Titel: | Ueber die allgemeine metallurgische Methode des Ausbringens geschwefelter Erze von Dr. J. Whelpley und J. Storer in Boston; Bericht von T. Sterry Hunt. |
Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. LXXXII., S. 285 |
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LXXXII.
Ueber die allgemeine metallurgische Methode des
Ausbringens geschwefelter Erze von Dr. J. Whelpley und J.
Storer in Boston; Bericht von T. Sterry Hunt.
Aus dem American Journal of science and arts durch
das Mechanics'
Magazine, Juli 1867, S. 42.
Whelpley und Storer's allgemeine metallurgische Methode des
Ausbringens geschwefelter Erze.
Die erste Stufe in dieser Behandlung der Erze ist ihre Zerkleinerung, welche durch
zwei neue und sinnreich angeordnete Maschinen, den Brecher (breaker) und den Zerstäuber (pulverizer)
geschieht.
Der Brecher besteht aus einer horizontalen kreisrunden
Tafel von massivem Eisen, 42 Zoll im Durchmesser, welche sich beiläufig 1000 mal in
der Minute umdreht; auf ihrer Oberfläche sind vier oder mehr Radien von massivem
Hartguß befestigt und die ganze Fläche ist mit einem verticalen, siebartig
durchlöcherten Kranz umgeben. Die Erze werden in höchstens 6 Zoll großen Stücken dem
rotirenden Apparate von oben her zugeführt und durch das Anprallen an die massiven
Radien zerkleinert, an die Wand der Trommel geworfen, von wo die nicht durch die
Sieblöcher gehenden gröberen Theile wieder zurückgeschleudert werden, bis sie die
erforderliche Kleinheit erreicht haben. Eine solche Maschine soll bei einem
Kraftaufwand von 15 Pferdestärken 18–20 Tonnen Quarz oder harte Erze per Stünde zu grobem Kiessand zerkleinern.
Der Zerstäuber ist als eine Luftmühle (air-mill) zu bezeichnen und besteht in einer mit
Armen oder Schaufeln versehenen Horizontalwelle, welche sich 1000 bis 3000 mal per Minute innerhalb eines innen stahlgefütterten
Cylinders von 18 bis 40 Zoll Durchmesser umdreht, so daß höchstens 1 Zoll
Zwischenraum bleibt.
Das vorher in dem Brecher zerkleinerte Erz wird an der einen Seite des Cylinders
eingeschüttet; diese Seite ist von einer mit kleinen Oeffnungen versehenen Platte
bedeckt, in deren Mitte die Einschüttöffnung sich befindet. Die andere Seite des
Cylinders ist durch eine Wand geschlossen, welche eine centrale Oeffnung besitzt; an
dieser ist ein gewöhnlicher saugender Ventilator angebracht, welcher in der Regel
auf derselben Welle wie die Schaufeln des Zerkleinerungsapparates sitzt. Wird der
Apparat in Bewegung gesetzt und das Erz eingeschüttet, so verwandelt die
gegenseitige Reibung der Erzpartikeln, welche durch die Schaufeln im ganzen Cylinder
umhergeschleudert werden, die groben Körner allmählich in den feinsten Staub, welchen
der an der einen Seite wirkende Ventilator aufsaugt und in weite Kammern bläst, wo
er sich absetzen kann.
Eine solche Luftmühle von 42 Zoll Durchmesser verwandelt mit einem Kraftaufwand von
15 Pferdestärken 2000–3000 Pfd. Quarz per Stunde
in feinen Staub, wie er kaum durch Stampfwerke zu erhalten ist.
Die Röstung der gepulverten Erze geschieht in einem
Apparate, welchen die Erfinder Wasserofen (water-furnace) benennen. Er besteht in einem
Ofenschacht von 20–38 Fuß Höhe, aus Ziegeln mit doppelter Wand gebaut und von
kegelförmiger Gestalt. Die Weite beträgt am oberen Ende 3–4 Fuß, am unteren
4–6 Fuß. Am oberen Ende münden vier Feuerungen in den Ofenschacht, dessen
oberes Ende geschlossen und mit einem starken Ventilator in Verbindung gebracht ist.
Dieser bläst außer einer reichlichen, zwischen den Doppelwänden des Ofens vorher
erhitzten Luftmenge die Erze und Kohlen, beide in Staubform, in den Ofen hinein
gegen dessen Boden.
Die Effecte des in heißem Windstrom verbrennenden feinzertheilten Kohlenstaubes sind
überraschend. Derselbe entzündet sich an der Flamme der vier Feuerungen und
entwickelt wegen seiner großen Oberfläche eine intensive Hitze und eine
außerordentliche Lichtmenge. Der Feuerstrom, welcher den Ofen erfüllt, kann nach
Belieben durch Aenderung des Verhältnisses zwischen Luft- und Brennstoffmenge
reducirend oder oxydirend gemacht werden.
Ich sah, daß 12 Fuß über dem Ofenende die Flamme noch so mächtig wirkt, daß eine 1
Fuß starke eiserne Stange rasch weißglühend wurde, und als man sie an beiden Enden
(2 Fuß von einander) unterstützt hatte, in 40 Secunden weich wie Wachs wurde und,
ihrem eigenen Gewichte nachgebend, sich durchgebogen hatte.
Diese Steigerung der Heizkraft durch Zerkleinerung des Brennstoffes ist leicht
erklärlich, wenn man bedenkt, daß 1 Kubikzoll Kohle zu Partikelchen von 1/500 Zoll
Größe reducirt, dem Sauerstoff der Luft eine Oberfläche von nicht weniger als 21
Quadratfuß darbietet. Von dieser Anwendungsart des
Brennmaterials kann man sich daher wichtige Resultate zum Heizen von
Flamm-, Muffel- und Glasöfen, sowie für die Eisenfabrication und
Dampferzeugung versprechen.
Die Röstung schwefelhaltiger Erze erfordert jedoch nur eine vergleichsweise niedere
Temperatur, sowie die reichliche Zufuhr von Sauerstoff.
Ist der Wasserofen zur Rothgluth erhitzt, so treibt man den Erz staub, mit oder ohne
Kohlenbeimengung, mittelst eines kleinen Ventilators in den großen Luftstrom hinein,
welcher in dem Ofenschacht abwärts unterhalten wird.
Der Schwefel und die metallischen Basen werden rasch oxydirt und die gerösteten
Materien fallen in einen Wasserbehälter hinab, während der Luftstrom durch eine
Reihe Kammern zieht, welche über dem Wasserbehälter erbaut sind und auf diesen sich
öffnen. Dieser Bewegung und dem Absetzen der Erze wird durch eine Ventilatorwelle
nachgeholfen, welche am Ende der Reihe angebracht und mit Schaufeln versehen ist,
die bei jeder Umdrehung in das Wasser des Behälters tauchen.
Dadurch wird die letzte Kammer mit einem feinen Sprühregen erfüllt, welcher das
Niederfallen der gerösteten und noch suspendirten Erztheilchen und die Absorption
der schwefligen Säure befördert.
Der etwaige Ueberschuß von letzterer wird, wenn keine andere Verwendung desselben
beabsichtigt wird, durch einen ähnlichen Sprühapparat mittelst Kalkmilch oder eines
anderen derartigen Mittels absorbirt.
Wenn man schwefelhaltige Kupfererze abröstet, wird der
Wasserbehälter mit einer Lösung von Chlornatrium und Chlorcalcium gefüllt, wodurch
einerseits die Absorption der schwefligen Säure vollzogen und andererseits das
Kupferoxyd in Kupferchlorür verwandelt wird. Ich habe diesen von Whelpley und Störer
vorgeschlagenen Proceß einer Prüfung unterzogen und gefunden, daß die stattfindende
Reaction ausgedrückt werden kann durch die Formel:
CaCl (NaCl) + SO² + Cu²O² = SCaO⁴ +
Cu² Cl,
d.h. 1 Aeq. aufgelöste Chlorüre geben mit 1 Aeq. schwefliger
Säure und 2 Aeq. Kupferoxyd 1 Aeq. schwefelsaures Salz (von Kalk oder Natron) und 1
Aeq. Kupferchlorür.
Eine Lösung von Chlorcalcium, welche Kupferoxyd suspendirt enthält, absorbirt rasch
die schweflige Säure und wird bei geeigneter Concentration in ein weißes
krystallinisches Magma von Gyps und Kupferchlorür verwandelt. Letzteres Salz löst
sich, wie ich gefunden habe, in einer kochend heißen Lösung von Chlorcalcium und
fällt beim Abkühlen daraus nieder, ein Verhalten, welches sich vielleicht im Großen
zur Trennung des Kupfers von einigen anderen Metallen benutzen läßt. Gewöhnlich aber
wird die Fällung des Kupferchlorürs durch die Gegenwart von Chlornatrium in der
Lösung des Wasserbehälters verhindert.
Das geröstete und oxydirte Erz wird in dem Wasserbehälter, der sich 60 Fuß oder noch
länger unter dem Ofen und seinen Kammern hin erstreckt, durch eine eingetauchte und
rotirende Schraube langsam weiter bewegt und gelangt am Ende des Behälters, nachdem
es von oxydirtem Kupfer
befreit ist, in einen Sumpf, aus dem es, falls noch unzersetzte Schwefelmetalle
darin sich vorfinden, ohne weitere Vorbereitung dem Röstproceß im Wasserofen
nochmals unterworfen wird.
Ein stets vorkommender geringer, aber wandelbarer Gehalt an Eisenchlorür kann nach
meinen Untersuchungen durch Zusatz von Kupferoxyd niedergeschlagen werden, wobei
folgende Reaction stattfindet:
3 (CuO) + 2 (FeCl) = Cu²Cl + CuCl +
Fe²O³.
Die erhitzte Lösung wird, nachdem der Gyps und die anderen unlöslichen Körper davon
getrennt sind, mit einer Quantität Kupferoxyd versetzt, welche hinreicht das Eisen
zu fällen. Kupferoxydul bringt bei hinreichendem Luftzutritt ein gleiches Resultat
hervor.
Nun wird aus der Chlorürlauge mittelst zugesetzter Kalkmilch das Kupfer als
Oxydhydrat niedergeschlagen und dieses zu metallischem Kupfer reducirt. Hiermit ist
das Chlorcalciumbad regenerirt und kann wieder zur Füllung des Ofenbenbehälters
benutzt werden; außer den Elementen der Erze und dem Sauerstoff der Luft ist der
Kalk das einzige Reagens, welches in dem Proceß fortdauernd consumirt wird.
Um goldhaltige Schwefelmetalle zu verarbeiten, kann man
den Schwefel durch denselben Röstproceß verjagen und bedient sich nur in dem Falle
des Chlorürbades zur Füllung des Behälters, wenn auch der Kupfergehalt der Erze
gewonnen werden soll. Im anderen Falle nimmt man reines Wasser zur Condensation. Das
Gold findet sich in dem Schlamme des Behälters feinzertheilt in einem Zustand,
welcher der Amalgamation außerordentlich günstig ist.
Die Erfinder der besprochenen Processe behaupten, daß das Kupfer auf diesem Wege für
ein Drittel der Kosten der gewöhnlichen Methode dargestellt werden kann. Der geringe
Brennstoffaufwand und die angewendeten mechanischen Hülfsmittel gestatten die
Verarbeitung großer Mengen von Material in kurzer Frist, daher man die neue Methode
überall vortheilhaft finden dürfte, wo geringhaltige Erze vorkommen, wo die
Transportmittel schlecht sind und das Brennmaterial theuer ist.