Titel: | Ueber Wasserbehälter- und Gasbehälter-Bassins; von E. Poltschick, Gasdirector. |
Autor: | E. Poltschick |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. LXV., S. 306 |
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LXV.
Ueber Wasserbehälter- und
Gasbehälter-Bassins; von E.
Poltschick, Gasdirector.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Poltschick, über Wasserbehälter- und
Gasbehälter-Bassins.
Gemauerte Bassins für Wasserreservoirs oder Gasbehälter etc. werden gewöhnlich in der
Weise ausgeführt, daß durch die Stärke der Seitenwände der genügende Widerstand
gegen den horizontalen Druck des Wassers gegeben scheint. Es werden zu diesem Zweck
auch meistens noch Pfeiler angebracht, um das Zerreißen des Bassins zu verhüten.
Daß aber trotz der solidesten Ausführung und des besten Materials Bassin-Durchbrüche nicht selten
sind und sogar schon von beklagenswerthem Unglück begleitet waren, geht aus mannichfachen Berichten hervor
und ist ein sehr beachtenswerther Umstand.
Wenn zur Verstärkung der Wandung Pfeiler angebracht wurden, so wird allerdings an der
Stelle des Schutz-Pfeilers dem Wasser ein großer Widerstand entgegengesetzt;
dieß ist jedoch keineswegs auch an denjenigen Stellen der Fall, welche vom Pfeiler
nicht begrenzt sind, resp. unberührt bleiben.
Da nun das Mauerwerk nicht aus einem einzigen Theile besteht, sondern aus mehreren
Theilen vermöge eines Bindemittels zusammengefügt ist, welche folglich einer
Trennung unterworfen sind, so muß letztere sofort eintreten, wenn die Dicke des
Mauerwerkes den Druck nicht auf allen Theilen auszuhalten vermag.
Solche Fälle werden sich wiederholen, so lange die strahlenförmige Construction der
Bassins aus dem Mittelpunkte des Kreises für das Mauerwerk der Wände beibehalten
bleibt, wobei die Fugen desselben mit dem Horizontaldruck des Wassers parallel
laufen, wie Fig.
20 zeigt.
Es ist aber einleuchtend, daß bei der keilförmigen Construction des Bassins, Fig. 21, der
Bogen durch einen auf ihn wirkenden Druck nur um so fester zusammengepreßt werden
muß, wogegen die keilförmigen Steine in Fig. 20 durch
einwirkenden Druck aus ihrer Lage geschoben werden.
Auf der keilförmigen Construction basirt das in Fig. 22 dargestellte
Bassin (von 57 1/2 Fuß lichtem Durchmesser) mit nach Innen gekehrten Bogen, welche
ganz sicher im Stande seyn werden, dem Druck der Wassersäule gleichmäßigen
Widerstand entgegenzusetzen.
Die Wasserdichtheit läßt sich durch einen starken einfachen oder sogar doppelten
Cementring noch bedeutend erhöhen.
Von Vortheil wird es seyn, wenn die Pfeiler und Umfassungswände mit Lehm
hinterstampft werden.
Die in Fig. 22
angenommenen Dimensionen sollen keineswegs als Norm gelten; die Wandstärke muß sich
natürlich stets nach der Tiefe und dem Durchmesser der Bassins richten.Die Formeln von Rondelet sowie die Gewölbtheorie
von Weißbach mögen hier Anwendung finden. Jedenfalls dürfen aber die Maaße schwächer als bei den bisherigen
Constructionen angenommen werden, daher für die Herstellung keine Mehrkosten
erwachsen werden, die übrigens nicht in Betracht kommen könnten, wenn es sich um
Durchführung eines Princips handelt, durch welches Unglücksfälle zu vermeiden
sind.
Für den Boden der Bassins ist der bei Grundbauten etc. als verläßlich bewährte Beton
zu empfehlen.
Das besprochene Princip für Bassins ist selbstverständlich nicht bloß auf
kreisförmige, sondern auch auf achteckige, viereckige und ovale Wasserbehälter
anwendbar.
Nördlingen, den 10. April 1867.