Titel: | Neue Methode zur Bestimmung des Kupferoxydul-Gehaltes in Gaarkupfern etc.; von Ingenieur C. Aubel. |
Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. CXI., S. 377 |
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CXI.
Neue Methode zur Bestimmung des
Kupferoxydul-Gehaltes in Gaarkupfern etc.; von Ingenieur C. Aubel.
Aus dem Berggeist, 1867, Nr. 64.
Aubel, Verf. zur Bestimmung des Kupferoxyduls in Gaarkupfern
etc.
Läßt man verdünnte Sauerstoffsäuren – am besten
Schwefelsäure (SO³HO) – unter gleichzeitigem Zusatz von schwefelsaurem
Silberoxyd (AgO, SO³) auf künstlich dargestelltes oder natürlich vorkommendes
Kupferoxydul, sogenanntes Rothkupfererz (Cu²O) einwirken, so findet, wie folgende Analysen
zeigen werden, eine genaue Spaltung desselben zur Hälfte in Kupferoxyd (CuO), zur
Hälfte in metallisches Kupfer (Cu) statt, und während ersteres durch die vorhandene
SO³HO gelöst, beziehungsweise in schwefelsaures Kupferoxyd (CuO, SO³)
übergeführt wird, zersetzt letzteres das AgO, SO³ ebenwohl unter Bildung von
CuO, SO³ unter gleichzeitiger Ausscheidung einer äquivalenten Menge metallischen Silbers (Ag), nach den Formeln:
Cu²O + SO³ = Cu + CuO, SO³;
Cu + AgO, SO³ = Ag + CuO, SO³.
Das hierdurch erhaltene metallische Silber entspricht somit genau der Hälfte des im
Cu²O enthalten gewesenen metallischen Kupfers, und da das Aequivalentgewicht
des Silbers (= 108,0) fast viermal größer ist als dasjenige des Kupfers (= 31,72),
so ist eine genaue Auswägung und resp. Berechnung des
Kupferoxydulgehaltes gesichert.
Analysen:
1) 0,5 Gramm Cu²O, erhalten durch Zerkleinerung reiner Rothkupfererzkrystalle
von Nischne Tagilsk, wurden in einem kleinen
Porzellantiegel mit etwas Wasser angefeuchtet, mit 1,3 Grm.Gramm chemisch reines Cu²O enthält 0,888 Grm. Cu; diese entsprechen
3,023 Grm. Ag, welche in 4,366 Grm. AgO, SO³ enthalten sind, mithin
ist zur Zersetzung von 0,5 Grm. Cu²O nur 4,366/4 = 1,0915 Grm. AgO,
SO³ erforderlich. zerriebenem schwefelsaurem Silberoxyd versetzt und noch etwa 10 Kubikcent.
verdünnte Schwefelsäure von etwa 17° Baumé hinzugefügt. Die Zersetzung
beginnt augenblicklich und die Einwirkung ist so rasch, daß es durchaus der
Vorsicht: zuvorige Suspendirung des Cu²O in Wasser, bedarf, weil sonst die
Masse leicht erstarrt und hierdurch eine ungenügende Zersetzung oder doch wenigstens
langwierige Operation herbeigeführt würde. Gewöhnlich schon nach 1 1/2 bis 2 Stunden
kann man die Zerlegung als beendet ansehen; man fügt noch etwas reines Wasser hinzu,
bringt das gebildete metallische Silber auf ein Filter, wäscht genügend aus,
trocknet und wägt. – Bei vorstehender Analyse wurden erhalten 0,800 Grm. Ag.
Diese entsprechen 0,2349 Grm. Cu, welche, wie oben erwähnt, zur Berechnung des im
Cu²O enthalten gewesenen gesammten Kupfergehaltes noch mit 2 zu multipliciren
sind. Man erhält somit 0,2349 × 2 = 0,4698 Grm. Cu, welche = 0,5290 Grm.
Cu²O entsprechen. Folglich wurden 0,0290 Grm. Cu²O zu viel
erhalten.
2) Zu einem anderen Versuche wurde von derselben Probe 0,5 Grm. Cu²O angewandt und die
Zersetzung in derselben Weise ausgeführt; erhalten wurden 0,797 Grm. Ag,
entsprechend 0,4680 Grm. Cu (beziehungsweise = 0,2340 Grm. Cu), welche 0,5270 Grm.
Cu²O entsprechen. Mithin wurden 0,0270 Grm. Cu²O zu viel gefunden.
Das durch diese Analysen erhaltene größere Silberquantum, beziehungsweise der sich
hieraus berechnende größere Cu²O Gehalt hat einfach darin seinen Grund, daß
es äußerst schwierig ist, vollständig reine
Rothkupfererzkrystalle zu erhalten, indem dieselben entweder etwas feines
metallisches Kupfer einschließen oder auf derbem Rothkupfererz, das von metallischem
Kupfer durchzogen, aufsitzen, welches alsdann leicht mit in die Probe übergeführt
wird. Die fast völlige Uebereinstimmung dieser beiden Analysen dürfte aber dennoch
die oben angegebene Zersetzungsweise des Cu²O als genau und richtig
hinstellen, und maaßgebend seyn für diese neue Bestimmungsmethode.
Das erhaltene metallische Silber zeigte sich vollkommen kupferfrei; auch wurde in dem
kupferhaltigen Filtrat noch ein Ueberschuß an Silbervitriol nachgewiesen.
Bevor wir zur Bestimmung des Cu² O-Gehaltes in Gaarkupfern übergiengen, wurden noch mehrere wohl übereinstimmende
Analysen mit verschiedenen Cu² O-Präparaten
angestellt, welche auf künstlichem, theils trockenem, theils nassem Wege nach
bekannten oder von uns aufgefundenen Methoden dargestellt waren und deren
Bereitungsweisen aus folgenden Formeln ersichtlich sind.
1) Cu²Cl + NaO, CO² = Cu²O + NaCl + CO². Das hiernach
durch Schmelzung und Auslaugen mit Wasser dargestellte Cu²O ist meist von
rothbrauner Färbung und krystallinisch-körniger Structur, ist sorgfältig
bereitet luftbeständig und ergibt bei Behandlung mit AgO, SO³ etc.
übereinstimmende Resultate. (Das Cu²Cl wurde durch Digestion von Cu Cl mit
galvanisch gefälltem Kupfer dargestellt.)
2) CuO + Cu = Cu²O. Durch Glühen von Kupferfeilspänen und Kupferoxyd erhalten,
ergab solches, wie voraussichtlich, keine genügenden Resultate. (Das CuO war durch
Zersetzung resp. Glühen von CuO, NO³ dargestellt worden.)
3) Cu²O nach der Methode von Prof. Böttger mit
Hülfe von Kupferoxydhydrat, Rohrzucker und Aetzkali dargestellt, gibt ein sehr
feines krystallinisches, prächtig roth aussehendes Präparat, welches, sorgfältig
getrocknet, der atmosphärischen Luft ausgesetzt unverändert bleibt und bei der
Untersuchung nach unserer Methode gleichfalls gut übereinstimmende Resultate
lieferte.
4) 6 CuO + Cu²S = 4 Cu²O + SO². Diese Methode ist leicht und gut ausführbar und
gelingt sowohl mit künstlich – durch Erhitzen des metallischen Kupfers mit
Schwefel – dargestelltem Cu²S, als auch mit dem (zu Bogoslowsk)
natürlich vorkommenden Halbschwefelkupfer, dem sogen. Kupferglanz.
5) 4 CuO + S = 2 Cu²O + SO² ein lichtroth gefärbtes, äußerst zartes
Präparat. Zur Darstellung von Cu²O nach diesen beiden letzten Methoden müssen
die Körper in dem richtigen Verhältniß abgewogen,
möglichst zart gerieben und innig gemengt seyn. Alsdann bringt man dieselben in
eine, an einem Ende zugeschmolzene Glasröhre, zieht das andere Ende derselben vor
der Lampe in eine feine Spitze aus und erhitzt dann erst den die Stoffe enthaltenden
Theil der Glasröhre bis keine Spuren mehr von schwefliger Säure (SO²) aus der
Spitze entweichen; darauf schmelzt man dieselbe zu und öffnet resp. schneidet die
Röhre erst nach vollständigem Erkalten auf, wodurch eine höhere Oxydation des
gebildeten Cu²O zu CuO in Berührung mit der Luft verhindert wird.
Zu den Cu²O-Bestimmungen im Gaarkupfer wurde
zunächst gewöhnliches uralisches Rosettenkupfer von Nischne Tagilsk genommen.
1) 0,5 Grm. von diesem Kupfer in feingefeiltem Zustand wurden in einem kleinen
Porzellantiegel mit Wasser angefeuchtet, alsdann 2,6 Grm. AgO, SO³1 Gramm chemisch reines Kupfer entspricht 3,404 Grm. Ag, welche in 4,916 Grm.
AgO, SO³ enthalten sind, mithin ist zur Zersetzung von 0,5 Grm. Cu
nur 4,916/2 = 2,458 Grm. AgO, SO³ erforderlich. hinzugesetzt, alles mit einem Glasstäbchen wohl untereinander gemengt, und
endlich noch circa 15 Kubikcentim. schwache
Schwefelsäure von etwa 17° Baumé hinzugebracht und, um die Zersetzung
zu beschleunigen, an einen warmen Ort gestellt. Schon nach Verlauf von etwa 8
Stunden, während welcher Zeit die Körper in dem Porzellantiegel durch mehrmaliges
Aufrühren in innigere Berührung gebracht wurden, war die Zerlegung beendet, das
metallisch ausgeschiedene Silber ließ beim sorgfältigen Zerdrücken mit dem Glasstab
keine Kupferpartikeln mehr erkennen und außerdem hatte sich über demselben eine
stark blau gefärbte Lösung von Kupfervitriol gebildet. Das Silber wurde somit auf
ein Filter gesammelt, gut ausgewaschen, scharf getrocknet und gewogen, wobei sich
ergaben 1,6730 Grm. Ag. Diese entsprechen 0,4913 Grm. Cu. Da nun der wahre Gehalt
Kupfer in einer besonders angestellten Probe auf gewöhnlichem analytischem Wege sich
zu 98,75 Proc. bestimmte und zur Controle das Filtrat der Probe, welches alles
Kupfer in Form von CuO,
SO³ enthielt, nach Uebersättigung mit Ammoniak und Titrirung mit Cyankalium
einen hiermit übereinstimmenden Kupfergehalt (98,56 Proc.) ergab, so haben wir nur
den durch die Zersetzung mit AgO, SO³ gefundenen Procentgehalt an Kupfer,
nämlich: (0,4913 × 2, da nur 0,5 Grm. Cu zur Analyse angewandt wurden) 98,26
Proc. von diesem abzuziehen, wo dann die Differenz einen Quotienten an metallischem
Kupfer bezeichnet, der genau der Hälfte des in der Probe enthaltenen Kupferoxyduls
entspricht, also 98,75 – 98,26 = 0,49; mithin ganzer Kupfergehalt im
Kupferoxydul 0,49 × 2 = 0,98 Proc. (weil sich, wie aus Vorhergehendem
ersichtlich, das Cu²O bei der Behandlung mit AgO, SO³ und SO³,
HO zur Hälfte in Cu und CuO spaltet, mithin auch nur die Hälfte desselben eine
äquivalente Menge Silber auszufällen im Stande ist). Diese 0,98 Proc. metallisches
Kupfer entsprechen aber 1,103 Proc. Cu²O, welches also in der untersuchten
Probe enthalten war.
2) 0,25 Gramme wurden von demselben Kupfer genommen und die Analyse in gleicher Weise
ausgeführt. Man erhielt 0,835 Grm. metallisches Silber, diese entsprechen 0,2452
Grm. Kupfer, mithin berechnet sich pro 1 Grm.
angewandtes Kupfer 0,2452 × 4 = 98,08 Proc. Cu. Diese von 98,75 Proc., dem
eigentlichen Procentgehalt des Kupfers, abgezogen, ergeben 98,75 – 98,08 =
0,67, mithin ganzer Kupfergehalt des Kupferoxyduls 0,67 × 2 = 1,34 Cu, welche
1,50 Proc. Cu²O entsprechen.Dieses Resultat ist mit dem Vorhergehenden nicht sonderlich übereinstimmend,
weil die angewandte Menge 0,25 Grm. Cu zu gering war und sich ein kleiner
Fehler in der Analyse oder Wägung bei Berechnung auf den Procentgehalt des
Kupfers vervierfachen, bei Ausrechnung aber des entsprechenden Cu²
O-Gehaltes nochmals verdoppeln kann.
Weiter wurde ein aus dem kleinen Gaarherd der Gumeschewski'schen Hütte am Ural hervorgegangenes Hütten- oder
sogen. hochgaares Kupfer zur Untersuchung auf Cu²O
verwendet, welches schon durch seine rothe Farbe, dichten Bruch und Brüchigwerden
selbst im erhitzten Zustand beim Bearbeiten unter dem Hammer einen hohen Gehalt an
Cu²O vermuthen ließ. Zwei Analysen, welche mit je 1 Grm. Kupfer angestellt
wurden, ergaben 3,23 Proc. Cu²O und resp. 3,10 Proc. Cu²O –,
Resultate, welche besser als die vorhergehenden übereinstimmen, wahrscheinlich wegen
des größeren Cu² O-Gehalts und der größeren Quantität des angewandten
Kupfers. Obgleich noch eine Reihenfolge verschiedener Analysen nach dieser Methode
ausgeführt wurde, so konnte dennoch keine größere Genauigkeit derselben erzielt
werden; dieß hat jedoch unseres Erachtens seinen Grund nicht etwa in der
Unvollständigkeit des analytischen Verfahrens, sondern vielmehr in der ungleichen Vertheilung
des in dem Kupfer vorhandenen Kupferoxyduls. Es versteht sich wohl von selbst, daß,
wenn unreine Kupfersorten, beziehungsweise solche, welche
in verdünnter SO³, HO unlösliche Stoffe besitzen (wodurch gleichzeitig aber
auch ein hoher Cu² O-Gehalt ausgeschlossen
ist), in dieser Weise untersucht werden sollen, man das erhaltene metallische Silber
nach gehörigem Auswaschen zuvor in etwas verdünnter Salpetersäure wieder lösen, mit
Salzsäure fällen und aus dem erhaltenen Chlorsilber erst die entsprechende Menge
metallisches Silber und beziehungsweise den zukommenden Kupfergehalt berechnen muß.
– Eine qualitative Untersuchung der hier analysirten hochgaaren Kupfersorten
zeigte – wie a priori zu schließen war, –
daß außer einem kaum nennenswerthen Kohlenstoffgehalt keine in verdünnter
SO³, HO unlösliche Körper vorhanden waren.