Titel: | E. B.Wilson's Puddelofen. |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. LXXXVIII., S. 410 |
Download: | XML |
LXXXVIII.
E. B.Wilson's Puddelofen.
Aus Armengaud's Génie industriel, Februar 1867, S.
86.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Wilson's Puddelofen.
Der American Artizan bespricht in seiner Nummer vom 13.
Juli 1866 eine gegenwärtig im West-Riding von Yorkshire (England) angewandte
Erfindung, welche bei der Stabeisenfabrication eine bedeutende
Brennmaterialersparniß ermöglichen und gleichzeitig alle Unannehmlichkeiten und
Nachtheile des Rauches beseitigen soll.
Der Ingenieur E. B. Wilson hat
nämlich auf dem Hüttenwerke Milton bei Barnsley eine Feuerungsanlage construirt,
welche seit einem Jahre nicht allein bei Dampfkesselöfen in ununterbrochenem
Betriebe steht, sondern auch bei Puddelöfen mit Vortheil angewendet wird. Einer
dieser Oefen leistete, obschon er mit Brennmaterial von nur mittelmäßiger Qualität
betrieben wurde, Ausgezeichnetes, indem er per Stunde
Heizung 123 Kilogr. gab. Gleiche Resultate wurden im Allgemeinen in allen
Hüttenwerken und Werkstätten Englands, in denen das System zur Anwendung gekommen,
erhalten und führten so eine große Ermäßigung der Puddelkosten bei gleichzeitiger
Beseitigung des Rauches herbei.
Der beste Beweis für die mit den neuen Oefen erzielten günstigen Erfolge liegt darin,
daß in manchen Hüttendistricten die bisher angewendeten Oefen nach dem der neuen
Erfindung zu Grunde liegenden Princip abgeändert worden sind und daß der Umbau einer
noch größeren Anzahl derselben in raschem Vorwärtsschreiten ist.
Fig. 32
stellt einen Längendurchschnitt dieser neuen Einrichtung in ihrer Anwendung auf
einen Puddelofen dar.
Das Brennmaterial wird durch die über dem Ofen befindliche Oeffnung K aufgegeben, und fällt auf die schiefen Ebenen E und E', sowie auf die
Bühne M; die Oberfläche dieses Brennmaterials bildet
dann einen Winkel, den man als „Ruhewinkel“ (angle de repos) bezeichnen könnte. Die Vorderseite des
Ofens ist mit Platten bekleidet und mit einer Thür c
versehen; die Luft tritt am unteren Ende der Platte P
ein; ihre Richtung wird durch die Pfeile in der Abbildung deutlich bezeichnet. Ein
bedeutender Antheil dieser Luft dringt durch den verticalen Rost g, welcher die Last des Brennmaterials nicht zu tragen
hat, hindurch. Die schiefen Ebenen E und E' sind nur an den Stellen wo die Luft mit dem
Brennmaterial zusammentrifft, durch eine Bekleidung von feuerfestem Thon geschützt;
denn alle übrigen Theile dieser Ebenen scheinen von der Hitze gar nicht zu leiden,
da sie sehr lange ihren Dienst leisten, ohne sich im Geringsten durch das Feuer
angegriffen zu zeigen.
Obgleich der Rost g mit einer Masse von glühendem
Brennmaterial in Berührung ist, so bleibt er doch verhältnißmäßig kalt; ein in die
Nähe der Stäbe dieses Rostes gebrachter Keil von weichem Holze zeigte sich, nachdem
er längere Zeit der Hitze ausgesetzt gewesen war, nur sehr wenig verkohlt.
Die mit dem Puddelraum communicirende Feuerbrücke p hat,
wie aus der Abbildung ersichtlich ist, die gewöhnliche Form.
Der Zutritt der Luft zum Brennmaterial kann durch eine Seitenthür h nach Belieben regulirt werden. Die Schlacken oder
Cinders fallen auf die Bühne M und können durch die Thür
o ausgezogen werden.
Die Kohle verbrennt allmählich, ohne daß die Luftzuführungscanäle sich verstopfen
können, und das frisch aufgegebene Brennmaterial fällt niemals auf die Oberfläche
der brennenden Masse, wie dieß bei den gewöhnlichen Feuerungen der Fall ist. Erst
verbrennen alle aus dem Brennmaterial entwickelten Gase, und dann die festen
Bestandtheile desselben, so daß ein Verlust nicht stattfinden kann.