Titel: | Verbesserungen an Schlagmaschinen zur Reinigung der Baumwolle (System: Lord Brothers); von H. Minssen in Breslau. |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. CVI., S. 480 |
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CVI.
Verbesserungen an Schlagmaschinen zur Reinigung
der Baumwolle (System: Lord Brothers); von H. Minssen in
Breslau.
Aus der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
1867, Bd. XI S. 249.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Minssen, über Verbesserungen an Schlagmaschinen für
Baumwolle.
Wie während des amerikanischen Krieges die Qualität der versponnenen Baumwolle zu
denselben Garnen immer geringer und geringer genommen wurde, und man zu den
gröberen, kürzeren und unreineren Fasern der ostindischen Baumwolle übergieng,
mußten die Maschinenbauer darauf bedacht seyn, dieselbe durch sorgfältigere
Reinigung, Auflockerung und Egalisirung in den Vorbereitungsstadien der Spinnerei so
zu präpariren, daß sie zu höheren Gespinnstnummern brauchbar wurde.
Unter die zahlreichen Verbesserungen, welche namentlich die englischen Constructeure
erfanden, und von denen sich einige als praktisch erwiesen, andere zahllose wieder
untergiengen, gehört auch die praktische, verbesserte Schlagmaschine von Lord Brothers in Todmorden, welche seit 1863 in
Aufnahme kam und sich ausgezeichnet bewährt. Der erste Schritt zur Vervollkommnung
der gewöhnlichen Schlagmaschine, welche die Baumwolle vermittelst stählerner Messer
reinigt, die mit radialen Armen an einer starken Welle befestigt sind und die
Baumwolle zwischen zwei Zuführcylindern hervorziehen, war die Beseitigung dieser Art
Speisung durch geriffelte Cylinder, welche nur die vollständige Reinigung längerer
Baumwolle gestatten. Wenn man die Skizze Fig. 14 betrachtet, so
sieht man leicht, daß bei den Dimensionen des Schlägers a, dessen Messer (bei einer Umdrehungszahl von 1500 bis 1700 per Minute) eine Mantelfläche von 0,42 Met. Durchmesser
beschreiben,Siehe die punktirte Kreislinie. und der beiden Zuführ- oder Speisewalzen b,
b von 0,065 Met. Durchmesser diese beiden Organe nur so nahe gestellt
werden können, daß eine Faser, welche von der Messerkante getroffen wird und um der
Reinigung willen am anderen Ende noch von den geriffelten Walzen b, b festgehalten wird, mindestens eine Länge von 0,20
Met. haben muß. Letztere Länge findet sich bei der amerikanischen Baumwolle
gewöhnlich, dagegen bei der ostindischen fast nie, welche zwischen 0,05 und 0,175
Met. Länge variirt.
Die Gebrüder Lord wählten daher das neue Hebelsystem, bei
dem nur die obere Speisewalze b beibehalten, dagegen die
untere durch eigenthümliche Hebel ersetzt wurde, Fig. 15. Dieselben haben
als Haupttheil einen Finger c, welcher nach der Rundung
der schwachgeriffelten oberen Speisewalze b gekrümmt ist
und sich an dieselbe von unten eng anlegt. Diese Hebel sind über die ganze Breite
der Schlagmaschine auf eine festliegende Achse d lose
aufgereiht, um welche sie sich frei drehen können. Der andere Arm e, welcher bedeutend länger ist, trägt am äußersten Ende
ein dickes angegossenes Gewicht w, welches das Andrücken
des ersten Hebelarmes c an die Riffelwalze bewirkt.
Man sieht, daß es auf diese Weise möglich ist, auch die kürzeste Faser von 0,05 Met.
Länge durch den Schläger bearbeiten zu lassen. –
Eine andere Verbesserung, welche allerdings schon älter ist, aber mit diesem neuen
Hebelsysteme in Verbindung gebracht wird, ist Lords' Patent-Regulator R,
Fig. 16 und
17,
welcher die Zuführung der aufgelegten Baumwolle regulirt. Bekanntlich wird die
Baumwolle bei der ersten Schlagmaschine (ein gewisses Gewicht für eine gegebene
Länge) auf das Tuch ohne Ende z, z.. aufgelegt und von
diesem der Speisewalze b nebst Hebeln c, c übergeben u.s.w. Da dieß durch Handarbeit
geschieht, ist es nicht möglich, über die ganze Fläche das aufgegebene Rohmaterial
gleichförmig auszubreiten; es wird also unregelmäßig bearbeitet und kommt als
unegale Watte oder Wickel (lap) wieder am Ende der
Maschine zum Vorschein. Um diesem Uebelstande abzuhelfen und namentlich Watte von
gleicher Dicke durchweg zu erhalten, dient der Patentapparat R,
Fig. 16 und
17, wo
man zugleich die ganze Maschine und die Anbringung des Apparates an dieselbe
sieht.
In Verbindung mit diesem Apparate haben die oben erwähnten Hebel eine etwas
veränderte Form, Fig. 11, 12 und 13. Statt des Gewichtes an dem längeren Arm des Hebels tragen sie an
einem Haken h mittelst Oesen die Stäbe f, f.., deren Enden keilförmig gestaltet sind (Fig. 12) und durch den
Schlitz eines länglichen gußeisernen Kastens g, g
parallel neben einander hindurchgehen. Zwischen diesen Keilen liegen runde Röllchen
i, i.., welche dazu dienen, die Stäbe in gleichen
Abständen von einander zu halten. Der letzte Stab t' an
der rechten Seite hat oberhalb seines keilförmigen Theiles einen Schlitz, in welchem
ein festgeschraubter Bolzen das Verbindungsglied k
(siehe Fig.
17) hält, dessen anderes Ende an dem Winkelhebel l,
n befestigt ist. Am anderen Arme n dieses
Winkelhebels befindet sich eine Riemengabel t, die einen
Riemen s, s (Fig. 16) umfaßt, welcher
auf den beiden Riementrommeln q und r hin- und hergeschoben werden kann.
Die Bewegung dieser Trommeln geht von den Scheiben a und
x (Fig. 16) aus, welche
letztere auf der Achse der Trommel q festsitzt, q treibt mittelst des eben erwähnten Riemens die Trommel
r, an deren Achse oberhalb sich eine Schnecke y befindet, die endlich in ein Schneckenrad Y eingreift, welches auf der Speisewalze b befestigt ist.
Die Wirkung des Apparates ist nun folgende:
So wie die Baumwolle von der Speisewalze b gefaßt wird,
heben sich sämmtliche Hebel e, e.. mit den Stangen f, f.. bis zu einer gewissen Höhe, der eine mehr, der
andere weniger. Ist nun die durchschnittliche Dicke des Querschnittes der ganzen
Breite normal, so wird der letzte Hebel f' so hoch
gehoben und zur Seite geschoben, daß der mehrerwähnte Riemen in der Mitte der
Riementrommeln steht, und alsdann hat in dieser Stellung des Riemens die Speisewalze
die normale Geschwindigkeit. Wird aber zu viel Baumwolle an einzelnen Stellen
zugeführt, so daß der Gesammtdurchschnitt der von Speisewalze und Hebeln gefaßten
Baumwolle die vorgeschriebene Dicke überschreitet, so wird durch die Hebung des
Hebelsystemes der letzte Hebel f' zur Seite gedrängt,
mit ihm das Glied k (Fig. 17) angezogen, der
Winkelhebel l, n bewegt und die Riemengabel t nebst Riemen in die Höhe geführt. Die Folge davon ist
eine langsamere Bewegung der Trommel r und mit ihr der
Schnecke y und der Speisewalze. Es wird also vermittelst
der letzteren dem Schläger weniger Baumwolle zugeführt und der Zweck des Regulirens
ist erreicht.
Umgekehrt, falls zu wenig Baumwolle dem Schläger auf einmal geboten wird, geht der
Riemen nach unten; die zweite Trommel und mit ihr die Schnecke und Speisewalze gehen
schneller und führen dem Schläger die Baumwolle schneller zu, so daß in jedem der
beiden Fälle die Maschine mit der richtigen Quantität gespeist wird und in Folge
dessen sehr gleichmäßige Watten liefert.
Dieser Apparat, einmal richtig gestellt und adjustirt, arbeitet so genau, daß eine
gewisse Länge des von der Maschine producirten Wattenwickels, abgemessen und gewogen, nie über
2 Proc. variirt, ein sehr wichtiges Ergebniß für alle folgenden Stadien des
Spinnprocesses, welches jeder Spinner zu würdigen weiß.