Titel: | Verfahren zur wohlfeilen Darstellung von Sauerstoff, Ozon und Wasserstoffsuperoxyd, von Tessié du Mothay. |
Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. L., S. 230 |
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L.
Verfahren zur wohlfeilen Darstellung von
Sauerstoff, Ozon und Wasserstoffsuperoxyd, von Tessié du Mothay.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Juli 1867, S. 472.
Tessié du Mothay, Verf. zur Darstellung von Sauerstoff, u.
Wasserstoffsuperoxyd.
1) Wohlfeile Darstellung des Sauerstoffs
Man vergl. polytechn Journal Bd. CLXXXIV S.
522.. – Mangansaures und übermangansaures Kali und Natron geben bei einer
Temperatur von ungefähr 450° C. einen Theil ihres Sauerstoffs ab, wenn sie
mit Wasserdampf in Berührung kommen, indem ein Gemenge von Manganoxyd und
Kalihydrat, bez. Natronhydrat entsteht, welches sich, bei beginnender Rothgluth
einem Strome atmosphärischer Luft ausgesetzt, wieder zu mangansaurem Alkali
oxydirt.
Zur Darstellung von Sauerstoff aus atmosphärischer Luft bringt man ein Gemenge von
gleichen Aequivalenten Alkali und Mangansuperoxyd oder Manganoxyd in eine oder
mehrere Retorten und überoxydirt es mittelst eines aspirirten oder eingepreßten
Luftstromes. Nach Verlauf von kaum einigen Stunden hat sich das Gemenge in
mangansaures Kali, bez. Natron umgewandelt, welches mittelst eines
Wasserdampfstromes wieder desoxydirt wird und zwar entweder in den zu seiner
Darstellung benutzten Retorten selbst oder in besonderen, zu diesem Zwecke
bestimmten Gefäßen. Der Sauerstoff tritt zusammen mit dem Wasserdampfe in einen
Condensator, in welchem der letztere sich verdichtet, während der Sauerstoff in ein
Gasometer entweicht.
Sobald der verwerthbare Sauerstoffgehalt der Mangansäuresalze in Folge der Einwirkung
des Wasserdampfes entwickelt worden ist, fängt die Ueberoxydirung durch den
Luftstrom von Neuem an, und in dieser Weise fährt man weiter fort.
2) Wohlfeile Darstellung des Ozons mittelst übermangansaurer
Alkalien. – Der Verfasser zersetzt das bei der Fabrication des
Chlors als fast werthloser Rückstand zurückbleibende Chlormangan durch Aetzkalk, und
erhält auf diese Weise Manganoxyd, welches zu gleichen Aequivalenten mit Aetznatron
gemengt und bei Luftzutritt bis auf 400° C. erhitzt, sich zunächst in
Mangansuperoxyd und dann in Mangansäure verwandelt, welche mangansaures Natron
bildet.
Dieses Mangansäuresalz, welches der Erfinder des Verfahrens, seiner Mittheilung
zufolge, schon jetzt zu 1 Franc per Kilogr. zu liefern
im Stande ist, wird auf nachstehende Weise in Uebermangansäuresalz verwandelt. Drei
Aequivalente desselben werden in möglichst wenig Wasser zu einer möglichst
concentrirten Flüssigkeit gelöst, und diese Lösung wird mit zwei Aequiv.
schwefelsaurer Magnesia versetzt; dadurch erhält man ohne Verlust an Sauerstoff zwei
Aequiv. schwefelsaures Natron, zwei Aequiv. Magnesia, ein Aequiv. Mangansuperoxyd
und ein Aequiv. übermangansaures Natron. Letzteres wird von der Magnesia und dem
Mangansuperoxyd, welche in der Flüssigkeit in ungelöstem Zustande suspendirt sind,
durch Filtriren oder Decantiren getrennt.
Dieselbe Umwandlung läßt sich auch mit schwefelsaurem Kalk, mit Chlormagnesium oder
mit Chlorcalcium bewirken.
Die auf diese wenig kostspielige Weise dargestellten Uebermangansäuresalze werden zur
Darstellung von Ozon, zum Zwecke des Bleichens vegetabilischer oder animalischer
Gespinnstfasern, angewendet (man vergl. polytechn. Journal Bd. CLXXXIV S. 524). Dabei verfährt man auf
folgende Weise:
Die Garne oder Gewebe werden in warmem Wasser eingeweicht, dann in einem Laugenbade
entfettet und hierauf in ein mit überschüssiger schwefelsaurer Magnesia versetztes
Bad von Uebermangansäure gebracht. Nach genügend langem Aufenthalte in dem letzteren
kommen sie in ein Bad, welches 2 bis 3 Proc. Wasserstoffsuperoxyd enthält und in
welchem das Bleichgut so lange bleibt, bis die das letztere überziehende Schicht von
Mangansuperoxyd verschwunden ist. Nachdem dieses Verfahren mehrfach wiederholt
worden, ist die Waare vollständig gebleicht.
Nach der Angabe Tessié's läßt sich in einem
einzigen Tage Garn für die geringe Ausgabe von 25 Cent. per Kilogr. und in drei Tagen Gewebe für 6 Fr. per 100 Meter vollständig bleichen.
3) Technische Verwendung des Wasserstoffsuperoxyds
Man vergl. polytechn. Journal Bd. CLXXXIV
S. 526.. – Diese Verwendungsweise ist auf ein Darstellungsverfahren
gegründet, welches in einer wohlfeilen Production von wasserfreiem Baryt und in der
Gewinnung von Baryumsuperoxyd aus diesem letzteren besteht.
Zur fabrikmäßigen Darstellung von wasserfreiem Baryt behandelt Tessié in einem, einem Puddelofen ähnlichen Flammofen ein
teigartiges Gemenge von kohlensaurem Baryt, fettem Theer und überschüssiger
Holzkohle; bei Schweißweißgluth bildet sich Aetzbaryt, welcher dem
Holzkohlenüberschusse beigemengt bleibt. Um letzteren zu extrahiren, leitet man
einen Sauerstoffstrom auf die Ofensohle, welcher die Kohle verbrennt wobei eine so
hohe Temperatur erzeugt wird, daß die entstandene Kohlensäure sich mit dem Baryt
nicht verbinden, bez. nicht verbunden bleiben kann. Bei Anwendung von
atmosphärischer Luft statt Sauerstoff würde nicht die erforderliche Temperatur
erzeugt werden und der Baryt würde sich in Folge davon wieder zu Kohlensäuresalz
umändern.
Der auf diese Weise hergestellte wasserfreie Baryt ist mit einigen Procenten
Holzkohlenasche gemengt; allein zur Gewinnung von Baryumsuperoxyd ist er auch in
diesem Zustande ganz gut geeignet.
Dieses Verfahren zur Darstellung des Baryum- und Wasserstoffsuperoxyds ist
bereits in Metz, sowie in Saarlouis zur praktischen Ausführung gebracht worden.