Titel: | Der amerikanische Kohledruck; von E. Wilson. |
Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. CVII., S. 359 |
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CVII.
Der amerikanische Kohledruck; von E. Wilson.
Nach dem Philadelphia Photographer; aus den Berliner photographischen
Mittheilungen, Juli 1867, S. 91.Der hier ausführlich beschriebene amerikanische Kohledruck ist mit dem Swan'schen fast identisch. Die Redaction unserer
Quelle bemerkt: „Wir haben diese detaillirte Beschreibung bereits praktisch erprobt, vortrefflich darnach
gearbeitet und können sie um so mehr empfehlen, als jetzt die amerikanischen Kohledruckmaterialien bereits im
Handel zu haben sind.“
Mit einer Abbildung.
Wilson, über den amerikanischen Kohledruck.
Kohlepapier ist das Material, auf welchem man die Drucke macht. Eine Mischung, die in
passenden Verhältnissen Gelatine, Wasser, Zucker und Tusche oder andere Färbemittel
enthält, wird warm auf das Papier und durch Druck zum Haften gebracht. Man kann
dieses Papier viel leichter gleichförmig machen, als Albuminpapier, wie man bei der
Präparation desselben finden wird. Es kann während des Zubereitens lichtempfindlich
gemacht werden; doch hält man es für bequemer, dasselbe erst bei jedesmaligem
Gebrauch zu sensibilisiren. Photographen werden es selten selbst machen, sondern
fertig kaufen. Zur Aufbewahrung lege man es zwischen
Glas- oder Metallplatten und unter einigem Druck oder einer Last an einen
Ort, der weder feucht, noch zu trocken ist.Ist das Kohlepapier zu trocken, so rollt es sich stark und bricht dann beim
Glätten.
Zubereitung und Empfindlichmachung des Papieres. –
Man lege das empfindlich zu machende Blatt auf einen harten, glatten Körper, z.B. eine Glasplatte,
und reibe oder wische die Druckfläche sanft mit einem weichen, sauberen Leinentuch
oder Baumwollen-Flanell.
Hierbei vermeide man aber, das Papier mit der Hand oder den Fingern zu berühren. Nach
dem Reiben fasse man es an zwei Ecken, tauche es in die empfindlich machende Lösung,
und indem man es durch dieselbe zieht, wende man es geschickt um und lasse es, mit
der Druckfläche nach unten, drei oder vier Minuten darin. Die empfindlich machende
Lösung besteht aus:
1 Unze doppelt-chromsaurem Kali,
30 Unzen kaltem Wasser.
Diese Lösung hält sich beliebig lange vorräthig, und es ist angemessen, jedesmal
nicht mehr davon zu nehmen, als man gerade braucht. Wird sie in größeren Mengen
gemacht, so muß man sie wohl verkorkt halten, um das Verdampfen des Wassers zu
verhüten. Obiges Quantum Lösung reicht hin für ein Duzend Viertelbogen. Dieselbe
Lösung soll niemals für eine zweite gleichgroße Menge des Papiers benutzt werden;
die erforderliche Temperatur beträgt etwa 15°
Reaumur. Man kann zwei Stücke auf einmal in die Lösung bringen, doch muß man sie von
einander entfernt halten. Hat man tiefe Kästen, so kann man die Papiere senkrecht
eintauchen und beliebig viel auf einmal sensibilisiren, doch halte man sie in
Entfernung von 1/2 Zoll. Nachdem das Papier aus der Flüssigkeit herausgenommen ist,
hängt man es an zwei Ecken zum Trocknen auf. Am besten hängt man es mit Klammern
auf, die auf Schnüre gezogen und reihenweise im Dunkelzimmer befestigt werden. Durch
wiederholte Versuche fand man, daß das so zubereitete Papier sich eine Woche lang
empfindlich erhält und ebenso kräftige Bilder gibt, wie das frisch bereitete. Die
Versuche, denen wir beiwohnten, ergaben die obigen Resultate. (Anfangs glaubte man
das Papier würde sich nicht länger als 24 Stunden halten, nachdem es empfindlich
gemacht worden.) Am besten thut man, das fertige Papier in einem Buch unter Druck
und natürlich im Dunkeln aufzubewahren.
Belichtung des Papieres. – Will man drucken, so
lege man das Papier mit dem Negativ in den Druckrahmen, wie gewöhnlich bei anderen
Papieren. Es scheint auffallend, daß man schwarzes Papier anstatt des weißen in den
Nahmen bringt und der Einwirkung des Lichtes bloßstellt.
Das Belichten ist nun der schwierigste Theil des Verfahrens. Ein Negativ mit guter
Intensität ist das beste. Ueber die Dauer des Belichtens entscheidet die Erfahrung
des Druckers, und muß das Drucken bei gewöhnlichen oder intensiven Negativen stets
in diffusem Lichte oder im Schatten vorgenommen werden. Dünne Negative aber geben, wenn man sie dem klaren
Sonnenlichte aussetzt, sehr starke, brillante Bilder, die denen von intensiven
Negativen vollkommen gleichen. Die im Allgemeinen erforderliche Zeit ist nur ein
Fünftel von der, welche man braucht, um von demselben Negative einen Silberdruck zu
machen. Wer es wünscht, kann zur Prüfung der Lichtstärke ein Photometer anwenden,
welches er selbst roh anfertigen und für seinen Zweck anwenden kann, und zwar in
folgender Weise: In der Mitte der Oeffnung einer gewöhnlichen Vignettenscheibe
befestige man auf der concaven Seite ein kurzes Stück Draht von der Dicke einer
gewöhnlichen Nadel. Unter den Draht lege man ein Stück lichtempfindliches
Albuminpapier und sichere es in seiner Lage durch ein untergelegtes Stück Pappe, das
auf der einen Seite mit etwas Gummi, auf der anderen mit einem Streifen Papier
befestigt ist; nun bringe man das Ganze in das Licht, mit dem man gewöhnlich
arbeitet, unter gelbem Glase oder drei- bis vierfachem sächsischen Papier.
Wenn das Papier dunkel wird, so daß sich unter dem Draht ein weißer Streifen zeigt,
stellt man die Zeit fest und bestimmt so die Stärke des Lichtes.
Ein guter sorgfältiger Drucker, der die Dichtigkeit des Negativs, die Stärke des
Lichtes u.s.w. berücksichtigt, kann ohne solche Instrumente fertig werden, da Bilder
deren Belichtung nicht ganz richtig war, dennoch mit Leichtigkeit durch die
Entwickelung in normalem Zustand erhalten werden können, wie unten
auseinandergesetzt werden soll. Nach dem Belichten befestigt man das Papier mittelst
Klammern mit den Ecken auf einer Glasplatte, so daß die Druckfläche nach oben
gekehrt ist. Hierauf überzieht man mit einem weichen Kameelhaarpinsel die Bildfläche
mit einer gleichmäßigen Lage von „Hydrocarbon-Lack“
Dieser ist im Handel zu haben. Es ist jedenfalls eine Kautschuklösung. und legt das Bild zum Trocknen bei Seite. Man muß beim Lackiren darauf
achten, daß nichts von dem Lack zwischen Glas und Papier oder auf die untere Seite
des Papiers kommt, weil dadurch das Bild gewöhnlich verdorben wird. Man nehme nun
ein Stück sächsisches Papier, welches man vorher bis zur Sättigung auf dem
„Hydrocarbon-Lack“ hatte schwimmen und dann sorgsam
trocknen lassen, lege es mit der lackirten Seite auf die lackirte Seite des
Kohlepapiers und drücke sie mit der Hand leicht gegeneinander.
Jetzt entferne man den Druck mit dem daran klebenden sächsischen Papier von der
Glasplatte und beschneide die Ränder beider Papiere ringsherum mit einer großen
Schere. Es ist immer gut, die Blätter zu beschneiden, selbst wenn es nicht nothwendig scheinen
sollte; denn das Zusammenpressen der beiden lackirten Flächen, welches beim
Schneiden durch die beiden Blätter der Schere verursacht wird, ist auf die folgenden
Operationen von sehr günstigem Einfluß.
Nun lege man die beiden aneinander haftenden Blätter auf ein Stück weichen, glatten
Carton mit dem sächsischen Papier nach oben, decke auf letzteres ein Stück Filz und
darüber ein zweites Stück Carton, und lasse das Ganze durch eine Satinirmaschine
gehen.
Der Druck darf nicht zu schwer seyn, auch nicht zu leicht, sondern etwa von der Kraft
einer 800 Pfund schweren Rolle. Dieses genügt vollkommen für 4/4 Drucke und alle
kleineren; für größere muß der Druck im Verhältniß erhöht werden.
Wenn der Druck aus der Presse kommt, muß man ihn sehr behutsam handhaben und mit dem
sächsischen Papier nach oben in ein Wasserbad legen, dessen Temperatur auf
30° Reaumur gesteigert worden. Zuweilen ist der Druck geneigt, sich
zusammenzurollen, sobald er in's Wasser kommt. Man hindere ihn nicht daran, sondern
lasse ihn gewähren; es ist dann aber nöthig, ihn öfters sanft umzudrehen, damit alle
seine Theile gleichmäßig benetzt werden. In drei bis fünf Minuten kann man das
Kohlepapier von dem sächsischen trennen. Den hierfür geeigneten Zeitpunkt erkennt
man, indem man eine Ecke zwischen Daumen und Finger drückt und dabei beide leicht
nach entgegensetzten Richtungen bewegt.Bei überexponirten Drucken dauert dieß etwas länger. Man beginne die
Operation nicht zu früh.
Findet man daß die Ecken von einander gleiten, so beginnt man sehr sanft an beiden
Papieren zu ziehen, indem man sie während der ganzen Zeit unter Wasser hält. Sobald
sie getrennt sind, werfe man das Papier, auf welchem zuerst
die Kohleschicht war, und welches öfter ein Negativ zeigt, hinaus. Das
andere Papier bringe man in eine zweite Schale, deren Wasser circa 32° R. warm ist. Hierin läßt man die Bilder, bis alle
unveränderte Gelatine und alles Chromsalz aufgelöst ist, und bis der Druck
vollkommen sichtbar ist. Wenn irgend einer von den Drucken nicht vollständig
sichtbar wird, entwickelt man sie bei noch höherer Temperatur.
War das Bild ein wenig zu stark belichtet, und erscheint es zu voll, so kann man, je
nach den Umständen, das Wasser im zweiten Gefäß auf 35, 36, ja selbst 48°
Reaumur erwärmen; auf diese Weise, durch fortgesetztes Wässern und Erhöhen der
Temperatur, kann man einem Bilde, das zu stark belichtet war, die erforderliche
Beschaffenheit geben.
War dagegen der Druck viel zu stark belichtet, so rettet ihn kein Waschen, kein
Erhöhen der Temperatur.
War die Belichtung des Druckes nur wenig zu schwach, so kann derselbe in dem
30° warmen Wasser vollständig entwickelt und gewaschen werden; war sie aber
viel zu schwach, so kann keine Behandlung das Bild retten. Am besten verfährt man,
wenn man die schwächsten Abdrücke zuerst wäscht.
Sobald der Druck vollständig entwickelt ist, legt man ihn in ein Gefäß mit reinem
kalten Wasser, welches sehr oft erneut werden muß, oder unter eine Röhre, wo er
zwei, drei, auch mehr Stunden – selbst die ganze Nacht über – bleiben
kann, worauf man ihn fortnimmt und an Klammern zum Trocknen aufhängt.
Textabbildung Bd. 185, S. 363
Da die meisten Photographen das Wasser nicht mit Dampf erwärmen können, so wird ihnen
der oben stehende, von Hrn. Rowell construirte Apparat
von Nutzen seyn. Man verfertigt ein hölzernes Rahmenwerk von der erforderlichen
Höhe; dasselbe gleicht einem Tische mit offener Platte und einem Kreuzbret in der
Mitte. A und B sind
Metallpfannen von 4 bis 6 Zoll Tiefe. Sie werden in die Oeffnungen der Platte
gesetzt, in denen sie mit ihren Rändern hängen, und von unten erwärmt. Eine der
Pfannen ist für lauwarmes, die andere für warmes oder heißes Wasser bestimmt. Man
erhitzt die Pfannen entweder durch Gas oder durch einen von jenen bequemen kleinen
Kohlenöfen, die bei jedem Händler zu haben sind. Man setzt den Ofen auf ein Bänkchen
von der geeigneten Höhe. Die Händler werden sich ohne Zweifel mit diesen
Entwickelungs-Pfannen versehen. Dieselben können aus Zinn, Kupfer oder galvanisirtem Eisen
verfertigt werden, doch ist das letztere jedenfalls das beste und seine Anwendung
keinem Mangel unterworfen. Zinn würde die Hitze schwerlich längere Zeit ertragen.
Bequem ist es, in jeder Pfanne ein Thermometer zu haben.
Man sieht es für das Passendste an, die Pfanne rechter Hand zu lauwarmem Wasser zu
gebrauchen und diejenigen Bilder, welche sich beim Waschen in derselben nicht
vollständig entwickeln, in die linke hinüberzubringen, wo sie in heißerem Wasser
gewaschen und entwickelt werden.
Ist der Druck trocken, so überzieht man ihn schwach und gleichmäßig mit einer Lösung
aus:
Cox's Glanzgelatine
1 Unze,
kaltem Wasser
8 Unzen,
Glycerin (reinem)
80 Tropfen,
weißem Zucker
1/2 Unze.
Man mache von dieser Lösung niemals mehr, als man gerade braucht, so daß sie stets
frisch ist und man einen guten, weichen, starken Leim erhält. Sie geht leicht in
Gährung über und verliert dadurch an Kraft.Nach den von der Redaction unserer Quelle angestellten Versuchen hält sie
sich 3 Tage (bei heißem Wetter). Man kann sie mit dem Pinsel
aufstreichen.
Die Erwärmung geschieht langsam, so daß die Gelatine nur gerade geschmolzen wird. Man
gebraucht sie noch warm. Will man eine ganze Anzahl von Bildern machen, so ist es am
bequemsten, sie mit den vier Ecken auf einem Bret zu befestigen, auf dem sie dann
überzogen und getrocknet werden.
Sobald der Gelatine-Ueberzug trocken ist, legt man den Druck, mit dem Bilde
nach unten, auf ein Stück nasses oder feuchtes Papier, auf dem er für immer bleiben
soll, und läßt ihn zwischen Filz und Pappe, wie oben beschrieben, durch die Walze
gehen, dießmal aber unter schwerem Druck.
Ist auch dieses getrocknet, so nehme man einen sehr feinen Schwamm oder ein Stück
Watte von der Form des „Wischers“ der Graveure, gieße aus der
Flasche, deren Etiquet mit „Uebertragungslösung“ beschrieben ist, etwas Flüssigkeit in ein
Schälchen und befeuchte damit den Schwamm oder die Watte, ohne sie jedoch zu
tränken. Hierauf lege man den Druck mit dem sächsischen Papier nach oben auf eine
Glasplatte und reibe geschickt mit dem feuchten Schwamme über die ganze obere Fläche
des Papiers. Man darf nur soviel „Uebertragungslösung“
anwenden, daß das sächsische Papier feucht, aber nicht naß wird. Man hat die richtige Menge
angewendet, wenn das Papier so durchscheinend wird, daß man das Bild mit ziemlicher
Schärfe durch dasselbe erkennen kann. Jetzt kann man das sächsische Papier leicht
mit den Fingern von der Bildfläche ablösen, indem man die eine der Ecken losmacht
und langsam zieht. Sollte beim Abstreifen das sächsische Papier an einigen Punkten
festkleben, so nehme man etwas mehr „Uebertragungslösung;“ dieß
wird jedoch nicht der Fall seyn, wenn man gleich beim ersten Male sorgfältig mit der
Lösung gearbeitet hat. Entdeckt man beim Abziehen des sächsischen Papiers
zurückbleibende Lacktheilchen auf der Bildfläche, so entferne man sie schnell durch
leichtes Reiben mit dem angefeuchteten Schwamm. Ueberhaupt ist es immer gut, mit dem
in „Uebertragungslösung“ angefeuchteten Schwamm über die
Bildfläche zu reiben, sobald das sächsische Papier entfernt ist, selbst wenn man
keine Lackreste auf dem Druck bemerkt. Man kann einen großen Druck mit derselben
Leichtigkeit übertragen, wie einen kleinen.
Ist die „Uebertragungslösung“ gut gehandhabt worden, so wird
sich, in Folge der eigenthümlichen Wirkung derselben und der eigenthümlichen Natur
des Lacks, das sächsische Papier häufig selbst von dem Bilde abrollen.
Nachdem das sächsische Papier abgelöst und der Druck getrocknet worden, muß man
denselben etwa fünf Minuten lang in eine Lösung von einer Unze Alaun in 32 Unzen
Wasser tauchen. Man nennt dieses Eintauchen des Bildes das
„Gerben“ desselben, da durch die Wirkung des Alauns aus dem
Bilde und seinem Gelatine-Ueberzug Leder gemacht wird. Nach dem Gerben wäscht
oder spült man vier bis fünf Minuten lang unter der Wasserröhre. Dieß
vervollständigt die Operation und das Bild kann nun mit Stärkekleister oder irgend
einem anderen Klebmittel wie gewöhnliche Silberdrucke aufgeklebt werden.
Je eher man das Kohlepapier von dem sächsischen Papier im lauwarmen Wasser ablöst,
desto besser ist es für das Bild; deßhalb wird man wohl daran thun, nicht mehr als
ein Dutzend Bilder auf einmal in das lauwarme Wasser zu bringen, damit sie nicht zu
lange darin weichen, ehe sie getrennt werden können, wodurch sie leicht Schaden
leiden würden.
Der „Hydrocarbon-Lack“ und die
„Uebertragungslösung“ sind sehr flüchtig und entzündbar,
und müssen fest verkorkt aufbewahrt werden, damit kein Verlust durch Verdampfen
entsteht; auch dürfen sie niemals in der Nähe einer offenen Flamme oder des Feuers
gebraucht werden.
Um den Lackpinsel immer weich und gerade zu erhalten, hängt man ihn an einen Haken an
der unteren Seite des Deckels einer Pinselflasche, die immer so viel von der
Uebertragungslösung enthalten muß, daß der Pinsel davon gesättigt bleibt.
Zwanzig Unzen des Lacks, wenn sie mit gewöhnlicher Sorgfalt und Sparsamkeit gebraucht
werden, genügen vollständig für alle Bilder, die man aus zwölf Blättern Kohlepapier
verfertigen kann.
Zuweilen werden während des Wasserbades Bläschen auf dem Druck erscheinen. Sie
entstehen durch kleine Löcher im Papier, durch Luft, welche zwischen den beiden
lackirten Flächen blieb, oder durch unzureichenden Druck beim Pressen. Ist das Erste
die Ursache, so werden sie zusammentrocknen, verschwinden und keinen Schaden weiter
anrichten. Bilden sie sich aber aus dem zweiten und dritten Grunde, so kann man sie
mit einer feinen, scharfen Nadel von der Rückseite des Papieres aufstechen und
unschädlich machen. Zuweilen aber bildet sich eine sehr störende Blase, die entweder
den Druck gänzlich verdirbt oder doch nur nach dem Aufkleben durch Radiren und
Retouchiren entfernt werden kann. Durch sehr sorgfältiges Zusammenlegen der beiden
lackirten Flächen vor dem Pressen und durch sorgfältiges Pressen mit einem guten,
sicheren, eher langsamen Druck können die Blasen fast gänzlich vermieden werden.
Technisch „Vignetten“ genannte Bilder in Lebensgröße, oder
Visitenkarten, können auf dem Kohlepapier eben so leicht gemacht werden, wie auf
gesilbertem Papier.
Ehe man die beiden lackirten Flächen aufeinanderlegt, überzeuge man sich davon, daß
sie vollkommen trocken sind.
Die größte Sorgfalt und Aufmerksamkeit muß man darauf verwenden, daß zu dem
empfindlich gemachten Kohlepapier kein Licht gelange, sowohl bevor man es unter das
Negativ legt, als auch in allen folgenden Manipulationen, die dem Entwickeln im
heißen Wasser vorhergehen. Man bedenke, daß das empfindlich
gemachte Kohlepapier bei weitem lichtempfindlicher ist als gesilbertes
Papier, und daß hierin besonders Mangel an Sorgfalt durch vollständiges
Mißlingen der ganzen Operation gestraft wird. Wir erwähnen dieses, weil mehrere
Personen, die das Kohlepapier angewendet haben, viele Bilder dadurch verloren, daß
sie diese oft anempfohlene Vorsicht vernachlässigten.
Wir fürchten, daß diese Abhandlung so lang ausgefallen sey, daß die Operationen weit
schwieriger scheinen, als sie wirklich sind.
Der Operateur wird überrascht seyn, wenn er anfängt, erstaunt, wenn er fortschreitet,
und entzückt, wenn er schließlich den sicheren Erfolg vor Augen hat. Das Verfahren
ist leicht und sauber von Anfang bis Ende. Außer dem Entwickeln des Negativbildes
kann man sich nichts Schöneres denken, als die Entwickelung eines Kohledrucks in warmem Wasser. Aus
einer dunklen Gelatine-Fläche entspringt ein Bild von der ausgesuchtesten
Schönheit und Weichheit. Von diesem Punkte an bis zum Ende des Verfahrens ist
dasselbe voll von Interesse. Man hat nichts zu befürchten, weder schlechten Ton,
noch Streifen, noch Natron-Flecken, noch Gelbwerden u.s.w., noch die übrigen
lästigen Plagen, die sich im Gefolge des Silberdruckverfahrens befinden. War die
Belichtung gut, so gelingt jedes Bild. Die scheinbare Schwierigkeit liegt nur darin,
daß die Manipulationen anderer Art sind, als bei anderen photographischen
Operationen. Aber damit endigt auch die Schwierigkeit. Nachdem die Bilder aus dem
Bade genommen sind, kann man mit einiger Vorsicht alles Uebrige mit den Händen
verrichten, fast ohne dieselben zu bestecken. Das Silberdrucken ist ein schönes
Verfahren bei allen seinen Uebelständen, aber das Kohledruckverfahren ist noch
schöner ohne diese, und seine Resultate sind bleibend. In
Bezug auf Feinheit und Schönheit der Halbtone ist dieses Verfahren allen anderen
gleich, wenn nicht überlegen. Viele lieben die Farbe des von Hrn. Rowell fabricirten Papieres, welche ein Tuschgrau ist,
doch fügen wir noch hinzu, daß derselbe jetzt auch solches in wärmeren Farben
anfertigt, die noch gefälligere Resultate geben werden. Wir
sind überzeugt, daß in diesem Verfahren die Zukunft der Photographie
liegt.
Seitdem wir Obiges schrieben, haben wir in unserem Laboratorium die nöthigen
Anordnungen getroffen und mit vielem Vergnügen und Befriedigung mit dem
Kohleverfahren gearbeitet.
Je mehr wir von demselben sehen, desto mehr überzeugen wir uns von seiner praktischen
Anwendbarkeit. Die obigen Angaben sind so klar und
erschöpfend, daß man selten fehlgehen wird, wenn man sie sorgfältig
befolgt.