Titel: | Ueber neue Kältegeneratoren; von Ed. Carré. |
Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. XXIII., S. 77 |
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XXIII.
Ueber neue Kältegeneratoren; von Ed. Carré.
Aus den Comptes rendus, t. LXIV p. 897; Mai
1867.
Carré, über neue Kältegeneratoren.
Die Apparate, welche ich der (französischen) Akademie vorlege, beruhen unmittelbar
auf dem bekannten Versuche von Leslie; sie bilden die normale
Weiterentwickelung desselben, welche die Eiserzeugung in beliebigem Maaßstabe
gestattet, wobei die Wirkung der Generatoren ganz zuverlässig ist, so daß sie für
den technischen Gebrauch geeignet sind.
Das erste Problem, welches gelöst werden mußte um diesen Zweck zu erreichen, war die
Construction einer einfachen, billigen, leicht herzustellenden und leicht zu
handhabenden, in ihren Wirkungen constanten Luftpumpe, womit sich ohne Schwierigkeit
ein Vacuum von etwa 1 Millimet. des Quecksilbermanometers herstellen läßt, und
welche von sauren Dämpfen nicht angegriffen wird. Die Luftpumpe, welche ich vor der
Akademie arbeiten lasse, kostet höchstens 60 Franken; dieselbe ist bereits achtzehn
Monate lang in Gebrauch gewesen, ohne einer Reparatur zu bedürfen, und liefert noch
Eis mit einer auf 52° Baumé verdünnten Schwefelsäure.
Ferner war es erforderlich, den Wasserdampf mit der Schwefelsäure in solcher Weise in
Berührung zu bringen, daß die Minimalspannung des zuströmenden Dampfes nicht
merklich abgeschwächt und doch die Säure verdünnt wird, so daß sie den
größtmöglichen Nutzeffect liefern kann. Dieses Resultat läßt sich durch zwei
Hauptmethoden erreichen: die erste besteht darin, in einem Rohr, worin der
Wasserdampf circulirt, gleichzeitig einen dünnen Säurestrahl circuliren zu lassen;
nach der zweiten Methode läßt man das Abzugsrohr für den Wasserdampf in einen
horizontalen beweglichen Schnabel endigen, der die Oberfläche des Säurebades berührt
und welchen man in dem Maaße höher stellt, als die Säure an Volum zunimmt, indem sie
sich des verdampften Wassers bemächtigt.
Die Recipienten für die Säure, welche aus einer Legirung von Blei mit 5 bis 6 Proc.
Antimon bestehen, ertragen, ohne ihre Form zu verlieren, einen Druck von 5 bis 6
Atmosphären, wogegen die Belastung, der sie unterworfen sind, 1 Atmosphäre nicht
übersteigen kann. Diese Gefäße sind nun so lange und so anhaltend probirt worden,
daß ich zu dem Schlusse berechtigt bin, sie werden die constante Berührung mit
Schwefelsäure über zwanzig Jahre aushalten; denn nachdem das Blei anfangs von der
Säure oberflächlich angegriffen worden, überzieht es sich mit einer Schicht von
schwefelsaurem Bleioxyd, durch welche es vor jeder weiteren Corrosion fast gänzlich
geschützt wird.
Die aus Kupfer angefertigte Luftpumpe wird vor der Berührung mit der aus der frisch
zugeleiteten Säure stets sich entwickelnden Schwefligsäure durch eine Anordnung
geschützt, welche ihre inneren Wandungen fortwährend mit einer Oelschicht überzogen
erhält. Die Ventile werden mechanisch in Bewegung gesetzt und können nicht in
Unordnung kommen.
Die hier nur flüchtig besprochenen Einrichtungen gestatten Apparate herzustellen,
welche das erzeugte Vacuum mehrere Monate hindurch erhalten und per Kilogramm Schwefelsäure von 66° Baumé,
welche erst nachdem sie sich auf etwa 52° verdünnt hat, entfernt wird
– 2 bis 3 Kilogramme Eis liefern. Die Eisbildung beginnt gewöhnlich drei bis
vier Minuten, nachdem man angefangen hat zu evacuiren; will man nicht Eis, sondern
nur kaltes Wasser von + 3° bis + 4° C. erhalten, so genügen dazu zwei
Minuten, und durch ein kurze Zeit fortgesetztes Schütteln läßt sich die im Vacuum
aus dem Wasser entwichene Luft wieder ersetzen.
Außer Schwefelsäure, welche das billigste, zu dem in Rede stehenden Zwecke zu
verwendende Material ist, benutze ich auch andere, stark hygroskopische Substanzen,
namentlich gestatten Aetzkali und Aetznatron eine rasche und intensive Kälteerzeugung.
Indem ich die verschiedenen Anwendungen, deren dieses System fähig ist, übergehe,
will ich mich auf die Erwähnung von zweien derselben beschränken, welche mir in
hohem Grade wichtig und interessant erscheinen: nämlich erstens die Anlage künstlicher Keller an Bord von Schiffen, in denen
sich unter allen Breiten eine Temperatur von + 5° bis + 6° C.
herstellen läßt, und zweitens die Abkühlung von
Wohnräumen. Zu diesen Zwecken genügt trockenes Chlorcalcium, welches sich
immer wieder gewinnen läßt und nur geringe Kosten verursacht.