Titel: | Ueber einen neuen Schwefelwasserstoffgas-Apparat von B. W. Gibsone. |
Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. XXX., S. 127 |
Download: | XML |
XXX.
Ueber einen neuen
Schwefelwasserstoffgas-Apparat von B. W. Gibsone.
Aus der Chemical News, vol. XV p. 240; Mai
1867.
Mit einer Abbildung auf Tab. III.
Gibsone, über einen neuen
Schwefelwasserstoffgas-Apparat.
Der im Nachfolgenden beschriebene Apparat dürfte für Laboratorien wegen seiner
Einfachheit, Billigkeit und Zweckmäßigkeit zu empfehlen seyn.
Derselbe besteht der Hauptsache nach in der Verbindung eines Entwickelungsgefäßes mit
einer Waschflasche durch einen Heber, dessen beide Schenkel bis zum Boden dieser
beiden Gefäße reichen. Dieser Apparat nimmt keinen größeren Raum ein als die
einfachste Vorrichtung dieser Art, während die Entwickelung des Gases nach Belieben
unterbrochen oder regulirt werden kann, ohne daß etwas von demselben entweicht; die
Anschaffungskosten desselben sind sehr gering. Mein Exemplar besteht aus zwei
ziemlich gleich großen, und gleich gestalteten Flaschen A und B (Figur 15) mit weiten
Mündungen, deren Korkstopfen oder besser Kautschukkappen beide dreifach durchbohrt
sind. A ist das Entwickelungsgefäß (in der Abbildung in
Thätigkeit dargestellt), 6 die Waschflasche, welche zugleich, sobald der Apparat in
Unthätigkeit versetzt wird, als Behälter für die Säure dient; F ist ein langer, bis zum Boden von A
hinabreichender Röhrentrichter, durch den die Säure eingegossen wird und der
zugleich als Sicherheitsventil wirkt; S, s sind die bis
auf den Boden der beiden Flaschen hinuntergehenden, an ihren Mündungen etwas nach
aufwärts gebogenen Schenkel des Hebers; c, d sind
Kautschukverbindungen; G, g sind die beiden Schenkel des
zur Leitung des in A entwickelten Gases nach B dienenden Rohres, deren ersterer unter dem Stopfen von
A, deren zweiter auf dem Boden von B mündet; C Ableitungsrohr
für das Gas; H Unterlagen von Holz oder Stein, mittelst deren die
Flaschen nach Bedürfniß hoch oder niedrig gestellt werden können.
Vor der Operation wird A zum vierten Theile mit
zerbrochenem Glase gefüllt, darauf kommt Schwefeleisen in Stücken, so daß es die
unteren Mündungen von F und S nicht verstopfen kann; dann wird durch F
Säure in das Gefäß A eingegossen, bis dasselbe zu drei
Vierteln voll ist; hernach füllt man den Heber dadurch, daß man die
Kautschukverbindung d des anderen Rohres G, g zusammendrückt, worauf der Druck des sich
entwickelnden Gases in der Flasche A die in derselben
enthaltene Flüssigkeit durch c nach B hineinpreßt, bis die Mündungen von g und s in B abgesperrt sind und die Flüssigkeit in beiden Flaschen
auf demselben Niveau – also in der Abbildung bei L und l – steht. Dann stellt man B auf die Unterlagen H und
drückt die Kautschukverbindung bei d nicht mehr
zusammen, so daß das Gas auf seinem normalen Wege aus A
durch G, d, g in die Waschflasche B eintreten und durch das Rohr E weiter
geleitet werden kann. Soll die Gasentwickelung unterbrochen werden, so wird B von dem Untersatze herabgenommen und A auf denselben gestellt, so daß der Inhalt der Flasche
A durch den Heber in die Waschflasche B fließt. Verfährt man, um die Gasentwickelung von Neuem
hervorzurufen, in umgekehrter Weise, so findet die entgegengesetzte Erscheinung
statt.
Wie leicht einzusehen, läßt sich durch Abänderung der Höhe der Untersätze oder des
Trägers der Gasstrom auf das Genaueste reguliren und die Säure erneuern, ohne die
Flaschen öffnen zu müssen und ohne daß ein übler Geruch bemerkbar wird. Das
Ableitungsrohr E muß, nachdem es aus der mit
Schwefelwasserstoff zu sättigenden Flüssigkeit herausgenommen und gereinigt worden
ist, beständig in eine mit starkem Aetzammoniak gefüllte Flasche eintauchen, welche
Flüssigkeit jeden etwaigen Ueberschuß von nicht verbrauchtem Gase absorbirt, wodurch
man gleichzeitig ein werthvolles Reagens als Nebenproduct erhält.
Sollte der Heber S, s in Folge einer Ansammlung von Gas
in seiner Biegung seine Dienste versagen – was zuweilen eintreten kann, wenn
eine von beiden Flaschen zu leer wird, oder wenn in dem Schenkel S Efflorescenz stattfindet – so läßt er sich
sofort ganz leicht wieder füllen.
Selbstverständlich kann dieser Apparat auch für andere Gase benutzt werden, welche in
Laboratorien häufiger zur Anwendung kommen und bei seinen geringen
Herstellungskosten ist es zu empfehlen, für jedes dieser Gase ein besonderes
Exemplar dieser Vorrichtung bereit zu haben.