Titel: | Eiserne Schwellen für Eisenbahnen, System der belgischen Société anonyme des hauts-fourneaux, usines et charbonnages de Sclessin près Liége. |
Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. VIII., S. 21 |
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VIII.
Eiserne Schwellen für Eisenbahnen, System der
belgischen Société anonyme des
hauts-fourneaux, usines et charbonnages de Sclessin près
Liége.
Aus Armengaud's Génie industriel, April 1867, S.
181.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Neues System eiserner Bahnschwellen.
Die verschiedenen, bis jetzt in Vorschlag gebrachten Systeme von ganz eisernen
Schienenwegen lassen sich der Hauptsache nach in folgende drei Classen
zusammenfassen:
1) Bahnen mit unzusammenhängenden Trägern, bei welchen die Bahn auf gußeisernen
Trägern von glockenförmigem oder flachem Querschnitte ruht. Die Versuche mit diesem
Systeme haben wegen der ungenügenden Unterstützung, der fehlenden Verbindung
zwischen den einzelnen Trägern und auch wegen der Anwendung von Gußeisen zu keinem
befriedigenden Resultate geführt.
Die einzige Anwendung hat dieses System bei der Eisenbahn von Cairo nach Alexandria
gefunden, wo die Natur des Erdreiches einen Theil der Uebelstände aufhebt, welche
sich dem Systeme in unseren Gegenden entgegenstellen.
2) Bahnen mit fortlaufenden eisernen Längsträgern. Es wurde eine große Anzahl von
derartigen Systemen versucht, jedoch ohne den gehofften Erfolg. Der mangelhafte
Zusammenhang zwischen den Schienensträngen bewirkt hier nach und nach ein Umkanten
der Schienen und in Folge dessen das Entgleisen der Eisenbahnfahrzeuge. Die Bahn
bietet bei Anwendung dieses Systemes nicht die Vortheile der bisher gebräuchlichen
Bahnen mit hölzernen Schwellen, und ihre Unterhaltung ist bei weitem
kostspieliger.
3) Bahnen mit eisernen Querträgern, im Principe den bisher gebräuchlichen Systemen
mit hölzernen Querschwellen analog. Die Träger müssen nothwendig aus Walzeisen
hergestellt werden. – Dieses System ist das einzige, welches zur endlichen
Lösung des Problems führen kann.
Es wird von verschiedenen Seiten gegen die Anwendung metallener Schienenunterlagen
eingewendet, daß eine mit Hülfe derselben hergestellte Bahn sich rauher fahren
müsse, als eine solche, bei der wie bisher hölzerne Schwellen in Anwendung kommen;
wogegen wir die bemerkenswerthe Thatsache anführen, daß bei den verschiedenen
Versuchen, welche man bisher mit eisernen Schwellen angestellt hat, dieser Nachtheil nie beobachtet
worden ist.
Eine weitere Einwendung, welche man gegen alle eisernen Oberbausysteme machen kann,
ist die muthmaßliche Zerstörung der Träger durch Oxydation. Aber ohne als
Gegenbeweis der Schienen zu gedenken, citiren wir wieder die Beobachtungen, welche
bereits an verschiedenen eisernen Systemen in Frankreich und Belgien gemacht wurden
und ergeben haben, daß die Oxydation erst nach sehr langer Zeit einen nachtheiligen
und zerstörenden Einfluß auszuüben vermag.
Die Société anonyme des hauts-fourneaux,
usines et charbonnages de Sclessin legt nun ein neues System zur
Begutachtung vor, welches keinen der oben angeführten Nachtheile hat und im
Wesentlichen in der Anwendung schmiedeeiserner Schwellen von Tförmigem Querschnitte besteht, auf denen die Schienen mit Hülfe von
Schraubenbolzen befestigt werden.
Die speciellen Anordnungen dieses neuen Systems sind in Fig. 1 bis 10 dargestellt.
Fig. 1 und
2 zeigen
die Art der Vereinigung der Schienen mit den eisernen Schwellen in Grundriß und
Seitenansicht.
Fig. 3 und
4 zeigen
in verticalem und horizontalem Durchschnitte die Verbindung der Schienenstöße mit
den Laschen.
Fig. 5 ist ein
Verticalschnitt durch einen der Befestigungsbolzen nach der Linie 7–6 der
Fig.
6.
Fig. 6 ist die
Ansicht einer Mittelschwelle, nebst Schienenbefestigung.
Fig. 7 stellt
die eiserne Schwelle im Querschnitte dar.
Fig. 8 zeigt
in 1/20 natürlicher Größe eine Schwelle, nebst den darauf befestigten beiden
Schienen in der Ansicht und im Grundrisse.
Fig. 9 und
10
endlich geben ein Bild der ganzen Anordnung nebst zwei Stoßverbindungen.
Wie man aus diesen Figuren ersieht, sind die eisernen Schwellen A in T Form, außer der
Hauptnerve n, mit zwei kleinen erhabenen Rändern r und r' von 10 Millimet.
Höhe versehen, welche den Zweck haben, die Steifheit zu vermehren und die Stopfung
zusammenzuhalten.
Die horizontale Fläche dieser Schwellen hat eine Breite von 220 Millimet., also genau
dieselbe Oberfläche wie eine gewöhnliche hölzerne Schwelle. Die Klötzchen t und t', welche zur
Befestigung der Schienen dienen, sind aus Walzeisen hergestellt; sie werden mit
Bolzen b von mindestens 18 Millimet. Durchmesser
befestigt.
Die Schienen R, welche mit Hülfe der erwähnten Klötzchen
t und t' auf jeder
Schwelle befestigt sind, werden auf der mittelsten Schwelle eingeklinkt; besondere zu diesem Zwecke
hergestellte Klötzchen passen in diese Eiklinkungen und verhindern das Verschieben
der Schienen in der Längsrichtung.
Die mittleren Schwellen sind 1,10 Meter von einander entfernt, während die
Stoßschwellen nur 80 Centimeter von den Zwischenschwellen abstehen.
Die Stoßschwellen haben für jeden Schienenstrang vier Löcher. Die Enden der Schienen
sind durch zwei längere Klötzchen T und T' (Fig. 3, 4, 9 und 10) befestigt, welche mit
den Laschen E eine sehr solide Verbindung der
Schienenstöße bewirken.
Man wird bemerken, daß bei dieser Anordnung die Stoßplatten ganz vermieden und die
zum Tragen der Schienen dienenden Theile auf vier reducirt sind: nämlich 1) auf die
Schwellen, 2) die kleinen Klötze, 3) die großen Klötzchen und 4) die
Schraubenbolzen.
Die Neigung wird den Schienen, wie aus Fig. 8 ersichtlich,
dadurch gegeben, daß man die Schwellen an ihren Enden ein wenig biegt.
Der Administrator der erwähnten Gesellschaft äußert sich dahin, daß das
wohlverstandene Interesse der Eisenbahngesellschaften und die Dauerhaftigkeit der
Schwellen letzteren eine Stärke von 8–10 Millimeter, eine Länge von 2,50 Met.
und in Folge dessen ein Gewicht von 50–60 Kilogr. zu geben erheischen. Der
Preis beträgt gegenwärtig 220 Francs per Tonne, kann
aber bei einer größeren Production wohl bis auf 200 Francs ermäßigt werden.