Titel: | Färbung dünner Metallblätter, opalisirende Glasgefäße und Farbenschimmer auf Zeugdruck; von Otto Reinsch. |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. LXXVI., S. 369 |
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LXXVI.
Färbung dünner Metallblätter, opalisirende
Glasgefäße und Farbenschimmer auf Zeugdruck; von Otto Reinsch.
Nach dem bayerischen Kunst- und
Gewerbeblatt, 1867 S. 70.
Reinsch, über Färbung dünner Metallblätter etc.
Im Verlaufe mehrjähriger Versuche gelang es, Verfahrungsweisen zur Färbung dünn
geschlagener Metallblätter, irisirender Membranen, opalisirender Gefäße und in
prachtvollen Farben schillernder Zeugdrucke, sowohl für wissenschaftliche wie
gewerbliche Zwecke, zu ermitteln, welche hiermit „gemäß höheren
Auftrages“ bekannt gegeben werden.
Die gefärbten dünn geschlagenen Metallblätter, sowie die irisirenden Membranen können
mit besonderem Vortheil für Verschönerung von Papier, Lederarbeiten und Webstoffen
der verschiedensten Art vielfältige Anwendung finden.
Zur Färbung der dünn geschlagenen Metallblätter bedient
man sich des sogenannten Zwischgoldes und des fein geschlagenen Platins. Das
Zwischgold legt man mit der vergoldeten Seite nach oben gekehrt auf den Boden eines
verschließbaren viereckigen Kästchens von 12'' Breite und 2'' Höhe, dessen Deckel in
der Mitte mit einer Glasdurchsicht von 4'' Breite versehen ist, feuchtet dann den
Deckel mit einer sehr verdünnten Schwefelammoniumlösung – von 10 Tropfen in
einer Unze Wasser – an, schließt hierauf das Kästchen, wiederholt nach 6 Stunden die schwache
Anfeuchtung mit concentrirtem Schwefelammonium und fährt hiermit so lange fort, bis
die erwünschten Farben in vollster Schönheit hervorgetreten sind. Diese Färbung
beruht auf einer langsamen und gleichmäßigen Einwirkung des Schwefelwasserstoffs.
Durch öfteres Beobachten hat man es in der Gewalt, die Färbung nach Wunsch Heller
oder dunkler zu machen. Wo es auf große Billigkeit ankommt, kann man auch das
ordinäre Blattgold benutzen, sowie durch Herstellung eigener Metalllegirungen noch
eine große Mannichfaltigkeit dieser Metallfärbungen erhalten. Ist die Färbung
vollendet, so werden die Blätter nach ihren Farbentönen sortirt und zum weiteren
Gebrauch aufbewahrt. Das Bedrucken mit diesen Metallblättern geschieht wie bei
Vergoldungen auf Lederarbeiten durch Grundirung mit flüssigem und bei Webstoffen mit
aufgestaubtem, getrockneten und fein geriebenen Eiweiß mittelst Anwendung stark
erwärmter Buchdruckertypen oder in Messing gravirter Stempel und Platten. Für
naturgeschichtliche Abbildungen und kalligraphische Arbeiten werden die Theile einer
Zeichnung, welche mit diesen Farben geschmückt werden sollen, mit Gummi überzogen,
auf diesen die gefärbten Blatttheilchen gelegt, mit Baumwolle leicht angedrückt und
nach mehrstündigem Austrocknen endlich die nicht befestigten Blatttheilchen mit
einer Sammetbürste beseitigt.
Die Herstellung der irisirenden Membranen geschieht
dadurch, daß man 8 Gewichtstheile käuflichen Collodiums mit 1 Thl. Lavendelöl
versetzt, diese Lösung in einem Glas mit weiter Oeffnung bis zur Syrupconsistenz
verdunsten läßt und alsdann zu ihrem weiteren Gebrauch mehrere Tage lang aufbewahrt,
weil frisch bereitete Lösungen nicht den Glanz und das Feuer der Farben
hervorbringen. Die bezeichnete Lösung wird nun auf eine Wasserfläche in einem
gewöhnlichen Waschbecken von Steingut in mehreren aneinander gereihten Tropfen
aufgetragen. Sobald die Lösung mit dem Wasser in Berührung tritt, dehnt sie sich zu
einer höchst dünnen Membrane aus und zeigt dabei die herrlichsten und beständigsten
Regenbogenfarben. Nach 1/2 Minute berührt man die Membrane mit einem Ring aus
starkem Draht von 5'' Durchmesser, hebt sie mit diesem von der Wasserfläche empor
und stellt sie zum Trocknen auf. Diese Membranen können wegen ihrer bleibenden
Regendogenfarben zu physikalischen Versuchen, zu technischen Zwecken bei Ein-
und Unterlagen für Schmuck- und decorative Gegenstände, feinen Draht-
und Haargeflechten, Spitzen, durchbrochenen Papier-, Leder-,
Horn-, Elfenbein- und Holzarbeiten, Photographien, Bücherdecken etc.
benutzt werden und geben diesen Gegenständen durch ihr lebhaftes Farbenspiel ein
diamantschmuckähnliches Ansehen. Das Durchbrechen der hierzu verwendeten Papier- und Lederobjecte
geschieht mit hochgeschnittenen und mit feinem Amianthpulver eingestaubten
Stahlmatrizen, an welche die Papier- und Ledertheile befestigt und nach
diesem mit einem bleiernen Hammer durchgeschlagen werden. Die Erzeugnisse aus Holz,
Horn, Elfenbein, Schildpatt etc. werden dagegen nach einer gegebenen Zeichnung mit
feinen Laubsägen ausgeschnitten.
Die irisirenden Membranen, welche zum Bedrucken von Papier- und Webstoffen
benutzt werden sollen, müssen zuvor mit einer das Licht stark reflectirenden und
zugleich zerstreuenden Reflexebene versehen werden; dieß geschieht dadurch, daß man
1 Theil Bleizucker in 30 Thlen. Wasser löst, filtrirt, diese Lösung in ein rundes,
1'' tiefes, schwarz lackirtes Blechgefäß von 7'' Durchmesser bringt, über dieses
einen etwas größeren Glastrichter stürzt und letzteren mit einem
Schwefelwasserstoff- oder Phosphorwasserstoff-Entwicklungsapparat
durch eine Kautschukröhre in Verbindung bringt. Sobald das erstgenannte Gas mit der
Bleilösung in Berührung kommt, tritt sogleich die Reaction ein und es bildet sich
ein stark glänzender metallischer Spiegel. Will man aber schnell einzelne Exemplare
dieser Spiegelhäutchen erzeugen, so kann man auch eine Pappdeckelscheibe benutzen,
welche mit einer verdünnten Schwefelammoniumlösung gleichmäßig befeuchtet ist.
– Für die Bleilösung wird, wie bemerkt, ausschließlich das
Schwefelwasserstoffgas, dagegen bei Anwendung von salpetersauren Silber- oder
Goldchloridlösungen das Phosphorwasserstoffgas angewendet. Das erstere Gas wird
durch Uebergießen von Schwefeleisen mit verdünnter Schwefelsäure, das letztere von
Phosphorstückchen mit concentrirter Kalilauge unter bekannten Vorsichtsmaßregeln
dargestellt. Bei allmählicher Erschöpfung des Metallgehaltes der Lösungen müssen die
bezeichneten Metalle ergänzt werden.
Sobald ein spiegelndes Reflexhäutchen durch die Einwirkung des Gases den höchsten
Glanz erreicht hat, was man durch den Glastrichter beobachten kann, wird der
Gasapparat geschlossen und der Trichter beseitigt. Hierauf wird sofort eine kurz
vorher gefertigte Membran behutsam an das Metallhäutchen angelegt. Nachdem die
Adhäsion erfolgt ist, wird die Membran wiederholt getrocknet und die Vorbereitung
derselben ist somit zum Belegen vollendet, wodurch der Perlmutter ähnliche Producte
erhalten werden können. Die Reflexhäutchen von Silber oder Gold eignen sich vermöge
ihrer edleren Beschaffenheit mehr für werthvollere Anwendungen, am vorzüglichsten
für Musterdruck auf glatte Seiden- und Sammetstoffe. Das Belegen mit diesen
Membranen wird dadurch bewirkt, daß man einen gesättigten, hellen Copalfirniß mit
Bleiweiß, Indigo, Ultramarin oder Kienruß anreibt und diese Bindemittel möglichst satt und
gleichmäßig auf in Holz geschnittene Typen mit Druckerballen aufträgt und sodann den
hierzu bestimmten Stoff mittelst Handpresse vordruckt. Dieser Vordruck wird hierauf
mit der metallischen Seite der Membran belegt und dieselbe mit Baumwolle gleichmäßig
angedrückt. Nach vollständigem Austrocknen des Bindemittels werden die nicht
befestigten Membranentheilchen mit weichem Leder oder einer Sammetbürste beseitigt.
Der so erhaltene Druck zeigt die prachtvollsten Farben der Kolibris, der dunkeln
Perlmutter, des Opals und Labradors.
Ein weiteres Verfahren, auch prächtig opalisirende Glasgefäße darzustellen, besteht
darin, daß man sich auf einer Glashütte doppelte Gläser nach irgend einem Modell
anfertigen läßt, z.B. einen Becher oder eine Schale, welche aus zwei Theilen
bestehen und die so aneinander passen, daß nur ein Zwischenraum von der Stärke eines
dicken Papiers übrig bleibt. Der eine Theil eines solchen Gefäßes, welcher als
Einsatz dient, wird mit sehr klarem Eiweiß mittelst eines breiten und feinen Pinsels
überzogen, dann in gelinder Wärme getrocknet, darauf mit einer verdünnten
Silber- oder Goldchloridlösung, ebenfalls mittelst eines sehr feinen Pinsels
gleichmäßig überstrichen und sofort in feuchtem Zustand unter einen Glassturz
gebracht; in diesen wird so schnell als möglich Phosphorwasserstoff hineingeleitet,
bis alle Seiten des Gefäßes gleichmäßig mit dem Metallspiegel überkleidet sind. Ist
dieses geschehen, so stellt man den Gegenstand wiederum zum vollständigen Trocknen
auf und überzieht ihn endlich mit der früher beschriebenen Collodiumschichte oder
auch mit einem farbenspielenden Häutchen, welches man ebenfalls mit verdünnter
Copalfirnißlösung in Terpenthinöl auf Wasser hervorzubringen vermag. Für diesen
Zweck sind natürlich größere Membranen oder Häutchen nöthig; man benutzt zur
Darstellung derselben größere Wassergefäße aus Holz. Nach vollständigem Abtrocknen
der Harz- oder Collodiumschichten werden die beiden Glastheile vorsichtig in
einander geschoben und mit einem sehr dünnen Silber- oder
Goldplaquéreischen verbunden. Für Schmuckgegenstände ist es nur nöthig,
kleine Stückchen von diesen Membranen in doppelte Glaskörperchen einzuschließen.
Ein weiteres Verfahren, welches auch zur Hervorbringung irisirender Erscheinungen auf
Porzellan-, Glas- und Metallwaaren dient, besteht darin, daß man sehr
gut polirte, stark vergoldete oder verplatinirte Porzellan- und
Glasgegenstände oder auch Messing- und Stahlwaaren auf galvanischem Weg
färbt. Man nimmt hierzu nach dem Umfange der Gegenstände entsprechende Bleigefäße,
füllt diese mit einer Lösung von Bleiglätte in starker und kochender Kalilauge und
bringt sodann das Zinkblech eines schwach angesäuerten galvanischen Elements mit diesem Gefäße in
Verbindung. Hierauf nimmt man das zu färbende Object mit einer Pincette, taucht es
in die Flüssigkeit und berührt es mit einem von dem Kupfer- oder
Kohlencylinder ausgehenden Bleidraht so lange, bis die vollste Schönheit der Farben
hervorgegangen ist. – Solche irisirende Gegenstände haben namentlich seit der
Mittheilung des Verfahrens in den Gewerben von Nürnberg und Fürth großen Anklang
gefunden und sind für den Exporthandel daselbst von höchster Bedeutung geworden. Das
Verfahren eignet sich vorzüglich zur Verschönerung von Stahl-,
Messing- und Neusilberarbeiten, und zu reich vergoldeten Glas-,
Porzellan- und Emailerzeugnissen.