Titel: | Grüne's Verfahren, Porzellan und Glas auf photographischem Wege zu decoriren. |
Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. CXXVII., S. 451 |
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CXXVII.
Grüne's Verfahren, Porzellan und Glas auf photographischem Wege zu
decoriren.
Grüne's Darstellung emgebrannter Photographien auf Porzellan
etc.
Im polytechn. Journal Bd. CLXXXIV S. 458
wurde über die ausgezeichneten eingebrannten Photographien auf Porzellan, Glas und
Email (zur Decoration von Tassen, Tellern, Gläsern etc.) berichtet, welche Hr. W.
Grüne (Firma: Eduard Grüne
in Berlin) auf die Pariser Industrie-Ausstellung geliefert hat.
Hr. Grüne hat auf sein Verfahren in England ein Patent
genommen; im Mechanics'
Magazine, Juli 1867, S. 18 ist dasselbe folgendermaßen
beschrieben:
Die erste Operation besteht in der Reproduction von Stichen, Lithographien oder anderen Zeichnungen
auf Negativplatten mittelst der gewöhnlichen photographischen Methoden. Nachdem dann
die Negative fixirt und ausgewaschen sind, werden sie mittelst Platinchlorid schwarz
gefärbt, hernach getrocknet und mit einem Fluß bedeckt, der in einer gewöhnlichen
Muffel eingebrannt wird. Die auf diese Weise präparirte Platte kann wie eine
gewöhnliche Glasplatte behandelt werden, ohne daß die Zeichnung durch Einwirkung der
chemischen Reagentien, mit welchen sie später in Berührung kommt, in irgend einer
Weise leidet. – Die nächste Operation besteht im Präpariren der Copien von
der Negativplatte. Die auf die beschriebene Weise erhaltenen Negativplatten werden
in der Dunkelkammer auf der Seite, auf welcher die Zeichnung befindlich ist, mit
dickflüssigem Jodcollodium übergossen, in ein Bad von salpetersaurem Silberoxyd
getaucht, nach Verlauf von zwei bis drei Minuten wieder herausgenommen und in der
Art in einen Rahmen gelegt, daß die freie Seite des Glases nach außen gerichtet ist,
während das Collodiumhäutchen Durch einen in kurzer Entfernung vom Glase
befindlichen geschwärzten Deckel vor der Einwirkung des äußeren Lichtes geschützt
ist. Dieser Rahmen wird einige Minuten lang dem Tages- oder einem künstlichen
Lichte ausgesetzt, worauf die Platte herausgenommen und in eine Lösung von
schwefelsaurem Eisenoxydul und Schwefelsäure getaucht wird. Sämmtliche mit dem
Lichte in Berührung gekommene Stellen erscheinen dann in Silber. Die Platte wird nun
mit Wasser abgewaschen, die Fixirung wird durch unterschwefligsaures Natron
vollendet, und dann wird die Platte nochmals gewaschen.
Zum Ablösen der die Zeichnung tragenden Collodiumhaut von der Negativplatte verfährt
man auf folgende Weise: Die Kanten der Collodiumhaut werden, bevor die Platte
trocken geworden ist, mittelst einer Nadel von der letzteren gelöst und dann wird
die Platte in Wasser gebracht, welches mit 5 Proc. Glycerin versetzt ist; dabei
trennt sich die Collodiumhaut vollständig von der Platte ab und schwimmt auf der
Flüssigkeit. Die Negativplatte wird nun abgespült und getrocknet, und kann sofort
von Neuem in Gebrauch genommen werden; die mit der Zeichnung versehenen
Colldiumhäutchen lassen sich, in der Flüssigkeit schwimmend, lange Zeit
aufbewahren.
Die Zeichnungen oder Abdrücke können auch auf directe Weise, mittelst der
photographischen Camera, hergestellt werden, jedoch ist
dieß weniger vortheilhaft.
Das Färben der auf Collodium angefertigten Zeichnungen umfaßt zwei Operationen,
nämlich zunächst die Umwandlung der metallischen Substanz, aus welcher die
eigentliche Zeichnung besteht, in andere Metalle, und dann die Präparirung des
derselben zum Substrate dienenden Häutchens mittelst verschiedener Salze. Soll die
Zeichnung nicht in Silber bleiben, so wird das Häutchen, wenn die Zeichnung goldig erscheinen soll, mit Goldchlorid, soll sie stahlgrau erscheinen, mit
Platinchlorid behandelt; zu Schwarz benutzt man Iridiumchlorid, zu Braun Palladiumchlorid, beziehentlich in Verbindung mit
anderen Metallsalzen.
Ist die eigentliche Zeichnung nach dem beschriebenen Verfahren in irgend einem
metallischen Tone dargestellt worden, so wird das Collodiumhäutchen in eine Lösung
von Metallsalzen gebracht, mit welcher es sich imprägnirt; mittelst des darauf
folgenden Einbrennens lassen sich mannichfaltige Combinationen von Zeichnungen oder
Umrissen in verschiedenen Metallen erhalten, ein Metall im anderen, oder auch ein
Metall auf farbigem Grunde. Eine Zeichnung in Gold wird in ein Bad von Goldchlorid
und salpetersaurem Wismuthoxyd gebracht und zeigt nach dem Einbrennen metallgoldene
Umrisse auf glänzendem Goldgrunde, ebenso, wie man Zeichnungen in Silber oder Platin
und, durch zweckmäßige Modificationen der Behandlung, jede Kombination des zu den
Umrissen angewendeten Metalles mit dem den Grund bildenden, hervorzurufen im Stande
ist. Farbige Gründe lassen sich durch Anwendung verschiedener Metallsalze –
von Eisen, Kupfer, Mangan, Uran, Chrom etc. – ohne Schwierigkeit
hervorbringen.
Zum Uebertragen des Collodiumhäutchens und zum Auftragen desselben auf die zu
decorirenden Gegenstände dienen große Gefäße, die mit Wasser gefüllt sind, welchem
Glycerin zugesetzt worden; der Gegenstand wird, ebenso wie das Häutchen,
hineingetaucht und das letztere mittelst eines feinen Haarpinsels auf die Oberfläche
des zu schmückenden Artikels aufgetragen, worauf das Ganze aus dem Bade entfernt
wird. Beim Trocknen befestigt sich das Häutchen auf jeder beliebig geformten Fläche
rasch und ohne Falten zu bilden.
Das Ueberziehen mit dem Glasflusse läßt sich leicht ausführen, indem man das Häutchen
mit der wässerigen Lösung eines passenden Metallsalzes bestreicht. Zur Erzeugung
metallischer Effecte benutzt man salpetersaures Wismuthoxyd, zur Erzeugung
verschiedener Farben salpetersaures oder basisch-essigsaures Bleioxyd, für
sich allein, oder mit Borsäuresalzen versetzt.
Das Einbrennen und Poliren der nach dieser Methode verzierten Artikel geschieht in
gebräuchlicher Weise; zum Einbrennen benutzt man gewöhnliche Muffeln, welche auf
eine passende Temperatur erhitzt werden.