Titel: | Ueber einen sehr leicht und schnell anzufertigenden geistigen Copalfirniß; von Prof. Böttger. |
Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. XCIII., S. 317 |
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XCIII.
Ueber einen sehr leicht und schnell
anzufertigenden geistigen Copalfirniß; von Prof. Böttger.
Aus Böttger's polytechnischem Notizblatt, 1867, Nr.
14.
Böttger, Verf. zur Bereitung eines geistigen
Copalfirnisses.
Bekanntlich hält es sehr schwer, einen recht concentrirten und dabei wenig gefärbten
geistigen Copalfirniß anzufertigen; es mangelt zwar nicht an Vorschriften dazu, aber
wie unzweckmäßig und nicht zum Ziele führend die meisten darunter sind, wird Jeder, der sich mit der
Anfertigung von Copalfirnissen befaßte, zur Genüge erkannt haben. Da ich von einigen
Technikern jüngst ersucht worden, ihnen eine einfache Bereitungsweise eines
geistigen Copalfirnisses mitzutheilen, so möge die Beschreibung eines schon vor
längeren Jahren von mir empfohlenen Verfahrens, welches in Vergessenheit gerathen zu
seyn scheint, hier folgen. Der nach meiner Methode angefertigte Firniß läßt gar
nichts zu wünschen übrig, er ist ungemein copalhaltig, fast ganz wasserhell (falls
der dazu verwendete Copal farblos war), kann nach Belieben durch Aether verdünnt,
und durch Zusatz von etwas venetianischem Terpenthin auch weniger schnell trocknend,
dabei in wenig Minuten und ohne kostspielige Apparate bereitet werden. Besonders
eignet sich derselbe für Tischler zum Poliren feiner Hölzer und für Buchbinder zum
Ueberziehen von Landkarten, Bücherrücken u. dergl. Seine Brauchbarkeit hat sich
bereits in unzähligen Fällen bewährt, und ich kann ihn nicht genug sämmtlichen
Technikern, die in ihrem Geschäfte des Copalfirnisses bedürfen, empfehlen.
Man löse zu dem Ende 1 Loth Campher in 12 Loth Aether auf, schütte diese Flüssigkeit
nach erfolgter Auflösung des Camphers zu 4 Loth ausgesuchtem wasserhellen, in das
zarteste Pulver verwandelten Copal und füge, nachdem diese drei Ingredienzen in
einer wohl verkorkten Flasche bei mittlerer Temperatur mehrmals tüchtig (bis nach
erfolgter theilweiser Auflösung und Anschwellung des Copals) durchgeschüttelt worden
noch 4 Loth absoluten Alkohol und 1/4 Loth rectificirtes Terpenthinöl hinzu,
schüttele Alles nochmals gehörig durcheinander, und der Firniß ist fertig. Er
erscheint, wenn man genau nach dieser Vorschrift verfährt, als ein fast ganz
homogenes dickflüssiges Fluidum, ich sage absichtlich fast, weil bekanntlich der nicht zuvor geschmolzene oder längere Zeit der
Luft ausgesetzt gewesene Copal nur zum Theil in reinem
oder campherhaltigem Aether oder in anderen äther- oder alkoholhaltigen
Flüssigkeiten löslich ist. Ueberläßt man daher mehrere Tage hindurch den Firniß der
Ruhe, so unterscheidet man deutlich zwei Schichten im Glase, wovon die untere die
mehr Copal haltige, die obenstehende aber der vorerwähnte wasserhelle ganz
ausgezeichnete Firniß ist. Derselbe ist so harzhaltig, daß, wenn man einen Tropfen
davon zwischen zwei Finger bringt und diese abwechselnd von einander entfernt und
nähert, zwischen ihnen unzählige überaus zarte lange Fäden entstehen. Auf
Gegenstände der mannichfaltigsten Art aufgetragen, erscheint er wie eine dünne
vollkommen durchsichtige Glasschicht, blättert sich nicht ab, besitzt hinlängliche
Elasticität und ist dabei dennoch ungemein hart. Die weniger durchsichtig
erscheinende untere Schicht des Firnisses, die noch viel Copal in Gallertform enthält, kann man, wenn
die darüber stehende wasserhelle Schicht verbraucht ist, nochmals mit Aether und
Campher behandeln.