Titel: | J. Goldschmid's Instrument zum Messen der Stärke und Elasticität von Baumwollgarn, Rohseide, Nähseide und Nähfaden; beschrieben von Prof. J. H. Krönauer. |
Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. CXXIV., S. 439 |
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CXXIV.
J. Goldschmid's Instrument zum Messen der Stärke und
Elasticität von Baumwollgarn, Rohseide, Nähseide und Nähfaden; beschrieben von Prof.
J. H.
Krönauer.
Aus der schweizerischen polytechnischen Zeitschrift, 1867,
Bd. XII S. 62.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Goldschmid's zum Messen der Stärke etc. von Garnen.
Immer fühlbarer macht sich das Bedürfnis die Stärke und Elasticität der Garne etc.
genau bestimmen zu können. Es mangelt nicht an Apparaten von einfacher und
complicirter Construction, mittelst denen man diesem Zwecke zu genügen sucht. Kaum
aber dürfte einer der bisher bekannten den Anforderungen besser entsprechen und sich
zugleich durch seine Einfachheit und leichte Handhabung in höherem Grade empfehlen,
als der vorliegende, für dessen Zweckmäßigkeit uns sehr günstige Zeugnisse von
Solchen vorliegen, welche sich dieses Instrumentes seit einiger Zeit mit Vortheil
bedienen.
Als Hauptbedingung für die praktische Anwendbarkeit eines solchen Instrumentes kann
– abgesehen von dessen Genauigkeit und Solidität – angeführt werden,
daß mittelst desselben eine Reihe von Versuchen rasch nach einander auch von
ungeübter Hand angestellt werden können, ein Umstand, der bis jetzt bei solchen
Apparaten wohl nicht immer gehörig berücksichtigt worden ist. Nach Erfahrungen von
Sachkundigen bedarf es, je nach Qualität des Fabricates, zur Erzielung eines
zuverlässigen Resultates für Baumwollgarne und Rohseide 100 bis 150 Versuche, für
Nähfaden, Nähseide etc. dagegen nur 20 bis 30. – Mit dem vorliegenden
Apparate können circa 250 bis 300 Versuche per Stunde mit gehöriger Genauigkeit ausgeführt werden,
wobei indessen eine zweite Person die gefundenen Resultate zu notiren hat.
Um die Aufzeichnungen deutlich und übersichtlich darzustellen, liefert der
Verfertiger des Instrumentes zweckmäßig eingerichtete Formulare, von welchen wir als
Beispiel ein Bruchstück hier folgen lassen. Es enthält dasselbe die
Beobachtungsresultate über Stärke und Elasticität zweier Sorten Baumwollgarne von
gleicher Feinheitsnummer, aber ungleicher Qualität.
Textabbildung Bd. 185, S. 439
Baumwollen-Garn Nr. 40
Zettel (aus Maco-Baumwolle). Angekauft von etc. etc.; Baumwollen-Garn Nr. 40 Eintrag (geringere
Baumwolle). Angekauft von etc. etc.; Doppelfaden. Tragkraft; 250 Millimeter
Länge. Elasticität; Summa von 10 Versuchen
Zu interessanten Ergebnissen führen auch vergleichende Versuche der Stärke etc. von
gefärbten und ungefärbten Fabricaten.
Der betreffende Meßapparat wird in zwei Arten ausgeführt: der einen, etwas
wohlfeileren, dient das hölzerne Kästchen, in welchem das Instrument aufbewahrt
wird, zugleich als Gestelle. Es ist dasselbe in Fig. 8 dargestellt, wie es
zum Gebrauche hergerichtet werden muß. Hierbei bezeichnet A das Kästchen, B den Schieberdeckel
desselben. Der Apparat selbst ist an der inneren Seite des Deckels befestigt, und es
wird der letztere bei der Aufstellung ausgezogen, umgewendet und bis auf eine
gewisse Tiefe in das aufrecht gestellte und mittelst der Klammer C an den Rand eines Tisches D befestigte Kästchen A eingeschoben. Bei dem
eigentlichen Apparate sind zwei Haupttheile zu unterscheiden: der obere F zur Bestimmung der Stärke des Fadens dienend, und der
untere F zur Ermittelung der Elasticität. Das metallene Gehäuse
E enthält eine Schraubenfeder, an deren oberes Ende
die abwärtsgehende Stange a befestigt ist. Die Hülse E ist der Länge nach aufgeschlitzt und trägt vor dieser
Spalte eine dünne Leitstange b, an welcher sich die
beiden Zeiger c und d
verschieben lassen und zugleich auf eine an der Hülse vorhandene Scala weisen. Der
obere Zeiger c ist mit dem oberen Ende der Stange a verbunden und soll immer auf dem Nullpunkte der Scala
stehen, wenn jene nicht angezogen wird. Zum genauen Einstellen des Zeigers dient
übrigens die unterhalb der Hülse angebrachte Schraubenmutter h. Der untere d dagegen läßt sich frei an dem
Stäbchen b verschieben, ohne von selbst daran
hinunterzugleiten. An der Stange a befinden sich ferner
die Rolle e, die beiden Leitrollen f und die zur Bestimmung der Elasticität dienende Rolle
F mit kreisförmiger Scala und Zeiger.
Beim Gebrauche des Apparates muß vorerst der Zeiger d bis
zur Berührung mit c hinaufgeschoben und ebenso der
Zeiger der Scheibe F auf Null gestellt werden. Dann wird
der zu prüfende Faden G über die Rolle e gelegt, dessen beide Enden mit der rechten Hand
zusammengefaßt und mit dem Daumen der linken Hand zwischen die Leitrollen t und die Scheibe F
hineingeschoben. Die Stellung der letzteren ist so geordnet, daß sie sich auch bei
der geringsten Bewegung des Fadens durch dessen Reibung dreht, und zwar genau um die
Strecke, um welche sich jener vorwärts bewegt hat. Der Faden G wird nunmehr gleichmäßig nach unten gezogen, bis er bricht. Die dadurch
frei gewordene Stange a steigt mit dem Zeiger c in Folge der auf sie wirkenden Federkraft wieder in
die Höhe, läßt aber den Zeiger d auf dem Punkte der
Scala stehen, bis zu welchem derselbe während des Zuges am Faden hinuntergedrückt
worden ist, und jener zeigt nun auf der Scala die Anzahl der Gramme an, welche zum
Zerreißen des Fadens erforderlich gewesen sind. Weil aber der Faden doppelt genommen
wurde, so gilt nur die Hälfte jener Zahl. Stünde z.B. nach dem Abreißen des Fadens
der Zeiger d auf der Zahl 300, so würde die Tragkraft
des geprüften Fadens 150 Gramme ausmachen. Gleichzeitig ist aber auch die
Elasticität gemessen und durch den Zeiger auf der Scheibe F angezeigt, an deren Scala jeder Theil die Länge von 1 Millimeter
repräsentirt. Die Länge des einfachen Fadens zwischen den beiden Rollen e und F beträgt genau 250
Millimeter.
Die Gründe, welche die Anwendung einer Fadenschleife, statt eines einfachen Fadens,
bei der Prüfung als zweckmäßig erscheinen lassen, sind folgende: 1) läßt sich auf
diese Weise der Faden am einfachsten und schnellsten mit dem Apparate verbinden; 2) prüft man dabei
eine Fadenlänge von 500 Millimeter, bei sehr reducirter Längendimension des
Apparates.
Da die Einrichtung dieses Instrumentes auf dem Princip der Federwaage beruht, so läßt
sich dasselbe eben so gut zum Abwägen leichter Gegenstände benutzen, zu welchem
Zwecke das untere Ende der Stange a mit einem Haken
versehen ist.
Die Apparate zur Prüfung von Baumwollgarnen und Rohseide bedürfen einer Tragkraft von
höchstens 1 Kilogramm, diejenigen für Nähfaden und Nähseide einer solchen von
höchstens 10 Kilogram. Bei letzteren Materialien wäre indessen das Zerreißen von
Hand etwas beschwerlich, weßhalb die hierzu dienenden Apparate der zweiten Art (Fig. 9) mit
einer Zugrolle und Kurbel H versehen werden. Man
schlingt die Enden des Fadens einige Male um die Rolle herum, wobei er sich in die
scharf eingeschnittene Rinne derselben einklemmt und dadurch am Gleiten verhindert
wird. Auch erhalten diese Apparate ein festeres, aus einer eisernen Stange A' bestehendes Gestell.
Die Preise, zu welchen die Apparate von Hrn. J.
Goldschmid, Mechanicus in Zürich, angefertigt werden,
sind für
Apparate mit Holzkastengestell (Fig. 8)
Frc.
66.
–
„
„ Eisengestell und Kurbel (Fig. 9)
„
76.
–
100 gedruckte Formulare zum Aufschreiben der
Beobachtungen
„
4.
05