Titel: | Ueber Rousseau's neue Verbesserungen in der Scheidung des Runkelrübensaftes; von H. Dufrené, Civilingenieur. |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. LXXIII., S. 361 |
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LXXIII.
Ueber Rousseau's neue Verbesserungen in der Scheidung des
Runkelrübensaftes; von H.
Dufrené, Civilingenieur.
Aus den Annales du Génie civil, Februar 1867, S.
128.
Rousseau's neues Verfahren zur Scheidung des
Runkelrübensaftes.
In der Rübenzuckerfabrication ist neuerlich von Rousseau
eine wichtige Vervollkommnung eingeführt worden. Bekanntlich besteht die Scheidung
des durch Auspressen des Rübenbreies erhaltenen Saftes darin, daß man diese
Flüssigkeit in der Siedehitze mit Kalk behandelt. Durch diese Operation werden die
fremdartigen Substanzen allerdings abgeschieden, leider aber veranlaßt gleichzeitig
die Gegenwart des Kalkes bei dieser Temperatur die Entstehung von
unkrystallisirbarem Zucker.
Zur Vermeidung dieses Uebelstandes vertheilt der Erfinder die Saftscheidung auf zwei
verschiedene Operationen. Bei der ersten derselben behandelt er den kochenden Saft
mit gepulvertem Gyps (schwefelsaurem Kalk), wodurch eine sehr reichliche
Schaumbildung hervorgebracht wird. Nach beendigter Reaction ist vollständige
Trennung eingetreten und die Flüssigkeit läßt sich mit Leichtigkeit vollkommen klar
abgießen. Bei der zweiten Operation wird diese geklärte Flüssigkeit der gewöhnlichen
Scheidung unterworfen, welche nun nicht mehr mit den bisherigen Schwierigkeiten
verbunden und auch von den vorhin berührten Uebelständen frei ist – indem ein
großer Theil der schädlich wirkenden fremdartigen Substanzen durch die Behandlung
mit schwefelsaurem Kalk bereits beseitigt worden ist und die eigentliche Scheidung
weder eine so hohe Temperatur, noch eine so lange dauernde Berührung mit dem
Scheidungsmittel mehr erfordert.
Rousseau empfiehlt bei der eigentlichen Scheidung anstatt
der Kalkmilch eine durch Behandlung der geringhaltigen Nachproducte mit Kalk
unmittelbar dargestellte Lösung von Zuckerkalk
anzuwenden. Die Vorzüge eines derartigen Verfahrens liegen klar vor, denn auf diese
Weise wird der ganze Zuckergehalt jener Producte ohne directe Verarbeitung derselben
gewonnen, überdieß aber der geschiedene Saft noch angereichert. Der Kalk, mag er nun
als Kalkmilch oder als Zuckerkalk angewendet worden seyn, wird auf die allgemein
übliche Weise durch Behandeln der Flüssigkeit mit einem Kohlensäurestrom
entfernt.
Diefe Kohlensäure wird in den Zuckerfabriken gewöhnlich durch Verbrennen von Kohks in
dazu bestimmten besonderen Apparaten erzeugt; dadurch erhält man aber natürlich ein
trotz allen Waschungen, denen man es unterwirft, ziemlich unreines Gas. Zur
Erzeugung eines reineren Kohlensäuregases wendet der Erfinder folgendes Verfahren an: er erhitzt
schwefelsauren Kalk (in beliebigem Zustande) mit Holzkohle in Retorten von ähnlicher
Art, wie sie bei der Leuchtgasfabrication gebräuchlich sind; es bildet sich dabei
Kohlensäure, zu deren Reinigung bloßes Waschen mit Wasser genügt, und
Schwefelcalcium, welches durch Rösten wieder in schwefelsauren Kalk umgewandelt
wird.