Titel: | Ueber die Anordnung von Blitzableitern für Pulvermagazine; nach einem von Akademiker Pouillet in Paris erstatteten Berichte dargestellt und mit Anmerkungen versehen von C. Kuhn in München. |
Autor: | Carl Kuhn [GND] |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. XCIX., S. 461 |
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XCIX.
Ueber die Anordnung von Blitzableitern für
Pulvermagazine; nach einem von Akademiker Pouillet in Paris erstatteten Berichte dargestellt
und mit Anmerkungen versehen von C.
Kuhn in München.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Kuhn, über Pouillet's Instruction betreffend die Anordnung von
Blitzableitern für Pulvermagazine.
Einem vom Kriegsminister an die kaiserliche Akademie der Wissenschaften zu Paris
mittelst Schreibens vom 27. October 1866 ergangenen Auftrage zufolge, eine
Instruction für die Herstellung von Blitzableitern für Pulvermagazine in eingehender
Weise zu bearbeiten, wurde neuerdings eine akademische Commission niedergesetzt,
welche die schon so oft zur Sprache gekommene Angelegenheit der Blitzableiter näher
zu würdigen und für den gedachten Zweck gründlich zu erledigen hat. Die von der
Commission vorgeschlagenen reglementären Bestimmungen wurden von ihrem
Berichterstatter in der Sitzung vom 14. Januar d. J. der Akademie mitgetheiltComptes rendus, t. LXIV p. 80; 14. Jan. 1867., und wir finden nun in diesen SitzungsberichtenComptes rendus, t. LXIV p. 102; 31. Jan. 1867. außer den aufgestellten Instructionen eine präcise und fachgemäße
Auseinandersetzung der Grundlagen, auf welche man vorzugsweise die Einrichtung von
Blitzableitern zu basiren hat. Bei ihren Untersuchungen waren es namentlich die
vielfachen Documente, welche ihr einerseits vom Kriegsminister selbst zu diesem
Zwecke anvertraut, dann von einem ihrer Mitglieder, dem Marschall Vaillant, bezüglich solcher Pulvermagazine, die nicht in
unmittelbarer Nähe von unterirdischen Gewässern sich befinden, mitgetheilt wurden,
andererseits waren es die die Geschichte der Blitzableiter für Pulvermagazine
gleichsam repräsentirenden Berichte der älteren Commissionen, welche die
gegenwärtige Commission wie bei früheren ähnlichen Gelegenheiten auch jetzt wieder
als wesentliche Ausgangspunkte der Erfahrung wählte.
Obgleich wir diesen Gegenstand bereits im Jahre 1859 einer eingehenden Bearbeitung
unterworfen und bei mehreren Gelegenheiten hierüber in diesem Journale die nöthigen
Erörterungen niedergelegt haben, die dem Wesen nach durch den Bericht der genannten
Commission ihre Bestätigung finden konnten, so halten wir es um so mehr für
angemessen, nicht bloß die neuen, von der französischen Commission vorgeschlagenen
Instructionen, sondern auch das Wesentliche der von ihr hierüber aufgestellten
theoretischen Ausgangspunkte hier in Kürze vorzuführen, als gerade die französische
Akademie zur Entwickelung und endgültigen Erledigung der in Rede stehenden
Angelegenheit bis jetzt sicherlich die gründlichsten Beiträge und Aufschlüsse
geliefert hat.
Die vorliegende Instruction theilt sich in drei Hauptartikel, von denen der erste
(§. I) die allgemeinen Grundsätze, auf welche die Einrichtung eines jeden
Blitzableiters basirt ist, der zweite (§. II) die
Constructions-Principien für Blitzableiter überhaupt, der dritte (§.
III) endlich die speciellen Anordnungen für die Anlegung eines Blitzableiters bei
Pulvermagazinen enthält.
Da die theoretischen Grundlagen, welche die akademische Commission hier niederlegt,
im Wesentlichen dasselbe besagen, was wir bei früheren Gelegenheiten schon in
ausführlicher Weise erörtert habenHandbuch der angewandten Elektricitätslehre von C. Kuhn, Leipzig bei Voß, 1866, §.
23, 24 und 27; dann (im Auszuge) polytechn. Journal Bd. CLV S. 274, Bd. CLXVII S. 115, Bd. CLXXXII S. 291., so dürfte es ausreichen, die in unserer vorliegenden Quelle enthaltenen
Hauptpunkte nur kurz zu berühren. Von der Annahme ausgehend, daß die Gewitterwolken
nichts anderes sind als gewöhnliche Wolken, welche mit einer großen Quantität von
Elektricität geladen sind, wird gezeigt, daß das, was wir einen Blitzschlag nennen,
sich von den in der Atmosphäre während der Gewitter vorkommenden
Blitzeserscheinungen bloß dadurch unterscheidet, daß, während diese den Act der
Ausgleichung der ungleichnamigen elektrischen Ladungen zwischen Gewitterwolke und
anderen von dieser durch Influenz elektrisirten Wolkenmassen bezeichnen, bei einem
eintretenden Blitzschlage die Erde oder vielmehr ein Theil der Erdoberfläche der von
der elektrisirten Wolke influencirte Leiter sey, an welchem die mit der Ladung der
Wolke ungleichnamige Elektricität gegen die Wolke angezogen, die gleichnamige aber
vermöge der gegenseitigen Abstoßung der gleichartigen Ladungen gegen die abgewendete
Seite der Erdoberfläche zurückgedrängt werde. Hierbei müsse aber wohl beachtet
werden, daß vor allem eine derartige Influenz (gegen den betreffenden Theil der
Erdoberfläche nämlich) von einer Gewitterwolke ausgeübt werden kann, selbst wenn
diese in einer Höhe von mehreren Kilometern über der Erde sich befindet, und daß sich
ferner eine solche Influenz, die einen Blitzschlag zur Folge haben soll, nur auf
gute Leiter, die in oder an der Erde sich befinden, erstrecken müsse, also
namentlich auf Metallmassen, Wasser, sehr feuchten Boden u.s.w. Es müsse aber dabei
ferner besonders hervorgehoben werden, daß die Erdoberfläche in ihrem gewöhnlichen
Zustande, obgleich sie in diesem für unsere Elektrisirmaschinen einen genügenden
Ableiter als sogenanntes „réservoir
commun“ bilde, die Rolle eines solchen von Seite der Wolke
influencirten Leiters nicht einnehmen könne; in dieser Beziehung müsse sie als ein
schlechter Leiter betrachtet werden, der unter den vorliegenden Umständen nur eine
sehr geringe Influenzfähigkeit besitzt. Nicht die Erdoberfläche in ihrem
gewöhnlichen, trockenen Zustande, die je nach der geologischen Formation auf
schlechten oder guten ausgedehnten Leitern ruht, sey es, welche diese Influenz
erfährt, sondern die letzteren, also eigentlich die unterirdische Wasserstrecke (la nappe souterraine), die selbst wieder in der
verschiedenartigsten Weise mit den Flüssen, Strömen und selbst mit dem Meere in
Zusammenhang steht, müsse als das gemeinschaftliche Reservoir der gegen die Erde
sich entladenden Wolken, also auch nothwendigerweise als das Reservoir unserer
Blitzableiter, welche solche Entladungen zu vermitteln haben, betrachtet werden. Es
müsse also wohl beachtet werden, daß die an der Erdoberfläche befindlichen Objecte,
wie Gebäude, Bäume, lebende Wesen u.s.w., die im Allgemeinen nur einen geringen Grad
von Influenzfähigkeit haben, wenn sie vom Blitze getroffen werden, bloß als
Zwischen- oder eingeschaltete Leiter, welche mit der unterirdischen
Wasserstrecke in nächster Communication stehen, betrachtet werden können: nur unter
diesen Umständen sind sie der von der unterirdischen Wasserschichte angenommenen
Influenz ausgesetzt; zur Entstehung dieser Influenz (also auch zur Entstehung des
Blitzschlages) können sie also nichts beitragen, hingegen bestimmen solche Objecte
die Bahn, welche die Blitzeserscheinung an der Erdoberfläche nimmt, um die
Ausgleichung mit der Ladung an der unterirdischen Wasserstrecke auf dem Wege des
kürzesten Leitungswiderstandes zu vermitteln. Wenn wir also nur die beiden Stellen
im Auge behalten, an welchen bei einem eintretenden Blitzschlage die elektrischen
Ladungen von größter Dichte angehäuft sich befinden, und von denen die eine an der
Gewitterwolke sich befindet, die andere aber an einem mit der unterirdischen
Wasserstrecke in leitender Verbindung stehenden Punkte der Erdoberfläche gesucht
werden muß, und zwischen welchen beiden Stellen allein nur der eigentliche Blitz,
der gegen die Erde einschlägt, zu Stande kommt, so müssen wir uns, wenn wir die eben
erwähnten Grundprincipien festhalten, über die Richtung und die Erscheinungen bei einem
jeden Blitzschlage vollständigen Aufschluß zu geben im Stande seyn, mögen diese
Erscheinungen bezüglich ihrer Qualität oder in Beziehung auf die Zerstörungen und
Wirkungen, welche sie begleiten, in noch so sonderbarer Weise und selbst verwickelt
für den Beobachter auftreten. Jene principiellen Ausgangspunkte seyen es daher ganz
allein, welche wir bei der Anlegung eines Blitzableiters zu berücksichtigen haben;
letzterer bildet nämlich den Leiter, welcher die Ausgleichung der ungleichartigen
elektrischen Ladungen zwischen Wolke und Erde auf dem Wege des kürzesten
Leitungswiderstandes zu vermitteln hat. Ein Blitzableiter ist also nichts anderes
als ein guter, ununterbrochener Leiter, dessen unterstes Ende in großer Ausdehnung
mit der unterirdischen Wasserstrecke in Communication stehen muß, und dessen
oberstes Ende weit genug über das Gebäude hervorragt, für dessen Schutz er bestimmt
ist. Ein Entladungsstrom unserer elektrischen Batterien kann einen feinen Eisendraht
von mehreren Metern Länge schmelzen; eine Blitzesentladung kann einen Draht von 100
Met. Länge, wie solche bei Glockenzügen u. dgl. verwendet werden, schmelzen; so
wurde bekanntlich die Leitungskette des Blitzableiters am Packetboote
„New-York“ im Jahre 1827 durch einen Blitzschlag
geschmolzen und in Stücke zertheilt bei einer Länge von 40 Metern und aus einem
Drahte von 6 Millimetern Durchmesser. Hingegen ist kein Fall bekannt, in welchem ein
quadratischer Eisenstab von einigen Metern Länge, dessen Querschnitt 15 Millimeter
Seite oder 225 Quadratmillimeter Inhalt hat, jemals zum Rothglühen oder gar zum
Schmelzen gebracht worden ist. „Für die Leitung an unseren Blitzableitern
nehmen wir daher einen solchen Eisenstab, dessen Querschnitt 15 Millimet. Seite
hat, und aus solchen Eisenstäben wird daher auch die ganze Leitung
zusammengesetzt.“ Bei der Ausleitung des Blitzableiters in den Boden
sey es „die wesentliche und absolut nothwendige Bedingung,“ die
Communication mit der unterirdischen Wasserstrecke herzustellen, und selbst wenn
diese in einer Entfernung von mehreren Kilometern gesucht werden müßte; hingegen sey
es dabei ganz gleichgültig, ob man die Leitung auf geradlinigem oder krummlinigem
Wege etc. aufsuche. Wichtig ist es nun zu hören, in welcher Weise sich die
Commission bezüglich der Principien für die Anordnung des oberen Theiles, der Spitze
der Auffangstange nämlich, ausspricht. Von den erwähnten Influenzwirkungen
ausgehend, habe man sich nämlich die eigenthümlichen Vorgänge in einem (natürlich
tadelfreien) Blitzableiter so vorzustellen, daß zunächst die an der unterirdischen
Wasserstrecke durch Influenz angehäufte (mit derjenigen der Wolke ungleichnamige)
Elektricität auf das hier eintauchende Ende der Leitung übergehe und mit ungemein großer
Geschwindigkeit längs der ganzen Leitung sich verbreite und an der Spitze des
Blitzableiters sich ansammle. Geht also die Auffangstange in eine feine, scharfe
Spitze von Gold oder Platin aus, so wird hier in Folge der gegenseitigen Anziehung
der Ladungen zwischen Gewitterwolke und Spitze gegen die Luft, die ein schlechter
Leiter ist, ein bedeutender Druck ausgeübt, und die Elektricität entweicht in
Büschelform, welche bei Nacht wahrgenommen wird; die Divergenz der Lichtbüschel
vermindert sich in dem Maaße, als sie von der Spitze sich entfernen und werden
selten auf eine Länge von 15 bis 20 Centimetern wahrgenommen, und da nun hierdurch
die Luft in stark elektrisirten Zustand versetzt wird, so kann man nicht zweifeln,
daß diese von der Spitze mit einer starken Ladung versehenen Luftpartikeln vermöge
der genannten gegenseitigen Anziehung bei Windstille bis zur Wolke transportirt
werden, um so ihre Ladung zu neutralisiren. „Diese Neutralisirung nun ist
es, welche man die preventive Wirkung des Blitzableiters nennt.“ Eine
goldene und selbst eine Platinspitze – wenn auch letztere einen höheren
Schmelzpunkt besitzt – kann hierbei abgeschmolzen werden, so daß vielleicht
nur noch ein kleiner Gold- oder Platinknopf zurückbleibt. Selbst wenn nun
hierdurch auch die preventive Wirkung des Blitzableiters ganz verloren gegangen
wäre, so würde er dennoch seine schützende Wirkung für das Gebäude ganz und gar
beibehalten, wenn seine Anordnung nur die beiden wesentlichsten Bedingungen erfüllt,
nämlich: wenn seine Leitung nirgends eine Lücke oder Unterbrechung besitzt, und sein
unterstes Ende in gehöriger Ausdehnung mit der unterirdischen Wasserstrecke in
Communication steht. Uebrigens habe hierbei, wenn die Spitze der Blitzableiterstange
mangelhaft geworden ist, dennoch jene preventive Wirkung nicht ganz aufgehört, sie
ist nur hierdurch abgeschwächt worden, da alle Luftpartikel, welche mit den obersten
Theilen der Auffangstange in Berührung stehen, immer noch elektrische Ladungen, wenn
auch in schwächerem Grade, annehmen. Wenn es übrigens wahr sey, daß durch den Wind
die elektrisirte Luft weit von der Wolke hinweggeführt werden könne, so werde ja
ohnehin diese preventive Wirkung oft in Frage gestelltDa es sich unseres Wissens bloß darum handelt, den Blitzableiter so
anzuordnen, daß derselbe während der statthabenden Influenz eine Ladung an
keiner Stelle behalten kann etc., so mag es
gleichgültig seyn, ob die negative Ladung gegen die Wolke transportirt oder
in anderer Weise fortgetrieben werde, wenn nur die Spitzenwirkung von der
Art ist, daß eine Anhäufung jener Ladung vom neutralen Gürtel an bis zur
Spitze nicht eintreten kann. Daß übrigens unter günstigen Umständen selbst
ein Theil der Wolkenelektricität durch die Blitzableiter neutralisirt werde,
darf als ausgemacht angesehen werden.Der Ref., und derselben sey daher auch keine besondere Beachtung zu schenken. Diese
Gründe waren es
auch, welche die akademische Commission vom Jahre 1855 bestimmten, die Auffangstange
in einem Cylinder von Rothkupfer endigen zu lassen, dessen Durchmesser 2 Centimeter
und dessen Länge 20 bis 25 Centimeter beträgt, welcher Cylinder jedoch in einem
Kegel von 3 bis 4 Centimet. Höhe ausgeht, und bei dieser (in den Comptes rendus t. XL p. 522
vorgeschlagenen) Anordnung bleibt die gegenwärtige Commission ebenfalls stehen. Es
könne dieß um so mehr geschehen, als bei einem solchen Kupferconus die
Büschelentladungen nicht so häufig, eintreten als bei den stark zugespitzten Kegeln
von Gold oder Platin, und außerdem unter sonst gleichen Umständen der Kupferkegel
der Schmelzung einen größeren Widerstand leiste, da das Kupfer ein besserer Leiter
für Elektricität und Wärme ist. „Kommt der Blitzschlag zum Ausbruche, so
dringt er durch den Kupferkegel in die Auffangstange und die Leitung, um auf
diesem Wege in die unterirdische Wasserstrecke zu gelangen und sich so zu
neutralisiren; elektrische Lichterscheinungen können hierbei dann weiter nicht
mehr zum Vorschein kommen.“
Bezüglich der Anordnung des Blitzableiters selbst sind von der
Commission fast die gleichen Regeln beibehalten worden wie sie in den Jahren 1854
und 1855 bei der damaligen Commission der französischen Akademie angenommen wurden.
Die Auffangstange aus Eisen ist pyramidalisch mit
quadratischen Querschnitten; an ihrem unteren Ende, wo sie mit der Leitung in
Verbindung gebracht wird, hat sie 4 bis 5 Centimeter Seite und läuft verjüngt bis zu
ihrem oberen Ende zu, wo sie, abgerundet, einen Durchmesser von 2 Centimeter hat. An
dieser letzteren Stelle ist (Fig. 1) der erwähnte
Kupfercylinder so eingeschraubt und während des Einschraubens verlöthet, daß der
hervorragende Theil des Kupfercylinders 20 bis 25 Centimeter Länge hat. Die ganze
Länge der Auffangstange, von der Spitze an gerechnet, kann je nach Umständen
zwischen 3 und 5 Metern variiren, denn es erscheint als vortheilhafter, die Anzahl
der Auffangstangen, wenn es nothwendig ist, zu vermehren und in passender Weise
durch eine gemeinschaftliche Leitung mit einander zu vereinigen, als eine Auffangstange zu wählen, welche eine Höhe von 7 bis
8 Meter hat. Zu ihrer Vereinigung mit dem Träger oder mit dem Gebäude kann man die
Auffangstange auch noch unterhalb der Stelle, wo sie mit der Leitung verbunden ist,
verlängern, jedoch sey eine solche Verlängerung nicht mehr als ein Theil des
Blitzableiters anzusehen. – Die Leitung ist mit
der Auffangstange nach der in Fig. 2 angegebenen Weise
zu verbinden; an dieser Stelle hat dieselbe 2 Centimeter Seite, der abgerundete, in
die Auffangstange gesteckte Theil hat 15 Millimeter Durchmesser, so daß die beiden
Eisenflächen, die hier durch Löthung und Anschrauben unter sich vereinigt sind,
nahezu 20 Quadrat-Centimeter Inhalt haben; die Endstellen dieser Verbindung
sind durch den Ring A und die Flantsche B durch sicheres Anlöthen geschlossen. Der ganze
oberirdische Theil der eisernen Leitung hat einen Querschnitt von 15 Millimetern
(6,65 Pariser Lin.) Seite; zwei Stücke einer solchen Leitung werden, wie dieß in
Fig. 8 in
einem Längen-, in Fig. 4 in einem
Querschnitte gezeigt ist, mit ihren flachen Seiten an einander gelöthet, mittelst
Bolzen unter sich verschraubt, an diesen Stellen mit angelötheten Wulsten versehen,
und beiläufig in der Mitte dieser Verbindung, welche etwa eine Länge von 15 Centimeter haben kann,
wird eine Umfassung c, c' angelöthet. Die an
verschiedenen Stellen nöthigen und immer abgerundeten Krümmungen werden für die
eintretenden Längenänderungen ausreichen, so daß durch die Einwirkung der Wärme die
Verbindungen nicht alterirt werden; die Führungen für die Leitung, welche keine
elektrischen Isolatoren seyn sollen, müssen dieser Anforderung ebenfalls
entsprechen. – Für die Bodenleitung muß ein
Brunnen gewählt werden, der in gewöhnlicher Art zu diesem Zwecke construirt werden
kann, der nie austrocknet, und in welchem selbst in den trockensten Jahreszeiten die
Wassertiefe mindestens 50 Centimeter beträgt; derselbe muß jeder anderweitigen
Benutzung entzogen bleiben. Wenn eine natürliche Wasserfläche für diesen Zweck nicht
zur Disposition steht, so hat man einen Schacht von 20 bis 25 Centimeter
Durchmesser, in welchen ein Rohr eingesetzt wird, zu diesem Zwecke anzulegen. Von
der Stelle aus, wo die Leitung in den Boden tritt, muß sie einen Querschnitt von 2
Centimeter Seite haben; beim Eintritte in den Brunnen wird sie an zwei Winkelstücken
a und a' (Fig. 5)
mittelst Bolzen befestigt, und letztere sind durch die Träger b und b' unterstützt. An der Ausleitung in den
Brunnen selbst sind (Fig. 6) an den unteren Theil der Leitung vier Zweige, wie die beiden a, b, c und a', b', c',
mittelst Bolzen und fester Verlöthung verbunden; die Länge eines solchen Zweiges
(von denen also jeder im Wasser selbst sich befinden muß) kann 40 bis 50 Centimeter
betragen. Die größte Sorgfalt habe man dabei dem Umstande zuzuwenden, daß die
Ausleitung im Boden immer unter Wasser verbleibt. Die Beobachtungen der
Veränderungen des Wasserniveau's in den benachbarten Brunnen u. dgl. erscheinen
daher als nothwendig. Von Zeit zu Zeit, etwa nach 4 bis 5 Jahren, dürften die
Abzweigungen der Bodenleitung zu erneuern seyn, da manche Wässer das Eisen nicht
unverändert lassen, weßhalb auch in dieser Beziehung von Zeit zu Zeit Untersuchungen
angestellt werden müssen.
Was nun die speciellen Anordnungen der Blitzableiter für
Pulvermagazine betrifft, so ist man theilweise hierbei auf die älteren
VorschlägeHandbuch der angewandten Elektricitätslehre S. 158. hierüber und namentlich auf die Instructionen vom Jahre 1823 zurückgegangen.
„Die Blitzableiter sollen nämlich nicht an dem Gebäude des
Pulvermagazines selbst, sondern außerhalb der Umgebung und der Ringmauer
angebracht werden. Jedes Magazin von größeren Dimensionen (27,89 Meter Länge, 20
Meter Tiefe, 11 Meter Höhe) wird mit drei Blitzableitern umgeben; zwei davon
werden an den Enden der Langseite der Ringmauer, welche der Richtung der
Gewitterstürme am meisten ausgesetzt ist und der dritte in der Nähe der Mitte
der entgegengesetzten Seite angebracht. Diese Blitzableiter, deren Auffangstange
nur 5 Meter Höhe haben soll, kommen an eigene Tragsäulen von 15 Meter Länge, von
deren Fuß aus die Bodenleitung geführt wird.“ Als Stützen oder Träger
kann man entweder steinerne, gemauerte, hölzerne, eiserne oder gußeiserne Säulen
wählen, nur müssen sie so angeordnet werden, daß sie starken Windstößen und anderen
Einwirkungen widerstehen, was bei hölzernen Trägern durch Errichtung von eigens
hierfür gebauten Pyramiden u. dgl. ausgeführt werden könne. Bei den Pulvermagazinen
der mittleren Größe legt man zwei Blitzableiter an, für die kleinen Magazine aber
reiche eine Auffangstange mit zugehörigem Träger aus. In allen diesen Fällen wird
nun noch eine eigene Leitung, die Gürtel-Leitung (circuit de ceinture) genannt, welche in einer kleinen Tiefe im Boden
außerhalb der Ringmauer sich befinden soll, angelegt, die um die Enden der Träger
vorüberzieht, hier mit jeder der Leitungen metallisch verbunden wird, und an welcher
eine passende Stelle dann gewählt werden kann, von welcher man am günstigsten die
Ausleitung in den Boden selbst ausführen kann. Die sichere metallische Verbindung
(Fig. 7)
der Gürtel-Leitung c, d, r und c', d', r' mit der Leitung a,
b müsse dann wieder durch Verschraubung und Löthen geschehen. Bei dieser
Anordnung würde gleichsam die Ringmauer von dieser secundären Leitung umgeben; diese
Gürtel-Leitung darf dann bloß in den Boden eingelegt werden, ohne daß, bis
auf die der Passage ausgesetzten Stellen, die zu diesem Zwecke angelegte Rinne
ausgefüllt werde. Man könne übrigens auch für diese Gürtel-Leitung eine auf
bloßem Boden liegende Einfassung von Gußeisen wählen, die selbst wieder nur an den
zugänglichen Stellen zu decken sey. – Diese eben erwähnte
Gürtel-Leitung habe zwei wesentliche Vortheile: vor Allem gestatte dieselbe
alle etwa vorkommenden Reparaturen etc. des Blitzableiters außerhalb der Umgebung
des Magazins vorzunehmen, ohne durch die etwa vorkommenden Löthungsarbeiten eine
Gefahr herbeizuführen; dann aber sey dieselbe als eine beträchtliche Garantie für
den Fall anzusehen, daß bei eintretendem Regen das durchnäßte Erdreich eine leitende
Verbindung mit der unterirdischen Wasserstrecke herstellen und so ein während des
Regens sich ereignender Blitzschlag das Magazin treffen könnte, während durch die
Gürtel-Leitung seine kürzeste Bahn schon von vornherein vorgeschrieben sey.
– Hingegen müsse bemerkt werden, daß wenn ein Magazin von Felsenwänden oder
von anderen in seiner Nähe befindlichen Gebäuden überragt wird, ein Schutz gegen
Blitzschläge durch derlei Umstände nicht zu erwarten sey; es sey wohl möglich, daß
der erste Schlag jene Objecte treffe, während dennoch in der Bahn der ganzen
Blitzesentladung das Pulvermagazin seyn könnte, wenn dieses einen günstigeren Weg
zur unterirdischen Wasserstrecke darbiete als jene.Derartige Fälle sind in Kuhn's Handbuch der angewandten Elektricitätslehre unter
Anderem auf S. 117, 136, 152, 208 zusammengestellt. – Für die Einrichtung der Bodenleitung wurden von der Commission
eigenthümliche Vorschläge gemacht, um unter allen Umständen die Einmündung des
Blitzableiters in das Grundwasser zu ermöglichen. Findet sich letzteres in der
nächsten Umgebung, so könne für die Fortführung der Leitung von einem geeigneten
Punkte der Gürtel-Leitung aus bis zur Versenkung das bereits angeführte
Verfahren angewendet werden. Die Anwendung von Bäckerkohlen zum Schutze der an oder
in der Erdoberfläche liegenden Leitung müsse unter allen Umständen als unnöthig
betrachtet werden. Ist jedoch die unterirdische Wasserstrecke, an welcher der
Versenkungs-Brunnen anzulegen ist, in großer Entfernung von der Umgebung der
Ringmauer erst aufzufinden, so habe man weder Kosten noch Hindernisse zu scheuen, um
durch geeignete Mittel die Leitung des Blitzableiters bis zu einer solchen Stelle
fortführen zu können. In einem solchen Falle erscheine es als rathsam, die Leitung
nicht mehr am flachen Boden mittelst einer hierfür angelegten Rinne, sondern so
fortzuführen, wie dich bei unseren oberirdischen Telegraphenleitungen geschieht;
jedoch mit dem Unterschiede, daß die in der Luft fortgehende Leitung nicht isolirt,
sondern mit der Erde in leitender Verbindung erhalten bleibe. Die hierfür
vorgeschlagene ziemlich complicirte Anordnung besteht beiläufig darin, daß von der
Stelle aus, wo die auf dem Boden fortgehende Leitung auf Hindernisse stößt etc.,
diese durch eine quadratische Eisenstange a, b (Fig. 9) von 2
Centimet. Seite verlängert, durch Löthung und Verschrauben mit zwei symmetrisch an
dieselbe angelegten Eisenarmen c, d, f u. c', d', f' verbunden wird, von denen jeder der letzteren
mit einer runden Oeffnung zur Aufnahme der Röhren t, t'
(Fig. 9 u.
10)
versehen ist, die selbst wieder durch die eisernen, abgerundeten Hülsen h, h' in die Oeffnungen gesteckt und geschlossen werden.
Jede dieser Röhren t, t' hat einen inneren Durchmesser
von etwa 30 Millimeter und ist 18 bis 20 Centim. hoch; in jede kommen drei der
stärksten Eisendrähte von 6 bis 7 Millimeter Dicke, die vorher verzinnt und
umgebogen werden (s. Fig. 8), und zwar wird nach dem Einsetzen dieser Drähte die Röhre mit dem
geschmolzenen Lothe vollständig angefüllt. Diese sechs Drähte, von denen immer drei
in einer Röhre unter sich verbunden sind, bilden nun die Fortsetzung der Leitung;
sie werden zunächst über die festen zu diesem Zwecke eingerammten Träger v, v', die unter sich und mit der Vorrichtung a, d, f, d' mittelst einer starken Eisenschiene z, z' verbunden sind, gelegt, und hier in passender
Weise mittelst metallener Sättel befestigt; von da aus geht dann diese Luftleitung
über eiserne Träger, mit denen sie zu diesem Zwecke passend verbunden werden soll,
um nach und nach zu ihrem Bestimmungsorte zu gelangen u.s.w. – Unter den
Einwendungen, welche gegen die vorstehenden Anordnungen von mehreren Seiten in der
Akademie erhoben worden sind, gehen namentlich die von General Morin dahin, daß es nicht als rathsam erscheinen könne, die Fortsetzung
der Leitung des Blitzableiters nur an den Boden zu legen oder mittelst Tragsäulen in
der Luft auszuspannen, während General Piobert hierin
auch nicht, selbst bei der besten Ueberwachung, die nöthige Sicherheit gegen
Beschädigung etc. des Blitzableiters finden kann.
––––––––––
Die im Vorstehenden vorgeführte Instruction, wie sie von der
jüngst angeordneten französischen Commission für Blitzableiter an Pulvermagazinen
zum Vollzuge vorgeschlagen wurde, ist der Tragweite halber, welche dieselbe haben
kann, viel zu wichtig, als daß wir dieselbe hier übergehen dürfen, obgleich wir
keinen Grund haben, von den Vorschlägen, die in der fraglichen Angelegenheit von uns
hierüber aufgestellt worden sind, abzuweichen.
Wenn wir auf die Beurtheilung einer wirksamen
Blitzableitereinrichtung eingehen wollen, so ist es zunächst nothwendig von
bestimmten theoretischen Grundlagen auszugehen und diese unter Benutzung der durch
die Erfahrung angesammelten Thatsachen auf die Anordnung im Allgemeinen, sowie auf
die speciell vorzunehmenden Constructionen in Anwendung zu bringen. Die oben (S.
462) angeführten theoretischen Ausgangspunkte müssen gegenwärtig als einige von den
wenigen principiellen Anhaltspunkten betrachtet werden, die den theoretischen Lehren
für die vorliegende Frage entnommen werden dürfen; in eingehender Weise habe ich
daher auch in meiner Bearbeitung (a. a. O. Cap. I und II) dieselben sowie andere
damit in Zusammenhang stehende Lehrsätze zur Anwendung gebracht. Halten wir aber an
diesen Grundlagen fest, und berücksichtigen, daß dieselben bis jetzt durch die
vielfachen Erfahrungen sogar ihre Bestätigung gefunden haben, so dürfte es nöthig
seyn, manche der in der vorliegenden Instruction angenommenen
Constructionsprincipien zu verlassen oder wenigstens zu modificiren. Zunächst muß
bemerkt werden, daß die s. g. preventive Wirkung des oberen Theiles des
Blitzableiters von sehr bedeutender Wichtigkeit erscheintVergl. Handbuch der angewandten Elektricitätslehre S. 10, 72, 183, 187., mag man sich auch die Entladungsweise der Spitze vorstellen wie man will.
So lange nämlich die Spitzenwirkung andauert, kann das ganze Blitzableitersystem,
wenn dasselbe vollkommen unisolirt ist, entweder gar keine oder nur eine schwache
elektrische Ladung annehmen, während die durch Influenz in dem oberen Theile sich
anhäufende Ladung eine sehr bedeutende Menge und Dichte annehmen kann, wenn die
Spitzenwirkung alterirt ist; in diesem Falle müssen daher auch nothwendig die bei
eintretendem Blitzschlage entstehenden Wirkungen weit stärker ausfallen als unter
normalen Umständen, und es fragt sich sogar, ob man dann dem Leitungssysteme einen
genügend großen Querschnitt zu geben im Stande ist, um diese Wirkungen unschädlich
machen zu können. Da man sich jede Blitzesentladung als eine
Menge in unmittelbarer Aufeinanderfolge entstehender partieller Entladungen
vorzustellen hat, da ferner unmittelbar vor eintretendem Blitzschlage gegen
die unterirdische Wasserstrecke und gegen das mit letzterer in directer Verbindung
stehende Leitungssystem die von der Gewitterwolke ausgeübte Influenz stattfindet,
und letztere auch noch während des Blitzschlages so lange andauert, bis ein Theil
der Ladung der Wolke vernichtet worden ist, so möchte es als nothwendig erscheinen,
die Zahl der Spitzen sogar möglichst zu vermehren. Da aber die Spitzenwirkung eines
einfachen Blitzableiters alterirt wird, wenn die sogen. Auffangstange mit mehr als
einer Spitze versehen wird, so muß es, namentlich für den in Rede stehenden Zweck,
als gerathen erscheinen, die Zahl der Blitzableiter von solcher Größe zu wählen, als
es die herrschenden UmständeVergl. Handbuch der angewandten Elektricitätslehre §. 36. erfordern und als zweckmäßig erscheinen lassen. Für ein Pulvermagazin der
größeren Gattung (s. o. S. 467) dürften daher schon aus den angeführten Gründen und
unter sonst gleichen Umständen drei selbstständig angeordnete Blitzableiter als ein
äußerstes Minimum anzusehen seyn. Jede Spitze selbst aber so anzuordnen, daß ihre
Wirksamkeit so weit als möglich erhalten bleibt, dürfte sohin nicht minder als
rathsam erscheinen. Es dürfte daher zweckmäßig seyn, unter Benutzung der oben
gedachten Construction die Spitze aus chemisch-reinem
Silber zu wählen
Vergl. a. a. O. S. 96 und polytechn. Journal Bd. CLV S. 274., und dieselbe jedesmal wieder zu erneuern, wenn sie ihre Wirksamkeit
verloren haben sollte.
Eine andere Frage bezieht sich auf die Stärke und Gestalt des
Querschnittes der aus Schmiedeeisen gewählten Leitung. Die französische Commission
vom Jahre 1854 nimmt wie jene im J. 1823 für den Querschnitt der eisernen Ableitung
2 1/4 Quadratcentimeter, d.h. 15 Millimeter oder etwa 6,65 Pariser Linien Seite für
Quadrateisen und etwa 7 1/2 Linien Durchmesser – 17 Millimeter – für
Rundeisen an (s. o. S. 466). Obgleich diese Annahme, in so weit dieselbe als normale
zu Grunde gelegt wird, der Erfahrung genügt, so bleibt dennoch bei der Wahl der
Dicke der Leitung ein ziemlich großer Spielraum, über den jedenfalls entschieden
werden muß, wenn man die Anordnung eines Blitzableiters gehörig zu beurtheilen im
Stande seyn soll. Bei meinen Erörterungen dieser FrageVergl. Handbuch der angewandten Elektricitätslehre S. 82. bemerkte ich unter Anderem Folgendes: „Bei der Bestimmung der
Dicke der Ableitung hat man auf verschiedene Umstände Rücksicht zu
nehmen“ u.s.w. „Man wird daher für lange und ausgedehnte
Leitungen den Querschnitt des Leitungsmateriales von solcher Größe zu nehmen
haben, daß mit der Zunahme der Länge das Leitungsvermögen der Ableitung nicht
unter das normale fällt. Bei Gebäuden, die an unterbrochenen Stellen mit
Metalltheilen bedeckt, oder in denen größere Metallmassen angehäuft sind, muß
der Querschnitt der Leitung so groß genommen werden, daß unter keinerlei
Umständen eine Blitzesentladung durch das Gebäude selbst und die in ihm
enthaltenen Metalle eintreten kann....“ Obgleich man also bei der
Anlegung eines Blitzableiters die jeweilig herrschenden Umstände gehörig abzuwägen
hat, so läßt sich dennoch für normale Fälle der Querschnitt des Leitungsmateriales
mit genügender Wahrscheinlichkeit feststellen. Einen Versuch dieser Art habe ich (a.
a. O. S. 84) gemacht; obgleich ich dort von einem geringeren Querschnitte der
normalen Leitung (Rundeisen von 6 Par. Linien Durchmesser) ausgegangen bin, so würde
dennoch meinen für Fälle der vorliegenden Art aufgestellten Grundsätzen zufolge (a.
a. O. S. 164) die Leitung eines Blitzableiters für Pulvermagazine der größeren
Gattung, wenn dieselbe aus quadratischem Eisen gewählt wird, 25 Millimeter Seite des
Querschnittes haben sollen. Bezüglich der Gestalt des oberirdischen Theiles der
Leitung haben die in §. 23 und 24 meiner Bearbeitung vorgenommenen
Betrachtungen herausgestelltA. a. O. S. 59 und 64., daß unter allen Umständen die Querschnitte weder Ecken noch Kanten
darbieten, und daß daher wo möglich cylindrische Leitungen verwendet werden sollen,
während bei nicht cylindrischen Leitungen die gestellten Bedingungen mit größerer
Sicherheit erfüllt werden, „wenn die Querschnitte derselben von oben nach
unten zunehmen, und dabei schon der obere Theil einen solchen Querschnitt hat,
wie er für einen cylindrischen Leiter erforderlich wäre.“
Die für die Herstellung der Continuität des ganzen
Leitungssystemes und nicht minder für die Anlegung der Bodenleitung und des in
Wasser versenkten Endes von der früheren, sowie von der dermaligen akademischen
Commission aufgestellten Grundsätze und Maßregeln müssen als wahre Muster für
maßgebend in allen vorkommenden Fällen betrachtet werden. Dennoch dürfte aber zu
befürchten seyn, daß durch die Anordnungen, durch welche jenen Bedingungen genügt
werden soll (s. o. S. 468), nicht die gehörige Garantie dargeboten wird.Vergl. polytechn. Journal Bd. CLV S.
280 und Bd. CLXXXII S.
298. Kann man die unterirdische Wasserstrecke, in welche die Ausleitung des
Blitzableiters gelegt werden muß, in der Umgebung des Gebäudes antreffen, so ist die
Ausführung jener Maßregeln ohnehin mit keinen besonderen Schwierigkeiten verbunden.
Unter allen Umständen sollte man aber für Fälle, wie der vorliegende, weder
Schwierigkeiten noch Kostenaufwand scheuen, um durch Bohrung und Anlegung eines
Bohrloches in nicht zu großer Distanz vom Gebäude für die sachgemäße Versenkung der
Bodenleitung in das Grundwasser sicher zu sorgen. Selbst in wasserarmen Gegenden
kann man nämlich, wenn die Bodenschichten, auf denen das Magazin ruht, nicht bis zu
einer sehr bedeutenden Tiefe vor der Anlegung des Gebäudes untersucht worden sind,
nicht mit Sicherheit behaupten, daß dort nicht zuweilen unterirdische Wassergänge,
Quellen u. dgl. auftreten können; in einem solchen Falle könnte namentlich, wenn bei
vorausgegangenen Regen das Dach und die Mauern, sowie die angrenzenden
Bodenschichten stark durchnäßt wurden, die von dem Gebäude selbst durch Einwirkung
der Gewitterwolken angenommene und influencirte Ladung stark genug werden, um der
Blitzesentladung eine Bahn von kürzerem Widerstande darzubieten, als eine auf langen
Strecken theils am Boden und theils in der Luft angelegte und bis zu dem weit
entfernten Wasserreservoir führende Leitung, wenn letzterer nicht ein bedeutend
großer Querschnitt gegeben würde. Die Nachahmung eines Leitungssystemes aber für
Blitzableiter, das dem der oberirdischen Telegraphen bis jetzt
nur als Nothbehelfe eigen ist, möchte unter keinerlei Umständen als rathsam
erscheinen. Im Gegentheile halte ich es für zweckmäßig, das ganze Leitungssystem
eines Blitzableiters – sowohl den ober- als auch den unterirdischen
Theil desselben – so zu führen, daß dasselbe vom Fuße der Auffangstange an
seiner ganzen Ausdehnung nach der äußeren Wahrnehmung etc. ganz und gar entzogen
bleibe.Vergl. polytechn. Journal Bd. CLV S.
279. Wählt man für die in den Boden zu liegen kommenden Leitungsstrecken verzinktes Eisen
Vergl. polytechn. Journal Bd. CLVI S.
428., so ist für die sichere Conservirung der Bodenleitung hinreichende Garantie
geboten. Außerdem besitzt man erkleckliche Mittel, um zu jeder Zeit nicht bloß die
Continuität, sondern auch das Leitungsvermögen einer jeden Strecke des
Blitzableiters mit Sicherheit untersuchen zu können; allerdings ist es für den
unterirdischen Theil desselben, wie ich bei einer frühern GelegenheitHandbuch der angewandten Elektricitätslehre S. 126. bemerkt habe, „unumgänglich nothwendig, daß man die Richtung der
ganzen Versenkung durch geeignete Marken ein für allemal fixire, um von Zeit zu
Zeit die Untersuchung der ganzen Bodenleitung leichter und sicherer vornehmen zu
können.“ Der Art und Weise der Untersuchung eines Blitzableiters habe
ich daher auch in meiner Bearbeitung eine eigene Besprechung (in §. 44)
gewidmet; diese Untersuchung, welche bloß die Anwendung der einfachsten
galvanometrischen Methoden erfordert, kann auf jeden Theil des ganzen
Leitungssystemes, sowie auf die Bodenleitung ausgedehnt werden, ohne daß diese
hierbei bloßgelegt wird.Die Idee, das Galvanometer zur Prüfung der Blitzableiter anzuwenden, ist
meines Wissens schon im Jahre 1846 (s. polytechn. Journal Bd. CIII, S. 265) zum Vorschlage
gekommen; nur hielt ich es für zweckmäßig, dieselbe so weit auszudehnen, um
durch Messung des Leitungswiderstandes der einzelnen Theile des
Blitzableiters jeden Fehler desselben mit Sicherheit entdecken zu können. Um
so mehr war ich überrascht, als ich aus dem Aufsatze: „Vérificateur électrique des
paratonnerres et la manière de s'en servir, par H.
Cauderay. Extrait du Bulletin de la Société vaudoise des
sciences naturelles, vol. IX, No. 57, 1867,“ von dem
der Hr. Verfasser einen Abdruck mir zuzusenden so freundlich war, ersah, daß
Hr. Cauderay in
Lausanne von anderen ganz ähnlichen und exacten Mitteln, welche schon vor mehr als 7
Jahren von mir für diesen Zweck vorgeschlagen worden sind, ganz und gar
Umgang nahm. Dieses Verfahren des Hrn. Telegraphen-Inspectors Cauderay kann übrigens durchaus nicht einer
etwaigen Ignoranz in der deutschen Literatur zugeschrieben werden, da ich
mit Sicherheit annehmen kann, daß demselben die hierauf bezüglichen Arbeiten
nicht unbekannt seyn konnten, und nicht minder andere Vorschlage, die er
sich ebenfalls in seiner vorliegenden Arbeit anzueignen scheint. Als eine wesentliche Bedingung für die zweckmäßige Ausleitung des Blitzableiters im Boden
dürfte die Anordnung angesehen werden, daßVergl. polytechn. Journal Bd. CLV S.
282 und Handbuch der angewandten Elektricitätslehre S. 124. der unterirdische Theil einer jeden der Hauptleitungen auf seinem ganzen
Wege den Boden berühre, sich mehrfach und zwar mit großer Oberfläche nach den
Stellen hin verzweige, welche die Bahn des meteorischen Wassers beim Abflusse
desselben bezeichnen. Es scheint uns nicht, daß durch die oben erwähnte, in einer
Rinne befindliche ringförmige oder Gürtelleitung dieser wesentlichen Bedingung in
der gehörigen Weise Genüge geleistet werde, abgesehen davon, daß eine solche, fast
in sich selbst zurückkehrende Leitung, wenn sie am Fuße des Gebäudes selbst
angebracht würde, Gelegenheit zu Gefahren im Gebäude geben könnte, die ich bei
meinen Betrachtungen über die Entstehung von secundären Entladungsströmen besonders
hervorzuheben für nöthig hielt.Handbuch der angewandten Elektricitätslehre S. 63 und 169. – Ob es endlich als rathsam erscheinen könne, den Blitzableiter für
Pulvermagazine nicht unmittelbar am Gebäude selbst, sondern – wie es die im
obigen Berichte enthaltenen Vorschläge anordnen – außerhalb der Ringmauer
hierfür eigene solide Träger zu errichten und diese mit den Blitzableitern in der
gedachten Weise zu versehen, habe ich bei meiner BearbeitungHandbuch der angewandten Elektricitätslehre S. 161 und polytechn. Journal
Bd. CLV S. 286. eingehend zu erörtern gesucht; jene Betrachtungen haben mich zu dem
Resultate geführt, „daß man bei Errichtung von Blitzableitern an
Pulvermagazinen ganz dieselben Umstände zu berücksichtigen hat, wie bei anderen
Bauwerken, und daß die Gestalt und Anordnung der Franklin'schen Apparate dabei keinerlei Aenderung zu erfahren
brauche“; nur dürften dabei gewisse Maßregeln für Blitzableiter zu
derartigen Zwecken (auch bei solchen an Fabrikgebäuden für
chemisch-industrielle Zwecke, Leuchtgasfabriken u. dgl.), die sich namentlich
auf die ausreichende Ausleitung im Boden, auf die Größe des Querschnittes des ganzen
Leitungssystemes etc. beziehen, in ähnlicher Weise beachtet werden, wie dieß bei
solchen Constructionen in der Bau- und Maschinentechnik geschieht, denen bei
der Ausführung eine erhöhte Sorgfalt gewidmet werden muß, und wobei man
„zwar an die durch Theorie und Erfahrung bestimmten Dimensionen im
Allgemeinen sich hält, aber bei der Ausführung selbst nicht diese Dimension x, sondern (wenn ich des Ausdruckes eines unserer
gefeiertsten Ingenieure der Gegenwart mich bedienen soll) x + Douple-Meter als die wirkliche Dimension
benutzt.“ Bei der Anlegung der Blitzableiter an eigenen Mastbäumen,
hölzernen oder eisernen Tragsäulen etc., die außerhalb der Ringmauer, also beiläufig
in einer Entfernung von 5 Metern vom Magazine hierfür errichtet werden, geht man
offenbar von den Annahmen stillschweigend aus, daß jedem Blitzableiter mit hohen
Auffangstangen etc. eine gewisse Wirkungssphäre dem Magazine gegenüber zugeschrieben
werden dürfe, selbst wenn derselbe nicht unmittelbar am Gebäude angebracht sich
befindet, daß ferner unter allen Umständen die von den Gewitterwolken vor und
während des Blitzesereignisses gegen die unterirdische Wasserstrecke ausgeübte
Influenz sich nur auf das Blitzableitersystem und nicht auch auf das in der
Entfernung von etwa 5 Metern von diesem befindliche Gebäude selbst sich erstrecken
könne, weil die Materialien, aus denen letzteres besteht etc., nur eine schwache
Influenzfähigkeit haben sollen. Die erste dieser Annahmen hat sich jedoch durch den
Ausspruch der französischen Commission im Jahre 1854, wenn auch nur in besonderen
Fällen, als sehr zweifelhaft herausgestellt und das Mißtrauen gegen jene Annahme ist
auch in dem vorliegenden Berichte (s. o. S. 468) klar ausgedrückt.Gegen die Annahme einer sogen. Wirkungssphäre oder eines Schutzkreises, den
ein Blitzableiter mit hoher Auffangstange darbieten soll, habe ich meine
Bedenken schon früher (u.a. im polytechn. Journal Bd. CLV S. 284) und selbst
noch in der letzten Zeit (polytechn. Journal Bd. CLXXXII S. 299) ausgedrückt.
Sobald wir aber jene Annahme in Zweifel stellen oder gar als
bedenklich betrachten, sind wir nicht berechtigt, den zum Schutze eines Gebäudes
bestimmten Blitzableiter von jenem zu trennen oder in einer gewissen, wenn auch nur
kurzen EntfernungEntferung von demselben anzulegen. Die zweite jener stillschweigend vorausgesetzten
Annahmen aber kann ebenfalls zu sehr bedenklichen Folgen Veranlassung geben; unter
Umständen nämlich, wie wir sie bereits mehrmals schon berührt haben, kann die
Influenzfähigkeit des Magazins selbst mit den durchnäßten Bodenschichten, auf denen
es ruht, mindestens so stark werden, daß die beim Eintreten eines sogen.
Blitzschlages gegen den entfernten Blitzableiter gleichzeitig auftretenden
Rückschläge und secundären Erscheinungen derartige zerstörende Wirkungen im
Pulvermagazine hervorbringen könnten, die denen nicht nachstehen, wenn das
unbewaffnete Gebäude direct den Blitzschlag hätte aufnehmen müssen. Ist daher die
Befürchtung gerechtfertigt, das Magazin müsse mit Blitzableitern versehen werden,
weil es für die Beschädigung durch Blitzesereignisse befähigt ist, so sprechen alle
uns bekannten Gründe dafür, dasselbe unmittelbar mit dem Blitzableitersysteme zu
versehen und in dieses in gehöriger Weise, nämlich so einzuschalten, daß keinerlei
Veranlassung zu secundären Wirkungen etc. gefunden werden kann. Vermöge unserer
Anschauungsweisen sind wird daher genöthigt, den letzten der hier besprochenen
Theile der vorliegenden Instruction für Blitzableiter an Pulvermagazinen geradezu
als gefahrdrohend anzusehen.
Mögen die vorstehenden Bemerkungen, welche der uns vorliegende so
wichtige Bericht über die Blitzableiter für Pulvermagazine veranlaßte, eine geneigte
Aufnahme finden.
München, im Mai 1867.