Titel: | Ergebnisse bei der Bestimmung der Gerbsäure in einer größeren Anzahl von Eichenrinden mit Berücksichtigung der neueren Methoden; von Professor Dr. Büchner. |
Autor: | Büchner |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. LXXI., S. 330 |
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LXXI.
Ergebnisse bei der Bestimmung der Gerbsäure in
einer größeren Anzahl von Eichenrinden mit Berücksichtigung der neueren Methoden; von
Professor Dr.
Büchner.
(Schluß von S. 273 des vorhergehenden
Heftes.)
Büchner, Bestimmung der Gerbsäure in einer Anzahl von Eichenrinden
mit Berücksichtigung der neueren Methoden.
Interessant war es ferner zu wissen, ob nach der Bestimmungsmethode von Löwenthal die Menge der Gerbsäure und der neben ihr gelösten anderen organischen Materien, welche in einem gewissen Volumen des wässerigen Auszuges einer
Eichenrinde durch übermangansaures Kali zerstört werden, gleich ist der Summe der organischen Materien, welche in dem nach dem Löwe'schen Verfahren erhaltenen, in Weingeist löslichen
und in dem in Weingeist unlöslichen Antheile eines gleichen Volumens des wässerigen Auszuges derselben Eichenrinde enthalten sind, und ob mithin er Procentgehalt für
beide Methoden ein übereinstimmender ist.
Zu diesem Zwecke wurden die nachfolgenden Versuche angestellt:
Die bei 100° C. getrocknete, gröblich pulverisirte Eichenrinde wurde mit
destillirtem Wasser erschöpft, die filtrirte Lösung auf 500 Kubikcentimeter
gebracht, hiervon 250 K. C. im Wasserbade zur Trockne verdampft, der Rückstand ganz
in der nämlichen Weise, wie vorher angegeben, mit 80procentigem Weingeist behandelt
und nach dem Verdunsten desselben im Wasserbade, sowohl der in Weingeist lösliche, als auch der in Weingeist unlösliche Antheil in Wasser wieder zu 250 K. C. gelöst und in je 25 K. C.
dieser wässerigen Lösungen mittelst übermangansaurem Kali die Menge der Gerbsäure
einerseits, sowie die der Pectinstoffe andererseits bestimmt.
Titre zu den mit 21–24 bezeichneten
Rinden:
Normalgerbsäurelösung: 1 Grm. der bei 100° C.
getrockneten chemischreinen Gerbsäure gelöst zu 1 Liter.
25 K. C. Indigolösung erforderten 25,6 Chamäleonlösung.
25 K. C. Indigolösung + 25 K. C. Normalgerbsäurelösung
erforderten 51,6 Chamäleonlösung.
Textabbildung Bd. 184, S. 331
Bezeichnung der Rinde; Abgewogene
Menge der bei 100° C. getrockneten Rinde; Chamäleonlösung. Anzahl der
verbrauchten Kubikcent.; zu 25 K. C. Indigol. + 25 K. C. Lösung; zu 25 K. C.
Lösung; zu 500 K. C. Lösung; Menge der Gerbsäure in der abgewogenen Rinde;
Procentgehalt an Gerbsäure; Mittel; XVIII.; In Weingeist löslicher Antheil; In
Weingeist unlöslicher Antheil; Summe; XIX.; XX.; XXI.
Titre zu den mit 82 und 84 bezeichneten
Rinden.
a)
Für den im Weingeist löslichen Antheil:
Normalgerbsäurelösung wie vorher.
25 K. C. Indigolösung erforderten 24,8 Chamäleonlösung.
25 K. C. Indigolösung + 25 K. C. Normalgerbsäurelösung
erforderten 50,4 Chamäleonlösung.
b)Für den im Weingeist unlöslichen Antheil:
Normalgerbsäurelösung wie vorher.
25 K. C. Indigolösung erforderten 30,7 K. C.
Chamäleonlösung.
25 K. C. Indigolösung + 25 K. C. Normalgerbsäurelösung
erforderten 57,2 Chamäleonlösung.
Textabbildung Bd. 184, S. 332
Bezeichnung der Rinde; Abgewogene
Menge der bei 100° C. getrockneten Rinde; Chamäleonlösung. Anzahl der
verbrauchten Kubikcent.; zu 25 K. C. Indigol. + 25 K. C. Lösung; zu 25 K. C.
Lösung; zu 500 K. C. Lösung; Menge der Gerbsäure in der abgewogenen Rinde;
Procentgehalt an Gerbsäure; Mittel; LXVIII.; In Weingeist löslicher Antheil; In
Weingeist unlöslicher Antheil;Summe; LXIX.
Titre zu den mit 81, 86, 87, 88 bezeichneten Rinden:
Normalgerbsäurelösung wie vorher.
25 K. C. Indigolösung erforderten 24,8 K. C.
Chamäleonlösung.
25 K. C. Indigolösung + 25 K. C. Normalgerbsäurelösung
erforderten 50,4 K. C. Chamäleonlösung.
Textabbildung Bd. 184, S. 332
Bezeichnung der Rinde; Abgewogene
Menge der bei 100° C. getrockneten Rinde; Chamäleonlösung. Anzahl der
verbrauchten Kubikcent.; zu 25 K. C. Indigol. + 25 K. C. Lösung; zu 25 K. C.
Lösung; zu 500 K. C. Lösung; Menge der Gerbsäure in der abgewogenen Rinde;
Procentgehalt an Gerbsäure; Mittel; LXVIII.; In Weingeist löslicher Antheil; In
Weingeist unlöslicher Antheil; Summe
Textabbildung Bd. 184, S. 333
Bezeichnung der Rinde; Abgewogene
Menge der bei 100° C. getrockneten Rinde; Chamäleonlösung. Anzahl der
verbrauchten Kubikcent; zu 25 K. C. Indigol. + 25 K. C. Lösung; zu 25 K. C.
Lösung; zu 500 K. C. Lösung; Menge der Gerbsäure in der abgewogenen Rinde;
Procentgehalt an Gerbsäure; Mittel; LXV.; In Weingeist löslicher Antheil; In
Weingeist unlöslicher Antheil; Summe; LXV.
Summe der durch Chamäleonlösung angezeigten
organischen Substanzen.
Bezeichnung der Rinde.
Resultatnach Löwenthal.
Resultatnach Löwe.
XVIII.
21
15,77
14,19
XIX.
22
11,37
9,87
XX.
23
11,03
8,81
XXI.
24
10,00
6,95
LXIII.
82
14,79
13,76
LXIV.
84
13,91
12,77
LXIII.
81
9,82
8,35
LXV.
86
13,24
12,72
LXV.
87
15,77
15,82
LXV.
88
15,41
15,13
Aus dem Vergleich dieser Zahlen ersieht man, daß die Summe der durch Chamäleonlösung
angezeigten organischen Materien nach der von Löwe
eingehaltenen Methode geringer ist, als die nach dem Löwenthal'schen Verfahren erhaltene, und daß mithin der wässerige Auszug der Eichenrinden während
des Eindampfens eine Veränderung erfährt. – Sehr wahrscheinlich ist die
Ursache dieses Umstandes theilweise wenigstens darin zu suchen, daß – wie ich
dieß durch Versuche nachgewiesen habe – die Pectinsäure, welche in den
Eichenrinden enthalten ist, durch das Eindampfen zur Trockne zum größten Theile ihre
Löslichkeit einbüßt; daher es denn auch erklärlich ist, warum sowohl die wässerige
Lösung des in Weingeist löslichen Antheils, als auch namentlich des in Weingeist
unlöslichen Antheils trübe und fast undurchsichtig erscheint.
Ganz in neuerer Zeit veröffentlichte Rud. Wagner
Zeitschrift für analytische Chemie, 1866 S. 1; polytechn. Journal Bd. CLXXXIII S. 227. eine Methode für die Bestimmung der Eichenrindengerbsäure, welche in ihren Resultaten von denen der seither
gebräuchlichen Bestimmungsweisen des Gerbstoffs sehr wesentlich abweicht.
Rud. Wagner unterscheidet das Vorkommen zweier Arten von
Gerbsäure im Pflanzenreiche, nämlich eine pathologische und eine physiologische. Die
pathologische Gerbsäure, welche gewöhnlich Tannin genannt wird und mit Sicherheit
nur in den pathologischen Gebilden der Species Quercus
und Rhus nachgewiesen worden, findet sich aber nach
seinen Untersuchungen nicht in anderen Rhus-Arten, in der Eichenrinde und im
chinesischen Thee. Als Charakteristik der pathologischen Gerbsäure führt Wagner an, daß sie sowohl durch Einwirkung verdünnter
Säuren, als auch durch Gährung und Fäulniß sich spaltet, und als Spaltungsproduct
Gallussäure und außerdem durch Wasseraufnahme einen zuckerähnlichen Körper liefert,
dessen Mengeverhältniß zu der erzeugten Gallussäure nicht festgestellt ist; ferner,
daß sie die einzige unter den Gerbsäuren ist, welche Pyrogallussäure zu liefern
vermag, Leim vollständig aus wässeriger Lösung fällt, aber nicht geeignet ist,
Corium in technisch brauchbares und der Fäulniß widerstehendes Leder zu
überführen.
Die andere Art der Gerbsäure, welche von Wagner als
physiologische Gerbsäure bezeichnet wird, ist diejenige, welche in den
Gerbmaterialien der Rothgerber, namentlich in den Eichen-, Fichten-,
Weiden- und Buchenrinden, dem Bablah, der Valonia, den Dividivischoten, dem
Sumach sich findet, und von der pathologischen Gerbsäure sich dadurch unterscheidet,
daß sie durch Gährung und durch Einwirkung verdünnter Säuren sich nicht spaltet, als
Zersetzungsproduct nie Gallussäure, und bei der trockenen Destillation nie
Pyrogallussäure liefert, sondern stets die in ihrem Verhalten zu neutralen Eisenoxydsalzen leicht zu
erkennende Oxyphensäure, und daß sie endlich Corium in Leder in technischem Sinne zu
überführen vermag.
Da nach den bisher üblichen Methoden der Gerbsäurebestimmungen durchgängig in sofern
ein fehlerhaftes Princip angewendet wurde, als bei der Bestimmung der
physiologischen Gerbsäure zur Feststellung der Normallösung vom Tannin der Galläpfel
ausgegangen wurde, so ermittelte Wagner zunächst das
Atomgewicht der physiologischen Gerbsäure, die in dem wichtigsten Gerbmaterial, der
Eichenrinde, sich findet, und bestimmte zu diesem Zwecke die Zusammensetzung des
gerbsauren Cinchonins, das er aus einer Abkochung der Eichenspiegelrinde mittelst
völlig reinem schwefelsauren Cinchonin möglichst frei von fremden Stoffen
darstellte.
Bei der Analyse des so erhaltenen eichengerbsauren Cinchonins bekam Wagner als Atomgewicht der Eichengerbsäure die Zahl 813.
Zum Fällen von 1 Grm. Eichengerbsäure bedarf man nach seinen Angaben 0,7315 Grm.
Cinchonin, welche 0,4523 krystallisirtem neutralem schwefelsaurem Cinchonin
entsprechen. Diese Verhältnisse legte Wagner seiner
Methode der Gerbstoffbestimmung in den wichtigeren Gerbmaterialien zu Grunde, indem
er die Eigenschaft der Eichengerbsäure benutzt, aus ihrer Lösung durch
schwefelsaures Cinchonin gefällt zu werden, wobei jedoch nicht zu übersehen ist, daß
der Niederschlag von gerbsaurem Cinchonin in Wasser nicht ganz unlöslich ist, daher
die Flüssigkeit nicht zu sehr verdünnt seyn darf.
Seine Methode läuft also darauf hinaus, daß die Eichengerbsäure mit einer titrirten
Lösung von schwefelsaurem Cinchonin ausgefällt, und als Indicator für die Beendigung
der Probe zur Cinchoninlösung eine höchst geringe Menge von essigsaurem Rosanilin
gesetzt wird. Die zu den Gerbsäurebestimmungen dienende Cinchoninlösung wird auf die
Weise erhalten, daß man 4,523 Grm. neutrales, völlig reines, schwefelsaures
Cinchonin unter Zusatz von 0,5 Grm. Schwefelsäurehydrat in Wasser bis zu 1 Liter
löst und die Lösung mit 0,8 bis 0,10 Grm. essigsaurem Rosanilin roth färbt. 1 K. C.
der Lösung entspricht alsdann 0,01 Grm. Gerbsäure, oder, wenn man 1 Grm.
Gerbmaterial zum Versuche anwendet, 1 Procent. Der Zusatz von Schwefelsäure soll die
Unlöslichkeit des Niederschlags erhöhen und dessen Absitzen befördern.
Bei den von Wagner nach dieser Methode ausgeführten
Versuchen wurden stets 10 Grm. der gerbstoffhaltigen Substanz durch Auskochen mit
destillirtem Wasser erschöpft und die Abkochung nach dem Filtriren auf 500 K. C.
gebracht. 50 K. C. davon (1 Grm. Gerbmaterial entsprechend) wurden mit obiger
Cinchoninlösung gefällt, bis die über dem flockigen Niederschlage stehende
Flüssigkeit nicht mehr trüb war, sondern eine schwach röthliche Färbung derselben
die Ausfällung der Gerbsäure anzeigte.
Diese von Wagner in Vorschlag gebrachte Methode, welche
die in den Eichenrinden enthaltene Menge der Gerbsäure bestimmt, und zwar nicht, wie dieß seither üblich gewesen, durch eine auf
das Tannin der Galläpfel titrirte, sondern vermittelst
einer auf die Eichengerbsäure selbst gestellten
Flüssigkeit, ist zugleich insofern genial, als nicht allein die Eigenschaft des
schwefelsauren Cinchonins, sondern auch die des essigsauren Rosanilins benutzt wird
durch Gerbsäure gefällt zu werden, so daß ein geringer Ueberschuß der mit
essigsaurem Rosanilin versetzten schwefelsauren Cinchoninlösung, die über dem
entstandenen Niederschlage des gerbsauren Cinchonins befindliche Flüssigkeit schwach
roth färbt, und somit diese Methode zugleich zu einer colorimetrischen
umwandelt.
Wagner spricht zugleich in besagter Abhandlung die
Ansicht aus, daß man die Eigenschaft der neutralen Rosanilinsalze oder einer
ähnlichen von dem Anilin derivirenden Base, durch Gerbsäure gefällt zu werden, wenn
das Rosanilin nicht ein Collectivname für ein Gemenge von homologen Phenyl-
und Toluylverbindungen, sondern eine chemische Verbindung mit constantem Atomgewicht
wäre, auch sicher zur Gerbstoffbestimmung verwenden könne.
Dieser Ansicht muß ich, nach den Ergebnissen der von mir angestellten Versuche,
widersprechen.
Das gerbsaure Rosanilin ist löslicher, als es den Anschein hat. 100 Thle. Wasser von
14° C. lösen nämlich 0,0276 Thle. gerbsaures Rosanilin auf, das dadurch
erhalten worden, daß man eine Auflösung von neutralem essigsaurem Rosanilin mit
einem wässerigen Auszug von Eichenrinden im Ueberschuß versetzte, so daß eine Probe
der abfiltrirten Flüssigkeit umgekehrt durch essigsaures Rosanilin gefällt wurde,
und den entstandenen Niederschlag auf dem Filter auswusch. So gering das angegebene
Löslichkeitsverhältniß erscheint, so ist die Lösung selbst doch entschieden roth
gefärbt. Würde man demgemäß zur quantitativen Bestimmung der Gerbsäure den
wässerigen Auszug des Gerbmaterials mit der Lösung des essigsauren Rosanilins
fällen, so würde die über dem Niederschlag stehende Flüssigkeit auch schon
entschieden roth gefärbt erscheinen, wenngleich die zur vollständigen Fällung der
Gerbsäure erforderliche Menge des essigsauren Rosanilins noch nicht verwendet worden
wäre, woraus hervorgeht, daß für diesen Fall das essigsaure Rosanilin nicht als Fällungsmittel für
Gerbsäure und zugleich als Indicator benutzt werden kann.
Die Menge des nach der Angabe von Wagner neben dem
schwefelsauren Cinchonin in einem Liter gelösten essigsauren Rosanilins (0,8 bis
0,10) ist nämlich so gering, daß das gerbsaure Rosanilin, welches durch Vermischen
obiger Lösung mit einem wässerigen Auszuge von 10 Grm. Eichenrinde, der auf 500 K.
C. verdünnt ist, gebildet wird, von vorn herein gelöst bleibt und der Flüssigkeit
eine mehr oder weniger rothe Farbe ertheilt; denn löst man 0,8 bis 0,10 Grm.
neutrales essigsaures Rosanilin zu 1 Liter Wasser, so erzeugt diese Lösung mit einem
Auszuge von 10 Grm. Eichenrinde zu 500 K. C. keinen Niederschlag von unlöslich
gerbsaurem Rosanilin, sondern es wird nach Zusatz einer gewissen Quantität dieser
verdünnten Lösung des essigsauren Rosanilins der Eichenrindenauszug mehr oder
weniger roth gefärbt erscheinen.
Dieser eben erwähnte Umstand beeinträchtigt jedoch
keineswegs die bis zu einer gewissen Grenze ausführbare Schärfe der Wagner'schen Methode. Würde nur gerbsaures Rosanilin
niedergeschlagen, so wäre es unmöglich, unter den obwaltenden Umständen die
Endreaction zu erkennen. Da aber gleichzeitig noch gerbsaures Cinchonin als
unlöslich ausgeschieden wird, so verhält sich das zuerst in Lösung verbliebene
gerbsaure Rosanilin gerade so wie das essigsaure Rosanilin; es wird nämlich vermöge
seiner großen Affinität zu organischen Materien das gerbsaure Rosanilin aus seiner
Lösung gleichzeitig mit dem entstandenen gerbsauren Cinchonin niedergerissen, was so
lange eintreten wird, als überhaupt noch gerbsaures Cinchonin gefällt wird. Sind die
letzten Antheile des gerbsauren Cinchonins niedergefallen, so wird neben einer
geringen Menge des nicht ganz unlöslichen gerbsauren Cinchonins zugleich eine
geringe Menge des nicht ganz unlöslichen gerbsauren Rosanilins in der Flüssigkeit
verbleiben und derselben jene schwach röthliche Färbung ertheilen, welche die
Endreaction zu erkennen gibt.
Was nun die praktische Ausführung des von Wagner
angegebenen Verfahrens betrifft, so sind zum leichteren und sicheren Gelingen
desselben gewisse Vorsichtsmaßregeln zu berücksichtigen. Wie dieß schon Wagner in seiner Abhandlung hervorhebt, ist es bei
einiger Uebung leicht, sofort aus der Beschaffenheit des Niederschlags und der
Leichtigkeit, mit welcher er aus der Flüssigkeit sich absetzt, Schlüsse auf das
Stadium der Probe zu ziehen, da der Niederschlag sich um so eher zusammenballt und
die darüber stehende Flüssigkeit um so klarer erscheint, je näher der Punkt kommt,
bei welchem alle Gerbsäure gefällt ist. Von ganz wesentlichem Einflusse in Bezug
darauf, daß dieser Punkt erreicht wird und der Niederschlag in verhältnißmäßig kürzester
Zeit sich absetze, ist nach meinen Beobachtungen die Art und Weise, wie man das
Schütteln der Flüssigkeit bewerkstelligt. Gewöhnlich glaubt man durch tüchtiges
Auf- und Nieder schütteln des Niederschlags in der
Flüssigkeit ein schnelleres Zusammenballen und ein rascheres Absitzen desselben zu
bewirken; allein diese Manipulation bewirkt gerade das Gegentheil; der auf diese
Weise erzeugte Schaum zieht den Niederschlag nach der Oberfläche der Flüssigkeit, so
daß er selbst nach Verlauf von 24 Stunden noch in den oberen Schichten derselben
erhalten wird. Wird dagegen das Umschütteln in horizontaler
kreisförmiger Bewegung bewerkstelligt, so genügt in der Regel ein Zeitraum
von 5–8 Minuten um das Sedimentiren des Niederschlags soweit zu bewirken, daß
die über demselben stehende Flüssigkeit vollkommen klar erscheint und hinsichtlich
ihrer Färbung beurtheilt werden kann.
Da – wie dieß die nachfolgenden Resultate zeigen – von mir sämmtliche
Eichenrinden auch nach dieser Methode untersucht worden, so mußte es mir darum zu
thun gewesen seyn, möglichst rasch ohne Beeinträchtigung der Genauigkeit, welche
diese Methode überhaupt gestattet, zum Ziele zu gelangen.
Indem ich mehrere Auszüge der Eichenrinden neben einander
in Arbeit genommen, habe ich dabei folgendes Verfahren eingehalten:
50 K. C. des Eichenrindenauszuges wurden in einem Kölbchen zuerst mit 2 K. C. der in
einer Quetschhahnbürette befindlichen, mit essigsaurem Rosanilin roth gefärbten
titrirten Lösung von schwefelsaurem Cinchonin versetzt; der in der Flüssigkeit
entstandene Niederschlag wurde auf die vorher beschriebene Weise umgeschüttelt,
alsdann sogleich in ein etwa 1 Zoll weites Reagensrohr gegossen und zum Absitzen
hingestellt. Zugleich wurde von demselben Auszuge eine
zweite Probe gefertigt, indem 50 K. C. desselben mit 4 K. C. des Fällungsmittels,
dann eine dritte Probe mit 6 K. C. des Fällungsmittels, und endlich eine vierte und
fünfte Probe mit 8 und 10 K. C. des Fällungsmittels versetzt wurden. Nach Verlauf
einer Viertelstunde hatten sich sämmtliche Niederschläge in der Flüssigkeit so weit
abgesetzt, daß die Färbung der über dem Niederschlag stehenden Flüssigkeit ohne
Schwierigkeit beurtheilt werden konnte. Will das Absitzen des Niederschlags nur
schwierig von statten gehen, so ist dieß ein Beweis, daß man noch eine größere Menge
des Fällungsmittels anwenden muß. Erscheint z.B. die über dem Niederschlage stehende
Flüssigkeit der beiden ersten Proben gelb gefärbt, ohne
daß eine röthliche Färbung derselben bemerkbar ist, während die über dem
Niederschlage stehende Flüssigkeit der dritten mit 6 K.
C. versetzten Probe
schwach röthlich gefärbt ist, etwa in der Art, wie man beim Titriren mit
Chamäleonlösung die Endreaction zu sehen gewohnt ist, während die vierte mit 8 K. C. des Fällungsmittels versetzte Probe
dagegen verhältnißmäßig tiefer roth gefärbt erscheint, so
würde man in diesem Falle die mit 6 K. C. versetzte als diejenige betrachten, bei
welcher die Endreaction eingetreten ist, und somit sich der Gehalt an Gerbsäure für
die betreffende Rinde mit 6 Proc. ergeben.
Erscheint dagegen die über dem Niederschlag stehende Flüssigkeit der erster en mit 2 K. C. des Fällungsmittels versetzten
Probe noch gelb gefärbt, während die der zweiten mit 4 K.
C. des Fällungsmittels versetzten Probe schon ziemlich stark
roth gefärbt ist, so liegt die Endreaction zwischen der ersten und zweiten Probe. Um hierüber zu entscheiden, werden
alsdann neben einander 50 K. C. des Rindenauszuges mit 2,5 K. C., dann 50 K. C.
desselben mit 3 K. C., dann 50 K. C. mit 3,5 K. C. des Fällungsmittels versetzt, und
nach dem Absitzen des Niederschlags für diejenige Probe die eingetretene Endreaction
angenommen, bei welcher die über dem Niederschlag stehende Flüssigkeit die verlangte
schwach röthliche Färbung zeigt. Auf diese Weise läßt sich, namentlich wenn mehrere
Eichenrinden zur Untersuchung vorliegen, sehr rasch zum Ziele kommen.
Bei den vielfach angestellten Versuchen habe ich die Erfahrung gemacht, daß es
überflüssig erscheint, weniger als 0,2 oder 0,3 K. C. des Fällungsmittels auf einmal
zuzusetzen, da 0,1 K. C. desselben auf die Intensität der Endreaction keinen
bemerklichen Einfluß ausübt.
Insofern entspricht denn auch diese Methode nicht den strengen Anforderungen absoluter Genauigkeit;
aber immerhin stimmen die Resultate mehrfach wiederholter Bestimmungen nahezu
überein, da die Ergebnisse auf höchstens 0,5 Proc. von einander abweichen.
Zuweilen ereignet es sich, daß der Niederschlag sich nur höchst schwierig in der
Flüssigkeit absetzt, was namentlich bei solchen Eichenrinden der Fall zu seyn
scheint, die einen ziemlich hohen Gerbsäuregehalt besitzen und dann eintritt, wenn
die zur Fällung erforderliche Menge des Fällungsmittels noch nicht verwendet worden
ist. Dann fertigt man, wie oben, mehrere Proben und läßt zum Absitzen des
Niederschlags ruhig stehen, bis die über demselben stehende Flüssigkeit völlig klar
geworden ist. Man wählt alsdann zur Anstellung weiterer Versuche diejenige Probe als
Anhaltspunkt, bei welcher die über dem Niederschlag stehende Flüssigkeit vollkommen
klar, durchsichtig und nicht opalisirend erscheint, zugleich aber auch merklich roth
gefärbt ist. Hat man z.B. zu besagter Probe 8 K. C. gebraucht, so bereitet man jetzt
verschiedene Proben,
indem man 50 K. C. des Eichenrindenauszuges mit 7,5 K. C. – zugleich 50 K. C.
desselben mit 7,0 K. C., – 50 K. C. desselben mit 6,5 K. C. u.s.w. des
Fällungsmittels versetzt, und sämmtliche Proben während 24 Stunden der Ruhe
überläßt. Bei derjenigen Probe ist alsdann die richtige Endreaction eingetreten, bei
welcher unter Anwendung der kleinsten Quantität des Fällungsmittels die über dem
Niederschlag stehende Flüssigkeit die gewünschte schwach röthliche Färbung zeigt,
zugleich aber auch vollkommen klar und nicht opalisirend erscheint.
Um zunächst die Frage zu entscheiden, ob in wässeriger Lösung bekannte relative Mengen von Eichengerbsäure nach der von Wagner angegebenen Methode auch sicher und in einer gewissen Grenze der
Genauigkeit angezeigt werden, wurden folgende Versuche ausgeführt:
I. 9,466 Grm. der mit Nr. 82 bezeichneten und bei 100° C. getrockneten
Eichenrinde, deren Gehalt an Gerbsäure bereits nach der Wagner'schen Methode festgestellt und mit 4,74 Proc. ermittelt war, wurden
mit Wasser erschöpft, und die filtrirte Lösung auf 500 K. C. gebracht. Hiervon
wurden 400 K. C. bis zu 250 K. C. eingedampft.
50 K. C. dieser eingedampften Lösung erforderten 8 K. C. schwefelsaure
Cinchoninlösung; mithin sind in denselben 0,08 und in 250 K. C. 0,40 Gerbsäure
enthalten. Da aber 250 K. C. = 7,57 Grm. Eichenrinde entsprechen, so sind in 7,57
Grm. derselben = 0,40 Grm. Gerbsäure, mithin in 100 Theilen 5,28 enthalten.
Statt 4,74 Proc. Gerbsäure wurden demgemäß 5,28 erhalten.
Differenz = 0,54 Proc.
II. 9,221 Grm. der mit Nr. 84 bezeichneten und bei 100° C. getrockneten
Eichenrinde, deren Gehalt an Gerbsäure bereits mit 4,88 Proc. ermittelt war, wurden
wie vorher mit Wasser erschöpft, die filtrirte Lösung auf 500 K. C. gebracht und
hiervon 400 K. C. bis zu 250 K. C. eingedampft; diese entsprechen mithin 7,376 Grm.
Eichenrinde.
50 K. C. dieser eingedampften Lösung erforderten 8,0 K. C. schwefelsaure
Cinchoninlösung; mithin sind in denselben 0,08 und in 250 K. C. = 0,40 Gerbsäure
enthalten. Da aber 250 K. C. = 7,376 Grm. Eichenrinde entsprechen, so sind in diesen
0,40 Gerbsäure, mithin in 100 Theilen = 5,42 enthalten.
Statt der verlangten 4,88 Proc. wurden 5,42 Proc. erhalten.
Differenz = 0,54 Proc.
Hieraus ergibt sich, daß das von Wagner in Vorschlag
gebrachte Verfahren wohl zuverlässige, wenn auch nicht
absolut genaue Resultate liefert.
Es folgen hier die nach diesem Verfahren erlangten Resultate: Sämmtliche Rinden wurden vor
ihrer Verwendung zur Analyse in gröblich pulverisirtem Zustande bei 100° C.
getrocknet, mit Wasser erschöpft und die filtrirte Lösung auf 500 K. C.
gebracht.
Textabbildung Bd. 184, S. 341
Bezeichnung der Rinde; Abgewogene
Menge der bei 100° C. getrockneten Rinde; Anzahl d. verbrauchten K. C. an
schwefelsaurer Cinchoninlösung; Procentgehalt an Gerbsäure
Ich wollte hier meine Arbeit schließen; es schien mir jedoch zur Beurtheilung des
Werthes dieser Methode zugleich von erheblicher Wichtigkeit zu seyn, zu erfahren, ob
die von Löwe in dem wässerigen Auszuge der Eichenrinden
neben der Eichengerbsäure nachgewiesene Pectinsäure durch eine Lösung von
schwefelsaurem Cinchonin von dem nämlichen Gehalte, wie
sie von Wagner zur Bestimmung der Gerbsäure
vorgeschlagen, gleichfalls gefällt werde, indem alsdann die zur Fällung dieser
Stoffe verwendete Quantität der schwefelsauren Cinchoninlösung ebenfalls auf
Gerbsäure berechnet und somit das Resultat zu hoch ausfallen würde.
Zu diesem Zwecke wurden vier verschiedene Sorten der bei 100° C. getrockneten
Eichenrinden, jedesmal 10 Grm. durch Auskochen mit Wasser erschöpft, der Auszug auf
500 K. C. gebracht, hiervon 250 K. C. im Wasserbade verdampft, und der Rückstand in
der nämlichen Weise mit Alkohol extrahirt, wie dieß vorher bei dem Löwe'schen Verfahren beschrieben wurde. Der in Weingeist
unlösliche Antheil wurde in Wasser gelöst, die Lösung
wieder auf 250 K. C. gebracht, und hiervon jedesmal 50 K. C. mit 6 K. C. der nach
der Wagner'schen Angabe bereiteten schwefelsauren
Cinchoninlösung (jedoch ohne essigsaures Rosanilin) versetzt.
Bei zweien dieser Lösungen war selbst nach dreitägigem Stehen kein Niederschlag, aber
ein schwaches Opalisiren der Flüssigkeit wahrnehmbar, während bei den beiden anderen
die Abscheidung eines schwachen Niederschlags eingetreten war, der ganz das Ansehen
von gerbsaurem Cinchonin besaß und keineswegs im Verhältniß zu den Substanzen stand,
welche sich in Lösung befanden.
Hieraus geht wohl schon zur Genüge hervor, daß die in den Eichenrinden enthaltenen
Pectinstoffe durch schwefelsaures Cinchonin nicht niedergeschlagen werden, während
die geringe Abscheidung des entstandenen Niederschlags offenbar von einem schwachen
Gehalte an Gerbsäure herrührt, welcher – wie früher schon angeführt –
nach dem von Löwe angegebenen Verfahren nicht vollständig
aus dem in Alkohol unlöslichen Antheile des eingedampften Eichenrindenauszuges
entfernt werden kann.
Um aber in dieser Beziehung ganz sicher zu gehen und nicht allein das Verhalten des schwefelsauren Cinchonins zu den in der
Eichenrinde neben der Gerbsäure vorhandenen Pectinstoffen kennen zu lernen, sondern
auch die von Löwe ausgesprochene Behauptung bestätigen zu
können, daß letztere, ebenso wie erstere, durch Lösungen von Alaun, Zinnchlorür,
essigsaures Blei-, Eisen- und Kupferoxyd gefällt werden, wurden die Pectinstoffe aus der
Eichenrinde nach der von Löwe angegebenen Methode
dargestellt.
Der möglichst concentrirte wässerige Auszug der Eichenrinde schied beim Vermischen
mit starkem Alkohol eine reichliche Menge eines gallertartigen Niederschlags aus.
Derselbe wurde nach dem Waschen mit Weingeist und Pressen zwischen Leinwand wieder
in wenig destillirtem Wasser gelöst, wieder mit Weingeist gefällt und diese
Operation noch viermal wiederholt. Die erhaltene, noch immer braun gefärbte Gallerte
betrug ungefähr die Hälfte der Quantität, welche bei der ersten Fällung erhalten
worden, und gab die nach der letzten Ausfällung vom Niederschlage abfiltrirte
weingeistige Flüssigkeit auf Zusatz von essigsaurem Eisenoxyd keine schwarze
tintenartige Fällung, sondern einen dunkelbraunen und auf Zusatz von essigsaurem
Bleioxyd einen bräunlichen Niederschlag, was einerseits beweist, daß keine Gerbsäure
mehr gelöst gewesen, andererseits, daß die Gallerte in wässerigem Weingeist nicht
ganz unlöslich ist.
Die Gallerte selbst löste sich in Wasser mit bräunlicher Farbe leicht auf und die
wässerige Lösung erzeugte auf Zusatz von essigsaurem Eisenoxyd ebenfalls keine
schwarze tintenartige Fällung, sondern einen dunkelbraunen Niederschlag. Es ist
demnach auf diese Weise dieselbe möglichst vollständig
von einem Gehalt an Gerbsäure oder gerbsauren Verbindungen befreit worden. Beim
Trocknen schwindet die Gallerte ungemein zusammen. Die bei 100° C.
getrocknete Gallerte besitzt ein gummiartiges Ansehen, ist leicht pulverisirbar und
nunmehr in heißem Wasser nur schwierig und in geringer Menge löslich.
Um zu ermitteln, ob die Pectinstoffe der Eichenrinde selbst dann noch durch die
erwähnten Fällungsmittel niedergeschlagen werden, wenn die wässerige Lösung
derselben auf einen solchen Grad der Verdünnung gelangt ist, in welchem sie sich
durchschnittlich befindet, wenn 10 Grm. der bei 100° C. getrockneten
Eichenrinde durch Kochen mit Wasser erschöpft und die Abkochung auf 500 K. C.
gebracht, wurde eine Lösung dieser Pectinstoffe bereitet, die soviel der bei 100° C. getrockneten Pectinstoffe enthielt, als an
reiner Gerbsäure in 500 K. C. der Abkochung einer
Eichenrinde enthalten sind, wenn letztere nach der Löwenthal'schen Methode 12 Proc. Gerbsäure enthält.
Da, wie bereits erwähnt, die gallertartige Pectinsäure durch das Trocknen bei
100° C. in der Weise modificirt wird, daß dieselbe sich nur schwierig und in
geringer Menge in Wasser wieder löst, so wurde gallertartige
Pectinsäure bei 100° C. getrocknet und die getrocknete Pectinsäure auf die zu lösende
Quantität gallertartiger Pectinsäure berechnet.
0,845 Grm. gallertartige Pectinsäure hinterließen nach dem
Trocknen bei 100° C. = 0,054 Grm. trockener Pectinsäure.
Wenn eine Eichenrinde 12 Procent reiner Gerbsäure enthält, so müssen 500 K. C. ihres
wässerigen Auszuges 1,22 Grm. reiner Gerbsäure enthalten.
Da nun 0,054 Grm. der bei 100° C. getrockneten Pectinsäure 0,845 Grm.
gallertartiger Pectinsäure entsprechen, so entsprechen 1,22 der getrockneten
Pectinsäure 19,07 Grm. der gallertartigen. Es wurden daher 3,81 Grm. gallertartiger
Pectinsäure zu 100 K. C. gelöst.
Andererseits wurde die wässerige Lösung der vorher erwähnten Fällungsmittel von dem
nämlichen Grade der Verdünnung bereitet, wie dieselbe zur Bestimmung der Gerbsäure
von den betreffenden Chemikern in Vorschlag gebracht worden.
So wurden, nach der Angabe von Handtke, 16 Grm. reiner
essigsaurer Eisenoxydlösung von 1,14 spec. Gewicht 16 Grm. krystallisirtes
essigsaures Natron und 8 Grm. einer starken Essigsäure zum Liter gelöst;
ferner: nach der Angabe von Persoz 8 Grm. Zinnchlorür und
2 Grm. Salmiak zu 1000 K. C.;
ferner: nach der Angabe von Gerland 2,611 Grm.
Brechweinstein zu 1000 K. C.;
ferner: nach der Angabe von Fehling 10 Grm. weißer Leim zu
1000 K. C., und da nach der Angabe von Müller das
Absitzen des Niederschlags durch Zusatz von 2,5 Grm. Alaun befördert werden soll, so
wurden 2,5 Grm. Alaun zu 1000 K. C. gelöst;
ferner: nach der Angabe von Wagner 4,523 Grm.
schwefelsaures Cinchonin und 0,5 Grm. Schwefelsäurehydrat zum Liter, und endlich
nach Fleck 1,5 Grm. neutrales essigsaures Kupferoxyd zu
100 K. C. gelöst.
Die so bereiteten Lösungen wurden mit der vorher bereiteten Pectinsäurelösung
versetzt.
Die Lösung des essigsauren Eisenoxyds erzeugte einen starken dunkelbraunen
Niederschlag;
die Lösung des Zinnchlorürs einen starken, braunen Niederschlag;
die des Brechweinsteins keine Reaction, die Flüssigkeit blieb vollkommen klar;
die Leimlösung keine Reaction, vollkommen klare Flüssigkeit;
die des Alauns keine Reaction, vollkommen klare Flüssigkeit;
die des schwefelsauren Cinchonins keine Reaction; die Flüssigkeit blieb vollkommen
klar;
die des essigsauren Kupferoxyds einen kräftigen, braungelben Niederschlag;
Leimlösung dagegen mit Alaunlösung vermischt, erzeugte
sogleich einen kräftigen Niederschlag.
Aus diesen Versuchen geht auf das Evidenteste hervor, daß bei den von Handtke, Persoz und Fehling-Müller angewandten Methoden zur Bestimmung der Gerbsäure
die Pectinsäure gleichfalls mit niedergeschlagen wird, mithin die Resultate mehr
oder weniger zu hoch ausfallen.
Es blieb nun noch die sehr wichtige Frage zu erörtern übrig, ob die in dem wässerigen
Auszuge der Eichenrinde neben der Gerbsäure vorhandenen Pectinstoffe ebenso durch
Chamäleonlösung zerstört werden, wie die Gerbsäure selbst.
Da, wie bereits erwähnt, von Gauhe und Hallwachs nachgewiesen wurde, daß die Methoden von Hammer und Fleck, sowie die
von Fehling-Müller, Handtke und Persoz in ihren Resultaten mit denen nach dem Verfahren
Löwenthal's fast ganz
genau übereinstimmen, so kann der Schluß, daß durch Chamäleonlösung auch
gleichzeitig die Pectinstoffe zerstört werden, im Voraus seine Berechtigung
finden.
Um aber hierüber sicher zu entscheiden, wurde das Löwenthal'sche Verfahren direct auf die aus der Eichenrinde abgeschiedenen Pectinstoffe übertragen,
und ermittelt, wieviel Galläpfelgerbsäure dieselben entsprechen.
Normalgerbsäurelösung: 1 Grm. der bei 100°C.
getrockneten chemischreinen Gerbsäure gelöst zu 1 Liter.
25 K. C. Indigolösung erforderten 29,6 Chamäleonlösung.
25 K. C. Indigolösung + 25 K. C. Normalgerbsäurelösung
erforderten 55,2 K. C. Chamäleonlösung.
25 K. C. Indigolösung + 25 K. C. der oben bereiteten
Pectinsäurelösung, welche in 500 K. C. = 1,22 der bei 100° C. getrockneten
Pectinsäure enthält, erforderten 40,4 Chamäleonlösung.
Hiernach entsprechen 25,6 Chamäleonlösung = 0,025 Grm. chemischreiner Gerbsäure
(Tannin) und 10,8 K. C. Chamäleonlösung entsprechen 0,061 Pectinstoffe.
Berechnet man die Menge der Chamäleonlösung, welche erforderlich ist zur Zerstörung
einer der Gerbsäure gleichen Menge Pectinsäure, so
erhält man für:
0,0250,025
Gerbsäure =Pectinsäure =
25,6 4,4
K. C.K. C.
Chamäleonlösung.
Zur Zerstörung einer bestimmten Quantität Pectinsäure ist folglich der 5,7 Theil der
Chamäleonlösung erforderlich, die zur Zerstörung der nämlichen Menge Gerbsäure
verlangt wird. Oder, was dasselbe ist: der Verbrauch einer gewissen Menge
Chamäleonlösung würde die Gegenwart einer 5,7fachen Menge
Pectinsäure bedingen, während sie nur die einfache Menge reiner Gerbsäure anzeigen würde.
Bringt man dieß in Relation zu der Gesammtmenge der in Wasser löslichen in der Eichenrinde enthaltenen
Substanzen, so gelangt man zu folgenden Resultaten:
Eine Rinde Nr. 73 ergab an in Wasser löslichen Substanzen = 15,3 Proc.; die Titrirung
mit übermangansaurem Kali 9,21 Proc. Gerbsäure, resp. ein 9,21 Proc. reiner
Gerbsäure entsprechendes Gemenge von Pectinsäure und Gerbsäure. Nimmt man an, in der
Rinde seyen nicht 9,21 Proc. reiner Gerbsäure vorhanden, sondern nur 7,90 Proc. +
einer = 1,31 Proc. Gerbsäure entsprechenden Menge Pectinsäure, so muß offenbar, wie
oben nachgewiesen, die Summe beider = 7,90 + 1,31 × 5,7 = 15,36 seyn. Oder
nimmt man an, die Rinde enthalte 7,21 Proc. Gerbsäure + einer 2 Proc. Gerbsäure
entsprechenden Menge Pectinsäure, so wird die Summe beider seyn = 7,21 + 2 ×
5,7 = 18,61.
Da nun die Gesammtsumme an in Wasser löslicher Substanz nur 15,3 Proc. betrug, so
konnte der letztere Fall unmöglich eintreten, somit der bei der Löwenthal'schen Methode durch die Gegenwart der
Pectinsäure verursachte Fehler nur 1,3 Proc. betragen. Demgemäß würden statt der
durch Chamäleonlösung direct angezeigten 9,21 Proc.
Gerbsäure nur 7,90 Proc. in Rechnung zu bringen seyn.
Die mit Nr. 76 bezeichnete Eichenrinde ergab an in Wasser löslichen Substanzen 32
Proc.; beim Titriren mit Chamäleonlösung wurden 19,02 Proc. Gerbsäure erhalten,
resp. ein 19,02 Proc. reiner Gerbsäure entsprechendes Gemenge von Pectinsäure und
Gerbsäure. Nimmt man an, in der Rinde seyen nicht 19,02 Proc. reiner Gerbsäure
vorhanden, sondern nur 16,22 Proc. + einer 2,8 Proc. Gerbsäure entsprechenden Menge
Pectinsäure, so wird die Summe beider seyn = 16,22 + 2,8 × 5,7 = 32,18 Proc.
Nimmt man aber an, die Rinde enthalte 16,02 Proc. Gerbsäure + einer 3 Proc.
Gerbsäure entsprechenden Menge Pectinsäure, so wird die Summe beider seyn = 16,02 +
3 × 5,7 = 33,02, was die Grenze der in Wasser löslichen Substanzen
überschreiten würde, mithin nicht möglich seyn kann. Demgemäß würden statt der durch Chamäleonlösung
direct erhaltenen 19,02 Proc. Gerbsäure nur 16,22
Proc. in Rechnung zu bringen seyn.
Die mit Nr. 84 bezeichnete Rinde hinterließ an in Wasser löslichen Substanzen 26,50
Proc.; ihr Gehalt an Gerbsäure beträgt 13,91 Proc.; nimmt man statt diesem einen Gehalt von 11,21 Proc. Gerbsäure und eine
2,7 Proc. Gerbsäure entsprechende Menge Pectinsäure an, so wird die Summe beider
seyn = 11,21 + 2,7 × 5,7 = 26,60 Proc. an in Wasser löslichen Substanzen.
Würde man dagegen statt 13,91 Proc. Gerbsäure annehmen 10,91 Proc. und eine 3 Proc.
Gerbsäure entsprechende Menge Pectinsäure, so würde die Summe der in Wasser
löslichen Substanzen betragen = 28,0.
So ergab die mit Nr. 43 bezeichnete Rinde 12,6 Proc. an in Wasser löslichen
Substanzen und einen Gehalt an Gerbsäure von 6,30 Procent. In ähnlicher Weise, wie
oben berechnet, entspricht dieser letzteren ein wirklicher Gehalt an Gerbsäure von
4,95 Proc. und an Pectinsäure von 1,35 Proc.; denn 4,95 + 1,35 × 5,7 = 12,64
Proc. an in Wasser löslichen Substanzen.
Uebersichtliche Zusammenstellung der nach
dem Verfahren von Löwenthal, Löwe und Wagner erhaltenen Resultate.
Textabbildung Bd. 184, S. 347
Bezeichnung der Rinde; Löwenthal;
Löwe; Wagner; Zweig; Stamm
Textabbildung Bd. 184, S. 348
Bezeichnung der Rinde; Löwenthal;
Löwe; Wagner; Zweig; Stamm; unt. St.; ob. St.
Textabbildung Bd. 184, S. 348
Ordn.-Nummer;
Haupt-Nummer; Spec.-Num.; Gebirgsart; Exposition; Lage; Höhe über
der Meeresfläche; Geographische; Hessis. Fuß à 1/4 Met.; Länge (östlich);
Breite; Bodenart; Eichenart; Alter des Holzbestandes; Kernwuchs; Stockschlag;
Stamm; unter.; mittl.; ober.; Zweige von Stämmen des bezeichn. Alters; Jahre;
Resultate der Analyse (Procentgeb. an Gerbsäure); nach Löwenthal; nach Wagner;
Oberförsterei; Bunter Sandstein; 5 Proc. nach Süden; Grober, etwas humos. lehm.
Sand mit Steingeröll; Qu. robur; Beerfelden; Basalt. Ebene, Spätfrösten
ausgesetzte Lage; Lehm, mit ziemlich undurchlassendem Untergrund; Qu. ped.;
Langd.; Bunter Sandstein.; Südl. Abdachung.; Humoser, sandiger Lehm.;
Hildesheim.; 5 Pc. nach Süd-Ost.; Humoser Sandboden; 10 Proc. nach Osten;
Grauwacke-Thonschief; Südöstl. Lage; Tiefgründig., guter, fruchtbar.
Lehmbod., gesteinfrei; Nieder-Eschbach; Grauwacke-Sandstein mit
Quarzit und Seracitschiefer; Südöstl. Abhang; Ein wenig tiefgründ., sehr
steiniger, aber fruchtbarer, sandiger Lehmboden; Südwestl. Abhang;
Tiefgründiger, fruchtbarer Lehmboden, gesteinfrei; Grauwacke u. Sandst.; Sanft
nach Südost.; Ziemlich tiefgründ., etwas kiesiger fruchtbarer sandig. Lehmboden;
Grauw. u. Sandst. mit Quarz. u. Seracitsch; Ein mit vielen Steinen gemischter,
aber sehr guter, fruchtb., sandig. Lehmbod; Ziemlich tiefgründig, etwas
kiesiger, fruchtbarer, sandiger Lehmboden; Thonschieferg. d. Taun.; Südöstl.
Neigung.; Kieseliger Thonboden; Ober-Rosbach; Nordwestl. Abhang; Lehmiger
Sandboden; Zum Thonschiefergeb. gehöriges Hügelland; Nördl. Abhang; Sandiger
Lehmboden; Südl. Abhang.; Steiniger, fester Thonbod; Oestl. Abhang; Nördlich;
Thoniger Lehm; Eichelsdorf; Lehmiger Sand; Hirschhorn; Diluvialboden; Lehmiger
Thonboden; Wendelsheim; Diluvium; Gering. nordw. Abh.; Thoniger Lehmboden;
Thoniger Sandboden
Textabbildung Bd. 184, S. 348
Ordn.-Nummer;
Haupt-Nummer; Spec.-Num.; Gebirgsart; Exposition; Lage; Höhe über
der Meeresfläche; Geographische; Hessis. Fuß à 1/4 Met.; Länge (östlich);
Breite; Bodenart; Eichenart; Alter des Holzbestandes; Kernwuchs; Stockschlag;
Stamm; unter.; mittl.; aber.; Zweige von Stämmen des bezeichn. Alters; Resultate
der Analyse (Procentgeh. an Gerbsäure); Jahre; nach Löwenthal; nach Wagner;
Oberförsterei; Diluvium; Geringe nördl. Neig.; circa; Lehmiger Thonboden; Qu.
ped.; Qu. robur; Wendelsheim; Diluvialboden; Südlicher Abhang; Ger. südöstl.
Neig.; Thoniger Sandboden; Deßgl. nördl. Neig.; Ger. nordwestl. Neig.; Thoniger
Lehmboden; Granit; Nach Süden stark abfallend; Steiniger, trockener,
seichtgründiger Lehm; Rimbach; Nach Südw. mäßig abfallend; Zieml. frischer
tiefgründiger Lehm; Lindenfels; Bunter Sandstein; Südöstl. wen. gesch.; Leichter
Sand; Waldmichelbach; Südwestseite; Lehmiger Sandboden; Nordostseite; Lehmiger
Sand u. felsiges Terrain; Nordöstl. Lage; Sand mit Lehm; Quarz; Oestlicher
Abhang; Thon, vorwiegend mit Kiesel vermengt; Bingen; Mombach.; Kalk; Eben, nach
Nord u. West freies Feld; Thonboden mit Sand; Grauwacke; Oestlich; Humoser
Sandboden, mit Lehm gemischt; Oestl. Abhang; Thon, vorwiegend mit Kiesel
gemengt; Südöstlich; Gelber Sandstein. Südl. steile Bergwd.; Etwas lehmiger,
humoser Sandboden; Sandiger Lehm; Wimpfen; 10 Proc. nach Süd.; Humoser, lehmiger
Sand; 30 Proc. nach West; Humoser Sand; Hohe, n. alle Seiten exponirte Freilage;
Wenig humoser Sand, sehr steinicht
Wenn gleich nicht in Abrede gestellt werden kann, daß das Löwenthal'sche Verfahren rasch und leicht ausführbar ist und höchst genau
übereinstimmende Resultate liefert, so können diese dennoch nicht als der wahre Ausdruck für den wirklichen Gehalt an Gerbsäure
einer Eichenrinde betrachtet werden, indem, wie ich nachgewiesen habe, die in der
Eichenrinde neben der Gerbsäure noch vorhandene Pectinsäure gleichfalls zu ihrer
Zerstörung eine gewisse Menge Chamäleonlösung bedingt, welche auf Gerbsäure
berechnet, verhältnißmäßig höhere Resultate liefert, mithin der größte Theil der
verwendeten Chamäleonlösung ebensogut von der Pectinsäure in Anspruch genommen
werden kann, als von einer entsprechenden Quantität wirklich vorhandener Gerbsäure.
Wenn ferner auch aus dem Verhältniß des Procentgehaltes des Rückstandes, welcher
durch Eindampfen eines Eichenrindenauszuges erhalten worden, zu der Menge der
gefundenen Gerbsäure, mit fast vollkommener Sicherheit auf die Menge der
Pectinstoffe geschlossen werden kann, die zugleich als
Gerbsäure bestimmt worden, so bleibt es immerhin im höchsten Grade
auffällig, wie bedeutend die Resultate nach der Methode von Wagner abweichen von denen, welche nach dem Löwenthal'schen Verfahren erhalten wurden.
Faßt man aber in's Auge, welche verschiedene Quantitäten einer und derselben
Chamäleonlösung von gleichen Quantitäten verschiedener
organischer Materien in Anspruch genommen werden – wie dieß evident
aus dem Verhalten gleicher Mengen Gerbsäure und Pectinsäure zu Chamäleonlösung
hervorgeht, – so kann kein anderer Grund der so abweichenden Resultate
Wagner's und Löwenthal's zur Geltung kommen, als
der, daß die Galläpfelgerbsäure, auf welche die
Chamäleonlösung eingestellt wird, von letzterer zu ihrer Zerstörung eine ganz andere Quantität in Anspruch nimmt, als bei ihrer
Einwirkung auf Eichengerbsäure, ebenso wie gleiche
Quantitäten Galläpfelgerbsäure und Pectinsäure sehr verschiedene Mengen einer und
derselben Chamäleonlösung erfordern.
Wollte man dagegen davon ausgehen, die Titrirung eines Bestimmungsmittels für
Eichengerbsäure dadurch festzustellen, daß man die Galläpfelgerbsäure zu Grunde legt, so würde unstreitig das jüngst von Fr.
Schulze in Rostock eingehaltene VerfahrePolytechn. Journal Bd. CLXXXII S.
155. die sichersten Resultate geben, welches darin besteht, daß man sich einer
Leimlösung bedient, und sowohl letztere als auch den Gerbsäureauszug mit soviel
Salmiak sättigt, als sie aufzunehmen vermögen, wodurch der Niederschlag zusammenballt und schnell klar
sedimentirt. Diese Methode verdient dann deßhalb den Vorzug, weil nach meinen
Versuchen die Pectinstoffe weder durch Leimlösung, noch durch Salmiaklösung für
sich, oder durch ein Gemenge beider gefällt werden,
während – wie oben bemerkt – zwar Leimlösung und Alaunlösung jede für
sich die Pectinstoffe auch nicht niederschlagen, wohl aber ein Gemenge dieser beiden
Lösungen.
Wenn nun gleich die Resultate nach dem Verfahren Wagner's nicht denselben Anspruch auf genaue und
scharfe Uebereinstimmung zulassen, wie dieß das Löwenthal'sche Verfahren gestattet, so darf gewiß mit Recht aus den hier
erlangten Ergebnissen der Schluß gezogen werden, daß das Wagner'sche Verfahren in Bezug auf wirklichen Gehalt an Eichengerbsäure der Wahrheit viel näher steht; denn es
ist wohl nicht anzunehmen, daß in einer Eichenrinde, wie dieß bei Nr. 76 der Fall,
19,02 Proc., also beinahe der fünfte Theil ihres Gewichtes an chemisch-reiner
Gerbsäure enthalten ist, während die Resultate von Wagner
wenigstens die Grenze der Wahrscheinlichkeit nicht übersteigen.
Aber auch abgesehen hiervon, bieten die nach dem Wagner'schen Verfahren erlangten Resultate im Allgemeinen eine viel größere
Regelmäßigkeit, die namentlich sehr vortheilhaft und zu Gunsten dieser Methode
hervortritt, wenn man den Gehalt an Gerbsäure berücksichtigt, welcher sich bei
Untersuchung der Rinde des unteren, sowie des oberen Stammes und der Zweige eines und desselben Baumes
ergibt. Die hier unten folgende tabellarische Zusammenstellung gibt sogleich zu
erkennen, daß die Rinde des oberen Stammes etwas mehr Gerbsäure als die des unteren
Stammes, und die der Zweige wiederum mehr als die des oberen Stammes enthält.
Procentgehalt an Gerbsäure nach
Wagner.
Textabbildung Bd. 184, S. 350
Bezeichnung der Rinde;
Procentgehalt nach Wagner; Stamm; Zweig; unt. St.; ob. St.
Textabbildung Bd. 184, S. 351
Bezeichnung der Rinde;
Procentgehalt nach Wagner; unt. St.; ob. St.; Zweig
Nach allen diesen Schlüssen, welche ich aus der vorstehenden umfangreichen
Untersuchung gezogen habe, glaube ich meine Ansicht überwiegend dahin aussprechen zu
müssen, daß – wenngleich die Methode von Wagner
nicht die gewünschte Schärfe und Genauigkeit zuläßt, – sie dennoch als
diejenige zu betrachten ist, welche in Wahrheit dem wirklichen Gehalt an Eichengerbsäure am nächsten kommt, und daß, so lange
nicht eine Methode gefunden ist, welcher dieselben Principien zu Grunde liegen, von
denen das Wagner'sche Verfahren ausgeht, nämlich den
Gehalt an Eichengerbsäure als solche zu bestimmen, man
vorläufig dieser Methode das größte Gewicht beilegen, und
die Werthbestimmung der Gerbmaterialien nach dem Wagner'schen Verfahren ausführen und somit dieses
vorläufig allgemein anwenden möge.
Sämmtliche zum Zweck dieser Untersuchung verwendeten Eichenrinden wurden vermittelst
amtlicher Ausschreiben an die betreffenden Oberförster von Seiten der großherzogl.
hessischen Oberforst- und Domainendirection eingezogen und mir mit der
größten Bereitwilligkeit zur Verfügung gestellt, wofür ich sowohl dieser Behörde,
als auch meinen beiden Assistenten, Herren Dr. Rößler und Clotz, welche mich
bei der Ausführung dieser Arbeit durch ihre Hülfeleistungen auf's Eifrigste
unterstützten, meinen aufrichtigsten Dank hiermit öffentlich ausspreche.
Darmstadt, 23. März 1867.