Titel: | Einige Details von Sägemühlen mit Walzenvorschub; von Dr. Robert Schmidt, Civilingenieur in Berlin. |
Autor: | Robert Schmidt |
Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. XXXII., S. 101 |
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XXXII.
Einige Details von Sägemühlen mit Walzenvorschub;
von Dr. Robert Schmidt,
Civilingenieur in Berlin.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Schmidt, über Sägemühlen mit Walzenvorschub.
Im Jahrgang 1865 dieses Journals wurden von mir zwei Sägemühlen mit Walzenvorschub
beschrieben; die eine derselben (Bd. CLXXV S. 409) war eine direct wirkende
Dampfsägemühle und aus der renommirten Maschinenfabrik von Hoppe in Berlin hervorgegangen, die andere (Bd. CLXXVI S. 249) war dagegen
eine transportable Sägemühle, wie solche besonders in Schweden gebaut werden.
Nachdem ich in letzterer Zeit Gelegenheit hatte, die oben erwähnte Hoppe'sche Dampfsägemühle zu besichtigen, konnte ich
einigen wichtigen Details derselben mehr Aufmerksamkeit als früher schenken, und der
Zweck meines Aufsatzes ist, diese Details den sich dafür interessirenden Lesern
specieller mitzutheilen.
Für diejenigen, welche nicht im Besitz jener vorerwähnten Abhandlungen sind, sey
zunächst bemerkt, daß die Sägemühlen mit sogenanntem Walzenvorschub in der
Hauptsache folgendermaßen construirt sind: Das zu schneidende Holz liegt auf zwei,
in gleicher Höhe gelagerten, cannelirten Walzen, welche langsam in Umdrehung gesetzt
werden, während dasselbe durch zwei darüber liegende, verstellbare Walzen gegen die
anderen Walzen gedrückt wird. Die Enden des Holzes sind mit eigenthümlich
construirten Wagen verbunden, deren Bahn in einem Schienenstrang besteht, welcher
parallel mit den Sägeblättern ist. Bei der Hoppe'schen
Dampfsägemühle werden die unteren cannelirten Walzen von einer unter dem Gatter
liegenden horizontalen Welle, welche durch Krummzapfen von dem Gatter bewegt wird,
getrieben, und zwar durch eine Frictions-Klinkvorrichtung. Die Welle, welche
bei der schwedischen Sägemühle jene Walzen treibt, ist dagegen zugleich die
Hauptbetriebswelle der Maschine, und befindet sich ebenfalls unter dem Gatter. Bei
beiden Maschinen hat also die, den Vorschub erzeugende Welle gleiche Lage zu den zu
bewegenden Walzen, so daß die Frictions-Klinkvorrichtung der Hoppe'schen Maschine auch für die schwedische
Schneidemühle Anwendung finden kann. – Wir beschreiben hier specieller einen
der erwähnten zwei Wagen, durch welche dem zu schneidenden Holze die Bahn
vorgeschrieben wird, und die Frictions-Klinkvorrichtung, durch welche der
Vorschub bewerkstelligt wird.
I. Der Wagen.
Die Figuren 1,
2, 3 und 4 stellen vier
leicht erkennbare Ansichten des Wagens in 1/12 der natürlichen Größe dar. A sind die eisernen Schienen. Der eigentliche Wagen,
ohne Mechanismen, ist gebildet aus dem gußeisernen, mit vier Lagern versehenen
Körper B, welche Lager die zwei Radachsen r aufnehmen. Der eigentliche Klemmmechanismus ist
zunächst in horizontaler Richtung um den Bolzen a
drehbar und läßt sich durch den Bolzen b fixiren. Dieß
hat den Zweck, auch solche Hölzer mit den Klemmstücken m
richtig fassen zu können, deren Enden schief gewachsen sind. – Die
Klemmstücke m können mittelst der Schraubenspindel c, welche mit rechts- und linksgängigem Gewinde
versehen und bei dem festen Punkte c' drehbar ist, in
beliebiger Entfernung zu einander gebracht werden, während dabei das mit ihnen
verbundene Stück C seine Lage nicht ändert. Das Stück
C dagegen kann durch die Schraubenspindel f, welche in den Lagern d
drehbar, aber nicht verschiebbar ist, in Richtung dieser Spindel verschoben, auch
mit ihr, durch hier nicht gezeichnete Schrauben, fest verbunden werden. –
Beim Aufbringen des Holzes kann also durch horizontale
Drehung und Feststellung des ganzen Zangenstückes bewirkt werden, daß die
Mittelebene der Zange parallel der Endmittelebene des Holzes ist; weiter kann durch
Drehung der Spindel f bewirkt werden, daß die
Mittelebene der Zange mit der Endmittelebene des Holzes zusammenfällt, und endlich
kann das Holz durch Drehung der Spindel c festgeklemmt
werden. Die Angriffspunkte n in den Zangenstücken sind
übrigens drehbar in denselben, da bei krummen Hölzern die Zange sich in verticaler
Richtung bewegen wird, und zwar wird dabei die Drehung des ganzen Zangenstückes in
den Lagern d vor sich gehen. – Zu jedem der zwei
Wagen, welche zu einem Gatter nothwendig, gehört übrigens noch immer ein zweiter
Wagen ganz einfacher Construction (wie Fig. 4), der dem Gatter immer zunächst steht; diese Wagen dienen
wesentlich dazu, das Aufbringen und Abbringen der Hölzer zu erleichtern.
II. Die
Frictions-Klinkvorrichtung.
In Fig. 5
stellt A die Ansicht des einen Seitengerüstes der
Maschine dar, vor welchem sich der Mechanismus befindet, von dem der Vorschub, die
Bewegung der zwei unteren cannelirten Walzen, bewerkstelligt wird. Fig. 6 zeigt eine zweite
Ansicht dieses Mechanismus. Beide Figuren sind in 1/16 natürlicher Größe gezeichnet.
Mit dem erwähnten Gerüst der Maschine ist eine Drehachse a fest verbunden, auf welche ein kleines Stirnrad b gesteckt, dessen verlängerte Nabe einerseits den auf der Nabe drehbaren
Arm c, und andererseits, auf dieser Nabe befestigt, das
Frictions-Klinkrad B aufnimmt, dessen Peripherie
mit einer keilförmigen Nuth versehen ist. Das Stirnrad b
steht im Eingriff mit den beiden Stirnrädern d, die auf
den Enden der Wellen r sitzen, welche die schon mehrfach
erwähnten cannelirten, zur Fortbewegung des Holzes dienenden Walzen tragen. Bei
Bewegung des Klinkrades B in Richtung des Pfeils 1
werden also diese Walzen in entgegengesetzter Richtung sich bewegen, und der
Holzblock in der Richtung des Pfeils 2 fortbewegt werden. Diese Bewegung des Rades
B wird aber von der Maschine aus in folgender Weise
bewirkt:
Von der unter A liegenden Welle aus, die bei der in Rede
stehenden Vorrichtung von dem Gatter bewegt wird, wird die Stange f durch Krummzapfen in auf- und abwärtsgehende
Bewegung versetzt, so zwar, daß beim Abwärtsgang des Gatters, also beim Schneiden
der Sägen, auch die Stange f abwärts bewegt wird. Diese
Bewegung setzt sich auf den Winkelhebel h fort, der um
den Punkt g drehbar ist und von dem die Länge des einen
Armes durch die Schraube k verändert werden kann. Das
Ende dieses Armes bewegt die Stange l, und da diese mit
dem Arm c in drehbarer Verbindung steht, wird auch
dieser in hin- und hergehende drehende Bewegung versetzt. Mit dem Arm c ist nun außerdem die excentrische Scheibe m drehbar verbunden (der geometrische Mittelpunkt dieser
Scheibe liegt höher als der Drehpunkt derselben), deren Peripherie entsprechend der
Nuth in der Scheibe B gestaltet ist und sich in diese
einlegt. Man wird nun leicht erkennen, daß beim Abwärtsgang der Stange f die Scheibe B in der
Pfeilrichtung 1 und demnach der Holzblock in der Pfeilrichtung 2 bewegt werden wird,
und daß diese Bewegung, der Vorschub, durch die Schraube k modificirt werden kann. Beim Aufwärtsgang der Stange f wird, wie man leicht ersieht, kein Bestreben zum Mitnehmen der
Scheibe B nach entgegengesetzter Richtung, vielmehr ein
sofortiges Aufhören der Wirkung der Scheibe m
stattfinden. Zur Festhaltung der Scheibe B in der
vorgeschriebenen Lage dient indeß noch ein zweites Excentric n, dessen Peripherie ebenfalls in der Nuth der Scheibe B liegt und die durch ihre Schwere ein Zurückgehen der
Scheibe verhindert, da nämlich auch bei dieser Scheibe der geometrische Mittelpunkt
höher als der Drehpunkt liegt. Um diesen Vorschubmechanismus außer Thätigkeit zu
setzen, dienen die an den excentrischen Scheiben befindlichen Handgriffe p, mittelst welchen dieselben umgelegt werden können.
– Der beschriebene Mechanismus soll, wie man leicht erkennen wird, gegen die
bisher üblichen mit Sperrhaken, offenbar den Vortheil gewähren, daß, wenn der
Widerstand in den Walzen durch irgend ein Hinderniß zu groß wird, ein Aussetzen des
Vorschiebens dadurch stattfindet, daß ein Gleiten der Scheibe in in der Nuth der
Scheibe B eintritt.
Dem früher über diese Anlage gegebenen Artikel habe ich hier, nach den mir gemachten
Mittheilungen, noch Folgendes nachzutragen: Der Walzenvorschub hat sich als
außerordentlich zweckdienlich erwiesen; wenn sonst aus anderen Gründen, wie z.B.
durch Nägel welche im Holze stecken, keine Störungen eintreten, so kann fast ohne
irgend eine Pause, also continuirlich, fortgeschnitten werden. – Dadurch, daß
der Dampfkolben und die Schieber an der schnellen Bewegung des Gatters Theil nehmen
müssen, wird in jenen Theilen eine sehr große und schnelle Abnutzung hervorgerufen,
welche, wie bekannt, beseitigt werden kann, wenn Dampfmaschine und Gatter nicht als
zusammenhängende Maschinen construirt werden. Letztere Anordnung wird sich also in
allen den Fällen empfehlen, wo in einem Etablissement mehrere Gatter aufgestellt
werden. Man kann dabei zugleich in leichter Weise die Construction von Doppelgattern
vermeiden, welche immer, wie auch bei der in Rede stehenden Anlage, den Uebelstand
herbeiführen, daß, wenn wegen Störungen beim Schneiden des einen Blockes (etwa wegen
auftretender Nägel) angehalten werden muß, auch der andere Block still steht.