Titel: | Anordnung der Schrauben, um das Lockern derselben zu verhindern; von Ingenieur F. Lucas. |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. CIV., S. 477 |
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CIV.
Anordnung der Schrauben, um das Lockern derselben
zu verhindern; von Ingenieur F.
Lucas.
Im Auszuge aus Les Mondes, t. XII p. 153; September
1866.
Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
Lucas, Anordnung für Schrauben.
Bei Anwendung der Schraubenbolzen als Befestigungsmittel kommt es häufig vor, daß die
hohle Schraubenplatte in Folge von Erschütterungen nach und nach gelüftet wird,
weßhalb derartige Constructionen, welche, wie Eisenbahnschienen, Brücken u.s.w. den
Stößen oft ausgesetzt sind, eine andauernde Ueberwachung erfordern um die Unfälle zu
vermeiden, welche durch das Ablösen der Schraubenmutter veranlaßt werden können.
Keines der bekannten Mittel, namentlich die einfacheren und wenig kostspieligen,
konnte bis jetzt diesen Uebelstand vollständig beseitigen.
Das von Lucas vorgeschlagene Mittel soll von den
Constructeuren trotz seiner Einfachheit als eine radicale Lösung des Problemes
betrachtet werden. Die Anordnung der Schraubenbolzen A
und A', Figur 19, besteht darin,
daß der Bolzen, sowie die Schraubenmutter parallel zu ihrer gemeinschaftlichen Achse
mit Nuthen versehen werden; wird dann die Verschraubung so weit ausgeführt, daß
immer zwei Nuthen coincidiren, und die auf diese Weise gebildete Höhlung mit einem
longitudinalen Vorstecknagel, der die Stelle eines Keiles zu vertreten hat, ausgefüllt, so muß
die Schraubenmutter unbeweglich bleiben, indem sie über den Bolzen eben so fest
gesteckt ist, wie ein Rad über seine Welle. Es könnte gegen diese Anordnung der
Einwand gemacht werden, daß zum sicheren Anschrauben bis zur äußersten Grenze es
erforderlich wäre, vielfache Nuthen anzubringen, und daß also hierdurch die Stärke
der Stücke zu sehr geschwächt werde. Diese Einwendung würde richtig seyn, wenn die
Anzahl der Nuthen am Bolzen und an der Schraubenmutter von gleicher Zahl wären; man
würde beiderseits also sechs Nuthen anbringen müssen, wenn die Praxis das
Verschrauben noch auf 1/6 einer Umdrehung vorzunehmen erfordert. Diese Schwierigkeit
wurde von dem Ingenieur Lucas
dadurch umgangen, daß er, ähnlich wie bei dem Principe des Vernier, dem Bolzen eine
Nuth weniger gibt als der Schraubenmutter. So kann man die Verschraubung noch auf
1/6 einer Umdrehung vornehmen, wenn (wie bei B und C in Fig. 19) der Bolzen zwei
und die Schraubenmutter drei Nuthen erhält; bei einer Verschraubung auf 1/12 erhält
diese vier und jener drei Nuthen. Bezüglich der Stärke des Vorstecknagels muß jedoch
noch eine wichtige Bemerkung gemacht werden: wird nämlich letzterer in den von der
Doppelnuth gebildeten Zwischenraum mit starker Kraft eingetrieben, so hat es seine
Schwierigkeit, ihn wieder herauszuziehen. Die Dimensionen des Vorstecknagels werden
daher gerade so gewählt, daß er leicht mit der Hand allein eingesteckt werden kann;
er bleibt dann wie in einem Schraubstocke eingeklemmt, und es ist nicht zu
befürchten, daß er unter der Einwirkung von Erschütterungen gelockert werde, da die
Verbindung sogar fester werden muß, wenn die Schraubenmutter das Bestreben erhält,
sich zu lüften. Nur wenn eine Abnutzung der vereinigten Stücke eintritt, kann es
vorkommen, daß die Schraubenmutter oscillirt und den Nagel heraustreibt; in diesem
Falle ist allerdings ein festeres Nachschrauben unerläßlich. Beim Zerlegen hat man
bloß die Schraubenmutter etwas vorwärts zu schrauben, der Vorstecknagel wird frei
und kann dann ausgezogen werden. Die Anordnung hat den weiteren Vortheil, daß, wenn
in Folge der Oxydation die Verbindung so fest geworden wäre, daß ein Loslösen
derselben mit Schwierigkeiten verbunden wäre, durch Einführung von etwas Oel in die
Nuthen leicht abgeholfen werden könnte. – Das von Lucas vorgeschlagene System ist schon im vorigen Sommer mehrfachen
Prüfungen unterworfen worden, deren Resultate sehr günstig waren; dasselbe ist für
Frankreich und andere Staaten patentirt.