Titel: | Vorschlag zur telegraphischen Verbindung zweier Oerter ohne verbindende Drahtleitung. |
Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. II., S. 6 |
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II.
Vorschlag zur telegraphischen Verbindung zweier
Oerter ohne verbindende Drahtleitung.
Aus der Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
Architektenvereins, 1867 S. 40.
Telegraphische Verbindung zweier Oerter ohne
Drahtleitung.
Zwei Oerter, welche durch irgend ein Hinderniß, z.B. Wasser, getrennt sind, ohne eine
sie verbindende Drahtleitung telegraphisch mit einander zu verbinden, ist eine Idee,
die wohl eines Versuches werth ist.Man vergl. polytechn. Journal Bd. XCIX S.
54 und Kuhn's Handbuch der angewandten
Elektricitätslehre S. 709–710.
Eine solche will ich im Folgenden mittheilen.
Führt man von dem einen Pol einer Kette eine Leitung zur Platte A und vom zweiten Pol ebenfalls eine solche zur Platte
B, befinden sich beide Platten in der Erde oder in
Wasser, so haben wir eine geschlossene Leitung I.
Textabbildung Bd. 185, S. 6
Der Platte A gegenüber befindet sich ebenfalls in der
Erde oder in Wasser eine Platte A', ebenso der Platte
B gegenüber B'; sind nun
die letzteren Platten durch einen Leitungsdraht verbunden, so haben wir eine zweite
geschlossene Leitung II.
Textabbildung Bd. 185, S. 6
Setzen wir nur voraus, daß AA'/AB, ebenso BB'/AB
kleiner als 1/2 oder AA' + BB' < AB, und verfolgen den Strom, so
sehen wir, daß in A eine Theilung des Stromes erfolgt,
u. z. ein Theil geht den kurzen, ihm aber einen größeren Leitungswiderstand
darbietenden Weg AB, der zweite Theil geht von A nach A' durch II nach B' und B zum zweiten Pol,
und zwar durch eine Leitung, welche ihm der Annahme gemäß einen geringeren
Leitungswiderstand darbietet als AB, und es erscheint
demnach auch der Strom in
der Drahtleitung II stärker als in der gedachten Linie AB.
Sind nun a, b und c, d Ufer,
so erhält man, falls in der Leitung I Zeichen gegeben werden, selbe auch in II, also
am anderen Ufer, welches mit ersterem durch kein Kabel verbunden ist.
Damit aber der Strom in II die erforderliche Stärke besitze, ist nothwendig, daß das
Verhältniß AA'/AB ein
günstiges, also kleines sey. – Nun ist von Natur aus die Lage mancher Länder
günstig, nehmen wir als Beispiel den französischen Canal; hier sind den Punkten AB, A'B die Städte Falmouth,
Dover, Brest, Calais entsprechend, und nach der obigen Auseinandersetzung wäre es
möglich, eine telegraphische Verbindung zwischen England und Frankreich herzustellen
– ohne Kabellegung. – Kosten dieser Art der Verbindung würden nur in
so ferne in Rechnung fallen, als man eine doppelt so starke Batterie brauchen würde,
welche nöthig ist, um von Calais bis Brest direct zu sprechen; denn zwischen den
beiden Paaren existirt bereits eine Drahtverbindung.
Aber nicht nothwendig Wasser, sondern auch die Erde ist leitend; befindet sich auf
der Erde ein Hinderniß, welches eine Drahtleitung unmöglich macht, so ist es doch
möglich, mittelst einer so gepaarten Leitung eine telegraphische Verbindung
herzustellen.
Wie wichtig dieß in manchen Fällen wäre, ersieht Jedermann.
Es bestehen aber solche gepaarte Leitungen bereits und ist diese Idee richtig, so
sollte man die Zeichen, die auf I gegeben werden, auch auf II hören; und wirklich
hört oft der Telegraphist beim Einstellen seines Relais auf seiner Linie ein
taktgemäßes Spiel, welches von einer Linie herrührt, die mit seiner in keiner
Drahtverbindung ist.
Blazek.