Titel: | Beschreibung eines Bleichapparates für Flachsgarne; von J. Malmedie. |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. LIII., S. 274 |
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LIII.
Beschreibung eines Bleichapparates für
Flachsgarne; von J.
Malmedie.
Aus der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, Bd.
X S. 241.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Bleichapparat für Flachsgarne.
Der in Fig. 9
im Grundrisse und in Fig. 8 theilweise im Durchschnitte, theilweise im Aufrisse dargestellte
Apparat dient zum Bleichen und Reinigen roher Flachsgarne. Zu diesem Ende werden
dieselben abwechselnd mit Chlorlösung, Lauge und verdünnter Säure behandelt, auch
wohl einem hydrostatischen Drucke ausgesetzt. Durch diesen Apparat wird es möglich,
die Garne in ein und demselben Behälter nacheinander der Wirkung der verschiedenen
Flüssigkeiten auszusetzen, indem man diese zu den Garnen bringt, anstatt wie es
bisher üblich war, jene nacheinander in die verschiedenen Flüssigkeiten zu
schassen.
A ist ein schmiedeeiserner Behälter, welcher mit einem
ähnlichen (in der Zeichnung nicht dargestellten) Behälter durch die Rohrleitungen
F und G verbunden ist.
Diese zwei Behälter sind luftdicht verschlossen und von Innen mit größter Sorgfalt
stark verzinnt, damit sich nirgendwo Rost bilden kann, welcher das Garn fleckig
machen würde. Sie stehen auf Holz- oder Steinunterlagen, welche in der
Zeichnung nur durch punktirte Linien angedeutet sind. In jedem Behälter sind ein
durchlöcherter Losboden H und drei Eckeisenringe
angebracht. Ersterer dient dazu, die Oeffnungen im Boden des Behälters vor dem
Hineinfallen der Garne zu schützen und ein möglichst gleichmäßiges und
gleichzeitiges Eindringen der Flüssigkeiten in die Garne zu erzielen; außerdem ist
er mit einem verticalen Rohre h versehen, welches oben
einen kleinen Blechschirm als Schutz trägt.
Selbstverständlich sind diese Theile, sowie die Eckeisenringe auch verzinnt. Ueber
letztere werden Holzstäbe als Träger der Garne gelegt, damit diese nicht zu dicht
auf einander liegen und ein rasches und inniges Durchdringen der Flüssigkeiten
gestatten; es werden also auf diese Weise vier Schichten Garne gebildet, zwischen
denen sich aber nur geringe Zwischenräume befinden. Oben im Deckel der Behälter
befindet sich das Mannloch B mit luftdicht schließendem
Deckel; durch dasselbe wird das Garn ein- und ausgebracht.
C ist ein Sicherheit-, D ein Luftventil. Das gußeiserne Rohr F ist
Saugrohr einer kräftigen Luftpumpe, welche am besten durch eine besondere Dampfmaschine
getrieben wird. Die Rohrleitung F ist mit jedem Behälter
durch ein Absperrventil f verbunden.
Passende Verhältnisse der Luftpumpenmaschine bei der gezeichneten Größe der
Garnbehälter sind 9 Zoll (235 Millimeter) Durchmesser für den Dampfcylinder bei 4
Atmosphären Ueberdruck und 12 Zoll (314 Millimeter) Durchmesser für den
Luftpumpencylinder.
J, J' sind Cisternen zur Aufnahme der Chlorlösung, der
Lauge und der verdünnten Säure. Dieselben bestehen entweder aus mit Cement
verbundenen Granitplatten oder aus in Cement gemauerten Ziegeln, müssen aber in
letzterem Falle in ihren Wandungen stärker, als gezeichnet, seyn.
An den Böden der Behälter ist zunächst eine Rohrleitung G
aus Blei angebracht, welche mit jeder Cisterne durch ein Steigrohr in Verbindung
steht, und in welcher mehrere messingene Ventile g, g'
eingeschaltet sind, deren Functionen weiter unten sich angegeben finden. Diese
Ventile, sowie die Luftventile D sind mit Hebelbelastung
eingerichtet; an das Ende des Hebels ist eine Schnur angebunden; die Schnüre
sämmtlicher Ventile sind über Rollen an einen gemeinschaftlichen, bequem
zugänglichen Platz geführt, von welchem aus man durch Ziehen jedes Ventil beliebig
öffnen kann.
Ferner führt eine gußeiserne Rohrleitung E kaltes Wasser
in beide Behälter, von denen sie durch die Ventile e je
nach Bedarf abgesperrt werden kann.
L ist ein Bleirohr mit dem Absperrventile l, welches dazu dient, die etwa nicht mehr brauchbaren
Flüssigkeiten aus dem Behälter ablaufen zu lassen.
M sind Wasserstandszeiger, K
ist ein für beide Behälter gemeinschaftliches Vacuummeter. a ist ein kleiner Ansatz auf der Rohrleitung E, um ein Dampfrohr anzubringen.
Das Verfahren ist nun folgendes:
Durch die Luftpumpe stellt man in dem mit Garnen gefüllten Behälter, es sey dieß der
eine A, bei geschlossenem Ventile g und geöffnetem Ventile f eine möglichst
große Luftleere her, läßt dann die Maschine stehen, öffnet zunächst das Ventil,
welches sich über der Cisterne befindet, aus welcher man die Flüssigkeit ziehen
will, und dann erst das Ventil g. Wird der Behälter A beim erstenmale nicht voll, so wiederholt man die
Manipulation, bis er voll ist. Kann die betreffende Flüssigkeit mehr als einmal
gebraucht werden, so läßt man sie wieder in die betreffende Cisterne, im anderen
Falle aber durch das Rohr L ablaufen, wobei natürlich
außer dem betreffenden Absperrventile auch das Luftventil D geöffnet werden muß.
Wie man aus der Zeichnung bald ersieht, ist es möglich, aus jeder Cisterne die
Flüssigkeit in jeden der beiden Behälter zu heben.
Will man die Garne einem hydrostatischen Drucke aussetzen, so ist natürlich ein
möglichst hochstehender Wasserbehälter dazu nöthig, von dem aus man das Wasser durch
die Rohrleitung E auf die Garne einwirken lassen
kann.
Um letztere endlich zu kochen, darf man nur durch das auf dem Ansatze a zu befestigende Röhrchen Dampf einführen; das Rohr h vermittelt hierbei eine fortwährende Circulation der
kochenden Flüssigkeit.
Die Reihenfolge, in welcher die verschiedenen Flüssigkeiten zur Anwendung kommen und
die genaue Art und Weise, wie die Garne im Apparate behandelt werden müssen, ist mir
nicht bekannt, auch mehr Sache des Fachmannes, des Bleichers. Jedenfalls hat der
Apparat, welcher in England patentirt und von dort aus in Deutschland eingeführt
ist,Man sehe: Sprengel, über die chemische Bleiche der
leinenen Garne unter Vacuum im englischen Patent-Uebergußapparat, im
polytechn. Journal Bd. CLXVIII S.
450.A. d. Red. den großen Vortheil, daß er gestattet, in möglichst kurzer Zeit die Garne
mit verschiedenen Flüssigkeiten abwechselnd in Verbindung zu bringen.
Selbstverständlich kann der Apparat für kleinere Bleichereien auch mit nur einem
Garnbehälter gebaut werden.