Titel: | Ueber einen photometrischen Apparat, „Lucimeter“ genannt; von Guérard-Deslauriers, Civilingenieur in Caen. |
Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. XXXV., S. 110 |
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XXXV.
Ueber einen photometrischen Apparat,
„Lucimeter“ genannt; von Guérard-Deslauriers, Civilingenieur in
Caen.
Aus Armengaud's Génie industriel, Juni 1867, S.
335.
Guérard's photometrischer Apparat.
Bekanntlich hängt die Leuchtkraft einer jeden Gattung der Brennöle von der Art und
Weise ihrer Bereitung und bei gleichen Sorten von der sorgfältigen Ausführung aller
beim Reinigen vorkommenden Operationen wesentlich ab. Wenn man daher zwei Oelsorten
in dieser Beziehung mit einander vergleichen will, so reicht es nicht aus, nach dem
Preise derselben oder etwa noch aus dem Umstande, daß durch die Flüssigkeiten die
Brennapparate nicht angegriffen werden, auf ihre Güte zu schließen; es ist vielmehr
mit Bestimmtheit zu wissen nothwendig, daß jede Oelsorte mit der ihr gleichartigen
von bester Güte bei gleichem Verbrauche und unter sonst gleichen Umständen genau
dieselbe Leuchtkraft liefere. Ueber diese Frage kann natürlich bloß das Experiment
entscheiden; dieselbe ist neuerdings wieder aufgegriffen worden, und wurde auf
Veranlassung des Ober-Ingenieurs für Straßen- und Brückenbau, Hrn. Olivier in Caen, von Guérard-Deslauriers der näheren Untersuchung
unterworfen.Daß in den letzten Jahren hierüber vielfache Versuche in Deutschland
ausgeführt worden sind, bedarf wohl nur der Andeutung. Der Ref.
Von der Absicht ausgehend, lediglich den Werth der betreffenden Oelsorte nach ihrer
wirklichen Leuchtkraft herauszustellen, benutzt Guérard für die Vergleichung derselben mit einer Normalsorte eine
Combination von zwei Leuchtapparaten derselben Construction, an welchen die
Lichtstärke nach Belieben vergrößert oder vermindert werden kann; die (unter sich
gleichartigen) Dochte können also so regulirt werden, daß für beide Lämpchen
dieselbe Lichtstärke erhalten wird, und eine besondere Anordnung gestattet die
Volumina der während einer bestimmten Zeit verbrauchten Oelquantitäten zu messen. Bringt man während
eines auszuführenden Versuches die beiden Flammen des Apparates auf genau gleiche
Helligkeit, und läßt dieselben während einer bestimmten und gleichen Dauer brennen;
nimmt man nun an, es seyen die dabei verbrauchten Volumina der beiden Oelsorten V und V', ihre Dichten oder
spec. Gewichte beziehungsweise D und D', der Preis der ersten sey P, jener der zweiten P' per Kilogramm, so
könne man für die Preise L und L' der beiden Flammen bei gleicher Lichtstärke die folgende Beziehung
aufstellen:
L'/L =
V'D'P'/VDP
Würde man daher den Leuchtwerth L des als Normalsorte
angenommenen Oeles von bester Güte als Einheit zu Grunde legen, so könnte man
aus
L' = V'D'P'/VDP
L
den Preis der Flamme einer jeden anderen Sorte oder Gattung
bei gleicher Leuchtkraft etc. bestimmen. Ferner ließe sich, wenn L'/L durch den Versuch ermittelt worden, die Quantität
irgend einer Oelsorte, welche unter sonst gleichen Umständen jener der Normalsorte
äquivalent ist, ermitteln.
Für seine Versuche benutzt Guérard einen aus zwei
Lämpchen zusammengesetzten Apparat mit constantem Oeldrucke; beide Lämpchen sind in
gleicher Weise angeordnet und die Lichtstärke kann mittelst einer Art Photometer
abgeschätzt werden. Jedes Lämpchen ist mit einer horizontalen Oelleitung versehen,
die in passender Weise an eine Platte befestigt ist; in diese Leitung wird eine
verticale nach Kubikcentimetern graduirte Mehröhre von Glas eingeschraubt, und durch
einen an dem horizontalen Rohr angebrachten Hahn mit drei Canälen kann die
Communication der Lampe mit dem Metzrohre hergestellt oder unterbrochen werden. Bei
der letzteren Stellung des Hahnes kann entweder die Meßröhre für sich gefüllt oder
die Lampe entleert werden; bei der ersteren wird die Lampe durch das in die Meßröhre
gegossene Oel angefüllt. Das Lämpchen endigt in einen Dochthalter, der in bekannter
Weise mittelst eines gezahnten Stängchens vertical verschoben werden kann; die
Meßröhre ist mittelst eingeschraubten Verschlusses, durch den ein Trichterrohr zum
Reguliren des Oelniveau's geht, luftdicht und so verschlossen, daß – nach dem
Füllen – der Zutritt der äußeren Luft zum Oele abgesperrt bleiben muß.
Um mittelst des Apparates einen Versuch auszuführen, wird zunächst jede der Meßröhren
bis zum Nullpunkte ihrer Theilung mittelst eines eigenen zu diesem Zwecke dem
Apparate beigegebenen calibrirten Glasgefäßes mit Oel angefüllt, die Röhre
verschlossen und hierauf durch Drehung des Hahnes bis zu einer angezeigten Marke die
Communication mit der Lampe und dem Brenner hergestellt; die Regulirung des
Oelniveau's im Brenner kann dann leicht bewerkstelligt werden. Hierauf werden die
beiden Apparate in eine und dieselbe Verticalebene gebracht und so aufgestellt, daß
die beiden Flammen in gleiche Entfernung von dem Photometer zu stehen kommen. Werden
dann die Dochte angezündet und so regulirt, daß beide Flammen genau gleiche
Helligkeit am Photometer erkennen lassen, so hat man nur das Oelniveau in jeder der
Meßröhren abzulesen, die beiden Flammen während einer bestimmten Zeit von jetzt an
brennen zu lassen und am Ende dieser Zeit, nachdem dieselben gleichzeitig
ausgelöscht worden sind, die Oelniveau's wieder anzugeben. Hat man während der Dauer
des Versuches beständig die beiden Flammen auf gleicher Intensität erhalten, so gibt
die Differenz der an jeder der Mehröhren erhaltenen Ablesungen das während jener
Zeit verbrauchte Oelvolumen. Die Dichte einer jeden der Oelsorten könne man sehr
exact durch das Oleometer von Lefebvre und die Tafeln,
welche diesem beigegeben sind, erhalten, und mithin aus dem Volumen und der Dichte
das Gewicht der verbrannten Oelquantität berechnen. Es erscheint übrigens als
vortheilhafter, die Lämpchen nach geschehener Füllung vor dem Versuche und hierauf
nach Beendigung des letzteren abermals zu wiegen, um so aus der Differenz dieser
beiden Angaben unmittelbar die verbrauchten Oelquantitäten (und den Ausdruck V'D'/VD) angeben zu können.
– Wie das bei dem eben beschriebenen Verfahren verwendete Photometer
eingerichtet worden ist, gibt unsere Quelle nicht an; es scheint hierbei bloß die
directe Beleuchtung einer weißen Fläche als Beobachtungsmittel benutzt worden zu
seyn. „Das Photometer ist aus Eisenblech, schwarz gefirnißt auf einem
Dreifuß und ist in zwei gleiche Abtheilungen getheilt. Der Beobachter kann auf
einer Seite an einer in zwei Theile getheilten runden Oeffnung, also mittelst
zweier neben einander befindlichen Ocularöffnungen von gleicher Größe, gegen
welche das Licht beider Flammen unter gleichen Winkeln geht, die beiden Flammen
beobachten, indem er die Helligkeit eines an der Ocularöffnung angebrachten
homogenen und durchsichtigen Papierstreifens oder eine hier angebrachte
mattgeschliffene Glasplatte untersucht.“ Dieses Verfahren sey
zweckmäßiger als die Beobachtung der Schatten beider Flammen – mittelst des
Rumford'schen Verfahrens –, da im letzteren
Falle die bekannten Schwierigkeiten wegen der Verschiedenheit der Farben der Flammen
etc. nur unsichere Bestimmungen zulassen. – Dasselbe Verfahren könne nicht bloß für die
Untersuchung vegetabilischer, sondern auch für Mineralöle, für Kerzen irgend welcher
Gattung, um dieselben mit dem Repsöle zu vergleichen, in Anwendung kommen; nur müsse
man im letzteren Falle die Aufstellung des Photometers ändern und nach dem bekannten
photometrischen Gesetze die Helligkeit beider Flammen auf gleiche Größe reduciren.
(Mit welchem Grade von Genauigkeit Versuche der letztgenannten Art dann ausgeführt
werden können, möchte einer näheren Untersuchung erst überlassen werden dürfen.)
Mehrere von Guérard-Deslauriers mittelst
seines Apparates mit verschiedenen Oelen angestellte Versuche hoben die
nachstehenden Resultate ergeben, wobei die angegebenen Gewichte die bei gleicher
Lichtstärke und gleicher Dauer verbrauchten Oelquantitäten repräsentiren:
Gewichtseinheiten.
gereinigtes Repsöl (strohgelb)
100
„
„
(weiß)
109,12
gewöhnliches corsicanisches Olivenöl, abgelassen
121,55
Erdnußöl, abgelassen
106,56
Sesamöl
„
112,14
Baumöl, vollständig gereinigt
108,58