Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. , S. 160 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber Ladd's
magneto-elektrische Maschine.
Wir haben über diese Maschine im polytechn. Journal (Bd. CLXXXI V S. 533) eine Notiz
gebracht, welche wir durch eine umfangreiche Besprechung in „Les Mondes“ (t. XIV p. 161; Mai 1867) einigermaßen zu
ergänzen vermögen. Der Apparat, welcher jetzt mit dem Namen
„magneto-dynamische Maschine“ bezeichnet wird, ist
bei dem auf der Pariser Ausstellung befindlichen Exemplare aus zwei Platten von weichem Eisen
zusammengesetzt, deren Länge 69 Centim., Breite 30 Centim., Dicke 10,5 Centimeter
beträgt, die horizontal angeordnet und in der Entfernung einiger Centimeter von
einander getrennt erhalten werden. An ihren beiderseitigen Enden sind Ansätze mit
hohlen cylindrischen Flächen aus weichem Eisen angebracht, innerhalb welchen je eine
Armatur rotiren kann, die nach Art des Inductors bei dem magneto-elektrischen
Apparate von Siemens und Halske ganz und gar angeordnet ist. Ein hinreichend starker isolirter
Kupferdraht ist senkrecht zur Längenrichtung über jede Platte spiralförmig gewickelt
und geht von einer Platte zur anderen, um eine geschlossene Kette zu bilden, in
welche der Draht des einen der rotirenden Inductoren eingeschaltet ist; durch einen
Commutator werden die Ströme von wechselnder Richtung immer nach gleichem Sinne
durch den Draht der plattenförmigen Elektromagneten geleitet. Der zweite, auf der
entgegengesetzten Seite des ersten angebrachte Inductor hat für diesen Apparat die
Stelle des eigentlichen Inductors des magneto-elektrischen Apparates zu
vertreten, bei dem die beständig nach gleichem Sinne polarisirten Platten den
Elektromagnet bilden, welcher den permanenten Magneten der gewöhnlichen Apparate
ersetzt. Die in dem Drahte des zweiten Inductors während der gleichzeitigen Drehung
beider Inductoren erzeugten inducirten Ströme behalten die gleiche Richtung und
haben in der äußeren Leitung, durch welche dieser Inductor geschlossen wird, die
Licht-, Wärme- oder chemischen Wirkungen hervorzudringen.
Der Apparat werde entweder dadurch angeregt, daß die Platten (während der Drehung
oder bloß temporär?) in die Ebene des magnetischen Meridians gebracht werden, oder
was besser sey, daß man vor dem Beginne der Thätigkeit die Spirale der beiden
Platten in eine hydro-elektrische Batterie während kurzer Zeit einschaltet;
der nach dem Ausschalten der letzteren in den Platten entstandene remanente
Magnetismus reicht dann – wie dieß von Wheatstone
bekanntlich gezeigt wurde (polytechn. Journal Bd.
CLXXXIV S. 15) – aus, um bei andauernder rascher Drehung der
Inductoren den kräftigen Arbeitsstrom im zweiten Inductor zu erzeugen, dessen
Quantität und Intensität der Notationsgeschwindigkeit proportional oder der
aufgewendeten bewegenden Kraft entsprechend seyn soll. Die Stromeswirkungen des
Apparates, die der Verfasser unserer Quelle gesehen hat, sollen – natürlich
unter sonst gleichen Umständen – denen einer Bunsen'schen Batterie von 25 bis 30 Elementen (welcher Größe?) äquivalent
seyn; unter Anderem soll dabei ein Platindraht von mehr als 1 Meter Länge bei einer
Dicke von 1/2 Millimeter zum Weißglühen gebracht worden seyn.
Das Bergbahnsystem Marsh.
Der „Bund“ schreibt: Ueber das Bergbahnsystem Marsh, von welchem bereits in den schweizerischen
Blättern die Rede war, hat Hr. Generalconsul J. Hitz in
Washington, welcher die erste Nachricht von demselben nach Europa brachte, dem
Bundesrath näheren Bericht erstattet, aus welchem sich ergibt, daß dieses System
eine verbesserte Methode der Constructionsart ist, welche auch Hr. Fell bei seiner Uebergangsbahn am Mont-Cenis
anwendet.Man s. die Beschreibung des Fell'schen
Locomotivensystems für Gebirgseisenbahnen im polytechn. Journal Bd. CLXXX S. 180. Der amerikanische Ingenieur Marsh baut, wie wir
dem Berichte des Hrn. Hitz selbst entnehmen, gegenwärtig
auf dem höchsten Berg der Weißen Berge in New-Hampshire eine solche Eisenbahn
nach eigenem System. Der Grund dieses Baues ist in letzter Linie die Erfindung eines
brauchbaren Bergbahnsystems für die Gebirgsterritorien von Dacotah, Idaho, Colorado
u.s.w., die nur auf diese Weise der Wohlthat von Eisenbahnen theilhaftig werden
können. In erster Linie ist es jedoch keineswegs als ein bloßes Versuchsexperiment
angelegt, wie man glauben könnte, wenn man liest, es baue einer eine Eisenbahn einen
Berg hinauf. Dieser Berg, Mount Washington, ist eine Art Rigi in den
Neu-Englandstaaten, und wird alljährlich von Tausenden von Touristen besucht.
Diese hinauszubefördern ist bereits eine stark befahrene Fahrstraße mit
Fahreinrichtung den Berg hinauf angelegt, und eben dieser Fahrstraße will nun Hr. Marsh Concurrenz machen. Der Bau der Bahn wird vom
Erfinder selbst in Verbindung mit einigen Bostoner Capitalisten ausgeführt.
Vorauszuschicken ist der näheren Beschreibung des Systems Marsh, daß der Mount Washington 5285 Fuß hoch ist, und daß die Länge der
Bahn eine Stunde betragen soll. Der Berg entspricht in seinem Klima dem der Alpen,
indem es aus ihm häufig sogar noch im Juni schneit. Lassen wir nun Hrn. Hitz selbst über seine an Ort und Stelle vorgenommene
Inspection sprechen:
Hr. Marsh kam nach verschiedenen Versuchen mit dem System
Fell, an welchem ihn die allzu starke Reibung nicht
befriedigte, auf die Idee, eine leiterartige Kammschiene aus geschmiedetem Eisen zu
verwenden. Er verminderte dadurch die Reibung des an der Locomotive angebrachten
Kammrades in hinreichendem Grade, und erzweckte, daß sich in der Kammschiene keine
fremden Substanzen mehr anhäufen, und daß das Kammrad sowie dessen Zähne um so
stärker gebaut werden konnten. Die mit dieser Vorrichtung gemachten Proben lieferten
hinlänglichen Beweis, daß mit der so construirten Locomotive sich Steigungen bis zu
30 Proc., sage dreißig Procent, überwinden lassen.
Im Frühling 1866 fieng man am nördlichen Abhange des Berges und ungeachtet
anhaltenden Schnee- und Regenwetters mit den Arbeiten an; es wurde eine
Locomotive sammt Fracht- und Passagierwagen erbaut, zudem eine Bahnstrecke
von 20 Minuten Länge fahrbar gemacht und so das System in Betrieb gesetzt. Auf
dieser Strecke, welche ein Drittel des ganzen Weges den Berg hinauf ausmacht, werden
Steigungen von 8 bis 33 Proc. überwunden.
Die Art und Weise des Baues ist so recht amerikanisch. Es wird nach Feststellung des
Tracé der im Wege stehende Wald niedergehauen, allfällige kleinere Felsen
weggesprengt, größere umgangen, dann aus rohen Baumstämmen das Schwellengerüst
gelegt und mittelst Sperrbalken gehörig gestützt und befestigt. Das Bahngerüst ruht
manchmal auf Felsen, manchmal schwebt es auf Pfosten gelegt 5 bis 20 oder mehr Fuß
über Vertiefungen hinweg. Durchgängig hält es sich 1 bis 3 Fuß über dem Boden, um
die Wegräumung des Schnees zu erleichtern. Die Steigungen sind weder genau
nivellirt, noch hält man sich mit krummen starken Windungen auf. Die Bahn einfach,
schnell, sehr stark und mit möglichst geringen Kosten zu erbauen, ist der vorläufige
Zweck. Verschönern und mit Mauerwerk nachhelfen, könne man nachher, meint Hr. Marsh. Die Erbauungskosten der Bahn sind sehr wohlfeil.
Hr. Marsh berechnet die Stunde, wo Holz und Material bei
der Hand liegt und nicht weit hergeschafft werden muß, zu 72,000 Doll. = 370,000 Fr.
oder den Kilometer ungefähr zu 70,000 Fr. Wo die Steigungen 16 Proc. nicht
übersteigen, berechnet er die Kosten noch weit billiger, so daß, auch noch die
höheren amerikanischen Arbeitspreise in Anschlag gebracht, in Europa solche Bahnen
wirklich fabelhaft billig erbaut werden könnten.
Die Schiene für das Mittelrad der Locomotive oder die Kammschiene, ganz aus
geschmiedetem Eisen, wiegt per Fuß 20 Pfd., und wird in
Sectionen von 10 zu 20 Fuß gelegt, um dem Einfluß von Hitze und Kälte Rechnung
tragen zu können. Die äußeren glatten Räder haben Schienen aus gewöhnlichen
gezogenen Eisenstangen, einen halben Zoll dick und zwei Zoll breit.
Die Triebkraft ist Dampf, und wird mittelst einer Locomotive angewendet, deren Kessel
vertical in Achsen hängt, und sich folglich bei jeder Steigung unverändert in
waagrechter Stellung erhält. Das Kammrad mißt 2 1/2 Fuß im Durchmesser, und die
Kämme sind von ungewöhnlicher Breite und Dicke. Durch eine eigene Vorrichtung wird
die Locomotive sicher im Geleis erhalten. Sonst unterscheidet sich die Locomotive
nicht von einer anderen gewöhnlichen.
Die Passagier- und Frachtwagen sind zum Zweck der Ueberwindung schroffer
Wendungen nicht ganz so lang wie die gewöhnlichen amerikanischen. Die von Hrn. Marsh benutzten haben stufenweise angebrachte Sitze, und
der Passagier kehrt auf- wie abwärts dem Berggipfel den Rücken zu, der
Aussicht halber.
Die Sicherheitsvorrichtung, welche an jedem Wagen auf beiden äußeren Seiten
angebracht ist, besteht in einer von Hrn. Marsh
erfundenen und patentirten atmosphärischen Bremse oder vielmehr in einer einfachen
Luftpumpe, deren Kolben mit der Achse der Räder in Verbindung steht und durch
dieselbe in Bewegung gesetzt wird. Die Pumpe ist horizontal an jeder Seite des
Wagens angebracht. Ist der Wagen lang, so werden an jeder Achse zwei angesetzt. Oben
mittewegs der Länge des Cylinders ist ein Hahn angebracht, der offen bleibt, wenn die Bremse
nicht gebraucht werden soll, und den man nach Bedürfniß zudreht, um zu bremsen.
Dreht man den Hahn ganz zu und macht die Pumpe ganz luftdicht, so bleibt der Wagen
stehen. Die ganze Bremseinrichtung ist eben so einfach als zweckentsprechend. Bergab
ist die Locomotive ganz entbehrlich, da man mittelst der atmosphärischen Bremse
unglaublich leichte und sichere Controle bei dem abwärts fahrenden Wagen übt, ihn
ganz nach Willen langsam oder schnell zu rollen lenkt. Die Locomotive zieht das
Doppelte ihres Gewichtes auf einer Steigung von 33 Proc. Freilich ist dieß nicht
viel, und die immer noch schwache Zugkraft wird ein Haupteinwand bleiben. Indessen
vermehrt sich die Zugkraft natürlich bei geringerer Steigung, und noch mehr kann
durch Doppellocomotivenvorspann nachgeholfen werden, so daß man es immer zu einer
hinreichenden Zugkraft bringt. Ebenso verhält es sich mit der Schnelligkeit. Bei 33
Proc. Steigung fährt Hr. Marsh nicht viel über eine
Poststunde in einer Stunde; auch dieß wird bei geringerer Steigung, d.h. bei
Steigungen, wie sie alle europäischen Straßen, auch die Alpenstraßen haben,
entsprechend günstiger. Wir werden nun sehen, in wieferne dieses System in der
Schweiz Verwerthung finden wird.
Die Locomotiven-Fabriken in Deutschland und
Oesterreich.
Das „Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens“ enthält
folgende Zusammenstellung der zu Ende 1866 in Deutschland und Oesterreich im
Betriebe befindlichen Locomotivfabriken: 1) Das bedeutendste Etablissement im
Locomotivbau, dem kein anderes in England, Frankreich und Nordamerika an
Großartigkeit und Leistungsfähigkeit gleichkommt, ist das von Borsig in Berlin; es datirt vom Jahre 1841, gegenwärtig ist die 2000ste
Locomotive im Bau. 2) v. Maffei'sche Maschinenfabrik in
Hirschau bei München, gleichfalls im Jahre 1841 gegründet, hat im vorigen November
die 600ste Locomotive abgeliefert. 3) Die Eßlinger Maschinenfabrik hat jetzt über
600 Maschinen vollendet. 4) Die Maschinenfabrik der österreichischen
Staatseisenbahngesellschaft in Wien hat jetzt im Ganzen circa 580 Locomotiven gebaut. 5) R. Hartmann in
Chemnitz hat kürzlich die 300ste Locomotive vollendet. 6) G. Egestorff in Hannover hat bis jetzt etwa 270 Locomotiven gebaut. 7) Die
Carlsruher Maschinenfabrik hat bis jetzt circa 310 Locomotiven geliefert. 8) G. Sigl in Wien hat bereits circa 460 Locomotiven ausgeführt. 9) Fr. Wöhlert in Berlin hat bis jetzt circa, 130
vollendet. 10) Henschel u. Sohn in Cassel hat bis jetzt etwas über 100 fertig. Bis Ende 1864 waren
davon 76 auf deutschen Bahnen in Betrieb. 11) Die Actiengesellschaft
„Vulcan“ in Stettin hat bis jetzt circa 70 Stück vollendet. 12) Ruffer in Breslau
baute 10 Stück Locomotiven. 13) Die Unionsgießerei in Königsberg lieferte bis 1860 9
Locomotiven für die preußische Ostbahn und hat gegenwärtig wieder 9 Stück für diese
Bahn in Auftrag erhalten. 14) Schichau in Elbing baute
1860 für dieselbe Bahn 2 Locomotiven und hat von dieser jetzt wiederum Bestellung
auf 7 Stück. 15) Krauß u. Comp. in München, erst kürzlich in Betrieb gesetzte Fabrik. 16) Ein
großartiges Etablissement zum Locomotivbau, an dessen Spitze der Maschinenfabrikant
Schwartzkopff steht, wird in Berlin auf Actien
errichtet. –
Ende 1864 waren auf den deutschen Vereinsbahnen im Ganzen 4768 Locomotiven im
Betriebe; 574 Stück davon waren aus ausländischen Werkstätten bezogen; dagegen
liefen 1866 circa 1000 Locomotiven aus deutschen
Fabriken auf ausländischen Bahnen, namentlich in der Schweiz, in Italien, Frankreich
und Rußland. Die Zunahme des Bedarfs an Locomotiven durch die Erweiterung des Netzes
der deutschen Vereinsbahnen hat in den letzten Jahren über 250 Stück per Jahr betragen. Die Gesammtzahl der Locomotiven
dieser Bahnen beträgt gegenwärtig 5250 Stück; die Dauer einer Locomotive ist
durchschnittlich auf 15–17 Jahre anzunehmen, somit werden zur Ergänzung der
vorhandenen jährlich circa 330 Locomotiven erfordert,
einschließlich der obigen 250 Stück also im Ganzen 580 Stück. Da aber die deutschen
Fabriken auch noch jährlich circa 120 Stück Locomotiven
für ausländische Bahnen liefern, so sind gegenwärtig mindestens 700
Locomotivenmaschinen im Jahre zu bauen, und diese Zahl wird sich zweifelsohne sehr
bald steigern.
Hoher Werth der Diamanten in der feineren Technik.
Wie der Diamant als härtester Edelstein zu den kostbarsten, seltensten und schönsten
Schmuckgegenständen verarbeitet wird, indem sein Lichtbrechungsvermögen von den
geschliffenen Facetten ausgeht, so beruht sein großer Vorzug in seiner Härte und
darin, daß kein anderer Edelstein ein solches Feuer wie der Diamant besitzt. Durch
seine außerordentliche Härte spielt er auch in der Technik eine wichtige Rolle.
Daher dient er beim Glasschneiden. Zu den Glaserdiamanten
wird der ungeschliffene rohe Stein so in Metall eingefaßt, daß eine seiner
Krystallkanten frei heraussteht. Hat der Stein die Glasplatte nur gekratzt, so
bricht sie an dieser Stelle nicht. Mit der scharfen Ecke eines künstlich gebrochenen
Diamanten läßt sich das Glas nicht spalten. Zum Schneiden anderer Steine werden
Diamantenabfälle oder solche Diamanten verwendet, die des Schleifens nicht werth
sind. Auch in der Lithographie ist jetzt der Diamant zu
einem der wichtigsten Stoffe geworden; denn die feine englische Schrift auf
Visiten- und Adreßkarten, wie auf Wechseln, Rechnungen etc. wird mit einem
scharfen, spitzen Diamant in Stein gravirt. Auch die Kupfer- und Stahlstecher gebrauchen in
ihrer Maschine den Diamant, um die feinen Luftlinien damit auf die Platte zu ziehen.
In den Achatschleifereien in Oberstein und an anderen
Orten werden die Löcher in die Steine auch mit Diamantstücken gebohrt. Andere harte
Steine und Porzellane werden ebenfalls mit Diamanten durchbohrt. Eine andere
Verwendung findet der Diamant zum Abdrehen harter
Stahlzapfen an astronomischen Instrumenten, wobei der Stahlzapfen mittelst
eines scharfkantigen Diamanten seine genauere Nachdrehung erhält, nachdem er
mittelst des Drehstahles vorher rund abgedreht wurde. Die feinen Theilungen auf
glatten Silber- und Messingrädern werden ebenfalls mit spitzen Diamanten
gemacht. In der Optik schreibt man mit diesen die Nummern
auf die Brillengläser. Mittelst einer Maschine werden mit spitzen Diamanten die
feinsten Theilungen auf Glas gemacht, welche zu den Messungen mikroskopischer
Untersuchungen dienen. Die Anwendung der kostbaren, in Indien und Brasilien meist
gefundenen Diamanten in der Technik ist hiermit noch keineswegs erschöpft. Bei der
fortschreitenden Technik dürfte auch dieser Edelstein eine noch größere Verwendung
finden. (Verhandlungen und Mittheilungen des nieder-österreichischen
Gewerbevereins, 1867, Nr. 18.)
Ueber die Bergöl-Gewinnung in Oesterreich.
Die Handelskammer in Wien hat anläßlich einer eingelaufenen Anfrage Erhebungen über
die Bergöl-Gewinnung in Oesterreich eingeleitet und die Resultate derselben
in einem kurzen Berichte zusammengestellt. Nach demselben werden von den in mehreren
Ländern der Monarchie vorkommenden Petroleumquellen nur jene Galiziens in
hervorragender Weise ausgebeutet. Schwarzes, leicht flüssiges Erdöl kommt in
Niederösterreich, östlich von Gaming an der Erlaf vor, Naphta in Salzburg, bei
Kandelbruck in Lungau, Erdöl und Erdpech in Kärnten bei Raibl und Bleiberg, Naphta
mit Asphalt in Tyrol am Grattenbergl bei Wörgl und in Häring bei Kufstein, Bergtheer
in Kroatien bei Peklenicza unweit Szerdahely a. d. Mur und bei Mikloska im
Moslawiner Gebirge; ferner in der Militärgrenze bei Paklenicza nächst Nowska und bei
Petrovoscello unweit Neu-Gradisca, Naphta in Böhmen bei Kuchelbad, Bergtheer
in Mähren bei Holzendorf, Wermsdorf, Stramberg, Baschka, Friedland, Blauendorf (bei
Neutitschein) und zwischen Malenovitz und Zlie (unweit Napagedl), endlich Bergöl in
Dalmatien bei Vergoraz.
Die bedeutendsten Naphtaquellen und Petroleumraffinerien sind, wie erwähnt, in
Galizien, und zwar in Ostgalizien. Hier findet sich Naphta bei Boryslaw (mit 5 bis
6000 Schächten), Bobrka und Palanka, Plonce, Glebokie, Wankowa, Wytrylow, Starnia,
Dzwiniacz, Molodkow, Salotwina und Rybne. Die Production beläuft sich jährlich auf
162,735 Ctr. Bergöl und 45,000 Ctr. Bergwachs. Doch ist diese Angabe insofern
unvollständig, als zahlreiche kleinere Grundbesitzer auf ihrem eigenen Boden Erdöl
gewinnen, dessen Menge sehr schwer zu erheben ist.
Ferner existiren in Ostgalizien 36 Etablissements, welche sich mit der Raffinirung
von Erdöl und Erdwachs befassen und zwar 30 Naphtadestillaturen und Fabriken, 2
Paraffinkerzen-Fabriken und 4 Paraffinkerzen- und
Petroleum-Fabriken. Dieselben erzeugen jährlich 10,150 Ctr. Paraffinkerzen,
2600 Ctr. Paraffinschuppen, 96,229 Ctr. Naphta, Petroleum, Benzin, Asphalt und
Solaröle, 7000 Ctr. schwere Oele und 6600 Ctr. Wagenschmiere. Den Werth dieser
Producte veranschlagt die Lemberger Handelskammer auf 1,692,059 fl.
Ueber die Bergöl-Gewinnung in Westgalizien und in anderen Ländern Oesterreichs
liegen keine Nachweisungen vor. (Berggeist, 1867, Nr. 53.)
Vollkommen wasserdichter Cement.
Einen Cement, welcher der Einwirkung des Wassers vollständig widerstehen soll, will
Chevalier in Paris dadurch herstellen, daß er 2
Theile feinen Cement mit 1 Theil gepulverter Steinkohle und 1 1/2 Theilen gelöschtem
Kalk mischt und das Gemenge mit Wasser anrührt. Als einzigen Uebelstand dieses
Cementes bezeichnet er dessen mehr oder weniger dunkle Farbe, welche dessen
Anwendbarkeit wesentlich beschränken dürfte.
Vortrefflicher Schnellkitt.
Als vortrefflicher Schnellkitt ist eine Lösung von 1 Theil geschmolzenem Bernstein in
1 1/2 Theilen Schwefelkohlenstoff zu empfehlen. Man braucht von dieser Lösung nur
etwas mit einem Pinsel auf die Ränder der zu kittenden Gegenstände zu streichen und
dieselben an einander zu drücken, wobei der Kitt unter den Händen trocknet.
Ueber das Verhalten des Gypses gegen Zuckerlösungen; von E.
Sostmann.
Rohrzucker enthält oft 1/2 Proc. und mehr Gyps. eine Erscheinung, die nur erklärt
werden kann, wenn Zuckerlösungen mehr Gyps aufzulösen im Stande sind, als ihrem
Wassergehalte entspricht. Der Verfasser hat diese Thatsache durch directe Versuche
dargethan. Er fand, daß Zuckerlösungen Gyps um so mehr aufnehmen, je concentrirter
sie sind, je länger sie mit Gyps in Berührung gelassen und auf je höhere Temperatur
sie erwärmt werden. Durch anhaltendes Kochen kann aus der vom überschüssigen Gyps
getrennten Zuckerlösung der Gyps theilweise wieder abgeschieden werden; er wird dann
vom Schaum aufgenommen. (Zeitschrift des Vereines für die
Rübenzucker-Industrie im Zollvereine, 1866 S. 517.)
Unterscheidung von Buchenholztheerkreosot und sogenanntem
Steinkohlentheerkreosot (Phenylsäure).
Obgleich beide Stoffe in therapeutischer Hinsicht von gleichem Werthe sind, so hat
sich doch unter ihnen eine physikalische Verschiedenheit herausgestellt, die in der
Receptur in einem gewissen Falle von wesentlichem Einflusse ist, und welche auch als
ein Unterscheidungsmittel für beide gelten kann. Eine Mischung aus gleichen Theilen
oder aus 15 Theilen Kreosot und 10 Theilen Collodium wird in Form einer gelatinösen
Substanz als Zahnschmerzmittel angewendet. Apotheker Hermann Rust hat nun beobachtet, daß das Buchenholztheerkreosot in dieser Mischung
nicht gelatinirt und zur Darstellung des sogenannten Kreosotcollodium die
Phenylsäure (oder das sogenannte Steinkohlentheerkreosot) verwendet werden müsse,
und daß diese Mischung zugleich auch ein vortreffliches Unterscheidungsmittel für
beide Stoffe sey.
Diese interessante Beobachtung kann ich nur bestätigen. Buchenholztheerkreosot gibt
mit einem gleichen Volumen des officinellen Collodiums eine klare und nur etwas
dicklichfließende Mischung, (sogenanntes) Steinkohlentheerkreosot dagegen eine nicht
fließende ziemlich klare Gelatine. Diese entsteht auch, wenn das
Buchenholztheerkreosot wenige Procente Steinkohlentheerkreosot enthält.
Außerdem hat man in einer schwach basischen verdünnten Eisenchloridlösung ein sehr
einfaches Mittel, beide Stoffe von einander zu unterscheiden. Zu dem Ende gibt man,
nach Dr. Hager, 2 Tropfen
Aetzammoniakflüssigkeit in ein Reagensglas, dazu so viel Eisenchloridlösung, bis der
anfangs entstehende Niederschlag sich unter Umschütteln wieder gelöst hat. Dann
verdünnt man mit circa 4 Volumen Wasser. Die
Buchenholztheerkreosot-Mischung wird dadurch grün, dann braun; die
Steinkohlentheerkreosot-Mischung dagegen blau oder violett. (Hager's pharmaceutische Centralhalle, 1867, S. 151.)
Ueber die Bereitung von gefärbtem Gummi zur Fabrication
künstlicher Blumen und zur Verzierung von Galanteriewaaren; von Gustav Merz.
Vor einigen Jahren hat der Verfasser eine Methode zum Färben von arabischem Gummi
angegebenPolytechn. Journal Bd. CLXIV S.
153., die sich zu dem oben genannten Zwecke wohl benutzen läßt; indeß hat
derselbe sich überzeugt, daß ein ungleich besseres Product weit leichter noch auf
folgende Weise zu erzielen ist. Zu dem Ende vermischt man Gummischleim in passendem
Verhältniß mit irgend einer in Wasser löslichen Farbe und trägt denselben auf etwa 1
Quadratfuß große Glastafeln in dünner Schicht gleichmäßig auf. Stellt man diese
Tafeln dann in unmittelbarer Nähe eines heißen Ofens auf, so trocknet die
Gummischicht rasch ein und das trockne gefärbte Gummi blättert von selbst ab; durch
Zerbröckeln und Sieben läßt sich das Pulver auf die gewünschte Feinheit bringen.
Dieses Product zeichnet sich durch sehr starken Glanz und völlige Durchsichtigkeit
aus; es verdient zur Verzierung von Galanteriewaaren u. dergl. in ähnlicher Weise,
wie gepulverter Bleiglanz, recht häufig benutzt zu werden. Die Anilinfarben liefern
fast alle verlangten Nüancen. Ein sehr schönes Kastanienbraun z.B. gibt
Curcumatinctur, die mit etwas Natronlauge versetzt wird. Die gelbe alkoholische
Curcumalösung ist auch sehr geeignet, mit Fuchsin scharlachroth und mit Anilinblau
gelbgrün zu liefern. Bei dieser Gelegenheit mag auch noch erwähnt werden, daß das
Bleiglanzpulver sich dadurch, daß man es vorsichtig unter stetem Umrühren einige
Zeit lang in einer Pfanne erhitzt, mit schönen und haltbaren Regenbogenfarben
versehen läßt (Interferenzfarben dünner Schichten von schwefelsaurem Bleioxyd).
(Deutsche Industriezeitung, 1867 S. 177.)
Eigenthümliche Papierverkohlung im Eisenhohofen.
Auf der Eibelshäuser Hütte (Firma J. J. Jung) bei Dillenburg wurden in den 36 Fuß hohen
Holzkohlenofen alte Hüttenbücher behufs ihrer Vertilgung mit auf der Gicht
aufgegeben. Am dritten Tage nachher kamen beim Schlackenziehen mit der Kratze unter
dem Tümpel hervor Bruchstücke von den Büchern zum Vorschein, welche zwar ganz
verkohlt, noch einen gewissen Zusammenhang hatten und Columnen und Schrift noch
deutlich erkennen ließen. Der Alaungehalt des Leims im Papier mag zu dessen
Conservirung mit beigetragen haben und das Erscheinen der Schriftzüge durch
Ausscheidung der unorganischen Verbindungen aus der lithographischen Tinte
herbeigeführt seyn.
Lesimple's Verfahren in verkohlten Resten von Papiergeld
nachzuweisen, daß solche wirklich von Papiergeld herrühren (polytechn. Journal Bd. CLXXV S. 407, Bd. CLXXXII S. 80) beruht auf einem ähnlichen
Vorgange. (Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 1867, Nr. 24.)
Ueber die Verwendung des Thees zum Schönen der Weine; von Emil
Sommer in Edenkoben (bayr. Rheinpfalz).
Es kommt bekanntlich nicht selten vor, daß trüb gewordene, insbesondere weiße Weine
beim Schönen der klärenden Wirkung der Hausenblase oder Gelatine einen
ungewöhnlichen Widerstand entgegensetzen und trotz wiederholter Anwendung dieser
Stoffe ihre Trübung nicht verlieren, indem dieselben entweder von Natur, oder in
Folge krankhafter Veränderungen, nur wenig oder gar keine Gerbsäure enthalten.
Als ein wirksames und bewährtes Mittel, in solchen Fällen die Klärung oder Schönung
„trüb und zäh' gewordener Weine“ rasch und sicher zu
bewerkstelligen, hat Dr. Haidlen in Stuttgart das im polytechn. Journal Bd. CLXXXIV S. 80 mitgetheilte Verfahren
empfohlen, in welchem besonders der Mitanwendung von „Thee“
gedacht wird.
Der Zweck dieser Zeilen soll nun seyn, jenes Verfahren sowohl von wissenschaftlichem
wie von ökonomischem Standpunkte aus etwas eingehender zu besprechen.
Um die Rolle, welche der Thee bei der in Rede stehenden
Verwendung als Weinschöne spielt, richtig zu verstehen, dürfte es zweckmäßig
erscheinen, zunächst kurz das Princip in's Auge zu fassen, auf welchem überhaupt das
Schönungsverfahren beruht. Wie bekannt, hat dasselbe den Zweck, trübe, unvollkommen
geklärte Weine von den unter diesen Umständen darin schwebenden und die Trübung
bedingenden Eiweiß- und Fermentstoffen zu reinigen und hierdurch auf
künstliche Weise zu klären. Man erreicht diesen Zweck halb auf chemischem, halb auf
mechanischem Wege durch eine Art Umkehrung des Filtrationsverfahrens in der Weise,
daß man dem zu klärenden Weine eine Auflösung leimgebender Substanzen, wie Gelatine,
Hausenblase u.s.w. zusetzt, welche sich hierbei mit der in den meisten Weinen, wenn
auch oft in sehr geringer Menge enthaltenen Gerbsäure zu einer geronnenen, käsigen,
fast netzartigen Masse verbinden, welche die trübenden Stoffe einhüllt und so
gleichsam ein bewegliches Filter bildet, das langsam und allmählich von der
Oberfläche des Weines auf den Boden des Fasses niedersinkend, die in der Flüssigkeit
schwimmenden Unreinigkeiten mit sich hinabzieht und dieselbe auf diese Weise
klärt.
Damit demnach die Operation von Erfolg begleitet sey, ist es ein unerläßliches
Erforderniß, daß der zu schönende Wein Gerbsäure
enthalte, und man ist deßhalb, im Fall diese von Natur aus darin fehlt, genöthigt,
diesen Bestandtheil auf künstlichem Wege durch Hinzugießen eines
Eichenrinden- oder Galläpfelauszuges oder einer Tanninlösung zu ersetzen, da sonst die angewendete Hausenblase oder
Gelatine wirkungslos seyn Würde. In einem derartigen Falle befand sich nun offenbar
auch der von Dr. Haidlen
behandelte trüb und zäh gewordene (gerbsäurearme) Wein, wie dieß aus der
mitgetheilten Thatsache hervorgeht, daß die angewendete Gelatine für sich allein die
Klärung nicht zu bewirken vermochte; und indem er deßhalb seinem Weine einen
weinigen Auszug von Thee zusetzte, befolgte er einfach
das eben beschriebene Verfahren, mit dem Unterschiede jedoch, daß er die
erforderliche Gerbsäure statt aus Galläpfeln aus dem viel theureren Thee verwandte,
denn was in dem Haidlen'schen Schönungsverfahren ein
„weiniger Theeauszug“ genannt wird, ist im Grunde genommen
weiter nichts als eine gewöhnliche Gerbsäurelösung, da alle übrigen Bestandtheile
des Thee's hier ohne alle Wirkung sind und daher nur die darin enthaltene Gerbsäure als alleinig wirksamer Bestandtheil in Betracht
kommt.
Von dem Vorhandenseyn der Gerbsäure in den Theeblättern kann man sich bekanntlich
leicht dadurch überzeugen, daß man die Lösung eines Eisenoxydsalzes in einen
Theeabsud gießt, wobei letzterer die charakteristische Reaction der Gerbsäure
dadurch zu erkennen gibt, daß die Flüssigkeit sofort sich schwarz färbt. Indeß ist
der Gehalt der Theeblätter an Gerbsäure verhältnißmäßig ein so geringer, daß es
jedenfalls nicht gerathen erscheint, die zum Schönen gerbsäurearmer Weine
erforderliche Tanninlösung in Gestalt eines Theeaufgusses zu verwenden, während wir in der
Eichenrinde und den Galläpfeln eine viel reichere und wohlfeilere Quelle der
Gerbsäure besitzen. Wie richtig diese Behauptung ist, geht überdieß schon aus Haidlen's eigener Angabe hervor, der zufolge das Schönen
von 1 Eimer Wein 1/2 Pfd. Thee, d.h. eine Ausgabe von ungefähr 40 bis 50 kr.
erfordert, wogegen die für dasselbe Quantum genügende Galläpfeltinctur nur wenige
Groschen kosten würde. Mit demselben Rechte, mit welchem man den Thee als Schönungsmittel empfiehlt, könnte man denselben
füglich auch zur Bereitung von Tinte sowie zum Gerben des Leders in Vorschlag
bringen.
Außerdem ist kaum zu bezweifeln, daß durch den Zusatz eines Theeauszuges dem Weine
Stoffe zugeführt werden, welche der Reinheit und Ursprünglichkeit desselben nur
schaden können, da die Flüssigkeit den Theeblättern außer dem Gerbstoffe jedenfalls
auch noch andere Bestandtheile, namentlich Theeïn entzieht, welche somit
gleichfalls, sicherlich nicht zum Vortheile des Getränkes, in den Wein gelangen und
darin verbleiben.
Wenn man sich endlich erinnert, von welch' wechselnder und unsicherer Beschaffenheit
der Thee im Allgemeinen ist, wie oft derselbe nach gewiesenermaßen verfälscht,
ausgelaugt, gefärbt und durch verschiedene Mittel zum Verkaufe wieder aufgeputzt zu
uns gelangt, so wird man mit Recht Bedenken tragen, eine derartige Substanz als
Surrogat statt des reinen Tannins mit dem edlen Rebensafte in Berührung Zu
bringen.
Die Wahl des Thees als Schönungsmittel erscheint uns daher als verfehlt und dürfte
die Anwendung desselben für genannten Zweck weit eher zu widerrathen als zu
empfehlen seyn. (Böttger's polytechnisches Notizblatt,
1867, Nr. 11.)
Ueber die Nachtheile der Ofenklappen; von C. Kohn.
Es wäre überflüssig, alle die Todesfälle durch Erstickung, die mitunter ganze
Familien in Folge des Absperrens der Ofenröhrenklappen betroffen haben, aufzuzählen.
Ein in jüngster Zeit abermals vorgekommener Fall der Art, durch welchen in Wien eine
Familie, aus 5 Gliedern bestehend, hingerafft wurde, weist die traurige Wahrheit
genügend nach.
Viele Leute glauben noch immer, wenn das Brennmaterial im Ofen nicht mehr mit Flamme
brennt, solle man die Wärme, damit selbe nicht durch die Röhren entweicht, durch das
schließen der Ofenklappe im Zimmer erhalten. Dieß ist aber eine ganz falsche
Ansicht. Die Rauchröhre eines Zimmerofens ist nämlich leider noch immer die einzige
Ventilationsvorrichtung, welche die Zimmerluft erträglich macht, besonders die von
Schlafgemächern.
Es ist kaum zu begreifen, wie nun unsere Vorfahren auf die Idee verfallen sind, eine
Absperre zwischen der Feuerstelle und dem Abzugsrohre einzuschalten; aber noch
unbegreiflicher ist es, wie sich dieser Unsinn noch in unseren Tagen erhält. Alle
Oefen in unseren elegantesten Wohnhäusern und Palästen sind noch mit solchen
Absperrklappen versehen. Will man die Wärme im Zimmer erhalten, so schließe man die
Ofenheizthür und den Aschen fall ab. Es ist dann
wenigstens nicht die Gefahr vorhanden, daß die Ofengase in's Zimmer treten, sondern
es werden dieselben durch die Rauchröhre ungehindert abziehen und im ungünstigsten
Falle im Ofen stagniren und somit keine Gefahr bringen, daher auch nie ein
Unglücksfall zu beklagen seyn wird.
Da es somit sowohl in wissenschaftlicher als praktischer Beziehung nachgewiesen
werden kann, daß der übliche Absperrungsapparat an unseren Zimmeröfen nicht nur
total unnütz ist, sondern sogar lebensgefährlich werden kann, so beantragt der
Verfasser, auf diesen seit Jahren bestehenden Uebelstand in unserem Haushalte die
betreffenden Sanitätsbehörden aufmerksam zu machen, damit in unserer sonst so
aufgeklärten Zeit solche alte verrottete Schlosser- und Häfnergebräuche
endlich einmal abgeschafft werden. (Verhandlungen und Mittheilungen des
nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1867 S. 276.)