Titel: | L. Danckwerth's doppeltwirkender elektro-elektrischer Inductionsapparat. |
Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. XLVII., S. 173 |
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XLVII.
L. Danckwerth's doppeltwirkender
elektro-elektrischer Inductionsapparat.
Aus dem Bulletin de l'Académie des sciences se St.
Pétersbourg, t. XII p. 57.
Danckwerth's doppeltwirkender elektro-elektrischer
Inductionsapparat.
Im Laufe des Jahres 1866 wurde mir durch Se. Excellenz den General-Adjutanten
v. Todleben der Auftrag zur Construction eines
Inductionsapparates zum Sprengen von Minen nach einem vorgezeigten, von mir
construirten Modell übertragen.
Es bot mir dieser Umstand Gelegenheit zu einer eingehenden Vergleichung der besten
bis jetzt bekannten Inductionsapparate, wozu auch der des Hrn. Ruhmkorff gehörte. Ohne diese einzelnen Versuche näher zu beschreiben und
ohne dem Meister und Landsmann, welcher auf diesem Felde Bedeutendes geleistet hat,
zu nahe treten zu wollen, sey hier nur erwähnt, daß der Apparat von Ruhmkorff, dessen Spirale bis 35 Centimeter lang ist, bei
Anwendung von 4 Bunsen'schen Elementen mittlerer Größe
einen Funken entwickelt, dessen Schlagweite höchstens 3 Centimeter beträgt. Die
Spannung dieses Funkens ist also ziemlich, seine Wärmeerscheinungen dagegen sind
nicht bedeutend. Auch würde der bei den Apparaten angebrachte Hammerapparat wohl
vortheilhafter construirt werden können, da es Thatsache ist, daß bei einige Zeit
dauernder Wirkung dieser Theil des Apparates in's Stocken geräth. Es ist mir
gelungen, diese Umstände zu beseitigen und einen Apparat zu construiren, dessen
Funkenschlagweite allerdings etwas geringer, deren Wärmebegleitung jedoch viel
bedeutender ist und zu dessen Beschreibung ich hier sofort übergehe.
Ein Gasrohr von 5 Centimet. innerem Durchmesser und 42 Cent. Länge wird seiner ganzen
Länge nach aufgeschlitzt; dieser Schlitz nimmt das für den Elektromagneten des
Hammerapparates bestimmte Stück weichen Eisens auf; dasselbe ist 1 Centimeter dick
und 1 Centimeter länger als das Eisenrohr, und von letzterem auf das Sorgfältigste
isolirt. Dieses 1 Centimeter längere Ende führt durch das Holz, auf welches der Hammerapparat befestigt
ist. Das ganze, den sogenannten Eisenkern bildende Eisen des Inductionsapparates
wird auf bestmöglichste Weise mit einer 3 Millimeter dicken Schicht isolirender
Substanzen bedeckt und hierauf der dicke Draht für den primären Strom vorsichtig
gewunden, dessen einzelne übereinanderliegende Schichten gleichfalls guter Isolirung
bedürfen. Auf diesen folgt der dünne, zur Aufnahme des secundären Stromes bestimmte
Draht, welcher nach der Weise des Hrn. Ruhmkorff
vorzüglich isolirt wird.
Das Innere des oben erwähnten Gasrohres von 5 Centim. lichter Weite indeß ist zur
Aufnahme eines zweiten dünnen Drahtes für den nach Innen auftretenden
Inductionsstrom bestimmt und die Lage dieses Drahtes findet in der Weise statt, daß
er die Fortsetzung des dicken Drahtes nach Innen hin bildet. Dieser Draht ist auf
eine Rolle gewickelt, welche gleichfalls einen massiven Eisenkern von 1 Centim.
Durchmesser trägt und seine übereinanderliegenden Windungen sind auf das Sorgsamste
von einander isolirt.
Der Hammerapparat ist eine gewöhnliche Feder, an welcher ein Stück weiches Eisen als
Anker befestigt ist. Ueber der Feder befinden sich zwei Kloben, der eine in der
Mitte der Feder selbst, der andere über dem an der Feder befestigten Anker. Unter
beiden Stellen der Kloben ist die Feder mit dickem Platin versehen. Durch die Kloben
führen Schrauben, welche beide ein Gewinde besitzen, so daß jede der Schrauben nach
Bedürfniß in diesen oder jenen Kloben geschoben werden kann. Während die eine
Schraube mit Platin versehen ist, um die Unterbrechung zu vermitteln, dient die
andere, mit einem Stückchen Kork versehene, zur Dämpfung der übertriebenen
Schwingungen des Ankers. Je nachdem man die Unterbrechungen zu beschleunigen oder zu
verzögern wünscht, ist es erforderlich, die mit Platin versehene Schraube unten oder
oben in die Kloben zu schrauben.
Von den Unterbrechungsstellen führen gleichfalls, wie bei Ruhmkorff, Drähte zu einem aus Zinnfolie construirten starken
Condensator.
Die Wirkung des Apparates, d.h. der äußeren Induction, ist, bei Anwendung von 4
Elementen nach Bunsen, mittlerer Größe, constant und die
den Funken begleitenden Wärmeerscheinungen sind bei weitem größer als bei Ruhmkorff. Ein 1 Millimeter dicker Kupferdraht wird
sofort geschmolzen, ebenso auch ein Streifen von reinem Golde von der Dicke starken
Schreibpapiers und 1 Centimet. Breite. Bei der Thätigkeit des Apparates nahm die im
Inneren des Eisenrohres befindliche Inductionsrolle, sowie das Rohr selbst eine
Temperatur an, bei der Schellack schmolz, wobei die elektrischen Entladungen der
inneren Rolle an Kraft
weder zu- noch abnahmen. Der Apparat arbeitete 3 Stunden mit unverminderter
Kraft, ohne Unterbrechung.
Die starke Erwärmung des Eisenrohres wie der inneren Rolle rührte, wie sich später
herausstellte, größtentheils von den im Inneren stattfindenden Entladungen der
äußeren Windungen des inneren Drahtes, nach dem Eisenrohre zu, her.
Eine besondere Aufmerksamkeit jedoch verdient die Art und Weise der Anziehung der
Lichtmassen einer Geißler'schen Röhre im Inneren des
Eisenrohres.
Ob eine Verbindung des äußeren secundären Drahtes mit dem inneren statthaft, d.h.
eine im Allgemeinen größere Wirkung erzeugende ist, war ich noch nicht im Stande zu
ermitteln. Auch hat es mir bis jetzt noch nicht gelingen wollen, die innere Rolle
gehörig zu isoliren, es hinterläßt indeß keinen Zweifel, daß bei gehöriger Isolirung
der innere Inductionsstrom dem äußeren gleichkommt.
St. Petersburg, den 24. April (6. Mai) 1867.
Danckwerth.
Zu einem genauen Urtheile würde ein Vergleich mit einem Apparate
von Ruhmkorff erforderlich seyn, der mir nicht zu Gebot
stand; das, was ich gesehen habe, zeigte indessen die starke wärmende Kraft des
Apparates, die verschiedenen Metalle wurden leicht geschmolzen und selbst bei hellem
Sonnenschein war das Funkensprühen von brennendem Eisen sehr lebhaft.
L. F. Kämtz.