Titel: | Ueber den Harrison'schen gußeisernen Dampfkessel; Bericht eines Comité's des Franklin Institute in Philadelphia. |
Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. LXXI., S. 254 |
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LXXI.
Ueber den Harrison'schen gußeisernen Dampfkessel; Bericht
eines Comité's des Franklin Institute in
Philadelphia.
Aus dem Journal of the Franklin Institute, Februar 1867,
S. 131.
Mit einer Abbildung.
Ueber Harrison'schen gußeisernen Dampfkessel.
Das mit einer eingehenden Prüfung des Harrison'schen
DampfkesselsUeber diese Dampfkessel vergleiche man die Mittheilungen im polytechn.
Journal Bd. CLXXIV S. 99, Bd. CLXXVI S. 329, Bd. CLXXXIII S. 115. beauftragte Comité besuchte am 30. October 1866 die Gießerei des
Erfinders, des Hrn. Joseph Harrison
jun. in Philadelphia (Rittenhouse Square), und hatte
Gelegenheit derartige Kessel in verschiedenen Stadien ihrer Fabrication, sowie
mehrere derselben in Thätigkeit zu sehen. In Gegenwart des genannten Comité's
wurden verschiedene Versuche zum Beweise für die Festigkeit und die Dauerhaftigkeit
dieser Kessel bei außergewöhnlich anstrengender Benutzung abgeführt.
Diese gußeisernen Kessel bestehen aus einer Combination von Hohlkugeln oder
kugelförmigen Kammern, deren jede bei acht Zoll äußerem Durchmesser drei Achtelzoll
Wandstärke besitzt. Diese Hohlkugeln sind mittelst gekrümmter Zwischenstücke oder
Hälse von drei und einem viertel Zoll Durchmesser mit einander verbunden und werden
durch schmiedeeiserne Schraubenbolzen zusammengehalten; in einer Richtung sind sie
zu zwei und zwei oder zu
vier und vier an einander gegossen, so daß jede Kugel mit entgegengesetzten
seitlichen Oeffnungen versehen ist; solche Kugeln bezeichnet der Erfinder als
Zweikugel-, bez. Vierkugel-Einheiten.
Der Kessel kann, wie Harrison annimmt, in seiner kleinsten
Form als eine einzige dieser Kugeln betrachtet werden, deren einander
gegenüberliegende Seitenöffnungen mit Deckeln, die durch Bolzen festgehalten werden,
verschlossen sind. Zwei solche, durch ein Zwischenstück oder einen Hals verbundene
Kugeln mit ihren vier durch Deckel verschlossenen Seitenöffnungen bilden einen
größeren, und vier, gleich beim Gießen mit einander verbundene Kugeln einen noch
größeren Kessel. Auf diese Weise kann jede beliebige Anzahl von dergleichen Kugeln
oder Elementen mittelst hindurchgehender Schraubenbolzen zu einem großen Kessel
verbunden werden, dessen Festigkeit oder Widerstandsfähigkeit der Festigkeit der
schwächsten in der gedachten Art verbundenen Kugel entspricht.
Bei dem Baue solcher Kessel für gewöhnliche Zwecke wird in der Regel eine Anzahl
dieser Elemente so angeordnet, daß sie Sectionen oder Batterien bilden, welche der
Länge nach aus zwölf bis dreizehn und in der Breite aus fünf bis sechs Kugeln
bestehen, wie aus unten stehender Figur A ersichtlich
ist. Diese Batterien werden zur Probe dem bedeutenden hydraulischen Drucke von dreihundert Pfund per
Quadratzoll unterworfen, bevor sie zur Ablieferung an die Besteller kommen. Die
Comitémitglieder waren Augenzeugen, daß bei einer Gewaltprobe einer solchen
Batterie eine der Kugeln zerbarst, nachdem der Druck sechshundert Pfund per Quadratzoll erreicht
hatte; eine zweite zersprang bei einem Drucke von sechshundertfünfundzwanzig Pfund. Es wurde ihnen ferner eine Batterie
vorgezeigt, bei welcher ein Element bei neunhundert Pfund
Druck per Quadratzoll zerbarst und die Beschädigung
durch Einziehen eines neuen Elementes ausgebessert war, worauf die Batterie einen
Druck von elfhundert Pfund per Quadratzoll auszuhalten
vermochte, ehe sie wieder an einer anderen Stelle barst. Da die ausnutzbare
Festigkeit der Batterie in allen Fällen der Festigkeit des schwächsten ihrer
Elemente entspricht, so behauptet der Erfinder, daß sein Kessel an Sicherheit alle
anderen gebräuchlichen Constructionen übertrifft und daß bei der Anwendung desselben
jede Gefahr einer verderblichen Explosion wegfällt.
Zum Beweise für diese Behauptung hatte er eine Batterie von sechs Pferdekräften, von
der Art, wie er sie gewöhnlich liefert, und ähnlich der einen in Gegenwart des
Comité's mittelst hydraulischen Druckes probirten, in einem zu diesem Zweck
in eine Thonbank eingebauten Ofen in der bei derartigen Kesseln üblichen Weise
aufgestellt. Der Kessel wurde bis zu der gewöhnlichen Höhe – zu etwa zwei Drittheilen
– mit Wasser gefüllt, ohne daß ein Auslaß- oder Sicherheitsventil
irgend einer Art angewendet wurde, indem ein enges Rohr die oberste Kugel mit einem
in sicherer Entfernung (von etwa 200 Fuß) von dem Kessel angebrachten
Hochdruckmanometer dicht verband; dann wurde mit trockenem Fichtenholze ein Feuer
unter dem Kessel und um ihn herum angezündet, dessen Flammen, da der Wind gerade
recht stark aus Westen direct in den Ofen blies, bald zu einer intensiven Hitze
angefacht wurde.
Textabbildung Bd. 185, S. 255
Bald waren am Monometer Zeichen von Dampfbildung wahrzunehmen und der Druck vermehrte
sich stätig bis auf vierhundertfünfzig Pfund per Quadratzoll, als plötzlich ein Entweichen von Dampf
wie durch eine entstandene kleine Oeffnung stattzufinden schien; doch währte dieß
nur wenige Secunden und die Comitémitglieder vermögen nicht mit Sicherheit zu
entscheiden, ob diese Erscheinung wirklich vom Kessel selbst herrührte, weil
ebensogut aus der feuchten Erdbank, in welche der Ofen hineingebaut war, eine
geringe Wassermenge in das Feuer gekommen seyn konnte. Der Druck stieg nun in
gleichförmiger Weise, bis er die enorme Höhe von achthundertfünfundsiebzig Pfund per
Quadratzoll erreichte. Plötzlich entwich wiederum Dampf, dessen Volum anscheinend nicht bedeutender
war, als aus einem Sicherheitsventile von dritthalb Zoll Durchmesser entweichen
konnte, wodurch sich der Druck auf vierhundertfünfzig Pfund verminderte, auf welcher
Höhe er sich noch befand, als man behufs der näheren Untersuchung des Kessels das
Feuer abgehen ließ. Während man zu diesem Zwecke den Kessel bloßlegte, ward ein
anderer aus zwei Batterien von derselben Art, wie die vorher probirten, bestehender
Kessel von ungefähr zwölf Pferdekräften geheizt, in welchem der Dampfdruck auf einhundertfünfundzwanzig Pfund stieg. Dieser Kessel hatte
kein Sicherheitsventil, war aber mit einem Kugelventil von einem Zoll Querschnitt
versehen, welches als Auslaßventil zur Regelung des Druckes im Kessel diente. Als
das Comité diesen Kessel während des Heizens untersuchte, zeigten sich beide
Manometer mit Wasser gefüllt. Das Ventil wurde so geöffnet, daß der Dampfdruck auf
einhundert Pfund per
Quadratzoll verringert wurde und von Zeit zu Zeit regulirt, um den Druck
gleichförmig auf diesem Punkte zu erhalten. Nun wurde geschürt und dem Kessel kein
Wasser weiter zugeführt. Nach Verlauf der gehörigen Zeit entwich beim Oeffnen des
unteren Manometerhahnes kein Wasser. Bald darauf zeigte sich an der Batterie links
an einer Verbindungsstelle ein kleiner Leck, welcher sich nach wenigen Minuten
wieder schloß; eine ähnliche undichte Stelle machte sich an der rechts liegenden
Batterie bemerkbar, doch schloß sich auch diese bald darauf, wornach im Laufe des
Versuches sich weiter kein Leck zeigte. Indem das Wasser wegkochte, begann von den
oberen Kugeln der Batterien, das heißt von den oberen Kugeln der untersten Reihe,
welche durch ein über der Heizthür angebrachtes Schauloch sichtbar war, der Ruß
wegzubrennen. Der Kessel gerieth nun allmählich in's Rothglühen und selbst als alles
Wasser verdampft zu seyn schien, und der Druck langsam sich verminderte, stand das
Manometer einige Minuten lang noch auf dreißig Pfund, als
ob in den unteren Kugelreihen der Batterien noch etwas Wasser verdampfte –
ein Beweis, daß der Kessel selbst in diesem rothglühenden Zustande dicht genug war,
um Druck zu halten. Nachdem das Feuer abgegangen und der Kessel erkaltet war, zeigte
sich, daß die die Elemente zusammenhaltenden Schraubenbolzen lose geworden waren,
wie wenn sie sich in Folge der ungewöhnlichen Erhitzung des sie umgebenden Gußeisens
gestreckt hätten. Während der Zeit, wo bei diesem Versuche der gedachte niedrige
Wasserstand im Kessel stattfand, wurde der Ventilhahn öfters geschlossen, um den
Druck zu erhöhen und dann rasch geöffnet, um den Druck auf die angenommene Norm von
einhundert Pfund zu reduciren; auch dieß blieb ohne
nachtheilige Folgen. Als das Manometer auf dreißig Pfund stand, waren sämmtliche,
durch das Schauloch und
die Feuerthüren wahrnehmbaren Theile des Kessels bis zur Feuerbrücke des Ofens,
hellrothglühend. Es konnte hierüber kein Zweifel bestehen, weil der Kessel, nachdem
man das Feuer entfernt hatte, noch so heiß war, daß daran gehaltenes Holz sich
entzündete.
Am 13. November 1866, Nachmittags vier Uhr, begab sich das Comité zur weiteren
Untersuchung der probirten Kessel wiederum in die Harrison'sche Fabrik. Der einem Dampfdrucke von achthundertfünfundsiebzig Pfund per
Quadratzoll ausgesetzt gewesene Kessel war, behufs der genaueren Besichtigung in das
Fabrikgebäude gebracht worden. Der Werkführer sagte aus, daß, als der Kessel vom
Ofen abgenommen wurde, nachdem das in ihm enthaltene Wasser (auf die in dem obigen
Berichte angegebene Weise) durch Verdampfen ausgetrieben worden war, die drei
unteren Bolzen anfänglich ganz locker waren, daß sich jedoch am anderen Morgen, nach
vollständigem Erkalten des Kessels, einer derselben wieder fest gezogen hatte. Die
beiden anderen schlössen zwar nicht wieder ganz dicht, doch bedurfte es zu ihrer
Befestigung nur eines geringen Anziehens der Muttern um eine einzige Drehung. Das
Comité wurde durch diese Thatsachen in seiner anfänglichen Annahme bestätigt,
daß bei dieser außerordentlich strengen Probe der Druck von
achthundertfünfundsiebzig Pfund hinreichend gewesen war, einige der Bolzen zu
strecken, so daß die betreffenden Stoßflächen sich von einander zogen und auf diese
Weise undichte Stellen entstanden, welche als Sicherheitsventile wirkten und eine
Verminderung des im Kessel stattfindenden Dampfdruckes verursachten.
Der Kessel, dessen Wasser bei dem früheren Versuche vollständig verdampft und der
dann bis zum Hellrothglühen erhitzt worden war, erwies sich als ganz unverletzt und
vollkommen diensttüchtig; er lieferte nämlich reichlich Dampf, zeigte keinen Leck,
und blies bei fünfundsechzig Pfund Druck durch das
Sicherheitsventil ab. Aeußerlich hatte er an verschiedenen Stellen durch Oxydation
etwas gelitten; nach den Mittheilungen der Arbeiter war er seit dem Versuche einer
Veränderung oder Reparatur irgend einer Art nicht unterworfen worden und nur einige
von den Schraubenbolzen hatten etwas angezogen werden müssen.
Ein dritter Kessel, eben so groß wie der vorige, von zwölf Pferdekräften, wurde nun
ebenfalls, und zwar auf folgende Weise probirt. Nachdem er bis zur oberen
Wasserlinie mit Wasser gefüllt worden, wurde er geheizt, bis der Druck auf neunzig Pfund gestiegen war, wobei er reichlich abblies.
Dann wurde alles Wasser durch den Ausblashahn ausgetrieben; während dem sank der
Druck auf sechzig Pfund, und blieb auf diesem Punkte bis
Dampf das Ausblasrohr erreichte, wornach der Druck auf Null herabgieng. Der Kessel ward nun drei
Minuten hindurch leer gelassen, während das Feuer noch brannte; dann wurde er rasch
mit kaltem Wasser gefüllt. Nach dreißig Minuten hatte der Dampf einen Druck von
einhundert Pfund erreicht, und blies bei diesem Drucke ab; der Kessel zeigte sich
ganz unverletzt und vollkommen dicht.
Am 17. November 1866 wiederholte Hr. Harrison im Beiseyn
mehrerer Mitglieder des Comité's einen Versuch, welchen er am Tage zuvor
schon zweimal und bereits zwei Tage vorher einmal, und zwar stets mit demselben
Kessel abgeführt hatte.
Es wurde nämlich der zu den Proben vom 13. November benutzte Kessel geheizt; der
Druck des erzeugten Dampfes stieg bis zu einhundertzehn
Pfund. Das Feuer brannte gut – es war ein „recht helles“
Feuer – und schien zu einer reichlichen Dampferzeugung wohl geeignet; auch
wurde es lange genug unterhalten, um die Ofenwandungen ganz durchzuheizen. Durch das
Sicherheitsventil blies reichlich Dampf aus. Auf ein
gegebenes Zeichen wurde plötzlich der Ausblashahn geöffnet und alles Wasser
ausgeblasen, bis der Druck auf Null gefallen war und durch den Hahn weder Dampf noch
Wasser entwich, so daß sich annehmen ließ, der Kessel sey vollständig trocken
geworden. Nachdem nun der Ausblashahn wiederum geschlossen worden, ward aus einer
Cisterne rasch kaltes Wasser in den Kessel gepumpt, dessen Wandungen, da er während
der ganzen Zeit ununterbrochen einem kräftigen Feuer ausgesetzt geblieben war, eine
sehr hohe Temperatur angenommen hatten. Mit dem Eintreten des Wassers in den Kessel
stieg der Druck nach Angabe des Manometers etwa drei Minuten hindurch langsam, bis
der Wasserspiegel den stärker erhitzten Theil des Kessels über der Feuerbrücke des
Ofens erreicht haben muhte, was sich dadurch zu erkennen gab, daß der Druck
anscheinend augenblicklich auf einhundertzehn Pfund stieg
und durch das Sicherheitsventil eine reichliche Dampfmenge abblies.
Dieser Druck und dieses Entweichen von Dampf hielt einige Minuten ohne Schwankung an,
als plötzlich im Ofen ein Entweichen von Dampf aus dem Kessel bemerkbar wurde und
beim Oeffnen der Schaulochthür deutlich zu sehen war, wie aus einer der Stoßfugen
des Kessels ein Wasserstrahl hervordrang. Ebenso schnell, in nicht ganz einer
Minute, verstopfte sich der Leck von selbst. Dann, als das Wasser im Kessel stieg,
entstand an der nächst höheren Verbindungsstelle ebenso plötzlich ein gleicher Leck
und dichtete sich in derselben Weise, hernach ein dritter; worauf, nachdem erst
durch das untere und bald darauf durch das zweite Manometer die Höhe des
Wasserstandes ersichtlich geworden war, die Pumpe außer Thätigkeit gesetzt wurde. In diesem Momente
war der Druck auf einhundertzehn Pfund gestiegen und
durch das Sicherheitsventil blies viel Dampf ab. Das Feuer war ebenso kräftig als
beim Anfange des Versuches, und der Kessel erschien vollkommen dicht. Dieser Versuch
war, wie schon bemerkt, dreimal angestellt worden, bevor er in Gegenwart des
Comité's wiederholt wurde, und Harrison's Bericht
über seine früheren Versuche stimmte mit den von den Comitémitgliedern
beobachteten Thatsachen in jeder Beziehung überein.
Diese Probe ist sicherlich so streng als sie ein Kessel in Folge zufälliger Umstände
wohl jemals auszuhalten hat und ist jedenfalls diejenige, welche wegen
Nachlässigkeit der Arbeiter am leichtesten eintreten kann. – Während der
Versuche verriethen Harrison's Leute bei den
Manipulationen mit den Kesseln nicht die mindeste Befürchtung einer Explosion,
sondern Zeigten ein wahrhaft merkwürdiges Vertrauen auf ihre Sicherheit. Mit
Ausnahme des einen ganz geschlossenen Kessels, welcher dem enormen Drucke von
achthundertfünfundsiebzig Pfund unterworfen ward, wurden sämmtliche Versuche in dem
Gebäude abgeführt, in welchem die Kessel fabricirt werden, wo also jede Explosion
bedeutende Verluste an Eigenthum, wenn nicht auch an Menschenleben, hätte
herbeiführen müssen. Wäre ein gewöhnlicher schmiedeeiserner, vom besten Material und
in der einfachsten Form angefertigter Kessel diesen Proben unterworfen worden, so
würde er, aller Wahrscheinlichkeit nach, durch irgend eine derselben zerstört worden
seyn.
In Bezug auf die Steinanhäufung in derartigen Kesseln können wir nur sagen, daß die
Industriellen, welche solche Kessel bis jetzt am längsten im Gebrauche, haben, die
Versicherung geben, daß durch gelegentliches Ausblasen des Kesselwassers unter
vollem Dampfdrucke und darauf folgendes mäßiges Erwärmen des leeren Kessels durch
die Ofenhitze, Wiederanfüllen mit Wasser und Ausspülen, der Kesselstein sich
vollständig ablöst und durch den Ausblashahn fortgeht.
Das Comité hat das Verfahren bei der Fabrication dieser Kessel in der Harrison'schen Fabrik inspicirt und gefunden, daß die
größte Sorgfalt aufgeboten wird, um recht vollkommene Arbeit zu liefern. Die
Eigenthümlichkeiten des Kessels, sowie seine Anfertigungsweise sind aber auch der
Art, daß durch die vorhandenen maschinellen Vorrichtungen, abgesehen von der
Gewandtheit und Geschicklichkeit der Arbeiter, ein hoher Grad von mechanischer
Vollendung erreicht wird. – Die Modelle für den Guß der Kugeln bestehen
sämmtlich aus Gußeisen und sind der Länge nach mittelst einer durch den Mittelpunkt
des Elementes gehenden, zu den Seitenöffnungen rechtwinkligen Ebene getheilt, indem
diese Oeffnungen den aus
grünem Sande angefertigten Kernen, welche innerhalb des Modelles selbst und nicht in
einem besonderen Mantel geformt werden, zur Stütze dienen, wodurch eine absolut
gleichmäßige Metallstärke gesichert, überdieß dem Kerne mehr Nachgiebigkeit bei der
Zusammenziehung des erkaltenden Eisens gegeben wird, als dieß bei Anwendung von
Kernen aus trockenem Sande möglich ist. Die Stoßflächen der seitlichen, zur
Verbindung der Elemente zu Batterien dienenden Verbindungsstücke werden mittelst
einer höchst sinnreich construirten Maschine so abgerichtet, daß sie auf das
Genaueste zusammenpassen, indem jene Flächen an der einen Seite Vertiefungen haben,
denen an der anderen Seite befindliche Hervorragungen entsprechen, welche nebst den
langen Schraubenbolzen dazu dienen, die Elemente in ihrer Lage fest zu erhalten.
Zerah Colburn bemerkte in einem Vortrage, welchen er im
Jahre 1864 in der Versammlung des Instituts of Mechanical
Engineers hieltEngineering Facts and Figures, by A. BettsBrown, for
1864 (page 12)., „daß, wenn auch die absolute Festigkeit des Gußeisens nicht so
groß als die des Schmiedeeisens ist, dem Harrison'schen Kessel durch die Kugelform eines jeden seiner Elemente doch
eine ebenso große Festigkeit gesichert ist, denn die Widerstandsfähigkeit einer
Hohlkugel gegen inneren Druck ist genau doppelt so groß als die eines hohlen
Cylinders von demselben Durchmesser, bei gleichem Materiale und gleicher
Wandstärke; es läßt sich nachweisen, daß sogar eine gußeiserne Hohlkugel von
sieben Fuß Durchmesser und sieben Sechzehntelzoll Wanddicke dieselbe Festigkeit
besitzt wie ein Cornwalliser Dampfkessel von gleichen Dimensionen.“
„Die Ebene, sagt Colburn, in welcher bei einer
Hohlkugel ein Zerreißen oder ein Bruch stattfinden kann, ist die größte Ebene,
welche sich durch dieselbe legen läßt, und die Metallmasse, welche dem das
Zerreißen veranlassenden Drucke Widerstand leistet, ist der ganze Querschnitt
des jene Ebene begrenzenden Metalles.“ – „Bei einem
hohlen Cylinder wird die Fläche, auf die der Druck ausgeübt wird, welcher das
Zerreißen herbeizuführen strebt, durch das Product der Länge des Cylinders in
den Durchmesser des Cylinders repräsentirt.“
„Die Enden eines solchen Cylinders tragen zu einer größeren Festigkeit des
cylindrischen Theiles, wenn ein Bruch an letzterem Theile beginnt, nichts bei;
denn die Metallmasse, welche dem Bruche im Cylinder effectiv Widerstand leistet,
entspricht nur der Länge desselben.“
Die sphärische Form aller Theile dieses Kessels bildet einen Hauptvorzug desselben,
nicht allein was die Festigkeit anbetrifft, sondern auch weil in Folge dieser Form
der Einwirkung des Feuers eine größere Fläche dargeboten wird als bei jedem combinirten Cylinder.
Der Erfinder schreibt der sphärischen Form mit den gebogenen Hälsen oder
Verbindungsstücken ferner die bereits erwähnte Eigenschaft des Kessels zu, im
wasserleeren Zustande sich des Kesselsteines durch Zertrümmerung desselben zu
entledigen, indem derselbe keinen Haltpunkt mehr findet.
Der Werth des Gußeisens in Bezug auf Dauerhaftigkeit ist längst anerkannt worden. Je
reiner das Eisen ist, desto leichter wird es corrodirt, während selbst ein geringer
Kohlenstoffgehalt die Widerstandsfähigkeit des Metalles gegen Corrosion vermehrt.
Schmiedeeiserne Röhren werden im Erdboden bekanntlich sehr bald durch Rostbildung
unbrauchbar; gegossene Eisenröhren dagegen bleiben, selbst wenn sie von derselben
Dicke sind, nach langjährigem Gebrauche gut; in der Praxis betrachtet man sie sogar
als einer solchen Zerstörung gar nicht unterworfen. Das Metall der aus Schmiedeeisen
angefertigten Dampfkessel wird an den Innenseiten zerstört – am raschesten an
den Stellen, wo Feuchtigkeit und atmosphärische Luft vereint einwirken, während
diese Kessel häufig an der äußeren Seite in Folge unbedeutender Lecke und des
fortwährenden Herabtröpfelns von Wasser über ihre Oberfläche durchgefressen werden.
Nach den Resultaten der von Fairbairn und Anderen
abgeführten Versuche werden schmiedeeiserne Kessel durch das Nieten etc. so
geschwächt, daß sie dadurch eine Verminderung ihrer Festigkeit von etwa vierzig
Procent erleiden. Der Harrison'sche Kessel besteht aus
systematisch mit einander verbundenen Elementen von möglichst gleichmäßiger
Festigkeit, welche durch die Vereinigung der einzelnen Elemente zu einem Ganzen
durchaus nicht abgeschwächt wird. Bei Beschädigung irgend eines Theiles des Kessels
läßt sich das verletzte Element beseitigen, und anstatt wie bei den schmiedeeisernen
Kesseln reparirt werden zu müssen, durch ein neues Element ersetzen. Das Flicken
eines beschädigten schmiedeeisernen Kessels macht denselben schwächer; die
Erneuerung eines Elementes des Harrison'schen Kessels
dagegen gibt diesem seine frühere Festigkeit zurück.
Die im Vorstehenden beschriebenen Versuche wurden zu dem Zwecke abgeführt, die
Sicherheit und Dauerhaftigkeit des Harrison'schen Kessels
bei ungewöhnlich strengem Gebrauche zu erproben, oder vielmehr zu bestimmen, ob
Gefahr damit verbunden ist, wenn diese gußeisernen Kessel Umständen ausgesetzt
werden, welche gewöhnliche schmiedeeiserne Kessel voraussichtlich zum Explodiren
bringen oder doch schwer beschädigen würden.
Das Comité hegt die Ueberzeugung, daß der Harrison'sche Kessel vollkommen zuverlässig und selbst bei fahrlässiger
Behandlung von jeder Explosionsgefahr frei ist. Schon dieser Vorzug allein muß
denselben, vom Standpunkte der Humanität aus, der Gunst des Publicums in hohem Grade
empfehlen. Bei Abführung der mitgetheilten Versuche machte sich seine
Dampferzeugungsfähigkeit auf eine sehr günstige Weise bemerklich; ebenso schienen
die in Gebrauch stehenden derartigen Kessel, welche das Comité zu untersuchen
Gelegenheit hatte, in Bezug auf Brennmaterialverbrauch zur Zufriedenheit zu
arbeiten; doch ist das Comité, da in dieser Beziehung unter seiner
unmittelbaren Aufsicht keine Versuche angestellt wurden, nicht im Stande
hinsichtlich dieses Punktes mit gleicher Entschiedenheit sich auszusprechen, wie in
Bezug auf das Dampferzeugungsvermögen des Kessels.
Hinsichtlich der Wärme-Transmission sind bekanntlich Gußeisenplatten im
Vergleich zu geschmiedeten Platten von gleicher Stärke im Vortheil; daher ist
ersteres Material, wenn es eine angemessene Form erhält, zu einer billigen
Dampferzeugung geeigneter als Schmiedeeisen. Gewöhnliches Kesselblech ist selten
unter einem Viertelzoll, meistens drei Achtelzoll stark, besonders für
Hochdruckkessel. Bei den zu den mitgetheilten Versuchen benutzten Kesseln hatten
mehrere von den gußeisernen Elementen eine Stärke von nur drei
Sechzehntelzoll, und arbeiteten mit gutem Erfolge bei einem Dampfdrucke von
einhundert Pfund per
Quadratzoll, welcher zum Betriebe der sämmtlichen Maschinen in der Harrison'schen Fabrik hinreichte.
Durch Hinzufügung von mehr Elementen kann man den Harrison'schen Kessel beliebig vergrößern, und andererseits läßt sich seine
Form den Erfordernissen jedes einzelnen Falles anpassen.
Aus den angeführten Gründen sieht sich das Comité veranlaßt, dieser Erfindung
seinen vollsten Beifall zu spenden und sie dem betheiligten Publicum auf das
Angelegentlichste zu empfehlen.Unterzeichnet ist der vorstehende Bericht von den Mitgliedern des mit der
Untersuchung beauftragten Subcomité's: Coleman Sellers, Vorsitzenden, John Agnew, John
F. Frazer, H. Morton,
J. C. Cresson.