Titel: | Atmosphärische Gas-Kraftmaschine, von N. A. Otto und Eugen Langen in Cöln. |
Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. XX., S. 90 |
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XX.
Atmosphärische Gas-Kraftmaschine, von
N. A. Otto und Eugen Langen in Cöln.Den Erfindern wurde für ihren Motor – dessen Beschreibung wir Schilling's Journal für
Gasbeleuchtung, Augustheft 1867, S. 354 entnehmen
– von der Jury der allgemeinen Industrie-Ausstellung zu Paris die
goldene Medaille zuerkannt.A. d. Red.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Otto und Langen's, atmosphärische Gasmotor.
Bevor wir zur detaillirten Erklärung der Construction unserer atmosphärischen
Gas-Kraftmaschine übergehen, sey es uns gestattet, im Allgemeinen deren
System zu besprechen und dessen Neuheit zu motiviren.
Bei der Verbrennung von explosionsfähigen Gasgemengen im geschlossenen Raume erhitzt
die freiwerdende Wärme die Verbrennungsproducte; diese haben in Folge dessen das
Bestreben, sich auszudehnen und erzeugen, wenn sie an dieser Ausdehnung verhindert
werden, einen dem Erhitzungsgrade entsprechenden Druck auf die umschließenden
Wandungen. Diese Spannung der Verbrennungsproducte ist so lange vorhanden, als
dieselben nichts an Wärme verloren haben.
Erfolgt eine Abkühlung derselben, so ziehen sie sich zusammen unter dem Druck der sie
unmittelbar oder mittelbar umgebenden Atmosphäre.
Will man die bei der Explosion entstehende Spannung direct als motorische Kraft
benutzen, so wird man sich bei der Construction einer solchen Maschine zu fragen
haben: welche Zeit liegt zwischen der Erwärmung und Abkühlung, zwischen Ausdehnung
und Zusammenziehung der verbrannten Gase?
Diese Zeit ist bekanntlich eine sehr kurze und man verliert, wenn man die Expansion
der erhitzten Gase als bewegende Kraft anwendet, und dieselben nach der Verbrennung
nicht schnell sich ausdehnen läßt, einen Theil der erzeugten Wärme durch die
Cylinderwände der Maschine; mit diesem Wärmeverlust geht natürlich auch ein
entsprechender Theil der bewegenden Kraft verloren.
Denkt man sich eine solche Maschine in der gewöhnlichen Anordnung construirt, also
den Kolben durch Bleuelstange und Kurbel mit der Schwungradachse starr verbunden, so
wird man einer Explosion, die in dem Cylinder hinter dem Kolben stattfindet, nicht
nur die nutzbare Arbeit, sondern auch die Massen des ganzen Systems entgegenstellen.
Eine solche Maschine müßte mit enormer Kolbengeschwindigkeit arbeiten; dennoch würde die Wirkungsweise
eine stoßende bleiben, und da die zu bewegenden Massen der Maschine niemals eine
Beschleunigung annehmen werden, welche der Intensität der Explosion entspricht, so
wird die nicht als nutzbare Kraft zur Geltung kommende Wärmemenge die Wandungen
rings nm den Explosionsraum beträchtlich erhitzen.
Diese Erfahrungen machte Lenoir in Paris in seinem nach
diesem System construirten Gasmotor.
Bei demselben bildet Bleuelstange und Kurbel das feste Verbindungsstück zwischen dem
Kolben und der Schwungradwelle, und die Ausdehnung der Gase findet in Folge dessen
nie entsprechend schnell statt; sie erleidet vielmehr durch den Kurbelmechanismus
gegen Ende des Kolbenlaufes noch eine Verzögerung.
Jene Verhältnisse würdigend, gingen wir bei der Construction unserer Maschine von dem
Grundsatze aus, daß eine directe Benutzung der Explosion als motorische Kraft zu
verwerfen sey.
Wir lassen vielmehr die bei der Explosion frei werdende Wärme zu Arbeit werden
dadurch, daß wir der Ausdehnung der Verbrennungsproducte nur sehr kleine Widerstände
entgegensetzen und benutzen als motorische Kraft die zusammenziehende Wirkung
derselben. Diese entsteht eben dadurch, daß die Gase, sobald sie ihre Wärme und
folglich ihre Spannung verloren haben, durch den Druck der Atmosphäre auf dasjenige
Volumen zurückgedrängt werden, welches nach erfolgter Abkühlung ihrer chemischen
Zusammensetzung und Temperatur entspricht.
Beschreibung der
Gas-Kraftmaschine.
Fig. 1 ist ein
Querschnitt der Maschine,
Fig. 2 eine
Ansicht,
Fig. 3 der
Grundriß,
Fig. 4 bis
13 sind
Details derselben.
A ist ein gußeiserner Cylinder mit zwei luftdicht
angeschraubten Deckeln B und B₁. Etwa bis 1/3 seiner Höhe hat dieser Cylinder (Fig. 1) doppelte Wandung,
deren Zwischenraum in Verbindung steht mit dem Raum zwischen B und B₁ und zur Kühlung des Cylinders
mit Wasser gefüllt wird. Durch die beiden Röhren r und
r₁ communicirt dieser Wassermantel mit einem
zweiten Wasserbehälter.
Das erwärmte Wasser steigt bis auf die Höhe von r₁
und gelangt von da aus in den anderen Behälter, während aus diesem zu gleicher Zeit
kaltes Wasser durch r in den Cylindermantel flieht.
Diese selbstthätige Wassercirculation genügt, um die Cylinderwände stets auf einer
niedrigen Temperatur
zu erhalten, ohne daß eine Erneuerung des Kühlwassers nöthig wäre.
K ist ein Metallkolben mit der verzahnten Kolbenstange
K₁ Letztere hat vermittelst der Traverse T Führung durch zwei, auf der Cylinderplatte befestigte
Führungsstangen F und F₁.
Die Cylinderplatte trägt zwei Paar Lagerstühle L und L₁. In L ruht die Hauptwelle w, auf welcher sich,
außer dem Schwungrad R und der Riemenscheibe P (Fig. 3) die Scheibe 6
befindet. Auf der verlängerten Nabe derselben sind zu beiden Seiten drehbare
Scheiben S₁ angebracht, zwischen welchen ein, in
die gezahnte Kolbenstange K₁ eingreifender
Zahnkranz Z₀ durch Bolzen befestigt ist. Zwischen
Zahnkranz Z₀ und Scheibe S befinden sich Mechanismen, welche den Zweck haben, beide Theile mit
einander zu kuppeln oder getrennte Bewegungen zu gestatten, je nachdem sich die
Bewegungsrichtungen ändern.
Diesen Mechanismen haben wir den Namen „Schaltwerk“ beigelegt
und geben denselben eine etwas abweichende Construction, je nach der größeren oder
geringeren Leistung der Maschine.
Die einfachste Form ist durch Fig. 6 dargestellt. Der
Zahnkranz hat an seiner inneren Seite excentrische Flächen; zwischen diesen und der
Scheibe S liegen Metallrollen o, die bei einer Drehung des Zahnkranzes in der Richtung des Pfeils keine
Reibung auf der Scheibe S verursachen; ändert man
dagegen diese Bewegungsrichtung, so rollen sich die Rollen zwischen den Keilflächen
des Zahnkranzes Z₀ und der Scheibe S fest, die erzeugte Reibung läßt ein Gleiten und
Voreilen des Zahnkranzes nicht mehr zu, und dieser ist in Folge dessen mit der
Scheibe S und der Welle w
gekuppelt.
Das in Fig. 1
und Fig. 5
gezeichnete Schaltwerk weicht insoferne von dem eben beschriebenen Fig. 6 ab, als die Rollen
0 nicht direct auf die Scheibe 8 pressen. Hier liegt vielmehr unter je drei Rollen
ein loser Keil k₁, der bei der Drehung in der
Richtung des Pfeils um die Peripherie der Scheibe ohne jegliche Reibung
herumschwingt und ebenfalls erst bei der entgegengesetzten Bewegung durch die Rollen
o fest auf die Scheibe gepreßt wird und die
Kuppelung herstellt.
In allen Fällen muß die Kuppelung eine absolute seyn und es findet ein Gleiten nicht
statt, wenn die Winkel, welche die Flächen des Zahnkranzes mit der Peripherie der
Scheibe 8 bilden, kleiner sind als der Reibungswinkel der gewählten Metalle.
Die Lagerstühle L₁ tragen die Welle w₁ mit den beiden Excentrics E und E₁, dem
Sperrrade s und Zahnrad Z₁. Letzteres ist mit dem Zahnrad Z aus
Welle w im Eingriff und überträgt die Bewegung derselben
auf die Welle w₁. Das Sperrrad s
ist auf der Achse w₁ festgekeilt, wogegen die
beiden, ein Stück bildenden Excentrics E und E₁ lose auf derselben sind. Seitlich an E₁, sitzt die Sperrklinke s₁; durch dieselbe werden die Excentrics mit der Achse w₁ gekuppelt oder ausgeschaltet, je nachdem der
Haken der Klinke in die Zähne des Sperrrades s
eingreift, oder durch den Ausrücker h₁ daran
verhindert wird.
Wird dieser Ausrücker h₁ durch den niedergehenden
Kolben abwärts gedrückt, so springt die Klinke s₁
(Fig. 1)
in einen der Zähne des Sperrades s ein und macht, die
beiden Excentrics nach sich ziehend, nur eine Umdrehung der Achse w₁ mit, vorausgesetzt, daß der Kolben nicht mehr
auf den Ausrücker h₁ drücke und dieser, durch die
Feder wieder gehoben, die Klinke bei deren Anstoß ausschalte.
Um das Explosionsgemenge von Gas und Luft unter den Kolben in den Cylinder
einzuführen, muß letzterer im geeigneten Augenblicke gehoben werden; es geschieht
dieß durch das Excentric E und den, unter das Nock N der Kolbenstange greifenden Hebel h.
Das Excentric E dient zur Bewegung des Schiebers C₁ (Fig. 1). Derselbe liegt
zwischen der Cylinderfläche C und dem Deckel C₂ und wird mit Hülfe von Spiralfedern f angedrückt; er öffnet oder schließt die Canäle x und y, läßt, während der
Kolben durch den Hebel etwas gehoben wird, durch den Canal x Luft und Gas in den Cylinder gelangen und entzündet alsdann dieses
angesaugte Gemenge durch eine, in seinem Inneren brennende Gasflamme; endlich läßt
er noch die verbrannten Gase zur rechten Zeit durch y
entweichen.
Zur Verdeutlichung dieser Functionen dienen die Fig. 8 bis 13, welche den Schieber
und dessen Canäle in ihren verschiedenen Stellungen darstellen.
Ist die Klinke s₁ durch Anschlagen an den
Ausrücker h₁ außer Eingriff mit den Zähnen des
Sperrrades s, so stehen beide Excentrics still und der
Schieber C₁ befindet sich in seiner mittleren
Stellung (Fig.
11). Es correspondirt alsdann der Cylindercanal y mit dem Schiebercanal y₁ und dem
Canal im Deckel y₂. Vor dem letzteren ist ein
Ventil y angebracht, welches sich bei Ueberdruck im
Cylinder öffnet, bei Ueberdruck der Atmosphäre aber schließt.
Bei Bewegung der Excentrics geht der Schieber aus seiner mittleren Stellung nach
unten und stellt in dem Augenblicke, in welchem er den Zusammenhang zwischen den
Canälen y, y₁ und y₂ abschneidet, eine neue Verbindung her zwischen dem zweiten
Cylindercanal x und den darüberliegenden Canälen m und n (Fig. 12), von denen
ersterer mit der atmosphärischen Luft, letzterer mit einer Gasleitung in Verbindung
steht. Vermittelt
wird dieser Zusammenhang durch einen muschelförmigen Ausschnitt a im Schieber C₁.
Denkt man sich, daß gleichzeitig der Kolben im Cylinder gehoben werde, so füllt sich
letzterer bis zur entsprechenden Höhe mit einem Gemenge von Luft und Gas. Der Canal
q des Schiebers C₁ stellt während dieser Zeit die Verbindung zwischen dem in der
Cylinderfläche angebrachten Luftcanal m₁ und
Gascanal n₁ her. Das durch n₁, strömende Gas gelangt, durch q
aufsteigend, zu der in dem Ausschnitte a₁ des
Schiebdeckeks C₂ brennenden Gasflamme l₂, es entzündet sich an derselben und füllt
brennend den Canal q.
Der Schieber geht in die Höhe; alle zwischen Cylinder, sowie zwischen den Gas-
und Luftcanälen bestandenen Verbindungen werden abgeschnitten und der Canal p gelangt, nachdem er von Gas und Luft abgesperrt ist,
in Communication mit dem Canal x und die in ihm
fortglimmende Flamme (Fig. 13) entzündet das im
Cylinder befindliche Explosionsgemenge. Das Excentric E
hebt den Schieber noch etwas und führt ihn dann zurück in seine mittlere Stellung;
Ausrücker h und Klinke s₁ schalten die Excentrics aus und diese wie der Schieber verharren in
dieser Stellung.
In diesem Augenblicke der Entzündung schleudert die Explosion des Gemenges den Kolben
in die Höhe, den Zahnkranz Z₀ mit bewegend.
Dieser rasche Flug des Kolbens wird begrenzt dadurch, daß die Verbrennungsproducte
des explodirenden Gemenges ihre Wärme an den Auftrieb des Kolbens gegen den Druck
der Atmosphäre und gegen den Trägheitswiderstand des Kolbens abgeben, auch zu ganz
kleinen Theilen die Cylinderwand erwärmen. Diese letztere Wärmeabgabe ist ein
Effectverlust, die Ueberwindung des atmosphärischen Druckes dagegen kommt der
Bewegung der Achse w beim Niedergange des Kolbens zu
Gute und die dem Kolben ertheilte lebendige Kraft wird auf Verdünnung des
explodirenden Gasgemenges unter dem Druck der Atmosphäre, also auch nützlich,
verwandt.
In solcher Weise kommen die zu Anfang angeführten physikalischen Thatsachen zur
Geltung und es treibt die Atmosphäre mit der Differenz des zu beiden Seiten
stattfindenden Druckes den Kolben herunter. Dieß gibt die motorische Kraft unserer
Maschine, da in dem Augenblick des Wechsels das Schaltwerk den in die Kolbenstange
eingreifenden Zahnkranz Z₀ mit der Scheibe S kuppelt und so die treibende Kraft des Kolbens auf
Achse und Schwungrad überträgt. Je mehr sich der Kolben dem Boden des Cylinders
nähert, um so geringer wird der niedertreibende atmosphärische Ueberdruck; er legt
diesen Weg zurück mit der Peripheriegeschwindigkeit des Zahnkranzes bis die noch im
Cylinder befindlichen Verbrennungsproducte atmosphärische Spannung haben; alsdann
öffnet sich das Ventil v und der Kolben, durch sein
Gewicht niedersinkend, drängt die Verbrennungsproducte durch dasselbe aus dem
Cylinder, wo sie durch den Hahn D und angeschraubte
Röhren beliebig abgeführt werden können.
Kurz bevor der Kolben den Boden des Cylinderser reicht, drückt das Nock N (Fig. 1) der Kolbenstange
den Ausrücker h₁ nieder, die Klinke s₁ greift in einen der Zähne des Sperrrades s ein, und da das Schwungrad R genügend lebendige Kraft angesammelt hat, so wiederholen sich die
Functionen der Excentrics und die Maschine bleibt im Gange.
In der Gasleitung befindet sich ein Hahn, durch dessen Stellung das Verhältniß des
angesaugten Gemenges von Luft und Gas so regulirt werden kann, daß bei der Explosion
der Kolben auf bestimmte Höhen geschleudert wird. Dadurch ließe sich der Gang der
Maschine reguliren. Da jedoch der Nutzeffect derselben für eine gewisse Flughöhe des
Kolbens der beste ist, so empfiehlt es sich, die ausgeübte Kraft in solcher Weise zu
reguliren, daß die Flughöhe des Kolbens stets die gleiche bleibt, unabhängig von
der, von der Maschine in der Zeiteinheit geforderten Leistung.
Wir erreichen dieses dadurch, daß wir die Zahl der Kolbenhübe unabhängig machen von
der, als constant anzusehenden Umdrehungszahl der Achse. Bei großer Leistung macht
der Kolben viele, bei geringerer Kraftanforderung weniger Hübe und ist zu dem Ende
der Steuerungsmechanismus unabhängig von der Umdrehungszahl der Welle w.
In dem Abblaserohr befindet sich ein Hahn D, welcher bei
mehr oder minder geöffneter Stellung die Producte der Gasverbrennung schneller oder
langsamer wird austreten lassen und kann man dadurch das letzte Niedersinken des
Kolbens auf den Boden ungehindert seyn lassen oder beliebig verzögern. Ist der Hahn
D weit genug geöffnet, so wird der Kolben beim
Ablassen der verbrannten Gase mit derselben Geschwindigkeit auf den Cylinderboden
sinken, welche er, der Peripheriegeschwindigkeit des Zahnrades entsprechend,
angenommen hatte.
Die Maschine arbeitet alsdann mit ihrer Maximalkraft. Schließt man dagegen den Hahn
soviel, daß eine Verzögerung des letzten Theiles der niedergehenden Kolbenbewegung
stattfindet, so bleibt der Ausrücker h₁ länger in
der gehobenen Stellung und die Umsteuerung findet verzögert statt. Die Stellung des
Hahnes D muß demnach abhängig gemacht werden von der,
von der Maschine verlangten Leistung. Man kann folglich bei ungleichmäßigem
Widerstande die Umdrehungszahl der Schwungradachse reguliren durch Verstellung
dieses Hahnes oder überhaupt durch Verengung der Oeffnung des Abblaserohrs. Verlangt
man eine selbstthätige Regulirbarkeit, so wird es genügen, den, den Querschnitt des
Abblaserohrs beherrschenden Mechanismus in irgend einer der bekannten Weisen, z.B.
durch Schwungkugel-Regulator, abhängig von der Umdrehungszahl der Achse zu
machen.
In solchen Fällen, wo die Kraftübertragung des niedergehenden Kolbens direct auf eine
Transmissionswelle erfolgen kann, machen wir Gebrauch von der in Fig. 4 dargestellten
Anordnung.
Es ist t eine Transmissionswelle und p eine Riemenscheibe auf derselben, welche mit einem
Riemen t₁ umspannt ist, dessen abwärts laufendes
Ende in senkrechter Richtung nach einer Spannrolle p₁ führt, die über der Platte des, unter der Transmission montirten
Cylinders angebracht ist. Die Kolbenstange ist nicht verzahnt und bildet am oberen
Ende einen Rahmen, welcher den Riemen t₁ (Fig. 4) umfaßt
und auf der einen Seite eine glatte Fläche e hat,
während auf der gegenüberliegenden eine Rolle o₁
um den Stift f₁ drehbar angebracht ist. Zwischen
beiden befindet sich ein Keil k₁ dessen
vorspringende Nase bei der Aufwärtsbewegung des Kolbens auf dem Rahmen aufliegt.
Dadurch wird nicht nur der Keil am Herausfallen verhindert, sondern gestattet auch
dem Riemen, ohne Reibung zwischen ihm und der Fläche e
zu gleiten. Ist der Kolben in die Höhe geflogen, so wird in dem Augenblicke, wo
seine Abwärtsbewegung beginnt, der Keil bei seinem Bestreben, weiter zu schwingen,
sich zwischen die Rolle o₁ und den Riemen t₁ drängen und letzteren an die Fläche e festpressen. Der Kolben wird somit in dem Moment des
Niederganges mit dem Riemen und der Transmission t
gekuppelt und die Kraft direct ziehend auf die Transmissionswelle t übertragen.
Nach dem Vorstehenden ist es unzweifelhaft, daß unsere Maschine von den bisher
bekannten Gasmaschinen wesentlich verschieden ist und glauben wir die Neuheit und
Eigenthümlichkeit derselben vollständig nachgewiesen zu haben. Wir heben in dieser
Beziehung besonders hervor:
1) die Benutzung der in der Einleitung ausgesprochenen
physikalischen
2) die sich unterbrechende Wirkungsweise des Kolbens;
3) das Schaltwerk oder die Mechanismen, welche durch Friction die
bei der niedergehenden Bewegung des Kolbens entwickelte Kraft auf die
Schwungradwelle übertragen;
4) die Construction des Steuerungsmechanismus und
Schiebers;
5) die Kraftregulirung der Maschine durch Veränderung der Zahl
der Kolbenhübe
bei constanter Umdrehungsgeschwindigkeit der Schwungradwelle.
Nachschrift.
Durch die Otto-Langen'sche Gas-Kraftmaschine
wird der kleinen Industrie eine bequeme und vortheilhafte Betriebskraft geboten.
Diese Maschine kann nämlich ohne Anstand in bewohnten Räumen aufgestellt werden, da
ihr Betrieb ganz gefahrlos ist, und erfordert wenig Raum.
Der Verbrauch von Leuchtgas beträgt per Stunde und
(gebremste) Pferdekraft, je nach der Größe der Maschine, durchschnittlich nur circa 1 Kubikmeter,
entsprechend weniger jedoch, wenn die Maschine nicht auf volle Leistung beansprucht
wird.Die Lenoir'sche Gasmaschine erfordert dagegen
(nach den im polytechn. Journal Bd. CLXXX
S. 23 mitgetheilten Versuchen) nahezu 3 Kubikmeter Leuchtgas per Stunde und Pferdekraft. Ein Vorzug des Otto-Langen'schen Motors besteht auch
darin, daß die Entzündung der Gasmischung nicht mehr durch den elektrischen
Funken, sondern durch eine gewöhnliche Gasflamme geschieht.
Die Ausgabe für das consumirte Leuchtgas (oder auch Wasserstoff gas) ist der einzige
Kostenpunkt des Betriebes; Arbeitslöhne für die Bedienung der Maschine erwachsen in
keiner Weise.
Das zur Kühlung des Cylinders angewendete Wasser bedarf keiner Erneuerung, seine
Erwärmung übersteigt nicht 50º C.
Preis der Maschinen mit daran befindlicher Gasleitung, Abschlußhähnen und Gassammler,
sowie Wasserbehälter von Zink und 3' Abzugsrohr für die Verbrennungsproducte:
1/2 Pferdekraft
1
„2
„
375 Thlr. 475 „ 600
„
mit Regulator40 Thlr. mehr
Man kann die Maschinen direct von den Erfindern, Firma: N. A. Otto und Comp. in Cöln a. Rh. oder von Hrn.
August Faas in Frankfurt a. M. beziehen. (Aus einem Circular der Erfinder.)