Titel: | Verfahren zum Präpariren und Conserviren von Fleisch und von Gemüsen etc. als Nahrungsmitteln; von Dr. Arthur Hill Hassall in London. |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. XCVII., S. 448 |
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XCVII.
Verfahren zum Präpariren und Conserviren von
Fleisch und von Gemüsen etc. als Nahrungsmitteln; von Dr. Arthur Hill Hassall in London.
Aus der Chemical News, vol. XIV p. 226; November
1866.
Hassall's Verfahren zur Darstellung von Fleisch- und
Gemüsemehl.
Nach diesem Verfahren, welches dem (als Mikroskopiker rühmlich bekannten) Erfinder am
15. Februar 1866 patentirt wurde,
werden die magersten Rindkeulen oder andere magere Stücke von Rind- und
anderem Fleische zunächst von allen Knochen, Sehnen etc., sowie von allen sichtbaren
Fetttheilen befreit, in Stücke von ungefähr einem Zoll Durchmesser geschnitten, und
diese dann mittelst einer Wurst- oder Wiegmaschine fein gewiegt, worauf sie
in möglichst dünnen Lagen in durchbrochenen Trögen oder auf Hürden aus galvanisirtem
Eisen ausgebreitet werden, was entweder durch Handarbeit, oder durch einen an der
Mündung der Wurstmaschine angebrachten Vertheilungsapparat verrichtet wird. Diese
Hürden werden dann in eine durch Dampf oder durch heiße Luft erwärmte Trockenkammer
gebracht, in der das Fleisch den größten Theil seines Wassergehaltes verliert und
einen mürben, zerreiblichen Zustand annimmt. Es muß sorgfältig darauf gesehen werden, daß das
Trocknen bei einer Temperatur geschieht, welche niedriger ist als die, bei welcher
das Eiweiß gerinnt. Das trockene Fleisch wird dann auf einer zweckentsprechend
eingerichteten Mühle fein gemahlen und hernach durch Siebe geschlagen oder mittelst
einer Beutelmaschine durchgebeutelt, wodurch man ein sehr schönes
„Fleischmehl“ erhält.
Dieses Fleischpulver oder Fleischmehl wird nun einem nochmaligen Trockenprocesse
unterworfen, durch den die im Fleisch noch enthaltenen Antheile Wasser vollständig
oder doch beinahe vollständig verjagt werden. Es ist zu empfehlen, den größeren
Theil des Pulvers, ungefähr zwei Drittel desselben, bei einer unter dem
Gerinnungspunkte des Eiweißes liegenden, den Rest aber bei einer höheren Temperatur,
etwa bei 71° C. zu trocknen; beide Portionen werden dann innig mit einander
gemengt. Durch dieses Verfahren erhält das Fleischpulver einen größeren
Wohlgeschmack, als wenn das Ganze bei der gedachten niedrigen Temperatur getrocknet
würde. Für manche Zwecke kann man aber auch das ganze Pulver zum zweiten Male
entweder bei der niedrigeren, oder bei der angebenen hohen Temperatur trocknen, und
zwar, falls es zu Zwieback verwendet werden soll, bei der ersteren, und wenn man es
zur Anfertigung von Pastillen oder harten Kuchen benutzen will, bei der
letzteren.
Nach dem ersten Mahlen bleibt ein Theil des gemahlenen Fleisches im Siebe oder in der
Beutelmaschine zurück und wird zum zweiten, ja selbst noch zum dritten Male
gemahlen, wodurch neue Mengen von Fleischmehl erhalten werden; aber es bleibt auch
dann noch immer ein faseriger Rückstand, welcher zum größten Theile aus Gelatine
besteht und von den membranösen (den leimgebenden) Geweben des Fleisches herrührt.
Dieser Rückstand wird in einer zum Mahlen faseriger Substanzen besonders
eingerichteten Mühle gemahlen oder einer Temperatur ausgesetzt, welche über dem
Gerinnungspunkte des Eiweißes liegt; dadurch wird auch dieser Antheil zerreiblicher,
so daß er sich mahlen und sieben läßt. Das dadurch erhaltene Pulver wird mit dem
übrigen Fleischmehle vermengt.
Auf gleiche Weise, bei einer niedrigen, meist unter dem Gerinnungspunkte des Eiweißes
liegenden Temperatur werden auch verschiedene Gemüse etc., z.B. Möhren, rothe Rüben, Sellerie, Zwiebeln, Suppenkräuter
etc. getrocknet, gemahlen und durch feinmaschige Siebe geschlagen, wodurch man ein
„Gemüsemehl“ erhält.
Soll das Fleischmehl zur Bereitung von Bouillon benutzt
werden, so wird es mit etwas Salz versetzt; will man es zur Bereitung von Kraftsuppen benutzen, so setzt man die erforderliche
Menge von den auf die
oben angegebene Weise präparirten und gleich dem Fleische in feines Pulver
verwandelten Gemüsen und Würzen hinzu, so daß man dann nur das Ganze mit der
nöthigen Wassermenge an das Feuer zu setzen und einige Minuten aufwallen zu lassen
braucht, um sofort eine fertige Suppe zu haben. – Das Fleischmehl kann auch
ferner zur Darstellung eines Fleischcacao's oder einer Fleischschocolate, zur Fabrication von Fleischzwieback, und mit einer mehlhaltigen Substanz innig gemengt, als
Nahrungsmittel für Kranke und Reconvalescenten benutzt werden.
Mittelst des im Vorstehenden beschriebenen Verfahrens wird ein Präparat erhalten,
welches sich, ohne im mindesten zu leiden, sehr lange aufbewahren läßt und es werden
durch dasselbe Fleischtheile verwerthet, welche bei der gewöhnlichen Bereitungsweise
von Bouillon, Kraftbrühen und Suppen weggeworfen werden oder doch wenigstens
unbenutzt bleiben. Gleichzeitig wird durch diese Präparationsmethode das Fleisch in
einen solchen Zustand versetzt, daß die aus ihm bereiteten Bouillons und Suppen viel
nahrhafter sind als die auf gewöhnliche Weise bereiteten. Endlich ist auch der
Vortheil nicht gering anzuschlagen, daß das auf obige Weise präparirte Fleisch beim
Essen nicht gekauet zu werden braucht, also auch ohne jede Beschwerde von Individuen
mit schadhaften Zähnen, überhaupt von alten und schwachen Personen genossen werden
kann.