Titel: | Ueber die colorimetrische Kupferprobe; von Gustav Bischof jun. in Bonn. |
Autor: | Gustav Bischof [GND] |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. XCIII., S. 433 |
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XCIII.
Ueber die colorimetrische Kupferprobe; von
Gustav Bischof
jun. in Bonn.
Mit Abbildungen.
Bischof, über die colorimetrische Kupferprobe.
Abgesehen von den dem Kupfer manchmal beigemengten Metallen, welche, wie bekannt, die
colorimetrische Probe ungenau und selbst unausführbar machen, hängt deren
Genauigkeit von der Schärfe ab, mit welcher man die zu bestimmende ammoniakalische
Lösung mit einer Normallösung zu vergleichen im Stande ist. Macht man die
Vergleichung, wie bisher meist gebräuchlich, gegen ein Fenster gewendet, so stört
der häufig mehr oder weniger gefärbte Hintergrund, einseitiges, oder manchmal
momentan wechselndes Licht u.s.w., so daß eine genügende Schärfe nicht zu erzielen
ist. Keine der bisher vorgeschlagenen Modificationen der colorimetrischen Probe,
soweit mir dieselben bekannt geworden sind, genügten mir in dieser Hinsicht, so daß
ich mir den nachfolgend beschriebenen einfachen Apparat anfertigte.
Fig. 1., Bd. 184, S. 433
Fig. 1 stellt einen viereckigen hölzernen Kasten
dar, von oben gesehen nach Abnahme des Deckels, im Inneren 260 Millimet. lang,
und 150 Millimet. hoch und breit. Derselbe hat in der Mitte der einen schmalen
Seite eine kleine Oeffnung a mit einem
trichterförmig erweiterten Ansatz b, an welchen sich
das Auge gut anlegen kann.
Fig. 2., Bd. 184, S. 433
Gegen die Mitte hin ist eine Scheidewand c angebracht, in Fig.
2 in der Vorderansicht dargestellt, bestehend aus einem hölzernen
Rahmen, auf welchen ein mit 2 Millimet. breiten und 10 Millimet. langen Spalten
e, e versehenes Zinkblech d, d genagelt ist. f, f ist ein
Holzklötzchen mit zwei Vertiefungen g, g, zur
Aufnahme der später erwähnten Proberöhren bestimmt. Die Spalten e, e sind so angebracht, daß zwei von a durch den Mittelpunkt derselben gezogene gerade
Linien in ihrer Verlängerung durch den Mittelpunkt dieser Proberöhren gehen. Bei
h ist der Kasten mittelst eines mit feiner
Pausleinwand überzogenen Holzrahmens Fig. 3
verschlossen.
Soweit der Gesichtskreis reicht, wenn man durch b und g, g hindurchsieht,
ist außerdem ein Papierstreifen horizontal in dem Rahmen befestigt, in Fig.
3 durch die schraffirten Linien angedeutet. Fig.
4 ist der zu dem Kasten gehörige Deckel.
Fig. 3., Bd. 184, S. 434
Um den Gehalt an Kupfer mittelst dieses Apparates zu bestimmen, fertige ich eine ammoniakalische Muster- oder
Normal-Kupferlösung an, die auf je 2 Kubikcentimeter 1 Milligramm Kupfer
enthält und fülle dieselbe in eine im Inneren 22 Millimeter weite, oben in eine
feine Spitze ausgezogene Proberöhre von dünnem weißem, Glase, welche dann
zugeschmolzen wird. Einige oben offene Proberöhrchen von derselben Weite wie die
vorstehende, dienen zur Aufnahme der zu bestimmenden ammoniakalischen
Kupferlösungen.
Fig. 4., Bd. 184, S. 434
Da sowohl ein zu großer als ein zu geringer Zusatz von Ammoniak die Genauigkeit
der Kupferbestimmung beeinträchtigt, sollten die Lösungen im Anfange mit
concentrirtem Ammoniak neutralisirt oder schwach alkalisch gemacht, und dann mit
etwa 10 Procent Ammoniak haltendem destillirtem Wasser verdünnt werden; später
gewöhnt man sich leicht, den richtigen Zusatz von Ammoniak durch den Geruch zu
entscheiden.
Nachdem die zu bestimmende ammoniakalische Kupferlösung annähernd durch Verdünnung
der Probelösung gleich gebracht worden, werden die beide enthaltenden Proberöhrchen
durch g, g,
Fig. 4, in den gegen ein Fenster gerichteten Apparat
gestellt. Nach wenigen Augenblicken erhält man dann, wenn das Auge fest an b angelegt wird, ein sehr bestimmtes Bild von dem
Farbenunterschiede in beiden Proberöhren. Ist die zu bestimmende Lösung noch
deutlich stärker gefärbt, so setzt man die Verdünnung fort. Wenn endlich die
Farbenunterschiede sehr gering werden, macht man beide Proberöhren durch aufgesetzte
Gummikappen unkenntlich und verwechselt sie in der Hand, so daß man also nicht mehr
weiß, welche die zu bestimmende, und welche die Normalflüssigkeit enthält. Kann man
auch dann keinen Unterschied mehr in der Weise wahrnehmen, daß man mehrmals
hintereinander dieselbe Proberöhre für stärker gefärbt
hält, so hat man nur noch die Flüssigkeit zu messen, von welcher also jede 2 K. C.
einem Milligramm Kupfer entsprechen.
Für den Fall, daß man mit der Verdünnung der zu bestimmenden Lösung zu weit geht, ist
es zweckmäßig, sich eine Lösung von reinem Kupfervitriol zu bereiten, und den Gehalt an Kupfer in
einem Tropfen derselben in der Weise zu bestimmen, daß man aus einer für diesen
Zweck immer beizubehaltenden Pipette einige Tropfen ausfließen läßt und analysirt.
Durch Zutröpfeln von diesem Kupfervitriol und demnächstiges Abziehen desselben von
dem ganzen gefundenen Kupfer kann man dann gleichsam zurücktitriren, bis eine
Uebereinstimmung mit der Normalflüssigkeit erzielt ist.
Noch ist zu erwähnen, daß man unter keinen Umständen aus einer gleichen
Farbenintensität, wenn beispielsweise die zu bestimmende ammoniakalische Lösung in
das Grünliche sticht, auf den Gehalt an Kupfer schließen darf, sondern die
Normallösung und die zu bestimmende müssen genau
übereinstimmen. Eine solche grünliche Färbung habe ich unter Anderem beobachtet, als
nur concentrirtes Ammoniak zu einer Kupferlösung gesetzt wurde, während ein anderer
Theil derselben Kupferlösung, mit verdünntem Ammoniak versetzt, die richtige
charakteristische blaue Färbung erhielt.
Das Princip des Apparates ist klar. Der dunkle Raum, durch welchen man in einen
zweiten sieht, in dem sich ein immer gleichbleibendes zerstreutes Licht befindet,
der beschränkte Gesichtskreis, der den Hintergrund bildende weiße Papierstreifen,
welcher die Färbung der ammoniakalischen Lösung gleichsam etwas verkörpert
erscheinen läßt, Alles bietet die günstigsten Bedingungen, um die Beobachtungen mit
großer Schärfe auszuführen, und, wenn die angeführten Vorsichtsmaßregeln beobachtet
werden, bei einiger Uebung äußerst genaue Resultate zu erzielen. Bei vergleichenden
Bestimmungen habe ich beispielsweise Resultate wie 5,13 und 5,14 häufig
erhalten.Da der beschriebene colorimetrische Apparat vielleicht Manchem erwünscht seyn
dürfte, so habe ich die Fabrik chemischer Producte und Apparate des Hrn. Dr. L. C. Marquart in
Bonn veranlaßt denselben herzustellen, und wird er von dieser Firma zu circa 3 Thlr. in recht hübscher Ausstattung
complet zu beziehen seyn.
Der Apparat dürfte übrigens auch zu mancherlei anderen Zwecken, bei denen es auf
Hervorbringung einer bestimmten flüssigen oder löslichen Farbennuance ankommt, gute
Dienste leisten.