Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. , S. 373 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber das Wasserrad von de la
Fontaine.
Im ersten Januarheft des polytechn. Journals (Bd. CLXXXIII S. 7) ist aus Armengaud's Génie industriel die Beschreibung eines in Frankreich patentirten
neuen hydraulischen Motors von de la Fontaine, Fabrikant
in Reinisch (Luxemburg), mitgetheilt, was mich veranlaßt zu erklären, daß diese
Erfindung nicht ganz neu ist, sondern von mir schon im Jahre 1861 gemacht und dem
Bureau des Hrn. Armengaud in
Paris mitgetheilt wurde.
R. Stäuz, Ingenieur in Aarau.
Die Durchstechungsarbeiten am Mont-Cénis.
Diese Arbeiten haben durch die fortwährenden Verbesserungen des mechanischen Systems
eine solche Steigerung der Leistungen erfahren, daß jetzt (April 1867) ein täglicher
Fortschritt von 5,54 Metern und also von nahezu 2000 Metern im Jahr angenommen
werden darf.
Diese ebenso erfreulichen als unverhofften Resultate (man hatte anfänglich nur auf
1000 Meter jährlich gerechnet) geben auch die Hoffnung, daß die Durchstechung der
Schweizer Alpen am St. Gotthardt in bedeutend kürzerer
Zeit als in den veranschlagten 11 Jahren vollendet werden könne. Nach einer
Berechnung in der „Italie“ würde
der dortige Tunnel von 14,800 Meter Länge bei einem mittleren täglichen Fortschritt
von 5,25 Meter in neun Jahren vollendet seyn. Diesem Tunnel würde aber der Schacht
bei Anderwand zu Gute kommen, indem hier möglicherweise ein dritter Angriffspunkt
für die Maschinen geschaffen würde, wodurch die Arbeiten in ungefähr 8 1/2 Jahren
beendigt werden könnten.
Verbesserung an Kartenläufen bei der Jacquardweberei; von
Weblehrer Erlenbusch in Heidenheim.
Von jeher gab man sich viele Mühe, namentlich seitdem sehr große Dessins in
damastirten Stoffen fabricirt werden, die Webekarten so viel als möglich zu schonen und dieselben in regelmäßig gutem Zustande zu
erhalten. Dieß kann hauptsächlich durch entsprechend gute Kartenläufe
erreicht werden. Man hat im Laufe der Zeit verschiedene Systeme von Kartenläufen
angewendet, um die Karten vor gewaltsamem Zerreißen zu schützen. Unter anderen
wendete man die sogenannten Kartendrähte an, welche Methode auch von allen die beste
ist. Aber auch diese Methode hatte ihre Mängel; der Hauptübelstand war der, daß
manchmal die Drähte aus ihrer Lage nach einer Seite auswichen, so daß der
betreffende Arbeiter von Zeit zu Zeit nachsehen mußte, um die aus ihrer Lage
gewichenen Drähte wieder zu reguliren, da im Unterlassungsfalle der nach der Seite
verschobene Draht am Kartenlauf hängen blieb und so der Kartentransport gestört, die
Karten sogar gewaltsam zerrissen wurden.
Um dem Ausweichen nun vorzubeugen, kam man in Frankreich auf den Gedanken, die
Kartendrähte an einer der Stellen, wo solche an die Karten festgebunden werden
theils mit gebohrten Löchern, theils auch mit einer Kröpfung zu versehen. Es war
dadurch allerdings das Ausweichen der Drähte vermieden, aber ein neues Uebel
entstand: die Drähte mit Löchern versehen zerbrachen und im günstigsten Falle bogen
sie sich, oder die Drähte mit Kröpfung versperrten den Raum und brachten
Unregelmäßigkeiten in den Gang der Karten auf dem Jacquardcylinder gegenüber dem
Nadelbret.
Der Verfasser hat nun eine Verbesserung an Kartenläufen angebracht, welche alle diese
Uebelstände beseitigt. Sie besteht einfach darin, daß man, anstatt die Kartendrähte
zu durchbohren oder zu kröpfen, Blechringchen auf den Draht an der Stelle anlöthet,
wo der Draht in die Karten eingebunden wird. Durch diese Methode sind alle Störungen
beim Kartentransport beseitigt und man darf wohl sagen, daß mit dieser Einrichtung
die Webkarten mindestens doppelt so lange gut erhalten bleiben, als bei allen
vorangegangenen.
An dem Kartenständer sowie dem Kartenlauf sind weitere Einrichtungen nicht
erforderlich, nur sollen die zwei untersten Kartenwalzen am Ablauf zum Kartenständer
des Kartenlaufs von Linden- oder leichtem Tannenholz circa 9 Centimeter Durchmesser haben; noch besser aber sind die sog.
hohlen Haspelwalzen mit 6 Ecken, jede Ecke muß aber der Breite einer dazu gegebenen
Karte entsprechen, z.B. für eine
400ers
Karte
muß
jede
Ecke
6,2
Centimeter
breit
seyn
600ers
„
„
„
„
7,4
„
„
„
(Württembergisches Gewerbeblatt, 1867 S. 126.)
Ballouhey's Verfahren zum Emailliren oder Verglasen des Guß-
und Schmiedeeisens.
Das Emailliren und Verglasen guß- und schmiedeeiserner Gegenstände ist
bekanntlich schon lange eingeführt und das dabei beobachtete Verfahren besteht
darin, ein leichtflüssiges, fein gepulvertes Email oder Glas auf die wohl gereinigte
Oberfläche des vorher zum Rothglühen erhitzten Metalles zu vertheilen, so daß es
schmilzt, oder aber das aufgestreute Email oder Glas in einem besonderen Ofen
einzubrennen, wodurch im Allgemeinen ein festeres Anhaften erzielt wird. Da man zu
diesem Zwecke ein Gemenge von stark basischen (alkalischen) Silicaten verwendet, so
ist der Emailüberzug nicht sehr dauerhaft, sondern wird von salzigen und sauren
Flüssigkeiten leicht angegriffen. – Um das Eisen in dauerhafterer und
vollkommenerer Weise zu schützen, schlägt Ballouhey ein
von den bisherigen Emaillir- und Verglasungsmethoden ganz abweichendes
Verfahren ein. Er bringt nämlich die mit einem schützenden Ueberzuge zu versehende
Metallfläche mit einem Gemenge der Substanzen, welche zur Fabrication des
gewöhnlichen weißen Glases dienen (also mit einem passenden Glassatze) in Berührung,
und erhitzt dann den Gegenstand bis zur Temperatur der Verglasung. Das Eisen oxydirt
sich oberflächlich, das gebildete Eisenoxyd verbindet sich mit der Kieselsäure und
es entsteht so ein eisenhaltiges Glas, welches mit dem Metalle einen Körper bildet.
Die schützende Decke kann beliebig dünn oder stark gemacht werden; indessen ist es
vorzuziehen, sie nur sehr schwach anzufertigen, weil sie dann der ungleichen
Ausdehnung besser zu widerstehen vermag, ohne zu reißen oder abzuspringen.
Gegenwärtig werden Versuche abgeführt, nach diesem Verfahren die zum Beschlagen der
Seeschiffe dienenden Platten zu verglasen, um dieselben dadurch gegen die
corrodirenden Einwirkungen des Seewassers und gegen die Angriffe der Molusken etc.
zu schützen. (Annales du Génie civil, Februar
1867, S. 132.)
Corduré's Verfahren zur hüttenmännischen Scheidung des
Silbers vom Blei durch Zink.
Wiederholt ist versucht worden, zur Scheidung des Silbers
vom Blei die Verwandtschaft des Zinks zu dem erstgenannten Metalle zu benutzen. Die schwierigste Aufgabe
dabei bestand darin, kein Zink im Blei zu lassen und kein Silber bei der Kupellation
zu verlieren. Zur Erreichung dieses Zweckes empfiehlt Corduré ein neues Mittel; sein Verfahren ist das nachstehende:
Nachdem das silberhaltige Blei eingeschmolzen ist, setzt man ihm eine geringe Menge
Zink zu, rührt tüchtig um und läßt darauf das Metallgemisch ruhig stehen. Die
entstandene Zinksilberlegirung steigt in Folge ihres gegen das des Bleies geringeren
specifischen Gewichtes an die Oberfläche und erstarrt rasch, da sie strengflüssiger
ist als das Blei. Es kommt nun darauf an, den richtigen Augenblick zu treffen, in
welchem alles Zink, den Silbergehalt des Werkbleies mit sich führend, emporgestiegen
ist und doch nicht so lange zu warten, bis die oberen Theile des Bleies
krystallisiren. Man hebt die erstarrte Scheibe in diesem Momente von dem Blei ab und
erhält auf diese Weise das Silber, verbunden mit Zink und einer gewissen Menge
Blei.
Zur Trennung dieser drei Metalle von einander läßt sich die Destillation des Zinks nicht anwenden, weil dabei zu viel Silber verloren
gehen würde; dagegen läßt sich dieser Zweck erreichen durch Umschmelzen der Legirung und Oxydation
derselben mittelst eines Stromes von heißer Luft oder von überhitztem Wasserdampfe.
Das erhaltene Oxydgemenge behandelt man dann mit Salzsäure und treibt den Rückstand
auf dem Treibherde ab. Das erhaltene Chlorzink wird auf Zinkweiß verarbeitet, indem man es mit sehr fein gepulvertem kohlensaurem
Kalke kocht; es entsteht dabei Chlorcalcium und kohlensaures Zinkoxyd, welches
unmittelbar in Zinkweiß umgewandelt werden kann. (Annales du
Génie civil, Februar 1867, S. 131.)
Clémandot's Verfahren zum Glasiren von Thonwaaren oder
Poterien.
Clémandot, Director der Krystallglasfabriken zu
Clichy, hat sich kürzlich ein neues Verfahren zum Glasiren von Irdwaaren patentiren
lassen, welches er Silicatisirung der Poterien nennt. Dasselbe ist auf die Eigenschaft der
Alkalisilicate (des Kali- und Natron-Wasserglases) gegründet, sich in
Wasser leicht zu lösen und sich bei höherer Temperatur mit den Bestandtheilen der
Poterien oder Irdwaaren zu verbinden. Diese Silicate können zu dem Zwecke in
zweierlei Weise angewendet werden: entweder als oberflächlicher Ueberzug oder durch
Imprägniren der Masse selbst.
Im ersten Falle wird auf den vollständig aus- oder aber den nicht ganz fertig
gebrannten Thon eine Lösung des Alkalisilicates mittelst eines Pinsels aufgetragen
und dieß wird so oft wiederholt, als es zur Bildung eines undurchdringlichen
Ueberzugs oder einer solchen Glasur erforderlich ist; das Fertigbrennen muß bei
einer Temperatur geschehen, welche hoch genug ist, die Silicate zum Schmelzen zu
bringen und ihre Verbindung mit der Masse, aus welcher die so behandelten
Gegenstände bestehen, zu vermitteln.
Im zweiten Falle werden die geformten oder gedrehten Gegenstände in die
Wasserglaslösung getaucht; in Folge ihrer Porosität saugen sie dieselbe auf und
werden dann gebrannt, wobei die Silicate schmelzen und mit dem Thone eine Glasur
oder einen Fluß bilden, welcher die Poren verschließt und die Porterien vollkommen
dicht macht.
Durch dieses einfache Verfahren können die bei gewöhnlichen oder gemeinen Thonwaaren
bisher angewendeten Glasuren, auf welche selbst schwache Säuren stark angreifend
wirken, und deren Base meistens in Bleioxyd besteht, beseitigt werden. (Annales du Génie civil, Februar 1867, S.
130.)
Mittel, um das Wasser von organischen Substanzen zu
befreien.
Das übermangansaure Silberoxyd ist neuerdings von Crookes den Photographen als ein vortreffliches Mittel
empfohlen worden, um Wasser, Silberbäder u.s.w. von organischen Substanzen zu
befreien. Das Salz löst sich mit rother Farbe in Wasser; enthält dasselbe eine Spur
organischer Substanz, so färbt es sich tiefbraun und es bildet sich ein brauner
Niederschlag von Mangansuperoxyd-Silberoxyd. Die abfiltrirte Flüssigkeit ist
vollkommen frei von organischen Substanzen.
Anilinbraun zum Coloriren von Photographien etc.
Ein sehr schönes, sattes Anilinbraun wird erhalten durch Erhitzen von einem Theil
salzsaurem Anilin und drei Theilen irgend eines Anilin-Violetts. Fuchsin gibt
ein Braun, welches mehr in das Gelbliche zieht, während Violett ein tiefes Braun
erzielen läßt. Das Erhitzen geschieht in einer Porzellanschale auf dem Sandbade und
ist nur darauf zu sehen, daß das Gemisch fortwährend flüssig erhalten werde.
Tüchtiges Umrühren befördert die Bildung der braunen Farbe Von Zeit zu Zeit wird
eine kleine Probe in Spiritus gelöst und wenn die so erhaltene verdünnte Lösung
weder einen Stich in's Rothe oder Blaue besitzt, sondern rein braun erscheint, wird
die Operation unterbrochen. Die Temperatur darf 250° Cels. nicht
überschreiten. Nach dem Erkalten läßt sich das Braun leicht aus der Schale entfernen
und löst sich fast ohne Rückstand in Weingeist von 90 Proc. Tr. Die weingeistige
Lösung verträgt eine Verdünnung mit der Hälfte Wasser und dient nach dem Filtriren
zum Färben. Mit Glycerin versetzt, kann sie mit Erfolg zum Coloriren von
Photographien benutzt werden. Wegen der sich entwickelnden Dämpfe geschieht das
Erhitzen des Gemisches unter einem gut ziehenden Rauchfange. Die Ausbeute beträgt 3
3/4 bis 3 4/5 Theile.
Dr. Julius Stinde.
(Hamburger Gewerbeblatt, 1867, Nr. 18.)
Ueber die färbenden Eigenschaften des Alizarins; von Camille
Köchlin.
Das Alizarin kann nicht als der beim Krappfärben verwendete Farbstoff betrachtet
werden, weil der Farbstoff des Krapps, nachdem er der Sublimation oder der bei
derselben stattfindenden Temperatur von 280° C. unterworfen worden ist, nicht
mehr die Nüancen gibt, welche man beim Färben mit dem Krapp oder dessen Extracten
erhält. Obgleich das Alizarin (gehörig wieder aufgelöst oder mit Alkohol imprägnirt)
beim Färben 170 Mal so ergiebig ist wie der Krapp, so besitzen doch das mit
demselben dargestellte Roth und Rosenroth nicht den Carminton, welcher den
Krappfarben eigenthümlich ist; seine Farben haben weniger Gelb; sie sind, mit
Thonerdebeizen gedruckt, weinroth, veilchenblau geworden. Die eingetretene
Veränderung ist hingegen für die Eisenbeizen günstig, welche ein reineres, mehr
bläuliches Violett bilden.
Ist dieser Unterschied einer ähnlichen Umwandlung zuzuschreiben, wie diejenige der
Gallussäure in Pyrogallussäure, oder wird er bloß dadurch veranlaßt, daß ein
fremdartiges gelbes Element dem Alizarin bei seiner Sublimation nicht zu folgen
vermag? Nach letzterer Hypothese würde das Alizarin durch die Sublimation selbst
keine Veränderung erleiden, sondern bloß von einer es begleitenden, noch nicht näher
bekannten gelben Substanz befreit, welche zum Rothfärben unumgänglich nöthig ist.
Hiernach würden die Farben, welche man beim Färben mit Krapp (sowie dessen nicht
sublimirten oder nicht überhitzten Extracten) erhält, nicht ausschließlich mit dem
Alizarin erzeugt, – ganz abgesehen von der Rolle des Purpurins, welches nicht
mehr einen Bestandtheil des avivirten Krapproths bildet, weil es sogar den kochenden
Seifenbädern nicht widersteht.
Die noch immer angestrebte Synthese des Alizarins hätte also für die Industrie nur
dann eine Wichtigkeit, wenn sich der vollständige Farbstoff des Krapps erzeugen
ließe.
Haben der auf nassem Wege dargestellte Farbstoff des Krapps und das sublimirte
Alizarin die gleiche Zusammensetzung und identische färbende Eigenschaften? Hierüber
werden gegenwärtig von Hrn. Schützenberger in Mülhausen (Elsaß) Versuche angestellt. (Moniteur de la teinture, Mai 1867, S. 97.)
Ueber Maiche's verbessertes Verfahren zur Stärkefabrication; von F. Moigno.
Hr. Maiche
jun. (Rue Turenne Nr. 46 in
Paris) hat eine wichtige Verbesserung in der Stärkefabrication erfunden, mittelst
welcher sich ein weit größeres Ausbringen von reinem Amylum erzielen läßt als beim
Arbeiten nach den bisher üblichen Methoden. Diese Verbesserung besteht in einem
neuen Verfahren beim Durchsieben des – auf dem
gewöhnlichen Wege erhaltenen – unreinen
Stärkmehls. Nimmt man ein Sieb, dessen Maschen so eng sind, daß die
Stärkekörnchen nicht hindurchgehen können, so lagern sich diese auf dem Siebboden ad
und das Sieben geht nur tropfenweise von statten – d.h. der Proceß ist in der
Fabrikpraxis unausführbar. Bringt man aber den Seiher oder das Sieb mit dem zu
reinigenden Amylum in das Wasser selbst, anstatt das die Stärke enthaltende Wasser
auf das Seihetuch laufen zu lassen, und ertheilt dabei dem Siebe durch Schwenken und
Schütteln des Randes eine geeignete Bewegung, so strömt das mit den Amylumkörnchen
beladene Wasser nach oben und reißt diese letzteren mit sich fort, während die
fremden Substanzen auf dem Siebboden liegen bleiben. Der zu diesem Zwecke dienende
Apparat besteht: 1) aus einem hölzernen Behälter, 2) aus einem zweiten Holzkasten
von etwas kleineren Dimensionen, der in den ersten Behälter gut hineinpaßt und
dessen Boden aus Seidengaze von der gehörigen Feinheit besteht; 3) aus einem
Stoßrade, dessen Achse aus zwei, an der Kante des größeren Behälters befestigten
Trägern ruht. Mittelst dieses Rades wird dem Siebe eine schüttelnde oder auf-
und abgehende Bewegung mitgetheilt. Das unreine Stärkmehl wird durch einen
Kautschukschlauch in das Sied gelassen, während das durch das Sieb gegangene, mit
Amylum beladene Wasser durch ein anderes heberförmiges Rohr aus dem Siebe abfließt.
Auf diese Weise behandelt, geben 23 Kilogr. unreines Stärkmehl 20 Kilogr. reines
Amylum im Werthe von 16 Frcs. anstatt des bisher erzielten Werthes von 5 Frcs. 75
Cent., entsprechend einem Mehrertrage von 51 Frcs. 25 Cent. auf 100 Kilogr.
Dieses neue Verfahren ist bereits in einer Stärkefabrik zu Lurey (Departement Haute-Saône) eingeführt: man rechnet dort
auf einen Reingewinn von 10,000 bis 20,000 Frcs. (Chemical
News, vol. XV p. 182; April 1867.)
Ueber technische Verwendung des Acaroïd- oder
Xanthorhöaharzes; von C. H. Worlée in Hamburg.
In dieser Zeitschrift wurde ein kleiner Artikel über die Verwendung des
Acaroïdharzes (Xanthorhöaharz) mitgetheilt,Polytechn. Journal Bd. CLXXXI S.
79. zu dessen Ergänzung ich noch einige weitere Bemerkungen machen möchte. Die
alkoholische Lösung der rothen Gattung, welche im Handel
den Namen black boy Gum führt, ist von schön rother
Farbe und ersetzt die in manchen Gewerben verwendeten Auflösungen von Drachenblut,
sowie in größerer Verdünnung die von Gummigutt und Safran, deren man sich bedient,
um Schellacklösungen zu sogenanntem Goldfirniß für Metallarbeiter und Vergolder zu
färben. Der gewöhnliche Goldfirniß, dessen man sich zum Ueberziehen von
Messingarbeiten bedient, hat den Nachtheil, am Licht zu bleichen, die hellere
unschöne Messingfarbe tritt z.B. bei optischen Instrumenten sehr bald wieder hervor,
da man, um den zu rothen Ton des Drachenblutes zu dämpfen, in der Regel
vegetabilische gelbe Farbstoffe, als Safran, Curcuma u. dgl. hinzusetzt; eine Lösung
des black boy Gum's
gibt dagegen bei
völliger Lichtbeständigkeit, soweit die Erfahrung reicht, einen schönen Goldton,
ohne eine Beimischung von anderen Farbstoffen.
Man nimmt mit Vortheil, um den Lack härter zu machen, ein Gemisch von Schellack und
dem genannten Harze und setzt etwas Copaivabalsam hinzu, welcher das Reißen des
Lacks verhindert, unter Umständen auch ein ätherisches Oel, Terpenthinöl oder
Lavendelöl. Eine concentrirte Auflösung des Harzes, ohne weitere Zusätze als etwas
Copaivabalsam oder Ricinusöl (um das Abspringen des Lacks zu verhindern), auf Glas
ausgebreitet, hinterläßt eine völlig klare orangefarbene Schicht, und ein so
behandeltes Glas kann mit Vortheil zur Beleuchtung der Dunkelkammer der Photographen
dienen, da es fast nicht mehr kostet, als weißes Fensterglas und die Eigenschaft
hat, keine chemisch wirkenden Lichtstrahlen durchzulassen. Es bietet außerdem den
Vortheil, von jedem Photographen selbst angefertigt werden zu können, und zwar in
beliebiger Farbentiefe.
Polirte Metallflächen mit der Lösung bestrichen, brauchen nicht, wie bei
schellackhaltigen Lösungen, erwärmt zu werden um einen glänzenden durchsichtigen
Firnißüberzug zu erhalten; das Auftragen des Lacks ist also bequemer und leichter
gleichmäßig zu bewerkstelligen. Zinnkapseln zu Weinflaschen, Stanniol zu unecht
vergoldeten Rahmen und dergleichen, ebenfalls kalt behandelt, bekommen dadurch eine
schöne Goldfarbe und blassen nicht ab. Für weiches helles Holz, welches polirt
werden soll, bildet ein Ueberzug der alkoholischen Harzlösung eine passende Beize,
deren Farbe angenehmer als die gewöhnliche mit Farbhölzern oder Orlean gegebene,
leichter und rascher aufzutragen sowie dem Verbleichen nicht ausgesetzt ist.
Die wässerige alkalische Lösung des Harzes (in Soda oder Potasche) ist ohne Zweifel
ebenfalls noch mancher weiteren nützlichen Verwendung fähig, als sie bisher fand;
man sagt, daß sie in den Vereinigten Staaten in großem Maaße in der
Lederfabrication, wahrscheinlich zum Gelbfärben der Felle gebraucht werde; gewiß
ist, daß häufig so große Quantitäten des Harzes in New-York für den Gebrauch
im Lande zum Verkauf kommen, daß eine ausgedehnte Verwendung desselben in der
Technik daselbst stattfinden muß, außer der für Pikrinsäure-Erzeugung, zu
welcher man bekanntlich auch in der Regel die gelbe
Varietät, die wirklich den Handelsnamen Acaroïdharz oder Acaroidgummi führt,
vorzieht.
Mit größerer Sicherheit bekannt, ist, den Mittheilungen New-Yorker Häuser
zufolge, daß man das rothe Harz, vielleicht auch das gelbe, massenhaft in der
Papierfabrication verwendet, und zwar nicht allein zum Leimen, sondern auch zur
Erzeugung des braunen Packpapiers für den Eisenwaarenhandel, eines ähnlichen
Fabricats, wie man es sonst durch Zusatz von Theer herstellt.
Eine weitere Verwendung genannten Harzes geschieht in der Fabrication von feineren,
sogenannten englischen Seifen; man scheint eine braune Farbe, verbunden mit einem
angenehmen vanilleartigen Geruch damit zu erzeugen, und ohne Zweifel verdient der
Artikel gerade für diesen Industriezweig alle Beachtung.
Auch für die Siegellackfabrication scheint das Harz nicht ohne Werth zu seyn,
namentlich um selbst ganz geringen billigen Sorten einen angenehmen Geruch beim
Schmelzen zu ertheilen, zumal es noch zu sehr niedrigen Preisen, circa 5 bis 6 Thalern per
Centner, verkauft wird, mithin nur wenig theurer ist als Fichtenharz.
Das Xanthorhöaharz in beiden Varietäten ist, im Allgemeinen, erst zu kurze Zeit in
Europa bekannt, bisher in so wenigen Händen gewesen, seine Eigenschaften von
technischen Chemikern so wenig geprüft, daß es sehr wünschenswerth wäre, die
Aufmerksamkeit der letzteren ihm mehr zugewendet zu sehen, als bisher geschehen.
(Böttger's polytechn.
Notizblatt, 1867, Nr. 8.)
Einige Notizen über Ozokerit (Erdwachs); von B. Hoffmann, Director der Paraffinfabrik in Neupesth bei
Pesth.
Schon seit mehreren Jahren findet man in dem durch Steinölquellen und Bergtheer so
gesegneten Galizien ein Bitumen, welches sich vor allen anderen besonders wegen der
Menge des darin enthaltenen Paraffins auszeichnet. Es bildet eine dem Bienenwachs
sehr ähnliche Masse und wird deßhalb „Erdwachs“ oder des
angenehmen Geruches wegen Ozokerit genannt.
Am zahlreichsten wird dasselbe an der Abdachung der Karpathenkette zur Ebene
gefunden, besonders in der Nähe von Drobrobiltz, wo es oft erst über 20 Klafter
tief, in dem bituminösen Thone große Nester bildend. vorkommt. Auf bergmännische Art
gewonnen, wird es in offenen eisernen Kesseln geschmolzen, nach einigem Absetzen von
den verunreinigenden erdigen Substanzen abgegossen und in hölzerne Fässer gefüllt.
Nach dem Erkalten löst man das Faßholz ab und bringt es in dieser Form in den
Handel. Bei dem Einkaufe von Erdwachs muß man sehr vorsichtig seyn, da dasselbe sehr
häufig betrügerischer Weise mit Erde, Wasser u. dgl. absichtlich verfälscht wird.
Eine gute Waare bildet harte compacte Massen von grüner, etwas in's Schwarze
gehender Farbe und darf durchgespalten weder Erde, noch Steine oder Wasser
enthalten. Bei niederer Temperatur ist das Erdwachs spröde und hart, es wird jedoch
schon durch die Handwärme weich und knetbar; die Flächen sind fettglänzend, der
Geruch nicht unangenehm, sondern ätherisch süßlich. Sein Schmelzpunkt ist 62 bis
63° C.
Man gewinnt aus dem Ozokerit durchschnittlich 40 bis 45 Procent zur Beleuchtung
taugliche Oele, sowie 30 bis 33 Procent Paraffin, dessen höchster Schmelzpunkt 60
bis 62° C. ist; daneben enthält er noch besonders harzige Bestandtheile,
vorzugsweise Chrysen und Pyren. Kreosot findet sich in nur so geringen Mengen vor,
daß eine Bearbeitung mit Natronlauge behufs der Entfernung desselben überflüssig
ist. Ebenso wie in den meisten Braunkohlentheeren, sind von Leucolin und Anilin nur
Spuren vorhanden, und würde eine Gewinnung derselben aus den sauren Abfällen nicht
lohnend seyn.
Für Galizien ist das Erdwachs ein bedeutender Handelsartikel geworden, da mehrere
Fabriken, besonders in und um Wien, Pesth, sowie in Mähren, dasselbe verarbeiten.
Der Preis desselben ist ein gewöhnlich zwischen 8 bis 10 fl. österr. W. loco schwankender.
Die Gewinnung der genannten Beleuchtungsmaterialien aus dem Erdwachs ist ähnlich der
Darstellung derselben aus dem Braunkohlen- oder Torftheere, nur bei weitem
einfacher, da man die Phenylverbindungen nicht abzuscheiden braucht. Durch
zweimalige Destillation der Rohöle über Kalk (am besten Chlorkalk) nach vorhersger
Entfernung der Harze durch Schwefelsäure, erhält man ein beinahe geruchloses weißes
Photogen vom spec. Gewicht 0,790 bis 0,810, sowie ein lichtgelbes, geruchloses
Petroleum von dem spec. Gewicht 0,80 bis 0,825. Beide Oele sind unentzündbar. Durch
diese Eigenschaften zeichnen sie sich sehr vortheilhaft vor den Oelen aus Braunkohle
und Torf, sowie vor denjenigen aus dem galizischen Rohpetroleum aus. Das Paraffin
reinigt man am zweckmäßigsten durch wiederholtes Behandeln mit Benzol und Auspressen
der Masse, wodurch die aufgelösten Harze entfernt werden. (Polytechnisches
Centralblatt, 1867 S. 288.)
Ueber die Bereitung des Leuchtgases aus Abfallen der
Schafwolle in Spinnereien; von Civilingenieur Hrm. Liebau
in Magdeburg.
Im Folgenden sind einige Details zusammengestellt, betreffend 1) die Art und Weise,
2) die Kosten dieser Fabrication und 3) den Vergleich des dabei erhaltenen Gases mit
Steinkohlengas.
Die Schafwollabfälle werden in möglichst trockenem Instand in die zur Retortenfüllung
bestimmte lange Eintragschaufel gebracht und zwar so, daß der Boden der Füllschaufel
circa 2'' hoch mit Steinkohlen gefüllt ist, darauf
circa 6'' hoch Wollabfälle und über diesen als Decke
abermals Steinkohlen liegen. Die Schaufel wird schnell in die hellrothe Retorte
eingeführt, ausgekippt, herausgezogen und die Retorte verschlossen. Letzteres muß
sehr schnell geschehen, weil eine rasche Gasentwickelung sofort entsteht. –
100 Pfd. Wollabfälle, wie sie aus der Fabrik kommen, geben 700 Kubikfuß sächs. Gas;
die Steinkohle gibt außerdem bekanntlich pro 100 Pfund
circa 550 Kubikfuß. Bei Anwendung eiserner Retorten
kann Steinkohle ganz wegbleiben; doch sind die Chamotteretorten in Bezug auf
Unterhaltungskosten wesentlich vortheilhafter als eiserne. Sind die Chamotteretorten
einmal gut im Gang, d.h. gleichmäßig scharf gefeuert, regelmäßig bedient, also
dicht, so kann man auch bei ihnen mehrere Füllungen Wollabfälle, ohne
Steinkohlenzusatz, geben. Von Zeit zu Zeit muß die Retorte jedoch eine
Steinkohlenfüllung bekommen, um auf die Dauer dicht zu bleiben.
Die Reinigung des Gases ist ganz wie die des
Steinkohlengases zu bewerkstelligen, nur ist zu berücksichtigen, daß dem Gase
bedeutende Quantitäten Kohlensäure beigemischt sind. Die von mir zweimal wiederholte
Analyse ergab für reines Wollgas 14 Proc., für Mischung mit Steinkohlengas 9 bis 10
Proc. Kohlensäuregehalt, welcher durch die Reinigung beseitigt werden mußte.
Die Lichtstärke des reinen Wollgases wurde im 6 Kubikfuß
sächs.-Argandbrenner zu 16 Kerzen, die des Mischgases zu 14 Kerzen gefunden,
während der Kohlensäuregehalt des Gases bei einer besonderen Probe die Lichtstärke
auf 13 resp. 11 Kerzen verminderte. Die Gasentwickelung einer Retorte mit 60 Pfd.
dauert 1 1/2, höchstens 2 Stunden.
Die Herstellungskosten von 1000 Kubikfuß aus reinen Wollabfällen (also in
Eisenretorte) würden sich für einen täglichen durchschnittlichen Consum von 8000
Kbkfß. wie folgt berechnen, wenn die hierzu nöthigen 11,4 Ctr. Wollabfälle vorläufig
als werthlos gelten.
Feuerungsmaterial eines Doppelofens in 24
Stunden erfordert 8 Ctr. Kohks à 12 1/2 Ngr.
3
Thlr.
10
Ngr.
Feuerleute 2 Mann à 15
Ngr.
1
Thlr.
–
Ngr.
Kalkreinigung pro Tag 1
Scheffel
–
Thlr.
20
Ngr.
Abnutzung der Eisenretorten (800 Tage)
–
Thlr.
7 1/2
Ngr.
–––––––––––––––––––––––––
5 1/4
Thlr.
=
157 1/2
Ngr.
also für 1000 Kubikfuß (157 1/2)/8 = nahezu 20 Ngr. ohne
Zinsen etc.
Um den Werth der Wollabfälle für die Gasfabrication zu berechnen, gibt die
Steinkohlengasfabrication den praktischen Anhalt. Es kann natürlich hierbei nur eine
und dieselbe Anlage, also gleiche Verhältnisse gemeint seyn.
Täglich 8000 Kubikfuß Wollgas von 16 Lichtstärken entsprechen circa 10000 Kbkfß. Steinkohlengas von 12 Lichtstärken.
Zur Herstellung von 10000 Kubikfuß Steinkohlengas
gehören 10000/550 = 18,2 Ctr. Steinkohlen à 9 1/2 Ngr.
5
Thlr.
22
Ngr.
9
Pf.
Feuerungsmaterial 8 Ctr. Kohks à 12 1/2 Ngr.
3
„
10
„
–
„
Feuerungsleute 2 Mann à 15
Ngr.
1
„
–
„
–
„
Gasreinigung, Laming'sche
Masse
–
„
10
„
–
„
Abnutzung der Chamotteretorten
–
„
2
„
–
„
–––––––––––––––––––––––––––
10
Thlr.
15
Ngr.
Davon ab für erhaltene Gaskohks und Theer
10 Ctr. Gaskohks à
12 1/2 Ngr.
4
Thlr.
5
Ngr.
–
Pf.
3/4 Ctr. Theer à 20
Ngr.
–
Thlr.
15
Ngr.
–
Pf.
–––––––––––––––––––––––––––
4
Thlr.
20
Ngr.
–
Pf.
10
Thlr.
15
Ngr.
–
Pf.
4
Thlr.
20
Ngr.
–
Pf.
–––––––––––––––––––––––––––
5
Thlr.
25
Ngr.
–
Pf.
Eine gleiche Gaslichtmenge aus
8000 Kbkfß. von 16 Kerzen Wollgas
10000 Kbkfß. von 12 Kerzen
Steinkohlengas kosten
5 Thlr. 7 1/2 Ngr.
5 Thlr. 25 Ngr.
mithin Wollgas 17 1/2 Ngr. billiger resp. würde der Werth der
Wollabfälle 17,5/11,4 = 11,6 Ngr. per Ctr. zu
substituiren seyn.
Es ist hieraus ersichtlich, daß es gewiß vortheilhaft ist, etwas Steinkohlen beiher
zu verarbeiten, denn erstens erzielt man Kohks zur Feuerung, zweitens bedarf es
nicht der theueren Eisenretorten und drittens ist das Reinigungsverfahren auch etwas
billiger.
Die Wollabfälle sind alsdann höher verwerthbar.
Eine Gasanstalt mit dieser Einrichtung besitzen die Herren J. G. Schmidt
jr.
Söhne in Penig. Dieselbe ist von mir ausgeführt.
(Deutsche Industriezeitung, 1867, Nr. 7.)