Titel: | Aus dem technologischen Laboratorium der technischen Hochschule zu Graz; von Prof. H. Schwarz. |
Autor: | H. Schwarz |
Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. X., S. 24 |
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X.
Aus dem technologischen Laboratorium der
technischen Hochschule zu Graz; von Prof. H. Schwarz.
Schwarz, Mittheilungen aus dem technologischen Laboratorium der
technischen Hochschule zu Graz.
A. Trennung
von Magnesia und Kalk.
In Obersteyermark finden sich sehr ausgedehnte Lagerstätten von Magnesit und sehr
magnesiareichem Dolomit. Dieser letztere enthält neben Spuren von Sand und Thon
kohlensauren Kalk, kohlensaure Magnesia und kohlensaures Eisenoxydul. Durch
Steigerung des Gehaltes an letzterem Bestandtheil geht der Dolomit endlich in den
Ankerit und dieser schließlich in Spatheisenstein über.
Bei Gelegenheit einer Anzahl solcher Analysen, die ich auszuführen hatte, stellte
sich das Bedürfniß einer raschen und genauen Trennung des Kalks von der Magnesia
heraus. Die gewöhnliche Methode, nach welcher man den Kalk aus ammoniakalischer,
Salmiak haltender Lösung durch oxalsaures Ammoniak, die Magnesia aus dem Filtrat
durch phosphorsaures Natron fällt, leidet, wie Fresenius
z.B. angibt, daran, daß. mit dem oxalsauren Kalk immer Magnesia gefällt wird, was
eine Lösung des ersten Niederschlages in Salzsäure, eine neue Fällung durch
Ammoniak, und eine Eindampfung des zweiten Filtrats behufs der Fällung des Restes
von Magnesia nöthig macht. Auch das Sammeln des Magnesianiederschlages auf dem
Filter bietet die bekannten Uebelstände.
Ich schlug daher folgenden sehr einfachen Weg ein. Nachdem Sand und Eisen in einer
besonderen Operation – durch Lösen in Salzsäure, Abfiltriren des Sandes,
Reduction des Eisenoxyds (falls nöthig) mittelst Zink und Titriren des Eisenoxyduls
mittelst Chamäleon – bestimmt waren, wurde eine neue abgewogene Menge durch
Auflösen in möglichst wenig starker Salzsäure, Zusatz von Schwefelsäure, Abdampfen
in einer gewogenen Platinschale und schwaches Glühen in ein Gemisch von
schwefelsaurer Magnesia, schwefelsaurem Kalk und Eisenoxyd (nebst Sand) verwandelt.
Wenn man die abgewogene Substanz direct mit concentrirter Schwefelsäure befeuchtet
und bis zum Glühen erhitzt, muß man die Operation oft 3–4 mal wiederholen,
bis man ein constantes Gewicht erhält, indem der sich bildende Gyps die Körnchen der
Substanz einhüllt und so die vollkommene Zerlegung der Karbonate hindert, während
sich in der Salzsäure Alles bis auf den Sand löst, die zugesetzte Schwefelsäure
daher leicht eine vollkommene Umwandlung in Sulfate herbeiführen kann. Jedenfalls
muß man auch dann durch Wiegen, Befeuchten mit wenig Schwefelsäure, erneutes Glühen und nochmaliges
Wiegen sich überzeugen, daß aller Kalk und alle Magnesia an Schwefelsäure gebunden
sind. Das schwefelsaure Eisen bleibt beim Glühen als Eisenoxyd zurück, und wird
neben dem Sande in dieser Form, nach der vorhergehenden Bestimmung in Abzug
gebracht. Um nun die schwefelsaure Magnesia vom schwefelsauren Kalke zu trennen,
bereitet man sich durch Fällen von Chlorcalcium mit Schwefelsäure, Abfiltriren des
Gypses und Auswaschen bis zum Verschwinden der sauren Reaction, reinen Gyps, bringt
diesen in einer Flasche mit destillirtem Wasser zusammen, schüttelt tüchtig, läßt
absetzen und filtrirt endlich nach 24 Stunden die gesättigte Gypslösung ab. Mit
dieser wird nun das Gemisch von Magnesia- und Kalksulfat aufgeweicht und auf
das Filter gebracht. Die schwefelsaure Magnesia, löst sich leicht und vollständig,
während der schwefelsaure Kalk natürlich unverändert, selbst bei längerem Waschen,
zurückbleibt. Man läßt die Gypslösung vollständig abtropfen, bringt das Filter mit
dem Niederschlage nöthigenfalls noch auf mehrere Bogen Filtrirpapier, um den Rest
der Lösung aufzusaugen, trocknet, glüht und wiegt. Die Differenz ergibt die
aufgelöste schwefelsaure Magnesia; den Kalk berechnet man aus dem erhaltenen
Rückstande, nachdem man davon Eisenoxyd und Sand abgezogen hat.
Der Fehler, den man erhält, indem man mit Gyps gesättigtes Waschwasser im
Filterpapier und Niederschlage eintrocknet und mitwiegt, ist verschwindend klein. 1
Thl. Gyps ist in 400 Thln. Wasser löslich. 1 Kubikcentimeter Wasser enthält daher
0,0025 Grm. Gyps gelöst. Bei einem mäßig großen Filter dürfte wohl kaum mehr als 1/2
K. C. Flüssigkeit absorbirt bleiben. Nöthigenfalls kann man die betreffende Größe
durch Wiegen des Filters vor und nach dem Trocknen ermitteln und die dem
Wassergehalt entsprechende Menge Gyps in Anrechnung bringen.
Probeversuche mit reinem kohlensauren Kalk, reinem Magnesit und Gemischen beider
gaben hinreichend übereinstimmende Resultate und auch die untersuchten Dolomite
stimmten in den Procenten gut überein.
B.Verwendung des Magnesits.
Der Magnesit ist bisher vorzugsweise als Kohlensäurequelle in der Fabrication
moussirender Getränke verwendet worden, und zwar gewöhnlich, indem man ihn durch
ziemlich concentrirte Schwefelsäure zersetzt. Selbst wenn er ziemlich fein gemahlen
ist und ziemlich concentrirte Säure angewendet wird, ist seine Zersetzung dabei
ziemlich unvollständig, besonders wenn derselbe einige Procente kohlensauren Kalk
enthält. Immerhin ist der
Aufwand an Schwefelsäure kein unbedeutender, besonders bei den billigen Preisen, zu
denen die Concurrenz das Sodawasser zu liefern zwingt.
Man kann indeß den Magnesit statt durch Säure auch durch Erhitzen ziemlich
vollständig zerlegen. Zum Austreiben der Kohlensäure braucht man nur eine mäßige
Dunkelrothgluth anzuwenden, wenn die Höhe der Magnesitschicht nicht zu groß ist.
Eine kleine eiserne Gasretorte von 2–3 Fuß Länge genügt, um die Kohlensäure
für eine sehr starke Sodawasser-Production zu liefern. Mittelst einfacher
Vorrichtungen läßt sich ein absolut geruchfreies, sehr reines Kohlensäuregas
erhalten, welches nicht allein zur Darstellung von moussirenden Getränken, sondern
auch zur Darstellung doppelt-kohlensauren Natrons, kohlensauren Bleioxyds
etc. sich billig genug erweisen dürfte.
Selbst für die Zuckerfabriken wäre eine Substituirung dieses reinen Gases für die
Verbrennungs-Kohlensäure in Betracht zu ziehen. Es ist wohl kein Zweifel, daß
dieses unreine Gas in großem Ueberschusse angewendet werden muß, um die vollständige
Saturation zu bewirken, besonders weil das unreine Gas in ziemlich großen Blasen
rasch durch die Flüssigkeit streicht. Die Feuerungs-Kohlensäure enthält
häufig giftiges Kohlenoxyd; sie muß jedenfalls sehr sorgfältig durch Waschen von
Ruß, schwefliger Säure etc. befreit werden. Viel besser erscheint es mir, in die mit
Kalk geschiedenen Säfte reine Kohlensäure unter Druck in geschlossenen Gefäßen hineinzupressen.
Könnte man den Saft nicht in einen auf horizontalen Achsenansätzen rotirenden
Cylinder bringen, durch die eine hohle Achse Kohlensäure hineinpressen und den
Cylinder rotiren lassen, um die Kohlensäure rasch zur Absorption zu bringen? Ein
Paar eiserne Retorten und ein mäßig großer Gasometer für die entwickelte Kohlensäure
wären die ganze nöthige Einrichtung.
Diese Anwendung reiner, aus Magnesit entwickelter Kohlensäure wäre dadurch
ermöglicht, daß der Glührückstand, die gebrannte Magnesia, zu den besten feuerfesten
Substanzen und zu den besten hydraulischen Mörteln Verwendung finden kann. Wird
solche bei schwacher Rothgluth gebrannte Magnesia aus Magnesit mit nicht zu viel Wasser zu einem Mörtelbrei angemacht und in
Formen gegossen, so erhärtet sie in circa 12 Stunden
vollständig, löst sich leicht aus der Form, von der sie einen glatten Abdruck gibt,
und widersteht dann der Einwirkung des Wassers vollständig, so daß sie bei längerem
Liegen in Wasser zuletzt in der Härte mit dem besten Portlandcement wetteifern kann.
Die Farbe ist selten rein weiß, da Spuren von Eisenoxyd fast nie fehlen; statt
dessen erhält man eine angenehm röthliche Färbung. Beim Abtrocknen tritt indessen die weiße Farbe wieder
hervor. Besonders fest werden Ziegel, welche aus der halbfeuchten Masse in eisernen
Formen gepreßt werden. Man kann sie nach dem Erhärten durch Magnesiamörtel sehr gut
vereinigen.
Wird die Magnesia mit dem 2–3 fachen Volumen Sand gemischt, so erhält man
einen Mörtel, der auf gewöhnlichen Ziegeln sehr gut und rasch bindet, und ebenfalls
vollkommen dem Wasser widersteht. – Mit Steinbrocken und grobem Kies wird man
einen vortrefflichen Beton zum Fundamentiren darstellen können.
Bei Dolomit hat mir die Regulirung der Brenntemperatur Schwierigkeit gemacht, indem
es kaum zu vermeiden ist, daß auch der kohlensaure Kalk eine anfangende Zerlegung
erfährt, wo dann die Wasserfestigkeit leidet. Wo man reinen Magnesit wie in
Obersteyer fast zu demselben Preise erhalten kann wie Dolomit, ist der Magnesit als
Mörtelmaterial bei weitem vorzuziehen. Ich glaube daß dort, wo der Magnesit zu
billigem Preise zu erlangen ist, der daraus bereitete Cement, eben wegen der
niedrigen Brenntemperatur, bedeutend billiger zu stehen kommt als Portland-
und Romancement, denen er bei richtiger Behandlung in Festigkeit und Widerstand
gegen das Wasser in keiner Art nachsteht. – Viele natürliche Cemente, z.B.
der Tarnowitzer Cement, der schlesische Graukalk und andere magere Kalke verdanken
ihre hydraulischen Eigenschaften meiner Ansicht nach dem Magnesiagehalte.
Während Portlandcement nur bei hoher Weißgluth und mit dem besten Brennmaterial
gebrannt werden kann, genügen schon die geringsten Heizstoffe, um die zum Austreiben
der Kohlensäure aus dem Magnesit nöthige dunkle Rothgluth zu liefern.
Eine fernere Verwendung der Magnesia ist die zu feuerfesten Ziegeln. In Donawitz bei
Leoben verwendet man zu den Puddelöfen und anderem feuerfesten Mauerwerk
Magnesitziegel, welche man erhält, indem man den Magnesit pulvert, mit etwas
feuerfestem Thon mischt, Ziegel daraus formt und diese ziemlich scharf brennt. Diese
Ziegel halten selbst an den Feuerbrücken der Puddelöfen vortrefflich aus und
erlangen durch die große Hitze, mittelst des zusammensinternden Thones, eine große
Festigkeit. Nur vor Feuchtigkeit müssen sie nach dem Brennen geschützt werden; denn
da der angewendete Magnesit Kalk enthält, so würde dieser bei Anziehen von
Feuchtigkeit die Ziegel zum Zerfallen bringen. Man bewahrt sie in Donawitz in der
Nähe der Brennöfen unter einem Schutzdache bis zur Verwendung auf.
Wenn reiner Magnesit gebrannt, mit Nasser gemischt und in Formen gepreßt wird, wenn
man die Gegenstände alsdann sehr langsam anwärmt und endlich scharf brennt, so erhält man ein
feuerfestes Material, dem nur ein etwas stärkerer Zusammenhalt fehlt, um es als das
absolut beste erklären zu können. Ich bin derzeit mit Versuchen beschäftigt, um den
so erhaltenen Ziegeln bei annehmbaren Preisen die nöthige Cohärenz zu verleihen.
Versuche, die schon zu einiger Hoffnung berechtigen.
Auf diese Art liefert also der Magnesit nicht allein billige reine Kohlensäure,
sondern auch einen Rückstand, welcher leicht verwerthbar ist und die Kosten der
Operation zur Genüge deckt.
C. Ueber die
Nachweisung metallischen Kupfers im Avanturin-Glasflusse.
Bei Gelegenheit der Darstellung von Porporino (Hämatinon) und Astralith nach Pettenkofer's Angabe (polytechn. Journal, 1857, Bd. CXLV
S. 122) erhielt ich das Porporinoglas am besten, als ich den Kupferhammerschlag
durch ein Gemisch aus feinem Kupferoxyd (von der Art wie es zu Elementaranalysen
dient) und metallischem Kupfer, welches daraus durch Wasserstoffgas reducirt war, in
passenden Aequivalentverhältnissen, ersetzte.
Mit 50 Grm. Quarz, 5,5 Grm. gebranntem Kalk, 0,5 Grm. gebrannter Magnesia, 16,5 Grm.
Bleiglätte, 25 Grm. reiner geglühter Soda, 12,5 Grm. des Kupfergemisches und 1 Grm.
Eisenhammerschlag erhielt ich bei einfachem Einschmelzen und langsamem
Erkaltenlassen ein sehr schönes Porporino.
Bei einer ganz gleichen Mischung, wo indessen statt des Kupferoxydgemisches
Kupferhammerschlag angewendet worden war, erhielt ich eine bräunliche
avanturinähnliche Masse mit wenig rothen Streifen. Die Abkühlung hatte hier noch
länger gedauert.
Auf Zusatz von Borax, wodurch Pettenkofer den Astralith
erhielt, war der Glasfluß dunkel schwarzgrün; am Boden befand sich ein großes
Kupferkorn, von dem aus schöne Verzweigungen von Kupferkrystallen in die Heller
erscheinende untere Glasmasse sich hinauf erstreckten.
In den beiden zuerst erwähnten Versuchen fanden sich kleine Kupferkörner ebenfalls am
Tiegelboden ausgeschieden.
Die Krystalle im Astralith sollten nach Pettenkofer
Kupferoxydulsilicat seyn. Dem widersprach ihr Aussehen, ihr Zusammenhang mit dem
Kupferkorne, endlich aber eine sehr einfache Prüfung. Brachte man das Pulver eines
abgeschlagenen Glasstückes unter das Mikroskop, so erkannte man deutliche
Würfel- und Oktaederflächen, die vollkommen undurchsichtig waren, bei
Oberlicht aber betrachtet stark metallisch glänzten. Brachte man nun einen Tropfen
neutrale salpetersaure Silberlösung hinzu, so schossen die zierlichsten Verzweigungen von
metallischem Silber von diesem Punkte aus, welche besonders bei Oberlicht ein
prächtiges Aussehen zeigten.
Dieses Experiment wurde alsdann mit verschiedenen Proben Avanturin wiederholt. Auch
hier erkannte man leicht die kleinen in der Masse zerstreuten Krystalle und erhielt,
von diesen ausgehend, die Silberreduction. – Bei Hämatinon waren solche
Krystalle nicht zu entdecken, und die Reaction mit Silber nicht zu erhalten.
Metallkörner, in der Masse zerstreut, wie Pettenkofer
angibt, habe ich nicht auffinden können.
Wenn man Kupfer schmilzt und unter einem Glasflusse langsam erkalten läßt, so zeigt
der Kupferregulus eine oft sehr schöne krystallinische Oberfläche. Es ist daher die
Krystallisation des Kupfers innerhalb der Glasmasse keine Unwahrscheinlichkeit.
Das Hämatinon ist wahrscheinlich kieselsaures Kupferoxydulglas. Es liefert Avanturin,
indem es in Kupferoxydglas und metallisches Kupfer zerfällt. Ein Theil dieses
Kupfers, der bei höherer Temperatur des Glases ausgeschieden wird, schmilzt und
setzt sich in dem dünnflüssigen Glase leicht zu Boden, ein anderer Theil bleibt im
zähgewordenen Glase suspendirt und behält seine Krystallform bei, da die Hitze zum
Schmelzen des Kupfers nicht mehr ausreicht.
Beim Astralith endlich erleichtert die dünnflüssigere Consistenz des Glases sowohl
das vollkommene Absetzen des Kupfers, als auch die sehr ausgebildete Krystallisation
desselben innerhalb des Glases.
D. Verarbeitung von Tellurerzen.
Ein Gemisch von verschiedenen Tellurerzen, wesentlich aus Tellursilber und Tellurgold
bestehend, wurde mir zur Gewinnung des Goldes, Silbers und Tellurs im gepulverten
Zustande übergeben. Das Gold war, wie der Augenschein lehrte, nur zum Theil mit
Tellur verbunden, zum Theil in metallischem Zustande beigemischt. Das Erz löste sich
mit starkem Aufbrausen (von Kohlensäure) in Salzsäure. Es enthielt kohlensauren Kalk
und kohlensaures Manganoxydul. Außerdem war eine reichliche Menge Quarz beigemischt.
Um es zu verarbeiten, vertheilte ich es in mehrere geräumige Bechergläser, die auf
einem Sandbade unter einem gut ziehenden Schornstein standen, und übergoß es mit
starker reiner Salpetersäure. Die Entwickelung von salpetriger Säure war sehr
heftig. Als sie nachließ, wurde die Zersetzung durch gelindes Erwärmen unterstützt,
die Masse alsdann in eine Porzellanschale gebracht und fast zur Trockne eingedampft, um die
überschüssige Salpetersäure auszutreiben und die tellurige Säure unlöslich zu
machen. Man weichte alsdann die Masse in Wasser auf, ließ absetzen und brachte erst
die Flüssigkeit, dann den Bodensatz auf ein gut eingenäßtes Filter. Das Auswaschen
war etwas beschwerlich, da die tellurige Säure das Filter verstopfte. Das Filtrat
wurde mit Salzsäure versetzt, das Chlorsilber abfiltrirt, ausgewaschen, und mit Soda
und etwas Borax im Tiegel reducirt.
Der Rückstand wurde getrocknet, vom Filter genommen und mit starker Salzsäure
erwärmt. Es löste sich die tellurige Säure dadurch auf. Da eine starke Verdünnung
diese Säure wieder gefällt hätte, so mußte man die concentrirte Lösung über Asbest
abfiltriren und den Rückstand zuerst mit etwas Salzsäure durch Verdrängen
auswaschen.
Schließlich wurde der rückständige Sand zur Extraction des Goldes mit Königswasser
digerirt und aus der abgedampften gelben Lösung das Gold durch Eisenvitriol gefällt,
ausgewaschen und mit Borax und Salpeter eingeschmolzen.
Sämmtliche Filtrate, natürlich am meisten die mittelst Salzsäure erhaltene Lösung,
enthielten tellurige Säure gelöst. Die Lösung in Salpetersäure enthielt davon am
wenigsten, etwas mehr die Lösung, aus welcher das Gold gefällt wurde, da hier auch
das Tellurgold angegriffen worden war.
Das Tellur wurde daraus theils durch Zink, theils und zwar besser durch Einleiten von
schwefliger Säure und Erwärmen, oder durch Zusatz von saurem schwefligsaurem Natron
in Form eines schwarzen flockigen Niederschlages gefällt. Dieser wurde auf einem
geräumigen Filter gesammelt, gut ausgewaschen und getrocknet. Er schrumpfte dabei
stark zusammen. Um ihn zu schmelzen, wurde er in einem Glasrohr im Leuchtgasstrome
erhitzt; später wurde einfach ein Porzellantiegel mit durchbohrtem Deckel dazu
benutzt, in welchem man ebenfalls eine Leuchtgas-Atmosphäre unterhielt.
Unter schwacher Verflüchtigung schmolz das Tellur zu einem silberweißen Metall
zusammen, das auf seiner Oberfläche deutliche Spuren von Krystallisation zeigte und
leicht nach sich kreuzenden Spaltungsflächen zerbrach.
Bei größeren Mengen Tellurerzen würde nach einigen von mir angestellten vorläufigen
Versuchen die Behandlung im Chlorstrom mehr zu empfehlen seyn. Es verflüchtigt sich
dabei alles Tellur und es bleibt ein Rückstand, welcher, einfach mit Soda
niedergeschmolzen, eine Goldsilberlegirung ergibt, die sich durch Quartation leicht
scheiden läßt.
E. Ueber die
Stärke der Verwandtschaft der Schwefelsäure resp. Chromsäure.
Zur Darstellung der Chromsäure hat Prof. Böttger die
vortreffliche Methode angegeben, eine kalt gesättigte Lösung von saurem chromsaurem
Kali mit ihrem 1 1/2 fachen Volumen concentrirter Schwefelsäure zu mischen, wo dann
die Chromsäure beim Erkalten in den bekannten dunkelrothen Nadeln
herauskrystallisirt.
Da man hierbei eine ganz unverhältnißmäßige Menge Schwefelsäure braucht, so wird auch
vorgeschrieben, 1 Aequivalent saures chromsaures Kali in kochendem Wasser zu lösen
und mit 2 Aequiv. Schwefelsäurehydrat zu versetzen, wo dann beim Erkalten saures
schwefelsaures Kali herauskrystallisiren soll, während die Mutterlauge durch
Abdampfen Chromsäure liefere. Diese Angabe erwies sich bei der Prüfung als
unrichtig.
147 Grm. saures chromsaures Kali und 98 Grm. Schwefelsäurehydrat, ersteres in
kochendem Wasser gelöst und dann die Schwefelsäure zugesetzt, ergaben beim Erkalten
eine hochgelbe Krystallisation. Diese zur Reinigung aus heißem Wasser
umkrystallisirt, lieferte morgenrothe Krystalle, welche dem sauren chromsauren Kali
ähnlich, ja wie die Analyse ergab, mit ihm identisch waren.
Es wurden hintereinander zwei Krystallisationen erhalten, a und b. Bei der maaßanalytischen Bestimmung
mittelst einer 1/10 normalen salpetersauren Bleilösung (s. meine letzte Methode der
Bleibestimmung, im polytechn. Journal Bd. CLXIX S.
284.)S. 285 Z. 17 v. o. lese man daselbst 14,730 Grm. (statt 4,730)
zweifachchromsaures Kali. ergab a. 68,87 Procent, b. 67,90 Proc. Chromsäure, während KaO + 2CrO³ nach der Berechnung
68,03 Proc. Chromsäure enthalten soll.
Die Mutterlauge der ersten Krystallisation ergab beim Eindampfen und Erkalten
dunkelrothe blätterige Krystalle, denen farblose oder schwach gelbliche rhombische
Tafeln beigemischt waren. Wie eine Durchschnittsanalyse zeigte, enthielt das Gemisch
beider Krystalle:
Textabbildung Bd. 186, S. 31
CrO³; SO³;
KaO: HO; Feuchtigkeit entsprechend einer
empirischen Formel
Richtiger dürfte wohl ein Gemisch von vierfach-chromsaurem Kali und saurem
schwefelsaurem Kali anzunehmen seyn. Wurde dieses dunkelrothe Salz auf's Neue in heißem Wasser
gelöst und erkalten gelassen, so schieden sich wieder morgenrothe Krystalle aus; es
hatte sich auf's Neue saures chromsaures Kali, wenn auch gemischt mit etwas
schwefelsaurem Kali, gebildet. Vierfach-chromsaures Kali und saures
schwefelsaures Kali geben zweifach-chromsaures Kali und freie
Schwefelsäure.
Die letzte Mutterlauge endlich, noch mit etwas concentrirter Schwefelsäure versetzt,
gab Chromsäurekrystalle in geringer Menge.
Ich versuchte alsdann chromsaures Bleioxyd durch 1 Aeq. Schwefelsäure zu zersetzen.
Die Masse änderte dabei ihre gelbe Farbe nur sehr wenig. Es war höchstens 1/4 des
chromsauren Bleioxyds in schwefelsaures Bleioxyd umgewandelt worden. Erst als
mindestens 6 Aequiv. Schwefelsäure angewendet wurden, war die Zersetzung nahezu
vollendet. Die Chromsäure krystallisirt beim Eindampfen, sobald die überschüssige
Schwefelsäure hinreichend concentrirt ist. Die Flüssigkeit überzieht sich dann
während des Siedens mit einem Häutchen von Chromsäurekrystallen.
Man kann aus der Mutterlauge des Böttger'schen Verfahrens
durch wiederholtes Eindampfen noch beträchtliche Mengen Chromsäure gewinnen.
Auch der chromsaure Baryt wird durch 1 Aequiv. Schwefelsäure durchaus nicht
vollkommen zersetzt.
Man sieht aus dem Vorstehenden, daß wenigstens gegen Kali, Bleioxyd und Baryt die
Affinität der Chromsäure derjenigen der Schwefelsäure vollkommen gleich steht, wenn
nicht noch stärker ist, und daß für das Berthollet'sche
Gesetz der Massenwirkung hier ein sehr überzeugender Beleg gegeben ist.