Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. , S. 453 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Donnet's
neue Art von Pumpenbrunnen.
A. Donnet, Ingenieur und Professor des Maschinenzeichnens
an der Centralschule zu Lyon, hat sein neues Verfahren der Herstellung von
Pumpenbrunnen in einem Schriftchen veröffentlicht, nach welchem as Gewerbeblatt für Hessen das Nachstehende
im Auszug mittheilte.
Die Wassermenge, die eine Pumpe irgend welcher Construction einem Brunnen zu
entziehen vermag, hängt von der Ergiebigkeit des Brunnens oder von seiner Fähigkeit
ab, das verlorene Wasser wieder durch anderes zu ersetzen.
Es wird durch das in der Tiefe aus der Umgebung sich hereinziehende Wasser ersetzt.
Den Höhenunterschied zwischen dem Niveau beim höchsten Wasserstand, der eintritt,
wenn die Pumpe längere Zeit in Ruhe sich befindet, und dem Niveau beim tiefsten
Wasserstand, wenn die Pumpe von anhaltender Thätigkeit ist, nennt der Verfasser die
Depression des Brunnens.
Um einen Brunnen recht ergiebig zu machen, ist es nöthig, eine große Depression in
demselben zu erzeugen, denn die Kraft, mit welcher das umgebende Wasser von unten in
den Brunnen eindringt und darin steigt, wird durch das Gewicht einer Wassersäule von
der Höhe der Depression und dem Durchmesser des Brunnens bedingt. Eine große
Depression kann dadurch hergestellt werden, daß man den Brunnen viel tiefer als das
Niveau des umgebenden Wassers macht. Wenn aber der Brunnen nicht aus der umgebenden
Wassermenge gespeist wild, sondern seinen Zufluß durch Quellwasser, das aus dem
festen Grunde von unten in den Brunnen tritt, erhält, so gibt es nach Donnet kein anderes Mittel zur Vermehrung der
Ergiebigkeit, als die Anwendung seines Systems. Um einen Brunnen ohne Depression
sehr ergiebig zu machen, genügt es, denselben in der Höhe des höchsten
Wasserstandes, welcher eintritt, wenn die Pumpe längere Zeit nicht in Thätigkeit
ist, luftdicht abzuschließen, und hierin besteht das Princip der Erfindung Donnet's.
Er stellt solche Brunnen nach zwei Arten her. Nach der einen wird die Brunnenmauer
aus Beton oder Steinen, die innen mit Cement bestricken werden, hergestellt. Auf der
Oberfläche des Wassers wird der Brunnenraum durch eine Metallplatte abgeschlossen,
die auf die hier angesetzte Brunnenmauer gelegt und durch Cement mit derselben
verbunden wird. – Nach der zweiten Art construirt man eine cylindrische
Glocke von Metall und versenkt dieselbe in die Brunnengrube. Die Glocke wird mit
einer Betonmauer umgeben. Sie wird so niedergesenkt, daß ihr oberer Theil unter das
Wasserniveau kommt, damit sich dieselbe ganz füllen kann, wodurch die Luft daraus
entfernt wird. Die Saugröhre der Pumpe sitzt auf dem Deckel der Glocke oder der
vorerwähnten Platte auf; der Saugkorb ragt durch eine Oeffnung in das Innere des
Wasserraumes hinein; bei beiden Constructionsarten entnimmt daher die Saugröhre das
Wasser dem oberen Theile des Behälters.
Solche Brunnen brauchen nicht zu tief und von nicht so großer Weite zu seyn als
Brunnen gewöhnlicher Art, die eine große Wassermenge liefern sollen.
Die Metallglocke des Brunnens in der Färberei der Herren Villet und Reuard hat 0,8 Meter Durchmesser und
1,3. Meter Höhe. Dieser Brunnen ergab während des Monats Juli 1864 beim
allerniedrigsten Wasserstand der Rhone 2500 Liter Wasser per Minute. Die Herstellungskosten dafür betrugen 650 Fr. Der Erfinder hat
an den Ufern der Saone für dieselben Herren einen zweiten geschlossenen Brunnen, der
3000 Liter per Minute ergibt, hergestellt. Die Metallglocke hat 1,6
Meter Durchmesser bei eben so viel Höhe.
Der Brunnen des Hrn. A.
Schrimpf in Vaise ist in gleicher Art hergestellt. Er kann 800 Liter
Wasser per Minute liefern. Sein Durchmesser beträgt 0,8
Meter. Brunnen für eine Ergiebigkeit von 2000 Liter erhalten am besten einen
Durchmesser von 1 bis 1,6 Meter.
Während der Trockenheit des Jahres 1864 wurde noch ein anderer geschlossener Brunnen
in dem Besitzthum der HHrn. Milliand und Decluzel, Färber zu Valberoite, unter sehr ungünstigen Verhältnissen
in Felsen ausgeführt. Die drei denselben speisenden Quellen ergaben 25 Liter per Minute, als der Brunnen noch nicht geschlossen war.
Nachdem der Brunnen geschlossen wurde, war das Ergebniß 400 Liter per Minute. Während des Jahres 1865 blieb die
Wassermenge constant dieselbe.
Die Glocke bei diesen Brunnen ist als die Fortsetzung der Saugröhre unter einem
größeren Durchmesser zu betrachten und dadurch, daß die Saugröhre nicht so tief in
das Wasser eintaucht, wie bei gewöhnlichen Pumpenbrunnen, resultirt eine Ersparniß
an Betriebskraft für die Pumpe.
Whitworth's Ansicht über den Werth flachköpfiger
Stahlgeschosse.
Der Engineer vom 1. März 1867 theilt ein an den
Herausgeber der Times gerichtetes Schreiben von Joseph
Whitworth mit, worin derselbe zwar zugibt, daß die
aus gutem schalenhart gegossenen Eisen gebildeten spitzköpfigen Langgeschosse des schweren Geschützes, im senkrechten Schusse gegen Schiffspanzerungen verwendet,
den Vortheil haben, die ihnen entgegen stehenden Körpertheilchen der Platte und der
Packung zur Seite zu schieden, und so leichter in das Schiffs-Innere
einzudringen, für gegen Panzerplatten gerichtetes Schrägschießen und Schießen in's Wasser hin ein
aber die Behauptung aufrecht erhält, daß dabei das
flachköpfige Stahlgeschoß entschieden im Vortheil bleibe, so daß seiner
Meinung nach z.B. ein Schiffs-Capitän, der im Geschützkampfe mit feindlichen
Panzerschiffen wirksam seyn will, auch ohne sich deren senkrechtem Feuer
auszusetzen, dieses lediglich durch Anwendung von flachköpfigen Stahlgeschossen
erreichen kann.
Berlin, im Mai 1867.
Darapsky, Major im Generalstabe.
Das umgeänderte Podewils-Gewehr.
In Nro. 37 der zu Wien erscheinenden Hirtenfeld'schen
„Militär-Zeitung“ vom 11. Mai 1867 wird eine
Beschreibung des dem bayerischen Podewils-Gewehre
bei seiner Einrichtung zur Hinterladungswaffe gegebenen Verschlusses geliefert,
wornach derselbe seinen Grundzügen nach dem in Bd. CLXXXI S. 161 dieses Journals
mitgetheilten Lindner'schen Constructions-System
entspricht, welches analog dem Eastman'schen
Hinterladungsgeschütz-Verschlusse eine in diametral gegenüberstehenden Nuthen
abgehobelte Schraube zur Basis hat, deren analog behandelte Mutter im
Verschlußrahmen liegt und welche Schraube vermittelst eines an ihr angebrachten
Hebels den Verschluß-Conus sowohl, zum Laden der Waffe, in dem
Verschlußrahmen zurückziehen, als auch die Schraube, um 90 Grad gedreht, ihn wieder
mit Schraubengewalt in den Ventilconus des Rohres einpressen läßt. – Die für
Beibehaltung der Ladungsentzündung vermittelst eines gewöhnlichen
Percussionsschlosses bei diesem Verschlusse von Lindner
vorgeschlagene solide Einfügung des Zündhütchens in das Ende der Patrone ist dabei
ebenfalls adoptirt worden, wodurch das Aufsetzen des ersteren auf das Piston sehr
erleichtert wird. Der am Kopfe des Lindner'schen
Verschlußconus in solchen Fällen angebrachte Patronenauszieher, um dessen
eingekerbten Kopf sich die zur Aufnahme des Zündhütchens durchlochte Bodenscheibe
der Patrone beim Schusse herumzupressen hat, fällt beim umgeänderten Podewils-Gewehre aber weg, da dessen Kappe der
Patronenhülse, welche neben der Expansion des vorn ausgehöhlten Ventilkopfes zur Dichtung des
Verschlusses beizutragen hat, nebst sonstigen Hülsenresten beim nächsten Laden
vorwärts geschoben und hernach durch den Schuß entfernt werden soll, und ferner
kommt beim umgeänderten Podewils-Gewehr auch noch,
sehr zweckmäßig, ein in Nuthen des Verschlußrahmens laufender Blechdeckel zum
Schutze des Verschluß-Inneren vor Staub und Nässe zur Anwendung, welche Waffe
in ihrer nunmehrigen neueren Eigenschaft als Vorderladungsgewehr dem oben
angeführten Berichte zufolge an Treff-Fähigkeit und Percussionskraft, bei
unmerklich gekrümmterer Flugbahn, nichts verloren hat.
Darapsky.
Bessemermetall für Papierfabrikanten.
Bisher wurden gewöhnlich für Grundwerke und Messer der Holländer-Walze
Schienen aus Eisen oder weichem Stahl verwendet oder waren zu nur einigen Zollen
angestählt. Einerseits ist für solche Schneidwerkzeuge große Zähigkeit, andererseits
aber angemessene Härte nothwendig, die noch an dem Messer eine leichte Schärfung mit
dem Meißel zuläßt. Allen diesen Anforderungen dürfte das Bessemermetall genügen,
wenn die zu verwendende Schiene sehr schwach rothwarm gemacht und dann im Wasser
abgekühlt wird. Ein besonderer Vortheil besteht aber darin, daß die Messer auf das
größtmöglichste Maaß abgenützt werden können und ein so häufiges Ausspringen wie bei
angestählten kaum vorkommen dürfte. Der Preis des Bessemermetalles ist gegenwärtig
ein derartiger, daß in ökonomischer Beziehung diese Art Messer den unbedingten
Vorzug erhalten muß und auch bereits von einer österreichischen Papierfabrik in
dieser Hinsicht mit Vortheil angewendet wird.
Ueber die Chemikalien auf der dießjährigen allgemeinen
Industrie-Ausstellung zu Paris.
1. Die Metallsammlung von Johnson,
Matthey und Comp. in London.
Den vielleicht interessantesten Gegenstand der metallurgischen Abtheilung (Classe
XL) dürfte der prachtvolle, den Raum eines kleinen Zimmers einnehmende, von Johnson, Matthey und Comp.
(Hatton Garden, London) ausgestellte Schrank mit seinem kostbaren Inhalte
bilden. Von diesem ziehen zunächst die großen Destillirblasen und Heber aus Platin, mit
denen täglich acht Tonnen Schwefelsäure concentrirt
werden können, die Aufmerksamkeit der Sachkenner auf sich. Diese Apparate sind
in mehrfacher Beziehung merkwürdig. Das Metall, aus welchem sie bestehen, soll
chemisch rein seyn; die Verbindungsstellen, nämlich die aneinander stoßenden
Platinränder, sind mittelst des Knallgasgebläses zusammengeschmolzen, so daß der
ganze Apparat aus einem einzigen Plätinstücke besteht, und auf diese Weise viel
dauerhafter und billiger hergestellt wird, als nach dem früheren Verfahren des
Löthens der Verbindungsstellen mit Gold. – Unter den übrigen in diesem
Schranke befindlichen Platingegenständen sind besonders hervorzuheben: die nach
Deville's und
Debray's Verfahren
geschmolzenen und gegossenen Platinzaine und Barren;
die Kolben zur Gold- und Silberscheidung; die
Röhren (und Heber) ohne Löthung; ferner Draht, Blech, Folie, Tiegel, Abdampfschalen, Platinschwamm
Platingranalien, natürliches (gediegen) Platin;
Futter für Zündlöcher von Geschützen, aus einer zusammengeschmolzenen
Platin-Irid-Legirung angefertigt; eines der ausgestellten
Exemplare dieser Art hatte in einer Whitworth-Kanone über dreitausend Schüsse ausgehalten und doch
war an ihm kaum ein Zeichen von Abnutzung wahrzunehmen.
Dieselbe Firma hat ferner eine sehr interessante Sammlung
von edeln, seltenen, unedlen und gemeinen Metallen im Zustande chemischer
Reinheit ausgestellt. Sämmtliche Exemplare sind in symmetrische Formen
gegossen, um ihr specifisches Gewicht und ihr charakteristisches Ansehen im
geschmolzenen Zustande praktisch zu illustriren. Jedes Stück wiegt ein Kilogramm. Man sieht dort
Gold, Silber, Platin, Irid, Rhodium, Pallad, Blei,
Wismuth, Kupfer, Cadmium, Kobalt, Nickel, Eisen, Antimon, Zink, Magnesium,
Aluminium, Thallium, Natrium und Kalium;
außerdem noch Osmium in Pulverform und Quecksilber. Die merkwürdige Eigenschwere des Irids
und des Platins steht bei dieser plastischen Ausstellungsweise in auffallendem
Gegensatze zu dem geringen specifischen Gewichte des Magnesiums, Natriums und
Kaliums. Es ist sehr zu bedauern, daß diese Reihe von metallischen Grundstoffen
nicht in einer Probe von Lithium ihren Abschluß
findet; ein dem Gewichte der übrigen Exemplare entsprechend großer Zain dieses
Metalles würde über dreimal so lang seyn, als der Magnesiumbarren. Das Thallium nimmt in Folge seiner großen Dichtigkeit
ungefähr die Mitte der Reihe ein; es befindet sich neben dem Palladium.
Neben den ausgestellten Platinmassen liegt auch ein genaues Modell des mächtigen,
100 Kilogr. schweren Platinzains, welcher auf der Londoner Ausstellung im Jahre
1862 so allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zog.
Der Geldwerth der von Johnson und Matthey ausgestellten Edelmetalle beträgt ungefähr
eine halbe Million Franken.
Dieselbe Firma hat auch Proben des bei der Extraction des Goldes aus seinen Erzen
in so großen Massen verwendeten Natriumamalgams
eingesendet. Die Ergebnisse der von ihr mit der größten Sorgfalt abgeführten
Versuche sind daneben in recht übersichtlicher Weise angegeben; dieselben sind
wahrhaft staunenswerth. Das dazu benutzte Mineral ist ein complex
zusammengesetztes californisches, nach dem gewöhnlichen Amalgamationsverfahren
sehr schwierig zugutezumachendes Erz. Die von Johnson
und Matthey erzielten Resultate sind die
folgenden:
Gramme.
Unzen.
Pennyweights.
Grains.Wir erinnern daran, daß 1 Unze = 20 Pennyweights = 31,1 Grm., 1
Pennyweight = 24 Grains = 1,555 Grm., 1 Grain = 0,0648 Grm.
ist.Anm. d. Red.
Ausbringen mit Anwendung der
gewöhnlichen Amalgamirmethode
87
=
2
16
0 per Tonne
Ausbringen mit Anwendung des Crookes'schen (Wurtz'schen) NatriumprocessesMan s. die Abhandlung von Wurtz in
New-York über die Natrium-Amalgamation im
polytechn. Journal Bd. CLXXXI
S. 119; ferner die Versuche über diesen Proceß von
Prof. E.
Silliman in Bd. CLXXXIII S. 34.
218
=
7
0
6
„
Ausbringen mittelst der
dokimastischen Probe
232
=
7
9
6 „
Die Versuche wurden zweimal wiederholt und ergaben jedesmal absolut dieselben
Resultate. (Chemical News vol. XV p. 182; April 1867.)
2. Das
Indium-Metall.
Prof. Richter in Freiberg
hat von dem von ihm entdeckten Indium für die Ausstellung zwei Zaine oder Barren
eingesendet, welche aus dem reinen Metall bestehen. Das Indium ist noch so
selten, daß der Gramm desselben 36 Francs kostet; beide Barren wiegen etwa 500
Grm. (1 Zollpfund), repräsentiren somit einen Werth von 18,000 Frcs. Die Farbe
des Indiums gleicht bekanntlich derjenigen des Zinnes oder des Thalliums. In
seinen chemischen Eigenschaften steht es dagegen dem Cadmium sehr nahe; der charakteristische Unterschied zwischen beiden
besteht darin, daß das Indiumoxyd in Ammoniak unlöslich ist. Das Indium ist
flüchtig und verbreitet einen eigenthümlichen Geruch; sein Spectrum wird durch
eine glänzende indigblaue Linie charakterisirt, auf
die sich auch sein Name bezieht. Das Indium ist auf der Pariser Ausstellung der
König der chemischen Producte, wie es im Jahre 1862 auf der Londoner das
Thallium war. (Chemical News vol. XV p. 208; April 1867.)
3. Mond's Verfahren zur Extraction
des Schwefels aus Sodarückständen.
Unter den bedeutungsvolleren technischen Erfindungen, deren Erzeugnisse auf der
Pariser Ausstellung vertreten sind, dürfte auch der Proceß zu erwähnen seyn,
mittelst dessen Mond, Chemiker zu Utrecht, den in den
Sodarückständen enthaltenen Schwefel gewinnt, ohne diese Rückstände aus den
dieselben enthaltenden Gefäßen entfernen zu müssen. Bei diesem Verfahren wird
ein Strom atmosphärischer Luft in den Sodaschlamm eingepreßt, um denselben zu
oxydiren und dann wird Wasser hineingeleitet, um die gebildeten Salze
auszulaugen. Darauf wird die Lauge nach Verlauf von 60–72 Stunden einer
anderen ähnlichen Behandlung unterworfen, durch welche sie concentrirt wird. Um
den Schwefel möglichst vollständig zu regeneriren, muß der Oxydationsproceß so
geleitet werten, daß die Flüssigkeiten 2 Aequival. Schwefelcalcium auf 1 Aequiv.
unterschwefligsaures Natron enthalten. Die concentrirte Lauge wird in hölzerne
oder aus feuerfesten Steinen construirte Behälter gebracht und in diesen mit 1
Aequiv. Salzsäure versetzt, wodurch reiner Schwefel niedergeschlagen wird, ohne
daß eine Entwickelung von Schwefelwasserstoff oder Schwefligsäuregas bemerkbar
ist.
Sollen anstatt der Salzsäure die – bekanntlich aus einem Gemenge von
Manganchlorür, Eisenchlorid, Salzsäure und freiem Chlor bestehenden –
Rückstände von der Chlorfabrication benutzt werden, so ist die Oxydation des
Sodaschlammes so zu leiten, daß der letztere nach Eintritt dieser Oxydation nur
sehr wenig Unterschwefligsäuresalz enthält. – Mond versetzt ferner das erwähnte Gemenge mit einer zur Neutralisirung
der freien Salzsäure und zur Reduction des
Eisenchlorürs und Eisenchlorids hinlänglichen Menge eines besonderen Präparates, wodurch ein 95 Proc. Schwefel enthaltender
Niederschlag hervorgebracht wird. – In solchen chemischen Fabriken, in
denen mit Vortheil Salzsäure angewendet werden kann, wird die Lauge überoxydirt,
damit sie hinlänglich Unterschwefligsäuresalz enthält, um mit Anwendung einer
verhältnißmäßig sehr geringen Menge von Schwefligsäure in Schwefel und
schwefelsaures Natron zerlegt werden zu können.
Der auf diesem Wege gewonnene Schwefel wird mit etwa dem vierten Theile seines
Gewichts von schwefelsaurem Kalk gemengt und dann raffinirt. Die in der
angegebenen Weise behandelten Sodarückstände enthalten nur sehr geringe Mengen
von Schwefelcalcium, dagegen viel kohlensauren und schwefelsauren Kalk, welche
beiden Bestandtheile nicht nur für die Umgebungen der Fabriken ganz unschädlich
sind, sondern sogar bei der Fabrication von künstlichem Dünger vortheilhaft
verwerthet werden können. – Die Kosten des Verfahrens sind unbedeutend,
indem die Ausgaben für die Anschaffung des Apparates schon durch den im ersten
Jahre erzielten Reingewinn – welcher für eine täglich 3 Tonnen Soda
producirende Fabrik auf mindestens 400 Pfd. Sterl. jährlich anzuschlagen ist
– vollständig gedeckt werden. (Chemical News
vol. XV p. 183; April 1867).
4. Die
Phosphorit-Industrie.
Zu den wichtigen neuen Erscheinungen dieses Jahres auf dem Gebiete der
technischen Chemie gehört jedenfalls auch der auf der Pariser Ausstellung durch
Proben illustrirte Proceß der Umwandlung der Phosphoritknollen in phosphorsaures Eisenoxyd und die Zersetzung des
letzteren durch schwefelsaures Natron und schwefelsaures Kali zur Erzeugung von
dreibasisch-phosphorsaurem Natron und Kali.Man s. die betreffende Mittheilung im polytechn. Journal Bd. CLXXIX S. 408. Dieses von Boblique angegebene und auf den
Javelle'schen Werken unter Fourcade's Leitung in großem Maaßstabe zur
praktischen Ausführung gebrachte Verfahren ist bereits zu einem hohen Grade der
Vervollkommnung gediehen. Die Phosphoritknollen oder Koprolithen aus den
Ardennen enthalten im Durchschnitte: 34,50 Kieselsäure, 27,80 Kalk, 19,30
Phosphorsäure (einem Phosphorgehalte von 8,60 Proc. entsprechend) und außerdem
noch verschiedene andere Bestandtheile.
Bei dem in Rede stehenden Verfahren werden 100 Kilogr. Phosphoritknollen mit 60
Kilogr. eines in der Nähe der Koprolithlagerstätten vorkommenden Eisenerzes beschickt, welches
35,43 Eisenoxyd (einem Eisengehalte von 24,80 entsprechend), 6,46 Wasser und
18,11 chloritische oder quarzige Gangart enthält. Diese Beschickung wird in
einem Gebläseofen geschmolzen; dabei fallen die folgenden Producte: 1. Phosphorsaurer Kalk mit einem Durchschnittsgehalte
von 20 Proc. Phosphor. – 2. Schlacke, mit 54
Kieselsäure, 32 Kalk, 14 Thonerde und Magnesia. – Zur Fabrication des
phosphorsauren Natrons werden 100 Thle. des gepulverten phosphorsauren Kalks mit
200 Thln. gleichfalls pulverisirtem schwefelsaurem Natron und 30 Thln.
Holzkohlenpulver gemengt und zusammengeschmolzen; die Beschickung wird während
des Schmelzprocesses tüchtig durch einander gekrückt. Nachdem die Reaction
vollständig vor sich gegangen und die Masse in Fluß gerathen ist, wird die
erhaltene Schmelze zu Blöcken von 600 bis 650 Kilogr. vergossen. Nachdem die
Masse mehrere Tage lang der Einwirkung der Luft ausgesetzt gewesen ist, zerfällt
sie zu einer Art Staub, welcher auf systematische Weise ausgelaugt wird; dadurch
erhält man eine reichliche Menge von krystallisirtem,
dreibasisch-phosphorsaurem Natron, 3 NaO, PO⁵. Der ungelöst
gebliebene Rückstand ist Natrium-Eisensulfuret (Fe⁴Na)S³,
und gibt beim Rösten in einem zweckentsprechenden Ofen (Kiesofen) schweflige
Säure, die in Bleikammern in Schwefelsäure verwandelt wird. Der aus einem
Gemenge von Eisenoxyd und schwefelsaurem Natron bestehende Röstrückstand wird
ebenfalls ausgelaugt. Dieß ist offenbar ein sehr vollkommener, ausgebildeter
Proceß, bei welchem die angewendeten Materialien – Eisen und Schwefel
– immer wieder von Neuem zur Verwerthung kommen.
Von dem auf diese Weise erhaltenen Phosphoreisen und dem aus demselben
dargestellten phosphorsauren Kali und Natron treten in der Ausstellung zum
ersten Male Proben auf; sie sind von Fourcade (Quai de Javelle in Paris) in dem Schranke Nr. 215
aufgestellt.
Dicht daneben finden wir die Firma Perret und Olivier, Eigenthümerin der berühmten, an
geschwefelten Eisen und Kupfererzen so reichen Gruben von Saint Bell und Chessy
(in der Nähe von Lyon). Diese Aussteller verkünden an ihrem Glasschranke in
vergoldeten Lettern, daß sie jährlich 70,000 Tonnen Kiese theils selbst
verhütten, theils exportiren, und daß ihre Bleikammern einen Rauminhalt von
40,000 Kubikmetern haben. Als im Jahre 1855 wohl begründete Klagen über den
Mangel an Schwefel und den hohen Preis dieses Rohstoffes laut wurden, gehörten
die genannten Bergwerksbesitzer und Industriellen zu den ersten, welche die
Schwefelsäurefabrikanten auf die ausgedehnten Kieslagerstätten des Hrn.
Perret aufmerksam
machten, und die Anwendung von Eisen- und Kupferkiesen anstatt des
Schwefels vorschlugen. Die Röstrückstände werden jetzt, wie bekannt, auf vielen
Werken des Continents sowohl, wie in England, auf Kupfer zugutegemacht. (Chemical News, vol. XV p. 197; April 1867.)
Grüne's
eingebrannte Photographien auf Porzellan, Glas und Email.
In der norddeutschen Ausstellung zu Paris befindet sich die Exposition von W. Grüne, Firma: Eduard Grüne in
Berlin.
Seit Jahren fertigt Hr. Grüne
bereits seine eingebrannten Photographien auf Porzellan, Glas und Email, und
Tausende von Porträts, Kupferstichen u.s.w. sind seit jener Zeit aus seiner Anstalt
hervorgegangen und in den verschiedensten Formen: auf Tassen, Seideldeckeln,
Streichholzbüchsen und Pfeifenköpfen in die Welt gewandert. Jener merkwürdige
Proceß, worauf das Einbrennen beruht, die Umwandlung eines Silbercollodiumpositivs
in eine andere Metallcombination, hat Hrn. Grüne nun auf eine neue, ganz eigenthümliche
Anwendung der Photographie geführt, die eine sehr große Bedeutung hat für die
Industrie, namentlich für die Glas- und Porzellanfabrication, das ist die Herstellung eingebrannter Goldverzierungen und Silberverzierungen auf photographischem Wege.
Man ermißt die Wichtigkeit dieses Processes leicht, wenn man an die Tausende von
vergoldeten Tassen, Gläsern u.s.w. denkt, die sich in den Haushaltungen vorfinden.
Bisher wurden diese Ornamente entweder mit der Hand
aufgetragen oder mit lithographischem Golddruck zunächst
auf dünnes Papier gedruckt und dann auf Porzellan abgeklatscht. Letzteres Verfahren
ist auf krummen Flächen höchst mißlich, ebenso auf Glas. Dazu sind jene
lithographischen Verzierungen verhältnißmäßig theuer und roh, sie lassen sich an
Feinheit mit einem photographischen Product nicht
entfernt vergleichen. Hr. Grüne vermeidet nun alle diese Mängel durch sein neues Verfahren. Er
hat keinen Porzellanmaler nöthig, er photographirt irgend ein vorhandenes Muster,
eine Buchdruckkante, er wandelt das Bild in eine Goldverbindung um, transportirt das
elastische Collodiumhäutchen auf Glas oder Porzellan und schmilzt es ein. Mit der
größten Leichtigkeit läßt sich das elastische Häutchen in jede
Form bringen, und so hat Hr. Grüne Gläser, Tassen und Schalen ausgestellt, die Goldverzierungen
von einer Feinheit zeigen, wie man sie unter den Ausstellungen der Luxusgläser in
dem Expositionspalaste vergeblich sucht. Natürlich kann man auf diesem Wege jedes
Muster beliebig verkleinern und dadurch Zeichnungen in außerordentlicher Feinheit,
die Loupenvergrößerung aushält, herstellen. Merkwürdig sind in dieser Hinsicht
mehrere Goldreproductionen von Deckenplafonds auf Tellern, ferner ganz zarte Kanten
à la grecque auf Gläsern. Das Verfahren
erlaubt sogar Doppeldrucke zu machen. So findet sich in
Grüne's Repositorium ein
Teller, wo Golddruck- und Silberdruckverzierungen durcheinander gehen, beide in tadelloser Feinheit.
Merkwürdig ist noch bei diesem Proceß der außerordentlich geringe Goldverbrauch,
sowie seine Anwendbarkeit auf Fayence, deren Vergoldung immer Schwierigkeiten
gemacht hat.
Wir sehen hier eine neue Anwendung der Photographie vor uns, die allem Anschein nach
eine große Zukunft hat, und vielleicht ist die Zeit nicht mehr fern, wo zahlreich
junge intelligente Photographen Beschäftigung durch dieses Verfahren in Glas-
und Porzellanfabriken finden werden. Das Verfahren selbst ist allenthalben
patentirt. (Berliner photographische Mittheilungen, 1867 S. 41.)
Verbesserung in der Erzeugung der Gelatine; von Carl Simeons und Comp.
Die Fabricationsmethode ist folgende: Knochen aller Art werden in Massen von 100
Centnern der Luft und Sonne während der Dauer von 6 Wochen bis 2 Monaten ausgesetzt
und bei trockener Witterung täglich öfter mit Wasser übergossen. Hierauf kommen
selbe in Quantitäten von 10 bis 15 Centnern in Bottiche, in welchen ihnen eine
verdünnte Salzsäure von 4° Baumé zugesetzt wird. Nachdem diese Säure
ihre Kraft verloren, wird solche abgelassen und durch frische ersetzt, welches
Verfahren so lange wiederholt wird, bis die Knochenmassen eine vollständige
Erweichung erlangt haben. Die so erweichten Knochenmassen werden dann in reinem
Wasser ausgewaschen und hierauf in einer ganz leicht verdünnten Kalkmilch während 14
Tagen liegen gelassen. Ist das geschehen, dann werden sie abermals in reinem Wasser
ausgewaschen und auf großen Gurten an freier Luft getrocknet. Auf diese Weise ist
die sogenannte „Rohgelatine“ hergestellt.
Die Erzeugung der fertigen Gelatine geschieht nach unserer
neuen Erfahrung auf folgende Weise: Wir nehmen 300 Pfund
„Rohgelatine,“ legen solche 24 Stunden in ein fließendes
Wasser, wodurch die Masse ganz erweicht – und bleichen sie hierauf einige
Tage an freier Luft. Hierauf bringen wir das Quantum gebleichter Rohgelatine in
einen großen Kessel, der mit 45 Eimern Flußwasser ausgefüllt ist. Darnach lassen wir
eine leichte Kochung eintreten, während welcher von einer halben Stunde zur anderen
ein Zusatz von 4 Loth Alaun gemacht wird. Dieser Alaunzusatz bewirkt die
vollständige Reinigung von sämmtlichen Fetttheilen, die sich in der Rohgelatine noch
befinden. Nach dieser Kochung, welche 8 bis 10 Stunden dauert, wird die Flüssigkeit
in kochendem Zustande durch feine Leinwandtücher so lange filtrirt, bis sie eine
vollständige Reinheit zeigt. Hierauf kommt die Gelatinbrühe in einen großen Bottich,
erhält einen Zusatz von 3 Eimern frischen Wassers, welches noch durch schweflige
Säure vollständig gesättigt ist, worauf nach gehörigem Umrühren ein weiterer Zusatz
von 2 Maaß Essigsäure gemacht wird. Wenn dann diese Masse eine Stunde in dem Bottich
gestanden, wird sie abermals durch Leinwand filtrirt und in kleinere Holzkästen
ausgegossen. In diesen kühlt sich die Masse zu fester Gallerte ab und wird hierauf
auf dendeu betreffenden Schneidmaschinen in dünne Blättchen geschnitten, von den
Arbeitern auf Rahmen gelegt und an der freien Luft getrocknet. Auf diese Weise wird
eine Gelatine von ausgezeichneter Qualität gewonnen.
Um die farbigen Gelatinen darzustellen, wird bei der oben
beschriebenen letzten Filtration ein betreffendes kleines Quantum flüssiger Gallerte
von der Hauptmasse getrennt und mit den bezüglichen Farben, je nach den Nüancen, die
man erzielen will, mehr oder weniger vermischt. Unsere Farben sind außer Carmin, den
wir in Salmiakgeist lösen, noch die Anilinfarben, welche wir im aufgelösten Zustande
beziehen. Das durchschnittliche Mischungsverhältniß ist: 1 Loth Farbe auf 4 Pfund
flüssige Gelatine. Ist diese Farbenmischung durch wiederholte Filtrationen
vollständig gereinigt, dann wird die Masse auf geschliffene und mäßig erwärmte
Spiegelglasplatten ausgegossen und an einem kühlen staubfreien Orte aufbewahrt, bis
die vollständige Trocknung stattgefunden. Hierauf wird die Waare von den Platten
abgenommen. (Hager's
pharmaceutische Centralhalle, 1867 S. 105.)
Ueber die Fabrication von Glimmer-Gegenständen.
Seit zwei Jahren wird durch Max Raphael in Breslau die
Fabrication von Gegenständen aus Kali-Glimmer fabrikmäßig betrieben. Aus
demselben werden hauptsächlich Gas- und Petroleum-Cylinder, Rauchfänge
(Blaker) in sehr verschiedenen Formen, Lampenschirme, Kronen zu Lampenschirmen,
kleine Taschenlaternen etc. gefertigt. Auch wird der Glimmer zu Windrosen,
Compaß-Gläsern und zum Einsetzen in eiserne Ofenthüren, wie zu vielen anderen
Zwecken, z.B. die Abfälle als Flimmer, als Deckgläschen zu mikroskopischen
Präparaten, für Herbarien, und außerdem präparirt zu Einlagen statt Email und zu
Tapeten verwendet, wie Chemiker C. Puscher in Nürnberg
(im polytechn. Journal Bd. CLXXXIII S. 497)
näher angegeben hat.
Die Beleuchtungsgegenstände, welche aus Glimmer gefertigt werden, haben den Vortheil,
daß dieselben, der größten Flammenhitze ausgesetzt, nicht springen, und sich daher
besonders zu Gas- und Petroleum-Cylindern (Flachbrennern) eignen. Seit
dem Bestehen des Geschäfts hat die Fabrication der Cylinder große Verbesserungen und
Fortschritte gemacht, und ist dieß besonders bei den seit Anfang April d. J.
angefertigten Petroleum-Cylindern für Flachbrenner der Fall, die nicht allein
durch ihre jetzige einfachere und praktischere Construction, sondern auch wegen des
sehr bedeutend billigeren Preises gegen früher sich recht bald allgemein einführen
dürften.
Bereitung einer haltbaren Maiweinessenz.
Freunden des Maitranks empfehlen wir folgende bewährte Bereitung einer haltbaren
Essenz. Einen leichten Tischwein, wie er sich überhaupt am besten für dieß Getränke
eignet, setzt man mit der etwa 6fachen Menge Waldmeister an, deren man sich
gewöhnlich bedient, und läßt eine halbe Stunde ziehen. Die Kräuter geben in dieser
Zeit nur ihr feinstes Arom ab. Der abgegossene Wein wird ohne Zuckerzusatz
aufbewahrt. Eine Flasche dieser Essenz reicht hin, 5 bis 6 Flaschen Maitrank zu
machen. Will man die Essenz versüßt aufheben, so muß man sehr viel Zucker
hineinthun, so daß eine Art Syrup entsteht, wenig Zucker bewirkt Gährung. Es ist
hierbei jedoch schwer, das richtige Verhältniß von Zucker und Arom zu treffen, um
später bei der Bereitung des Getränkes bloß mit dem Weinzusatz auszureichen, ohne
daß bei gehöriger Süße das Arom zurück- oder vortrete, oder aber bei
genügendem Arom das Getränk nicht zu viel oder zu wenig süß schmecke. – Zur
Bereitung des Maitranks mit frischen Kräutern kann man auf je eine Flasche Wein
einen Strauß von etwa 100 Pflänzchen und 1/4 Pfd. Zucker rechnen; länger
fortgesetztes Ziehen als eine halbe Stunde gibt einen etwas strengen Geschmack. Ihre
volle Wirksamkeit entfalten die Kräuter zur Zeit der Blüthe. Zusatz anderer
gewürzhafter Kräuter gibt leicht einen arzneiartigen Beigeschmack. Eine
Apfelsinschnitte verdirbt nichts und erhöht nur den, wohlthuenden äußeren Anblick.
(Badische Gewerbezeitung, 1867, Nr. 5.)