Titel: | Miscellen. |
Autor: | Darapsky |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. , S. 533 |
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Miscellen.
Miscellen.
Vorrichtung, um das Mitreißen des Wassers in den Dampfraum bei
Dampfkesseln unwirksam zu machen.
Der beträchtliche Wärmeverlust, welcher durch das Mitreißen von Wasserpartikeln bei
dem Austritte des Dampfes in den Arbeitscylinder herbeigeführt wird, hat bereits
schon zu mannichfachen Vorschlägen und Erfindungen Veranlassung gegeben, ohne daß
hierdurch die Frage in genügender Weise gelöst worden wäre. Es mag daher von
Interesse seyn, einen ganz neuen Apparat hier zu erwähnen, der zu diesem Zwecke von
Luques construirt wurde, und dessen Wirksamkeit zu
Erwartungen berechtigen dürfte. Man stelle sich einen sehr kurzen Cylinder über den
horizontalen Theil des Dampfkessels so angebracht vor, daß dessen geometrische Achse
horizontal und rechtwinkelig gegen die Achse des Generators gerichtet ist. Die von
der Kuppel ausgehende Dampfröhre streicht an der Seitenfläche des Cylinders
tangirend vorüber, öffnet sich sodann in derselben, während sie sich von da aus
gleichsam in zwei Schenkel abzweigt, welche durch die Grundflächen des Cylinders
gehen, und die außerhalb des Cylinders wieder unter sich vereinigt den trockenen
Dampf zu seinem Bestimmungsorte gelangen lassen. Eine vierte Oeffnung findet sich an
der Seitenfläche des Cylinders, und zwar an der tiefsten Stelle, von wo aus ein Rohr
unmittelbar zum Boden des Dampfkessels führt. Wird also der Dampfhahn geöffnet, so
muß der Dampf über die Cylinderfläche hinwegstreichen, er soll auf diese Weise eine
außerordentlich rasche Rotationsbewegung annehmen und erst dann durch die beiden
centralen Oeffnungen entweichen. In Folge dieser gyratorischen Bewegung sollen die
Wassertropfen, gegen die Ränder geführt, sich hier ansammeln, um als wasserförmige
Flüssigkeit durch das untere Rohr wieder in den Kessel zurückzutreten, während der
trockene Dampf durch die in der Mitte der Grundflächen des Cylinders angebrachten
Röhren entweichen muß, um nach dem verlangten Punkte hin sich ausbreiten zu können.
(Annales du Génie civil, April 1867, S.
271.)
Ladd's
magneto-elektrische Maschine.
Der Mechaniker Ladd in London hat nach dem System von Wilde
Polytechn. Journal Bd. CLXXXII S.
177. einen magneto-elektrischen Apparat construirt, bei welchem zwei
Inductoren (als Armaturen) an den Polflächen des (doppelschenkeligen)
Elektromagnetes gleichzeitig in Rotation versetzt werden, von denen der eine am
oberen, der andere am unteren Theile der Achse angebracht ist, und wobei ohne
Unterbrechung der Strom von einem Inductor zum anderen übergeht, um von da in die
äußere Leitung zu gelangen, in welcher die Apparate eingeschaltet sind, um
Licht-, Wärme- oder elektrolytische Wirkungen zu erhalten. Bei einem
Gewichte von 150 Kilogrammen soll der Apparat, durch eine Manneskraft in Thätigkeit
versetzt, Licht- und Wärme-Effecte erzeugen, die denen einer Bunsen'schen Batterie von 50 Elementen gleichkommen. (Les Mondes, t. XIV p. 2; Mai
1867.)
Neue Art Eisenbahnschienen zur Ersparung von Schwellen.
Das Project der rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft,
9zöllige statt 5zöllige Schienen zur Anwendung zu bringen, beschäftigt der Art die
concurrirenden Eisenbahnen und die Techniker, daß sie mit Spannung dieses neue
Unternehmen verfolgen. Für die Eisenbahn-Gesellschaften besonders wird sich,
wenn diese neue Art Schienen den gehegten Erwartungen entsprechen sollte, eine
wichtige Consequenz ergeben: die Ersparung von Schwellen. Dieses so leicht
unbrauchbar werdende Baumaterial wird von Jahr zu Jahr theurer, so daß man sich
bereits oft mit der Frage beschäftigt hat, auf welche wohlfeilere Art dasselbe zu
ersetzen seyn möchte. Die rheinische Eisenbahn-Gesellschaft scheint die
Lösung dieser Frage gefunden zu haben. Wie bereits früher berichtet, werden die
9zölligen Schienen, auf Unterlagsplatten ruhend, 5 Zoll in Kies gesenkt. Diese
Kieslage wird sodann mit 3 Zoll Erdreich, wie es das Terrain bietet, bedeckt, so daß
nur der Kopf der Schienen aus der Erde hervorragt. Beide Schienenreihen werden, der
Spur folgend, von 3–3 Fuß durch Rundeisen-Querstäbe zu einem System
verbunden und die Stöße in gewöhnlicher Weise durch Laschen an einander befestigt.
Jedenfalls bietet diese Constructionsart für den Betrieb dieselbe Sicherheit, wie
die Anwendung von Schwellen. – Mit der Anfertigung derartiger Schienen ist
der Actien-Verein Neu-Schottland beauftragt. Nach einer Mittheilung
der Essener Zeitung giengen bereits am 26. Mai sechs dieser neuen Schienen vom
Bahnhof Königsteele ab, um nach der Pariser Ausstellung befördert zu werden. Sie
haben eine Höhe von 9 Zoll, der Kopf ist etwas kleiner und der Fuß 3/4 Zoll breiter
als bei gewöhnlichen Schienen. Die Länge beträgt 24 Fuß, und das Gewicht ergibt sich
aus der Schwere des Paketes zu 900 Pfd. Wir wünschen, daß sie in der Weltstadt
sowohl, als auch bei ihrer Verwendung ein gutes Zeugniß für die heimathliche
Industrie abgeben. Vorläufig soll Neu-Schottland eine Lieferung von circa 5000 Stück contrahirt haben. (Berggeist, 1867, Nr.
44.)
Warnungssignal für Eisenbahnzüge bei Nachtzeit.
Um eine Stelle anzuzeigen, die der Locomotivführer nicht überschreiten darf, ohne den
Zug einer Gefahr auszusetzen, hat Regnault an mehreren
Punkten der Westbahn Warnungszeichen eingeführt, welche bloß in einer Laterne von
etwa 60 Centimeter Länge bestehen, in deren Mitte eine einzige Flamme angebracht
wird. Rechtwinklich zu einander werden zwei parabolische Reflectoren eingesetzt, die
mit der vorderen Wandseite der Laterne einen Winkel von 450 bilden. Jedes der
Spiegelbilder wird nach der Vorderseite reflectirt, so daß der Führer zwei Flammen
sieht, deren Vermischung durch rothe Gläser verhindert, während mittelst eines
opaken Schirmes die directe Flamme verdeckt wird. (Im Auszuge aus den Annales du Génie civil, April 1867, S. 258.)
Das französische Infanterie-Geschütz.
Wenn der horizontale Arm einer sogenannten Rotationsmaschine, mit einer der
Längenrichtung dieses Armes nach frei aus ihm beweglichen Kugel versehen, durch
irgend eine mechanische Vorrichtung in genügend starke Rotation um seinen Pivotpunkt
versetzt wird, so
schreitet die an letzterem liegende Kugel vermöge der ihr auf diese Weise tangential
und somit nach der Kreisbewegungs-Theorie auch radial ertheilt werdenden
Geschwindigkeit bekanntlich von diesem Pivotpunkte aus in einer logarithmischen
Spirale gegen den anderen Endpunkt dieses horizontalen Hebels vor, und nimmt dort
eine Tangentialgeschwindigkeit an, welche im Verhältniß des Längenmaaßes dieses
Hebels zur Einheit größer ist als die Winkelgeschwindigkeit desselben in der
Entfernung gleich „Eins“ vom Pivotpunkte desselben.
Dieses Princip, welches schon im Jahre 1832 durch die Steinheil'sche sogen. Fugalmaschine (1848 scherzweise auch wohl als
Kugelspritze bezeichnet) zur Forttreibung von Wurfgeschossen in Anwendung gebracht
wurde, von deren zerstörender Wirkung vor einer Militär-Commission Proben
abgelegt worden sind, ist in Frankreich neuerdings wieder zur Herstellung von
sogenannten Infanterie-Kanonen verwendet worden, deren Construction nach der
Augsburger Allgemeinen Zeitung vom 1. Mai 1867 in Folgendem besteht:
„In der Oberfläche der drehenden Scheibe ist eine radiale Rinne von etwas
mehr als der Hälfte des Kugeldurchmessers ausgearbeitet. – Wenn man in
die vertiefte Mitte Kugeln rollen läßt, so müssen sie in Folge des
Fugalschwunges an der Rinne der drehenden Scheibe hinausgleiten und verlassen
die Scheibe mit 12mal der Randgeschwindigkeit (soll wohl heißen
Winkelgeschwindigkeit der Scheibe). Damit aber alle Kugeln in derselben Richtung
entweichen, ist über der drehenden Scheibe eine Eisenplatte mit ganz kleinem
Abstande von der drehenden Scheibe angebracht. – In dieser Platte ist nun
zur Aufnahme der oberen Hälfte der Kugel eine Curve eingearbeitet (die
logarithmische Spirale), durch welche alle Kugeln bei allen Geschwindigkeiten
ohne Zwang zu erleiden entweichen müssen. – An der Platte ist ein Rohr in
der Verlängerung der Seitencurve angebracht, das allen Kugeln (2 bis 4 Pfd.
schweren Langgeschossen) genau dieselbe Richtung gibt.“
Berlin, im Juni 1867.
Darapsky, Major.
Kraffert's Repetirgewehr.
Das dem Ingenieur Kraffert zu
Berlin für Preußen und sonst patentirte „selbstladende
Zündnadelgewehr“ kann der in Darmstadt erscheinenden
Militär-Zeitung vom 23. März d. J. zufolge als ein sehr langes, aber nicht
ungewöhnlich schweres (mit Patronenfüllung 10 Pfd.) Infanteriegewehr bezeichnet
werden, zwischen dessen Rohr am Kolben sich ein aus Messing gearbeitetes und mit
einer Hülse von Gußstahlblech umgebenes Magazin befindet, das zur Aufnahme von 40
bis 60 Patronen bestimmt ist, welche letztere, vermöge des
Gewehrverschluß-Mechanismus, im Anschlage und ohne Absetzen des Gewehres,
vermittelst eines bloßen Zeigefinger-Druckes in das Rohr eingeführt und dort
dann vermöge einer wie beim Lindner'schen Gewehr
senkrecht von unten wirkenden Zündnadel zur Abfeuerung gebracht werden können.
Berlin, im April 1867.
Darapsky.
Hartgußwalzen auf der Pariser
Industrie-Ausstellung.
In diesem Betreff enthält der Bericht der englischen Ingenieurzeitung „Engineering“ Nr. 66 über Eisen und Stahl
auf der Ausstellung, folgende Notiz.
Der Maschinenraum für die süddeutschen Staaten enthält eine sehr schöne
Zusammenstellung von Hartgußwalzen von dem kgl. württembergischen Hüttenwerke
Königsbronn. Dieselbe begreift in sich massive und hohle Hartgußwalzen, sowie
Hartgußwalzen mit eingegossenen Achsen. Einige Querbrüche von massiven Hartwalzen
zeigen eine Härtung auf eine Tiefe von circa 1 Zoll,
während der innere Theil sehr schön gleichförmig grau ist.
Ein anderer Querbruch ist von einer hohl gegossenen Hartwalze, bei welcher sich die
Härtung wieder nur auf die Außenseite beschränkt.
Eine Hartwalze hat eine eingegossene Bessemerstahlachse. Vor dem Guß wird hierbei die Stahlachse
vorgewärmt und wie ein Kern in die Form eingesetzt. Wird sodann das flüssige Eisen
in die Form geleitet, so umgibt es die Stahlachse und preßt sich während des
Erkaltens und Zusammenziehens fest an dieselbe an. (Württembergisches Gewerbeblatt,
1867, Nr. 23.)
Neue Vorrichtung zum Aufsangen und Ableiten der Gichtgase bei
Eisenhohöfen.
Levèque hat eine Verbesserung in dem gegenwärtig
üblichen Verfahren beim Aufgeben der Beschickung von Hohöfen, deren Gichtgase
aufgefangen und benutzt werden, eingeführt, welche der Beachtung werth seyn dürfte.
Die Gicht wird mittelst eines ringförmigen Deckels oder Rumpfes verschlossen,
welcher aus einer Rinne oder einem Muffe besteht, worin ein schwach conisches Rohr
steckt. Dieser Deckel bildet eine Art Glocke, deren oberer, nach innen gebogener
Rand in einem zweiten Muffe ruht, welche von dem senkrechten Gasableitungsrohre oder
Gasfange gebildet wird, dessen unterer Rand nach außen gebogen ist. Dieses Rohr
mündet so hoch, daß die mit der Erzgicht beladenen Wagen ohne anzustoßen bequem
unter ihm durchfahren können. Ist Alles geschlossen, so ruht die conische Glocke in
den beiden mit Sand angefüllten Muffen und die in gerader Richtung aufsteigenden
Gase strömen rechts und links in ein Rohr, durch welches sie in einen, im
Ofengemäuer um die Gicht ausgesparten Canal und aus diesem in das eigentliche
Abführungsrohr geleitet werden. Die Glocke kann mittelst eines Hebels in einer mit
dem verticalen, zu der erforderlichen Höhe in sie hineinragenden Rohre parallelen
Richtung emporgehoben werden. Die Bewegung dieses Hebels sperrt gleichzeitig durch
Vermittelung eines Ventils die Communication des gemauerten Canales mit dem
Gasableitungsrohre ab. Durch einen zweiten Hebel läßt sich eine ganz oben
angebrachte Klappe öffnen, so daß die Gase während des Aufgebens frei entweichen
können. Kommt der mit der Kohle, bezüglich Beschickungsgicht beladene Wagen an, so
wird er bis über die Gicht vorgeschoben; dann wird die Falle geöffnet und die Gicht
fällt auf einen eisenblechenen, mit der Spitze nach oben gekehrten Kegel, durch den
die Charge gehörig vertheilt wird, indem die kleineren Stücke an die Peripherie, die
größeren dagegen in die Mitte gelangen.Ein ähnlicher Apparat zum Auffangen und Vertheilen der Gichtgase, welcher
gleichzeitig als Aufgeber und Vertheiler der Kohlen- und
Beschickungsgichten dient, wurde vor längerer Zeit von dem französ.
Hüttendirector Coingt zu Aubin erfunden; derselbe
ist im polytechn. Journal, 1857, Bd. CXLIV S. 334 beschrieben. (Annales du Génie civil, Februar 1867, S.
132.)
Verfahren zur Herstellung dauerhafter
Jacquardharnische.
Bei breiten Waaren kommen die Harnischschnüre in niederen Localen in eine zu
waagrechte Stellung, was sich auch bei Anwendung von zwei Jacquardmaschinen in hohen
Localen nicht verhindern läßt; es nützen sich daher die Schnüre, namentlich bei
feineren Harnischstichen mit dichter Fadeneinstellung durch zu starke Reibung
ziemlich ab, so daß der Weber durch das Brechen derselben vielfach in der Arbeit
aufgehalten wird.
Um diesem Uebelstand abzuhelfen, nehme man zu einem Harnisch mit 5000 Schnüren 3/4
Pfund Leinöl, rühre in dieses das Weiße von 3 Eiern ein und lasse die Masse 1/2
Stunde tüchtig kochen.
Die Harnischschnüre werden mit dem gekochten Leinöl, so lange dieses noch warm ist,
mit einem wollenen Lappen oder mit Bürsten eingerieben. Dieses Einreiben kann
einigemal wiederholt werden, bis der Harnisch vollständig trocken ist. Hierdurch
werden die Schnüre dauerhaft und in sich geschlossen, und ist dem Brechen durch
obiges Verfahren abgehoben.
Bei den neuen Harnischen ist es am besten, wenn sie vor dem Anhängen der Gewichte
eingerieben werden. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1867, Nr. 22.)
Kohlenlager in Ostindien.
Der neueste Band der Memoirs of the Geological Survey of
India enthält Tröstliches für diejenigen Engländer, welche mit Angst der
Erschöpfung ihrer heimischen Kohlenlager entgegensehen. Nämlich in dem Flußthale des
Damudah, welches mehr als 1200 engl. Quadratmeilen umfaßt, finden sich unermeßliche
Mineralschätze und besonders Kohlen. Sie sind zum Theil von so vorzüglicher
Qualität, daß man sie zur Gasbereitung ohne Beimischung englischer Kohle gebrauchen
kann. Ihre Güte ist den Eingebornen schon lange bekannt, welche von weitem herkommen
um sie zu holen. Dr.
Oldham, Oberaufseher der geologischen Erforschung
Indiens, schätzt daß im Kohlenfeld von Dscherria allein, welches nur ein Sechstel
des ganzen Gebietes umfaßt, 465 Millionen Tonnen liegen. (Athenaeum.)
Ueber das Gewicht des Brennholzes.
In diesem Betreff enthält die badische Gewerbezeitung, 1867 Nr. 3, folgende
ausführliche Angaben von Hrn. Forstrath Dr.
Klauprecht:
„1 Klafter (gleich 144 Kubikfuß badisch, oder 3,888 Kubikmeter), wie es im
Wald von starkem Scheiterholz zugemessen wird (einige Zoll über Vollmaaß
belegt), enthält gerade 100 Kubikfuß Derbmasse, d.h. die Lufträume zwischen den
Scheitern nehmen den Raum von 44 Kubikfuß ein. Wie das Holz beim Verkauf an den
Consumenten abgemessen wird, der Maaßrahmen nur gestrichen voll gemacht, hat 1
Klafter den Raum von nicht mehr als 90 bis höchstens 95 Kubikfuß Derbmasse. Nach
den Untersuchungen der badischen Militärverwaltung (Dr.
Vogelmann 1853) wiegt die Klafter in der Stadt
zugemessenes Hartholz 3700 Pfd., weiches Holz 2780 Pfd., trocken, wie es nach
einjährigem Lagern in den Casernen verwendet wird. Mit Benutzung obiger Zahl 95
ergibt sich daraus das Gewicht von 1 Kubikf. Hartholz 3700/95 = 37 Pfd. und von
Nadelholz = 29,2 Pfd. – Dr.
König hat das Gewicht der deutschen Holzarten in
seiner „Forst-Mathematik“ folgendermaßen
angegeben:
1 Kubikfuß
Grünim Walde
Trockennach 1 Jahr
Ausgetrocknet nachmehreren Jahren,unter
Dach,d.h. lufttrocken
Eiche
55,5
40,8
33,4
Buche
52,1
38,6
31,8
Hainbuche
53,2
40,8
34,6
Esche
50,6
37,5
31,0
Birke
47,3
34,2
27,2
Aspe
41,0
27,8
21,2
Erle
44,5
29,9
22,5
Fichte
44,5
31,3
22,2
Kiefer
46,5
31,8
24,5
Hartholz (Buche, Hainbuche, Eiche) wiegt also im Mittel:
grün
nach 1 Jahr
lufttrocken
1 Kubikfuß
52
39
32,5
1 Klafter à 95 Kubikfuß
4930
3700
3088
1
„ à
100 „
5200
3900
3250
Nadelholz (Fichte, Kiefer) wiegt im Mittel:
grün
nach 1 Jahr
lufttrocken
1 Kubikfuß
45,5
31,5
23,3
1 Klafter à 95 Kubikfuß
4323
2992
2213
1
„ à
100 „
4550
3150
2330
Die entsprechenden Zahlen stimmen nahe überein mit den von der badischen
Militärverwaltung angegebenen. Buchenholz, wie wir es gewöhnlich brennen, wiegt also
im Klafter 37 Centner. Lufttrocken hingegen, in welchem
Zustande es noch immer mindestens 18 Proc. Wasser enthält (Nadelholz etwa 15), wovon
es ohne künstliche Wärme, das Dörren, nichts weiter verlieren kann, besitzt es das
Gewicht von nur etwas mehr als 30 Centner.
Solches Holz wurde aber benutzt bei den wissenschaftlichen Versuchen, um die
vollständige Brennwärme des Holzes ausfindig zu machen.
Bei dieser Gelegenheit bemerken wir noch, daß die Zahlen 40 und 70 als Verhältnisse
der Heizkraft von Holz und Kohlen nur runde Zahlen sind,
welche für das Holz etwas zu günstig lauten. Genau genommen ist für Buchenholz (auch
Eichenholz) die Zahl 37 und für Kiefernholz 40 zu setzen, wohingegen für Steinkohlen
die Zahlen zwischen 70 und 75, ja selbst 80 schwanken. Das harzreiche Kiefernholz
ist also etwas werthvoller als Buchenholz, was sich auch im Marktpreis beim Verkauf
nach dem Gewicht ausspricht. Die Kohle im Allgemeinen läßt sich aber auf doppelt so
heizkräftig als das Holz annehmen. Sollte das Holz auch den niedrigen Preis dieses
Jahres, wo der Centner mit 48 kr. (Buchen, klein gespalten) bezahlt wird, ferner
beibehalten, so wird doch kaum das Verhältnis des ökonomischen Werthes 1 : 3
verändert, wenn wir berücksichtigen, daß das verkaufte Brennholz nicht lufttrocken ist, sondern statt 18 Proc. den hohen Betrag
von 33 Proc. Wasser hat, wie die obigen Zahlen zeigen. Während 100 Theile
lufttrockenes Holz 82 brennbare Theile haben, so besitzt das gewöhnliche Buchenholz
deren nur 66, somit ist auch die Heizkraft desselben bloß durch die Zahl 66/82
× 37 = 30 ausgedrückt, gegen 70 als geringsten Werth der Kohlen. Der
ökonomische Werth beider Brennstoffe stellt sich hiernach dieses Jahr in Carlsruhe
(Kohlen im Detailverkauf der Centner 36 kr., Holz 48 kr.): (Holz 30 ×
36)/(Kohlen 70 × 48) = 108/336', also so gut wie 1 zu 3. Vergangenes Jahr,
bei dem hohen Preis von 1 fl. für den Centner Holz, war in Wirklichkeit das
Verhältniß 1 zu 4.
Die in der obigen Tabelle mitgetheilten Zahlen zeigen noch, von welcher Wichtigkeit
es bei der Verwendung des Holzes zu baulichen, sowie technischen Zwecken überhaupt
ist, dasselbe nur nach langjährigem Lagern, wenn nicht künstlichem Trocknen,
anzuwenden. So lange das Holz noch Wasser abgibt, zieht es sich zusammen; es kann
deßhalb nicht Wunder nehmen, daß frisch verarbeitetes Holz sich wirft, die Dielen
der Stubenböden klaffende Spalten erhalten etc.
Die Fähigkeit des Holzes, so außerordentlich große Mengen Wassers – bis zu
seinem gleichen Gewichte – auf längere Zeit aufgesaugt zu erhalten, erklärt
auch die Unthunlichkeit, dasselbe im Großen nach dem Gewicht zu verkaufen, indem man
dabei Irrthümern leicht ausgesetzt ist, die sich bis auf 30 Procent des Werthes vom
Holz belaufen können.
Scholl's
verbesserter Fischschwanzbrenner für Steinkohlengas.
Bei Gelegenheit einer Reihe von Vorlesungen in der Royal
Institution zu London von Dr.
Frankland über Steinkohlengas hat dieser auf einen von
Scholl (Berwick-Street, Oxford-Street,
London) verbesserten Fischschwanzbrenner aufmerksam gemacht, von dem uns bis jetzt
noch keiner zu Gesicht gekommen ist. Die Verbesserung, als „Platinum Perfecter“ bezeichnet, besteht
in einer kleinen Platte von Platin, welche zwischen den beiden Löchern des
Fischschwanzbrenners angebracht und mittelst einer kleinen kupfernen Zwinge an dem
Kopf des Brenners befestigt wird. Die beiden Gasströme treffen nach ihrem Austreten
aus dem Brenner zunächst auf die Platte, die Geschwindigkeit derselben wird
vermindert, und die Kohlenpartikelchen halten sich längere Zeit in der Flamme auf, bevor
sie in deren oberem Theil durch den Sauerstoff der Luft verzehrt werden. Dr.
Frankland spricht von einer Vermehrung der Leuchtkraft um
21 bis 71 1/2 Procent, gibt aber leider nicht die Verhältnisse, namentlich nicht den
Druck näher an, unter welchen diese Resultate erhalten wurden. (Schilling's Journal für
Gasbeleuchtung, Mai 1867, S. 189.)
Fell's
Verfahren zur Bleiweißfabrication.
Die HHrn. Fell zu
New-York ließen sich ein neues Verfahren zur Bleiweißfabrication patentiren,
nach welchem aus Bleierzen oder aus metallischem Blei zunächst schwefelsaures
Bleioxyd dargestellt und dann mittelst einer besonderen Behandlung letzteres in
Bleiweiß umgewandelt wird. Bei der Benutzung von Bleierzen zu diesem Zwecke werden dieselben sein gemahlen und in einem
Flammofen abgeröstet; das dadurch gebildete Bleioxyd, welches von Kieselsäure,
Eisen, Kupfer und andern fremdartigen Beimengungen möglichst frei seyn soll, wird in
passend geformten Gefäßen, welche mit gewalztem Hartbleiblech ausgefüttert sind,
oder aus Glas, Porzellan, Steinzeug oder einem anderen dem Zwecke entsprechenden
Materiale bestehen, mit verdünnter Salpetersäure (1 Thl. Salpetersäure von
36° Baumé auf 3 Thle. Wasser) behandelt, wodurch man lösliches
salpetersaures Bleioxyd erhält. Dieses Salz wird in besonderen Gefäßen mit einer
hinreichenden Menge Schwefelsäure behandelt, wodurch das Blei zum größeren Theile
als Schwefelsäuresalz niedergeschlagen wird, während ein kleiner Theil desselben
noch in Lösung bleibt, um die Gegenwart von freier überschüssiger Schwefelsäure zu
vermeiden, welche nachtheilig auf den Proceß wirken würde, wohingegen die frei
gewordene Salpetersäure wieder als Lösungsmittel für eine neue Portion Bleioxyd
angewendet wird, nachdem das schwefelsaure Bleioxyd sich auf dem Boden des Gefäßes
abgesetzt hat – was ziemlich rasch von statten geht – und dann zu
weiterer Verarbeitung aus dem letzteren entfernt worden ist. Die frei gewordene
Salpetersäure wird, wie so eben bemerkt wurde, zu einem frischen Antheile Bleioxyd
hinzugesetzt und löst eine der durch die Schwefelsäure niedergeschlagenen gleiche
Bleioxydmenge auf.
Bei der directen Behandlung von metallischem Blei wird
dieses mit Vortheil erst geschmolzen und in kaltes Wasser gegossen, wodurch es in
eine Art von Metallschwamm verwandelt wird, welcher dem Lösungsmittel eine größere
Oberfläche darbietet als das compacte Metall; dann wird es auf die für das Oxyd
angegebene Weise in Salpetersäure gelöst und mit Schwefelsäure niedergeschlagen.
Auch kann man das metallische Blei zunächst auf die gewöhnliche Weise (durch
oxydirendes Schmelzen) in Glätte verwandeln und diese mit Salpetersäure und
Schwefelsäure behandeln.
Um aus dem niedergeschlagenen schwefelsauren Bleioxyd (gleichviel ob es aus Erzen,
aus metallischem Blei oder aus Oxyd dargestellt worden) ein schönes, feinkörniges
Bleiweiß zu erhalten, kochen die Patentträger dasselbe in Kesseln mit einer
caustischen Alkalilösung zwei bis drei Stunden lang und nehmen auf 100 Thle.
Schwefelsäuresalz etwa 3 Thle. reines Alkali. Durch letzteres wird dem Sulfate ein
Theil seiner Schwefelsäure entzogen und dadurch ein neues Product erzeugt, welches
sich als basisch-schwefelsaures Bleioxyd bezeichnen läßt und bezüglich seiner
Eigenschaften als Farbstoff die besten im Handel vorkommenden Bleiweißsorten noch
übertreffen soll. Diese Substanz wird in Kufen gehörig ausgewaschen, dann gesammelt
und in flachen Pfannen oder auf Bretern in eigens dazu eingerichteten, durch heiße
Luft geheizten Räumen getrocknet.
Man kann auch das schwefelsaure Bleioxyd erst durch Behandlung mit kohlensaurem
Alkali in kohlensaures Bleioxyd verwandeln und dann schließlich mit einer
Alkalilauge kochen, oder man kann es nur mit kohlensaurem Alkali behandeln und das
Kochen mit Aetzlauge unterlassen, indem man auch mittelst dieses Verfahrens
dieselben Resultate erhält. Zur Bereitung der Alkalilösung oder Aetzlauge kann man
ebenso gut Kali als Natron anwenden. (Mechanics'
Magazine, März 1867, S. 183.)
Ueber die Anwendung der Carbolsäure zur Abscheidung von
Strychnin aus organischen Substanzen; von Paul Bert.
Schüttelt man eine verdünnte Lösung von chlorwasserstoffsaurem Strychnin mit einigen
Tropfen Carbolsäure, so nimmt die Flüssigkeit das Ansehen einer Emulsion an und
zeigt in diesem Zustande bei ihrer Anwendung als endermatisches Mittel eine nur
geringe Wirksamkeit; doch wird diese verhältnißmäßige Indifferenz lediglich durch
eine langsame Absorption, keineswegs aber etwa von einer Zersetzung des Strychnins
durch die Carbolsäure bedingt; denn wenn man die letztere durch Aether entfernt, so
erhält man eine ebenso klare und energisch wirkende Lösung, als man vor dem Zusatze
der Carbolsäure hatte. Wird die Emulsion vorsichtig filtrirt und das Filtrat mit
Aether behandelt, so verliert sie ihre giftigen Eigenschaften; wird dagegen der auf
dem Filter gebliebene Rückstand in Wasser suspendirt und dann mit Aether von der ihm
anhaftenden Carbolsäure befreit, so zeigt es sich, daß er aus dem ursprünglich
angewendeten Alkaloidsalze – in dem vorliegenden Falle also aus
chlorwasserstoffsaurem Strychnin – besteht.
Diesen Beobachtungen zufolge besitzt die Carbolsäure die Eigenschaft, das
Strychninsalz in Suspension zu erhalten und die Abscheidung desselben in
eigenthümlicher Weise zu erleichtern. Der Verfasser hat sich mehrfach überzeugt, daß
auf diesem Wege Strychnin aus faulenden thierischen Substanzen mit Leichtigkeit
abgeschieden und isolirt werden kann. (Gazette
médicale.)
Zur Prüfung des Glycerins.
Die Wirkung des Glycerins auf die Haut, wunde Hautstellen, in Wunden, soll eine milde
seyn; es kommen jedoch häufig Klagen vor, daß das auf die Haut wiederholt
eingeriebene Glycerin Pusteln erzeuge, in Wunden heftig brenne, sogar Entzündung
hervorrufe, selbst wenn das Glycerin stark wasserhaltig oder vor der Anwendung mit
Wasser verdünnt war. Es erwuchsen aus diesem Verhalten des Glycerins schon für
manche Apotheker unangenehme Vorwürfe von Seiten der Aerzte, und dem Apotheker
mangelte jede Vertheidigung, da er weder ein Reagens hatte, dieses erhitzende
Glycerin von dem mild wirkenden zu unterscheiden, noch den Grund dieses abweichenden
Verhaltens kannte. Obgleich der Verf. sich schon vor einem Jahre mit der
Untersuchung dieser verschieden wirkenden Glycerine beschäftigte, konnte er doch
nicht den geringsten Anhaltspunkt gewinnen, und nur erst durch die unangenehmen
Erfahrungen, welche Hr. Apotheker Stelzner in Frankfurt a. d. O. mit dem erhitzenden Glycerin machte,
und durch die Liberalität in Darreichung verschieden dargestellter und gereinigter
Glycerinsorten von Seiten des Hrn. Apotheker Scheering in Berlin gelang es ihm, mit
Sicherheit das erhitzende Glycerin unter den verschiedenen Sorten heraus zu finden
und für dasselbe ein Erkennungsmittel zu erlangen.
Wenn man gleiche Volumina rectificirte Schwefelsäure von 1,83 spec. Gewicht und
käufliches reines Glycerin in einem Probirglase mischt, so findet eine
Temperaturerhöhung statt; selten tritt auch gleichzeitig eine schwache oder lichte
Bräunung des Gemisches ein. Die Mischung ist klar und höchstens bemerkt man einige
wenige in Folge des Schüttelns hinein gekommene Luftbläschen. Ein Glycerin, welches
sich in dieser Art verhält, ist das milde und für den medicinischen Gebrauch
geeignete. Das erhitzende und daher verwerfliche Glycerin zeigt ein entschieden
anderes Verhalten, indem im Augenblicke des Zusammenschüttelns mit der Schwefelsäure
eine Gasentwickelung stattfindet, ähnlich einer Kohlensäureentwickelung in einer
klaren Flüssigkeit. Nach Entweichung des Gases und Beruhigung des Gemisches entsteht
die Gasentwickelung auf's Neue, sobald man wiederum schüttelt. Diese Erscheinung
läßt sich mehrere Male in dieser Art wiederholen. Eine Glycerinsorte gewährt eine
stärkere Gasentwickelung als die andere. Aus 100 Grm. Glycerin sammelte der Verf.
circa 8 Kubikcentimeter Gas, welches bei näherer
Prüfung als aus Kohlensäure und Kohlenoxydgas bestehend sich erwies. Da nach
Entfernung der Kohlensäure durch Aetzkali etwas mehr als die Hälfte des Gasvolumens
Kohlenoxydgas zurückblieb, so war anzunehmen, daß in dem erhitzenden Glycerin nicht
nur ein oxalsaures Salz, sondern auch etwas von einer ameisensauren Salzverbindung vorhanden
seyn müsse. Das oxalsaure Salz ergab sich dadurch, daß eine nicht zu kleine Probe
des Glycerins, mit Chlorcalciumlösung und Aetzammoniakflüssigkeit gekocht, sich
trübte und oxalsaure Kalkerde absetzte. Das ameisensaure Salz ließ sich in einem
kalten und längere Zeit stehenden Gemische aus Glycerin und Silberlösung an dem
reducirten schwarz ausgeschiedenen Silber erkennen. In einigen Sorten des
erhitzenden Glycerins waren neben Oxalsäure auch starke Spuren von Ammoniak
vorhanden. Alle Sorten des erhitzenden Glycerins waren, wie der Verf. durch Fragen
und Erkundigungen erfuhr, auf chemischem Wege gereinigt und als purum in den Handel gebracht. Die Sorten des milden
Glycerins waren sämmtlich durch Destillation gereinigt. Jedes der untersuchten
Glycerine war indifferent gegen Reagenspapier.
Hieraus ergibt sich die Nothwendigkeit, für den medicinischen Gebrauch stets nur das
durch Destillation gereinigte Glycerin in Anwendung zu bringen. (Hager's pharmaceutische
Centralhalle, 1867 S. 18.)
Ueber einige Anwendungen des Glycerins; von Justus Fuchs.
1) Anwendung des Glycerins bei Holzgefäßen. –
Holzgebinde aller Art, einige Minuten in heißes Glycerin getaucht oder wiederholt
damit überstrichen und während des ganzen Sommers leer oder gefüllt der Luft und
Sonnenhitze ausgesetzt, blieben vollständig dicht, zeigten nicht das geringste
Schwinden des übrigens ganz frischen Holzes, und die Reifen, sowohl Eisen-
wie Holz-Band, saßen noch eben so fest wie zu Anfang. Mit Glycerin getränkte
Holzreifen waren nach dreimonatlicher Einwirkung von Luft und Sonne noch ebenso
biegsam und geschmeidig wie neue, frische Reifen. Da indessen Glycerin in Wasser und
Alkohol löslich ist, so beschränkt sich seine Anwendung hauptsächlich auf Gefäße für
Fettstoffe, Oele (Petroleum, Terpenthinöl etc.) und trockene Substanzen, wobei noch
zu bemerken ist, daß Glycerin durch Einwirkung der atmosphärischen Luft gar nicht
oder doch nur in kaum nennenswerther Weise verändert wird und somit eine
nachtheilige Einwirkung auf Geschmack und Geruch der damit in Berührung kommenden
Stoffe nicht zu befürchten ist. Im Gegentheil scheint dasselbe z.B. auf Fettstoffe
conservirend zu wirken, wie dieß bei Butter beobachtet wurde, welche längere Zeit in
mit Glycerin getränktem Holzgefäß aufbewahrt war. Besonders vortheilhaft zeigte sich
die Anwendung des Glycerins bei Holzgefäßen und Reifen, welche längere Zeit
unbenutzt auf Bodenräumen untergebracht werden mußten.
2) Glycerin gegen Brandwunden – Die ausgezeichnete
Wirkung des Glycerins bei Brandwunden, welche ich bei einem mich selbst betreffenden
Unfalle zu beobachten Gelegenheit hatte, läßt den Vorzug desselben gegen fast alle
hier gebräuchlichen Mittel gerechtfertigt erscheinen. Durch die Explosion einer
Spirituslampe wurde die größere Hälfte meines Gesichts mit meist ziemlich
tiefgehenden Brandwunden bedeckt. Sofortiges und täglich öfter wiederholtes
Bepinseln mit Glycerin verhinderte jede Blasen- und Eiter-Bildung und
vermittelte binnen acht Tagen vollständige Heilung ohne eine Spur von Narben zu
hinterlassen. Die seitdem zur Regel gewordene Anwendung von Glycerin bei Brandwunden
hat mich wiederholt vor den unangenehmen Folgen derselben bewahrt.
3) Glycerin gegen katarrhalische Beschwerden. –
Gegen nervösen Husten, Entzündungen des Schlundes, besonders gegen den mit
reichlichem Schleimauswurf verbundenen Katarrh zeigt das Glycerin, theelöffelweise
genommen, äußerst günstige Wirkung. Der Schleim löst sich sofort leicht und der Reiz
zum Husten wird fast unmittelbar nach dem Einnehmen gehoben oder doch bedeutend
gemildert. Die Anwendung desselben besonders bei Kindern wird überdieß durch den
süßen syrupartigen Geschmack des Glycerins sehr erleichtert. Eine irgendwie
nachtheilige innere Einwirkung desselben bei kleineren Dosen ist nach den bisher
bekannten medicinischen Erfahrungen in keiner Weise zu befürchten. (Breslauer
Gewerbeblatt, Mai 1867, Nr. 4.)
Die Anwendung des Chlorkupfer-Spiritus und der
Chlorkupfer-Räucherungen gegen die Rinderpest; von Dr. Theodor Clemens.
Ich habe bereits im Jahr 1865 in Nr. 44 der „Deutschen Klinik“
die kräftige luftreinigende Wirkung meiner seit mehr als einem Jahrzehnt von mir
vielfach in Anwendung gebrachten Chlorkupferlauge besprochen, und seitdem ist dieses
von mir in die Medicin eingeführte und zuerst dargestellte Mittel in vielen Fällen
mit sichtbarem Erfolg zur Anwendung gebracht worden. Bei dem dießmaligen Auftreten
der Rinderpest sind nun so viele Anfragen über Bereitung und Anwendung meines
Mittels theils von Regierungen, theils von Privaten an mich ergangen, daß ich noch
einmal die Methode der Anwendung sowie die Bereitung meines
Chlorkupfer-Spiritus den Hülfesuchenden in Kürze vorführen will.
Der Chlorkupfer-Spiritus wird einfach bereitet, indem man auf 2 Pfund
gewöhnlichen brennbaren Spiritus 2 Drachmen Chlorkupfer (Cuprum chloratum) und eine halbe Unze Chloroform gibt. Das Chlorkupfer
löst sich in dem Spiritus durch Umschütteln und den Chloroformzusatz sehr schnell,
und ist es deßhalb nicht nöthig einen liquor cupri
perchlorat. concentrat. zuerst zu bereiten, wie ich im Jahr 1865 in
besagtem Aufsatz lehrte. Reines und sehr gutes Chlorkupfer erhält man in dem
berühmten chemischen Laboratorium des Hrn. Merck in Darmstadt das Pfd. zu 1 Thaler, und
ebendaselbst das Pfund Chloroform zu 1 fl. 27 kr. Man kann mithin mit der Summe von
etwa 3 Thalern inclusive den Spiritus schon ein ganzes Fäßchen zum Gebrauch fertigen
Chlorkupfer-Spiritus darstellen.
Die Anwendung meines Chlorkupfer-Spiritus bei der Rinderpest ist nun einfach folgende. Die Thiere bekommen täglich als
Präservativ gegen die Krankheit einen Theelöffel voll Chlorkupfer-Spiritus im
Getränk, welche Quantität man auf zwei oder drei Tagesgaben vertheilen kann. Die
Ställe werden täglich zweimal, und zwar Morgens und Abends, mit
Chlorkupfer-Spiritus ausgeräuchert, wobei man sich am besten der weiten Räume
wegen nicht der Chlorkupfer-Lauge bedient, sondern ganz einfach die zu
verbrennende Quantität des Chlorkupfer-Spiritus auf ein Stück festgedrehte
Baumwolle gießt, die auf einen Teller gelegt, an die Erde gesetzt und nun angezündet
wird. In allen Fällen ist es immer am besten die Räucherungen an der Erde zu machen,
da die schweren Chlorkupfernebel, welche sich bei dem Verbrennen des
Chlorkupfer-Spiritus bilden, sich allmählich so am dichtesten in den zu
desinficirenden Räumen von unten nach oben lagern. Die Thiere dürfen bei der
Entwickelung der Chlorkupferdämpfe nicht aus den Ställen entfernt werden,Die Einathmung der mit der Luft gemischten Chlorkupferdämpfe ist nach meinen
langjährigen Erfahrungen mit diesem Mittel weder für Menschen noch für
Thiere schädlich, ja sogar in vielen Lungenkrankheiten sehr heilsam. Auch
werden die Chlorkupferdämpfe selbst von reizbaren und kranken Personen gut
vertragen, und ich habe bei schweren Typhuskranken die kleinen Krankenzimmer
oft acht Tage lang und länger mit dem besten Erfolg mit Chlorkupferdämpfen
gesättigt erhalten. und die Verbrennung des Chlorkupfer-Spiritus muß wo möglich so
eingerichtet werden, daß solche bei geschlossenen Ställen und am Kopfende der Thiere
geschehen. Man könnte also die Thiere einfach umdrehen und dann die
Chlorkupferflammen auf den Mittelgang des Stalles stellen; etwa für je drei Thiere
eine Flamme. Außerdem besprenge man täglich mittelst eines in
Chlorkupfer-Spiritus getauchten Flederwisches die Streu jedes einzelnen
Thieres, sowie das Pflaster der Gänge. Dabei brenne in der Mitte des Stalles oder am
Eingang die ganze Nacht hindurch ein kleines Chlorkupferflämmchen in einer Laterne,
die statt der Fenster nach Art der Davy'schen
Sicherheitslampe dichte Drahtnetze hat. Der Schornstein dieser Chlorkupferlaterne,
in welche man jede beliebige mit Chlorkupfer-Spiritus gefüllte gläserne
Spirituslampe setzen kann, bleibt entweder oben offen, oder wird mit einem weiteren
Drahtnetz geschlossen. Diese langsamen und andauernden Nachträucherungen
desinficiren am besten und sichersten die oft bei kalter Nachtluft so massenhaft an
Decke und Wänden sich niederschlagenden feuchten Dämpfe in geschlossenen
Rindviehställen. (Beilage zur Allgemeinen Zeitung vom 1. Juni 1867.)
Ein vorzügliches Mittel gegen den Hausschwamm; von G. Juncker, Fabrikdirector in Saarau.
Der sogenannte Hausschwamm ist jedenfalls ein großes Uebel für ein Bauwerk, und es
ist nicht zu verwundern, daß man schon vielerlei Vorschriften ertheilt hat, um
theils seine Entstehung zu verhindern, theils bereits entstandenen zu
beseitigen.
Um dieß auf rationelle Weise zu thun, muß man die Naturgeschichte des Hausschwammes
kennen. Der Hausschwamm (merulius lacrymans) ist ein
Pilz, der in den Intercellulargängen des Holzes wuchert und sich aus den
Bestandtheilen des Holzes nährt, welches er somit durch sein Wachsthum zerstört.
Anfänglich erscheint er als ein kleiner weißer, zarter Anflug, durchdringt
allmählich das Holzwerk und verbreitet sich von demselben auch über andere Körper,
z.B. Mauern etc., doch entsteht er nie zuerst auf diesen, sondern gelangt immer erst
von anstehendem Holzwerk dahin. Entsteht auf Mauern, Steinen etc., ohne daß Holzwerk
in der Nähe ist, ein ähnlicher Anflug, so wird dieser entweder von ganz
unschädlichen Schimmelpilzen gebildet, oder von auswitternden Salzen.
Der Schwamm entsteht aus Samen, die dem Auge fast unsichtbar sind, den sogenannten
Pilzsporen. Er gedeiht hauptsächlich in feuchter, abgeschlossener, stockender Luft
unter Mithülfe von Wärme und Dunkelheit. Nicht jede Holzart ist für seine Entstehung
gleich günstig, am wenigsten gedeiht er im Holze der Eiche und der harzreichen
Kiefer, am besten bei Tanne und Fichte.
Es ergibt sich hieraus, daß man, um die Entstehung und Ausbreitung des Schwammes zu
vermeiden, hauptsächlich zweierlei zu thun hat:
1) Dafür zu sorgen, daß wo möglich die Sporen nicht zum Holze gelangen.
Der Same des Schwammes, die Pilzspore, findet sich, wohl durch Winde verbreitet,
hauptsächlich im Boden. Die meisten Füllmassen der Gebäude, selbst wenn Sand,
Schlacke etc. zur Füllung verwendet werden, sind nicht frei von erdigen
Bestandtheilen, in denen sich fast immer der Keim des Hausschwammes birgt. Am
meisten ist dieß natürlich bei den Zimmern im Erdgeschoß der Fall, da hier beim
Hereinfahren der Füllmasse ein Einschleppen von Erde fast nicht zu vermeiden ist,
und da nun in den unteren Zimmern auch die Feuchtigkeit leicht Zugang gewinnen kann,
so ist es nicht zu verwundern, daß man die Entstehung des Schwammes fast stets
zuerst im untersten Theile der Gebäude beobachtet. Auch wird nicht selten der Kalk
mit Sand gemengt, der oft mit vielen erdigen Theilen versetzt ist, so daß der Keim
zum Schwamm auch leicht durch die Bindemittel der Mauern in's Gebäude eingeschleppt
wird.
Man hat aber noch 2) dafür zu sorgen, daß vom Holze Feuchtigkeit abgehalten und
trockene Luft zugeführt wird.
Man muß also feuchten Baugrund vermeiden, oder wenn dieß unmöglich ist, für Ableitung
der Feuchtigkeit sorgen, in einer angemessenen Jahreszeit bauen, die Mauern gut
austrocknen lassen, besonders die Steine zu den Grundmauern gut aussuchen und sie,
wenn möglich, in Cement mauern, gut ausgetrocknetes Holz anwenden, Anstriche darauf
nicht eher vornehmen lassen, als bis die Feuchtigkeit gut ausgezogen ist, kein
Holzwerk auf feuchten Boden legen, dafür sorgen, daß kein Wasser in Zapfenlöcher,
Krümmungen etc. eindringen kann, und vorzüglich darauf achten, daß eine gute
Circulation in recht trockener Luft in allen Theilen des Gebäudes, besonders unter
den Fußböden stattfindet.Wer sich genau über den Hausschwamm und die Maaßregeln gegen denselben
unterrichten will, vergleiche das empfehlenswerthe Preisschriftchen:
Vollständige Abhandlung über den Hausschwamm von Dr. H. Fritzsche. Dresden 1866. (10
Sgr.)
Wer auf diese beiden Punkte sorgfältig achtet, wird in den meisten Fällen den Schwamm
gewiß vermeiden. Indessen wollte ich die Leser dieser Zeitschrift noch auf ein
Mittel hinweisen, welches dazu dient, den erstrebten Zweck um so gewisser erreichen
zu lassen.
Es besteht dieß darin, zur Füllung eine Masse anzuwenden, welche das Entstehen des
pflanzlichen Lebens verhindert, oder bereits vorhandenes vertilgt. Man hat
Aehnliches schon öfter empfohlen, z.B. Mengungen der Füllmasse mit Eisenvitriol,
Schwefelabbrände u.s.w. Aber theils sind diese Mittel verhältnißmäßig theuer, theils
kommen sie nur in beschränktem Maaße vor.
Dagegen ist sehr billig und kann in großen Mengen geschafft werden der Sodakalk, dem sich zunächst der Gaskalk anschließt. Die
sichersten Resultate erhält man unstreitig mit dem Sodakalk.
Derselbe ist im Wesentlichen ein Gemenge von kohlensaurem, schwefelsaurem,
schwefligsaurem und unterschwefligsaurem Kalke und Schwefelcalcium. Die drei letzten
Bestandtheile sind es hauptsächlich, welche jedes pflanzliche Leben unmöglich
machen. Wenn man nun die Füllmasse einige Zoll setzt, besonders da, wo sie mit dem
Holze in Berührung kommt, mit dem Sodakalke bestreut und letzteren dann festschlägt,
so ist es nicht möglich, daß Schwammkeime zur Entwickelung kommen. Das Material
bindet sehr leicht Wasser, mit dem es zu einer Art Cement erhärtet und wirkt dadurch
ebenfalls sehr günstig, indem es die Feuchtigkeit vom Holze abzieht. Es hat durchaus
keinen übeln Geruch und schadet dem Holze nicht. Wenn keine Luft zutritt, wie es bei
richtiger Anwendung desselben der Fall ist, so bleibt es unverändert, bei
Luftzutritt aber wandelt es sich allmählich fast ganz in schwefelsauren Kalk (Gyps)
um, der wegen seiner Wasserentziehung als ausgezeichnetes Mittel gegen Schwamm
längst bekannt ist.
In der hiesigen Fabrik sind über die Wirksamkeit des betreffenden Mittels gegen
Schwamm verschiedene, sehr interessante Erfahrungen gemacht worden, welche das, was
man theoretisch darüber urtheilen muß, praktisch auf glänzende Weise bestätigen.
In einem Zimmer des Laboratoriums zeigte sich vor ungefähr 5–6 Jahren der
Schwamm in bedeutendem Maaße, die Schwellen und Unterlagsbalken, sowie fast die
ganzen Dielbretter waren fast zerstört. Ein Schrank, der in einer Ecke stand und
wenig benutzt wurde, war gleichfalls davon erfaßt, der Schwamm hatte einen Theil der
unteren Breter zerstört, war in das Innere gedrungen und hatte dort einen Haufen
Gummischläuche mit unentwirrbaren Umschlingungen erfaßt. Man ließ nach Wegnehmen der
Dielen und Unterlagsbalken die alte Füllmasse größtentheils entfernen, dafür den
Sodakalk einschütten und feststampfen, legte nun Balken (ohne Luftzuführung etc.),
ersetzte die alten Dielen durch frische, legte jedoch des Versuchs halber auch
einige noch mit Schwamm behaftete Dielen wieder mit auf. Seit jenen fünf Jahren ist
keine Spur von Schwamm wieder sichtbar geworden, und auch an den erwähnten, bereits
inficirten Dielbretern ist jede Spur verschwunden, sie sind aber natürlich
morsch.
Kurz darauf übernahm die Fabrik ein bereits einige Jahre vorher erbautes Haus, bei
dessen Besichtigung sich herausstellte, daß in einigen nicht unterkellerten, aber
mit Luftcirculation versehenen Parterrezimmern, die etwas feucht lagen, der Schwamm
in ziemlich starkem Maaße vorhanden war, so daß z.B. die Thürbekleidungen bis in die
Höhe von 4 Fuß ganz zerstört waren. Es wurde hier eben so verfahren, wie beim
Laboratorium und seit vier Jahren ist nicht das geringste Symptom von Schwamm wieder
zum Vorscheine gekommen.
In einem Anbau desselben Hauses befanden sich im Souterrain zwei gewölbte, zu einer
Art Keller bestimmte Localitäten, die später schnell gedielt wurden. Da wir uns von
der Vortrefflichkeit des Sodakalkes bereits genügend überzeugt hatten, so wurde
beschlossen, denselben als Füllmasse zu verwenden, zumal bei der Lage der Locale das
Auftreten des Schwammes stark zu befürchten war. Durch ein Mißverständniß wurde aber
nur das eine mit jenem Material ausgefüllt, das andere dagegen mit guter, trockener
Schlacke. Bald zeigte sich in diesem der Schwamm, in jenem durchaus nicht, trotzdem
es ganz nahe dabei lag. Nachdem auch das inficirte Local mit Sodakalk unterfüllt
war, ist seit zwei und einem halben Jahre nichts mehr vom Schwamme gespürt
worden.
Bei anderen Localitäten, z.B. den Comptoirs, die von vornherein mit Sodakalk
unterfüllt wurden, hat sich trotz der oft für Schwammbildung sehr geeigneten Lage
derselben, und trotzdem aus zwingenden Gründen die Herstellung in einer etwas
ungünstigen Jahreszeit erfolgte, überhaupt keine Spur von Schwamm gezeigt.
Es ist durchaus nicht meine Absicht, den Sodakalk als eine Art Universalmittel
marktschreierisch anzupreisen, ich mache vielmehr wiederholt darauf aufmerksam, daß
überhaupt alle die oben angegebenen Rücksichten beim Bau streng beobachtet werden
müssen, bin aber überzeugt, daß, wenn dieß geschieht, bei Anwendung von Sodakalk als
Füllmasse Schwamm nicht entstehen kann. Der Sodakalk ist sehr billig von der
chemischen Fabrik Silesia in Saarau zu beziehen.
(Breslauer Gewerbeblatt, Mai 1867, Nr. 4.)