Titel: | Die eisernen Oberbausysteme auf der Pariser Industrie-Ausstellung. |
Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. LXXIII., S. 265 |
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LXXIII.
Die eisernen Oberbausysteme auf der Pariser
Industrie-Ausstellung.
Nach dem Engineering, April 1867, S.
437.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Eisernen Oberbausysteme auf der Pariser
Industrie-Ausstellung.
Wir haben im polytechnischen Journal Bd. CLXXXIV S.
26 eine Abhandlung über die Fortschritte des eisernen Oberbaues bei
Eisenbahnen mitgetheilt, und bringen nun im Anschlüsse an dieselbe eine Beschreibung
der auf der Pariser Industrie-Ausstellung vorfindlichen Oberbausysteme,
welche daselbst theils in Modellen vorhanden, theils nur in Abbildungen versinnlicht
sind. Die meisten dieser ausgestellten Systeme bestehen in der Anwendung eiserner
Schwellen, welche theils in der Längenrichtung und theils in transversaler Richtung
unter den Schienen liegen, während andere Systeme mehr der Form von Glockenträgern
ähnlich sind, und nur ein einziges Oberbausystem wirklich auf Neuheit Anspruch
machen kann.
Das als neu bezeichnete Oberbausystem ist die Erfindung des Hrn. G. E. Dering in Lockleys, Welwyn. Dasselbe besteht aus Schienen
welche auf hölzernen Querschwellen ruhen, auf denen die gewöhnlichen gußeisernen
Schienenstühle mit Hülfe von stählernen Federbolzen befestigt werden. Diese
Federbolzen sind hohle, etwas conische Stahlcylinder, welche ihrer ganzen Länge nach
aufgeschnitten sind und an dieser Stelle etwas auseinanderstehen. Dieselben werden
statt der Schienennägel verwendet. Beim Eintreiben drücken sie sich zusammen, bis
sich nach vollständigem Eintreiben die beiden Seiten des Schlitzes völlig berühren.
Da nun das obere Ende des Bolzens weiter ist als das untere und das Bolzenloch in
den Schienenstühlen, so wird der Stuhl wie von einem Nagel an der Schwelle
festgehalten.
Als ein Theil derselben Erfindung wird vorgeschlagen, die Keile welche zum Befestigen
der Schienen in den Stühlen bei manchen Bahnen verwendet werden, in gleicher Weise
herzustellen. Nach einem weiteren Vorschlage des Erfinders sollen die
Stoßverbindungen, anstatt mit Laschen und Schrauben, durch einen Stahlschuh hergestellt werden,
welcher sich um den unteren Theil der Schiene herumlegt und bis unter den
Schienenkopf reichend, sich genau an das Profil der Schiene anlegt, wobei er ohne
die Hülfe von Bolzen oder sonstigen Befestigungen, lediglich durch seine eigene
Elasticität, an seiner Stelle gehalten wird und die Schienenstöße vereinigt.
In Figur 8 und
9 ist ein
von Hrn. L. Langlois de Dreux in Paris erfundenes
Oberbausystem abgebildet, in welchem das System mit longitudinalen und transversalen
Schwellen zugleich angewendet ist. Dasselbe besteht aus flachen eisernen Platten von
13'' Breite und 1/4'' Dicke, auf denen in angemessener Entfernung walzeiserne
Querträger von Λförmigem Querschnitte aufgenietet
sind, deren Hohe 4 1/2'', obere Breite 3/4'' und deren Breite am Fuße 2'' beträgt.
Die Flanschen, durch welche dieselben auf den Längsschwellen befestigt sind, haben
eine Breite von 1 1/4''. Diese Querträger sind, wie aus der Zeichnung ersichtlich,
auf den Längsplatten an jedem Flansche durch drei Niete befestigt. – Um die
Schienen auf den Querträgern zu befestigen, sind zwei Methoden in Vorschlag
gebracht: die erstere (Fig. 8) ohne Anwendung von
Stühlen, während bei der anderen (Fig. 9) solche Stühle in
Anwendung kommen. Bei der ersteren Methode, welche keine Stühle erfordert, werden
die Schienen mit gekröpften Nägeln befestigt, die durch den Kopf des Querträgers
gesteckt und von unten durch einen Keil oder Bolzen angezogen werden.
Fig. 9 stellt
die Anordnung dar, bei welcher ein Stuhl zur Befestigung der Schienen angewendet
wird. Der Stuhl ist aus Gußeisen angefertigt und sitzt auf dem Λträger wie ein Sattel, welcher entweder durch
Schrauben- oder durch Keilbolzen an dem Kopfe des Trägers befestigt wird.
Die Figuren
10, 11
und 12
stellen ein von J. Bautherin in Fraisans vorgeschlagenes
System dar. Dasselbe besteht aus trogförmig gewalzten Querträgern mit seitlichen
Flanschen. Die Dimensionen derselben sind folgende: Höhe 2 1/4'', Weite an der
inneren Seite der Grundfläche 7 1/4'', gesammte Weite einschließlich der Flanschen
10'', Breite am Kopfe 6''. Bei diesem Systeme werden die Schienen entweder durch
eiserne Klötzchen mit durchgehenden Bolzen gehalten, oder sie sind, wie aus Fig. 12
ersichtlich ist, auf schmiedeeisernen Stühlen befestigt, welche aus zwei Theilen
bestehen, wovon der eine auf die Schwelle aufgenietet ist, während der andere
angelegt und befestigt wird, nachdem die Schiene in ersterem eingelegt worden. Zur
Verlaschung der Schienen werden im ersten Falle die gewöhnlichen Laschen verwendet,
während bei den Stühlen aus zwei Theilen diese Stühle selbst zur Verlaschung dienen, weßhalb dieselben
mittelst durchgehender Bolzen verschraubt werden und so die Laschen ersetzen.
Die Economic permanent way Company in London hat das in
den Figuren
13 und 14 dargestellte Oberbausystem geliefert. Dasselbe ist eine Vereinigung
von Längs- und Glockenträgern und besteht aus halbrunden, den Holzschwellen
ähnlichen gußeisernen gebogenen Platten d von folgenden
Dimensionen: Länge 2'6'', Breite am Fuß 13'', Höhe des Schienenbettes 3 1/2''. Die
Schiene paßt in eine Nuth, welche längs des Scheitels dieser Platte hinläuft, und
wird durch Bolzen gehalten, welche durch seitlich angegossene Ansätze a gehen, deren innere Form sich dem Profile der Schiene
genau anschmiegt. Um die Schiene an diesen Ansätzen zu befestigen, wird von der
anderen Seite ein loser Klotz b von derselben Profilform
wie a gegen die Schiene angelegt und das Ganze mittelst
des Bolzens c verschraubt.
Um die Platten d in ihrer Lage in der erforderlichen,
durch das Spurmaaß bedingten Entfernung festzuhalten, werden die sich
gegenüberliegenden Platten mittelst eiserner Querstangen e verbunden, welche in besonders dazu in den Platten vorhandene Löcher
eingekeilt werden.
Fig. 15
stellt ein von Griffiths erfundenes, in England
patentirtes neues System dar. Die in Paris ausgestellten Muster sind augenscheinlich
für die London
and
North Western Railway angefertigt, da die Buchstaben L. N. W. R. auf dieselben in Relief gegossen sind. Das
System besteht aus großen gußeisernen Schienenstühlen von ovaler Form, deren Basis
in der Länge 2 Fuß und in der Breite 16 Zoll mißt. Die gegenüberliegenden Stühle
werden durch Verbindungsstäbe in ähnlicher Art zusammengehalten, wie dieß bei den
Trägern des vorher besprochenen Systems beschrieben wurde.
Fig. 16 und
17
stellen ein spanisches System dar, dessen Anordnungen complicirter sind als die
irgend eines der vorhergehenden Systeme; auch hat es den Anschein, daß dieses System
weit weniger Widerstandsfähigkeit besitzt als die bisher beschriebenen und außerdem
weit kostspieliger ist. Die Erfindung besteht in Schienenstühlen, welche auf
hölzernen Langschwellen aufgeschraubt werden. Das System eignet sich nur für
Schienen mit flachem Fuß, welche in folgender Weise auf den Stühlen befestigt
werden: nachdem die Stühle auf den Schwellen durch die äußeren Schraubenlöcher a (Fig. 16) befestigt sind,
werden die Schienen in die am Kopfe des Stuhles gelassenen Einschnitte b eingelegt, und die gußeisernen Knaggen c so angelegt und mittelst Schrauben d befestigt wie dieß in Fig. 16 angedeutet ist.
Die Knaggen überdecken mit ihrem einen Ende die zur Befestigung der Stühle durch die
Schwellen gehenden Schrauben, während das andere Ende derselben sich auf den Fuß der
Schiene auflegt. Die zur Befestigung der Knaggen dienenden Schrauben gehen durch die
in den Stühlen gelassenen vierkantigen Löcher e und
durch die darunter befindliche Schwelle. Die Stühle haben eine Breite von 5 1/2'',
eine Länge von 1' und ist die Höhe des Schienen auflagers 2 1/2'' über der Oberkante
der Schwelle gelegen. An dem einen Ende jedes zweiten Stuhles wird ein Ansatz
angegossen, der zur Befestigung von eisernen Querstangen dient, welche die beiden
Schienenstränge in ihrer durch das Spurmaaß bedingten Lage erhalten sollen. Es ist
uns nicht bekannt geworden, ob dieses System irgendwo zur Ausführung kam, noch ist
uns der Name des Erfinders mitgetheilt worden.
In den Figuren
18 und 19 ist ein preußisches Oberbausystem abgebildet. Hierbei sind die
Schienen mittelst Bolzen auf T eiserne Querträger
befestigt; dieselben haben an der oberen Fläche eine Breite von 10'' und eine 4
1/4'' hohe Rippe. Die gesammte Anordnung ist aus den Zeichnungen klar
ersichtlich.
Von Wien haben wir ein ähnliches Querträgersystem in Fig. 20 abgebildet.
Dasselbe ist in der Abhandlung im polytechnischen Journal Bd. CLXXXIV S. 26 nach beigegebener Zeichnung
beschrieben.
In Figur 21,
22 und
23 ist
eine andere Wiener Construction dargestellt, welche die Erfindung der HHrn. Harel u. Comp. daselbst ist.
Figur 21
und 22 zeigen
die Methode der Befestigung, erstere von Schienen mit flachem Fuß, letztere von
Schienen mit doppeltem Kopfe. Figur 23 ist der Grundriß
des in Figur
22 in der Ansicht dargestellten Systemes. Dasselbe besteht aus einer
flachen, 15'' langen und 11'' breiten Eisenplatte, deren äußeres Ende in einer Länge
von 2'' nach unten in den Winkel gebogen ist. Auf solchen Platten werden die
Schienen befestigt. Jedes Plattenpaar wird durch eine angenietete – förmige
eiserne Querstange von 2 1/4'' Breite und 3/4'' Höhe verbunden.
Zur Befestigung der Schienen sind auf den Platten b
erstlich die Platten a aufgenietet. Diese sind so
geformt, daß der Schienenfuß unter dieselben geschoben werden kann (Fig. 21); das andere nach
innen gelegene Ende des Schienenfußes wird durch einen breitköpfigen Bolzen c gehalten, welcher von unten mittelst einer Mutter
festgezogen wird und 10 den Schienenfuß fest auf seine Unterlage b drückt. Hierauf wird ein Keil d (Fig.
23) zwischen diesen Bolzen und ein zweites auf die Platte b genietetes Klötzchen e
getrieben, und so die Schiene in ihrer richtigen Lage festgehalten. Wo doppelköpfige
Schienen im Gebrauche sind, wird ein zweitheiliger Schienenstuhl a, b (Fig. 22) angewendet,
dessen äußere Hälfte a das äußere Klötzchen ersetzt, die zweite Hälfte b aber statt des Bolzens c
zur Befestigung der Schiene dient, während dieser Bolzen hier zur Befestigung der
Stuhlhälfte b dient, welche ebenfalls durch einen Keil
gegen die Schiene angedrückt wird. Der Stuhl a, b wird
endlich noch mittelst eines Bolzens g, welcher durch ihn
und ein in dem Schienenstege befindliches Loch hindurchgeht, mit der Schiene
vereinigt.