrennen.